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AutorBeiträge
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Ich hol das mal aus dem Beste Alben der 60er Thread raus, die Diskussion ist einfach zu spannend, um dort wieder in die Vergessenheit abszusinken!
Ich bringe das hier unter, weil’s eher um den Weg von R&B, Soul etc zum Jazz geht als um diesen selbst – hoffe das passt! Sonst ist hier ja schon mal alles gesammelt und lässt sich einfach von einem Moderator verschieben.
Einige Posts habe ich zerschnipselt, weil’s zwischendurch ab und zu ums eigentliche Thema des 60s-Alben-Threads ging (kommt ja in den besten Häusern vor, dass man mal nicht abschweift )
Und ich präsentiere das hier in mehreren Posts, wegen Links und Bildern, hoffe das klappt so!
Dank an Minos, Friedrich, redbeans und nail!
@minos 2264822 wrote:
[…] Mit Jazz habe ich mich noch nie befasst, ich kenne mich daher noch gar nicht damit aus. […]
@friedrich 2265555 wrote:
[…]
Übrigens Jazz: Wenn Du auf Soul stehst, ist Jazz doch gar nicht so weit. Eine gute Soul Jazz-Platte könnte Deiner Auswahl gut stehen, z.B. was von Cannonball Adderley, vielleicht MERCY MERCY MERCY .
Das sind nur so ein paar Gedankenspiele von mir, zu denen mich Deine Auswahl inspiriert. Finde ich ganz reizvoll.
@minos 2266515 wrote:
[…]
Übrigens Jazz: Wenn Du auf Soul stehst, ist Jazz doch gar nicht so weit. Eine gute Soul Jazz-Platte könnte Deiner Auswahl gut stehen, z.B. was von Cannonball Adderley, vielleicht MERCY MERCY MERCY .
Mir sagt nur der Name etwas. Ich müsste mir da Album mal anhören. Neulich habe ich mir mal ein hier oft gelobtes Album von John Coltraine ausgeliehen. Konnte es, da ich im Stress war, leider nur einmal hören. Ich empand es als sehr angenehm und auch nicht unbedingt als das, was ich normalerwiese mit „klasisschem Jazz“ verbinde (vielleicht habe ich falsche Vorstellungen von Jazz?), mehr kann ich dazu nicht sagen.
Zwischen Soul und Jazz scheint es tatsächlich einige Verbindungen zu geben: Oft wurden Jazzmusiker bei („urbanen“) Blues- und Soul-Aufnahmen eingestzt. Die Mitgleider der Motown-Hausband Funk-Brothers kamen m. W. zumeist vom Jazz. Martha Reeves wollte eigendlich Jazz-Sängerin werden und der junge Marvin Gaye hatte ähnliche Bestrebungen, bis ihm Berry Gordy das austrieb (m. E. zurecht, da er einer der größten Soulsänger ist). Auf meiner CD von Esther Phillips mit „And I Love Him“ und dem schwächeren Album „Esther Phillips Sings“ steht seltsamerweise „Collectable Jazz-Classics“ ?!?! Ich ziehe – wenn überhaupt – am ehesten Verbindungen mit Frank Sinatra, der für mich ruhiger Pop oder sog. „Easy Listening“ ist, jedenfalls nicht Jazz. Aber wie schon geschrieben – vielleicht habe ich eine falsche Definition von Jazz in meinem Kopf?
@friedrich 2267209 wrote:
[…]
Jazz ist interessant, aber auch ein weites Feld. Selbst Coltrane alleine ist schon ein weites Feld. Man muss aber nicht unbedingt gleich bei Coltrane einsteigen. Es gibt vieles, was sich im Grenzbereich von Blues, Soul und Jazz bewegt, z.B. eben Cannonball Adderley http://www.youtube.com/watch?v=pRrFWp4DUho oder Stanley Turrentine (spielt hier Sax) http://www.youtube.com/watch?v=GvVufk7e2mI&feature=related. Ich finde sowas könnte auch gut in Deine Auswahl passen – wo Du doch Getz/Gilberto erwähntest.
@minos 2270581 wrote:
Danke für die Links! Der erste wird bei youtube leider in D nicht mehr angezeigt, ich habe vorgestern reingehört, hatte aber wenig Zeit. Klang für mich aber, als hätte der Track auch soulartige Elemente.
Der zweite gefällt mir sehr gut, ich hätte es aber ohne groß zu überlegen dem Blues zugeordnet. Ähnliches, aber in der Regel mit Sänger/in, höre ich gerne aus den 40ern bzw. (meist frühen) 50ern. Möglicherweise berührt das sogar teilweise den Jazz, wie geschrieben, habe ich vermutlich falsche Vorstellungen von Jazz oder grenze ihn zu sehr ab (Den Verdacht habe ich schon einige Zeit, daher auch mein Nachhaken). Viele dieser Interpreten haben aber gleichzeitig auch sehr schnelle harte, bluesbasierende Sachen gesungen, die teilweise zumindest eine Vorstufe des Rock’n’Roll sind. Daher habe ich diese Künstler nie mit Jazz in Verbindung gebracht, wurdere mich aber, dass einige davon offenbar u.a. auch zum Jazz gezählt werden.@redbeansandrice 2270611 wrote:
mal abgesehen davon, dass natürlich nicht jeder Jazz hören muss… wenn ich so gucke, was du hörst, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass für dich der naheliegendste Weg in den Jazz nicht einer der „Königswege“ über Coltrane/Miles/Monk/Mingus ist… sondern eher ein EInstieg über die eine oder andere Art von Soul Jazz oder über ältere Sachen… du bist ja teilweise schon ziemlich nah dran, die Grenzen zwischen R&B und Bebop waren um 1950 ziemlich fliessend (wir sind ja zB beide schon bei Little Miss Cornshucks gewesen, du wohl mehr wegen ihr, ich mehr um zu hören, ob irgendein Trompeter, dessen Namen ich vergessen habe, dort ein paar Töne mehr zu tröten hat…) in diesem Sinne – wir haben das im Jazzforum zuletzt ein paar Mal andiskutiert, es gibt verschiedene Varianten von Soul Jazz, neben diesen „smootheren“/raffinierteren Blue Note etc Sachen (Adderley, Horace Silver…), würd ich auf jeden Fall auch Künstler, die sich direkter aus dem/näher am R&B entwickelt haben ausprobieren (Gene Ammons, Lockjaw Davis, Jimmy Forrest… STanley Turrentine kann man vielleicht dazwischen sehen, und später), und die weniger raffinierten Orgeljazz-Sachen (also, nicht Larry Youngs Unity, sondern Shirley Scott, Johnny Hammond Smith, Jimmy Smith, Groove Holmes…) leider grad keine Zeit für Links…
@friedrich 2270684 wrote:
@minos 2270581 wrote:
Danke für die Links! Der erste wird bei youtube leider in D nicht mehr angezeigt, ich habe vorgestern reingehört, hatte aber wenig Zeit. Klang für mich aber, als hätte der Track auch soulartige Elemente.
Der zweite gefällt mir sehr gut, ich hätte es aber ohne groß zu überlegen dem Blues zugeordnet.Das zweite ist natürlich ein Blues – aber gleichzeitig auch Jazz, wo das Bluesschema sehr oft als Grundlage verwendet wird.
