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Freddie stammt noch aus einer Zeit, wo ich von Chet Baker wahllos alles gekauft hab, was bei meinem Dealer auf Vinyl zu bekommen war, sprich unbedingt haben muss man sie nicht. Mir ist sie einfach zu mellow und eher geeignet um Deinen salzigen Frühstückskaffee zu versüssen.
aber hör selbst
aus den liner notes:
The late Billie Holiday left behind, as a reminder of her greatness, a huge body of recordings. Her singing was only a part of the legacy, however. Billie’s introduction of many new songs, and what she did with the old songs, helped to swell the storehouse of the jazz repertoire for all the singers and players who grew up with her, as well as those who came after.This is a tribute to Lady Day from one who is both a singer and a player – fluegelhornist Chet Baker. „Her style was so unique – so different,“ he says of Billie. „She had a way of combining singing and talking a tune that was very intimate. One thing I really liked about her was that she never raised her voice. At least I never heard her shout. Her way of singing really reflected a lot of soul. Billie Holiday was Billie Holiday – that’s all. She was great. She always did the best tunes, tunes that really lent themselves to her style of singing. She really didn’t have a great voice, but what she did with it…“(…)
Thx!
Hier ist noch ein eigenartiger Sound-/Videoclip von Travelin‘ Light
Chet Baker und Billie Holiday sind in meinen Ohren einerseits eine naheliegende Kombination, da beide so eine understatete Stimme bzw. einen understateten Ton auf der Trompete haben. Andererseits ist es sicher schwierig bei einem Billie Holiday-Tribut das rechte Maß zwischen Imitation und Interpretation zu finden, so eng sind einige Songs mit ihrer eigenen Interpretation verbunden. Und dann wiederum hat auch Chet Baker seinen sehr individualistischen Stil. Der ist dann am besten wenn er nichts anderes ist als er selbst. Äh … was wollte ich noch mal damit sagen …? Eigenartig, wenn ein Original versucht einem anderen Original Tribut zu erweisen. Ob das Chet Bakers Idee war?
Das Cover sieht so aus, als sei Billie Holiday eine strahlende Show-Attraktion gewesen. Und auch die Big Band-Arrangements klingen in meine Ohren etwas nach Las Vegas.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Highlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
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WerbungLet‘s Get Lost (Bruce Weber, 1988)
Der hier teils hoch gelobte, teils böse gescholtene Dokumentarfilm von Bruce Weber. Ich hatte den Film früher schon mal gesehen, konnte mich aber nicht mehr so recht erinnern. Gestern habe ich mir Let’s Get Lost daher noch mal angesehen.
Wer einen journalistisch faktentreuen Film über das Leben von Chet Baker erwartet, wird hier enttäuscht. Bruce Weber geht es um Chet Baker als Ikone und Mythos und den widersprüchlichen Menschen, der dahinter steht. Jazz-Wunder, männliche Sexbombe, gefallener Engel, Strafgefangener, Drogenwrack und wiederauferstandene Legende. Das süße Leben am Strand von Kalifornien und in Italien, Parties und schöne Frauen. Eine enttäuschte Ex-Ehefrau und eine sich selbst inszenierenden Ex-Geliebte erzählen verschiedene Versionen der gleichen Geschichten aus seinem Leben, Chet Baker eine dritte, seine Kinder aus Oklahoma grüßen ihn in die Kamera hinein, da sie ihn im richtigen Leben ja nicht zu Gesicht bekommen. Zeitungsausschnitte über seine Verhaftung in Italien, Filmausschnitte aus italienischen B-Movies, in denen er mitspielte. Ausgeschlagene Zähne. Live-Auftritte und Interviews, in denen man aus Chets Munde erfahren kann, wie die Mixtur eines guten Speedballs sein muss: „Not too much cocaine!“ Bekenntnisse und Selbstinszenierungen eines gealterten und zerknautschten Chet Baker. Gefilmt in stylischen Schwarz-Weiß, collagiert und berauschend geschnitten. Das gibt kein vollständiges Bild von Chet Baker, bleibt bruchstückhaft und ist sicher auch subjektiv. Aber der Film selbst wirkt wie ein Trip. Es geht weniger um die Fakten als um das Gefühl. Danach sagt man zu sich selbst: „Let‘s get lost!“ – aber zweifelt sofort wieder daran, ob das wirklich eine so gute Idee ist.
