Enja Records

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  • #12317613  | PERMALINK

    vorgarten

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    klingt interessant, auch ein bisschen merkwürdig.

    aber das hier:

    gypsy-tail-windeine Art Blues-Hymne, in der sich Murray, Anderson und Scofield verweben

    ist ein verschreiber, oder? (murray = wallace ?)

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    #12317615  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten
    klingt interessant, auch ein bisschen merkwürdig.

    aber das hier:

    gypsy-tail-wind
    eine Art Blues-Hymne, in der sich Murray, Anderson und Scofield verweben

    ist ein verschreiber, oder? (murray = wallace ?)

    Ja, klar … hatte grad noch Zeit, den Post abzuschicken, bevor ich mich auf’s Rad schwingen musste, um den nächsten tollen B-Movie zu sehen, „Hell’s Half Acre“ (John H. Auer, USA 1954), inkl. Nachtclubs auf Hawaii 1954 – nicht lange, bevor Abbey Lincoln dort war.

    Das Wallace-Album ist wirklich etwas merkwürdig … der Mix mit Anderson und Scofield passt irgendwie schon ganz gut, aber das ist vom ersten Eindruck her vielleicht das mir am wenigsten liebe Album von ihm.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12317657  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gary Thomas and Seventh Quadrant – Code Violations | Der Albumtitel vom Debut wurde inzwischen zum Bandnamen – diese zweite Album ist an vier Tagen Ende Juli 1988 im Systems Two in Brooklyn entstanden. Im hartkalten 80er-Sound, bei dem man den Bass erst mal hochdrehen muss, um ihn zu hören. „This isn’t a groove record“, sagt Thomas in Kevin Whiteheads Liner Notes, nachdem die Geschichte erzählt wurde, wie er – in gutem Einvernehmen, wie es heisst – seine kurze Zeit bei Miles Davis beendet hatte: Davis habe ihn im August 1987 gefragt, ob er schon mal drüber nachgedacht hätte, ein paar Funk-Licks zu spielen, „and I told him, that’s not the way I play“.

    Die Band auf diesem zweiten Album – danach zog Thomas folgerichtig zu JMT weiter – stammt aus dem Raum Baltimore/Washington D.C.: neben dem Leader (ts, fl) sind dabei: Paul Bollenback (g, g-synth), Tim Murphy (p, keys), Anthony Cox (b) und Steve Williams (d) (er gehörte lange zur Band von Shirley Horn). Auf drei Stücken taucht der reguläre Bassist der Gruppe, Geoff Harper, auf: als zweiter Bassist auf dem Opener „Maxthink“ und „Absolute Images“, anstelle von Cox auf „Zylog“. Dennis Chambers, High-School-Freund von Thomas und öfter bei Seventh Quadrant dabei, wenn er nicht gerade mit Scofield auf Tour war, spielt auf letzterem anstelle von Williams und ist in „Traf“ im Duo mit dem Sax des Leaders zu hören. Oder im Trio, wenn man den MIDI-„Schatten“ mitrechnet, von dem dessen Sax sekundiert wird – eine Art kalte Variante des Varitone-Effekts. Bollenback und Murphy sorgen für weitere Effekte, auch der Bass von Cox wird da und dort elektrisch verdoppelt. Der ganze Sound ist dem zuträglich, das Piano klingt auch völlig ohne Effekte ziemlich hart und „elektrisch“. In manchen Stücken ziehen sich Synthesizer-Linien auf der ganzen Länge durch, sorgen in druckvollen Nummern wie dem Titeltrack für eine zusätzliche Verdichtung.

    Um den Faden von oben nochmal aufzugreifen, Thomas in den Liner Notes:

    „You won’t hear any funk licks on this records […]. I like the way some funk stuff sounds, and when I played with Miles I developed some appreciation or synthesizers. But I’m not into blowing pentatonic scales and big loud blues-scale things over funk grooves. I just want to play what I play – you shouldn’t be limited to a few notes or ideas.

