Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Über die Klasse der Klassik › Konzertimpressionen und -rezensionen
-
AutorBeiträge
-
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,501
clasjaz@yaiza Schöner Bericht, merci bien. Das „Konzert für Orchester“ von Bartók geht in Leib, Magen, Herz und Kopf. Die ältestmögliche Einspielung kenne ich nicht, aber zwei Einspielungen kann ich mit Leib, Magen, Herz und Kopf empfehlen. Oder auch hier: Und dann: Es mag von diesen Einspielungen noch andere Editionen geben, das weiß ich nicht. Aber ich lege alle meine vier Hände ins Feuer, dass Boulez und Reiner Dich nicht enttäuschen werden. Oder, @gypsy-tail-wind, @soulpope? Die Sonate für Solovioline, Menuhin gewidmet, gibt es auch: Und natürlich mit dem großen Ivry Gitlis: Da steht zwar „Violin Concertos“, aber die Solosonate ist auch dabei. Und ein Mendelssohn, der, wie so oft bei Gitlis, einen schlicht an die Wand drückt.
Amen zu Deinen Ausführungen ….
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Highlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
Welches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
Musikalische Orgasmen: 6 Songs voller Höhepunkte
Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
So arbeiteten die Beatles am „Weeping Sound“ für das White Album
WerbungYep, danke auch von meiner Seite @yaiza!
Was die Empfehlungen zu Bartók angeht, Reiner wäre wohl fürs Konzert auch meine erste (ich hörte das Ding kurz vor der Umbaupause noch in der alten Tonhalle und war beeindruckt – hatte aber nur ein paar wenige Zeilen geschrieben (sie stehen auch hier im Forum bzw. in diesem Thread, aber die Suche, die Suche …):
http://ubus-notizen.blogspot.com/2017/01/tonhalle-orchester-zurich-pablo-heras.htmlDass damals Christoph von Dohnányi ausfiel, fand ich schade – kann es aber voraussichtlich in der kommenden Saison nachholen – schon wieder Mendelssohns Konzert (hörte ich zuletzt mit einem der Tonhalle-Konzertmeister unter dem wenig differenzierten Tomas Netopil und auch schon mit Isabelle Faust und auch Heras-Casado – eine riesige Enttäuschung, auch wenn’s nur ein leise war, aber bei Faust wird eben riesig draus – und vor allem eine grossartige Aufführung mit Julia Fischer und Herbert Blomstedt in der Tonhalle – Blomi machte auch letztes Jahr schon den Saisonabschluss) und die grosse C-Dur von Schubert, die ich gerade in Bologna gehört habe:
https://www.tonhalle-orchester.ch/konzerte/kalender/christoph-von-dohnnyi-schuberts-grosse-c-dur-1232348/Allmählich bin ich aber repertoiremässig schon ein wenig gesättigt … Zimmermann mit Brahms (wie beim Dohnányi-Konzert geplant) hörte ich schon im Oktober 2013 in der Tonhalle (damals noch mit David Zinman, leider nur ein einzelner Besuch, regelmässig ins Konzert ging ich damals nicht, Zimmermann trat als Artist in Residence mehrmals auf und ich war nicht dort, sehr schade), dann hörte ich das Konzert in einer wundervollen Version mit Lisa Batiashvili und dem Chamber Orchestra of Europe unter Antonio Pappano, und gerade spielte Janine Jansen es zum Saisonabschluss wieder in der Tonhalle (sie hatte es, nach FP Zimmermann, 2015 zuletzt schon mit dem Tonhalle-Orchester aufgeführt).
zuletzt geändert von gypsy-tail-wind--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,501
gypsy-tail-wind …. allmählich bin ich aber repertoiremässig schon ein wenig gesättigt … Zimmermann mit Brahms (wie beim Dohnányi-Konzert geplant) hörte ich schon im Oktober 2013 in der Tonhalle (damals noch mit David Zinman, leider nur ein einzelner Besuch, regelmässig ins Konzert ging ich damals nicht, Zimmermann trat als Artist in Residence mehrmals auf und ich war nicht dort, sehr schade), dann hörte ich das Konzert in einer wundervollen Version mit Lisa Batiashvili und dem Chamber Orchestra of Europe unter Antonio Pappano, und gerade spielte Janine Jansen es zum Saisonabschluss wieder in der Tonhalle (sie hatte es, nach FP Zimmermann, 2015 zuletzt schon mit dem Tonhalle-Orchester aufgeführt).
Der Fluch der AboKonzerte …. ich gehe nur noch zu Einzelkonzerten (nicht dass dies Enttäuschungen ausschliessen könnte) …
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope
Der Fluch der AboKonzerte …. ich gehe nur noch zu Einzelkonzerten (nicht dass dies Enttäuschungen ausschliessen könnte) …Ich mache mein Abo in der Tonhalle ja selbst: Wahlabo mit vollständiger Freiheit (ein Konzert für die Mitglieder der Tonhalle-Gesellschaft – das aber mehrfach aufgeführt wird, nur einer der Abende scheidet aus – und Fredmveranstaltungen, die so eng angebunden sind, dass sie’s ins Saisonprogramm schaffen, ausgenommen) und je nach Menge der Konzerte 10 oder 20% Ermässigung … wenn sie mit der Anzahl Prozente weiterfahren würden, wäre ich eigentlich bei 40%, aber was soll’s … super Sache finde ich. Mein Programm ist dann jeweils eine Mischung aus Mitwirkenden und Repertoire, und Dohnányi mit Zimmermann ist so ein Fall, wo ich hingehe, egal, was sie spielen – und so kommt halt doch immer wieder viel Kernrepertoire rein (wobei ich auch davon nach wie vor so manches noch nie im Konzert gehört habe, anderes aber eben schon mehrfach).
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavielen Dank für Eure Tipps! für’s Concert for Orchestra: Fritz Reiner würde mich da schon interessieren… danach werde ich mal Ausschau halten, aber das wird nicht einfach, diese zu bekommen… habe aus der Bibliothek die Aufnahme LSO/Solti/1963 geliehen, aber noch nicht gehört… bei den Temperaturen bekamen spanische Komponisten den Vorrang… in den Liner Notes wird aber erwähnt, dass Fritz Reiner und Joseph Szigeti versucht hatten durch vorherige Aufträge, Bartóks Armut zu lindern, da er keine Almosen annehmen wollte.
war heute auch mal wieder im Gebraucht-CD-Laden, um nach Bartók zu suchen, habe ihn aber mit Bernstein verlassen :D
ganz kurz off-topic: War ja gestern in „Candide“ … da ich ahnungslos zugesagt hatte, hatte ich gar keine Ahnung, was auf mich zukommt. Die Idee von Bernstein – Musik, Geschichte, politische Anspielungen zu verknüpfen und Voltaire so gut aufzubereiten – ist schon grandios — für 1956 ganz schön komplex. Die Inszenierung richtete sich nach neueren Fassungen und war toll, genau so wie ich’s mag… sehr modern, leere Bühne, Aufbauten werden für die Szene reingerollt und danach wieder mitgenommen nur das Genre ist so gar nicht mein Fall Operette strengt mich irgendwie an, aber ich habe die 3,5h (mit Pause) durchgehalten und es hat sich auch gelohnt; in der letzten Stunde wurden alle Themen super zusammengeführt und mit drei Finalen (Entertainment/Was nützt uns alles Geld, wenn… /Mahnung, uns um die Erde zu kümmern) versehen… Ich hatte ganz stark das Gefühl, dass er auch die Entertainment-/Showkultur verulkt… jedenfalls ist die Ouvertüre sehr schön und daher habe ich mir dann auch die CD „Bernstein’s America“ gegönnt…
zuletzt geändert von yaiza--
nur mal ganz schnell, die neue Spielzeit geht so langsam los…
Am Wochenende war ich in einem Konzert mit einem Orchester aus Singapur (wurde von dem Verein, der auch das Young European Classic organisiert, veranstaltet… So konnten wir für je 20,00 auch mal vorn im Parkett im Konzerthaus sitzen. Ein wirklich interessantes Konzert, der Dirigent hat im feinsten British English durch’s Programm geführt. Da sie auch Musikstile aus der Region (mit Indonesien und Malaysia) vorstellten, waren die Infos echt hilfreich. Statt der Violinen spielten sie mit der Erhu (zweisaitige Standgeige) und setzten auch andere asiatische Instrumente ein. Als Highlight spielten sie auch eine Bach-Komposition in dieser Besetzung und im Zugabenteil auch Dvorak, den sie für das Konzert heute in Prag vorbereitet hatten. Bekommt man mal eine andere Perspektive auf die mitteleuropäischen Komponisten.
Am Sonntag saß ich mit derselben Freundin nochmal im Konzerthaus zur Begrüßung von Christoph Eschenbach. Es war Publikumstag, Eintritt frei und die Begrüßung vom Orchester und verschiedenen Ensembles ganz schön gestaltet. Er selbst spielte auch mit der Konzertmeisterin einen Teil einer Beethoven Sonate für Violine und Klavier. Keine Ahnung, wie das so wird (es gab/gibt Kritik von außen ob seines Alters), aber auf jeden Fall bringt er mehr Musik des 21. Jh. in den Großen Saal. Später dirigierte er noch Dvorak 9 (da Publikumstag). Schön, dass er in der alten Aufstellung spielen lässt. Das habe ich bisher erst in zwei Konzerten erlebt. Sein Antrittkonzert war am Freitag, 30.08.19, Mahler 8. (Im DLF lief noch am So. ein Mitschnitt des Antrittskonzert von Marek Janowski in der Phil. Dresden, ebenfalls älterer Jg, *1939), dort Bruckner 8.)