Ich versuche es noch mal mit Cannonball Adderley’s MERCY MERCY MERCY: http://www.youtube.com/watch?v=3djKXcsqDM8
Das ist natürlich ein Gospel oder Soul, aber von einer Jazzband gespielt. In dieser kurzen Version wird nicht viel soliert. Wenn Cannonball aber erst mal in Fahrt ist, hört sich das schon etwas anders an. Aber der Blues- und Gospelbezug bleibt immer bestehen.
[@ redbeans ganze Post oben:]
Ja genau,
keiner muss Jazz hören. Aber die Grenzen sind tatsächlich fließend und es gibt vieles zu entdecken. Adderley, Silver, Ammons und Turrentine sind doch toll. Und dieser Orgel/Groove Jazz kann sogar in die Hüften gehen. Aus einer anderen Richtung kommend würde ich mal Nina Simone ins Gespräch bringen. http://www.youtube.com/watch?v=4sAbW0ONRBU&feature=related
Wie gesagt: alles Ideen, die mir kommen, wenn ich Deine Auswahl der 60er-Platten lese.
@minos 2271321 wrote:
@redbeansandrice und Friedrich: vielen Dank für die Empfehlungen! Das muss sich alles erstmal bei mir setzen, viele der genannten sagen mir auch nichts (Davis, Coltraine natürlich schon).
würde ich mal Nina Simone ins Gespräch bringen.
Nina Simone ist mir schon ein Begriff. Ihr Debutalbum besitze ich und es gefällt mir auch gut. Außerdem hatte ich vor Jahren mal eine billige 2 CD-Kompilation mitgekauft. U. a. mit einer ganzen Reihe Liveaufnahmen. Vor einiger Zeit habe ich anhand Diskographien und Tracklängen herausgefunden, dass das meiste aus einem offenbar bedeutendem LIvealbum stammt. Ihre Musik mag ich, läuft bei mir nebenher irgendwie losgelöst von anderem (ähnlich wie ob und zu mal Klassik).
wir sind ja zB beide schon bei Little Miss Cornshucks gewesen, du wohl mehr wegen ihr, ich mehr um zu hören, ob irgendein Trompeter, dessen Namen ich vergessen habe, dort ein paar Töne mehr zu tröten hat…
Ich erinnere mich. Mir gefällt ihre Version von „Try A Little Tenderness“ sehr gut, die ich auf einem Sampler besitze. Ich habe sie mir eben noch mal angehört. Damals habe ich mir noch einiges weitere von ihr gefunden, aber sie seitdem aus den Augen verloren. Wie auch andere. Es gibt ja so viele… Helen Humes fällt mir spontan ein. Hängengeblieben sind da vorerst aber nur Sachen, die ich historisch interessant finde.
Mit Jazz wollte ich mich jetzt auch nicht auf Biegen und Brechen befassen (den Empfehlungen werde ich schon aus reiner Neugierde aber trotzdem nachgehen ;-)). Ich nehme an, dass sich das – vermutlich ziemlich bald – von ganz alleine ergibt und vermute, dass es tatsächlich über die 40er und das, was offenbar als „urbanisierter Blues“ (dafür wurden m.W. ja oft Jazzmusiker eingesetzt) bezeichnet wird, führt. Eigendlich komme ich vom Rock’n’Roll her. Vor längerer Zeit begann ich mich für die Vorläufer des Rock’n’Rolls der 2. Hälfte der 50er zu interessieren. Das Internet bot dann ganz neue Möglichkeiten. Vieles lernte ich aber erst vor ein paar Jahren durch ein Bundle von 5 R&B-Samplern mit insgesamt 500 Tracks kennen (meist späte 40er und 1. Hälfte 50er). Mir eröffnete sich eine völlig neue Welt…
Während ich erst auf die schnellen Rock’n’Roll(artigen)-Tracks fixiert war (für mich ist das im Prinzip die gleiche Musik wie die Hits von Richard, Lewis, Presley, Carl Perkins usw.; ich höre sie auch genausogerne), gefielen mir dann auch immer mehr die ruhigen, meist bluesbasierenden Sachen, die die meisten Künstler ebenfalls aufnahmen. Einiges habe ich seitdem vertieft, Favoriten kristallisierten sich heraus bzw. zumindest eine Künstlerin habe ich seitdem total umbewertet. Mittlerweile gehe ich zeitlich auch zurück. Ich bewege mich total orientieungslos, ohne mich zu informieren, was wichtig ist und ohne erstmal Literatur zu wälzen. Aber grade diese ganz eigenständige Entdeckungsreise macht mir Spaß. Möglich, dass ich dabei in Gewässer gerate, die bereits Jazzelemente enthalten. Lucky Millinder wird neben dem R&B wohl von einigen u. a. gewissen Spielarten des Jazz zugeordnet? Wynonnie Harris, Annisteen Allen und Bull Moose Jackson gehörten zu seinem Kreis. Allerdings kann ich zumindest bei den ersten beiden genannten selbst bei den frühen Sachen keinen Jazz erkennen – oder liege ich falsch?
Ich weiß, eigendlich alles off Topic, aber da wir grade dabei sind noch eine Frage: wie sind solche Songs wie „Sold My Heart To The Junkman“ einzuordnen? Dem Bluesschema folgen sie nicht. Ich kenne das Original leider nur aus einem miesen Youtube-Video, besitze aber eine schöne Version einer gewissen Etta Jones aus dem Jahre 1947. Ganz ähnlich, nur langsamer, klingt ein 50 Jahre später aufgenommenes Cover von Altmeisterin Ruth Brown, das sogar zu meinen Lieblingstracks von ihr zählt: Klick! Bewegt sich solche Musik bereits in der Nähe zum Jazz?
Um den Bogen zum eigendlichen Thema irgendwie zu finden: Von der oben erwähnten Allen besitze ich ihr einziges, 1961 erschienenes Album. Frei von kommerziellen Zwängen durfte sie, begleitet von King Curtis, singen was sie wollte. Rückgriffe auf ihre Anfangszeit bei Lucky Millinder sind teilweise evident. Neben Blues- (ruhigeren) R&B- und „Easy Listening“(???)-Elementen hier und da vielleicht auch Jazzelemente. Würde sich auch ganz gut in meine Liste einfügen. Es ist aber m. E. bei weitem kein Meisterwerk, daher nicht Top 10 geeignet, obwohl ich das Album ganz nett finde und gerne höre.