    „This isn’t a groove record. We take a standard jazz approach: everyone in the rhythm section is free to do what he wants when it comes to the solos. The shifting beats they play don’t happen in a funk groove. That’s one reason I like playing so much with Anthony Cox, who’s my favorite bass player. All the rhythmic and harmonic variations he plays make this music so much different.“

    Play, play, play – das tut Thomas in der Tat, druckvoll, oft mit schneidendem Ton am Tenorsax, mit ziemlich weichem Ton an der Flöte – im Duett mit Bollenback an der akustischen Gitarre in „The Dawning Crescent“ bewegt sich das auch mal irgendwo zwischen Gypsy Jazz und Neuer Musik. Vieles lässt sich durchaus in die Jazztradition einordnen, doch die Musik sorgt immer wieder für Irritationen, überschreitet Grenzen. Whitehead: „Does Thomas’s free approach put him in a perilous position – too out for the funky cats and vice versa, and too electric for conservatives? Is that what he means by ‚Code Violations?‘ ‚Right – everything I put on there goes against the grain of what most people were expecting.“ Ein klein wenig erinnert mich Thomas vielleicht da und dort an Eddie Harris. Das hat mit dem Ton nichts zu tun, eher mit den jumpenden Linien, manchmal der Phrasierung – aber auch mit der Experimentierfreude, dem Einbezug von allerlei Sounds, mit denen eben die Konservativen verscheucht wurden.

    „Pads“ stammt aus der Feder von Steve Williams, die CD enthält zwei Bonustracks aus der Feder von Paul Bollenback: noch ein Flöten/Gitarren-Duett und ein recht klassischer Jazztrack mit Flöte, Gitarre, Piano, Bass und Drums, ganz ohne Effekte. Der ganze Rest des Materials stammt von Thomas.

    Die dunklen, harten, wuchtigen Sounds hier sind vielleicht der Moment, in dem Enja am dem zeitgenössischen Funk-Jazz oder auch M-Base am nahesten gekommen ist? Würde mich jedenfalls wundernehmen, die Meinung von @vorgarten zu diesem Album zu hören, das gerade in Schleife läuft, weil die CD erst vorgestern gekommen ist und ich doch direkt drüber schreiben möchte.

    Das Cover (gemalt von der Künstlerin Pontella Mason aus Baltimore) nimmt eigentlich auch schon viel vorweg, was jetzt wieder trendet, von The Comet Is Coming oder Sons of Kemet zu den Black Panther-Filmen mit Chadwick Boseman … aber klar, das alles hat auch tiefe Wurzeln, nicht zuletzt natürlich bei Sun Ra, und Wakanda gibt es ja auch seit den Sechzigern. Die Kluft des Saxers auf dem Cover lässt mich allerdings auch sofort an den Kollegen Billy Harper denken.

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    #12317807  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Die dunklen, harten, wuchtigen Sounds hier sind vielleicht der Moment, in dem Enja am dem zeitgenössischen Funk-Jazz oder auch M-Base am nahesten gekommen ist? Würde mich jedenfalls wundernehmen, die Meinung von @.vorgarten zu diesem Album zu hören, das gerade in Schleife läuft, weil die CD erst vorgestern gekommen ist und ich doch direkt drüber schreiben möchte.
    Das Cover (gemalt von der Künstlerin Pontella Mason aus Baltimore) nimmt eigentlich auch schon viel vorweg, was jetzt wieder trendet, von The Comet Is Coming oder Sons of Kemet zu den Black Panther-Filmen mit Chadwick Boseman … aber klar, das alles hat auch tiefe Wurzeln, nicht zuletzt natürlich bei Sun Ra, und Wakanda gibt es ja auch seit den Sechzigern. Die Kluft des Saxers auf dem Cover lässt mich allerdings auch sofort an den Kollegen Billy Harper denken.

    schwieriger – oder spannender – fall. thomas versucht hier was völlig eigenes und sucht von sich aus überhaupt keine verbindungen und verknüpfungen. die mitmusiker haben alle nichts mit dem m-base-netzwerk zu tun (bis auf cox vielleicht, ein bisschen), und sie spielen hier anders als in anderen projekten (dennis chambers). die düsteren soundscapes nehme ich sehr ernst, das hat thomas noch lange weiterverfolgt (im hiphop-projekt KOLD KAGE, rein akustisch auf PARIAH’S PARIAH), es hat eine latente militanz und ein interesse an neuen sounds. und obwohl ich sehr mag, was bollenback dazu einfällt, finde ich gerade dieses album nicht das überzeugendste auf diesem weg. das fasert aus, manchmal sind es nur sketche, es ist unzusammenhängend, es gibt keinen raum für gute soli, und die sounds an sich sind fast abweisend. das alles kommt auf JMT später besser zusammen – aber PARIAH’S PARIAH ist für mich das eigentliche meisterwerk, da kommen thomas und osby mit viel weniger aufwand, aber der gleichen kompromisslosigkeit zu etwas sehr besonderem – aber das ist dann schon winter & winter und quasi auch schon das ende der diskografie.

