Enja Records

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    gypsy-tail-wind
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    David Friedman – Shades of Change | Ich hab mich in der Chronologie vertan und dieses Album von 1986 ausgelassen, David Friedmans drittes für Enja, am 24. und 25. April 1986 im Sound Ideas Studio in New York aufgenommen (David Baker) und von Friedman selbst produziert. Der Sound des Quartetts – Friedman (vib, mar), Geri Allen (p), Anthony Cox (b) und Ronnie Burrage (d) – ist dunkel und wuchtig, aber auch schimmernd und elegant. Das Material stammt komplett von Friedman, es gibt fünf Stücke, der Opener „Shades of a Labyrinth“ dauert fast 17 Minuten und geht nach dem kompakt-treibenden Quartett-Einstieg in ein luftiges Klaviersolo mit kargem Bass über, zu dem Friedman am Marimba einsteigt. Der Kontrast zur halben Hippie-Band mit einem Europäer und einer Kanadierin auf dem Vorgänger-Album könnte kaum grösser sein: Das Quartett hier hat einen unglaublichen Drive und scheint stets zu wissen, wohin es will, selbst wenn es zwischendurch sehr offen wirkt. Allen glänzt schon im Opener mit einem tollen Solo, aber das dunkle Bassspiel von Cox und die unberechenbaren Beats von Burrage sind für den Erfolg des Ganzen gerade so wichtig. „Out of a Labyrinth“ heisst die kürzere, offene Komposition, die als eine Art Coda die erste Hälfte beschliesst. Teil zwei besteht aus drei Stücken, „3 + 1 = 5“ (auf Chet Bakers „Peace“ zu hören, wo es bei der Originalausgabe „Syzygies“ hiess, später aber auch „3 + 1 = 5“), „The Search“ und „Ibrahim“. Geri Allen setzt aus, das Trio funktioniert hervorragend zwischen Grooves und offenen, flächigeren Passagen (in denen der Weg zu Swartz/Humair dann doch nicht mehr so weit ist, dünkt mich). Das Marimba gefällt mir auch hier wieder hervorragend. Im Closer taucht Allen dann auch wieder auf. Eine hymnisch-jubilierende Melodie über einen trägen Beat – ich gehe schwer davon aus, dass Labelkollege Abdullah Ibrahim gemeint ist, aber da ich die Japan-Ausgabe habe, fehlen mir allfällige erläuternde Liner Notes. Ein schönes Album auf jeden Fall, sowohl im Trio wie auch im Quartett

    Auf dem Rückcover und der CD selbst ist das – bei Enja öfter so, schon in frühen Jahren – ein Friedman-Album, auch wenn’s auf dem Frontcover anders wirkt. Von Geri Allen gibt es im CD-Booklet (leider nicht in meiner Japan-Ausgabe von 2015) aber immerhin ein schönes Foto (Ssirus Pakzad):

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    gypsy-tail-wind
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    Uli Lenz / Cecil McBee / Joe Chambers – Live at Sweet Basil | Den Pianisten Uli Lenz kenne ich überhaupt nicht. Für Enja hatte er schon ein Soloalbum gemacht („Midnight Candy“, 5009), bevor er am 1. September 1988 live im Sweet Basil in New York sein zweites Album machte, gemeinsam mit Cecil McBee und Joe Chambers. Die CD ist über eine Stunde lang und enthält zwei Stücke, die auf der LP fehlen. Los geht es mit einer kurzen Ansage, gefolgt von Eddie Harris‘ „Freedom Jazz Dance“, in dem McBee ein feines Solo spielt. Es folgen drei Originals des 1955 in Frankfurt am Main geborenen Pianisten, „Midnight Candy“, „Five for Bob“ (ein tolles Schlagzeug-Solo mit Trio-Coda) und „Don’t Trust the Mirror“ – letzteres mit 15 Minuten das längste Stück hier und auf der B-Seite der LP vor dem wunderbaren Closer „Sophisticated Lady“ zu finden. Zwischen den beiden Stücken sind auf der CD die zwei Zusatztracks, „My Foolish Heart“ (mit semi-überzeugendem Arco-Solo von McBee) und „Inner Urge“ (rasant, etwas glatt), zu hören. Ich hab diese CD noch nicht oft gehört, kriege sie auch noch nicht so recht zu fassen, aber die Mischung aus lyrischem Trio-Jazz und einen ziemlich grossen Offenheit gefällt mir.