Bruce Weber ist eigentlich Modefotograf, der von den Fotos von Chet Baker, die William Claxton in den 50ern gemacht hat, fasziniert war. Bei den ersten Szenen des Filmes kam mir – Vorsicht, festhalten! – dieses Video von den Pet Shop Boys in den Sinn. Kein Wunder: Regisseur Bruce Weber.
Edit: Man kann Let’s Get Lost – in etwas schlichter Qualität – hier komplett sehen.
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Weiter geht‘s mit meinem Streifzug durch die Diskografie von Chet Baker. Garantiert unvollständig, chronologisch ungenau und von der Beurteilung voreingenommen und subjektiv.
Chet Baker – Baby Breeze (1965)
Die vorzügliche Chet Baker in Paris ist eine Compilation, hört sich aber nicht so an. Baby Breeze ist keine Compilation, hört sich aber so an.
Es gab nach Chet Bakers erster unfreiwilliger drogen- bzw. gefängnisbedingter Auszeit Anfang / Mitte der 60er offenbar mehrere Versuche seiner Karriere neuen Schub zu geben. Chets Billie Holiday-Tribut scheint einer davon zu sein, die vermutlich unsäglichen Alben mit Mariachi-Musik oder ein Album mit dem Titel Blood, Chet & Tears sind wohl andere. Baby Breeze hat glücklicherweise einen anderen Ansatz.
Baby Breeze enthält Aufnahmen mehrerer Sessions mit unterschiedlichen Besetzungen. Das geht vom klassischen Quintett über ein Quartett mit Flöte, Bass und Drums bis zum Trio mit Piano und Gitarre und Duos mit nur Chet und Gitarre. Die Begleiter sind mir größtenteils unbekannt – mit Ausnahme von Bob James hier und dort am Klavier und Kenny Burrell an der Gitarre. Chet selbst spielt hier übrigens Flügelhorn, da ihm seine Trompete kurz vor den Sessions geklaut wurde.
Die Platte beginnt mit Baby Breeze und das hört sich wie die anderen Aufnahmen in klassischer Besetzung zeitgemäß nach 60er Post-Bop an. Chet ist top-fit und das klingt sehr flott. Soweit eine okay-e Platte. Die Höhepunkte sind in meinen Ohren aber klar erstens) die Balladen, in denen Chets Stimme auf dem Horn richtig gut zur Geltung kommt und zweitens) die Gesangsstücke mit sparsamer Begleitung, besonders, wenn Kenny Burrell mit seinem understateten Spiel eine ganz wunderbar zarte und zerbrechliche Kombination mit Chet ergibt. Ein eigenartiger Ausreißer ist der Song Taste Of Honey, bei dem Pianist Bobby Scott ein schepperndes Honky Toni-Piano spielt. Da stelle ich mir Chet in einem Saloon mit Cowboyhut neben dem Klavier stehend vor, an dem ein dicker Mann mit Zigarre sitzt. Und dann gibt es da noch das aptly titled Stück One With One, Chet auf dem Flügelhorn, ein Frank Stozier spielt Flöte + p, b und dr. Herrlich, wie sich die beiden Bläser hier aneinander schmiegen, voneinander lösen und gegenseitig umspielen. Drei Minuten Seligkeit! Übrigens keine gängigen Standards auf der Platte. Sehr gutes und originelles Album!
Hinsichtlich der stilistischen Entwicklung von Chet Baker muss ich mich etwas korrigieren: Chets Markenzeichen ist sicher dieser zarte Ton, der fast ansatzlos in der Luft steht und genau so wieder verschwindet, wie er gekommen ist. Und dann verortet man ihn meist irgendwo im West Coast / Cool Jazz. Mir scheint, mit zunehmenden Alter wird sein Ton flexibler und seine stilistische Bandbreite wird weiter. Auf Baby Breeze ist davon schon ziemlich viel zu hören.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Sowohl redbeans als auch gypsy empfahlen dieses CD-Doppelpack als Einstieg in den Chet Baker post 1970. Kann man da nein sagen?