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    #12317829  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich hab ja ein paar der Winter & Winter-Alben mit grosser Begeisterung entdeckt vor ein oder zwei Jahren mal … kann nachvollziehen, wie Du das hörst, aber ich fand „Code Violations“ gestern schon sehr, sehr toll! Das ist aber schon ein Album, das den richtigen Tag braucht – es ist ja wirklich eher abweisend an der Oberfläche. Ich muss die späteren Alben mal wieder hervorsuchen (die zwei erwähnten sind dabei und noch eins oder zwei mehr).

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    #12318315  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Heute Abend um 22 Uhr gibt’s bei StoneFM nochmal eine Stunde Musik von Enja-Alben, auch wieder frühe Sachen – von bevor’s das Label überhaupt gab bis zum ersten Jahrzehnt – und vor allem von Alben, die ich in den letzten Monaten erst entdeckt habe:
    https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/9005-240611-gypsy-goes-jazz-153-enja-records-entdeckungen
    Die Ausnahme ist das Album von Abbey Lincoln, das ich schon seit letztem Jahre kenne, aber so richtig heftig eingeschlagen hat es auch erst jetzt (ausserhalb des Lincoln-Diskographie-Durchmarsches gehört … macht halt manchmal einen Unterschied, in welchem Kontext man auf etwas trifft).

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    #12321557  | PERMALINK

    friedrich

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    Beim Stöbern nach den besten Alben der 2000er Jahre im Plattenregal wiederentdeckt. Eine wohl ziemlich kuriose und obskure enja-Veröffentlichung. Auf dem Cover prangt hinten ein Logo von „enja NOVA“. Einen Eintrag in einem online-Katalog von Enja kann ich dazu nicht finden – wenn ich die auf der CD angegebene Web-Adresse aufrufe, lande ich nur auf einer facebook-Seite. Aber man findet eine ganze Reihe sehr wohlwollender reviews dazu.

    The Styrenes – Terry Riley: IN C (2002)

    Das ist kein Jazz. Das ist eine Aufnahme einer Rockband (4 x E-Gitarre, keyboards, vibraphone, bass, drums + ein paar overdubs) von Terry Rileys Mutter aller minimal music-Kompositionen – IN C. Minimal music taucht ja immer mal wieder ganz gerne im Pop auf. Hat eigentlich Mike Oldfield damit angefangen? Ich kenne jedenfalls Anleihen an Riley, Reich und Glass aus der Electronica, von Tortoise oder Stereolab.

    Hier gibt es aber mal nicht die so oft eingesetzten Marimbas zu hören, auch keinen sequenzer, hier dominieren die E-Gitarren und folglich hat diese Aufnahme entsprechenden Wumms! Velvet Underground, Sonic Youth, Glenn Branca (etwas obskur, hat Symphonien für E-Gitarre geschrieben) könnte man hier in Gedanken raushören. Wenn man will, kann man, wenn die Band sich über 53 Minuten in einen vibrierenden und in den Ohren klingelnden Rausch spielt, sogar an The Necks denken. Aber in elektrisch!

    Und es ist wirklich die original Komposition von Terry Riley:

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12325993  | PERMALINK

    friedrich

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    Hatten wir das hier schon? Beim Stöbern im Netz entdeckt. Da kommen gleich 3 Dinge zusammen: Enja, David Murray und Sax + Piano-Duo. Sowas kann sonst nur ein Überraschungsei bieten! ;-)

    Aki Takase / David Murray – Blue Monk (Enja 7039-2 / 1993)

    Ein bisschen Monk, ein bisschen Ellington-Verehrung, einmal Jelly Roll Morton, ein paar Originale. Beim ersten Hören dachte ich, das Wiedergabegerät ist kaputt. Aber das hat schon alles seine Richtigkeit und seinen höheren Sinn.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12337613  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Marc Levin – Social Sketches | Ich mache mal etwas weiter hier … ein paar Dutzend Nachzügler stehen an, die ich in der Zwischenzeit fast alle schon ein- bis dreimal angehört habe. Das Album von Marc Levin hat @vorgarten so beschrieben:

    linker us-agit-prop in finnland, die besetzung und das feierliche chaos kommt vom ayler quartet her, es wird aber auf zwei stücken auch kompetent gesungen, ein sich reimender brief an richard nixon verlesen und noch ein paar andere instrumente (bratsche, melodica u.a.) zum einsatz gebracht. das hat biss, einen schrägen humor, und nervt auch, ist am ende eher geste als musikalische versenkung, aber ich kann schon verstehen, dass man dafür entflammen kann.

