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herr-rossi
bullittAls hätten die Dreadlocks erfunden und ein Patent drauf. 🤦🏻♂️
Ich weiß aber auch nicht, ob man sich dummstellen muss … Die Dreadlocks, um die es im aktuellen Fall und neulich in Hannover geht/ging, haben nichts mit dem Weichselzopf oder anderen historischen Haarmoden zu tun. Es ist doch völlig eindeutig, woher die übernommen sind. Von mir aus kann Dreadlocks tragen, wer will, und es sollte aus meiner Sicht grundsätzlich keine Diskriminierung wegen Frisuren geben. Aber die Diskussion darum wird man schon noch ertragen können und müssen. Allerdings glaube ich auch nicht, dass diese Aktionen irgendwie weiterhelfen, um darüber aufzuklären, dass es etwas anderes ist als die Frage „Pony oder Scheitel“, wenn man als Weißer meint, sich derart spezifische Frisuren mit der damit verbundenen Geschichte von Rassismuserfahrung meint zulegen zu müssen.
Wäre schon nett, meine Antwort im Kontext zu belassen. Ich bezog mich konkret auf diese Aussage:
Das Tragen von Dreadlocks außerhalb der Rastafari-Bewegung ist auf jeden Fall eine kulturelle Aneignung, egal welche Hautttönung die Träger:innen haben.
Fragt sich, wer sich hier dumm stellt. Das ignorante Mindset, was aus so einen Post spricht, ist jedenfalls schon sehr bezeichnend. Nur weil die eigene Beschränktheit einem beim Stichwort Dreadlocks nur Bob Marley in den Sinn spült. Man erkläre mal einem Sadhu, dass er gefälligst aufhören soll, sich frisurentechnisch bei den Rastafari zu bedienen. Da prägen derart spezifische Frisuren keine Geschichte von Rassismuserfahrungen und haben seit Jahrzehnten einen kaum minderen Einfluss auf westliche Popkultur (Stichwort Goa). Und nun? Man muss die jahrhunderte alten Traditionen von Dreadlocks in sämtlichen Kulturkreisen also nicht mal erst bemühen, um festzustellen, was für ein denkbar schlechter Vorwand sie für identitätspolitische Kämpfe sind. Am Ende stellt sich nämlich die spannende Frage, wer hier eigentlich was zu Unrecht vereinnahmt.
zuletzt geändert von bullitt--
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Werbungherr-rossiAllein schon, dass es ihnen gelang, Muddy Waters zum ersten Mal überhaupt in eine große US-Fernsehshow zu hieven, verdeutlicht ja, dass es ihnen damit wirklich ernst war. Und sie bekamen dafür zumindest in den ersten Jahren auch ordentlich Gegenwind vom (weißen) Establishment, ehe sie dann quasi als everybody’s Lieblingsrocker vereinnahmt wurden.
Dazu habe ich nicht gründlich recherchiert, wie das genau abgelaufen ist. Du meinst allerdings wohl die TV-Show „Shinding“, die war doch mit Howlin‘ Wolf.
Was den Gegenwind angeht, war das ja bei Elvis sicher noch etwas anders. Es gab aber auch krasse Aufrufe zum Boykott u.v.m. (man kann das z.B in der Doku „Elvis & The Black Community – That Echo Will Never Die“ sehen. Was die anderen Aspekte wie kulturelle Aneignung angeht, fand ich die entspannte Haltung von Nelson George gut. Also auf Ungerechtigkeiten im Musicbiz geht er nicht so genau ein, die gesagten Sachen haben dafür überwiegend schon Gewicht.
Zum Thema Reggae und Dreads: Das ist wirklich ein komplexeres Thema. Unter anderem finde ich interessant, dass einige Chinese Jamaicans an Produktionen auf Jamaica beteiligt waren. Das wird schnell übersehen, lohnt sich aber das im Detail mal zu studieren, falls es interessieren sollte. Eine relativ große Reggae-Community gibt es wohl auch in Japan, Kanada weiß ich nicht so genau.