Chet Baker – The Sesjun Radio Shows (1976-1985)
Aufnahmen von mehreren Live-Sessions, die der niederländische Rundfunk über einen Zeitraum von 10 Jahren vom damaligen Expatriate Chet Baker gemacht hat. Chet ist in verschiedenen Besetzungen zu hören, mal Kammerjazz nur mit Flöte, Piano und Bass, mal mit Vibraphone, Bass und Drums oder Gitarre und Bass und auch mal ganz klassisch mit Piano, Bass und Drums. Das Programm ist nicht besonders überraschend, Standards und alte Schlachtrosse wie Love For Sale oder I‘m Old Fashioned, das eine oder andere Bop oder Hard Bop-Thema, darunter Diz‘ Blue ‘n‘ Boogie.
Ich hatte mich ja nie für den Chet Baker nach 1970 interressiert. Zu chaotisch und schlampig erschien mir die Diskografie und zu abschreckend sein unsteter und selbstzerstörerischer Lebenswandel. Dabei kann eigentlich nichts anständiges rauskommen! Umso überraschender ist es, das Chet auf diesen Aufnahmen klingt wie neu geboren. Er ist auf der Trompete offenbar in top Form und die Bands wirken entspannt, frisch und lebendig. Alle haben reichlich Freiräume und scheinen völlig zwanglos zu spielen. Chet fühlt sich in diesen spontanen Settings hörbar wohl und genießt den Kontakt mit dem Publikum. Einzig Chets Gesang klingt manchmal etwas bemüht und gepresst – da merkt man dann schon, dass dieser Mann körperlich nicht mehr auf der Höhe ist und seine blütenzarte Unschuld der 50er Jahre verloren hat.
Der Bezug zum Chet der 50er ist sowieso immer da. Denn sein Repertoire ist eigentlich das gleiche wie damals. Er ist bei diesen Aufnahmen aber nicht mehr stilistisch auf West Coast Cool festgelegt sondern klingt nach klassischem Mainstream. Aufregend wird das vor allem dann, wenn Chet in kleinen Besetzungen abseits vom klassischen Quartett spielt. Dann wirkt das nicht nur originell, sondern da scheint Chet auch voll in seinem Element zu sein und klingt fast intim. Dadurch wirkt das auf der eine Seite nicht nostalgisch, auf der anderen Seite hat es aber auch nicht die stilprägende Prägnanz der alten Aufnahmen. Unbestritten sind das aber Live-Aufnahmen mit einer tollen Atmosphäre.
Die These, dass man Chet Baker vorzugsweise nach 1970 hören sollte, kann ich daher nur bedingt bestätigen. Man sollte den Chet Baker nach 1970 auch hören. Aber das Fundament seiner Musik liegt in meinen Ohren klar in den 50ern. Diese Aufnahmen aus den 70ern und 80ern werden erst so richtig interessant, wenn man sie in Bezug zu den 50ern hört.
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Diese Platte hatte ich schon öfter erwähnt. Chet Bakers Comeback nach einer langen unfreiwilligen Auszeit und dann gleich bei dem damals wohl angesagtesten Label, Creed Taylors CTI.
Chet Baker – She Was Too Good Too Me (1974)
Creed Taylor verpasst Chet Baker hier ein Update: Chet klingt so, als sei nichts gewesen, keine Drogen, keine Gefängnisaufenthalte, keine ausgeschlagenen Zähne, gar nichts. Er hört sich jung und gesund an, wie in den 50er und 60ern. Nur verpasst ihm Creed Taylor einen etwas modernisierten Sound, der sich an der eleganten smoothen Ästhetik von CTI orientiert und bei dem das E-Piano das auffälligste ist. Das Programm könnte so oder so ähnlich auch 10 oder 20 Jahre vorher aufgenommen worden sein, ein paar Standards, ein paar Gesangsnummern, ein paar Stücke mit Paul Desmond und/oder Hubert Laws, ein paar Streicherarrangements und mit Hank Mobleys Funk In Deep Freeze ein Ausreißer. Das gesamte Spektrum also. Die Stücke mit Streichern sind mir persönlich etwas zu zuckrig, aber das ist Nörgeln auf sehr hohem Niveau. Denn alleine Autumn Leaves klingt hier so frisch und paradoxerweise frühlingshaft und Chets Trompete und seine Stimme so klar und selbstbewusst, dass diese Platte klar und deutlich sagt: Chet is back!