@redbeansandrice 2271500 wrote:
um mal mit dem einfachsten anzufangen: die Etta Jones Aufnahme ist aus meiner Sicht ganz eindeutig Jazz, das als frühen R&B aufzufassen erscheint mir absurd (oft ist die Unterscheidung schwieriger), offensichtlich jemand, der sich seine Billie Holiday Aufnahmen gründlich angehört hat, ganz tolles Stück, das mir neu war, schönes Tenorsaxophonsolo von Big Nick Nicholas (dem – um einen Kreis zu schließen, der vielleicht keiner ist – John Coltrane Jahre später seine Komposition Big Nick gewidmet hat); die Ruth Brown Aufnahme ist ein bißchen schwieriger, da offensichtlich etwas retro und vielleicht mit einer kleinen Spur slickness, die aus dem Soul kommen mag – aber auch hier würd ich im Zweifel für Jazz plädieren…
Lucky Millinder ist ein schwierigerer Fall, seine frühen Aufnahmen sind ganz eindeutig Big Band Swing, die späteren dagegen früher R&B (ohne jetzt alle Tracks kritisch gehört zu haben – aber man vergleiche einfach mal Little John Special und den Chew Tobacco Rag)… [ganz allgemein sei gesagt, dass diese „Complete Jazz Series“ compilations auf deezer eine tolle Ressource für diese Art von Musik sind…]
so, und dann sind da generellere Fragen… es fällt sehr stark auf, wie viele der großen Jazzer der zweiten Hälfte der 50er Jahre (auch viele, die um 1945 Bebop gespielt haben), die erste Hälfte der 50er Jahre in R&B Bands verbracht haben, teilweise selber welche geleitet haben, John Coltrane, Johnny Griffin, Gene Ammons, Hank Mobley… Wynonie Harris hat auf manchen frühen Sessions Elmo Hope, Percy Heath, Philly Joe Jones und Griffin in seiner Begleitband… eine gängige Geschichte von dem was da passiert ist, geht etwa so: den Big Band Swing wollte keiner mehr hören, den neuen Jazz der Ostküste (Bebop) aber auch keiner (denn die Jazzfans interessierten sich in jenen Jahren für den West Coast Jazz) – und so taten sich die alten und jungen Jazzer der Ostküste zusammen und nahmen in großem Stil R&B, der eine Fortentwicklung des Big Band Swing war auf…(grad von der Art Big Band Swing, wie Millinder sie gespielt hatte); Mitte der 50er war das mit dem West Coast Jazz dann vom Tisch, und die Ostküstenbebopper konnten wieder Bebop spielen, der aber dann R&B beeinflusst war und Hard Bop genannt wurde; mal abgesehen davon, dass ich die Geschichte, dass all diese Leute über Jahre Musik machten, die ihnen nicht passte, etwas sonderbar finde [die ersten Aufnahmen des charakterstarken Charles Mingus fallen etwa ganz eindeutig in den Grenzbereich, s. Tracks 2 und 3 hier, ist allerdings Westküste] -so scheint mir auch die These, dass sich der frühe R&B teilweise auch aus dem Bebop entwickelt hat ziemlich schlüssig (und klar, es gab auch Blues-Wurzeln, nicht nur Jazz-Wurzeln); The Hucklebuck von Paul Williams ist nicht von ungefähr fast das gleiche wie Now’s The Time von Charlie Parker (und Ornette Coleman behauptet, bei ihnen in Texas sei man sich solcher feinen Unterschiede nicht bewusst gewesen ); und Gene Ammons etwa ging ziemlich direkt von Bebopaufnahmen mit Billy Eckstine zu eigenen Sessions über, die teilweise schwer zu klassifizieren sind, die aber ganz eindeutig Elemente von Bop und R&B in sich haben… so leider keine Zeit das alles besser zu schreiben – im Moment bin ich auch noch zu verwirrt von all dem, was sich zwischen 1948 und 1953 im Osten der USA zugetragen hat…
in diesem Sinne, abgesehen davon, dass ich dir Billie Holoday ans Herz lege, falls noch nicht gehört, hier sind zwei Gene Ammons Compilations, die ich mal zusammengeklickt habe
Early Years
Tenor Battles mit Tom Archia (die letzten vier Tracks sind Archia alleine – da kommt das stilistische Durcheinander auch sehr klar raus)
und exemplarisch zwei spätere Ammons Tracks…
Walkin‘ (1961)
Jungle Strut (1970)auf organissimo hat übrigens gestern jemand einen Anisteen Allen Thread gestartet – kannte den Namen bis gestern gar nicht…
@nail75 2271528 wrote:
@redbeansandrice 2271500 wrote:
es fällt sehr stark auf, wie viele der großen Jazzer der zweiten Hälfte der 50er Jahre (auch viele, die um 1945 Bebop gespielt haben), die erste Hälfte der 50er Jahre in R&B Bands verbracht haben, teilweise selber welche geleitet haben
Und umgekehrt wie sich Musiker, die man heute mit R&B (oder Soul) assoziiert wie Ray Charles mühelos zwischen den Genre bewegten, die auch noch nicht so feststanden, wie das heute der Fall ist.
im Moment bin ich auch noch zu verwirrt von all dem, was sich zwischen 1948 und 1953 im Osten der USA zugetragen hat…
Ich ebenfalls, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass sich viele Entwicklungen überschnitten und gegenseitig beeinflussten, beispielsweise das Ende des Krieges und die Aufhebung damit verbundener Beschränkungen, ein beispielloser Wirtschaftsboom, der auch den Afro-Amerikanern zu Gute kam, die Rückkehr der Soldaten aus Europa und Asien, die Erfindung der 7“-Single und der LP usw.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
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WerbungHab diese Diskussion gestern abend nicht gesehen, sonst hätte ich mich auch grad eingebracht, aber redbeans und Friedrich haben ja schon viele Hinweise gegeben.
MinosMit Jazz wollte ich mich jetzt auch nicht auf Biegen und Brechen befassen (den Empfehlungen werde ich schon aus reiner Neugierde aber trotzdem nachgehen ;-)). Ich nehme an, dass sich das – vermutlich ziemlich bald – von ganz alleine ergibt und vermute, dass es tatsächlich über die 40er und das, was offenbar als „urbanisierter Blues“ (dafür wurden m.W. ja oft Jazzmusiker eingesetzt) bezeichnet wird, führt. Eigendlich komme ich vom Rock’n’Roll her. Vor längerer Zeit begann ich mich für die Vorläufer des Rock’n’Rolls der 2. Hälfte der 50er zu interessieren. Das Internet bot dann ganz neue Möglichkeiten. Vieles lernte ich aber erst vor ein paar Jahren durch ein Bundle von 5 R&B-Samplern mit insgesamt 500 Tracks kennen (meist späte 40er und 1. Hälfte 50er). Mir eröffnete sich eine völlig neue Welt…
Während ich erst auf die schnellen Rock’n’Roll(artigen)-Tracks fixiert war (für mich ist das im Prinzip die gleiche Musik wie die Hits von Richard, Lewis, Presley, Carl Perkins usw.; ich höre sie auch genausogerne), gefielen mir dann auch immer mehr die ruhigen, meist bluesbasierenden Sachen, die die meisten Künstler ebenfalls aufnahmen. Einiges habe ich seitdem vertieft, Favoriten kristallisierten sich heraus bzw. zumindest eine Künstlerin habe ich seitdem total umbewertet. Mittlerweile gehe ich zeitlich auch zurück. Ich bewege mich total orientieungslos, ohne mich zu informieren, was wichtig ist und ohne erstmal Literatur zu wälzen. Aber grade diese ganz eigenständige Entdeckungsreise macht mir Spaß. Möglich, dass ich dabei in Gewässer gerate, die bereits Jazzelemente enthalten. Lucky Millinder wird neben dem R&B wohl von einigen u. a. gewissen Spielarten des Jazz zugeordnet? Wynonnie Harris, Annisteen Allen und Bull Moose Jackson gehörten zu seinem Kreis. Allerdings kann ich zumindest bei den ersten beiden genannten selbst bei den frühen Sachen keinen Jazz erkennen – oder liege ich falsch?
Wenn ich Dich hier – und anderswo in Diskussionen über Black Music so schreiben sehe, wundert’s mich, dass Du meinst, keinen Zugang zum Jazz zu haben… Du bist ja schon mit einem Fuss und einem halben Ohr drin!
Weitere Zugänge könnten sich etwa über Eddie „Cleanhead“ Vinson erschliessen, von ihm gibt’s auf Capitol und Mercury in den 40ern eine Reihe toller Aufnahmen.