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    gypsy-tail-wind
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    Nana Simopoulos – Still Waters | Daran hab ich mir vor ein paar Wochen die Zähne ausgebissen, aber beim neuen Anlauf mit angepassten Erwartungen geht das doch wieder ganz gut. Nana Simopoulos hat klassische Gitarre gelernt, spielte eine 1956er Gibson 175 und hier eine Gibson Chet Atkins mit Nylonsaiten „that combines the best attributes of a Classical guitar and an electric instrument“ (Olga Broumas, Liner Notes). Zudem spielt sie Bouzouki und hat Synthesizer-Parts komponiert. Los geht es mit einem Stück in einem traditionellen 9/4-Tanzrhythmus, neben der Leaderin ist Mark Josefsberg an der Marimba solistisch zu hören (er spielt anderswo auch Vibraphon-Synthesizer) während Chip Jackson am Bass rifft und alles an Ort und Stelle hält. Christos Gotsinas (d) und Hamid Drake (d, tabla, bendir – die letzten zwei Minuten des Albums kippen tatsächlich in einen Reggae-Beat) sorgen für die passenden Beats, anderswo tauchen noch Marty Fogel (sax, fl, cl), Christine Bard (doumbek, perc) und die Sänger*innen Lue Simopoulos, John Harvey und Laura Toy auf. Tänze traditioneller Herkunft bilden auch anderer Stücke Fundament, komponiert und arrangiert hat alles Simopoulos selbst. Aufgenommen wurde das alles in den A & R Studios in New York im April 1988 (Cynthia Daniels war die Tonmeisterin) und auf der CD gibt es als Bonus noch vier Stücke von der LP „Pandora’s Blues“, die 1983 in Los Angeles aufgenommen wurde und nichts mit Enja zu tun hat (Line-Up: Simopoulos & Joe Diorio, g; Ray Pizzi, as/fl; Tom Garvin, p; Charlie Haden, b; Billy Higgins, d). Alles in allem bleibt mir das etwas zu glatt, zu oberflächlich virtuos und bei aller Neugierde (ein Stück für Synthesizer und Bouzouki? klar, „because, as far as I know, it hadn’t been done“, so Simopoulos in den Liner Notes) und allen Kombinationen and Instrumenten, Rhythmen und Grooves irgendwie etwas zu ereignisarm – der Funke will jeden Fall nicht springen. Das ist eher eine Art instrumentale globale Dorfmusik als richtiger Jazz, hervorragende Musiker*innen alle, die bestimmt gerne zusammen spielten: „In concert, the channels of regard, respect and, why not, love between the band-members are evident and mesmerizing in their choreography of gesture and glance“, schreibt Broumas.

    (Die Bonustracks sind konventioneller, von der Band bzw. der Rhythmusgruppe gibt es auf den vier hier zu hörenden Stücken – zwei kurze, zwei längere, je eins ein Gitarrenduo und eins mit Band, insgesamt 14 Minuten – nicht so viel zu hören, nur auf „Last Time“ kommen die alle zum Zug, anderswo ist das sehr auf die Gitarre fokussiert.)

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    The Intergalactic Maiden Ballet feat. John Zorn – Square Dance | Von Griechenland in die Schweiz … bzw. nach Dortmund, wo am 11.-13. Juni 1989 im Woodhouse Studio das zweite von drei Alben des vom Gitarristen Harald Haerter gegründeten Intergalactic Maiden Ballet entstand (Album Nr. 1 erschien 1987 bei Extraplatte, Nr. 3 dann 1994 auch bei Tiptoe, ich kenne aber nur dieses mittlere). Haerter, Basssist Thomas Jordi und Drummer Jojo Mayer kamen alle in Zürich zur Welt, Saxophonist Roland Philipp (hier am Tenor und am Alt zu hören) in Olten. Als Gast ist auf vier der acht Stücke John Zorn am Altsax dabei. Es gibt da und dort etwas Bandgesang, ansonsten ist das dichter Funk, ziemlich virtuos und mit hohem Spassfaktor. Das Album gab’s damals in der Bibliothek meines Gymnasiums – aber seltsamerweise wollte das gar nicht klicken, obwohl ich damals auf Funk total abgefahren bin … vielleicht war’s mir im Klangbild zu kühl? Die Band hat es mit Gust William Tsilis co-produziert, der ja für Enja eine Art Talent-Scout war (Abraham Burton!). Zorns träg phrasiertes Altsax mit seinem schweren Ton in der tiefen Lage, dass aber unberechenbar nach oben ausschert, wie eine Ente quakt und in freie Gefilde ausbricht, ist eine gute Ergänzung, die etwas gegen den Strich der tighten Arrangements geht. Es gibt zwischen dem hektischen Funk auch catchy mitteschnelle Tunes wie „The World Is Not Necessarily Fair“ – wo man auch den abwesenden unberechenbare Gast keine Sekunde vermisst. Ohne seit den 90ern wieder reingehört zu haben, ist das eine echte Überraschung und eine schöne Ergänzung in Sachen CH-Jazz.