Und es gibt natürlich unfassbar viele tragische Schicksale von großen Musikern/Sängern/Produzenten (King Tubby, Hugh Mundell, Jackie Mittoo, Dennis Brown…als Beispiel). Ganz oft haben wohl die Hinterbliebenen bzw. die Familien wenig bis keine Kontrolle über den Katalog der Künstler, etwas besser geregelt ist das vielleicht bei der Marley Familie, Jimmy Cliff oder Burning Spear. Ich versuche das etwas mitzudenken, wollte sonst aber eigentlich nicht groß mitdiskutieren.
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bullittWäre schon nett, meine Antwort im Kontext zu belassen. Ich bezog mich konkret auf diese Aussage: Das Tragen von Dreadlocks außerhalb der Rastafari-Bewegung ist auf jeden Fall eine kulturelle Aneignung, egal welche Hautttönung die Träger:innen haben. Fragt sich, wer sich hier dumm stellt. Das ignorante Mindset, was aus so einen Post spricht, ist jedenfalls schon sehr bezeichnend. Nur weil die eigene Beschränktheit einem beim Stichwort Dreadlocks nur Bob Marley in den Sinn spült. Man erkläre mal einem Sadhu, dass er gefälligst aufhören soll, sich frisurentechnisch bei den Rastafari zu bedienen. Da prägen derart spezifische Frisuren keine Geschichte von Rassismuserfahrungen und haben seit Jahrzehnten einen kaum minderen Einfluss auf westliche Popkultur (Stichwort Goa). Und nun? Man muss die jahrhunderte alten Traditionen von Dreadlocks in sämtlichen Kulturkreisen also nicht mal erst bemühen, um festzustellen, was für ein denkbar schlechter Vorwand sie für identitätspolitische Kämpfe sind. Am Ende stellt sich nämlich die spannende Frage, wer hier eigentlich was zu Unrecht vereinnahmt.
Guter Einwand. Könnte es denn sogar sein, dass sich die Rastas kulturell mal schnell bei den heiligen Männern Indiens bedient haben, die schon viel länger Dreadlocks tragen? Haben sie womöglich sogar das Kiffen übernommen? Haben die weissen Kids die Dreads womöglich zuerst über Goa kennengelernt? Oh weh! Abgründe tun sich auf…
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The highway is for gamblers, better use yurr sense Contre la guerrejesseblueIch frage mich bei dieser Diskussion, ob sie auch von Schwarzen initiiert oder nicht eher von Weißen, die den politisch korrekten Umgang mit Schwarzen festlegen möchten, geführt wird. Kulturelle Aneignung darf gern auch positiv besetzt sein. Und die Zeiten der kulturellen Homogenität sollten wir doch auch überwunden haben. Ich empfinde es als anerkennend, wenn ein Habitus aus einer anderen Kultur übernommen wird. Und ich gehe davon aus, dass Weiße Dreadlocks tragen, weil sie an dieser Frisur Gefallen finden und nicht, da sie den Schwarzen ihren Ausdruck von Unterdrückung nehmen wollen. Pro weltweite Verflechtung. Pro verflochtene Haare.
Da sehe ich genauso. Was mich besonders nervt, ist dieser Social-Media-Virus, der sich in kürzester Zeit bis zum kleinsten Stammtisch verbreitet, wie ich gestern Abend erfahren durfte. Ein Bekannter (der viel mit Musikproduktion/Radio beschäftigt ist und selbst gelegentlich bei Veranstaltungen in einer Coverband spielt) hat sich erstmal geschlagene 15 Minuten tierisch über den Vorfall aufgeregt und selbst die Frisur war gar kein Thema mehr, sondern wie es denn sein kann dass man keinen Reggae als Weißer mehr spielen darf und dass er schon für die nachfolgenden Generationen „in unserem Land“ schlimme Zeiten der „Unterdrückung“ befüchtete etc. etc.. Hab ihn bewußt erstmal etwas ausrauchen lassen und nochmal betont dass der Vorfall in Bern auf einer privaten Veranstaltung passiert ist. War natürlich trotzdem nicht nachvollziehbarer Blödsinn. Aber ohne den Hintergrund zu kennen, wer was in welchem Rahmen für einen Fehler begangen hat, kocht dann eine für den Rest der Welt lapidare Geschichte hoch und wird von den Gruppen aus rechts außen liebend gerne angenommen b.z.w. als Beleg für die „links-grün-versiffte“ Kultur in unserem Land mißbraucht.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykothelonicaDazu habe ich nicht gründlich recherchiert, wie das genau abgelaufen ist. Du meinst allerdings wohl die TV-Show „Shinding“, die war doch mit Howlin‘ Wolf.