Vom erwähnten Cannonball Adderley würde ich neben Mercy Mercy Mercy auch noch Money in the Pocket und Why Am I Treated So Bad? empfehlen, abgesehen vom Bassisten sind alle drei mit derselben Band und live („Money…“ in einem echten Live-Setting, die anderen mit geladenen Gästen im Studio) entstanden und abgesehen vom Titelstück – das übrigens Alpen-Soul ist, von Joe Zawinul… – mag ich die andern beiden fast lieber.
Adderley hat während seiner kurzen Zeit als Produzent bei Riverside auch ein Album mit Cleanhead gemacht, das auch ein toller Einstieg sein könnte! Hörprobe: Bright Light, Big City / Arriving Soon.Einen anderen Weg findest Du über Ray Charles: The Great Ray Charles und The Genius After Hours sowie die beiden Alben mit Milt Jackson, „Soul Meeting“ und „Soul Brothers“ (gibt’s auf einer Doppel-CD) sind ja schon Jazz – wenn auch mit einer etwas anderen Grundstimmung… einer sehr eigenen, die ich sonst von nirgends kenne! Von da an geht’s dann weiter mit Fathead: Ray Charles Presents David Newman, dem Debut von David „Fathead“ Newman (Charles produzierte und spielte Klavier) und als nächstes käme dann wohl Hank Crawfords grandioses Debut More Soul (er spielt mit einer Band aus Charles-Sidemen und – abgesehen von seinen eigenen Intermezzi – ohne Piano! Auf dem Menu stehen u.a. Stücke von Horace Silver und Bobby Timmons – das wären dann schon wieder zwei weitere Hinweise… wobei Timmons ja mit Cannonball Adderley (Anspieltipp: Quintet in San Francisco, die Keepnews CD hat ein paar zusätzliche Stücke, wovon eins auf der früheren CD fehlt) und Art Blakey (Anspieltipp: Moanin‘ von 1958) seine grössten Hits, This Here, Dat Dere und Moanin‘ eingespielt hat. Eine Vokalversion von „Dat Dere“ gibt’s dann auf Oscar Brown Jrs tollem Debut-Album Sin & Soul. Zu Horace Silver habe ich in den letzten Tagen ziemlich viel geschrieben – aus dem Stand würd ich wohl am ehesten mal Blowin‘ the Blues Away empfehlen.
Noch mehr sich schliessende Kreise: Adderley hat Newman auch als „texas tenor“ auf einem Album mit James Clay produziert. Hörprobe: Some Kinda Mean.Und vieles von den erwähnten Sachen kommt von Atlantic… dort gibt’s auch noch Eddie Harris, der für Dich vielleicht ein weiterer komplett unklassischer Einstieg sein könnte? Ich verehre ihn, aber von den meisten Jazz-Hörern wird er als nicht-seriös betrachtet… mit Les McCann in Montreux 1969: Compared to What. Und hier zwei Tage später mit seiner Working Band und seinem E-Sax mit Listen Here, einem seiner Hits. Und hier noch was von 1989 aus der Hamburger Fabrik mit seinem Funk Project (das Enja Album Listen Here! ist super!): Is It In.
Harris hat neben seinem Tenorsax auch Trompete (mit Sax-Mundstück) und Piano gespielt, sowie gesungen (mit und ohne Lyrics). Das alles brachte ihn wohl in den Verdacht, ein Scharlatan oder ein Clown zu sein…Und damit komme ich zur letzten Empfehlung – ein anderer Atlantic Künstler, der als Lachnummer abgetan wurde: „Rahsaan“ Roland Kirk. Als Einstieg für Dich empfehlen sich wohl etwa Volunteered Slavery (Hörprobe: Spirits Up Above) oder Blacknuss oder sonstwas aus dieser Zeit. Hier noch eine Probe: Fly Town Nose Blues, live in Bologna 1973.
Ach ja, und Kirk hat mit Al Hibbler ein ganz wunderbares (Jazz-)Album gemacht, A Meeting of Times.: . : . : . : . :
Eine Anmerkung zu CDs, falls Du was kaufen willst: Die „Great Ray Charles“ gibts in einer Warner jewel case Version, die klingt am besten, enthält aber (in der ganzen Pressung? meine war jedenfalls so) ein falsches Stück (vom Genius-Album). Dasselbe gilt für Fathead und Crawford – auch die beiden gibt’s in derselben Reihe wie „The Great Ray Charles“, in jewel cases mit einigen stilisierten Pianotasten, die sich horizontal unter dem durchsichtigen tray hindurchziehen und auch auf dem Rücken sichtbar sind. Das sind in Fällen, wo’s verschiedene Atlantic-Editionen gibt, üblicherweise die besten!
Die Kirk-Alben gibt’s (gab’s) alle bei Rhino – würde ich eher anraten als die Collectables CDs!
Eddie Harris… das Live-Album aus Montreux gibt’s bei Rhino, sonst vieles bei Rhino (teils Twofer) oder halt auch bei Collectables. In die edle Pianotasten Reihe hat’s nur das „Second Movement“ (wieder mit Les McCann) geschafft, von dem ich aber eher abraten würde, da es eher schwach ist.
Und von Adderley hab ich schon gesagt, das Quintet in San Francisco in der Keepnews Edition, beim Rest gibt’s keine Wahlmöglichkeiten.
Blakey und Silver gibt’s wohl in der RVG Edition von Blue Note, aber ich hab davon immer noch grösstenteils die alten CD-Ausgaben („Big Beat“ gab’s nie bei RVG, soweit ich weiss, aber „Moanin“ ganz bestimmt, die meisten Silvers auch).
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MinosOje, was habe ich angerichtet! Vielleicht kann ein Mod die Beiträge irgendwohin verschieben, wo sie nicht stören („Foris fragen“ oder in einen passenden Thread des Jazzbereichs). Danke allen für die Ausküfte und Empfehlungen! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu antworten (und hatte heute Abend eigendlich noch was anderes vor ;-)).
Offenbar ist meine ungefähre – vereinfacht wiedergegebene, Rockabilly und Little Walter/Chuck Berry außen vor gelassene – Vorstellung der Entwicklung: Blues -> mit Jazzmitteln gespielter Blues -> R&B (inkl. starker Aufnahme von Boogie Woogie-Elemente) ->früher („schwarzer“) Rock’n’Roll -> u.a. Bill Haley als weißer Brückenbauer (während die schwarze Musik teilweise andere Wege beschritt) -> bei Weißen sehr populärer Rock’n’Roll der 2. Hälfte der 50er viel zu einfach und naiv bzw. zu blueslastig und den Jazz zu sehr ausklammernd. Nach den Ausführungen macht auch dieser Beitrag, der mich neulich im 40er-Thread stutzig machte, viel mehr Sinn:
Zitat von Ah um
Gerade bei Louis Jordan wird sehr gut deutlich, dass R’n’R/R&B im Prinzip nur simplifizierter Jazz (Swing) ist._____
Zitat von gypsy tail wind
Wenn ich Dich hier – und anderswo in Diskussionen über Black Music so schreiben sehe, wundert’s mich, dass Du meinst, keinen Zugang zum Jazz zu haben… Du bist ja schon mit einem Fuss und einem halben Ohr drin!Ich meinte nicht, dass ich keinen Zugang zum Jazz habe. Nur fehlen mir konkrete Vorstellungen, was Jazz ist, bzw. wie man ihn definiert und z. B. vom „urbanisierten Blues“/R&B abgrenzt. Wenn von Jazz-Elementen in modernerer (auch Pop-)Musik die Rede ist, weiß ich ungefähr, was gemeint ist. Aber reiner klassischer Jazz – da waren meine Vorstellungen vielleicht auch zu lange durch den Musikunterricht in der Oberstufe belastet: uns wurde das als Improvisationsmusik verkauft, bei der jeder – natürlich ohne Noten und Absprachen – spilet, was ihm einfällt, hauptsächlich Bläser. Entsprechend chaotiosch und unmelodiös klangen die Beispiele, die wir im Unterricht hören mussten. Nach Spielarten/Entwicklungen wurde nicht unterschieden. Das Thema war schnell abgehakt. Als nächstes stand Moderne E-Musik, ich glaube György Ligeti, auf dem Plan.
