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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Some Velvet Morning Ob er sich zudem gerne Krautrock Tönen hingab, lässt sich nicht sagen.
Wohl eher nicht.
Auszug aus Interview mit einem alten kumpel (www.martinhannett.co.uk )
who was martin listening to back in the 60s/early 70s that inspired him to become involved with music?
„blonde on blonde, small faces, kinks, stones, beatles, the usual suspects from the 60s. both of us were fascinated with the stuff that was emerging on elektra and I had a cousin in the navy who would bring lps (remember them?) back from the states. people like the doors, clear light was very popular if memory serves me well. we were both knocked sideways by the velvet underground. would sit and play tracks over and over again. this led to us tracking down a copy of chelsea girls which martin had screened at university. really weird, two projectors, mad freaks running around, obsessions with warhol and the factory scene, smoking joints on the roof of cinema, warm indian summer, acid and light.
did i mention arthur lee and love? we were stone crazy about them.
he used to listen to people like steely dan in order to absorb production techniques“
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WerbungSo, jetzt habe ich einen guten Artikel gefunden. Er identifiziert den Motorikbeat von NEU! in diversen Bands. Unbedingt lesen:
http://thequietus.com/articles/01702-motorikpop-a-secret-history-spotified
Aufgezählt als Einfluss von NEU! werden die folgenden Artists mit Erklärung und Video. Es wird übrigens explizit auf „Negativland“ verwiesen, womit ich die ganze Zeit komme. Den Artikel kannte ich vorher nicht.
Also genannt werden folgende Künstler als von NEU! beeinflusst mit entsprechenden Songs. Sehr interessant in der Auswahl. Ist das grandiose PIL Stück „Chant“ und sogar die B-Side von Human Leagues Dont you want me (Seconds) vertreten. Ich wusste nie, warum ich die Songs so mag. Jetzt wird es mir erst deutlich. Und klar: My Bloody Valentine mit ihren Repititionen gründen auch auf NEU!:Neu! – ‚Hallogallo (1972)
The Modern Lovers – ‚Roadrunner (1976)*
Iggy Pop – ‚Funtime‘ (1977)
David Bowie – ‚Red Sails‘ (1978)
Joy Division/Warsaw – ‚Novelty (1978)*
PiL – ‚Chant‘ (1979)
Human League – ‚Seconds‘ (1981)
Ultravox – ‚Dancing With Tears In My Eyes‘ (1984)
The Jesus And Mary Chain – ‚Never Understand‘ (1985)
My Bloody Valentine – ‚Honey Power‘ (1991)*
Spectrum – ‚How You Satisfy Me‘ (1991)*
Stereolab – ‚Crest‘ (1993)
The Fall – ‚Touch Sensitive‘ (1999)
Boredoms – ‚♥‘ (1999)*
OOIOO – ‚Be Sure To Loop‘ (2001)*
Broadcast – ‚Pendulum‘ (2003)*
Secret Machines – ‚Nowhere Again‘ (2004)
LCD Soundsystem – ‚Jump Into The Fire‘ (2005)
Fujiya & Miyagi – ‚Ankle Injuries‘ (2006)
Mercury Rev – ‚Senses On Fire‘ (2008)
Manic Street Preachers – ‚Marlon J.D.‘ (2009)
The Horrors – ‚Sea Within A Sea‘ (2009)
Neu! – ‚E-Musik‘ (1975)Der Artikel bezieht sich auf einen Sampler (Brand Neu!), der den Motorik Beat von NEU! als Ausgangslage nimmt, mit dessen Zusammenstellung der Autor des obigen Artikels nicht zufrieden ist. Hier werden sogar Oasis als von NEU! beeinflusst bezeichnet.
Hier ein Kommentar eines Hörers zum Sampler bei Amazon:
“ …dank dieser interessanten Compilation! Wer schon immer wissen wollte, wen die mysteriösen Krautrock-Helden alles beeinflußt haben, wird hier bestens bedient. Tracks von schon länger bekannten Verehrern wie Sonic Youth (hier als Ciccone Youth) oder Primal Scream finden sich ebenso wie Kasabian oder LCD Soundsystem. Sogar die „ewiggestrigen“ Oasis sind vertreten, deren „Can Y See It Now“ (Bonustrack vom 2005er Album Don’t believe the Truth) bereits die Marschrichtung vorgibt, welche mit ihrem aktuellen Album zur Perfektion geführt wurde.
Die meisten Stücke atmen die typische NEU!-Motorik, andere spielen mit dem zeitlupenhaften Charme der legendären „Remixe“ auf NEU!2.