    Das passt alles, aber ich fand schon beim ersten Hören den Groove oft so toll und vor allem das Kornett des Leaders so charmant, dass das mit dem Nerven (was sich v.a. auf den mittelmässigen Gesang von Carita Holmström bezieht) jeweils sehr schnell wieder vorbei ist. Die Instrumentenpalette kann sich echt sehen lassen: Levin spielt neben Kornett und Flügelhorn auch Flöte und Mellotron, Seppo Paakkunainen ist an Barisax, Flöte, Viola und Percussion zu hören – eine Harmonika höre ich in „Brothers in War“ auch noch … dazu kommen Teppo Auta-Aho (b) und Reino Laine (d), die wie gesagt richtig tolle Grooves unterlegen und oft völlig locked-in wirken. Ich finde das Ergebnis jedenfalls ziemlich gut, egal ob es aus Drones (das Mellotron kommt so zum Einsatz, darf aber auch mal ausscheren) oder folksy Klängen (die Bratsche in „Brothers in War“) über satten Grooves besteht oder ob der Gesang (bzw. der gesungene Text) und das Kornett oder auch mal eine Flöte höher hinaus gehen. Ein period piece, das ich wie gesagt richtig charmant finde.

    Aufgenommen wurde das Album am 29. Januar 1975 im Microvox Studio in Lahti, Finnland, „Recorded by Pekka“ – ich tippe drauf, dass Enja hier erst fürs Mastering ins Boot kam und die davor schon fertig produzierte Aufnahme einfach übernommen hat?

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    #12337635  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Tommy Flanagan – Ballads & Blues | Das Piano/Bass-Duo-Genre ist ja irgendwie nicht meins und dann doch – dank der vielen Duo-Alben von Charlie Haden mit Pianisten vor allem. Tommy Flanagans einer Enja-Eintrag in das Genre it am 15. November 1978 im Penthouse Studio (David Baker) in New York entstanden, George Mraz ist der Partner am Bass. Es gibt einen für Flanagan typischen Mix aus Klassikern („Star Eyes“), Bebop („Scrapple from the Apple“, „Birk’s Works“), Originals („Blue Twenty“ vom Pianisten und der auch vom New York Jazz Quartet bekannte „Blues for Sarka“ vom Basisten) und ein paar etwas abgelegenere Songs, „With Malice Towards None“ von Tom McIntosh und „They Say It’s Spring“ von Bob Haymes. Ich hatte dieses Album über all die Jahre ignoriert, hatte gedacht, meine Flanagan-Favoriten der Siebziger und Achtziger seien gemacht („Giant Steps“ vor „Eclypso“ und „Super Session“) – aber das hier ist echt gut – auch dank Mraz, der die richtige Dosis Virtuosität – relativ wenig davon – einstreut aber auch begleitend recht aktiv mit dem Piano interagiert, auch dabei nicht zur Übertreibung neigend wie sonst manchmal. Der Drummer fehlt nicht, die Leerstelle offenbart sogar eher, dass das Duo super funktioniert, gewisse störende Effekte, die tatsächlich mit Elvin Jones, der ja ein Lieblingsdrummer von mir ist, zu tun haben, hier wegfallen, die Musik freier wirkt, frischer auch, sehr klar – was für meine Ohren eine von Flanagans grössten Qualitäten ist: In seinen besten Momenten wirken seine Aufnahmen geradezu kristallin, eine Art Essenz, klanglich wunderbar geformt, rhythmisch perfekt umgesetzt, ohne grosse Gesten, in einer Art trügerischen Bescheidenheit daherkommend, die vielleicht manchmal auch grösserer Wertschätzung im Weg steht, weil das alles so selbstverständlich wirkt.

