Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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Rückblick Saison 2018/19 – Teil 2

Zürich, Tonhalle-Maag – 04.05.2019

Tonhalle-Orchester Zürich
François-Xavier Roth
Leitung
Paul Lewis Klavier
Isabelle Druet Mezzosopran
Eric Cutler Tenor

LUDWIG VAN BEETHOVEN Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur Op. 19

GUSTAV MAHLER Das Lied von der Erde

Im Mai war das Programm allmählich so dicht, dass ich es eben gar nicht mehr schaffte, wie sonst üblich, laufend ein paar Zeilen zu schreiben … in der Tonhalle gab es einen schönen Abend mit François-Xavier Roth am Pult. Im ersten Teil spielte Paul Lewis eine schnörkellose Interpretation des zweiten Klavierkonzertes von Beethoven, schlank und klar, präzise, auch in der Begleitung durch Roth und das Orchester. Das wirkte sehr fokussiert aber auch im Gestus sehr bescheiden. Nach der Pause folgte „Das Lied von der Erde“, und das war ziemlich erschlagend, auch wenn die Darbietung wohl nicht ganz ideal war. Ich sass direkt vor dem Tenor, d.h. ich konnte ihn sogar in den Klangwellen zu Beginn halbwegs hören, dafür war die Mezzo-Stimme auf der anderen Seite etwas schwieriger für mich, aber anderswo im Saal war’s wohl genau umgekehrt, wie man der NZZ-Kritik entnehmen kann (die überdies mehr Probleme als Gutes zu hören schien, was ich nun gar nicht so empfand). Das Ding von Mahler ist erschlagend, auch wenn es wie von Roth im Geiste der historischen Aufführungspraxis und ihrer Ideale durchaus analytisch und erneut mit grosser Klarheit geboten wird.

Die Rezension der NZZ:
https://www.nzz.ch/feuilleton/ein-verteufelt-schweres-stueck-ld.1479553

Und noch eine von Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/05/quality-performances-in-zurich-from-paul-lewis-and-francois-xavier-roth/

Zürich, Schauspielhaus (Pfauen) – 05.05.2019

Zürcher Kammerorchester
Daniel Hope
Music Director
Nicolas Altstaedt Violoncello, Leitung

SÁNDOR VERESS Vier Transsylvanische Tänze
JOSEPH HAYDN Cellokonzert Nr. 1 C-Dur Hob. VIIB:1

SÁNDOR VERESS Musica Concertante für 12 Streicher
JOSEPH HAYDN Sinfonie Nr. 80 d-Moll Hob. I:80

Wenige Tage nach dem feinen Konzert mit Rudolf Buchbinder hörte ich das Zürcher Kammerorchester erneut, diesmal an einem Sonntagnachmittag im akustisch eher ungeeigneten Schauspielhaus (dem alten Haus am Pfauen, das von der Stadtverwaltung inzwischen zur Diskussion gestellt wird, nicht mehr zeitgemäss und was weiss ich). Nicolas Altstaedt war am Cello bzw. als Dirigent dabei und neben den Werken von Sándor Veress, einem mir noch viel zu schlecht bekannten Lehrer Heinz Holligers, der Grund, weshalb ich eine Karte gekauft hatte.

Los ging es mit den eher netten „Vier Transsylvanischen Tänze“, im Cellokonzert stand Altstaedt dann ganz im Mittelpunkt, drehte sich von seinem Klavierschemel auch immer wieder zum Orchester um, um Anweisungen zu geben (der erste Block war andersrum angekündigt gewesen, aber die Reihenfolge passte schon, man hörte Haydn wohl etwas geschärfter nach diesem Auftakt). Nach der folgte dann „Concertante für zwölf Streicher“ mit Altstaedt am Cello im Ensemble (bei den Tänzen spielte er auch schon mit, dort dirigierte wohl gar niemand? Da ist die Erinnerung verblasst … Daniel Hope sass jedenfalls am ersten Pult, dirigierte aber nicht, auch nicht beim Cellokonzert, wo sich das schon angeboten hätte, Altstaedt gelang es auch so, seine sehr lebendige Haydn-Sicht zu realisieren). In Haydns Nr. 80 trat Altstaedt dann nur als Dirigent auf. Das ZKO gefällt mir inzwischen ziemlich gut, ich finde auch die Programme ziemlich interessant (ich hatte mir für die Saison 2018/19 erstmals ein kleines Wahl-Abo mit vier Konzerten zusammengestellt, Nr. 1 war mit Enrico Onofri, Nr. 2 mit Buchbinder – siehe oben – und Nr. 4 mit Fabio Biondi folgt unten).