Du hast recht, ich habe es korrigiert.
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@bullitt @stormy-monday: Ihr habt offensichtlich immer noch nicht verstanden, worum es bei „Kultureller Aneignung“ überhaupt geht. Es geht nicht darum, dass es einen Transfer kultureller Ideen gab und gibt und der grundsätzlich „verboten“ werden sollte, sondern darum, dass Mitglieder einer kulturell dominierenden Bevölkerungsgruppe (Weiße) häufig blind in Bezug auf Rassismuserfahrungen sind, die mit bestimmten kulturellen Ausdrucksformen wie Frisuren, Kleidung, Musik, Tanz usw. verbunden sind, die sie einfach übernehmen, weil sie ihnen gefallen. Wer nicht versteht, was beispielsweise Haare/Frisuren mit der Rassismuserfahrung von Schwarzen zu tun haben, der versteht Rassismus nicht. Wer nicht versteht, dass geglättete Haare bei Schwarzen im Kontext rassistischer Erfahrungen etwas ganz anderes bedeuten als Dreadlocks bei Weißen, der versteht Rassismus nicht. (Und nochmal als Disclaimer: Ich halte es für falsch, Weiße mit Dreadlocks auszugrenzen. Aber der völlige Mangel an Bereitschaft, überhaupt verstehen zu wollen, worum es bei der Diskussion geht, macht mich schon etwas ratlos.)
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krautathausEin Bekannter (der viel mit Musikproduktion/Radio beschäftigt ist und selbst gelegentlich bei Veranstaltungen in einer Coverband spielt) hat sich erstmal geschlagene 15 Minuten tierisch über den Vorfall aufgeregt und selbst die Frisur war gar kein Thema mehr, sondern wie es denn sein kann dass man keinen Reggae als Weißer mehr spielen darf und dass er schon für die nachfolgenden Generationen „in unserem Land“ schlimme Zeiten der „Unterdrückung“ befüchtete etc. etc.
Es gibt Menschen, die müssen sich Tag für Tag damit beschäftigen, eine bestimmte Hautfarbe oder einen „Migrationsvordergrund“ zu haben. Aber ein Weißer, der sich damit selbst nie auseinandersetzen musste, der aber auch nur gerüchteweise zu erahnen meint, man könne ihm irgendetwas aufgrund seiner Hautfarbe verweigern oder „verbieten“, oder dem auf einmal sein Weißsein bewusst wird, auweia, da hört der Spaß aber wirklich auf, da steht 1933 direkt vor der Haustür …
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stormy-monday
bullittMan erkläre mal einem Sadhu, dass er gefälligst aufhören soll, sich frisurentechnisch bei den Rastafari zu bedienen. Da prägen derart spezifische Frisuren keine Geschichte von Rassismuserfahrungen und haben seit Jahrzehnten einen kaum minderen Einfluss auf westliche Popkultur (Stichwort Goa).
Guter Einwand. Könnte es denn sogar sein, dass sich die Rastas kulturell mal schnell bei den heiligen Männern Indiens bedient haben, die schon viel länger Dreadlocks tragen?
