Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

Startseite Foren Über Bands, Solokünstler und Genres Eine Frage des Stils Blue Note – das Jazzforum Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

Ansicht von 15 Beiträgen - 361 bis 375 (von insgesamt 394)
  • Autor
    Beiträge
  • #12146329  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,014

    ja, seine expartnerin ebba jahn schreibt das auch. sehr traurig. wenigstens einmal live gesehen.

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #12146333  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,078

    Gerade auch gelesen (John Rogers auf Insta). Leider nie live gesehen.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12146335  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,412

    Live im Duo mit Peter Kowald gesehen …. R.I.P   …..

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12151333  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    Mehr Vintage Jazz mit einem Tenorgiganten:

    Lester Young – Mean To Me (Aufnahmen 1955, Compi 1980)

    Habe einen ganzen Stoß alter Schallplatten von verschiedenen Tenorgiganten bestellt, die heute geliefert wurden. Als erstes das hier aufgelegt. Die Doppel-LP enthält das komplette Pres & Sweets Album und das Album It Don’t Mean A Thing, das vorher aber auch schon mal unter anderem Titel veröffentlicht wurde. Wegen der fehlenden original Innenhüllen (oder dem original Klappcover) leider nur unvollständige diskografische Hinweise. Etwas unübersichtlich, aber etwas Schwund ist immer. ;-)

    Höre gerade die zweite LP mit Pres & Sweets. Sehr schön, aber täusche ich mich oder hatte Pres damals schon erhebliche gesundheitliche Probleme? Bei einigen Stücken hört er sich so an, als sei er nicht so ganz bei der Sache. Oder ist das nur Lässigkeit?

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12151341  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,985

    friedrichHöre gerade die zweite LP mit Pres & Sweets. Sehr schön, aber täusche ich mich oder hatte Pres damals schon erhebliche gesundheitliche Probleme? Bei einigen Stücken hört er sich so an, als sei er nicht so ganz bei der Sache. Oder ist das nur Lässigkeit?

    Zwischen den 3 Alben auf Verve wechsel ich immer mal. Neulich kam es mir so vor, als ob Lester auf „The President Plays“ sowas wie einen Trompetenpart auch auf dem Saxophon spielen konnte. Bei Roy Eldridge war es ja mehr umgekehrt, der hatte sich u.a. an Saxophonisten orientiert. Man hört deutlich, dass Lester ein Vorbild für Illinois Jacquet war (Anspieltipp: Desert Winds), außerdem kriegt man teilweise die „Sachen“, die später Joe Henderson am Anfang gemacht hatte. Der Kansas City Stil klingt ab und an fast nach Jump Blues, obwohl sowas ja eigentlich mehr an der Westküste produzierte wurde – einige dieser Verve Sessions von Lester wurden in New York aufgenommen, aber wirken gar nicht so. Bin allerdings kaum mit den Output von Jacquet auf Clef/Verve vertraut, weil da fast alles out of print ist.

    Bei „Pres & Sweets“ achte ich sehr auf Intros (Mean To Me), oder wie die Stücke beendet wurden, das braucht ’ne Weile, ein paar Tage, bis sich  die Magie entfaltet. Manchmal sind das kleinere Details von Lester Young, oder längere Passagen die besonders sind. Harry Sweets Edison hat hier teilweise mehr den Part von Billie Holiday, finde ich. Das merkt man.

    --

    #12151625  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    thelonica

    friedrichHöre gerade die zweite LP mit Pres & Sweets. Sehr schön, aber täusche ich mich oder hatte Pres damals schon erhebliche gesundheitliche Probleme? Bei einigen Stücken hört er sich so an, als sei er nicht so ganz bei der Sache. Oder ist das nur Lässigkeit?

    (…)
    Bei „Pres & Sweets“ achte ich sehr auf Intros (Mean To Me), oder wie die Stücke beendet wurden, das braucht ’ne Weile, ein paar Tage, bis sich die Magie entfaltet. Manchmal sind das kleinere Details von Lester Young, oder längere Passagen die besonders sind. Harry Sweets Edison hat hier teilweise mehr den Part von Billie Holiday, finde ich. Das merkt man.