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    George Gruntz Trio – Serious Fun | Ich bleibe in der Schweiz – live im Café Atlantis in Basel, 21.-23. September 1989 mit George Gruntz, dem Basler Bandleader, dessen Talente als Pianist oft verkannt werden, weil er vor allem mit seiner Concert Jazz Band (klick, klick) für Aufsehen sorgte. Und das, obwohl Gruntz in den Sechzigern zu denjenigen Pianisten gehörte, die in Europa angerufen wurden, wenn ein US-Star Begleiter brauchte – er spielte u.a. mit Roland Kirk, Dexter Gordon, Benny Golson, Johnny Griffin, Donald Byrd oder Lee Konitz. Die Location, das Café Atlantis, ist hier im Forum als Marginalie schon bekannt via die 2004er-Veröffentlichung von Elsie Bianchi auf Sonorama). Gruntz trat dort mit Mike Richmond (b) und Adam Nussbaum (d) auf, beide auch regelmässige Mitstreiter in seiner grossen Band.

    Das Trio spielt schnellen, manchmal etwas nervösen (Gruntz tauchte am Übergang vom Bebop zum Hard Bop auf) Mainstream-Jazz, durchaus virtuos aber mit viel Gusto und Spielfreude, wie sie auch die Titel verraten, die gerne mit Wortspielen daherkommen: „All-ergic BLUES“ oder „So: WHAT fun???“ heissen zwei Stücke, die natürlich auf Miles Davis‘ „Kind of Blue“ anspielen, wenn Franco Ambrosetti, der alte Mitstreiter, als Gast vorbeischaut und eine Virtuosenschau bietet, gibt es nicht einfach „Autumn Leaves“ sondern eine Gruntz-Variante davon, „Autumn Again!“. „Cat-A-dam“ und „Mike-a-mouse“ sind die Features für die beiden Kollegen, ansonsten gibt es zum Einstieg die „Capricci Cavallereschi“ und neben „Franco’s Delight“ (eine Ballade, dem anderswo zu hörenden Gast gewidmet, nehme ich an) auch noch den tollen kurzen „Death March“ (Anklänge an „Misterioso“). Ausser den korrekt meist (So What fehlt) deklarierten Co-Credits von Miles Davis und Joseph Kosma) stammt das Material komplett von Gruntz. So offen wie bei Lenz ein paar Jahre früher klingt das alles nicht, es gibt ein paar Längen, aber alles in allem ist das schon sehr guter Mainstrem (Post Bop oder wie nennt sich das?) Piano-Trio-Jazz.

