Antwort auf: Enja Records

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gypsy-tail-wind
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Marc Levin – Social Sketches | Ich mache mal etwas weiter hier … ein paar Dutzend Nachzügler stehen an, die ich in der Zwischenzeit fast alle schon ein- bis dreimal angehört habe. Das Album von Marc Levin hat @vorgarten so beschrieben:

linker us-agit-prop in finnland, die besetzung und das feierliche chaos kommt vom ayler quartet her, es wird aber auf zwei stücken auch kompetent gesungen, ein sich reimender brief an richard nixon verlesen und noch ein paar andere instrumente (bratsche, melodica u.a.) zum einsatz gebracht. das hat biss, einen schrägen humor, und nervt auch, ist am ende eher geste als musikalische versenkung, aber ich kann schon verstehen, dass man dafür entflammen kann.

Das passt alles, aber ich fand schon beim ersten Hören den Groove oft so toll und vor allem das Kornett des Leaders so charmant, dass das mit dem Nerven (was sich v.a. auf den mittelmässigen Gesang von Carita Holmström bezieht) jeweils sehr schnell wieder vorbei ist. Die Instrumentenpalette kann sich echt sehen lassen: Levin spielt neben Kornett und Flügelhorn auch Flöte und Mellotron, Seppo Paakkunainen ist an Barisax, Flöte, Viola und Percussion zu hören – eine Harmonika höre ich in „Brothers in War“ auch noch … dazu kommen Teppo Auta-Aho (b) und Reino Laine (d), die wie gesagt richtig tolle Grooves unterlegen und oft völlig locked-in wirken. Ich finde das Ergebnis jedenfalls ziemlich gut, egal ob es aus Drones (das Mellotron kommt so zum Einsatz, darf aber auch mal ausscheren) oder folksy Klängen (die Bratsche in „Brothers in War“) über satten Grooves besteht oder ob der Gesang (bzw. der gesungene Text) und das Kornett oder auch mal eine Flöte höher hinaus gehen. Ein period piece, das ich wie gesagt richtig charmant finde.

Aufgenommen wurde das Album am 29. Januar 1975 im Microvox Studio in Lahti, Finnland, „Recorded by Pekka“ – ich tippe drauf, dass Enja hier erst fürs Mastering ins Boot kam und die davor schon fertig produzierte Aufnahme einfach übernommen hat?

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