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jesseblueIch frage mich bei dieser Diskussion, ob sie auch von Schwarzen initiiert oder nicht eher von Weißen, die den politisch korrekten Umgang mit Schwarzen festlegen möchten, geführt wird. Kulturelle Aneignung darf gern auch positiv besetzt sein. Und die Zeiten der kulturellen Homogenität sollten wir doch auch überwunden haben. Ich empfinde es als anerkennend, wenn ein Habitus aus einer anderen Kultur übernommen wird. Und ich gehe davon aus, dass Weiße Dreadlocks tragen, weil sie an dieser Frisur Gefallen finden und nicht, da sie den Schwarzen ihren Ausdruck von Unterdrückung nehmen wollen. Pro weltweite Verflechtung. Pro verflochtene Haare.
Da sehe ich genauso. Was mich besonders nervt, ist dieser Social-Media-Virus, der sich in kürzester Zeit bis zum kleinsten Stammtisch verbreitet, wie ich gestern Abend erfahren durfte. Ein Bekannter (der viel mit Musikproduktion/Radio beschäftigt ist und selbst gelegentlich bei Veranstaltungen in einer Coverband spielt) hat sich erstmal geschlagene 15 Minuten tierisch über den Vorfall aufgeregt und selbst die Frisur war gar kein Thema mehr, sondern wie es denn sein kann dass man keinen Reggae als Weißer mehr spielen darf und dass er schon für die nachfolgenden Generationen „in unserem Land“ schlimme Zeiten der „Unterdrückung“ befüchtete etc. etc.. Hab ihn bewußt erstmal etwas ausrauchen lassen und nochmal betont dass der Vorfall in Bern auf einer privaten Veranstaltung passiert ist. War natürlich trotzdem nicht nachvollziehbarer Blödsinn. Aber ohne den Hintergrund zu kennen, wer was in welchem Rahmen für einen Fehler begangen hat, kocht dann eine für den Rest der Welt lapidare Geschichte hoch und wird von den Gruppen aus rechts außen liebend gerne angenommen b.z.w. als Beleg für die „links-grün-versiffte“ Kultur in unserem Land mißbraucht.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko