Re: From Soul & R&B to Jazz… and more!

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gypsy-tail-wind
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MinosOje, was habe ich angerichtet! ;-) Vielleicht kann ein Mod die Beiträge irgendwohin verschieben, wo sie nicht stören („Foris fragen“ oder in einen passenden Thread des Jazzbereichs). Danke allen für die Ausküfte und Empfehlungen! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu antworten (und hatte heute Abend eigendlich noch was anderes vor ;-)).

Offenbar ist meine ungefähre – vereinfacht wiedergegebene, Rockabilly und Little Walter/Chuck Berry außen vor gelassene – Vorstellung der Entwicklung: Blues -> mit Jazzmitteln gespielter Blues -> R&B (inkl. starker Aufnahme von Boogie Woogie-Elemente) ->früher („schwarzer“) Rock’n’Roll -> u.a. Bill Haley als weißer Brückenbauer (während die schwarze Musik teilweise andere Wege beschritt) -> bei Weißen sehr populärer Rock’n’Roll der 2. Hälfte der 50er viel zu einfach und naiv bzw. zu blueslastig und den Jazz zu sehr ausklammernd. Nach den Ausführungen macht auch dieser Beitrag, der mich neulich im 40er-Thread stutzig machte, viel mehr Sinn:

Zitat von Ah um
Gerade bei Louis Jordan wird sehr gut deutlich, dass R’n’R/R&B im Prinzip nur simplifizierter Jazz (Swing) ist.

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Zitat von gypsy tail wind
Wenn ich Dich hier – und anderswo in Diskussionen über Black Music so schreiben sehe, wundert’s mich, dass Du meinst, keinen Zugang zum Jazz zu haben… Du bist ja schon mit einem Fuss und einem halben Ohr drin!

Ich meinte nicht, dass ich keinen Zugang zum Jazz habe. Nur fehlen mir konkrete Vorstellungen, was Jazz ist, bzw. wie man ihn definiert und z. B. vom „urbanisierten Blues“/R&B abgrenzt. Wenn von Jazz-Elementen in modernerer (auch Pop-)Musik die Rede ist, weiß ich ungefähr, was gemeint ist. Aber reiner klassischer Jazz – da waren meine Vorstellungen vielleicht auch zu lange durch den Musikunterricht in der Oberstufe belastet: uns wurde das als Improvisationsmusik verkauft, bei der jeder – natürlich ohne Noten und Absprachen – spilet, was ihm einfällt, hauptsächlich Bläser. Entsprechend chaotiosch und unmelodiös klangen die Beispiele, die wir im Unterricht hören mussten. Nach Spielarten/Entwicklungen wurde nicht unterschieden. Das Thema war schnell abgehakt. Als nächstes stand Moderne E-Musik, ich glaube György Ligeti, auf dem Plan.

An Swing habe ich ab und zu etwas mitbekommen. Mir Ist eigendlich auch bekannt, dass Swing theoretisch eine Spielart des Jazz ist, aber ich habe ihn trotzdem irgendwie nie bewußt als Jazz aufgefasst.

Zitat von redbeansandrice
um mal mit dem einfachsten anzufangen: die Etta Jones Aufnahme ist aus meiner Sicht ganz eindeutig Jazz, das als frühen R&B aufzufassen erscheint mir absurd (oft ist die Unterscheidung schwieriger), offensichtlich jemand, der sich seine Billie Holiday Aufnahmen gründlich angehört hat, ganz tolles Stück, das mir neu war, schönes Tenorsaxophonsolo von Big Nick Nicholas (dem – um einen Kreis zu schließen, der vielleicht keiner ist – John Coltrane Jahre später seine Komposition Big Nick gewidmet hat); die Ruth Brown Aufnahme ist ein bißchen schwieriger, da offensichtlich etwas retro und vielleicht mit einer kleinen Spur slickness, die aus dem Soul kommen mag – aber auch hier würd ich im Zweifel für Jazz plädieren…

Die Seite kannte ich noch gar nicht, sonst hätte ich verlinkt und nicht den Umweg über Ruth Brown nehmen müssen. Es ist die Version, die ich meinte. Ich mag sie auch sehr. War mit ein Kaufgrund für einen kleinen aber sehr schönen und sinnvoll zusamengestellten Sampler, den ich vor einem Jahr kaufte. Allerdings als „Blues“-Sampler. Mittlerweile habe ich den Verdacht, dass dort noch mehr Jazz dabei ist (Viola Wells vielleicht).