--
Eschen… und bist Du nicht eingeschlafen, bevor der erste Takt zu Ende gespielt war?
Bei mir am Freitag den Abschied Bernard Haitinks aus dem Konzertleben, Wiener Philharmoniker und Emmanuel Ax (Herr Perahia zieht einen „sick day“ ein), Beethoven PC 4 und Bruckner 7.
Am Montag dann (da habe ich frei, drum schob ich das kurzfristig auch noch rein) LSO/Rattle (Messiaen, Éclairs sur l’Au-Delà…) sowie Barbara Hannigan (Aberamsen, let me tell you). Freue mich sehr!
Danach geht es hier erst Ende September weiter (Pavel Haas Quartet mit Dvorák, Schulhoff und Tschaikovsky), offizieller Saisonstart der Tonhalle ist erst am ersten Wochenende im Oktober (Järvi dirigiert „Kullervo“ von Sibelius und davor Arvo Pärt, „Wenn Bach Bienen gezüchtet hätte …“ – Uraufführung der Neufassung, für Klavier, Bläserquintett, Streichorchester und Schlagzeug). Am Abend vor dem Haas Qt. gibt es Janáceks „Die Sache Makropoulos“ im Opernhaus (dessen Sommerpause deutlich kürzer ist), und am Abend danach (Sa/So/Mo) das erste Konzert im Jazzclub, unter anderem mit dem Drummer Han Bennink. Freue mich, aber das dauert noch einen Monat …
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windEschen… und bist Du nicht eingeschlafen, bevor der erste Takt zu Ende gespielt war?
ich bin gespannt… sehe ihn nochmal mit Gidon Kremer (Violinenkonzert Weinberg) + Schostakowitsch 5, im Klavierkonzert von Thomas Adès + Brahms 1 sowie dem Porträtkonzert für Sofia Gubaidulina… Es wird auch eine kleine Serie mit ihm zu seinen Schlüsselwerken geben, u.a auch mit einem „Mikrokosmos“-Abend … es wird auf jeden Fall nicht langweilig…
à propos Bartók: das Noga Quartett (2009 in Berlin von Musikern aus FRA und ITA gegründet) hatte ich gestern im Konzerthaus gehört und es war wirklich ein feiner Auftakt, für mich ja auch Streichquartett-Premiere. Sie haben tatsächlich u.a. die Sätze 1-3 des 5. Streichquartetts gespielt… und unglaublich gut eingeführt, auch mit Beispielen und Vergleichen. Es war ihnen wichtig, viel zu Bartók und seiner musikalischen Sprache zu erklären. Damit hatten sie wirklich eine schöne Grundlage für ihren Vortrag gelegt. Es dann so still, man konnte fast die Leute atmen hören. Umhüllt wurde der Bartók-Kern (1934) jeweils mit einem Satz aus einem Streichquartett von Reynaldo Hahn (geb. in Venezuela, lebte dann in Paris), die 1940 geschrieben wurde und wie nostalgische Salonmusik klang (nicht ganz mein Fall, aber das kann man ja meist nach dem ersten Hören nicht sagen)… verschiedener hätten die gewählten Werke nicht sein können… zum Ankommen, Abschalten und als Kontrast war es aber ganz interessant.
--
Klingt gut! Ich wäre ja durchaus dafür, dass bei Konzerten mit neuer(er) Musik manchmal etwas gesprochen würde – kommt hier manchmal vor, aber sicher nicht, wenn Bartók aufgeführt wird (ist ja längst im Repertoire) – andererseits ging ich letzte Saison vor Konzerten des Tonhalle-Orchesters zum ersten Mal in ein paar Einführungen (die manchmal zu „Préludes“ inkl. Aufführung kurzer kammermusikalischer Werke werden). In der Regel lohnt sich das wohl, da sitz hier meist ein junger Musikwissenschaftler (der wohl als wiss. Mitarbeiter dort angestellt ist oder so) und spricht etwas zu den Werken, auch schon mal mit Beispielen ab Konserve oder ein paar Griffen am Flügel … aber zu oft bin ich dann halt doch zu knapp dran und schaffe es nicht mehr.
Ich will Dir Eschenbach ja auch nicht madig machen, meine (wenigen) Erfahrungen beschränken sich auf Kernrepertoire (eine von Mozarts Da Ponte-Opern, ein Konzert mit Musik von Beethoven) und auf TV/Radio … dass riss mich halt eben absolut nicht vom Hocker, aber Du hast da ja einen ganz anderen Zugang vor Dir liegen, der ja hoffentlich auch zu ganz anderen Erlebnissen führen wird!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind Ich wäre ja durchaus dafür, dass bei Konzerten mit neuer(er) Musik manchmal etwas gesprochen würde – kommt hier manchmal vor, aber sicher nicht, wenn Bartók aufgeführt wird (ist ja längst im Repertoire)
Bartók wurde hier eine Weile nicht gespielt, kommt aber so langsam wieder rein… im Konzerthaus wird in den kleinen Veranstaltungen viel von den Musikern selbst erklärt… es ist weniger der Tempel der Hochkultur; mehr so Liebe und Verständnis zur Musik entwickeln…
Ich will Dir Eschenbach ja auch nicht madig machen, meine (wenigen) Erfahrungen beschränken sich auf Kernrepertoire (eine von Mozarts Da Ponte-Opern, ein Konzert mit Musik von Beethoven) und auf TV/Radio … dass riss mich halt eben absolut nicht vom Hocker, aber Du hast da ja einen ganz anderen Zugang vor Dir liegen, der ja hoffentlich auch zu ganz anderen Erlebnissen führen wird!
ach machste nicht, in Berlin wurde sooooviel geschrieben und diskutiert, aber nun ist er halt da… die Woche mit Gidon Kremer geht auch auf sein Konto. Kremer hat sich da erst vor kurzem nochmal bedankt, dass er eine Art Familientreffen veranstalten kann…
--
Habe echt drei schöne Bartók-Aufführungen innerhalb von ein paar Tagen erlebt. Letzte Woche wie oben beschrieben das 5. Streichquartett vom Noga Quartett im Konzerthaus. Trotzdem ich es schon gut von CD kannte, war das live nochmal ein anderes Erlebnis und neben noch mehr Ohren- auch ein Herzöffner, wirklich. Zur Zeit findet in Berlin das Musikfest statt, mit unzähligen tollen Veranstaltungen… ich habe mir eine mit Honegger/Bartók/Debussy ausgesucht, zufälligerweise auch im Konzerthaus – ich wäre ja auch gern mal woanders hingegangen. Eingebettet von Pacific 231/Honegger (Aufführung mit Kurzfilm von Jean Mitry, 1949) und La Mer/Debussy spielte das Konzerthausorchester unter Leitung des 1. Gastdirigenten Juraj Valcuha Bartók’s Vier Orchesterstücke und das Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 mit Valery Sokolov als Solisten. Der Saal war nur ungefähr zur Hälfte gefüllt, aber das Publikum lauschte echt aufmerksam. Bei den Vier Orchesterstücken musste ich erstmal reinfinden; erstens, weil ich die noch gar nicht oft gehört hatte und weil der Eisenbahn-Kurzfilm zu Pacific 231 noch nachwirkte. Obwohl die Leinwand schon hochgefahren war, saß ich gedanklich noch im Zug. Passiert mir oft, bin eher der visuelle Typ. Auf jeden Fall war es großartig, Werke der Moderne live im Konzertsaal zu hören. Schade, dass solche Kombinationen im regulären Betrieb fast nicht gespielt werden, aber dafür ist dann das Musikfest da. Auch im Radio liefen Mitschnitte und Live-Übertragungen mit wirklich interessanten zeitgenössischen Werken.
Die Woche wurde noch gekrönt mit dem gestrigen Konzert in einem Pianosalon, gleich bei mir im Viertel, 5 min Fußweg sozusagen. Da sitzt man, wie woanders auch, in der Werkstatt vor unzähligen Klavieren und lauscht meist jungen Musikern. Gestern gaben der junge Geiger Stephen Waarts und der Pianist Gabriele Carcano ein überwältigendes Konzert. Nach Fauré (Sonate 1) und Szymanowski (Myths) folgten im zweiten Teil die Sonate 2 und Rhapsodie 2 von Bartók. Auch hier war die Werkstatt nicht so gut gefüllt wie bei Mozart/Haydn/Beethoven/Schubert etc., aber für die die da waren, war’s ein toller Abend. Ich hab’s genossen, auch mal die Effekte, die Bartók so einflocht, live zu sehen und musste auch nochmal an den frz. Cellisten Joan Bachs denken, der noch letzte Woche so von „groovy Bartók“ schwärmte. Stephen Waarts hat echt Eindruck hinterlassen und ich denke sein Debüt wird fast ein Pflichtkauf.