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    gypsy-tail-wind
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    New York Jazz Quartet – Oasis | Das dritte Album des New York Jazz Quartet – wieder mit einem neuen Drummer – musste dann auch noch her … und hier gibt’s für meine Ohren eine zumindest kleine Überraschung: Frank Wess, der als einziger Bläser bis hierhin sehr gruppendienlich agierte und oft fast etwas unterging, holt sich seinen Platz. Schon im Opener, einer Ballade aus seiner Feder, „Don’t Come, Don’t Call“, ist sein Tenor front and centre, mit wunderbarem Ton und perfekt geformten Phrasen. Roland Hanna kriegt natürlich seinen Platz – den nimmt er sich ja, wo immer er auftaucht. Ähnlich George Mraz, der aber hier auch die meiste Zeit in vernünftigem Rahmen agiert (also ohne übertrieben virtuoses Dauereingemische). Der neue Drummer ist Ben Riley, der nach dem recht weit swingenden Richard Pratt und dem luxuriösen Grady Tate für einen hippen, trocken, recht engen Swing sorgt, knackig und auf den Punkt – das passt sehr gut.

    Hannas „It’s Just a Social Gathering“ ist eine Art Bossa, in dem Mraz das Thema vorstellt (Wess an der Flöte). Mraz ist auch im folgenden „Funk House“ (Hanna-Mraz) sehr prominent zu hören – im Duo mit Roland Hanna. Die beiden sollten in dem Format ja 1982 für Trio ein ganzes Album aufnehmen, „Romanesque“, was durchaus folgerichtig scheint. Funky ist auch der Closer der ersten Seite, „Cram It Damn It“ von Hanna. Wess spielt das Thema an der Flöte unisono mit Hanna, derweil Riley einen trockenen Backbeat spielt. „The Patient Prince“ von Wess ist ein mehrteiliges, 13minütiges Stück, das mit Flöte und Kastagnetten beginnt – the spanish tinge – bevor die anderen einsteigen. Im zweiten Teil gibt es wieder einen trockenen Beat, das Piano klingt fast elektrisch, während Wess‘ Tenorsaxophon wieder als Teil des Ensembles auftritt, wie man es von den Vorgänger-Alben kennt, und Mraz ein Solo spielt, das weiterhin einen leicht spanischen Touch hat. Nach einem Schlagzeugsolo folgt der dritte Teil mit einem starken Tenorsax-Auftritt von Wess – im schnellen 4/4 aber mit wiederkehrenden Latin-Touches in der Begleitung. Der Closer ist dann Hannas titelgebende Ballade, das er auch solo öffnet, bevor Flöte, Arco-Bass und Rubato-Drums dazustossen.

    Aufgenommen wurde das Album von David Baker im Sound Ideas Studio in New York am 13. Februar 1981, später im Tonstudio Bauer abgemischt. Die drei Alben sind alle ganz gut. Sicher keins davon auch nur annähernd ein Lieblingsalbum, aber sie sind viel frischer und offener, als ich das erwartet hätte – keine lieblosen All-Star-Sessions jedenfalls. Dieses dritte ist vielleicht vom ersten Eindruck her mein liebstes von den dreien (in Sternen: zweimal ***1/2 und hier ****).

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    gypsy-tail-wind
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    David Friedman – Of the Wind’s Eye | David Friedman kenne ich gefühlt seit ewig dank Peace von Chet Baker, aber vertieft habe ich ihn erst im Rahmen dieses Enja-Projektes – ein sehr lohnendes Unterfangen, wie ich finde! Nach Futures Passed legte er 1981 das zweite Album nach, im Quartett mit Jane Ira Bunnett (ss), Harvie Swartz (b) und Daniel Humair (d). Der Leader wechselt wie üblich zwischen Marimba und Vibraphon, spielt auch noch etwas Percussion. Das Marimba ist im Jazz ein noch viel seltenerer Gast als das Vibraphon, und schon im Opener zeigt Friedman, dass das kaum am Instrument liegen kann, der holzige, warme Klang ist nämlich echt schön, die Rhythmusgruppe begleitet ihn sehr leicht und Bunnett ist erst gegen Ende zu hören. „Fonque“ heisst das langsame zweite Stück, Humair spielt zwischendurch Effekte an gestimmten Toms (er klingt leider etwas nach Rock-Drummer), Swartz fällt mal in funky Bass-Riffs, der Leader spielt jetzt Vibraphon, Bunnett stellt das Thema vor – das Klangbild ist deutlich weniger luftig, aber auch so sehr attraktiv. Auch die zwei folgenden Stücke stammen von Friedman, „For Now“ ist eine Art Kippfigur mit Coda, Bunnett lässt ihr Saxophon singen … und mir leuchtet ein, was ich grad von ihr im Booklet zu „The Might Warriors: Live in Antwerp“ von Mal Waldron/Steve Lacy gelesen habe: das Sopransax klingt hässlich, nur wenn dieser Aspekt auch ins Spiel eingebaut wird, holt man alles aus dem Instruments heraus – Lacy konnte das wie kein zweiter, andere blieben eher oberflächlich beim Wohlklang, aber grad die dedizierten Sopransaxophonist*innen, zu denen Bunnett ja auch gehört, gehen stets darüber hinaus).