Sicher ist She Was Too Good Too Me in Chet Bakers Oeuvre etwas obskur. Zu deutlich ist die Produktion von Creed Taylor im Früh-70er-Sound, während Chet Bakers andere Aufnahmen der 70er und 80er – soweit ich das beurteilen kann – fast produktionsfrei, frisch von der Leber weg und oft sogar live von der Bühne mitgeschnitten sind. Aber gerade das mach SWTGTM für mich außergewöhnlich und interessant.
Ich frage mich, warum das Chet Bakers erste, letzte und damit einzige Aufnahme für CTI war?
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Ein Chet Baker-Album habe ich noch im Köcher:
Chet Baker – Chet Baker In Tokyo (1987)
Nur ein Jahr vor seinem Tod mit seiner damaligen europäischen Stammband, Harold Danko (p), Hein Van Der Geyn (b) und John Engels (dr) live in Tokyo aufgenommen. Auch wenn ich mich wiederhole: Es ist nicht im geringsten zu hören, dass damals schon lange die Drogen die Kontrolle über Chet Baker übernommen hatten und er gesundheitlich zusehends verfiel. Er klingt vital, frisch und hat auf der Bühne alles selbst unter Kontrolle. Und auch wenn es hier stilistisch keine Überraschungen gibt – das ist Jazz-Klassizismus – und das Programm größtenteils aus den 50ern und 60ern stammt, so sind es doch mit wenigen Ausnahmen wie dem unvermeidlichen My Funny Valentine keine abgenudelten Standards, die man kaum noch hören mag. Mit Four und Seven Steps To Heaven sind zwei Kompositionen von Miles Davis dabei, eine von A. C. Jobim und das von Elvis Costello für ihn geschriebene Almost Blue. Und seine Band ist wirklich erste Güte. Alles andere als bloße Begleiter, das klingt wie eine sich blind verstehende, perfekt eingespielte Band die hier ein tolles Konzert spielt, bei den uptempo Stücken spritzig, bei den Balladen berührend und mit Chet Baker in bester Form.
Hier gibt es das Konzert komplett zu hören und zu sehen, wenn auch in bescheidener Qualität.
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)„Four“ stammt aus Eddie Vinsons Feder, aber Miles hat sich die Rechte gekrallt (dasselbe Spiel mit einem zweiten Vinson-Stück, aber auf den Titel komm ich grad nicht).
„Seven Steps to Heaven“ stammt vom englischen Pianisten Victor Feldman, der in den USA u.a. als Leader für Contemporary aufnahm, mit Cannonball Adderleys Gruppe spielte – und eben auch mal kurz mit Miles zu tun hatte (zu Beginn von dessen 1963er-Comeback).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind„Four“ stammt aus Eddie Vinsons Feder, aber Miles hat sich die Rechte gekrallt (dasselbe Spiel mit einem zweiten Vinson-Stück, aber auf den Titel komm ich grad nicht). „Seven Steps to Heaven“ stammt vom englischen Pianisten Victor Feldman, der in den USA u.a. als Leader für Contemporary aufnahm, mit Cannonball Adderleys Gruppe spielte – und eben auch mal kurz mit Miles zu tun hatte (zu Beginn von dessen 1963er-Comeback).
Ja, das stimmt wohl. Ich habe die Autorenangaben vom allmusic-Eintrag zu Chet Baker in Tokyo übernommen. Da war ich wohl etwas zu leichtsinnig. Aber egal: Chet in Tokyo ist eine tolle Platte! Sogar eine Doppel-CD, wie ich vergaß zu erwähnen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Ach so, „Tune Up“ ist das andere Vinson-Stück, das unter Miles‘ Namen läuft. Zwei „staples“, die Miles lange Jahre im Repertoire hatte. Und dass „Seven Steps“ ihm zugeschrieben wird, überrascht auch nicht sonderlich, er hat wohl die tollsten Versionen des Stückes eingespielt (ich mag besonders die vom 1964er-Konzert, das auf „Four & More“ und „My Funny Valentine“ veröffentlicht wurde). (Und „Walkin'“ stammt auch nicht von Richard Carpenter, wenn wir grad dabei sind – ebensowenig all die anderen ihm zugeschriebenen Stücke von der grossen 1965er Prestige-Session Bakers.)