Zürich, Tonhalle-Maag – 09.05.2019

Tonhalle-Orchester Zürich
Tomás Netopil
Leitung
Klaidi Sahatçi Violine

MATTHIAS PINTSCHER „Idyll“ für Orchester (CH Erstaufführung)
FELIX MENDELSSOHN Violinkonzert e-Moll Op. 64

ANTONÍN DVORÁK Symphonie Nr. 6 D-Dur Op. 60

Ein paar Tage später ging ich spontan noch in ein weiteres Konzert des Tonhalle-Orchesters – angeregt durch die Begegnungen mit der Musik von Matthias Pintscher, der als Artist in Residence der vergangenen Saison sowohl als Komponist wie auch als Interpret/Dirigent anwesend war (ich hörte ihn in Doppelrolle mit seinem Violionkonzert „Mar’eh“ und Musik von Claude Debussy, zu zwei weiteren Konzerten mit Musik von ihm, die ich von Anbeginn in meinem Wahlabo hatte, siehe unten).

Pintschers Orchestersütck „Idyll“ war zwar fordernd aber doch angenehm zu hören. Die Besetzung war riesig, doch die Musik über weite Strecken sehr leise, spielte sich manchmal am Rand des Hörbaren ab. Klänge – und wie gerne Pintscher mit Klängen arbeitet, sie mischt und auffächert wurde im Gespräch vor dem gerade verlinkten Konzert klar – die sich ausbreiteten, dehnten, wieder zusammenzogen, die wuchsen und dahinschwanden. Eine Art Alchemie wohl, in der oft unklar bleibt, mit welchen Kombination das gerade Gehörte entsteht. Auch viel Zeit ist in diesem Stück, es wirkt langsam, bietet Raum für Soli aber auch für Pausen, für Lücken, und wie Susanne Kübler im Tagesanzeiger (11.05.2019, S. 47) schrieb: „Am Ende des Stückes war man so weit, selbst das Aneinanderreiben von zwei Styropor-Blöcken hörenswert zu finden.“ – Ein konzentriertes Hören also, wie es im Konzert ja nicht annähernd so oft eingefordert wird, wie das der Fall sein sollte.

Dann trat der Konzertmeister des Tonhalle-Orchesters nach vorn (einer von dreien), Klaidi Sahatçi (seine Kollegin Julia Becker hörte ich im Juli 2017 im allerletzten Konzert in der alten Tonhalle vor der Umbaupause als Solistin in Mozarts KV 216 mit Giovanni Antonini am Pult). Also Sahatçi, Mendelssohn: schnörkellos, direkt, mit sattem Ton und ohne zuviel romantisierendes Beigemüse. Gradlinig und sehr in Ordnung war das, auch das Orchester bemühte sich und applaudierte dem Kollegen am Ende – das Publikum natürlich auch, es sassen auch dort diverse vertraute Gesichter, Orchestermusiker und KollegInnen, die gerade nicht Dienst hatten oder aus dem Orchester inzwischen ausgeschieden sind, und wohl recht viel Anhang von Sahatçi.

Nach der Pause folgte leider eine schrecklich plumpe Version von Dvoráks sechster Symphonie, viel zu laut und zu undifferenziert, in einem Wort: versaut. Bei Mendelssohn war Tomás Netopil in Ordnung, bei Pintscher sass das Orchester auf der Stuhlkante und war wach und agil, und es konnte von vorne wohl gar nicht viel kaputt gemacht werden bei diesem Werk, das die MusikerInnen wohl besser kannten als der Dirigent … bei Dvorák gingen dann dem Kapellmeister aber die Rosse durch und der Ritt wurde zum Höllenritt im schlechtesten Sinn. Schade. Eine Rezension in der NZZ gab es dazu nicht – vielleicht entschloss man, lieber zu schweigen als in der Luft zu zerreissen? (Mir wurde zugetragen, dass das hie und da vorkommt.)

Hier eine positivere Sichtweise v.a. was Dvorák angeht:
https://seenandheard-international.com/2019/05/entertaining-ragbag-of-a-concert-from-the-tonhalle-orchestra-zurich/

Zürich, Tonhalle-Maag – 11.05.2019

Ensemble Intercontemporain
Matthias Pintscher
Leitung
Sébastien Vichard Klavier
Pierre Strauch Violoncello

GYÖRGY LIGETI Klavierkonzert
GYÖRGY LIGETI Cellokonzert

MATTHIAS PINTSCHER „Bereshit“ für grosses Ensemble

Zwei Tage später, wieder in der Tonhalle-Maag, stand Pintscher wieder am Pult, aber diesmal vor dem Ensemble Intercontemporain, das für einen Abend zu Besuch war (das Program mit Netopil wurde am 10.5. noch wiederholt). Gespielt wurden das Cello- und das Klavierkonzert von Ligeti mit Solisten aus der Reihe des Ensemble natürlich. Dieses hat unter Pintscher auf alpha 2014 die beiden Konzerte sowie das Violinkonzert auch bereits für CD eingespielt, das Cellokonzert auch bereits mit Strauch. Dieser, seit anscheinend über vier Jahrzehnten Mitglied des EI, glänzte in dem über weite Stellen sehr leisen Solo-Part – das war nun tatsächlich Musik, die bis ans Verschwinden ging, bis die Stille in den Umgebungsgeräuschen aufging. Beeindruckt hatte davor auch schon der junge Pianist des Ensembles im hochvirtuosen Klavierkonzert