    Das erste Stück auf Pres & Sweets, Mean To Me: Wunderbar und tadellos! Aber mal ehrlich: Wie spielt Pres denn in der ersten Minute des zweiten Stücks, Red Boy Blues? Noch nicht ganz wach oder schon wieder müde? Noch verkatert von gestern Nacht? Alkoholpegel zu hoch oder zu niedrig?

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12151667  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,985

    Die erste Minute bei „Mean To Me“ erinnert mich an Coltrane, vielleicht gibt es bei Coltrane eine ähnliche Komposition. Bei „Red Pony Blues“ sind die Phrasierungen wieder leicht ähnlich, ich denke etwas an das Ellington/Coltrane Album und etwas an „Coltrane Plays The Blues“ und viel ans Sopransaxophon. Gegen Ende bleibt es vielleicht offen, ob da noch sowas wie „Lester Leaps In“ draus werden kann, oder ob er bewusst „unsicher“ suchend spielte. Absolut hörenswert sind auch die Abschnitte (sections)  bei „One O’Clock Jump“, da ergibt alles einen Sinn, auch das Feature von Buddy Rich und der Teil am Ende.

    --

    #12152041  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    thelonica(…) Bei „Red Pony Blues“ sind die Phrasierungen wieder leicht ähnlich, ich denke etwas an das Ellington/Coltrane Album und etwas an „Coltrane Plays The Blues“ und viel ans Sopransaxophon. Gegen Ende bleibt es vielleicht offen, ob da noch sowas wie „Lester Leaps In“ draus werden kann, oder ob er bewusst „unsicher“ suchend spielte.(…)

    Unterstellen wir mal das beste, auch wenn ich was anderes befürchte. ;-)

    Finden tut Pres jedenfalls leider nichts und für mich ist es erleichternd, wenn nach Pres‘ Gestammel (‚tschuldi, aber für mich klingt das so) endlich Sweets mit seinem flüssigen Spiel einsetzt. Gestern beim ersten Hören war ich tatsächlich etwas bestürzt.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12153029  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    Ich will nicht ausschließen, dass ich mich verhöre und ich möchte auch niemanden die Freude an einem lieb gewonnenen Album vergällen. Und auch wenn ich mich damit gegen die amtliche Jazzkritik stelle, ich glaube ich sehe bzw. höre hier einen rosa Elefanten.

    Auf Pres & Sweets meine ich, Zeuge des tragischen Verfalls eines großen Musikers zu sein. Tatsächlich hatte Pres wohl kurze Zeit nach den Aufnahmen des Albums einen Nervenzusammenbruch. Für mich hört sich hier vieles so an, als könne Pres den anderen Musikern nur noch mit Mühe folgen. Sweets Edison und Oscar Peterson quicklebendig, Lester Young hingegen klingt so, als könne er sich kaum noch auf den Beinen halten und muss von seinen Begleitern gestützt werden. Man mag das mit „suchend“ beschreiben, ich würde es eher als hilflos bezeichnen, wie er sich da offenbar mühsam durchhangelt.

    Habe nochmal nachgehört: Das oben gepostete Beispiel von Red Boy Blues hört sich für mich fast wie Lallen an und auch bei Mean To Me wirkt Pres nicht gerade souverän. Dabei spielt er Mean To Me 1955 doch nicht zum ersten mal!

    Mal zum Vergleich:

    Mit Nat „King“ Cole (p) und Buddy Rich (dr), 1946.

    Und das gleiche Stück knapp 10 Jahre später mit Sweets, Oscar Peterson, Herb Ellis, Ray Brown und Rich:

    Bitter! Lester Young fing sich nach einem Sanatoriumaufenthalt wohl noch mal und hat dann das tolle Album mit Teddy Wilson gemacht. Aber am Ende war er doch verloren.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12153627  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    Die andere – die erste LP – dieser Mean To Me-Compi von Lester Young enthällt das komplette ursprünglich nur nach Lester Young benannte (und später als It Don’t Mean A Thing , If … wiederveröffentlichte) Album von 1955, aufgenommen 1954.