Alles in allem war es Zufall, dass es ohne großen Aufwand gleich drei Möglichkeiten zum Hören hintereinander gab und während ich anfangs noch abwog, ob jetzt alle drei Veranstaltungen sein müssen, bin ich jetzt ganz froh, dabei gewesen zu sein. Es hat sich wirklich gelohnt, gerade weil mich diese Musik auch durch den Sommer begleitete.
Der Ausflug zu Glass und Bach ist im Sommer etwas kurz gekommen, aber ich hatte es Anfang August wenigstens noch zu einem Rezital von Vikingur Olafsson zu Glass und Moondog (faszinierend) geschafft. Dort gab es auch drei Bach-Zugaben… also nach und nach höre ich mich da auch hinein :D
--
gypsy-tail-wind offizieller Saisonstart der Tonhalle ist erst am ersten Wochenende im Oktober (Järvi dirigiert „Kullervo“ von Sibelius und davor Arvo Pärt, „Wenn Bach Bienen gezüchtet hätte …“ – Uraufführung der Neufassung, für Klavier, Bläserquintett, Streichorchester und Schlagzeug).
ach, da wartet ja direkt der Norden auf dich…
Sebastian Bohren hatte im Rahmen der Espresso-Konzerte sein Debüt im Konzerthaus und als erstes Stück „Fratres“ von Pärt gespielt (danach Bach’s „Chaconne“ und Schubert’s „Rondeau brillante“), ein toller Auftritt… Da bei mir zu Hause gerade Eisenträger für’n Fahrstuhl eingebaut/-bohrt werden, ist es richtig entspannend, solche Art von Mittagspausen einzulegen, fast ein bisschen Meditation.
--
Rückblick Saison 2018/19 – Teil 1
Seit fast einem halben Jahr habe ich hier nur noch höchst lückenhaft berichtet, ich will das wenigstens in groben Zügen nachholen … ich kann dabei z.T. glücklicherweise auf Zeilen zurückgreifen, die ich jeweils nach den Konzerten an Freunde schickte, denn vieles verblasst doch im Gedächtnis. Andererseits kristallisiert anderes sich ja gerade auch heraus mit der Distanz.
—
Zürich, Tonhalle-Maag – 11.04.2019
Tonhalle-Orchester Zürich
Paavo Järvi Leitung
Arcadi Volodos KlavierOLIVIER MESSIAEN „L’Ascension“, Quatre Méditations Symphoniques
LUDWIG VAN BEETHOVEN Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll Op. 37
—
LUDWIG VAN BEETHOVEN Sinfonie Nr. 4 B-Dur Op. 69Das zweite (oder war es schon das dritte?) Programm des Tonhalle-Orchesters mit seinem demnächst antretenden neuen Chefdirigenten („music director“ heisst das jetzt, wohl auf seinem Mist gewachsen) Paavo Järvi brachte einmal mehr Musik von Olivier Messiaen – demnächst erscheint auf alpha eine CD mit den Aufnahmen früher Messiaen-Werke des Tonhalle-Orchesters unter Järvi, teils wohl bei diesen Konzerten mitgeschnitten, teils im leeren Saal, so genau weiss ich das nicht. Das Konzert hatte es jedenfalls in sich. Los ging es – und das passte bestens zum Konzert am folgenden Tag, s.u. – mit „L’Ascension“ von Messiaen, dann schlurfte Arcadi Volodos auf die Bühne und fläzte sich auf seinen Stuhl (ein normaler aber sehr tief gestellter Stuhl, wie ihn die Orchestermusiker hatten), er lehnte gemütlich nach hinten, war dann aber hellwach, wenn er zu spielen hatte, tat das zugleich total locker und total fokussiert – sehr faszinierend. Nach der Pause folgte dann noch die vierte Symphonie, und hier wurde Järvis Stärke wohl am deutlichsten: er lässt die Musikerinnen zugleich sehr frei spielen, fast kammermusikalisch (und bei der recht grossen Besetzung und in alter Aufstellung, also zweite Geigen vorne rechts – finde ich sollte man immer so machen, zumal für Klassisches/Romantisches – auch durchaus nicht immer perfekt zusammen). Aber Järvi forderte auch, gab präzise Anweisungen, schöpfte die Dynamik aus, das alles klang wunderbar frisch und spontan, aber eben auch sehr klar ausgestaltet. Järvi hat dann auch die Art, noch eine Orchesterzugabe zu spielen (oder auch zwei), diesmal gab’s was längeres von Beethoven (eine Leonore-Ouvertüre oder sowas wohl, keine Ahnung). Mit der Zugabe von Volodos, der Umbaupause und der Pause ging das alles zweieinhalb Stunden, die zweite Konzerthälfte begann erst, als kürzere Konzerte sich schon dem Ende zuneigen: Järvi fordert auch vom Publikum einiges (was mit Messiaen ja eh schon getan ist, bedauerlicherweise – sollte doch längst Mainstream sein und regelmässig aufgeführt werden), und das gefällt mir sehr gut bzw. das finde ich eigentlich die einzige richtige Einstellung. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf, zu verfolgen, wie sich das alles mit ihm als Chefdirigenten entwickeln wird.
Christian Wildhagen berichtete für die NZZ – eigentlich über ein seltsames Konzert vom Propheten Currentzis in Luzern, mogelte da aber am Ende noch einen Kontrapunkt ein zum obigen Programm:
https://www.nzz.ch/feuilleton/charisma-ist-nicht-alles-musik-erblueht-erst-aus-der-freiheit-ld.1474775Susanne Kübler schrieb im Tagesanzeiger (11.4., das Programm wurde vom 10. bis 12. dreimal aufgeführt, ich war bei der mittleren Aufführung am Donnerstag) über den geschärften Beethoven, der in der Vierten zum Vorschein kam, diese „klang fast moderner als Messiaen“ und fügt in einer Klammer hinzu: „denn auch das gehört zu Järvis Talenten: dass er Hitparadenwerke als jene Kühnheiten interpretiert, die sie einmal waren“. Die Zugabe identifiziert sie, wie ich gerade erst sehe (Programme aufbewahren und Rezensionen dreinlegen mag eine altmodische, aber unter Umständen eben doch hilfreiche Angewohnheit sein), es war die Overtüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“.
Noch eine Rezension gibt es auf Seen and Heard International zu lesen:
https://seenandheard-international.com/2019/04/the-age-of-paavo-jarvi-beckons-for-the-tonhalle-orchestra-zurich/—
Zürich, Museum für Gestaltung – 12.04.2019
Collegium Novum Zürich
PIERLUIGI BILLONE Muri IIIb für Streichquartett (2010)
—
CLAUDE VIVIER „Cinq Chansons“ für ein bis drei Schlagzeuger (1980)
CLAUDE VIVIER „Pulau dewata“ – Version für Klavier und 3 Schlagzeuger (1977)
—
GÉRARD GRISEY „Vortex temporum“ für sechs Instrumente (1994–1996)Grisey hat mich total umgehauen – und dass man (was ja wohl angestrebt ist?) total das Zeitgefühl verliert, war wirklich der Fall. Ich hätte gesagt, das seien 20 Minuten gewesen und wo jetzt Teile 2 und 3 bleiben (obwohl ich die Abfolge mitgekriegt hatte, das Ding dauert ca. 40 Minuten).
Der Komponist Edu Haubensak, der vor ein paar Jahren in der NZZ auch einen längeren Grisey-Essay veröffentlichte, war da, der ganze Abend war moderiert, für die ersten zwei Werke unterhielt sich jeweils einer der Musiker mit dem Musikwissenschaftler Jens Schubbe, der durch den Abend führte, bei Grisey war’s dann eben Haubensak. Hier ein Artikel, den er 2016 über Grisey schrieb:
https://www.nzz.ch/panorama/hommage-an-gerard-grisey-die-aufloesung-der-zeit-ld.132291
Losgegangen ist der Abend mit einem Stück von Billone für Streichquartett – bisher kannte ich von ihm nur Solo-Werke (für Gitarre bzw. Violine/Viola, auf je einer Kairos-CD). Konventionell gespielt oder gestrichen wurde da kein einziger Ton, aber das Ding entwickelte Sog. Es war die erste von drei „Klanginseln“, zu denen auch Einzeltickets erhältlich waren (ich denke, die meisten waren aber wie ich für den ganzen Abend da, zwischen den drei Stücken, die jeweils um 19, 20 bzw. 21 Uhr auf die volle Stunde begannen, gab es unten im Foyer Häppchen und Getränke aufs Haus.Der zweite Block mit Musik von Claude Vivier war für meine Ohren eher uninteressant, das klang mir fast etwas nach New Age, die Minimal Music stand wohl Pate, es gab Patterns, Patterns, Patterns. Dann tauchte ein Klavierstimmer auf (seine Tochter mit ihrem Panda-Teddybär war mit dabei) und sorgte für Irritation bei den Leuten, die im Saal blieben: „Man hat mich beauftragt, das so zu stimmen“ … der Pianist des Collegium Novum Zürich, Gilles Grimaître (bei Vivier spielte Asia Ahmetjanova), der wohl hinter dem ganzen Abend stand, war aber da, um zu erklären und auch um zu testen, ob denn die Mikrotöne wirklich passten. Ich war hundemüde, was bei Vivier wohl nicht half (aber es war egal), bei Grisey aber den Sog wohl noch verstärkte – entschlummert bin ich jedenfalls nicht. Unglaublich tolle, reichhaltige Musik, die ich gerne direkt noch einmal gehört hätte, als sie zu Ende war.