Nach der Pause folgte noch ein grosses Werk von Pintscher selbst, das ebenfalls wieder mit der Stille spielte. „Bereshit“ bedeutet im Hebräischen soviel wie „im Anfang“, und am Anfang waren eben nicht Wort oder Tat, sondern erstmal das Nichts. In „Bereshit“ gibt es vermutlich eine ganze Reihe von Anfängen, vielleicht auch zuviele davon, ein kleinstteiliges Ding, das am Ende anders als das Violinkonzert mit der beeindruckenden Leila Josefowicz und auch als „Idyll“ ziemlich an mir vorbeizog. Was aber über den ganzen Abend beeindruckte, war die Präzision und die Transparenz des Klanges des Ensemble Intercontemporain, und das war auch Pintschers Dirigat, aus dem auch bei Ligeti überdeutlich wurde, wie er diese Musik vollständig und fast körperlich absorbiert hat.

Peter Hagmann hat auf seinem Blog eine Rezension der Abende mit Roth, Netopil und Pintscher verfasst, in dem auch weiteres zur Sprache kommt (ein Konzert des Quarteto Casals, das ich nicht hörte, die neue Saison 2019/20, deren Programm um die Zeit herum veröffentlicht wurde, und zum Einstieg ein paar Zeilen über das Umfeld der Interims-Spielstätte …):
http://www.peterhagmann.com/?p=2132

Zürich, Opernhaus – 12.05.2019

La sonnambula
Melodramma in zwei Akten von Vincenzo Bellini (1801-1835)
Libretto von Felice Romani, nach einer Ballett-Pantomime von Eugène Scribe und Jean-Pierre Aumer
– Konzertante Aufführung –

Musikalische Leitung Maurizio Benini
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger

Graf Rodolfo Kyle Ketelsen
Teresa Fredrika Brillembourg
Amina Pretty Yende
Lisa Sen Guo
Elvino Lawrence Brownlee
Alessio Ildo Song
Ein Notar Omer Kobiljak

Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich

Am folgenden Abend ging ich an eine der drei Aufführungen der dieses Jahr mit jungen SolistInnen aufgeführten konzertanten Oper (die letztjährige Aufführung von La fille du régiment mit Sabine Devieilhe war phantastisch). Dieses Mal gab es Bellinis „La sonnambula“ mit der in Südafrika geborenen Pretty Yende in der Titelrolle. Stehende Ovation, vor allem aber die Erkenntnis (nicht neu für mich, eher für „das Publikum“ wohl), dass Oper auch ohne wechselnde Kostüme und Bühnenbilder funktioniert. Yende hat in den grossen Linien alles richtig gemacht und eine wunderbare Stimme, aber die Technik lässt leider doch sehr zu wünschen übrig. Schlechte Koloraturen, ewig gleiche Triller, immer wieder einmal daneben intoniert … aber angesichts ihrer Stimme und ihrer Präsenz war am Ende auch ich fast gewillt, alles zu verzeihen – das Publikum sowieso, das jubelte wie nur selten. Ein gutes Wort muss da aber unbedingt auch für Sen Guo eingelegt werden, die aus China stammt und schon seit 2002/3 zum Ensemble der Oper gehört und auch hie und da grössere Partien singt, in der Rolle der Lisa war sie super. Den Elvino gab Lawrence Brownlee, den ich schon in der Titelrolle des „Le Comte Ory“ an der Seite von Cecilia Bartoli überzeugend fand, mit Ildo Song war noch ein langjähriges Ensemblemitglied (aus Südkorea) dabei und so kam auch eine überraschend „bunte“, wenn man das so sagen darf, Besetzung zustande, die zeigte, dass nun wirklich nicht nur Europäer Oper machen können.

Ich hoffe sehr – befürchte aber, es ist möglicherweise bereits zu spät – dass Yende die Zeit erhält, ihre Technik zu entwickeln und zu reifen, denn die Stimme ist wunderbar und es wäre ein Jammer, wenn sie mit zuvielen zu grossen Rollen zu beschäftigt wäre, um noch an sich arbeiten zu können.