    Lester Young (1955)

    Da spielt seine damalige working band mit Jesse Drakes (t), Gildo Mahones (p), John Ore (b) und Connie Kay (dr). Das sind jetzt nicht ganz so prominente Namen, aber das ist eine top eingepielte Band und Lester Young ist hier in guter Tagesform. Damit kann man eine Weile seinen Spaß haben. Und man kann da mit Another Mambo eine kleine Kuriosität hören, die damals sogar als Single veröffentlicht wurde und wahrscheinlich in den juke boxes steckte.

    Lester Young goes Latin:

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12155821  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,078

    Es ist schon so, dass man Young auf den späten Aufnahmen quasi beim Verfall zuhören kann … es gibt zwischendurch immer wieder betörende Momente, selbst auf der Blechklarinette (auf dem Foto oben rechts – es gibt auch ein schönes Foto vom müden Young auf einem Bett, die Klarinette neben sich liegen), die er ins Studio mitbrachte, ohne dass er einen entsprechenden Ansatz gehabt hätte (da braucht’s effektiv Muskeln in den Mundwinkeln – für Klarinette muss der Ansatz generell kontrollierter sein als fürs Sax und daher braucht’s mehr Training/regelmässiges Spielen/Üben). Die Sessions für Verve aus den frühen Fünfzigern mag ich im allgemeinen sehr gerne.

    Ausgerechnet die erste mit Hank Jones (noch von 1949) ist schwächer. Das Young/Cole/Rich-Trio ohne Bass (1946, die erste Session für Granz) war auch keine gute Idee, da Cole mehr oder weniger einfach rifft und gar nicht zum spielen kommt – die Aladdin-Session mit Red Callender statt Rich ist sehr viel ergiebiger!

    1950/51 folgten drei sehr gute Session mit John Lewis, die ich neulich im Hörfaden erwähnte, als sie wieder mal liefen, dann 1952 die mit Oscar Peterson und 1953/54 je eine mit der Working Band (das mit Lewis war auch eine Working Band) mit Jesse Drakes, Gildo Mahones und Connie Kay, die erste mit Gene Ramey, die zweite mit John Ore. Bis dahin ist alles gut. Es gibt parallel dazu viele Live-Mitschnitte.

    Ab den Sessions von Ende 1955 ist es dann eher ein Glücksspiel … das eine konstant solide/gute Album ist das mit Teddy Wilson. Da erwischte man wohl Young einfach an einem wirklich guten Tag. Diese gab es durchaus noch, wie ja z.B. die Mitschnitte aus Washington mit Bill Potts von Ende 1956 beweisen (5 Alben auf Pablo)

    Ich versuche mal eine Band-Chronologie anhand dokumentierter Line-Ups (Daten/Orte belegen die bekannten Aufnahmen, hole das von meinem alten Blog rüber und ergänze um weiteres, z.B. ein paar zusätzliche Stücke von „100 Years – Forever Young“, einer sehr lohnenswerten Storyville Doppel-CD, und um die relevanten Verve-Studio-Sessions) – dabei lasse ich alle „All Stars“-Sessions und eindeutig erkennbare Pick-Up-Gigs weg, seien es welche aus dem Studio (die Verve-Aufnahmen mit Peterson, Edison, Eldrdige usw., Sessions mit Basie, die Europa-Touren mit Urtreger, Edelhagen etc.):

    Herbst 1948 (27 Nov, 3 Dec – Royal Roost)
    Jesse Drakes t; Ted Kelly tb; Lester Young ts; Freddie Jefferson p; Ted Briscoe b; Roy Haynes d

    Frühling 1949 (19/26 Mar, 9 Apr – Royal Roost)
    Jesse Drakes t; Jerry Elliott tb; Lester Young ts; Junior Mance p; Ted Briscoe b; Roy Haynes d

    Februar 1950 (22 Feb und vermutlich weitere Daten, Savoy Ballroom)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Kenny Drew p; Leroy Jackson or Aaron Bell b; Jo Jones d