—
Zürich, Tonhalle-Maag – 15.04.2019
Grigory Sokolov Klavier
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Sonate für Klavier Nr. 3 C-Dur Op. 2 Nr. 3
Elf Bagatellen Op. 119
—
JOHANNES BRAHMS
Sechs Klavierstücke Op. 118
Vier Klavierstücke Op. 119Da mag ich jetzt nicht mehr viel schreiben – es war, wie es bei Sokolov halt ist: Halbdunkel, Pinguin kommt, Pinguin sitzt und spielt, Pinguin geht, und am Ende bei den üblichen Sechs Zugaben dasselbe in Kurz. Doch wie er spielt hat es natürlich noch immer in sich – Jörg Huber schreibt in der NZZ-Rezension: „Die Auratisierung, und das ist wohl sein Geheimnis, lenkt nicht ab, sondern verführt zum genauen Hinhören.“ Eine Beethovensonate zum Aufklang, danach seltener gespieltes Repertoire, das im Konzert zu hören eine Freude ist. Sokolovs Brahms klang wohl in der Tat irdischer als der von Glenn Gould, schwerer wohl, wie auch der Beethoven durchaus in der russischen Linie stand, mit Kanten und auch mal mit starker Hand geschmettert wurde – doch nie so, dass man sich gewundert hätte, nein. Sokolovs Sichtweise schien mir in allem stimmig. Von den Zugaben konnte ich am Ende doch die meisten identifizieren. Es gab als erstes das Schubert Impromptu As-Dur (D 935), dann Mazurka a-Moll Op. posth. 68 Nr. 2, danach ziemlich sicher Rameaus „Les Sauvages“, und als letzte (sechste) dann Debussy, „Les pas dur la neige“, ein zarter Hauch, ein ganz leiser Ausklang.
Hier der NZZ-Bericht von Jörg Huber:
https://www.nzz.ch/feuilleton/mit-herz-hand-und-hirn-grigory-sokolov-in-zuerich-ld.1476000—
Mailand, Scala – 30.04.2019
Ariadne auf Naxos
Opera in un prologo e un atto – Libretto di Hugo von Hofmannsthal
Musica di Richard StraussConductor Franz Welser-Möst
Staging Frederic Wake-Walker
Sets and costumes Jamie Vartan
Lighting Designer Marco Filibeck
Video Sylwester Łuczak & Ula MilanowskaDer Haushofmeister Alexander Pereira
Ein Musiklehrer Markus Werba
Der Komponist Daniela Sindram
Der Tenor / Bacchus Michael Koenig
Ein Offizier Riccardo Della Sciucca*
Ein Tanzmeister Joshua Whitener
Ein Perückenmacher Ramiro Maturana*
Ein Lakai Hwan An*
Zerbinetta Sabine Devieilhe
Ariadne Krassimira Stoyanova
Harlekin Thomas Tatzl
Scaramuccio Kresimir Spicer
Truffaldin Tobias Kehrer
Brighella Pavel Kolgatin
Najade Christina Gansch
Dryade Anna-Doris Capitelli*
Echo Regula Mühlemann*Student of the Teatro alla Scala Academy
Teatro alla Scala Orchestra
Ende April und bis am 1. Mai war ich ein paar Tage in Italien, ein Tag im Nest Vigévano mit seiner Piazza, dann zwei im sehr sehenswerten Pavia und schliesslich ging es wieder nach Mailand in die Oper, davor aber auch an die extrem beeindruckende Ausstellung im Rahmen der Triennale. Und Am Vortag vor dem Opernbesuch ging ich auch endlich mal ins Scala-Museum. Bei dem (lohnenswerten) Besuch gab es dann auch noch die Möglichkeit, hinter Plexiglas der Orchesterprobe für das Konzert am Abend beizuwohnen, Riccardo Chailly dirigierte, Emmanuel Tjeknavorian spielte das Violinkonzert von Sibelius, ich hörte ungefähr die zweite Hälfte, den Abend verbrachte ich dann aber ohne Programm.
Die Scala bot am nächsten Tag dann einen äusserst konventionellen aber in sich stimmigen, runden Opernabend (so schrieb auch die NZZ in einem Artikel, an dem es um die Scala unter Chailly und verschiedene Aufführungen dort ging). Ich war auf die Aufführung aufmerksam geworden, als ich Monate davor die Website von Regula Mühlemann nach Konzertterminen durchsuchte – und als ich sah, dass Sabine Devieilhe und Krassimira Stoyanova mitwirkten, dachte ich, das sei doch einen Versuch bzw. Besuch wert. Die Oper kannte ich davor noch gar nicht (die Böhm-Aufnahme liegt seit Mitte April auf dem Hörstapel, aber in den Player ging sie noch nicht). Gesungen und gespielt war das sehr gut, Stoyanova beeindruckte, Devieilhe bezirzte, das Trio aus Najade, Dryade und Echo war wunderbar … überhaupt alles sehr solide bis auf das dämliche Bühnenbild im ersten Akt und den miserablen Auftritt von Pereira, der so lahm und derart ohne Schmäh war, dass es geradezu jämmerlich war – es gab denn auch Buhs für ihn (der – später gestoppte – Deal mit den Saudis war damals aber auch noch in der Schwebe). Auf jeden Fall ist dieses selten Ding, die „Literaturoper“ etwas, was mich höchst fasziniert, neulich ja auch schon beim grossartigen Rosenkavalier (auch mit Stoyanova und Devieilhe) hier in Zürich.
—
Zürich, Tonhalle-Maag – 02.05.2019
Rudolf Buchbinder Klavier
Zürcher Kammerorchester
Willi Zimmermann KonzertmeisterJOSEPH HAYDN Klavierkonzert D-Dur Hob. XVIII:11
WOLFGANG AMADEUS MOZART Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467
—
WOLFGANG AMADEUS MOZART Klavierkonzert Nr. 25 C-Dur KV 503Am Tag nach der Rückkehr ging ich zu Rudolf Buchbinder, der mit dem Zürcher Kammerorchester gleich drei Klavierkonzerte spielte, Haydn D-Dur (Hob. XVII:11), KV 467 und nach der Pause KV 503. Das war superb – und als Programmidee eine schöne Alternative zum üblichen (Konzert // Symphonie oder: Overtüre/Orchesterstück/Konzert // Symphonie). Buchbinder beeindruckte mich sehr, das war zwar alles andere als HIP, aber die ganzen Debatten um Authentizität sind doch auch längst zur Zeiterscheinung verkommen. Das ZKO trat jedenfalls sehr beweglich und glasklar auf, was zu Buchbinder ebenfalls sehr gut passte, denn auch er ist bei allen Können auch einer, der Klarheit und Schlichtheit, wie sie gerade bei Mozart so zentral sind, nie aus den Augen verliert. Ich bevorzuge bei heimischen Hören ja eigentlich die etwas älteren Pianisten, aber es ist schon jedes Mal ein Glück, einen Musiker dieses Kalibers im Konzert hören zu dürfen.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSchöner Rückblick! Vielen Dank für’s Mitnehmen…
gypsy-tail-wind und in alter Aufstellung, also zweite Geigen vorne rechts – finde ich sollte man immer so machen
die alte Aufstellung gefällt mir auch … die Celli neben den ersten Geigen und dahinter die Bässe – sieht schon toll aus…ich hatte ja gestaunt, dass das US- Youth Orchestra auch in dieser Aufstellung spielte…irgendwo hatte ich gelesen, dass diese in den USA unter „wrong seating“ läuft, aber für Prokowjew 5 passte das auch voll…
gypsy-tail-windJärvi fordert auch vom Publikum einiges (was mit Messiaen ja eh schon getan ist, bedauerlicherweise – sollte doch längst Mainstream sein und regelmässig aufgeführt werden), und das gefällt mir sehr gut bzw. das finde ich eigentlich die einzige richtige Einstellung. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf, zu verfolgen, wie sich das alles mit ihm als Chefdirigenten entwickeln wird.
--
Rückblick Saison 2018/19 – Teil 2
Zürich, Tonhalle-Maag – 04.05.2019
Tonhalle-Orchester Zürich
François-Xavier Roth Leitung
Paul Lewis Klavier
Isabelle Druet Mezzosopran
Eric Cutler TenorLUDWIG VAN BEETHOVEN Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur Op. 19
—
GUSTAV MAHLER Das Lied von der ErdeIm Mai war das Programm allmählich so dicht, dass ich es eben gar nicht mehr schaffte, wie sonst üblich, laufend ein paar Zeilen zu schreiben … in der Tonhalle gab es einen schönen Abend mit François-Xavier Roth am Pult. Im ersten Teil spielte Paul Lewis eine schnörkellose Interpretation des zweiten Klavierkonzertes von Beethoven, schlank und klar, präzise, auch in der Begleitung durch Roth und das Orchester. Das wirkte sehr fokussiert aber auch im Gestus sehr bescheiden. Nach der Pause folgte „Das Lied von der Erde“, und das war ziemlich erschlagend, auch wenn die Darbietung wohl nicht ganz ideal war. Ich sass direkt vor dem Tenor, d.h. ich konnte ihn sogar in den Klangwellen zu Beginn halbwegs hören, dafür war die Mezzo-Stimme auf der anderen Seite etwas schwieriger für mich, aber anderswo im Saal war’s wohl genau umgekehrt, wie man der NZZ-Kritik entnehmen kann (die überdies mehr Probleme als Gutes zu hören schien, was ich nun gar nicht so empfand). Das Ding von Mahler ist erschlagend, auch wenn es wie von Roth im Geiste der historischen Aufführungspraxis und ihrer Ideale durchaus analytisch und erneut mit grosser Klarheit geboten wird.