Ein Bericht auf Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/05/less-pomp-less-circumstance-and-more-of-what-counts-in-zurichs-la-sonnambula/

3. La Scintila-Konzert, Zürich, Opernhaus – 13.05.2019

La Scintilla
Riccardo Minasi
Leitung
Aleksandra Kubas-Kruk Sopran
Romina Basso Alt

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
„Allegro“ aus der Sinfonia HWV 338
„Vò cercando tra fiori“ Arie für Sopran HWV 227 *°
„Ogni tua bella stilla“ Arie für Mezzosopran HWV anh. 7a °
„Col valor del vostro brando“ Arie für Spran HWV 215 *°
„L’insaziabil fantasia – Troppo audace“ Rezitativ und Arie für Mezzosopran HWV anh. 55 ° (aus dem Anhang von „L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato“)
„Giga“ in B-Dur HWV 413 °
„Verso già l’alma col sangue“ Arie der Aci (Sopran) aus „Aci, Galatea e Polifemo“ HWV 72
„Sorte, amor“ Arie für Mezzosopran HWV anh. 7a °

„Aure dolci, deh spirate“ Arie für Mezzosopran HWV 211 *°
„Concerto a quattro“ G-Dur HWV 314 (rekonstruiert von Riccardo Minasi)
„Con doppia gloria mia“ Arie für Mezzosopran HWV 212 *°
„Scherza in mar la navicella“ Arie der Adelaide (Sopran) aus „Lotario“ HWV 26
„Quanto più amara fu sorte crudele“ Arie für Mezzosopran HWV 222 *°
„S’un di m’appaga la mia crudele“ Arie für Sopran HWV 223 *°
„Sì, sì, Lasciami ingrata“ Rezitativ und Duett (Amarilli, Daliso) aus „Il duello amoroso“ HWV 82

* unveröffentlichte Arie
° erste Wiederaufführung seit dem 18. Jahrhundert

Den Abend danach ging es gleich wieder in die Oper, an ein Konzert des HIP-Ensembles des Hauses, La Scintilla, bei dem ein elaboriertes, über lange Zeit vorbereitetes Programm mit raren Händel-Arien aufgeführt wurde. Teils soweit man es rekonstruieren kann seit damals nicht mehr aufgeführte Stücke, ein Konzert, auf das Riccardo Minasi und die Sopranistin Julie Fuchs wohl lange darauf hingearbeitet hatten – und dann war Fuchs krank und musste ersetzt werden. Die junge, mir bisher nicht bekannte Sopranistin Aleksandra Kubas-Krus aus Polen sprang ein und machte einen super Job, was gut war, denn Fuchs ist hier ein Publikumsliebling (sie gehörte von 2013 bis 2015 zum Ensemble und singt auch seither immer wieder hier (ich hörte sie im Februar 2017 auch bereits in einem wunderbaren Konzert mit Musik von Rameau und Gluck, in der Saison 2017/18 sang sie zudem im Juli noch hochschwanger, was dem ganzen nochmal einen Twist gab, die Poppea in einer phänomenalen Aufführung der Oper von Monteverdi, über die zu schreiben ich wohl versäumt hatte).

Romina Basso sang die Alt-Arien (angekündigt war einst Delphine Galou, die neben Fuchs bei der Monteverdi-Aufführung mitwirkte), doch auch das war ein verschmerzbarer Verlust, denn Basso sang souverän, mit einer feinen Stimme, einer beeindruckenden Präsenz und einer überzeugenden Gestaltung. Ein schöner Vergleich, bei beiden, wie kultiviert gesungen werden kann, wenn man die Technik richtig drauf hat, und Basso hat auch eine Präsenz, die der von Yende in nichts nachsteht – sie war manchmal fast schon furchterregend. Minasi hatte in der Saison 2018/19 zum 20. Jubiläum von La Scintilla die gesamte Konzertreihe der Saison dirigiert, den Auftakt hatte ein Abend mit den sechs Brandenburgischen Konzerten von J. S. Bach gemacht, als zweites liess ich Vivaldi mit den Vier Jahreszeiten aus, zum vierten und letzten Konzert folgen dann auch noch ein paar Zeilen.

Zürich, Opernhaus – 15.05.2019

Manon
Oper in fünf Akten und sechs Bildern von Jules Massenet (1842-1912)
Libretto von Henri Meilhac und Philippe Gille, nach einer Vorlage von Abbé Prévost

Musikalische Leitung Marco Armiliato
Inszenierung Floris Visser
Bühnenbild und Kostüme Dieuweke van Reij
Choreografie Pim Veulings
Lichtgestaltung Alex Brok
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Dramaturgie Kathrin Brunner

Manon Lescaut Elsa Dreisig
Le Chevalier des Grieux Piotr Beczala
Lescaut Yuriy Yurchuk
Le Comte des Grieux Alastair Miles
Guillot de Morfontaine Eric Huchet
De Brétigny Marc Scoffoni
Poussette Yuliia Zasimova
Javotte Natalia Tanasii
Rosette Deniz Uzun
L’Hôtelier Cheyne Davidson
Deux Gardes Omer Kobiljak, Jamez McCorkle
Le Portier du Séminaire / Un SergentHenri Bernard Guizirian
La Servante Ralitza Handjieva, Caroline Fuss
Premier Joueur / Un archer Omer Kobiljak
Deuxième Joueur Juan Etchepareborda