Lucky Millinder ist ein schwierigerer Fall, seine frühen Aufnahmen sind ganz eindeutig Big Band Swing, die späteren dagegen früher R&B (ohne jetzt alle Tracks kritisch gehört zu haben – aber man vergleiche einfach mal Little John Special und den Chew Tobacco Rag)… [ganz allgemein sei gesagt, dass diese „Complete Jazz Series“ compilations auf deezer eine tolle Ressource für diese Art von Musik sind…]

Über Little John Special bin ich sehr positiv überrascht. Auch die anderen Tracks, die ich mir vorhin zum größten Teil angehört habe. Swing hatte ich (s.o.) mal wieder nicht auf der Rechnung, aber wird ja auch dem Jazz zugeordnet. Chew Tabacco war mir sogar bekannt.

auf organissimo hat übrigens gestern jemand einen Anisteen Allen Thread gestartet –

Danke für den Link! Sie scheint einige Anhänger zu haben, man wird an verschiedenen Stellen des www fündig, neulich habe ich auch einen längeren Thread in einem Rock’n’Roll-Forum zu ihr gefunden.

kannte den Namen bis gestern gar nicht…

Auf den Millinder-Kompilationen, zu denen Du verlinkt hast, ist sie mehrfach zu hören :-): hier Track 3 +4, bei der Zusammenstellung 1943-47 sogar bei Track Nr. 15-17, 22 und 23 („Let It Roll“ wurde zu ihrem „Signature-Song“ wie man so sagt). Leider fehlt „I Know To do It“ (1945), mein liebster aus jener Phase, schneller als die Washington-Version und sehr rhythmisch gesungen. Bei Lucky Millinder war sie m. W. nur bis 1951. Danach war sie Solo noch bis Ende der 50er im Bereich R&B und etwas Rock’n’Roll aktiv. „Fujiyama Mama“, mit dem Wanda Jackson 2 Jahre später einen Hit hatte, stammt ursprünglich von ihr. Klasse finde ich ihren frechen Antwortsong auf den ziemlich klebrigen Nr. 1 Hit der 5 Royales „Baby Don’t Do it“, auf den sie mit „Baby, I’m Doin it!“ selbstbewußt-ironisch reagiert und an einigen Stellen den schwülstigen Gesang der 5 Royales nachäfft. Als ich das zum ersten Mal hörte, hatte sie sofort meine Sympathien gewonnen.

die ersten Aufnahmen des charakterstarken Charles Mingus fallen etwa ganz eindeutig in den Grenzbereich, s. Tracks 2 und 3 hier, ist allerdings Westküste]

Das kommt meinen ziemlich klischeehaften Vorstellungen von Jazz (s.o.) dann doch näher.

hier sind zwei Gene Ammons Compilations, die ich mal zusammengeklickt habe
Early Years
Tenor Battles mit Tom Archia (die letzten vier Tracks sind Archia alleine – da kommt das stilistische Durcheinander auch sehr klar raus)
und exemplarisch zwei spätere Ammons Tracks…
Walkin‘ (1961)
Jungle Strut (1970)

Vielen Dank! Ich bin grade dabei die Zusammenstellungen zu hören, während ich schreibe. Gefällt mir größtenteils sehr gut.

abgesehen davon, dass ich dir Billie Holoday ans Herz lege, falls noch nicht gehört,

Von Billie Holiday bestze ich fast 200 mp3s. Aber leider längst nicht alles gehört. :roll: Vor ein oder zwei Jahren wurden bei 2001 mp3-CDs für 3 Euro rausgeschmissen. Ich erfuhr davon in einem anderen Thread in diesem Forum. Ich habe dann gleich die Ausgaben von John Lee Hooker, Billie Holiday und noch zwei anderer Künstler gekauft. Problem: wenn ich so viel neues von einem Künstler bekomme, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll und ich höre nichts richtig. Heute würde ich ein paar Euro mehr ausgeben und mir eine gute Kompilation mit maximal 20 Track kaufen (notfalls die Experten im Forum fragen, welche empfehlenswert ist). Dann würde ich das Wichtigste gut kennenlernen und vertiefen könnte ich immer noch. So kann ich nur sagen, dass ich ihre Stimme mag und ich vieles als „angenehm“ empfinde.

@gypsy tail wind: vielen Dank für die vielen Empfehlungen!

Ich habe vorhin als erstes in die beiden Ray Charles-Alben reingehört. Von der Seite kannte ich ihn noch nicht, gefällt mir aber, den ersten Eindrücken nach zu urteilen, sehr gut. Erinnert etwas an Nina Simone. Die beiden Alben waren mir dem Namen nach ein Begriff, aber ich habe sie fälschlich einer Periode Charles zugewiesen, die mir nicht gefällt. So aber dürften die Alben für mich durchaus etwas sein.

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