Die Rezension der NZZ:
https://www.nzz.ch/feuilleton/ein-verteufelt-schweres-stueck-ld.1479553Und noch eine von Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/05/quality-performances-in-zurich-from-paul-lewis-and-francois-xavier-roth/—
Zürich, Schauspielhaus (Pfauen) – 05.05.2019
Zürcher Kammerorchester
Daniel Hope Music Director
Nicolas Altstaedt Violoncello, LeitungSÁNDOR VERESS Vier Transsylvanische Tänze
JOSEPH HAYDN Cellokonzert Nr. 1 C-Dur Hob. VIIB:1
—
SÁNDOR VERESS Musica Concertante für 12 Streicher
JOSEPH HAYDN Sinfonie Nr. 80 d-Moll Hob. I:80Wenige Tage nach dem feinen Konzert mit Rudolf Buchbinder hörte ich das Zürcher Kammerorchester erneut, diesmal an einem Sonntagnachmittag im akustisch eher ungeeigneten Schauspielhaus (dem alten Haus am Pfauen, das von der Stadtverwaltung inzwischen zur Diskussion gestellt wird, nicht mehr zeitgemäss und was weiss ich). Nicolas Altstaedt war am Cello bzw. als Dirigent dabei und neben den Werken von Sándor Veress, einem mir noch viel zu schlecht bekannten Lehrer Heinz Holligers, der Grund, weshalb ich eine Karte gekauft hatte.
Los ging es mit den eher netten „Vier Transsylvanischen Tänze“, im Cellokonzert stand Altstaedt dann ganz im Mittelpunkt, drehte sich von seinem Klavierschemel auch immer wieder zum Orchester um, um Anweisungen zu geben (der erste Block war andersrum angekündigt gewesen, aber die Reihenfolge passte schon, man hörte Haydn wohl etwas geschärfter nach diesem Auftakt). Nach der folgte dann „Concertante für zwölf Streicher“ mit Altstaedt am Cello im Ensemble (bei den Tänzen spielte er auch schon mit, dort dirigierte wohl gar niemand? Da ist die Erinnerung verblasst … Daniel Hope sass jedenfalls am ersten Pult, dirigierte aber nicht, auch nicht beim Cellokonzert, wo sich das schon angeboten hätte, Altstaedt gelang es auch so, seine sehr lebendige Haydn-Sicht zu realisieren). In Haydns Nr. 80 trat Altstaedt dann nur als Dirigent auf. Das ZKO gefällt mir inzwischen ziemlich gut, ich finde auch die Programme ziemlich interessant (ich hatte mir für die Saison 2018/19 erstmals ein kleines Wahl-Abo mit vier Konzerten zusammengestellt, Nr. 1 war mit Enrico Onofri, Nr. 2 mit Buchbinder – siehe oben – und Nr. 4 mit Fabio Biondi folgt unten).
—
Zürich, Tonhalle-Maag – 09.05.2019
Tonhalle-Orchester Zürich
Tomás Netopil Leitung
Klaidi Sahatçi ViolineMATTHIAS PINTSCHER „Idyll“ für Orchester (CH Erstaufführung)
FELIX MENDELSSOHN Violinkonzert e-Moll Op. 64
—
ANTONÍN DVORÁK Symphonie Nr. 6 D-Dur Op. 60Ein paar Tage später ging ich spontan noch in ein weiteres Konzert des Tonhalle-Orchesters – angeregt durch die Begegnungen mit der Musik von Matthias Pintscher, der als Artist in Residence der vergangenen Saison sowohl als Komponist wie auch als Interpret/Dirigent anwesend war (ich hörte ihn in Doppelrolle mit seinem Violionkonzert „Mar’eh“ und Musik von Claude Debussy, zu zwei weiteren Konzerten mit Musik von ihm, die ich von Anbeginn in meinem Wahlabo hatte, siehe unten).
Pintschers Orchestersütck „Idyll“ war zwar fordernd aber doch angenehm zu hören. Die Besetzung war riesig, doch die Musik über weite Strecken sehr leise, spielte sich manchmal am Rand des Hörbaren ab. Klänge – und wie gerne Pintscher mit Klängen arbeitet, sie mischt und auffächert wurde im Gespräch vor dem gerade verlinkten Konzert klar – die sich ausbreiteten, dehnten, wieder zusammenzogen, die wuchsen und dahinschwanden. Eine Art Alchemie wohl, in der oft unklar bleibt, mit welchen Kombination das gerade Gehörte entsteht. Auch viel Zeit ist in diesem Stück, es wirkt langsam, bietet Raum für Soli aber auch für Pausen, für Lücken, und wie Susanne Kübler im Tagesanzeiger (11.05.2019, S. 47) schrieb: „Am Ende des Stückes war man so weit, selbst das Aneinanderreiben von zwei Styropor-Blöcken hörenswert zu finden.“ – Ein konzentriertes Hören also, wie es im Konzert ja nicht annähernd so oft eingefordert wird, wie das der Fall sein sollte.
Dann trat der Konzertmeister des Tonhalle-Orchesters nach vorn (einer von dreien), Klaidi Sahatçi (seine Kollegin Julia Becker hörte ich im Juli 2017 im allerletzten Konzert in der alten Tonhalle vor der Umbaupause als Solistin in Mozarts KV 216 mit Giovanni Antonini am Pult). Also Sahatçi, Mendelssohn: schnörkellos, direkt, mit sattem Ton und ohne zuviel romantisierendes Beigemüse. Gradlinig und sehr in Ordnung war das, auch das Orchester bemühte sich und applaudierte dem Kollegen am Ende – das Publikum natürlich auch, es sassen auch dort diverse vertraute Gesichter, Orchestermusiker und KollegInnen, die gerade nicht Dienst hatten oder aus dem Orchester inzwischen ausgeschieden sind, und wohl recht viel Anhang von Sahatçi.
Nach der Pause folgte leider eine schrecklich plumpe Version von Dvoráks sechster Symphonie, viel zu laut und zu undifferenziert, in einem Wort: versaut. Bei Mendelssohn war Tomás Netopil in Ordnung, bei Pintscher sass das Orchester auf der Stuhlkante und war wach und agil, und es konnte von vorne wohl gar nicht viel kaputt gemacht werden bei diesem Werk, das die MusikerInnen wohl besser kannten als der Dirigent … bei Dvorák gingen dann dem Kapellmeister aber die Rosse durch und der Ritt wurde zum Höllenritt im schlechtesten Sinn. Schade. Eine Rezension in der NZZ gab es dazu nicht – vielleicht entschloss man, lieber zu schweigen als in der Luft zu zerreissen? (Mir wurde zugetragen, dass das hie und da vorkommt.)
Hier eine positivere Sichtweise v.a. was Dvorák angeht:
https://seenandheard-international.com/2019/05/entertaining-ragbag-of-a-concert-from-the-tonhalle-orchestra-zurich/—
Zürich, Tonhalle-Maag – 11.05.2019
Ensemble Intercontemporain
Matthias Pintscher Leitung
Sébastien Vichard Klavier
Pierre Strauch VioloncelloGYÖRGY LIGETI Klavierkonzert
GYÖRGY LIGETI Cellokonzert
—
MATTHIAS PINTSCHER „Bereshit“ für grosses EnsembleZwei Tage später, wieder in der Tonhalle-Maag, stand Pintscher wieder am Pult, aber diesmal vor dem Ensemble Intercontemporain, das für einen Abend zu Besuch war (das Program mit Netopil wurde am 10.5. noch wiederholt). Gespielt wurden das Cello- und das Klavierkonzert von Ligeti mit Solisten aus der Reihe des Ensemble natürlich. Dieses hat unter Pintscher auf alpha 2014 die beiden Konzerte sowie das Violinkonzert auch bereits für CD eingespielt, das Cellokonzert auch bereits mit Strauch. Dieser, seit anscheinend über vier Jahrzehnten Mitglied des EI, glänzte in dem über weite Stellen sehr leisen Solo-Part – das war nun tatsächlich Musik, die bis ans Verschwinden ging, bis die Stille in den Umgebungsgeräuschen aufging. Beeindruckt hatte davor auch schon der junge Pianist des Ensembles im hochvirtuosen Klavierkonzert
Nach der Pause folgte noch ein grosses Werk von Pintscher selbst, das ebenfalls wieder mit der Stille spielte. „Bereshit“ bedeutet im Hebräischen soviel wie „im Anfang“, und am Anfang waren eben nicht Wort oder Tat, sondern erstmal das Nichts. In „Bereshit“ gibt es vermutlich eine ganze Reihe von Anfängen, vielleicht auch zuviele davon, ein kleinstteiliges Ding, das am Ende anders als das Violinkonzert mit der beeindruckenden Leila Josefowicz und auch als „Idyll“ ziemlich an mir vorbeizog. Was aber über den ganzen Abend beeindruckte, war die Präzision und die Transparenz des Klanges des Ensemble Intercontemporain, und das war auch Pintschers Dirigat, aus dem auch bei Ligeti überdeutlich wurde, wie er diese Musik vollständig und fast körperlich absorbiert hat.