Tänzer des Des Grieux Roman Conrad
Tänzerin der Manon Sina Friedli, Winnie Dias
Tänzer des Brétigny Riccardo Duse
Tänzerinnen und Tänzer

Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich

Zwei Tage später ging es bereits wieder in die Oper, diesmal zu „Manon“ von Jules Massenet. Schlechte bzw. altbackene Inszenierung voller schöner Bilder aber mit sonst fast nichts (gut, die Idee mit den Tänzer-Doppelgängern war hübsch, fügte sich aber am Ende auch bloss ins traditionelle Regiekonzept gut ein). Hin bin ich aber wegen Elsa Dreisig, deren sehr schönes Debut „Miroir(s)“ (Erato/Warner, 2018) ich erst mit einigen Monaten Verspätung in diesem Jahr entdeckt habe. Eine aufsteigende Sängerin wohl, mit eher kleiner Stimme und in Sachen Präsenz noch mit einiger Arbeit vor sich … aber musikalisch ein feiner Abend, und mich dünkte auch als Werk sei die Oper nicht ohne, obwohl ich mich mit der französischen Oper nach wie vor ordentlich schwer tue und keineswegs den Durch- oder Überblick habe. Also, das Traviata-Schema: tugendhafter Jüngling verliert „Ehre“ an halbseidenes Mädchen, diese geht am Ende (daran?) zu Grunde. Dreisig verkörperte die luxussüchtige Manon, Beczala sang umwerfend (wie zu erwarten war) den jungen Chevalier des Grieux, dem Orcherster fehlte es, wie die NZZ bemängelte, wohl da und dort tatsächlich an der erforderlichen Feinheit (was aber am Dirigent gelegen haben wird, denn dasselbe Orchester spielte unter anderer Leitung in Pelléas et Mélisande vor ein paar Jahren den besten flirrenden, changierenden Debussy, den ich bisher zu hören kriegte, an der Fähigkeit zu Abstufungen und Nuancen mangelt es also überhaupt nicht). Das ganze war am Ende ein schwacher Theaterabend, musikalisch aber halbwegs befriedigend und vom Publikum – Beczala auch ein Liebling – gefeiert.

Die NZZ-Rezension ist eine doppelte, die sich auch mit der Frankfurter Aufführung von Schrekers „Der ferne Klang“ befasst, wie es scheint eine sehr viel bessere Aufführung als die ebenfalls ziemlich lahme Inszenierung der Gezeichneten, die ich zum Auftakt der Saison 2018/19 in Zürich gesehen hatte:
https://www.nzz.ch/feuilleton/die-frau-das-raetselhafte-wesen-ld.1473540

Noch ein Bericht, von Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/04/opernhaus-zurichs-new-manon-has-so-much-to-hear-so-little-to-see/

Zürich, Opernhaus – 18.05.2019

Il turco in Italia
Dramma buffo in zwei Akten von Gioachino Rossini (1792-1868)
Libretto von Felice Romani

Musikalische Leitung Enrique Mazzola
Inszenierung Jan Philipp Gloger
Bühnenbild Ben Baur
Kostüme Karin Jud
Lichtgestaltung Martin Gebhardt
Video-Design Sami Bill
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Dramaturgie Claus Spahn

Selim, ein türkischer Fürst Nahuel Di Pierro
Donna Fiorilla, Gemahlin von Don Geronio Julie Fuchs
Don Geronio Renato Girolami
Don Narciso, Fiorillas Liebhaber Edgardo Rocha
Prosdocimo, ein Dichter Pietro Spagnoli
Zaida, eine Zigeunerin Rebeca Olvera
Albazar, Zaidas Gefährte Nathan Haller

Philharmonia Zürich
Zusatzchor des Opernhauses Zürich
Chorzuzüger
Statistenverein am Opernhaus Zürich

Hammerklavier Anna Hauner

Und noch einmal ging es in dieser Woche in die Oper – dieses Mal zu einer wunderbaren Aufführung und auch mit Julie Fuchs, die das Händel-Konzert wohl sausen gelassen hatte, um die feine Rossini-Komödie nicht zu gefährden. Die Inszenierung mag etwas albern gewesen sein, aber funktionierte sehr gut. Fuchs übrigens fügte sich bestens in Ensemble ein, keine Starallüren oder sowas, im Gegenteil … überhaupt schien mir das ein Ensemble-Effort zu sein, hinter der Bühne, auf der Bühne und unten im Graben zogen alle am selben Strick und das Resultat war entzückend in fast jeder Hinsicht.