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    Tony Reedus – Incognito | Die Alben werden länger, manchmal etwas langfädig, aber insgesamt ist auch dieser Durchgang wieder sehr anregend! Das one-off von Drummer Tony Reedus auf Enja hat @vorgarten schon vorgestellt (klick), es wurde im Dezember 1989 in den New Yorker A & R Studios eingespielt (Jim Anderson, produziert vom Leader und seinem nur acht Jahre älteren Onkel, dem Pianisten James Williams). Die Besetzung finde ich ebenfalls sehr attraktiv, ein Quartett mit Tenorsax/Flöte und Vibraphon, das zur Hälfte aus einer künftigen Dave Holland-Band besteht: dieser ist am Bass dabei, Steve Nelson am Vibraphon. Sax und Flöte kommen von Gary Thomas, der in so einem Rahmen, wenn er nicht eigene Konzepte umsetzt, einfach mit seinem irre starken Spiel überzeugt – und das gleich im Opener („House Call“ vom Pianisten Geoff Keezer) am Tenorsax. Holland erweist sich auch hier als kompletter Bassist, in Solo und Begleitung hellwach und mit hervorragendem Instinkt, einer Menge toller Ideen. Auch Reedus ist ein Gestalter mehr denn ein Begleiter, und so ist hier eine sehr aktive Rhythmusgruppe zu hören, die auf ein elegantes Vibraphon, kristalline Flötenklänge und rauhe Tenorsaxsounds trifft. Es gibt acht mittellange bis lange Stücke, das Titelstück stammt vom mir unbekannten Pianisten Johnny King, der später auch zwei Enja-Alben einspielen sollte es gibt einmal Monk („Green Chimneys“), zwei alte Standards („For Heaven’s Sake“, das mit einer langen fl/b-Duopassage beginnt, und als Closer im ts/d-Duo „Bye Bye Blackbird“), dann je einmal Reedus („Dreams“), Holland („Lazy Snake“) und Williams („Probin'“, hier ist Thomas am Tenor phantastisch). Alles in allem sieht das auf dem Papier wie ein recht typisches 90er-Mainstream-Album aus (es erschien 1991), aber ist eben doch in vielerlei Hinsicht anders. Die Gruppe – obwohl es sie so zuvor nie gab – wirkt eingespielt, locker und doch hart swingend, die Arrangements sind hervorragend gemacht, das alles hat einen dunkel schimmernden Glanz, und die leichten Touches in Richtung Free/Avantgarde geben dem ganzen immer wieder eine überraschende Note. Gewidmet hat Reedus das Album dem Andenken an Phineas Newborn Jr. und Woody Shaw.

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    Gust William Tsilis – Sequestered Days | Tsilis‘ zweites Enja-Album ist luxuriös besetzt und sehr anders als das erste: Joe Lovano spielt Tenorsax und Flöte, der Leader Vibraphon und Marimba, dazu kommen Peter Madsen (p), Anthony Cox (b) und Billy Hart (d). Abgesehen vom Klavier also dieselbe Besetzung wie bei Reedus, doch Klavier, Sax und Arrangements sind viel deutlicher im modernen Mainstream angesiedelt, die Vibes bunter, quirliger, weniger auf Eleganz aus. Auch hier gibt es allerdings schöne Chiaroscuro-Effekte, auch wenn Cox für einmal relativ hell klingt. Lovano und Hart beherrschen beide die Kunst des Grenzganges, wirken oft freier als die Musik hier es eigentlich ist, Lovano ist in sehr guter Form, die Arrangements bieten ordentlich Abwechslung (es gibt mal Flöte/Marimba, ein Duo-Stück mit Madsen, eins im Quartett ohne Lovano … aber die 70 Minuten ziehen sich schon etwas. Neben neun Tsilis-Kompositionen (u.a. Widmungen an „Medgar Evers“, „Famadou“ [Don Moye] und seine Partnerin, „Lisa Robin“) sind je eines von Madsen, Art Lillard und Quincy Jones („Evening in Paris“) zu hören, der Titeltrack ist eine Variante auf „Yesterdays“. Im Closer „Teenage Mothers“ spielt Lovano dann unangekündigt noch Sopransax (und ich glaub er hat das mit der Hässlichkeit nicht drauf – bin mir aber alles andere als sicher, dazu müsste ich mal seine eigenen Alben vertiefen, aber darauf habe ich gerade keine Lust). Abgesehen von Hart spielten damals übrigens alle in der Band von Tsilis. Das Album wurde am 2. und 2. März 1991 in den Clinton Recording Studios in New York aufgenommen.

    (Tsilis‘ drittes Enja-Album kenne ich nicht.)

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    Elvin Jones – In Europe | Flöten-Hochkonjunktur gerade, im Opener hier von Sonny Fortune gespielt (auch ts), der hier mit Ravi Coltrane (ts, ss), Willie Pickens (p – nur vier Jahre jünger als EJ, ein völlig unterschätzter Pianist auch Chicago) und Chip Jackson (b) in drei sehr langen Stücken zu hören ist, die beim Jazz an der Donau Festival in Vilshofen am 23. Juni 1991 aufgenommen wurden. Das mittlere, ein japanisches Traditional, das Keiko Jones arrangiert hat, „Doll of the Bride“, dauert über eine halbe Stunde, die beiden anderen zusammen auch. „Ray“ von Bruder Thad macht den Einstieg (Ravi Coltrane spielt hier Sopransax und klingt super), „Island Birdie“ von McCoy Tyner steht am Ende.