Peter Hagmann hat auf seinem Blog eine Rezension der Abende mit Roth, Netopil und Pintscher verfasst, in dem auch weiteres zur Sprache kommt (ein Konzert des Quarteto Casals, das ich nicht hörte, die neue Saison 2019/20, deren Programm um die Zeit herum veröffentlicht wurde, und zum Einstieg ein paar Zeilen über das Umfeld der Interims-Spielstätte …):
http://www.peterhagmann.com/?p=2132—
Zürich, Opernhaus – 12.05.2019
La sonnambula
Melodramma in zwei Akten von Vincenzo Bellini (1801-1835)
Libretto von Felice Romani, nach einer Ballett-Pantomime von Eugène Scribe und Jean-Pierre Aumer
– Konzertante Aufführung –Musikalische Leitung Maurizio Benini
Choreinstudierung Ernst RaffelsbergerGraf Rodolfo Kyle Ketelsen
Teresa Fredrika Brillembourg
Amina Pretty Yende
Lisa Sen Guo
Elvino Lawrence Brownlee
Alessio Ildo Song
Ein Notar Omer KobiljakPhilharmonia Zürich
Chor der Oper ZürichAm folgenden Abend ging ich an eine der drei Aufführungen der dieses Jahr mit jungen SolistInnen aufgeführten konzertanten Oper (die letztjährige Aufführung von La fille du régiment mit Sabine Devieilhe war phantastisch). Dieses Mal gab es Bellinis „La sonnambula“ mit der in Südafrika geborenen Pretty Yende in der Titelrolle. Stehende Ovation, vor allem aber die Erkenntnis (nicht neu für mich, eher für „das Publikum“ wohl), dass Oper auch ohne wechselnde Kostüme und Bühnenbilder funktioniert. Yende hat in den grossen Linien alles richtig gemacht und eine wunderbare Stimme, aber die Technik lässt leider doch sehr zu wünschen übrig. Schlechte Koloraturen, ewig gleiche Triller, immer wieder einmal daneben intoniert … aber angesichts ihrer Stimme und ihrer Präsenz war am Ende auch ich fast gewillt, alles zu verzeihen – das Publikum sowieso, das jubelte wie nur selten. Ein gutes Wort muss da aber unbedingt auch für Sen Guo eingelegt werden, die aus China stammt und schon seit 2002/3 zum Ensemble der Oper gehört und auch hie und da grössere Partien singt, in der Rolle der Lisa war sie super. Den Elvino gab Lawrence Brownlee, den ich schon in der Titelrolle des „Le Comte Ory“ an der Seite von Cecilia Bartoli überzeugend fand, mit Ildo Song war noch ein langjähriges Ensemblemitglied (aus Südkorea) dabei und so kam auch eine überraschend „bunte“, wenn man das so sagen darf, Besetzung zustande, die zeigte, dass nun wirklich nicht nur Europäer Oper machen können.
Ich hoffe sehr – befürchte aber, es ist möglicherweise bereits zu spät – dass Yende die Zeit erhält, ihre Technik zu entwickeln und zu reifen, denn die Stimme ist wunderbar und es wäre ein Jammer, wenn sie mit zuvielen zu grossen Rollen zu beschäftigt wäre, um noch an sich arbeiten zu können.
Ein Bericht auf Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/05/less-pomp-less-circumstance-and-more-of-what-counts-in-zurichs-la-sonnambula/—
3. La Scintila-Konzert, Zürich, Opernhaus – 13.05.2019
La Scintilla
Riccardo Minasi Leitung
Aleksandra Kubas-Kruk Sopran
Romina Basso AltGEORG FRIEDRICH HÄNDEL
„Allegro“ aus der Sinfonia HWV 338
„Vò cercando tra fiori“ Arie für Sopran HWV 227 *°
„Ogni tua bella stilla“ Arie für Mezzosopran HWV anh. 7a °
„Col valor del vostro brando“ Arie für Spran HWV 215 *°
„L’insaziabil fantasia – Troppo audace“ Rezitativ und Arie für Mezzosopran HWV anh. 55 ° (aus dem Anhang von „L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato“)
„Giga“ in B-Dur HWV 413 °
„Verso già l’alma col sangue“ Arie der Aci (Sopran) aus „Aci, Galatea e Polifemo“ HWV 72
„Sorte, amor“ Arie für Mezzosopran HWV anh. 7a °
—
„Aure dolci, deh spirate“ Arie für Mezzosopran HWV 211 *°
„Concerto a quattro“ G-Dur HWV 314 (rekonstruiert von Riccardo Minasi)
„Con doppia gloria mia“ Arie für Mezzosopran HWV 212 *°
„Scherza in mar la navicella“ Arie der Adelaide (Sopran) aus „Lotario“ HWV 26
„Quanto più amara fu sorte crudele“ Arie für Mezzosopran HWV 222 *°
„S’un di m’appaga la mia crudele“ Arie für Sopran HWV 223 *°
„Sì, sì, Lasciami ingrata“ Rezitativ und Duett (Amarilli, Daliso) aus „Il duello amoroso“ HWV 82* unveröffentlichte Arie
° erste Wiederaufführung seit dem 18. JahrhundertDen Abend danach ging es gleich wieder in die Oper, an ein Konzert des HIP-Ensembles des Hauses, La Scintilla, bei dem ein elaboriertes, über lange Zeit vorbereitetes Programm mit raren Händel-Arien aufgeführt wurde. Teils soweit man es rekonstruieren kann seit damals nicht mehr aufgeführte Stücke, ein Konzert, auf das Riccardo Minasi und die Sopranistin Julie Fuchs wohl lange darauf hingearbeitet hatten – und dann war Fuchs krank und musste ersetzt werden. Die junge, mir bisher nicht bekannte Sopranistin Aleksandra Kubas-Krus aus Polen sprang ein und machte einen super Job, was gut war, denn Fuchs ist hier ein Publikumsliebling (sie gehörte von 2013 bis 2015 zum Ensemble und singt auch seither immer wieder hier (ich hörte sie im Februar 2017 auch bereits in einem wunderbaren Konzert mit Musik von Rameau und Gluck, in der Saison 2017/18 sang sie zudem im Juli noch hochschwanger, was dem ganzen nochmal einen Twist gab, die Poppea in einer phänomenalen Aufführung der Oper von Monteverdi, über die zu schreiben ich wohl versäumt hatte).
Romina Basso sang die Alt-Arien (angekündigt war einst Delphine Galou, die neben Fuchs bei der Monteverdi-Aufführung mitwirkte), doch auch das war ein verschmerzbarer Verlust, denn Basso sang souverän, mit einer feinen Stimme, einer beeindruckenden Präsenz und einer überzeugenden Gestaltung. Ein schöner Vergleich, bei beiden, wie kultiviert gesungen werden kann, wenn man die Technik richtig drauf hat, und Basso hat auch eine Präsenz, die der von Yende in nichts nachsteht – sie war manchmal fast schon furchterregend. Minasi hatte in der Saison 2018/19 zum 20. Jubiläum von La Scintilla die gesamte Konzertreihe der Saison dirigiert, den Auftakt hatte ein Abend mit den sechs Brandenburgischen Konzerten von J. S. Bach gemacht, als zweites liess ich Vivaldi mit den Vier Jahreszeiten aus, zum vierten und letzten Konzert folgen dann auch noch ein paar Zeilen.