    Frühling 1950 (15 Mar, prob. 2 Apr – Royal Roost)
    Jesse Drakes t; Ted Kelly tb; Lester Young ts; unknown p Al McKibbon b; Buddy Rich d (15 Mar) bzw. Jesse Drakes t; unknown p/b/d (prob. 2 Apr)
    Vielleicht vom 2. April gibt es auch bei Savoy einen Live-Mitschnitt (die brachten auch viel Charlie Parker aus dem Royal Roost heraus: Drakes t; prob. Kenny Drew p; poss. Joe Shulman b; Jo Jones d

    Frühling 1950 bis Frühling 1951 (6/13/20 Jan, 24 Feb, 17 Mar, 19 May 1951- Birdland + Jun 1950, 16 Jan, 8 Mar 1951 – Verve)
    Lester Young ts; John Lewis p; Gene Ramey b; Jo Jones d + Jesse Drakes t (19 May 1951)

    Sommer 1951 (4 Aug – Birdland)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Earl Knight p; Gene Ramey or Aaron Bell b; Jo Jones or Joe Harris d

    Frühling 1952 (25 Apr, 2/3 May – Birdland)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Earl Knight or Wynton Kelly p; Aaron Bell b; Lee Abrams d

    Sommer 1952 (2 Aug – Birdland)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Gil Coggins p; unknown b, d

    Winter 1953 (3/10/17 Jan – Birdland)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Earl Knight p; Aaron Bell b; Lee Abrams d

    Winter 1953 (15 Jan – Birdland)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Horace Silver p; Franklin Skeete b; Lee Abrams d

    Frühling bis Sommer 1953 (15 Apr + 4/11 July – Birdland)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Earl Knight or Horace Silver p; Gene Ramey b; Connie Kay d

    Herbst 1953 bis Herbst 1954 (11 Dec 1953, 10 Dec 1954 – Verve)
    Jesse Drakes t; Lester Young ts; Gildo Mahones p; Gene Ramey (1953) bzw. John Ore (1954) b; Connie Kay d
    (auf „100 Years – Forever Young“ gibt es noch eine Session aus dem Storyville in Boston vom 15 Dec 1953 mit Drakes, Mahones, Connie Henry und Kay)

    Sommer 1956 (8/15 Aug – Birdland)
    Don Ferrara (8) bzw. unknown (prob. Jesse Drakes) (15) t; Lester Young ts; Bill Triglia p; Gene Ramey b; Gus Johnson d

    Herbst 1956 (15/22 Dec – Café Bohemia)
    Idrees Sulieman t (nur 15); Lester Young ts; Sinclair Raney p; Gene Ramey b; Willie Jones d

    Da stellen sich natürlich schon ein paar Fragen, z.B. zu den Sessions vom 3./10./17. Januar 1953 vs. dem vom 15. Januar mit unterschiedlichem Line-Up – ist da was falsch datiert? Die Übertragungen aus den Clubs liefen üblicherweise einmal die Woche (wie auch schon bei welchen aus dem Royal Roost zu sehen ist) … es gibt (zum Glück für den Hörgenuss, leider für die Infos) nur selten Radio-Voiceovers mit Band-Ansagen oder sonstigen Infos.

    Ansonsten ist das wohl so in etwa, was auf Aufnahmen dokumentiert ist … in den Büchern über Young, die leider immer noch grossteils ungelesen hier liegen (Lewis Porter, Frank Buchmann-Möller, Dave Gelly) steht wohl noch mehr …

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12156161  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    Hochinteressant, wie Pres seinen Pork Pie Hat selber macht. Und natürlich sehr „hep“!

    Danke @gypsy-tail-wind für die (sehr detaillierten) Ausführungen!

    Ausgerechnet eine Aufnahme mit Nat „King“ Cole hatte ich als positives Beispiel angeführt! ;-) Mir kam es dabei aber auch mehr auf Pres’ flüssiges Spiel an, weniger auf Coles Piano – das mir in diesem Fall aber auch nicht unangenehm auffällt.