    Was es mit der „Swiss Celebration“ auf sich hat, ist mir nicht klar – vielleicht, dass Humair hier etwas mehr Raum kriegt … jedenfalls spielt Friedman hier sowohl Vibraphon wie auch Marimba, der Groove ist ziemlich gut, der Klang der Drums zum Glück auch unproblematisch, und der Bass schmiert auch nicht zu arg. In Monks „Four in One“ präsentieren Bunnett und Friedman (Vibraphon) das Thema im Unisono. Friedman spielt ein längeres Solo, dann ist kurz Swartz zu hören, bevor Bunnett fürs Thema wieder dazustösst. Der Closer, „A Unicorn in Captivity, Part II“, stammt dann von Bunnett und ist vermutlich die ambitionierteste Komposition hier mit ihren Tempo- und Stimmungswechseln und wie es scheint längeren durcharrangierten oder zumindest -strukturierten Passagen.

    Aufgenommen hat Martin Wieland das Album im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg am 2. und 3. Juli 1981.

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    vorgarten

    michael gregory jackson, cowboys, cartoons & assorted candy… (1982)

    interessantes solo-album des gitarristen und sängers michael jackson (haha), der auf den wildflower loftsessions auf mich einen großen eindruck hinterließ und zu den eher stillen, vor allem akustisch spielenden gitarristen gehört, die es in den 80ern nicht leicht hatten (spencer barefield wäre ein anderer fall, brandon ross wurde populärer, aber auch nicht sehr). hier ist er in einem zwischenreich zwischen jazz, rock & singer-songwritertum unterwegs, was nicht recht überzeugt. mehrere inestrumenten- und gesangsspuren umspülen sich, multiplizierte conversations with myself. seine engen verbindungen aus dem aacm-umfeld hört man ihm hier nicht an, auch seine stimme ist untypisch, hell, wenig macho, aber für einen crooner ist das kein geeignetes umfeld. trotzdem oder gerade deswegen ist das ein besonderes album.

    Michael Gregory Jackson – Cowboys, Cartoons and Assorted Candy | Da docke ich mal an, weil ich nicht viel mehr dazu sagen kann … ein wenig wirkt das wie zwei Alben in einem, der stetige Wechsel zwischen den echt schönen Instrumentalstücken mit ihren mehreren Lagen und den weniger arrangierten Gesangsnummern (die meisten klingen live aufgenommen, einfach Gesang und eine Gitarrenspur), irritiert schon etwas. Die Stimme – ein wenig angerauht und auch mal im Falsett – finde ich recht attraktiv, wenn sie in der mittleren und tieferen Lage ist vielleicht nicht so weit von Sting weg, aber expressiver. Und dann ist da eben noch das Falsett, das mich schon mal an Terence Trent d’Arby denken lässt vom Timbre und der Flexibilität, auch wenn Jackson es nie so weit treibt.

    David Baker hat das Album mit Assistenz von Mark Wilder am 2. und 3. Mai 1982 im Vanguard Studio in new York aufgenommen.