Ansonsten melde ich mich gelegentlich hier wieder, wenn ich mal wieder zu Chet Bakers Aufnahmen greife, ist schon länger her. „Baby Breeze“ würde ich als Fussnote taxieren, das CTI-Album ist in der Tat ganz gut und hebt sich durch die andere, sorgfältigere Produktion auch ab aus dem sonstigen späteren Werk Bakers (darunter verstehe ich mal alles aus den Siebzigern und Achtzigern), aber am Ende sind mir die besten der „unorganisierten“ Alben doch deutlich lieber. „Chet in Toyko“ gehört jedoch zu den vielen, die ich nicht kenne.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind(…) „Baby Breeze“ würde ich als Fussnote taxieren, das CTI-Album ist in der Tat ganz gut und hebt sich durch die andere, sorgfältigere Produktion auch ab aus dem sonstigen späteren Werk Bakers (darunter verstehe ich mal alles aus den Siebzigern und Achtzigern), aber am Ende sind mir die besten der „unorganisierten“ Alben doch deutlich lieber. „Chet in Toyko“ gehört jedoch zu den vielen, die ich nicht kenne.
Baby Breeze hat seine Höhepunkte, auch wenn es etwas zusammengebastelt wirkt und das CTI-Album hat wg. der Produktion einen ganz eigenen Charme. Finde ich. Und Chet In Tokyo: Dass ich es noch mal erleben darf, dass ich eine Platte kenne, die Du nicht kennst!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Born To Be Blue (Robert Budreau, 2015)
Das Chet Baker-Biopic ist inzwischen auf DVD erhältlich. Sehenswerter Film, der Chet Baker als einen Mann zeigt, der eigentlich ständig in Schwierigkeiten steckt: Ärger mit den black cats von der East Coast, die ihn nicht akzeptieren, Ärger mit den Eltern, Ärger mit den Frauen, Ärger ohne die Frauen, Ärger mit Drogen, Ärger ohne Drogen, Ärger mit den Dealern, den Produzenten, dem Bewährungshelfer, den Zähnen, Versagensängste. Etwas stylish – das gehört dazu – jedoch kein junkie chique und kein Happy End. Ethan Hawke macht seine Sache sehr gut und spielt Chet Baker als eine verlorene Seele, die nur dann ihren Frieden findet, wenn Chet auf der Bühne steht und spielt. Auch wenn alles andere darüber zu Bruch geht.
Born To Be Blue – Official Website
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Ich hatte weiter oben etwas über eine Compilation mit Aufnahmen, die Chet Baker in den Jahren 1955-56 in Paris für das Barclay Label gemacht hat geschrieben. Da ich diese Aufnahmen sehr mag, habe ich mir das ganze in einer erweiterten Ausgabe – anständig auf Tonträger, mit anständigen Cover und Booklet – besorgt.
Chet Baker in Paris – The Complete Original Recordings (1954-1956, Compilation 2012)
Der Titel ist etwas irreführend: der wahre Komplettist wird sich darüber beklagen, das es hier so gut wie keine alternate takes gibt und selbst ich wundere mich darüber, dass ein Stück von der oben genannten short version (Everything Happens To Me) hier fehlt. Dafür gibt es kurioserweise aber 5 Aufnahmen, die Chet vor bzw. nach seinem Besuch in Paris in Los Angeles gemacht hat, darunter die Gesangsversion von My Funny Valentine.
Der Qualität der Musik tut das aber keinen Abbruch. Auf den Pariser Aufnahmen klingt Chet so jung und frisch, ja unschuldig, verträumt und melancholisch, dass diese Musik für mich eine schon erotisch verführerische Aura hat. Sicher liegt auch eine Romantik allein schon in der Phrase „in Paris“ und dem Umstand, dass der Hintergrund von Chets Parisbesuch auch eine Frauengeschichte war. Und dann gibt es wiederum die Tragik, dass der Pianist von Chets Band Dick Twardzick in Paris eine frühen und tragischen Drogentod starb.
Es gibt hier verschiedene Besetzungen, meist im Quartett mit Chets amerikanischer Band oder einheimischen Musikern, die offen gesagt meist nicht besonders auffallen, sondern vor allem eine mannschaftsdienliche Leistung erbringen. Das ist hier aber auch gut so, denn Chet Bakers Ton auf der Trompete ist hier klar die Hauptzutat. Dazu gibt einige Stücke in größerer Bläserbesetzung, die auch ganz wunderbar sind.