    Ich dachte, dass ich mit dieser 2 LP-Kombi einen guten Griff getan hatte und freute mich darauf, den zertifizierten Klassiker Pres & Sweets zu hören. Dann kam es mir aber auf einmal so vor, als hätte ich aus Versehen saure Milch getrunken oder in einen faulen Apfel gebissen. Ich möchte @thelonica nicht ärgern, aber ich bin irritiert, dass dieses Album auch von der etablierten Kritik so gelobt wird, obwohl dort in meinen Ohren ein offenbar am Rande des Zusammenbruchs stehender Lester Young teilweise auf dem Saxophon herumlallt. Da hat man sich wohl von der Aura des alten Tenorgiganten und der hochkarätigen Besetzung blenden lassen und drückte beide Ohren zu.

    Tragisch, wie ein Mensch sich so selber zerstört und unverständlich, dass Norman Granz das so veröffentlicht hat. Erinnert mich an eine Aufnahme von Charlie Parker, die er in stockbesoffenem Zustand für Dial machte und später lieber vernichtet hätte. Danach verschwand er aber monatelang im Sanatorium.

    Meine Erstbegegnung mit Pres war übrigens diese billige Verve Jazz Masters-Compi, die gar nicht übel ist, wenngleich das Sequenzing nicht chronologisch ist, was ich meist ganz gut finde. Einige tracks mit Cole, mit Peterson, mit Wilson, aber nichts mit Sweets. Der Kompilierer wusste hier offenbar, was er tut.

    Die Alben mit Oscar Peterson (1952) und Teddy Wilson (1956) habe ich ja auch und finde sie sehr gut. Später mehr dazu. Und eine weitere 2 LP-Compi mit Aufnahmen von 45-51 habe ich hier auch noch stehen.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12156181  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,078

    Klar, Pres ist beim Trio mit Cole und Rich gut! Als Trio einfach eine vertane Chance bzw. Fehlentscheidung des Produzenten in Sachen Besetzung.

    Die Pres-Compilation könnte auch mein erster Kontakt gewesen sein… die Tracks mit Guarnieri (nicht für Verve aber zur Labelgruppe gehörend) fand ich da grosse Highlights, auch wenn Slam Stewarts Arco-Gebrummel für mein Teenager-Ich eine Herausforderung war.

    Auf „Pres & Teddy“ klingt Young halt recht hart … in den frühen Fünfzigern klingt er wie Lady Q ( ;-) ), sein Ton in den Dreissigern und frühen Vierzigern ist halt schon sehr anders und wahnsinnig verführerisch. Da kommt am Ende bei aller Wertschätzung für die vielen, auch die guten, späteren Aufnahmen, von denen halt doch keine heran.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12157713  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    Ich geh jetzt hier etwas durcheinander. Erst Pres, jetzt ein Sprung zu Ben Webster. Dieses Album wurde im „Ich höre gerade …“-Thread kurz erwähnt und zufällig hatte ich die Schallplatte vor kurzem günstig ergattert.

    Ein Spätwerk, Mai 1969 in Holland mit einheimischen Begleitern aufgenommen. Ein Tribut an Duke Ellington, in dessen Band Ben Webster in den 40ern (und später immer wieder mal) gespielt hatte, und der im April 1969 siebzig Jahre alt geworden war. Mit Ausnahme des von Webster geschriebenen Titelstücks nur Ellington-Kompositionen. „Guv’nor“ war Ben Websters Spitzname für den Duke.

    Meist sehr zurückhaltend, zart, oft wie nur getupft. So als hängt Webster alten Erinnerungen nach und spielt nur nebenbei vor und für sich hin. Nur bei wenigen Stücken nimmt das Fahrt auf. Sehr transparent aufgenommen. Die Begleiter mögen keine international bekannte Nummern sein, waren/sind aber in den Niederlanden wohl etablierte Größen und kommen gut zur Geltung. Der Bassist (Jacques Schols) dürfte sich gefreut haben, so klar und deutlich zu hören zu sein.

    Sicher kein Muss, aber schön, die Platte zu haben und zu hören.

    In den liner notes erfährt man den Namen von Ben Websters Amsterdamer Zimmerwirtin, Vrouw Hartlooper.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12157895  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    So ein Zufall. Auf der Homepage der Wikipedia: Heute vor 50 Jahren war der Todestag von Ben Webster.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
Ansicht von 15 Beiträgen - 361 bis 375 (von insgesamt 394)

Schlagwörter: , ,

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.