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    Dollar Brand/Abdullah Ibrahim – Zimbabwe | Meine alte CD hiervon blieb verschollen … die 2021er-Japan-Ausgabe klingt phantastisch, die federnden Beats von Don Mumford und Essiet Okun Essiet wirken, als seien sie im Raum. Darüber spielt Ibrahim im Opener zunächst Sopransax im Chor mit der Flöte von Carlos Ward – und das Quartett klingt stellenweise fast wie eine kleine Big Band – die Ellington-Arranger’s-Touches. Das Album – @vorgarten hat es herausgestrichen – bietet neben den üblichen Originals auch ein paar Standards: vier Ibrahim-Tunes umrahmen „Guilty“ (Kahn-Akst-Whiting), „Don’t Blame Me“ (Fields-McHugh) und „It Never Entered My Mind“ (Rodgers-Hart, auf der Originalausgabe kurioserweise Cole Porter zugeschrieben). 1983 ist bei Ibrahim eine Art Übergangsjahr: neben diesem Studio-Album (Studio Bauer, Ludwigsburg, 29. Mai 1983) und dem Live-Album aus Montreux (South Africa) entsteht auch schon „Ekaya (Home)“ für das eigene Ekapa-Label, das erste Album der gleichnamigen Formation Ekaya und eins von Ibrahims allerschönsten wie ich finde. Ward, schon ein paar Jahre teil der Band und 1985 auf „Water from an Ancient Well“ (auf Enja nur ein Reissue, drum fehlt das hier im Faden bisher) auch nochmal dabei, ist 1983 eine Dauerpräsenz und ich mag seine Beiträge zu den Alben enorm gerne, auch hier. Nach dem festlichen Opener spielt Ibrahim „Guilty“ solo am Klavier – leise Monk-Echos im angedeuteten Stride. In „Bombella“ überstürzt sich der Beat fast, Ward legt am Altsax los, erst nach über einer Minute erklingt das spielerische Thema, aus dem heraus Ibrahim sein Solo entwickelt. Das Duo der beiden über „Don’t Blame Me“ ist ein grosses Highlight – Ward verdichtet immer mehr, während Ibrahim immer wieder tremolierende Akkorde drunterlegt, eine grundsätzlich altmodisch strukturierte, akkordische Begleitung sehr gekonnt auflockert und melodiös ergänzt, verdichtet. Das Titelstück ist auch auf „Südafrika“ zu hören, mich hat das Riff sofort. Essiet/Mumford steigen irgendwie versetzt ein und Ward spielt dann an der Flöte das Thema, das er immer wieder repetiert, während sich ständig die Texturen ändern: Arco-Bass, Wechsel von der Flöte zum Altsax … das ist eine Art ewiger Groove, aus dem die vier nach knapp fünfeinhalb Minuten mit einem simplen Rallentando wieder herausfallen. „It Never Entered My Mind“ ist anfangs kaum erkennbar: ein Bass-Orgelpunkt, Becken- und Glockenklänge von den Drums, ein Melodiefragment am Sopransax (das der Leader selten so ausgiebig spielt wie hier), von der Flöte sekundiert … das ganze wird als eine Art Hymne zelebriert – sicherlich eine der ungewöhnlichsten Standards-Interpretationen, die ich kenne. Auch der Closer, das zehnminütige „For Coltrane, No. 11“, kommt mit einem sich überstürzenden Beat und einem schnellen Bass-Lick daher, Ibrahim klingt am Klavier sehr beweglich, Ward spielt unisono mit ihm das Thema an der Flöte und setzt dann zum Solo an. In der Mitte ein kurzes Bass-Solo, bevor die Gruppe die letzten drei Minuten gemeinsam bestreitet – der Fokus liegt hier wirklich mehr auf dem gemeinsamen Reiten von Grooves als auf einzelnen Solo-Beiträgen und so ist das ein völlig stimmiger Ausklang für dieses Album voller hypnotischer Grooves und hymnischer Melodien. Eine Feier nicht nur der eigenen Musik sondern auch der Jazztradition, von Monk und Ellington und natürlich von Coltrane.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    Jerry Gonzalez And The Fort Apache Band – Obatalá | Live beim Internationalen Jazzfestival Zürich am 6. November 1988 vom Schweizer Radio mitgeschnitten. Die LP ist um zwei Stücke kürzer als die CD (beide 1989), es fehlen „Obtala“ und „Jackie-Ing“. „Jackie-Ing“? Genau, das Stück von Thelonious Monk ist nur ein Klassiker des Modern Jazz hier, die anderen sind Wayne Shorters „Nefertiti“, Monks „Evidence“ und Davis/Carters „Eighty One“. Wenig Wunder, dass Gonzalez an der gestopften Trompete loslegt und die Kernband – Larry Willis (p), Andy Gonzalez (b) und Milton Cardona (d und lead Vocals, wo es Gruppengesang gibt) – einen Groove à la second quintet vorlegt. John Stubblefield (ts), Angel „Papo“ Vásquez (tb), Edgardo Miranda (g), sowie Milton Cardona, Héctor „Flaco“ Hernández und Nicky Merrero (perc) sind auch dabei. Die Latin-Aneignungen der Jazz-Tunes gelingen hervorragend, als Heranführung an „Nefertiti“ dient ein kurzes „Intro“ von Gonzalez, danach folgt sein „Obatala“ mit Chants und starkem Auftritt von Andy Gonzalez, den ich in dieser Band als den wichtigsten Musiker zu hören geneigt bin, bevor es mit „Evidence“ weitergeht, wo der Bassist wieder für die richtigen kantigen Akzente sorgt, bevor Stubblefield ein erstes Solo spielt (im Outro streut Jerry Gonzalez das Riff von Miles Davis‘ „Jean Pierre“ ein). Die zweite Hälfte öffnet lyrisch und im Quartett (Gonzalez, Willis, Gonzalez, Berrios) mit dem Original „Siempre junto a ti“ und schliesst mit „Eighty-One“ (fast 15 Minuten lang und als klassisches Blowing-Vehikel aufgesetzt mit Bass-Intro, bevor die ganze Band einsteigt und dann der Solo-Reigen folgt: Gonzalez-t, Stubblefield, Vásquez, Miranda, Willis, die Drummer) und „Jackie-Ing“ (ein toller Band-Groove, die Soli hier u.a. von Vásquez und Stubblefield, der jedes Mal die Temperatur erhöht). Das war live sicher phantastisch – auf Konserve ist es mir unterm Strich eine Spur zu hektisch und überladen, aber macht schon ordentlich Spass.