—
Zürich, Opernhaus – 15.05.2019
Manon
Oper in fünf Akten und sechs Bildern von Jules Massenet (1842-1912)
Libretto von Henri Meilhac und Philippe Gille, nach einer Vorlage von Abbé PrévostMusikalische Leitung Marco Armiliato
Inszenierung Floris Visser
Bühnenbild und Kostüme Dieuweke van Reij
Choreografie Pim Veulings
Lichtgestaltung Alex Brok
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Dramaturgie Kathrin BrunnerManon Lescaut Elsa Dreisig
Le Chevalier des Grieux Piotr Beczala
Lescaut Yuriy Yurchuk
Le Comte des Grieux Alastair Miles
Guillot de Morfontaine Eric Huchet
De Brétigny Marc Scoffoni
Poussette Yuliia Zasimova
Javotte Natalia Tanasii
Rosette Deniz Uzun
L’Hôtelier Cheyne Davidson
Deux Gardes Omer Kobiljak, Jamez McCorkle
Le Portier du Séminaire / Un SergentHenri Bernard Guizirian
La Servante Ralitza Handjieva, Caroline Fuss
Premier Joueur / Un archer Omer Kobiljak
Deuxième Joueur Juan EtcheparebordaTänzer des Des Grieux Roman Conrad
Tänzerin der Manon Sina Friedli, Winnie Dias
Tänzer des Brétigny Riccardo Duse
Tänzerinnen und TänzerPhilharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus ZürichZwei Tage später ging es bereits wieder in die Oper, diesmal zu „Manon“ von Jules Massenet. Schlechte bzw. altbackene Inszenierung voller schöner Bilder aber mit sonst fast nichts (gut, die Idee mit den Tänzer-Doppelgängern war hübsch, fügte sich aber am Ende auch bloss ins traditionelle Regiekonzept gut ein). Hin bin ich aber wegen Elsa Dreisig, deren sehr schönes Debut „Miroir(s)“ (Erato/Warner, 2018) ich erst mit einigen Monaten Verspätung in diesem Jahr entdeckt habe. Eine aufsteigende Sängerin wohl, mit eher kleiner Stimme und in Sachen Präsenz noch mit einiger Arbeit vor sich … aber musikalisch ein feiner Abend, und mich dünkte auch als Werk sei die Oper nicht ohne, obwohl ich mich mit der französischen Oper nach wie vor ordentlich schwer tue und keineswegs den Durch- oder Überblick habe. Also, das Traviata-Schema: tugendhafter Jüngling verliert „Ehre“ an halbseidenes Mädchen, diese geht am Ende (daran?) zu Grunde. Dreisig verkörperte die luxussüchtige Manon, Beczala sang umwerfend (wie zu erwarten war) den jungen Chevalier des Grieux, dem Orcherster fehlte es, wie die NZZ bemängelte, wohl da und dort tatsächlich an der erforderlichen Feinheit (was aber am Dirigent gelegen haben wird, denn dasselbe Orchester spielte unter anderer Leitung in Pelléas et Mélisande vor ein paar Jahren den besten flirrenden, changierenden Debussy, den ich bisher zu hören kriegte, an der Fähigkeit zu Abstufungen und Nuancen mangelt es also überhaupt nicht). Das ganze war am Ende ein schwacher Theaterabend, musikalisch aber halbwegs befriedigend und vom Publikum – Beczala auch ein Liebling – gefeiert.
Die NZZ-Rezension ist eine doppelte, die sich auch mit der Frankfurter Aufführung von Schrekers „Der ferne Klang“ befasst, wie es scheint eine sehr viel bessere Aufführung als die ebenfalls ziemlich lahme Inszenierung der Gezeichneten, die ich zum Auftakt der Saison 2018/19 in Zürich gesehen hatte:
https://www.nzz.ch/feuilleton/die-frau-das-raetselhafte-wesen-ld.1473540Noch ein Bericht, von Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/04/opernhaus-zurichs-new-manon-has-so-much-to-hear-so-little-to-see/—
Zürich, Opernhaus – 18.05.2019
Il turco in Italia
Dramma buffo in zwei Akten von Gioachino Rossini (1792-1868)
Libretto von Felice RomaniMusikalische Leitung Enrique Mazzola
Inszenierung Jan Philipp Gloger
Bühnenbild Ben Baur
Kostüme Karin Jud
Lichtgestaltung Martin Gebhardt
Video-Design Sami Bill
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Dramaturgie Claus SpahnSelim, ein türkischer Fürst Nahuel Di Pierro
Donna Fiorilla, Gemahlin von Don Geronio Julie Fuchs
Don Geronio Renato Girolami
Don Narciso, Fiorillas Liebhaber Edgardo Rocha
Prosdocimo, ein Dichter Pietro Spagnoli
Zaida, eine Zigeunerin Rebeca Olvera
Albazar, Zaidas Gefährte Nathan HallerPhilharmonia Zürich
Zusatzchor des Opernhauses Zürich
Chorzuzüger
Statistenverein am Opernhaus Zürich
Hammerklavier Anna HaunerUnd noch einmal ging es in dieser Woche in die Oper – dieses Mal zu einer wunderbaren Aufführung und auch mit Julie Fuchs, die das Händel-Konzert wohl sausen gelassen hatte, um die feine Rossini-Komödie nicht zu gefährden. Die Inszenierung mag etwas albern gewesen sein, aber funktionierte sehr gut. Fuchs übrigens fügte sich bestens in Ensemble ein, keine Starallüren oder sowas, im Gegenteil … überhaupt schien mir das ein Ensemble-Effort zu sein, hinter der Bühne, auf der Bühne und unten im Graben zogen alle am selben Strick und das Resultat war entzückend in fast jeder Hinsicht.
Die NZZ-Kritik schrieb diesmal Tobias Gerosa:
https://www.nzz.ch/feuilleton/reize-und-gefahren-des-mittelstandes-ld.1478295Und Susanne Küblers Rezension im Tagesanzeiger ist auch noch immer online zu finden:
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/klassik/der-tuerke-kommt/story/29816243Ein weiterer Bericht auf Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/04/the-turk-in-italy-a-clash-of-cultures-at-zurich-opera/—
Zürich, Tonhalle-Maag – 19.05.2019
Bamberger Symphoniker
Jakub Hrusa LeitungBEDRICH SMETANA Ma Vlast
Am nächsten Abend (Sonntag, später Nachmittag) gab es dann noch das Gastspiel der Bamberger Symphoniker unter Jakub Hrusa mit Smetanas „Ma Vlast“ – da wäre ich nicht hin, hätte ich nicht ein Abo von der betreffenden Reihe gehabt. Kam aber ziemlich gut, auch wenn das Orchester mit dem Saal nicht so ganz klarkam und es stellenweise zu laut wurde (aber nicht annähernd so übel wie beim Tonhalle-Orchester selbst unter Netopil). Nicht wirklich meine Musik, zu schwer, zu plüschig … aber eine gute Aufführung, zweifellos.
Nachtrag: gerade (1.10.) hier eine Rezension entdeckt:
https://www.rolf-musicblog.net/jakub-hrusa-bamberg-symphony-zurich-2019-05-19/—
Zürich, Opernhaus – 24.05.2019
Hippolyte et Aricie
Tragédie en musique in fünf Akten von Jean-Philippe Rameau (1683-1764)
Libretto von Abbé Simon-Joseph Pellegrin, nach «Phèdre» von Jean Racine, «Phaedra» von Seneca und «Hippolytos» von EuripidesMusikalische Leitung Emmanuelle Haïm
Inszenierung Jetske Mijnssen
Bühnenbild Ben Baur
Kostüme Gideon Davey
Choreografie Kinsun Chan
Musikalische Assistenz David Bates
Lichtgestaltung Franck Evin
Choreinstudierung Janko Kastelic
Dramaturgie Kathrin BrunnerAricie Mélissa Petit
Hippolyte Cyrille Dubois
Phèdre Stéphanie d’Oustrac
Thésée Edwin Crossley-Mercer
Neptune, Pluton Wenwei Zhang
Diane Hamida Kristoffersen
Œnone Aurélia Legay
Première Parque Nicholas Scott
Seconde Parque Spencer Lang
Troisième Parque Alexander Kiechle
Une Prêtresse de Diane, Une Matelote, Une Chasseresse Gemma Ní Bhriain
Un chasseur Piotr Lempa
Tänzer des Perithous Davidson Hegglin FariasOrchestra La Scintilla
Chor der Oper Zürich
Tänzerinnen und Tänzer
Continuo: Violoncello Claudius Herrmann; Kontrabass Ruslan Lutsyk; Cembalo Benoît HartoinDie Opernfestspiele endeten noch längst nicht, eine Woche später hörte ich eine phänomenale Aufführung von Rameaus „Hippolyte et Aricie“ unter Emmanuelle Haïm, natürlich mit dem HIP-Orchester des Hauses, La Scintilla. Hier passte nun einfach wirklich alles, Inszenierung, Bühne, Ensemble, Orchester – ein grossartiger Abend!
Rezensionen gab es natürlich auch wieder – hier einmal mehr Tobias Gerosa in der NZZ:
https://www.nzz.ch/feuilleton/rameau-premiere-hippolyte-et-aricie-am-opernhaus-zuerich-ld.1483050Auch der Tagesanzeiger war wieder begeistert (ich vermute, wie üblich Susanne Kübler):
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/klassik/und-unter-den-barockkostuemen-liegen-die-gefuehle-blank/story/14790395Noch eine Rezension:
https://seenandheard-international.com/2019/05/opernhaus-zurich-does-it-again-this-time-with-rameau-firstling/Da Haïm am Opernhaus debuttierte und mit Mijnssen wohl erstmals ein weibliches Leitungsduo engagiert war, gab es noch weitere Artikel in den Tagen vor der Premiere:
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/klassik/das-gab-es-noch-nie-am-zuercher-opernhaus/story/15237700
https://www.nzz.ch/feuilleton/emmanuelle-haim-wollte-schon-als-kind-dirigentin-werden-ld.1481994Für mich vermutlich der Saisonhöhepunkt in Sachen Oper … knapp vor dem „Don Giovanni“ (Kurzbericht) und Luzern und der „Traviata“, die ich am folgenden Abend erneut in Luzern sah.