Hinsichtlich der Frage nach kultureller Aneignung kann man allerdings m. E. auch bei dieser Abstammungslinie mal ergebnisoffen nachdenken. Auch hier ist es ja nicht einfach nur irgendeine Frisur, sondern es gibt einen religiösen Hintergrund und die Frisur hat eine Bedeutung, die über die reine Optik hinausgeht. Es ist ja auch nicht das gleiche, ob jemand sich für den gesamten Lebensstil eines Sadhu entscheidet, oder ob nur die Frisur „entlehnt“ wird.
Wenn man etwas aus einer anderen Kultur „adaptiert“, macht es für mich, als ein Kriterium, bei der Bewertung schon einen Unterschied, ob etwas aus einer Straßenkultur oder einer örtlichen Mode stammt oder ob es für die Menschen, aus deren Kultur es stammt, eine darüber hinausgehende Bedeutung hat – das gilt für mich z. B. auch für einige Tattoomotive, Stichwort: Tribals, oder für schottische Tartans.
Überhaupt das Konzept Mode: Ich finde es einfach eine Frage des Respekts, sich bei solchen Fragen bewusst zu machen, dass manche Dinge eben außerhalb von Mode/Fashion stehen und es beispielsweise Kleidungsstücke (im westlichen Kontext z. B. Orden) oder Motive (Hakenkreuze) gibt, die sich der Träger im Originalkontext erst verdienen musste und/oder die eine Bedeutung haben, und die daher eben nicht einfach so jeder tragen „darf“, nur weil sie ihm gefallen.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dickherr-rossiAber der völlige Mangel an Bereitschaft, überhaupt verstehen zu wollen, worum es bei der Diskussion geht, macht mich schon etwas ratlos.
Ist das nicht die von Generation zu Generation zu Generation immer wieder neu aufflammende Abwehrreaktion der Privilegierten, sobald eine neue Entwicklung den Status Quo gefährdet? Stets vor sich her getragen mit scheinbarer Vernunft nach dem Motto „Also JETZT übertreiben sie es wirklich“ oder „Bis da und dahin (vergangene Veränderung einsetzen) bin ich ja noch mitgegangen, aber DAS geht zu weit“, dabei erfolgt dies in aller Regel reflexhaft, ohne tatsächlichen Verständniswunsch und bemerkt nicht mal, wie gönnerhaft das alleine schon ist. Rückzugsgefechte, und, wie für diese leider typisch, besonders hart geführte, mit Spott, Verachtung und dummdreisten Vergleichen und Umkehrungen. Ich empfinde das als unendlich ermüdend und genauso traurig.
Klar gibt es Ausnahmen, klar gibt es auf allen Seiten Idioten und Ignoranten. (Keine Ahnung, warum ich das überhaupt schreibe – ist hoffentlich gar nicht nötig)
Und klar könnte diesmal tatsächlich alles anders sein, doch sehe ich nicht warum.
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Ein Teil des „Problems“ rührt sicherlich daher, dass für uns alle Mode mehr oder weniger frei zugängliche ist. Wir können unseren eigenen Dresscode festlegen. Wir müssen uns keiner Subkultur, Bewegung, Ethnie, Berufsschicht und/oder sozialen Schicht zugehörig fühlen, um unsere Kleidung und Aussehen abzustimmen. Trage ich heute Anzug, bin ich genauso wenig ein Funktionär wie Skinhead, sollte ich morgen eine Buzz Cut Frisur wollen. Und dies ist wohl auch der Punkt, wieso viele für dieses Thema nicht sensibilisiert werden können oder wollen. Unabhängig davon, welchen Ursprung Frisuren oder Kleidungsstücke haben, zielte Mode in der Regel für die Masse ausschließlich auf optische Komponenten ab. Eine Art clean washing für die Alltagsnutzung. Nicht, weil ich es nicht verstehen möchte, aber wie wäre denn der Ansatz, dass es auch positiv verstanden werden könnte und als Austausch der Kulturen zu verstehen ist, wenn eine Frisur, die Teile der Schwarzen aus Protest gegen Unterdrückung trugen/tragen, auf gesellschaftliches Gefallen stößt und von Weißen aufgegriffen wird und dadurch Grenzen zwischen Schwarz/Weiß aufgebrochen werden? Eine der besten Waffen gegen Rassismus ist, wenn die weiße Gesellschaft Ausdrucksformen der Schwarzen übernimmt. Für mich heißt dies nämlich Akzeptanz, Bereicherung und Identifikation. Aber vielleicht bin ich zu weiß um wirklich zu merken, dass Dreadlocks bei Weißen ein Übergriff auf Schwarze darstellen.
