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David Friedman – Of the Wind’s Eye | David Friedman kenne ich gefühlt seit ewig dank Peace von Chet Baker, aber vertieft habe ich ihn erst im Rahmen dieses Enja-Projektes – ein sehr lohnendes Unterfangen, wie ich finde! Nach Futures Passed legte er 1981 das zweite Album nach, im Quartett mit Jane Ira Bunnett (ss), Harvie Swartz (b) und Daniel Humair (d). Der Leader wechselt wie üblich zwischen Marimba und Vibraphon, spielt auch noch etwas Percussion. Das Marimba ist im Jazz ein noch viel seltenerer Gast als das Vibraphon, und schon im Opener zeigt Friedman, dass das kaum am Instrument liegen kann, der holzige, warme Klang ist nämlich echt schön, die Rhythmusgruppe begleitet ihn sehr leicht und Bunnett ist erst gegen Ende zu hören. „Fonque“ heisst das langsame zweite Stück, Humair spielt zwischendurch Effekte an gestimmten Toms (er klingt leider etwas nach Rock-Drummer), Swartz fällt mal in funky Bass-Riffs, der Leader spielt jetzt Vibraphon, Bunnett stellt das Thema vor – das Klangbild ist deutlich weniger luftig, aber auch so sehr attraktiv. Auch die zwei folgenden Stücke stammen von Friedman, „For Now“ ist eine Art Kippfigur mit Coda, Bunnett lässt ihr Saxophon singen … und mir leuchtet ein, was ich grad von ihr im Booklet zu „The Might Warriors: Live in Antwerp“ von Mal Waldron/Steve Lacy gelesen habe: das Sopransax klingt hässlich, nur wenn dieser Aspekt auch ins Spiel eingebaut wird, holt man alles aus dem Instruments heraus – Lacy konnte das wie kein zweiter, andere blieben eher oberflächlich beim Wohlklang, aber grad die dedizierten Sopransaxophonist*innen, zu denen Bunnett ja auch gehört, gehen stets darüber hinaus).
Was es mit der „Swiss Celebration“ auf sich hat, ist mir nicht klar – vielleicht, dass Humair hier etwas mehr Raum kriegt … jedenfalls spielt Friedman hier sowohl Vibraphon wie auch Marimba, der Groove ist ziemlich gut, der Klang der Drums zum Glück auch unproblematisch, und der Bass schmiert auch nicht zu arg. In Monks „Four in One“ präsentieren Bunnett und Friedman (Vibraphon) das Thema im Unisono. Friedman spielt ein längeres Solo, dann ist kurz Swartz zu hören, bevor Bunnett fürs Thema wieder dazustösst. Der Closer, „A Unicorn in Captivity, Part II“, stammt dann von Bunnett und ist vermutlich die ambitionierteste Komposition hier mit ihren Tempo- und Stimmungswechseln und wie es scheint längeren durcharrangierten oder zumindest -strukturierten Passagen.
Aufgenommen hat Martin Wieland das Album im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg am 2. und 3. Juli 1981.
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