    Im Intro von „Doll of Bride“ ist Fortune unbegleitet mit einem langen Intro an der Flöte zu hören, bevor Jones zu einem tollen Schlagzeugsolo ansetzt. Nach sieben Minuten steigt die Band ein, Arco-Bass und Tenorsaxophone präsentieren unisono das Thema. Das Tenorsax-Solo mittendrin, nach Pickens zweitem tollen Beitrag hier. Die Tenorsaxer kann ich hier beim besten Willen nicht auseinanderhalten, aber was mir ganz hervorragend gefällt ist, dass das kein Blowing-Wettbewerb ist sondern dass die Rhythmusgruppe einen endlos rollenden Groove auslegt, auf dem die Saxophone ganz entspannt abheben, sich dabei alle Zeit der Welt nehmend. Es klingt, als gebe es an der Stelle mit dem hohen „cry“ einen Wechsel – ich würde auf Coltrane zuerst und dann Fortune tippen, keine Ahnung. Der mit 13 Minuten fast schon kurzen Closer von Tyner ist ein Calypso, Coltrane spielt wieder Sopransax, Fortune am Tenor das erste Solo. Ein stimmiger Ausklang zu einem tollen Konzertmitschnitt.

    Im Booklet gibt’s ein Interview mit Jones, das Werner Stiefele (von ihm stammt auch das Foto auf dem Cover) während der Tour im Sommer 1991 führte. Auf die Frage, welches das „most exciting concert“, das er gespielt habe, gewesen sei, gibt er eine interessante Antwort:

    That is hard to say. A very great concert was with Jay Jay Johnson in 1975 in the Astergarden in Stockholm. That was in front of 35.000 people. I have never seen so many people in my life except in a couple of divisions in the army. But not people standing and listening to music. That was a compelling experience. With John Coltrane we were in front of maybe ten people including the bartender and the waiters. That was the most exhilarating experience I ever had. Ever. And there were times I operated with Duke Ellington. I wasn’t really effective for his band, but I was there. I listened and that affected me tremendously. I think people have to be prepared to listen, to study, to read. […]

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    Arthur Taylor / Taylor’s Wailers – Mr. A.T. | Auch die nächste Runde kommt von einem Drummer/Bandleader, der wie Jones (und Art Blakey, Roy Haynes, Louis Hayes …) junge Musiker förderte. In diesem Fall ist der Veteran Art Taylor, die Jungspunde sind Abraham Burton (as) und Marc Cary (p), Willie Williams (ts) und Tyler Mitchell (b) – letzterer von Cary und Williams in die Band gebracht – sind mit Jahrgang 1958 schon ein paar Jahre älter. Mitchell hat um den Dreh herum u.a. mit Sun Ra (auch wieder vor ein paar Jahren), Jon Hendricks oder – an Taylors Seite – mit Steve Grossman aufgenommen.

    Los geht es mit dem Titelstück des Albums, komponiert und Taylor geschenkt von Walter Bolden – und wenn Taylor in seinen Liner Notes meint: „This band is based on love – we love and respect each other as people and musicians“, dann glaube ich das sofort, denn schon in den ersten Minuten wird ein unwiderstehlich federnder Groove aufgesetzt, über dem die Saxophone und dann Cary abheben. Dass Burton später zum Tenor wechseln sollte, wundert mich gar nicht, so schwer wie er hier klingt. Willie Williams kenne ich bisher eigentlich nicht (er spielt auf den Big Band-Alben von Clifford Jordan und auf T.S. Monks Hommage an seinen Vater), aber auch er klingt phantastisch.

    Auf dem Menu stehen hauptsächlich Klassiker: „Hi-Fly“ (Randy Weston), „Soul Eyes“ (Mal Waldron), „Ahmad’s Blues“ (Ahmad Jamal – kommt super mit den Bläsern!), „Gingerbread Boy“ (Jimmy Heath), dazu mit „Bullet Train“ noch ein Bolden-Original und ein kurzes Stück von Taylor, „It Doesn’t Matter“. Von „Mr. A.T.“ gibt es am Ende nochmal eine kurze Version. Die Band wirkt tatsächlich eng verwoben, man glaubt sofort, dass das eine Working Band ist und dass die fünf bestens miteinander klar kommen. Das Album darf mit den dreien von Burton auf den Stapel mit den grossen Entdeckungen der Enja-Strecke, und das Verve-Album der Band muss auch noch her.

    Aufgenommen wurde das Album mal wieder in einem Tag, am 9. Dezember 1991 im Studio von Rudy Van Gelder. Taylor starb ja leider schon 1995 und nach den beiden Taylor’s Wailers-Alben (Enja: rec. 1991/rel. 1992; Verve: 1992/1993) folgte nichts weiteres mehr.

    Kennt jemand was von Willie Williams, besonders die zwei Enja-Alben „Spirit Willie“ (7045) oder „WW3“ (8060)? Da bin ich jedenfalls echt neugierig!

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    gypsy-tail-wind
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    Elvin Jones – Youngblood | Die nächste Runde EJ stammt vom 20./21. April 1992 aus dem Van Gelder Studio. Statt Klavier kriegen wir hier Nicholas Payton an der Trompete (recht flächig, blechern, aber nicht ohne eine gewisse Zartheit), George Mraz übernimmt am Bass und die Saxophone sind Javon Jackson und ein anderer Sohn, Joshua Redman – beide am Tenorsax und wie ich bei den letzten Hörgängen merkte, für mich echt leicht zu unterscheiden. Jackson hat den dickeren Ton, der von Redman ist biegsamer und er hat diese coolen kleinen „inflections“, die ich auch heute noch mag. Nach den sehr langen Stücken auf „In Europe“ gibt es hier ganze zehn, die die meisten also eher kurz, jedenfalls nichts über 10 Minuten. Den Einstieg macht Jacksons „Not Yet“ (gewidmet seinem vormaligen Boss Art Blakey) gefolgt von Paytons „Have You Seen Elveen?“. In „Angel Eyes“ ist Redman dann im Trio mit Mraz/Jones zu hören, „Ding-a-Ling-a-Ling“ von Jones ist ein siebenminütiges Schlagzeugsolo. Für „Lady Luck“ (Thad Jones/Frank Wess) und „The Biscuit Man“ (Donald Brown) ist die ganze Band zurück, bevor Payton sein Trio-Balladenfeature in „Body and Soul“ kriegt. „Strange“ von Mraz ist wieder mit dem ganzen Quintett, dann kriegt der Bassist sein Feature, „My Romance“, im Duo mit dem Leader, bevor Jones‘ Titelstück im Quintett als Closer erklingt. Warum Jackson kein Feature kriegt, weiss ich nicht … vielleicht weil er hier unterm Strich der präsenteste der drei ist? Im Vergleich mit der lockeren Atmosphäre beim Konzert oben ist das sehr viel dichter, wuchtiger, Jones treibt oft mit Wucht an, während Mraz sich im Zaum hält und sachdienlich auftritt. Im Vergleich mit dem sehr kompakten Album von Taylor wirkt das hier eher wie eine Ansammlung von Stücken – und ich glaub unterm Strich mag ich’s auch eine Spur weniger als den Live-Mitschnitt von „In Europe“.

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    lotterlotta
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    habe ich jahrelang übersehen, muss an den ballons(abc) gelegen haben, war natürlich ein fehler. das ist ein schöner konzertmitschnitt vom nürnberger jazz east west festival 1982 und antrieb takase auch mal solo erleben zu wollen….