Die NZZ-Kritik schrieb diesmal Tobias Gerosa:
https://www.nzz.ch/feuilleton/reize-und-gefahren-des-mittelstandes-ld.1478295

Und Susanne Küblers Rezension im Tagesanzeiger ist auch noch immer online zu finden:
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/klassik/der-tuerke-kommt/story/29816243

Ein weiterer Bericht auf Seen and Heard International:
https://seenandheard-international.com/2019/04/the-turk-in-italy-a-clash-of-cultures-at-zurich-opera/

Zürich, Tonhalle-Maag – 19.05.2019

Bamberger Symphoniker
Jakub Hrusa
Leitung

BEDRICH SMETANA Ma Vlast

Am nächsten Abend (Sonntag, später Nachmittag) gab es dann noch das Gastspiel der Bamberger Symphoniker unter Jakub Hrusa mit Smetanas „Ma Vlast“ – da wäre ich nicht hin, hätte ich nicht ein Abo von der betreffenden Reihe gehabt. Kam aber ziemlich gut, auch wenn das Orchester mit dem Saal nicht so ganz klarkam und es stellenweise zu laut wurde (aber nicht annähernd so übel wie beim Tonhalle-Orchester selbst unter Netopil). Nicht wirklich meine Musik, zu schwer, zu plüschig … aber eine gute Aufführung, zweifellos.

Nachtrag: gerade (1.10.) hier eine Rezension entdeckt:
https://www.rolf-musicblog.net/jakub-hrusa-bamberg-symphony-zurich-2019-05-19/

Zürich, Opernhaus – 24.05.2019

Hippolyte et Aricie
Tragédie en musique in fünf Akten von Jean-Philippe Rameau (1683-1764)
Libretto von Abbé Simon-Joseph Pellegrin, nach «Phèdre» von Jean Racine, «Phaedra» von Seneca und «Hippolytos» von Euripides

Musikalische Leitung Emmanuelle Haïm
Inszenierung Jetske Mijnssen
Bühnenbild Ben Baur
Kostüme Gideon Davey
Choreografie Kinsun Chan
Musikalische Assistenz David Bates
Lichtgestaltung Franck Evin
Choreinstudierung Janko Kastelic
Dramaturgie Kathrin Brunner

Aricie Mélissa Petit
Hippolyte Cyrille Dubois
Phèdre Stéphanie d’Oustrac
Thésée Edwin Crossley-Mercer
Neptune, Pluton Wenwei Zhang
Diane Hamida Kristoffersen
Œnone Aurélia Legay
Première Parque Nicholas Scott
Seconde Parque Spencer Lang
Troisième Parque Alexander Kiechle
Une Prêtresse de Diane, Une Matelote, Une Chasseresse Gemma Ní Bhriain
Un chasseur Piotr Lempa
Tänzer des Perithous Davidson Hegglin Farias

Orchestra La Scintilla
Chor der Oper Zürich
Tänzerinnen und Tänzer

Continuo: Violoncello Claudius Herrmann; Kontrabass Ruslan Lutsyk; Cembalo Benoît Hartoin

Die Opernfestspiele endeten noch längst nicht, eine Woche später hörte ich eine phänomenale Aufführung von Rameaus „Hippolyte et Aricie“ unter Emmanuelle Haïm, natürlich mit dem HIP-Orchester des Hauses, La Scintilla. Hier passte nun einfach wirklich alles, Inszenierung, Bühne, Ensemble, Orchester – ein grossartiger Abend!

Rezensionen gab es natürlich auch wieder – hier einmal mehr Tobias Gerosa in der NZZ:
https://www.nzz.ch/feuilleton/rameau-premiere-hippolyte-et-aricie-am-opernhaus-zuerich-ld.1483050

Auch der Tagesanzeiger war wieder begeistert (ich vermute, wie üblich Susanne Kübler):
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/klassik/und-unter-den-barockkostuemen-liegen-die-gefuehle-blank/story/14790395

Noch eine Rezension:
https://seenandheard-international.com/2019/05/opernhaus-zurich-does-it-again-this-time-with-rameau-firstling/

Da Haïm am Opernhaus debuttierte und mit Mijnssen wohl erstmals ein weibliches Leitungsduo engagiert war, gab es noch weitere Artikel in den Tagen vor der Premiere:
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/klassik/das-gab-es-noch-nie-am-zuercher-opernhaus/story/15237700
https://www.nzz.ch/feuilleton/emmanuelle-haim-wollte-schon-als-kind-dirigentin-werden-ld.1481994

Für mich vermutlich der Saisonhöhepunkt in Sachen Oper … knapp vor dem „Don Giovanni“ (Kurzbericht) und Luzern und der „Traviata“, die ich am folgenden Abend erneut in Luzern sah.