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Überhaupt das Konzept Mode: Ich finde es einfach eine Frage des Respekts, sich bei solchen Fragen bewusst zu machen, dass manche Dinge eben außerhalb von Mode/Fashion stehen und es beispielsweise Kleidungsstücke (im westlichen Kontext z. B. Orden) oder Motive (Hakenkreuze) gibt, die sich der Träger im Originalkontext erst verdienen musste und/oder die eine Bedeutung haben, und die daher eben nicht einfach so jeder tragen „darf“, nur weil sie ihm gefallen.Du umgehst da aber die Tatsache, dass es privilegierte Gruppen in der „wokeness“ gibt, Schwarze, Frauen und Teile aus dem LGBT+-Alphabet (einige Buchstaben fallen da langsam heraus). Das heißt, sind diese Gruppen betroffen, gibt es Drama, sind andere betroffen nicht. Für das auslösende Beispiel: Es ist kritikwert, dass „schwarze“ Frisuren bei Weißen angetroffen wurden, dass die Frisuren eventuell von indischen religiösen Gruppen stammen, spielt keine Rolle. In den USA werden solche Bevölkerungsgruppen ja gerne als „Asians“ alle in einen Topf geworfen – talk about racism. Die ganzen Hintergründe um die Rastafari-Religion (extremely gaga, even as religions go) werden natürlich ausgeblendet, es zählt einzig die Hautfarbe und irgendwelche konstruierten Zusammenhänge.
Ich bleibe dabei (wie auch schon geschrieben): das Problem sind ganz grundsätzlich das abnehmende Bildungsniveau und die damit verbundene Unfähigkeit Kontext zu erkennen. Da könnte man sagen, gut, dass betrifft eine kleine universitäre Gruppe, muss man ähnlich genau beachten, wie die Irrungen und Wirrungen der Kleinst-K-Gruppen Ende der 70er. Aber dann gibt es Twitter – auch so ein Scheinriese, dem riesige Bedeutung beigemessen wird. Und die Online-„Journalisten“, die ihre Themen daraus beziehen, bzw zur selben Gruppe der in den 00ern an den Unis Sozialisierten gehören wie die auf Twitter nach Aufmerksamkeit Heischenden. Denen soziale Hintergründe sowieso völlig egal sind („There’s no class“), nur natürlich wenn man sich deren Berufsaussichten mit Uni-Abschluss ansieht.
Wie geschrieben: Hätte der Betreiber etwas Eier in der Hose gehabt, hätte er sich die „Beschwerden“ angehört, genickt und das Konzert stattfinden lassen, wie es sich für jemanden gehört, der einen Auftritt bei einer Gruppe bucht. Die paar Tweets über „Rassismus“ hätte keiner beachtet.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.@latho:
Zustimmung.Als woke „Antirassisten“ angefangen haben, den Begriff PoC zu BIPoC zu erweitern, war doch im Grunde schon klar, wohin die Reise geht. Manche Gruppen müssen eben extra herausgestellt werden, damit auch sicher ist, wer die Opferolympiade gewinnt. Der gleiche Unsinn ist es, die LGBT-Flagge ständig um irgendetwas zu erweitern. Wer nicht begreift, dass es mehr als zwei, drei Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten gibt, wird durch eine erweiterte Flagge sicher nicht umgestimmt. Dafür treiben immer kleinere Gruppen immer weiter die Spaltung der Community voran. Und auch das Unverständnis der sich als monogame, hetereosexuelle, binäre Mehrheit Begreifenden. Wenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung. Uns wurden halt 15 Minuten Ruhm versprochen, und jetzt hängen ganze Existenzen daran, um jeden Preis wahrgenommen zu werden. Dann werden eben auf dem CSD feiernde Polizisten mit Hass überzogen, weil es beim CSD ja gerade um den Kampf der Community gegen die Polizei gegangen ist. Oder Menschen, die „nur“ einen Fetisch haben, das Recht auf Teilnahme am CSD abgesprochen.