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12338027  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bennie Wallace – The Talk of the Town | Mein letztes Album von Bennie Wallace, soweit ich weiss … und definitiv eins, das im Mittelfeld seiner für meine Ohren eh guten Diskographie mitspielen kann. Ich hatte die längste Zeit gedacht, ich hätte hiervon die alte deutsche Ausgabe, aber anscheinend war das ein Irrtum, denn ein Gitarrenquartett von ihm war mir effektiv bisher nicht bekannt, d.h. bis vor ein paar Wochen die Japan-CD von 2015 eingetroffen ist. Aufgenommen wurde das Album im Januar 1993 im Studio B der Capitol Studios in Hollywood und wie üblich bei Wallace klingt es phantastisch („Recorded live to 2-track DAT on a Panasonic 3700 recorder“ von Roger Rhodes, der mit Wallace zusammen produzierte (und dem beim Aufnehmen von Charlie Paakari und Leslie Ann Jones assistiert wurde). Jerry Hahn (g), Bill Huntington (b) und Alvin Queen (d) sind dabei bei dieser Aufnahme, die die lange Enja-Pause von 1984 bis 1998 einmalig unterbricht (Wallace nahm in der Zeit davor je zwei Alben für Blue Note und Denon auf, zudem in denselben Jahren wie dieses und das nächste Enja-Albumn, also 1993 und 1998, auch noch je eines für AudioQuest – vor allem letztere zählen zu seinen allerbesten). Es gibt fünf Wallace-Originals (darunter das Evergreen „Thangs“, das auf „All the Things You Are“ basiert) und drei Standards, von denen zwei das Album eröffnen, „The Best Things in Live Are Free“ und das Titelstück, beide grossartig. Nach „Thangs“ folgt „I Concentrate on You“, die zweite Hälfte besteht dann aus Originals (die sich teils aber auch auf Standards beziehen). Hahn ist ein super Kontrast zu Wallace, alles andere als kühl, aber klassisch im Ton und den Linien, ohne zu vernachlässigen, dass die Gitarre mehr als Linien kann. Die Rhythmusgruppe gefällt mir ebenfalls ausserordentlich, ganz besonders Alvin Queen, der auch auf den beiden erwähnten AudioQuest-Alben dabei ist.

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    Elvin Jones – Going Home | The Elvin Jones Jazz Machine hiess die Band, die EJ in diesen Jahren leitete – hier kommen die Bands der zwei Alben zusammen und noch ein Sohn eines prominenten Musikervaters ist dabei: Kent Jordan (fl, picc). Dazu kommen Nicholas Payton (t), Ravi Coltrane (ss, ts), Javon Jackson (ts), Willie Pickens (p) und ein neuer Bassist, Brad Jones. Die Aufnahme entstand am 15. und 16. Oktober 1992 bei Van Gelder. Es gibt drei Stücke von Elvin sowie je eines von Keiko und Thad Jones, ein Original von Coltrane („In 3/4 Time“) und zwei Standards, „You’ve Changed“ und „East of the Sun“. Wie ein Septett klingt das nicht, denn es mangelt an richtigen Arrangements, viel mehr ist auch das hier wieder eine Blowing-Session, auf der Skala zwischen entspannt („In Europe“) und getrieben („Youngblood“) irgendwo in der Mitte, was vermutlich mit Pickens/Jones zu tun hat. Abwechslung gibt es wohl fast zu viel hier, die Line-Ups wechseln ständig, es gibt nur wenige Blowing-Vehikel mit vielen Soli (wie „Truth“, das Stück von Keiko Jones) und sonst immer wieder kleinere Besetzungen, nicht zuletzt mit dem an zweiter Stelle zu hörenden Titelstück ein Piano-Trio. Pickens ist überhaupt ziemlich präsent, aber leider ist sein Klavier sehr flach aufgenommen. „East of the Sun“ gehört Payton (mit Rhythmusgruppe, Jones an den Besen). Der Tenor-Solist in „You’ve Changed“ ist wohl Ravi Coltrane? Bin mir alles andere als sicher, aber der Ton klingt schlanker als der von Jackson und Anklänge an den Vater gibt es einige. In seinem eigenen Stück ist er jedenfalls am Sopransax mit der Rhythmusgruppe zu hören.

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    gypsy-tail-wind
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    Wayne Krantz – Long to Be Loose | Das erste Album des Gitarristen für Enja kenne ich nicht („Signals“, 1990), das zweite hier ist neu, das dritte mit demselben Trio wie hier kannte ich in den Neunzigern und erinnerte es als attraktiv genug, als dass ich es vor ein paar Monaten auch noch gekauft habe. Doch zuerst geht es ins River Sound Studio in New York, wo im Februar 1993 zehn Stücke entstanden sind, die keine Titel tragen sondern mit einem Text versehen wurden: „1. These Instrumental Pieces Were / 2. Not Consciously Written About / 3. Specific People, Places, Things Or Ideas / 4. (Although One Began / 5. From A Little Croaking Sound / 6. A Friend’s DAT Machine Makes). / 7. What They Were Written About / 8. Is Something I Don’t Understand Yet / 9. But I Know It When I See It / 10. And, Hopefully, So Will You.“