Luzerner Theater – 26.05.2019

La Traviata
Melodramma in drei Akten von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria Piave

Musikalische Leitung Clemens Heil
Inszenierung Benedikt von Peter
Bühne Katrin Wittig
Kostüme Geraldine Arnold
Licht David Hedinger-Wohnlich
Choreinstudierung Mark Daver
Dramaturgie Sylvia Roth

Violetta Valéry Nicole Chevalier
Alfredo Germont Diego Silva
Giogio Germont Jason Cox
Flora Bervoix Rebecca Krynski Cox
Annina Anna Nero
Gastone / Giuseppe Robert Maszl
Baron Duphol Marco Bappert
Marchese d’Obigny Balduin Ariel Schneeberger
Dottore Grenvil Vuyani Mlinde
Commissionario Robert Hunghoon Lee

Chor des LT
Luzerner Sinfonieorchester

Die Luzerner „Traviata“ war schon in der Spielzeit 2016/17 erstmals aufgeführt worden und wurde in den beiden folgenden wiederaufgenommen. Davor lief die Produktion schon in Hannover an der Staatsoper, wo der Luzerner Theaterleiter und Regisseur Benedikt von Peter sie für Nicole Chevalier erstellt hatte. Chevalier, in der Rolle der Violetta Valéry, stand für die ganzen zweieinhalb ohne Pause gespielten Stunden allein auf der Bühne. Das Orchester sass im hinteren Bereich der Bühne, die bis hart an die Zuschauerränge gezogen war, der Graben geschlossen. Die anderen Sängerinnen und Sänger verteilten sich zu verschiedenen Zeiten auf dem Balkon und den Galerien zwischen dem Publikum, so wurde erneut der ganze Raum bespielt (für ebenso eine grossartige Aufführung von Luigi Nonos „Prometeo“ hatte Peter das Haus vor ein paar Jahren vorübergehend zu einer Art Globe umgebaut, das Publikum verteilte sich frei im Parkett bzw. der Bühne, die Orchestergruppen und SolistInnen traten rundherum in Galerien auf). Die Aufführung, die ich am 26. Mai erlebte, dürfte die letzte überhaupt sein (Peter zieht in einem Jahr nach Basel weiter, dort sah ich im Winter 2018 eine konventionellere aber ebenfalls feine Traviata, dass Peters Chevalier-Inszenierung nochmal aufgeführt wird, ist da wohl eher unwahrscheinlich). Chevalier jedenfalls war ein Wunder an Präsenz, auch in den Momenten, in denen sie nichts zu tun hatte und nur auf der Bühne stand oder sass – die Bühne war bis auf einige Requisiten (ein Türrahmen mit Tür, ein Spiegel, eine Garderobe, alles verschiebbar natürlich, dazu eine Perrücke, ein paar Kleidchen …) leer, es wurde sichtbar „Theater gespielt“, Chevalier zog sich auch mal die Balletschuhe an und es gab eine Tanzeinlage, ein anderes Mal kletterte sie auf den Armlehnen in die ersten Reihen des Parketts und sang so balancierend über den Köpfen des verwunderten Publikums.

Peter Hagmann hat auf seinem Blog eine begeisterte Kritik geschrieben, die das alles viel besser in Worte fasst, als ich es könnte:
http://www.peterhagmann.com/?p=1057

Und natürlich hat bei der Premiere in Luzern auch die NZZ berichtet:
https://www.nzz.ch/feuilleton/verdis-la-traviata-in-luzern-violettas-ein-frau-performance-ld.155329

Zürich, Tonhalle-Maag – 27.05.2019

Maria João Pires Klavier

WOLFGANG AMADEUS MOZART Klaviersonate Nr. 12 F-Dur KV 332
LUDWIG VAN BEETHOVEN Klaviersonate Nr. 8 c-Moll Op. 13 „Pathétique“

FRÉDÉRIC CHOPIN
3 Nocturnes Op. 9
2 Nocturnes Op. 27
Nocturne in e minor Op. posth. 72
2 Valses Op. posth. 69

Am Tag darauf ging ich bereits ins nächste Konzert, wieder in der Tonhalle-Maag – angekündigt war eigentlich Radu Lupu, ich hatte letzten Sommer unterwegs eine viel zu teure Karte gekauft. Doch schon ein paar Wochen davor wurde bekanntgegeben, dass er abgesagt hatte und von Maria João Pires ersetzt würde. Sie verkündet öfter als alte Rockstars ihren Rücktritt von der Bühne, ich war Ende 2017 dabei, als sie in der Tonhalle zusammen mit Bernard Haitink, der sich ja inzwischen auch zurückgezogen hat, ihren vermtulich letzten Auftritt mit Orchester in Europa gab (mehr dazu hier). Solo hörte ich sie noch nie und freute mich denn auch auf das Konzert, das ich aber nach den vielen späten Nächten der letzten Wochen etwas übermüdet aufsuchte.