An Swing habe ich ab und zu etwas mitbekommen. Mir Ist eigendlich auch bekannt, dass Swing theoretisch eine Spielart des Jazz ist, aber ich habe ihn trotzdem irgendwie nie bewußt als Jazz aufgefasst.
Zitat von redbeansandrice
um mal mit dem einfachsten anzufangen: die Etta Jones Aufnahme ist aus meiner Sicht ganz eindeutig Jazz, das als frühen R&B aufzufassen erscheint mir absurd (oft ist die Unterscheidung schwieriger), offensichtlich jemand, der sich seine Billie Holiday Aufnahmen gründlich angehört hat, ganz tolles Stück, das mir neu war, schönes Tenorsaxophonsolo von Big Nick Nicholas (dem – um einen Kreis zu schließen, der vielleicht keiner ist – John Coltrane Jahre später seine Komposition Big Nick gewidmet hat); die Ruth Brown Aufnahme ist ein bißchen schwieriger, da offensichtlich etwas retro und vielleicht mit einer kleinen Spur slickness, die aus dem Soul kommen mag – aber auch hier würd ich im Zweifel für Jazz plädieren…Die Seite kannte ich noch gar nicht, sonst hätte ich verlinkt und nicht den Umweg über Ruth Brown nehmen müssen. Es ist die Version, die ich meinte. Ich mag sie auch sehr. War mit ein Kaufgrund für einen kleinen aber sehr schönen und sinnvoll zusamengestellten Sampler, den ich vor einem Jahr kaufte. Allerdings als „Blues“-Sampler. Mittlerweile habe ich den Verdacht, dass dort noch mehr Jazz dabei ist (Viola Wells vielleicht).
Lucky Millinder ist ein schwierigerer Fall, seine frühen Aufnahmen sind ganz eindeutig Big Band Swing, die späteren dagegen früher R&B (ohne jetzt alle Tracks kritisch gehört zu haben – aber man vergleiche einfach mal Little John Special und den Chew Tobacco Rag)… [ganz allgemein sei gesagt, dass diese „Complete Jazz Series“ compilations auf deezer eine tolle Ressource für diese Art von Musik sind…]
Über Little John Special bin ich sehr positiv überrascht. Auch die anderen Tracks, die ich mir vorhin zum größten Teil angehört habe. Swing hatte ich (s.o.) mal wieder nicht auf der Rechnung, aber wird ja auch dem Jazz zugeordnet. Chew Tabacco war mir sogar bekannt.
auf organissimo hat übrigens gestern jemand einen Anisteen Allen Thread gestartet –
Danke für den Link! Sie scheint einige Anhänger zu haben, man wird an verschiedenen Stellen des www fündig, neulich habe ich auch einen längeren Thread in einem Rock’n’Roll-Forum zu ihr gefunden.
kannte den Namen bis gestern gar nicht…
Auf den Millinder-Kompilationen, zu denen Du verlinkt hast, ist sie mehrfach zu hören :-): hier Track 3 +4, bei der Zusammenstellung 1943-47 sogar bei Track Nr. 15-17, 22 und 23 („Let It Roll“ wurde zu ihrem „Signature-Song“ wie man so sagt). Leider fehlt „I Know To do It“ (1945), mein liebster aus jener Phase, schneller als die Washington-Version und sehr rhythmisch gesungen. Bei Lucky Millinder war sie m. W. nur bis 1951. Danach war sie Solo noch bis Ende der 50er im Bereich R&B und etwas Rock’n’Roll aktiv. „Fujiyama Mama“, mit dem Wanda Jackson 2 Jahre später einen Hit hatte, stammt ursprünglich von ihr. Klasse finde ich ihren frechen Antwortsong auf den ziemlich klebrigen Nr. 1 Hit der 5 Royales „Baby Don’t Do it“, auf den sie mit „Baby, I’m Doin it!“ selbstbewußt-ironisch reagiert und an einigen Stellen den schwülstigen Gesang der 5 Royales nachäfft. Als ich das zum ersten Mal hörte, hatte sie sofort meine Sympathien gewonnen.
die ersten Aufnahmen des charakterstarken Charles Mingus fallen etwa ganz eindeutig in den Grenzbereich, s. Tracks 2 und 3 hier, ist allerdings Westküste]
Das kommt meinen ziemlich klischeehaften Vorstellungen von Jazz (s.o.) dann doch näher.
hier sind zwei Gene Ammons Compilations, die ich mal zusammengeklickt habe
Early Years
Tenor Battles mit Tom Archia (die letzten vier Tracks sind Archia alleine – da kommt das stilistische Durcheinander auch sehr klar raus)
und exemplarisch zwei spätere Ammons Tracks…
Walkin‘ (1961)
Jungle Strut (1970)Vielen Dank! Ich bin grade dabei die Zusammenstellungen zu hören, während ich schreibe. Gefällt mir größtenteils sehr gut.
abgesehen davon, dass ich dir Billie Holoday ans Herz lege, falls noch nicht gehört,
Von Billie Holiday bestze ich fast 200 mp3s. Aber leider längst nicht alles gehört. :roll: Vor ein oder zwei Jahren wurden bei 2001 mp3-CDs für 3 Euro rausgeschmissen. Ich erfuhr davon in einem anderen Thread in diesem Forum. Ich habe dann gleich die Ausgaben von John Lee Hooker, Billie Holiday und noch zwei anderer Künstler gekauft. Problem: wenn ich so viel neues von einem Künstler bekomme, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll und ich höre nichts richtig. Heute würde ich ein paar Euro mehr ausgeben und mir eine gute Kompilation mit maximal 20 Track kaufen (notfalls die Experten im Forum fragen, welche empfehlenswert ist). Dann würde ich das Wichtigste gut kennenlernen und vertiefen könnte ich immer noch. So kann ich nur sagen, dass ich ihre Stimme mag und ich vieles als „angenehm“ empfinde.
@gypsy tail wind: vielen Dank für die vielen Empfehlungen!
Ich habe vorhin als erstes in die beiden Ray Charles-Alben reingehört. Von der Seite kannte ich ihn noch nicht, gefällt mir aber, den ersten Eindrücken nach zu urteilen, sehr gut. Erinnert etwas an Nina Simone. Die beiden Alben waren mir dem Namen nach ein Begriff, aber ich habe sie fälschlich einer Periode Charles zugewiesen, die mir nicht gefällt. So aber dürften die Alben für mich durchaus etwas sein.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSo, und das war’s dann… am Ende driftet’s schon wieder vom Thema ab bzw. zum 60er Alben-Thema zurück, aber ich bring das doch noch (wegen Adderley v.a.):
FriedrichIch werfe mal was in die Runde. Mal angenommen, wir würden uns kommenden Sonntag unter dem Motto „10 Meisterwerke der 60er“ zum gemeinsamen Plattenhören treffen, um auf dem Sofa sitzend – wahlweise Kaffee, ein Fläschchen Bier oder einen guten Tropfen trinkend und ein bisschen was nebenher knabbernd – mehr oder weniger geistreich über Musik zu plaudern, dann würde ich vielleicht mal folgende Platten mitbringen:
Muddy Waters THE FOLK SINGER
Nina Simone SINGS THE BLUES
Aretha Franklin I NEVER LOVED A MAN …
Cannonball Adderley MERCY , MERCY, MERCY
Getz/Gilberto dto.