    Lincoln Goines am E-Bass und Zach Danziger an den Drums begleiten Krantz auf seinen Exkursionen nach dem ersten Stück, das er allein spielt. Dass das ein eingespieltes Trio ist, dass man Scofield gehört hat, wird beides klar, aber die Tönung ist wärmer, aufgestellter als beim nur fünf Jahre älteren Vorbild. Mich spricht die sehr dunkle Tönung des Live-Albums mehr an (dazu komme ich wohl morgen), aber diese Studio-Aufnahmen sind eine sehr schöne Ergänzung, die das Trio in einer anderen Stimmung zeigen, verspielter, offener – vielleicht eine art pastoraler Gegenpol zum sehr urban wirkenden Live-Album?

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    gypsy-tail-wind
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    Dan Rose – Conversations | Letzte Runde für heute – hier hat mich die Rhythmusgruppe neugierig auf den mir unbekannten Leader gemacht, Dan Rose (*1947), der wie er in seinen Liner Notes berichtet, erst mit 18 zur Gitarre gewechselt hat – unter dem Einfluss von Bob Dylan und dem Rock’n’Roll. Doch es zog ihn zum Blues und irgendwann hörte er in einem Musikladen einen Jungen, der Jazz-Akkorde spielte, flippte aus und wollte das auch lernen. Der Weg führte ihn dann auch zu Jerry Hahn (siehe oben Bennie Wallace „The Talk of the Town“), doch viel eher ging er in New York immer wieder zu Gigs von Jim Hall, Kenny Burrell oder Tal Farlow, um ihre Spielweisen zu studieren und sich selbst was beizubringen. Dass er auch von Bläsern und von Sinatra und all den Jazzsänger*innen Dinge abguckte, liegt recht nahe, wenn man sich seinen singenden Ton anhört, wie aus dem akkordischen Spiel immer wieder Melodien und Linien auftauchen. Einer seiner ersten Gigs in New York war mit Paul Bley, gespielt wurden Stücke von Carla – und diese sollte zu einem prägenden Einfluss werden. Zum Treffen kam es, weil die JCOA Roses erster Album vertrieb. Später traf er sie in der Karibik wieder und hängte mit ihr und Steve Swallow ab, jeden Abend sielten sie ein paar Stunden. Auch wenn Rose zeitweise frei spielte, „I was always Bebop-player because I love it so much.“ Carla Bley war es, die ihn Jahre später überredete, wieder ein Album zu machen. „I was having all these personal problems, my wife had left me and a lot of crazy stuff was going on. Steve and Carla were hearing no end of my problems and Carla actually one night said: ‚You know I’ve been thinking about you and your problems. What you need to do is write an album, write some songs about all that happened to you and put it on an album‘.“ Doch auf dem Album fänden sich keine Songs über seine Probleme, vielmehr sei es ein Neuanfang. Ursprünglich war ein Pianist, dann ein zweiter Gitarrist vorgesehen, doch das klappte nicht – zum Glück. Das letzte der zehn Originals wurde in der Nacht vor der Session fertig, es gab vier Stunden Probe und dann wurde aufgenommen – am 15. und 16. sowie am 28. September 1992 im Grog Kill Studio in Willow, NY. Produziert hat Rose selbst, und seine Session brachte zum ersten Mal Steve Swallow und John Betsch zusammen: „Once we went into the studio they hooked up and it worked, just like two well oiled machines. We didn’t do any song more than twice. On half the record there are some overdubs.“

    Das Album ist ziemlich schnörkellos, das Gitarrenspiel von Rose kommt auch ohne gequälte Sounds aus, die Grooves sind ziemlich gut, Rose kann sich jederzeit auf Swallow und Betsch verlassen, macht darüber ziemlich relaxed sein Ding. Den einzigen Vorwurf, den man dem Album machen kann, ist, dass es etwas konventionell und etwas gleichförmig geraten ist. Es ist zum Glück aber nur um die 50 Minuten lang, drum fällt das gar nicht so sehr ins Gewicht. Bei Enja (Weber) folgten Ende der Neunziger und 2017 noch zwei Alben, aber ich belasse es mal hierbei.

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