Los ging es mit Mozart, womit ich sie auch einst zum ersten Mal hörte (der erste Sonatenzyklus auf Denon, den es bei Brilliant Classics wieder gab) – schön, vielleicht etwas zu lieblich? In der „Pathétique“ schlichen sich da und dort falsche Töne ein, auch kam mir die Rhythmik bei den Passagen mit der markanten Melodie, die teils mit überkreuzten Armen gespielt wird, etwas schief vor, als seien ihre Arme bei solchen weiten Bewegungen nicht mehr ganz schnell genug, eine Art „hinken“ wenn die Rechte links spielte, der Rückstand dann jeweils aufgeholt, wenn die Hände wieder normal über den Tasten lagen … keine Glanzstunde, fand ich, aber dennoch beeindruckend, allein weil die Beethoven-Sonaten ja sowas von bekloppt und beeindruckend sind.

Richtig gut wurde es dann nach der Pause mit Chopin, es gab die Nocturnes Opp. 9 und 27 sowie Op. posth. 72 Nr. 1, und dann die zwei Walzer Op. posth. 69 – und zuletzt eine Zugabe, ein diesbezüglich beliebtes Prélude oder eine Étude vom guten Fryderyk, aber ich weiss nicht, was es genau war. Hat sich am Ende also sehr gelohnt, aber dass das Publikum hier sofort von den Stühlen aufsprang, bei Sokolov neulich aber nicht, verstehe ich wiederum nicht, denn Pires ist ja auch keine, die jetzt irgendwie eine Show abzieht oder so … sie ist aber sehr beliebt hier, spielte wohl öfter mal in Zürich und wirkt gewiss viel zugänglicher, normaler als der reservierte Sokolov. Auch fand das Konzert im Rahmen einer Veranstaltungsreihe („Meisterinterpreten“) statt, die wohl ein eigenes Stammpublikum hat, das wiederum anders drauf ist, als das mir inzwischen vertraute übliche Tonhalle-Publikum.

Winterthur, Stadthaus – 30.05.2019

Musikkollegium Winterthur
Thomas Zehetmair
Leitung
Nelson Freire Klavier

JOHANNES BRAHMS
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur, op. 83

JOHANNES BRAHMS
Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90

Ein letztes Mal vor meinem grösseren Urlaub dieses Jahr (der nicht gross genug war, versteht sich) ging ich an Auffahrt nach Winterthur zum Musikkollegium, zum zweiten Mal erst (für die Saison 2019/20 habe ich mir ein kleines Wahlabo zusammengstellt, ohne Terminkollisionen mit anderen Konzerten wäre es grösser ausgefallen, auch Augustin Hadelich wird Ende der Saison in Winterthur spielen, aber da ich nächstes Jahr auf jeden Fall einen längeren Urlaub will und der wohl in den Juni 2020 fallen wird, muss ich da wohl passen). Nelson Freire war der „drawing point“, und hätte ich nicht so verdammt viel Konzerte gehabt in den Wochen, wäre ich am Vortag fürs erste Klavierkonzert mit Cédric Tiberghien auf jeden Fall auch noch dort gewesen. Beim ersten Konzert, das ich im Herbst in Winterthur besucht hatte, stand bereits Brahms auf dem Programm, das Musikkollegium unter Zehetmair hat die vier Symphonien im Laufe der Saison aufgenommen und sie sind im Frühling bei Claves erschienen.

Die Sichtweise von Zehetmair ist recht harsch, in der relativ kleinen Besetzung klang das schon bei der Vierten frisch und anders (Peter Hagmann hat über das Festival und die CD-Einspielung geschrieben und erwähnt dort die frühen Aufnahmen von Felix Weingartner, dessen Zugang Brahms ausdrücklich gelobt habe – feine Aufnahmen in der Tat!), dieses Mal gab es die dritte Sinfonie zu hören und auch die überzeugte mich durchaus, obwohl die Fragezeichen von Hagmann schon nachvollziehen kann. Die Aufnahmen fehlen mir immer noch, aber ich werde sie auf jeden Fall noch anschaffen.

Warum ich in dieses Konzert gehen wollte, ich erwähnte es schon, war aber Nelson Freire. Seine Aufnahmen der Brahms-Konzerte mit dem Gewandhausorchester unter Chailly zählen zu meinen liebsten und im Konzert gehört habe ich ihn bisher noch nie (weitere Aufnahmen kenne ich auch noch fast keine). Freires Aufführung des Konzertes war hervorragend. Beim Auftritt wirkte er fast etwas gebrechlich, aber als er zu spielen anfing, schien das Alter wie weggewischt, frisch und doch mit dem Blick aufs Ganze spielte er das Konzert, spannte weite Bögen, riss das Orchester förmlich mit vor lauter Spielfreude. Wunderbar!

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