    (Für die gekürzte LP-Version wurde eine andere Reihenfolge gewählt.)

    Jerry Gonzalez And The Fort Apache Band – Obatalá | Live beim Internationalen Jazzfestival Zürich am 6. November 1988 vom Schweizer Radio mitgeschnitten. Die LP ist um zwei Stücke kürzer als die CD (beide 1989), es fehlen „Obtala“ und „Jackie-Ing“. „Jackie-Ing“? Genau, das Stück von Thelonious Monk ist nur ein Klassiker des Modern Jazz hier, die anderen sind Wayne Shorters „Nefertiti“, Monks „Evidence“ und Davis/Carters „Eighty One“. Wenig Wunder, dass Gonzalez an der gestopften Trompete loslegt und die Kernband – Larry Willis (p), Andy Gonzalez (b) und Milton Cardona (d und lead Vocals, wo es Gruppengesang gibt) – einen Groove à la second quintet vorlegt. John Stubblefield (ts), Angel „Papo“ Vásquez (tb), Edgardo Miranda (g), sowie Milton Cardona, Héctor „Flaco“ Hernández und Nicky Merrero (perc) sind auch dabei. Die Latin-Aneignungen der Jazz-Tunes gelingen hervorragend, als Heranführung an „Nefertiti“ dient ein kurzes „Intro“ von Gonzalez, danach folgt sein „Obatala“ mit Chants und starkem Auftritt von Andy Gonzalez, den ich in dieser Band als den wichtigsten Musiker zu hören geneigt bin, bevor es mit „Evidence“ weitergeht, wo der Bassist wieder für die richtigen kantigen Akzente sorgt, bevor Stubblefield ein erstes Solo spielt (im Outro streut Jerry Gonzalez das Riff von Miles Davis‘ „Jean Pierre“ ein). Die zweite Hälfte öffnet lyrisch und im Quartett (Gonzalez, Willis, Gonzalez, Berrios) mit dem Original „Siempre junto a ti“ und schliesst mit „Eighty-One“ (fast 15 Minuten lang und als klassisches Blowing-Vehikel aufgesetzt mit Bass-Intro, bevor die ganze Band einsteigt und dann der Solo-Reigen folgt: Gonzalez-t, Stubblefield, Vásquez, Miranda, Willis, die Drummer) und „Jackie-Ing“ (ein toller Band-Groove, die Soli hier u.a. von Vásquez und Stubblefield, der jedes Mal die Temperatur erhöht). Das war live sicher phantastisch – auf Konserve ist es mir unterm Strich eine Spur zu hektisch und überladen, aber macht schon ordentlich Spass.

    (Für die gekürzte LP-Version wurde eine andere Reihenfolge gewählt.)

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