Antonio Carlos Jobim WAVE
Dusty Springfield IN MEMPHIS
FROM ELVIS IN MEMPHIS
Sly & the Family Stone STAND!
Isaac Hayes HOT BUTTERED SOULVielleicht würde ich die Platten in genau dieser Reihenfolge auflegen. Ich glaube, daran könnte man gemeinsam Freude haben und so manchen Gedanken austauschen.
Als Zugabe bringe ich vielleicht noch ein bisschen was von Gene Ammons, Stanley Turrentine, Roland Kirk und IN A SILENT WAY von Miles Davis mit.
gypsy tail windda käme ich auch… aber ein paar Anmerkungen trotzdem…
Jobim: mir gefällt das erste Album (Jobim auf Elenco, bzw. in den USA „The Composer of Desafinado Plays“ oder so ähnlich bei Verve) sehr viel besser als das weichgezeichnete Album (Don Sebesky? Wenn’s geht für mich lieber ohne…)
Auch Getz/Gilberto… klar, ein Klassiker – aber das verkannte Meisterwerk ist wohl für mich „Jazz Samba Encore“, wo Getz (im Gegensatz zu „Jazz Samba“ mit Charlie Byrd) von Brasilianern begleitet wird, besonders Luiz Bonfa, aber auch Jobim himself…
Cannonball… klar, „Mercy Mercy Mercy“ ist der grosse Kracher, aber der Rest des Albums vermag mich nicht restlos zu überzeugen. Die „Live im Studio mit ein paar Freunden/Fans“-Formel find ich mässig toll… dann doch lieber das wirklich live im „It Club“ aufgenommene Money in the Pocket!
Und ich glaub von Nina Simone überzeugen mich die meisten Philips-Alben eine Spur mehr als „Sings the Blues“ – aber das alles bewegt sich auf allerhöchstem Niveau!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaAch ja und angeregt durch diese Diskussion hab ich mir mal die „Let It Roll“ von Ernestine Allen bestellt (Amazon Marketplace).
Und da gestern meine James Brown Packung kam (einige CDs sind Teil dieser 3CDs für 15€ Aktion bei Amazon, falls die noch läuft) hab ich grad den nächsten Hinweis:
Jazz sammelt ein paar alternate Mixes, Outtakes und Album Tracks zum Thema… Brown singt nur teilweise, ist auch als Orgelsolist zu hören. Eins der Stücke stammt von Soul on Top, dem Album, das Brown mit der Big Band von Louis Bellson und Arrangements von Oliver Nelson gemacht hat, dann gibt’s das zuvor völlig unveröffentlichte „Tengo Tango“, eine zickige kleine Komposition von Cannonball Adderley in einer funkigen Version… keine grossartige CD sondern eine zusammengestückelte, die aber grossen Spass macht!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaUnd wenn ich mich schon zwischen all dem Hardbop ein wenig im Spannungsfeld von Blues und R&B und Jazz bewege: in den 1995 erschien bei Verve ein tolles 7CD-Set mit dem Titel „Blues, Boogie, & Bop: The 1940s Mercury Sessions“. Es enthält Aufnahmen von Albert Ammons, Helen Humes, Jay McShann, Eddie „Cleanhead“ Vinson, Roy Byrd (aka Professor Longhair), Julia Lee, Myra Taylor, Rex Stewart, Buddy Rich und Cootie Williams. Je ca. eine CD von Ammons, Vinson und McShann, von den anderen weniger, und auf CD7 (sie enthält Alternate Takes und Outtakes) gibt’s am Ende noch zwei schöne Stücke von Mary Lou Williams mit einem Quartett, das nur aus Frauen besteht (Mary Osborne, June Rotenberg, Bridget O’Flynn).
Die Box war auf 20’000 Exemplare limitiert, die Nummer ist vorn im Booklet eingestempelt, meins ist #15956.Hab mir die Musik vor ein paar Wochen wieder auf den ipod geworfen, aber jetzt die Box hervorgeholt… sie ist einem alten kleinen Radio nachempfunden, dazu gibt’s ein Booklet mit kompletten diskographischen Angaben, tollen Fotos und Zeitungschnipseln und hilfreichen, knappen Kommentaren zur Musik von Dan Morgenstern und Lorenzo Thomas.
Als ich mir die Box kaufte (das muss ca. 2000 gewesen sein) war sie schon beinahe unmöglich zu finden, mittlerweile scheinen gebrauchte Kopien ab und zu auffindbar zu sein.Die Musik bewegt sich schon bei Ammons (dem Boogie-Teil des Titels), von dem es mit den Alternates ca. 1,5 CDs zu hören gibt, zwischen den Stilen. Ammons selbst kann man wohl mit dem Boogie-Etikett treffend beschreiben, aber die Musikjumpt auch ganz schön, und dann ist da die eine Session mit Sohn Gene am Tenorsax und Marvin Randolph an der Trompete. Am Bass ist übrigens fast immer Israel Crosby, der sich später mit dem Ahmad Jamal Trio einen Namen machte.
Die Sessions beginnen hier, am 8. April 1946, weiter geht’s hier diejenige mit Sohn Gene Ammons (#5-8) ist vom 6. August 1947 (nicht wie dort steht vom 12. November 1946, das ist das Datum für #1-4). Die Sessions bis zum Ende dieser 1946-48 Compliation sind in der Mercury-Box zu finden.Weiter geht’s dann mit Helen Humes – vier Sessions von 1947-48, die ersten beiden mit Buck Claytons Band, zu hören hier (#15-18 mit George Mathews-tb, John Hardee-ts, Ram Ramirez-p, Mundell Lowe-g, Walter Page-b, Jo Jones-d, #19-22 mit Scoville Brown-cl, Rudy Williams-ts, Teddy Wilson-p, Lowe-g, Jimmy Butts-b, unk-d). Erstklassige Aufnahmen mit tollen Bands, man hört auch die Bläser hie und da solistisch, etwa ein wunderbares Intro von Hardee in „Blue and Sentimental“ und dann besonders toll die Klarinette von Scoville Browne, die dem Ensemble bei der zweiten Session ein ganz spezielles Timbre verleiht. Gefällt mir ausserordentlich gut!
Einige der Stücke können wohl schon als risqué bezeichnet werden – das ist dann ja eine weitere can of worms… dazu gäb’s auch von Dinah Washington schöne Beispiele im Grenzbereich von Blues/R&B und Jazz!
Die beiden weiteren Mercury-Sessions von Helen Humes sind dann hier zu finden, sie entstanden mit den Contrastors (Musiker unbekannt, aber auch hier wieder mit Klarinette auf der ersten Session, #1-4, die zweite ist dann #5-6). Diese beiden Sessions wurden übrigens von Mitch Miller produziert.Und eh ich’s vergesse: die allerersten beiden Stücke, die früheste Ammons-Session, entstand mit Sippie Wallace – #14/15 hier – Gitarre spielt Lonnie Johnson…
Bei Interesse an der Mercury-Box gerne PN an mich
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaKorrektur/Ergänzung zu Helen Humes: nur die letzten beiden Stücke sind mit den Contrastors (backing voc), die Bands sind bei beiden ungekannt.