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the famemotoerwolf@latho: Zustimmung. Als woke „Antirassisten“ angefangen haben, den Begriff PoC zu BIPoC zu erweitern, war doch im Grunde schon klar, wohin die Reise geht. Manche Gruppen müssen eben extra herausgestellt werden, damit auch sicher ist, wer die Opferolympiade gewinnt. Der gleiche Unsinn ist es, die LGBT-Flagge ständig um irgendetwas zu erweitern. Wer nicht begreift, dass es mehr als zwei, drei Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten gibt, wird durch eine erweiterte Flagge sicher nicht umgestimmt. Dafür treiben immer kleinere Gruppen immer weiter die Spaltung der Community voran. Und auch das Unverständnis der sich als monogame, hetereosexuelle, binäre Mehrheit Begreifenden. Wenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung. Uns wurden halt 15 Minuten Ruhm versprochen, und jetzt hängen ganze Existenzen daran, um jeden Preis wahrgenommen zu werden. Dann werden eben auf dem CSD feiernde Polizisten mit Hass überzogen, weil es beim CSD ja gerade um den Kampf der Community gegen die Polizei gegangen ist. Oder Menschen, die „nur“ einen Fetisch haben, das Recht auf Teilnahme am CSD abgesprochen.
Das ist ja das Konzept der identity politics. Die eigentlich banale Tatsache, dass jeder von uns am Tag dutzende Rollen/“Identitäten“ innehat, wird da völlig ausgeblendet, es gibt nur die eine entscheidende Identität, die dem „alten weißen Mann“ gegenübersteht. So ist dann jemand wie Beyoncé „benachteiligter“ als ein weißer Arbeitsloser in West Virginia, denn der ist ja immerhin weiß (ich finde, die Aussage nicht mehr, war auch nicht unbedingt Beyoncé, aber wurde neulich in einem Interview so gesagt). Wie geschrieben: no class.
Die Tatsache, dass viele der Linksidentitären selber weiß oder männlich, oft auch älter und damit eigentlich der „Feind“ sind, wird durch das Konzept von „allyship“ umgangen, die weiße Person ist ein Verbündeter, damit auf der richtigen Seite. Inzwischen ist sogar zu beobachten, dass „allies“ z.B. schwarzen Personen vorgezogen werden, wenn diese Schwarzen die „falsche“ Einstellung haben. Wie gesagt: die Mittelschicht in universitären Zirkeln und Colleges will die Welt durch „Repräsentation“, Sprachveränderung, ganz generell symbolische Politik verändern. Spart Steuern, ist bestimmt nicht sozial „gefährlich“ und ein prima Vehikel für den Kultur-Bürgerkrieg in den USA.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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herr-rossi@bullitt @stormy-monday: Ihr habt offensichtlich immer noch nicht verstanden, worum es bei „Kultureller Aneignung“ überhaupt geht. Es geht nicht darum, dass es einen Transfer kultureller Ideen gab und gibt und der grundsätzlich „verboten“ werden sollte, sondern darum, dass Mitglieder einer kulturell dominierenden Bevölkerungsgruppe (Weiße) häufig blind in Bezug auf Rassismuserfahrungen sind, die mit bestimmten kulturellen Ausdrucksformen wie Frisuren, Kleidung, Musik, Tanz usw. verbunden sind, die sie einfach übernehmen, weil sie ihnen gefallen. Wer nicht versteht, was beispielsweise Haare/Frisuren mit der Rassismuserfahrung von Schwarzen zu tun haben, der versteht Rassismus nicht. Wer nicht versteht, dass geglättete Haare bei Schwarzen im Kontext rassistischer Erfahrungen etwas ganz anderes bedeuten als Dreadlocks bei Weißen, der versteht Rassismus nicht. (Und nochmal als Disclaimer: Ich halte es für falsch, Weiße mit Dreadlocks auszugrenzen. Aber der völlige Mangel an Bereitschaft, überhaupt verstehen zu wollen, worum es bei der Diskussion geht, macht mich schon etwas ratlos.)