—
Luzerner Theater – 26.05.2019
La Traviata
Melodramma in drei Akten von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria PiaveMusikalische Leitung Clemens Heil
Inszenierung Benedikt von Peter
Bühne Katrin Wittig
Kostüme Geraldine Arnold
Licht David Hedinger-Wohnlich
Choreinstudierung Mark Daver
Dramaturgie Sylvia RothVioletta Valéry Nicole Chevalier
Alfredo Germont Diego Silva
Giogio Germont Jason Cox
Flora Bervoix Rebecca Krynski Cox
Annina Anna Nero
Gastone / Giuseppe Robert Maszl
Baron Duphol Marco Bappert
Marchese d’Obigny Balduin Ariel Schneeberger
Dottore Grenvil Vuyani Mlinde
Commissionario Robert Hunghoon LeeChor des LT
Luzerner SinfonieorchesterDie Luzerner „Traviata“ war schon in der Spielzeit 2016/17 erstmals aufgeführt worden und wurde in den beiden folgenden wiederaufgenommen. Davor lief die Produktion schon in Hannover an der Staatsoper, wo der Luzerner Theaterleiter und Regisseur Benedikt von Peter sie für Nicole Chevalier erstellt hatte. Chevalier, in der Rolle der Violetta Valéry, stand für die ganzen zweieinhalb ohne Pause gespielten Stunden allein auf der Bühne. Das Orchester sass im hinteren Bereich der Bühne, die bis hart an die Zuschauerränge gezogen war, der Graben geschlossen. Die anderen Sängerinnen und Sänger verteilten sich zu verschiedenen Zeiten auf dem Balkon und den Galerien zwischen dem Publikum, so wurde erneut der ganze Raum bespielt (für ebenso eine grossartige Aufführung von Luigi Nonos „Prometeo“ hatte Peter das Haus vor ein paar Jahren vorübergehend zu einer Art Globe umgebaut, das Publikum verteilte sich frei im Parkett bzw. der Bühne, die Orchestergruppen und SolistInnen traten rundherum in Galerien auf). Die Aufführung, die ich am 26. Mai erlebte, dürfte die letzte überhaupt sein (Peter zieht in einem Jahr nach Basel weiter, dort sah ich im Winter 2018 eine konventionellere aber ebenfalls feine Traviata, dass Peters Chevalier-Inszenierung nochmal aufgeführt wird, ist da wohl eher unwahrscheinlich). Chevalier jedenfalls war ein Wunder an Präsenz, auch in den Momenten, in denen sie nichts zu tun hatte und nur auf der Bühne stand oder sass – die Bühne war bis auf einige Requisiten (ein Türrahmen mit Tür, ein Spiegel, eine Garderobe, alles verschiebbar natürlich, dazu eine Perrücke, ein paar Kleidchen …) leer, es wurde sichtbar „Theater gespielt“, Chevalier zog sich auch mal die Balletschuhe an und es gab eine Tanzeinlage, ein anderes Mal kletterte sie auf den Armlehnen in die ersten Reihen des Parketts und sang so balancierend über den Köpfen des verwunderten Publikums.
Peter Hagmann hat auf seinem Blog eine begeisterte Kritik geschrieben, die das alles viel besser in Worte fasst, als ich es könnte:
http://www.peterhagmann.com/?p=1057Und natürlich hat bei der Premiere in Luzern auch die NZZ berichtet:
https://www.nzz.ch/feuilleton/verdis-la-traviata-in-luzern-violettas-ein-frau-performance-ld.155329—
Zürich, Tonhalle-Maag – 27.05.2019
Maria João Pires Klavier
WOLFGANG AMADEUS MOZART Klaviersonate Nr. 12 F-Dur KV 332
LUDWIG VAN BEETHOVEN Klaviersonate Nr. 8 c-Moll Op. 13 „Pathétique“
—
FRÉDÉRIC CHOPIN
3 Nocturnes Op. 9
2 Nocturnes Op. 27
Nocturne in e minor Op. posth. 72
2 Valses Op. posth. 69Am Tag darauf ging ich bereits ins nächste Konzert, wieder in der Tonhalle-Maag – angekündigt war eigentlich Radu Lupu, ich hatte letzten Sommer unterwegs eine viel zu teure Karte gekauft. Doch schon ein paar Wochen davor wurde bekanntgegeben, dass er abgesagt hatte und von Maria João Pires ersetzt würde. Sie verkündet öfter als alte Rockstars ihren Rücktritt von der Bühne, ich war Ende 2017 dabei, als sie in der Tonhalle zusammen mit Bernard Haitink, der sich ja inzwischen auch zurückgezogen hat, ihren vermtulich letzten Auftritt mit Orchester in Europa gab (mehr dazu hier). Solo hörte ich sie noch nie und freute mich denn auch auf das Konzert, das ich aber nach den vielen späten Nächten der letzten Wochen etwas übermüdet aufsuchte.
Los ging es mit Mozart, womit ich sie auch einst zum ersten Mal hörte (der erste Sonatenzyklus auf Denon, den es bei Brilliant Classics wieder gab) – schön, vielleicht etwas zu lieblich? In der „Pathétique“ schlichen sich da und dort falsche Töne ein, auch kam mir die Rhythmik bei den Passagen mit der markanten Melodie, die teils mit überkreuzten Armen gespielt wird, etwas schief vor, als seien ihre Arme bei solchen weiten Bewegungen nicht mehr ganz schnell genug, eine Art „hinken“ wenn die Rechte links spielte, der Rückstand dann jeweils aufgeholt, wenn die Hände wieder normal über den Tasten lagen … keine Glanzstunde, fand ich, aber dennoch beeindruckend, allein weil die Beethoven-Sonaten ja sowas von bekloppt und beeindruckend sind.
Richtig gut wurde es dann nach der Pause mit Chopin, es gab die Nocturnes Opp. 9 und 27 sowie Op. posth. 72 Nr. 1, und dann die zwei Walzer Op. posth. 69 – und zuletzt eine Zugabe, ein diesbezüglich beliebtes Prélude oder eine Étude vom guten Fryderyk, aber ich weiss nicht, was es genau war. Hat sich am Ende also sehr gelohnt, aber dass das Publikum hier sofort von den Stühlen aufsprang, bei Sokolov neulich aber nicht, verstehe ich wiederum nicht, denn Pires ist ja auch keine, die jetzt irgendwie eine Show abzieht oder so … sie ist aber sehr beliebt hier, spielte wohl öfter mal in Zürich und wirkt gewiss viel zugänglicher, normaler als der reservierte Sokolov. Auch fand das Konzert im Rahmen einer Veranstaltungsreihe („Meisterinterpreten“) statt, die wohl ein eigenes Stammpublikum hat, das wiederum anders drauf ist, als das mir inzwischen vertraute übliche Tonhalle-Publikum.
—
Winterthur, Stadthaus – 30.05.2019
Musikkollegium Winterthur
Thomas Zehetmair Leitung
Nelson Freire KlavierJOHANNES BRAHMS
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur, op. 83
—
JOHANNES BRAHMS
Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90Ein letztes Mal vor meinem grösseren Urlaub dieses Jahr (der nicht gross genug war, versteht sich) ging ich an Auffahrt nach Winterthur zum Musikkollegium, zum zweiten Mal erst (für die Saison 2019/20 habe ich mir ein kleines Wahlabo zusammengstellt, ohne Terminkollisionen mit anderen Konzerten wäre es grösser ausgefallen, auch Augustin Hadelich wird Ende der Saison in Winterthur spielen, aber da ich nächstes Jahr auf jeden Fall einen längeren Urlaub will und der wohl in den Juni 2020 fallen wird, muss ich da wohl passen). Nelson Freire war der „drawing point“, und hätte ich nicht so verdammt viel Konzerte gehabt in den Wochen, wäre ich am Vortag fürs erste Klavierkonzert mit Cédric Tiberghien auf jeden Fall auch noch dort gewesen. Beim ersten Konzert, das ich im Herbst in Winterthur besucht hatte, stand bereits Brahms auf dem Programm, das Musikkollegium unter Zehetmair hat die vier Symphonien im Laufe der Saison aufgenommen und sie sind im Frühling bei Claves erschienen.
Die Sichtweise von Zehetmair ist recht harsch, in der relativ kleinen Besetzung klang das schon bei der Vierten frisch und anders (Peter Hagmann hat über das Festival und die CD-Einspielung geschrieben und erwähnt dort die frühen Aufnahmen von Felix Weingartner, dessen Zugang Brahms ausdrücklich gelobt habe – feine Aufnahmen in der Tat!), dieses Mal gab es die dritte Sinfonie zu hören und auch die überzeugte mich durchaus, obwohl die Fragezeichen von Hagmann schon nachvollziehen kann. Die Aufnahmen fehlen mir immer noch, aber ich werde sie auf jeden Fall noch anschaffen.
Warum ich in dieses Konzert gehen wollte, ich erwähnte es schon, war aber Nelson Freire. Seine Aufnahmen der Brahms-Konzerte mit dem Gewandhausorchester unter Chailly zählen zu meinen liebsten und im Konzert gehört habe ich ihn bisher noch nie (weitere Aufnahmen kenne ich auch noch fast keine). Freires Aufführung des Konzertes war hervorragend. Beim Auftritt wirkte er fast etwas gebrechlich, aber als er zu spielen anfing, schien das Alter wie weggewischt, frisch und doch mit dem Blick aufs Ganze spielte er das Konzert, spannte weite Bögen, riss das Orchester förmlich mit vor lauter Spielfreude. Wunderbar!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Kammermusik, Klassik, klassische Musik, Konzertberichte, Lied, Oper
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.