Zwei weitere schöne Humes Sessions kommen aus dem Basie-Umfeld:
1938-09-03 (#14-18 hier) mit Buck Clayton, Lester Young, Basie, Freddie Green, Walter Page und Jo Jones
1945-12-22 (#4-8 hier) mit Willie Smith, Lester Young, Maxwell Davis, Jimmy Bunn, Dave Barbour, Junior Rudd und Henry Tucker (eine von Norman Granz produzierte Session für Aladdin, es entstand auch noch das Instrumental „Riffin‘ Without Helen“, wohl vor Humes im Studio ankam).Lester Young ist ja der original honker… das mag überraschen, aber man höre seine frühen Soli mit Basie, da ist im Kern alles schon da, was später von der honkers und barwalkers ins Absurde übertrieben wurde – da kommt mir wieder Coltrane in den Sinn, der sich da eine Ausrede einfallen lassen musste, um dem zu entgehen… mehr dazu hab ich soeben URL=“http://forum.rollingstone.de/showthread.php?p=2273244#post2273244″]hier gepostet.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSo sieht das Box-Set übrigens aus:
Bin jetzt bei Jay McShann, von dem die ganze dritte CD stammt – aufgenommen 1945-47 sowie eine Session von 1951. Die allererste entstand mit einem Sänger namens Crown Prince Waterford, ab dann singt Jimmy Witherspoon, die letzte 1947er und die 1951er Session sind dann mit Walter Brown bzw. Pee Wee Mathews. Abgesehen von Drummer Jesse Price (und 1951 dann Ben Webster!) sitzen keine mir vertrauten Leute in den Bands, aber die Altsoli von Theodore Smalls sind ganz hübsch – der Maszstab dafür ist allerdings Charlie Parker, der auf wenigen aber dafür umso eindrücklicheren Stücken von McShanns Decca Sessions ein paar Jahre zuvor zu hören ist, und das zu toppen ist schlicht nicht möglich!
Es geht hier aber vor allem um die Band, deren typischer Kansas City Swing… McShann am Piano präsentiert einen eingängigen Mix aus Blues, Boogie und Swing.
Links: die Mercury-Sessions beginnen mit #12 hier, #13 ist dann mit Crown Prince Waterford, er singt nochmal auf #15, auf #14 ist zum ersten mal Witherspoon zu hören. #18-23 sind dann von der Band mit Theodore Smalls (as), Clarence Thornton spielt Trompete und Seeward Evans Tenor.
Die nächste Session scheint nicht auf Deezer zu sein (1947-05-07, Barfly Blues, Please Stop Playing Those Blues Boy, All My Geets Are Around, Strange Woman Blues, alle vier mit Witherspoon und ohne Bläser).
Danach wird’s etwas mühsame… es scheint, dass von McShann nach dem 44-46er Volume keins mehr folgte bei den Chrono-CDs, die vier Stücke sind jedoch alle auf dieser Compilation (#21-24).
Ausgerechnet von der tollen Session mit Webster kann ich aber nur zwei Stücke finden, #10-11 hier, „Got You Beggin'“ und „You Didn’t Tell Me“ scheint’s nicht zu geben.Witherspoon war dann ja auch ein Grenzgänger zwischen Jazz und Blues, zumeist hat er allerdings schon Blues-Alben aufgenommen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDie Mercury Sessions von Vinson finden sich dann zum Teil hier. Es fehlen dort aber einige tolle Stücke, u.a. der „Alimony Blues“, der sich hier findet oder die allererste Session, die man hier findet (#1-4).
Die ersten Sessions sind mit einer fast kompletten Big Band (3tp, 2tb, 2as, 2ts, bari, p, b, d + Vinson-voc/as) entstanden, dann werden die Bands kleiner, John Hunt ist an der Trompete, Lee Pope am Tenor und Greely Walton am Barisax. Piano spielt Earl Van Riper, Leonard Swain ist am Bass und Butch Ballard am Schlagzeug – sie alle waren auch schon Teil der Big Band. Die Besetzung ist ähnlich wie bei vielen 50er Sessions von Ray Charles, aber es fehlt natürlich die Gospel-Komponente.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaBin bald durch mit dem ganzen Böxlein – wunderbar! Gefällt mir immer besser, diese Musik! Die Sessions von Roy Byrd sind schwierig klassifizierbar – New Orleans halt… Julia Lee (eine Session, 4 Stücke) ist super, auch Myra Taylor (ebenso eine Session à 4 Stücke) ist gut, bluesiger, alles Eigenkompositionen.
Die Rex Stewart Session (ebenso 1/4) ist eher schwach, Buddy Rich dann ziemlich jazzig (er singt auch), sehr schöne Big Band Musik mit deutlichen Bop-Anklängen (irgendwie muss der Titel der Box ja gerechtfertigt werden). Eddie Finckel hat ziemlich viel arrangiert (ein Stück hat Tadd Dameron übernommen, „O-Bop-Sha-Bam“, das sofort ganz anders klingt), in der Band sitzen Red Rodney, Johnny Mandel, Aaron Sachs oder Earl Swope, die Tenorsoli stammen zumeist von George Berg (ich glaub eins ist von Richs Bruder Mickey).
Zum Ende gibt’s dann Cootie Williams – a case in point zur Diskussion hier. Bei Ellington war er einer der grossen Trompetenstilisten, in der Nachfolge von Bubber Miley in der plunger-Rolle für Jungle-Stücke… seine eigene Musik, ob für Capitol oder Mercury oder andere Label bewegt sich stets irgendwo zwischen Jazz und R&B, egal ob in Big Band oder kleinerern Besetzungen. Sideman war u.a. auch mal Max Roach oder Bud Powell. Die drei Mercury-Sessions entstanden allesamt in kleineren Besetzungen: Bob Merrill (t), Rupert Cole (as), Bill „Weasel“ Parker bzw. Willis Jackson (ts), Arnolt Jarvis bzw. Lester Fauntleroy (p), Mundell Lowe (g auf der ersten Session), Leonard Swain (b), Sylvester Payne bzw. Gus Johnson (d). Eine illustre Gesellschaft… Willis „Gator“ Jackson ist ja auch so ein Grenzgänger zwischen honkendem R&B Tenor, kochendem Orgeljazz und klassischerem Jazz. Und Sylvester (aka Sonny) Payne und Gus Johnson waren später (in der umgekehrten Reihenfolge) die Motoren der New Testament Bands von Count Basie!--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHallo Gipsy,
großartig, Deine Ausführungen! Ich habe leider nicht die Zeit, mich ausführlich damit zu beschäftigen.