Ich traue @bullitt und @stormy-monday aber sowas von zu, dass sie es verstanden haben, und was mich betrifft: Ich schwöre bei den Schnittlauchlocken meiner Großmutter, ich hab’s durch und durch gründlich verstanden.
Der Punkt ist nur, dass das Wissen um solche Hintergründe diese identitären Auswüchse doch nicht in geringsten erträglicher macht. Ich werfe denen, die auf so einen Stuss kommen, doch nicht vor, dass sie sich Gedanken machen und haarpolitisch informiert sind, sondern dass sie katastrophal falsche Schlüsse daraus ziehen. Das Wissen um hair politics macht den Konzertabbruch doch um haargenau gar keinen Deut besser. Ich gehe sogar noch weiter: Wer vom geglätteten Haar James Browns oder des jungen Malcolm Little noch nie was gehört hat und es einfach nur ganz naiv und ignorant absurd findet, wenn ein Konzert wegen Dreadlocks auf weißen Köpfen abgebrochen wird, hat intuitiv mehr verstanden als diese kulturverhindernden Safespacebewachungszerberusse. Einer Haltung, die keine gemischtrassige Kultur dulden will, keine kulturellen Durchdringungen, Übernahmen, Befruchtungen, Aneignungen aushält, sondern nur reinrassige, garantiert niemandem zu nahe tretende Kultur akzeptiert, sollten wir alle entgegentreten und widersprechen und nicht nach Begründungen suchen, warum man das doch verstehen müsse, auch wenn man es nicht direkt gut finde.
Im übrigen: Schon klar, das Problem gibt es im Grunde so gut wie gar nicht. Es handelt sich nur um von Sensationsmedien, Twitterdeppen und Halbnazis (sowie von diesen Schweinen auf den Leim gehenden Leuten wie @bullitt oder @bullschuetz) künstlich hochgejazzte Einzelfälle. Weshalb dieser ganze Thread hier aufgrund der läppisch geringen Anzahl der realexistierenden Einzelfälle ja auch so außerordentlich kurz ist … Mannomann, wie oft habe ich mich schon geärgert, wenn Polizisten den Rassismus in ihrem Apparat auf genau diese Art wegreden wollten, der epischen Fülle von „Einzelfällen“ zum Trotz. Und jetzt das: History repeating.
Wir sollten wirklich alle mal zur Kenntnis nehmen, dass in Teilen der linken Szene schwer was identitär aus dem Ruder läuft. Und ich finde, das gehört von links kritisiert, denn den rechten Arschgeigen sollten wir die Deutungshoheit da gewiss nicht überlassen.
Der „Safe Space“-Mist ärgert mich hier im Übrigen ganz besonders: So ein dummer Murks! Niemand kann sich ernsthaft von Dreadlocks unsicher und gefährdet fühlen. Das ist ein Hohn auf wirkliche Gefährdung durch Rassisten. Wer es nicht aushält, bei einer Kulturveranstaltung verunsichert zu werden, hat dort verdammt noch mal nichts verloren.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Im Übrigen wundere ich mich, dass dieser Dreadlock-Shit jetzt erst so viel Aufsehen erregt. Es handelt sich ja nicht direkt um einen, räusper, „Einzelfall“: Noch behämmerter war im Frühjahr die Ansage einer FfF-Ortsgruppe, Ronja Maltzahn dürfe nur bei ihnen auftreten, wenn sie sich die Dreadlocks abschneidet. Das erinnerte dann doch eher an Demütigungsrituale bei der Aufnahme in Drogenentzugs-Bootcamps alter Schule, an Sekteninitiationsriten oder an kulturrevolutionäre „Selbstkritik“-Exerzitien unter Mao.
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