Angesichts der Fülle des Materials hatte ich jedoch einen Anfall von Kulturpessimismus, wie er mich auch schon bei der Complete Thelonious Monk Blue Note Singles Compilations beschlich. Chet Baker in Paris enthält auf 2 CDs 36 Tracks mit mehr als 2,5 Stunden Musik. Nach spätestens einer Stunde geht es mir so, dass die Musik für mich im Hintergrund verschwimmt und nicht mehr bewusst wahrgenommen wird. Entsprechend lange brauchte ich, das alles überhaupt mal bewusst zu hören. Ursprünglich wurden diese Aufnahmen auf mehreren LPs und EPs veröffentlicht, sicher eine Dosierung, die leichter zu konsumieren ist und der Musik auch besser gerecht wird, denn dafür wurde sie gemacht. Mehr ist eben doch nicht mehr ( @brandstand3000 ). Die heutige fast beliebige und sofortige Verfügbarkeit fast sämtlicher Musik hat für mich auch Nachteile. Und ich bin noch nicht mal einer, der Musik streamt.
Ich versuche mir gerade playlists zu zusammenzustellen, die die original Reihenfolge der ursprünglichen LPs rekonstruiert. Irgendwie führt das aber auch schon wieder diese Compilation ad absurdum.
Dennoch: Durchgehend erstklassige Musik, die ich jedem Freund des frühen Chet sehr ans Herz lege. Apropos früher Chet vs. später Chet. Ich sehr da keinen Widerspruch, nur unterschiedliche Reifegrade und ein Teil des Reizes besteht ja gerade aus dem Spannungsverhältnis zwischen beidem.
„Weniger, aber besser“ (Dieter Rams)
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)@friedrich:
Es gibt hochwertige und originalgetreue Vinyl Reissues der LPs und der EP, die Chet Baker damals auf Barclay veröffentlichte:http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-quartet-barclay-84-009-1955/
http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-quartet-1956-4/
http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-and-his-quintet-with-bobby-jaspar-1956-2/
http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-1956-2/
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How does it feel to be one of the beautiful people?clau@friedrich:
Es gibt hochwertige und originalgetreue Vinyl Reissues der LPs und der EP, die Chet Baker damals auf Barclay veröffentlichte:
http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-quartet-barclay-84-009-1955/
http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-quartet-1956-4/
http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-and-his-quintet-with-bobby-jaspar-1956-2/
http://www.samrecords.fr/shop/chet-baker-1956-2/Thx @clau für den Hinweis! Das sind auch wirklich schöne Covers.
In meinem kulturpessimistischen Anfall hatte ich ja sogar den Gedanken, dass Vinyl das vielleicht einzig Wahre ist. Vor kurzem hatte ich mit meinem Bruder die Diskussion, ob manche kulturellen Werte einfach einer angemessenen materiellen Form bedürfen. In jedem Falle müssen Dinge ihren Wert haben, vielleicht auch ihren materiellen Wert. Aber was heißt das in einer Zeit, in der viele davon ausgehen, dass alles immer und überall verfügbar ist, am besten sogar umsonst? Aber das führt zu weit.
Am allerliebsten mag ich ja alte original LPs. Da habe ich das Gefühl etwas zu haben, das nicht beliebig zu vervielfältigen und ersetzbar ist.
€ 28 für eine LP sind vielleicht etwas viel. Aber wenn mir jemand z.B. zum Geburtstag eine Freude machen will, wäre das eine schöne Idee.
Ach ja, zurück zur Musik:
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Gute Gedanken!
Ich habe die Platten alle. Und ja, klar, da kommt eine ganz schöne Summe zusammen. Hätte ich das Geld in Chet Baker CDs investiert, wäre da ein Vielfaches an Material zusammengekommen. Aber diese Platten sind den Originalen (die im Topzustand jeweils mehrere hundert Euro kosten) nachempfunden, komplett analog überspielt und sehr sorgsam gefertigt. Schon wenn man die LPs aus dem Regal zieht, beginnt die Wertschätzung für die anstehende Musik. Ich möchte das nicht missen.
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Schlagwörter: Chet Baker, Jazz
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