Ich denke die Grenzziehung zwischen Soul, R&B und Jazz ist sowieso willkürlich. Die Übergänge sind fließend und wahrscheinlich wird es der Materie gar nicht gerecht, wenn man „reine“ Formen (hier Jazz, dort R&B, was ja meist auch heißen soll: hier Kunst, da Unterhaltung) auszumachen versucht und Abweichungen davon als irgendwie hybride Formen bezeichnet. Man könnte auch das vermeintlich „Hybride“ als das eigentlich „Reine“ bezeichnen und alles andere als Ausreißer nach links oder rechts. Das trifft nicht nur auf ältere Sachen zu – Louis Jordan und Earl Bostic würden mir spontan einfallen – das findet man auch später immer wieder. Viele hatten wir schon (Blakey, Cannonball, Silver), ich würde auch noch Herbie Hancock ins Spiel bringen (angefangen bei WATERMERLON MAN über FAT ALBERT ROTUNDA und HEADHUNTERS bis zu ROCKIT), Miles Davis (ON THE CORNER, JACK JOHNSON usw.), in den späten 60ern und frühen 70ern gab es massenhaft Sachen, die irgendwo zwischen „Jazz“ und „Funk“ zu verorten waren, dann CTI und selbst die schrägsten Avantgardisten wie Sun Ra, Roland Kirk oder Lester Bowie haben teils auch die bodenständigste R&B-Musik gemacht, oft, ohne dass man wirklich entscheiden kann, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Beim Swing kann man sowieso nicht sagen, was da Kunst oder Entertainment ist und im Latin Jazz weiß kein Mensch, was profane Tanzmusik oder große Kunst ist. Ich selber mache da eigentlich auch keinen Unterschied.
Etwas weiter unten findet sich ein Thread namens HIT THE ROAD JACK, in dem sich ein Purist meinte abfällig über die auf der gleichnamigen Kompilation versammelten Musik äußern zu müssen. Ich denke er hat mit seinem Beitrag einfach das Thema verfehlt. Schade!
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)FriedrichHallo Gipsy,
großartig, Deine Ausführungen! Ich habe leider nicht die Zeit, mich ausführlich damit zu beschäftigen.
Danke! Dachte schon, dass keine Reaktion kommt, weil ich so nen Stuss zusammenschreibe
Und bitte „gypsy“ – genauso wie im Song von The Band :sonne:
FriedrichIch denke die Grenzziehung zwischen Soul, R&B und Jazz ist sowieso willkürlich. Die Übergänge sind fließend und wahrscheinlich wird es der Materie gar nicht gerecht, wenn man „reine“ Formen (hier Jazz, dort R&B, was ja meist auch heißen soll: hier Kunst, da Unterhaltung ) auszumachen versucht und Abweichungen davon als irgendwie hybride Formen bezeichnet. Das trifft nicht nur auf ältere Sachen zu – Louis Jordan und Earl Bostic würden mir spontan einfallen – das findet man auch später immer wieder. Viele hatten wir schon (Blakey, Cannonball, Silver), ich würde auch noch Herbie Hancock ins Spiel bringen (angefangen bei WATERMERLON MAN über FAT ALBERT ROTUNDA und HEADHUNTERS bis zu ROCKIT), Miles Davis (ON THE CORNER, JACK JOHNSON usw.), in den späten 60ern und frühen 70ern gab es massenhaft Sachen, die irgendwo zwischen „Jazz“ und „Funk“ zu verorten waren, dann CTI und selbst die schrägsten Avantgardisten wie Sun Ra, Roland Kirk oder Lester Bowie haben teils auch die bodenständigste R&B-Musik gemacht, oft, ohne dass man wirklich entscheiden kann, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Beim Swing kann man sowieso nicht sagen, was da Kunst oder Entertainment ist und im Latin Jazz weiß kein Mensch, was profane Tanzmusik oder große Kunst ist. Ich selber mache da eigentlich auch keinen Unterschied.
Ja, am Ende laufen all diese Trennungen und Einteilungen ins Leere, das stimmt! Und spannend wird’s sehr oft an den Übergängen und Grenzen.
Zu Hancock… die Mwandishi Periode finde ich ganz grossartig, die ersten beiden Headhunters Alben auch („Thrust“ ist brutal unterschätzt, ist wohl fast noch eine Spur toller als „Headhunters“, wenn ich’s mir so überlege!)
Die Sachen aus den 80ern… na ja… ich hab die eine mit „Rockit“ drauf als CD, aber sonst brauch ich da wohl längst nicht alles zu haben…Aber sowohl das als auch die erwähnten Grenzgänger unter den Avantgardisten (Bowie, Sun Ra, Kirk sowieso, von Sanders hab ich bisher noch eher die Finger gelassen, abgesehen von den Impulse-Alben… und ja, selbst Archie Shepp hat z.B. auf „Kwanza“ ein paar Versuche in die Richtung gemacht… und heutzutage ist er wohl fast genauso Blueser wie Jazzer…) finde ich meistens spannender als die weichgezeichneten CTI (und ähnliche) Alben. Die hör ich zwar gerne hin und wieder, aber ohne dass ich mich da richtig inspirieren lassen könnte. Miles muss ich eh nicht erwähnen… ich hab vor, in den nächsten Monaten mich mal durch die elektrische Phase der 70er zu arbeiten (macht dann wohl Sinn, mit dem „second quintet“ anzufangen, vermute ich, da beginnen ja die Gitarren und dann im „lost quintet“ das Fender Rhodes und der E-Bass).
FriedrichEtwas weiter unten findet sich ein Thread namens HIT THE ROAD JACK, in dem sich ein Purist meinte abfällig über die auf der gleichnamigen Kompilation versammelten Musik äußern zu müssen. Ich denke er hat mit seinem Beitrag einfach das Thema verfehlt. Schade!
Hab ich gelesen irgendwann… der Finger juckte einen Moment, aber ich hab dann doch nicht drauf reagiert.
Zum Ende aber noch die Anmerkung, dass ich diese Versuche, Einteilungen zu schaffen eben am Ende als Werkzeug, als Mittel zum Zweck oft eben doch sehr hilfreich finde – weil sie auch die Ohren öffnen können dafür, das spezifische in der Musik zu hören, das, was von den definierten Normen abweicht (ob es z.B. überhaupt irgendein Hardbop-Album gibt, das meiner eigenen strikten – theoretischen – Definition von Hardbop entspricht, weiss ich ehrlich gesagt nicht… beim genaueren Hinschauen und -hören löst sich das ja wie gesagt sowieso sehr oft auf).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windUnd bitte „gypsy“ – genauso wie im Song von The Band :sonne:
Geht in Ordnung.
gypsy tail wind(„Thrust“ ist brutal unterschätzt, ist wohl fast noch eine Spur toller als „Headhunters“, wenn ich’s mir so überlege!.
Das höre ich ganz genau so. HEADHUNTERS ist ja doch etwas zerfasert. THRUST bringt es stattdessen exakt auf den Punkt. Eine großartige Platte, die völlig zu Unrecht im Schatten des Mega-Sellers HH steht. Groovt wie Sau, hat aber auch ihre impressionistischen Seiten (BUTTERFLY). Eine der besten von Hancock.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Und „Thrust“ hat – trotz dem Beat auf „Chameleon“ – einen noch besseren Drummer!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windUnd „Thrust“ hat – trotz dem Beat auf „Chameleon“ – einen noch besseren Drummer!
Mike Clark, das einzige weiße Bandmitglied von Herbie Hancocks Headhunters. Der ist fantastisch auf THRUST. Die Platte ist nicht zuletzt rhythmisch großartig. Wie sich Drums, Bass und HHs Keyboards hier ineinander verzahnen, das gibt einen Mördergroove. Ich habe mir die Platte gerade mal aufgelegt: Für einen findigen Hip Hop-Produzenten ist das doch ein El Dorado für Samples! SPANK-A-LEE ist für mich eins der most funky Stücke überhaupt!
Und damit ist THRUST auch ein gutes Beispiel für den Titel dieses Threads. Im Thread der Besten Platten der 70er hatte ich THRUST übrigens auch unter meine Favoriten genommen.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus) -
Schlagwörter: Jazz, R&B, R&B to Jazz, Soul, Soul to Jazz
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