Krönender Abschluss sind zwei Stücke aus den Archiven der Herren Dinger und Rother, die noch einmal die Gegensätzlichkeit der beiden vor Augen führen, aber gleichzeitig die kurzlebige Genialität des Mythos NEU! erahnen lassen.“Seht Ihr? Hier will mir ja niemand Glauben schenken. ; )
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nail75
Ich bin mal gespannt, was Bender zum Einfluss von Krautrock auf die Musik der späten 70er, frühen 80er zu sagen hat.
Das lässt sich unspektakulärer an, als so mancher es sich vorzustellen vermag…
Ich möchte nicht mit altbekannten Stories kommen, die schon längst Legendenstatus innehaben, so wird es wohl keine Überraschung sein, dass ich sehr wohl das musikalische Schaffen, manche Sounds, die eine oder andere Idee diverser Künstler, die üblicherweise auch unter „Krautrock“ einkategorisiert werden, in vielen Strömungen späterer Zeiten wieder erkenne, bzw. entdeckte.
Dass ich damit nicht die einfältigen Kopisten der UK-Prog-Rock-Prominenz oder irgendwelche verspulten Hippie-Kommunen-Pseudopsychedeliker meine, dürfte klar sein. Also wieder einmal die deutschen Alt-Elektroniker und -„Avantgardler“ (oder muss ich erneut wiederholen, dass „Krautrock“ eine extrem vielschichtige, zerrissene und keineswegs homogene Angelegenheit war?).
Ich will mich jetzt nicht in Fachidiotien, bzw. -simpeleien ergehen, kein ermüdendes, ellenlanges Namedropping beginnen (tatsächlich könnte ich Seiten füllen…), keine Spekulationen vom Zaun brechen, weshalb zu gewisser Zeit Mark E. Smith auf einmal Damo Suzuki war, etc.
Dass viele „neugewellte“ Bands, und – ächz – (welch inflationärer Begriff in diesem Thread…) Post-Punk-Künstler sich zu gegebener Zeit für den „Kontinent“ interessierten, war einmal en vogue – und dies darf man getrost bis zum heutigen Tage als gute Sache begrüssen.
Nur – und dies betone ich mit Nachdruck – lasse ich mich nicht dazu hinreissen, diese Faibles, Einflüsse und vielleicht auch Vorbildfunktionen als genrebildend oder in sonst irgendeiner Form überzubewerten. Auch ohne Kraftwerk hätte sich die elektronische (Pop-)Musik international etabliert, auch ohne Can, Neu!, Harmonia oder Cluster hätten Bowie, Iggy Pop und Joy Division den Ruf erlangt, den sie heute innehaben. „Krautrock“ war in vielen Teilen sicher eine interessante Facette, jedoch nicht das deutsche Wesen, an der die schräggestellte Popmusik genesen…
Und wie schon angeführt: die Inhalte und die Ästhetik waren doch immer sehr unterschiedlich…Ausserdem waren die eher nischenrelevanten (natürlich auch auf „Krautrock“ zurück gehenden) Vorlieben diverser Post-Punk-/Wave-/Industrial-/Indie-/Techno- etc. Acts derart verzweigt und verschieden, dass ein gemeinsamer Nenner keineswegs zu bestimmen war. Während z.B. die (Noise-)Exzentriker David Tibet und Steven Stapleton eher versponnene, aber kaum als „wichtig“ zu bezeichnende „Krautrocker“ kultig verehrten, so war das „Nonplusultra“ für die Electropopper O.M.D. halt Neu! (siehe die Hommagen „4 Neu“ und „Sealand“), usw.
Und dass Joy Divisions „No Love Lost“ selbstverständlich als früher Gehversuch keine grossartige stilbildende Relevanz besitzt, geschweige denn ein besonders tolles Aushängeschild für die Band darstellt, so sollte dieses Stück auch nicht zur verquasten und allmächtigen retrospektiven Heldenverehrung für Neu! herhalten müssen. Damit wird man beiden Formationen nicht wirklich gerecht.
Übrigens: ich schätze beide Bands sehr! (aber: ich kann die Erwähnung von Joy Division im „Kraut-Rock“-Kontext hier bald nicht mehr hören – so wie ich nichts mehr davon wissen will, dass Neu! für „Post-Punk“ verantwortlich sind…)
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sadSome Velvet Morning@toshey And Whole Lotta Pete: Ja, die Bode Love (nur Teil 1) ist so eine Platte, die mir ganz wichtig ist. Zudem habe ich sie für 0,99 Pfenning in einem Second Hand Laden in Düsseldorf erstanden. Ich nahm sie mit, weil ich grob den Namen Klaus Schulze gehört hatte, das Cover zwar leicht angegriffen war, aber ich bei dem Preis nicht viel falsch machen konnte. Zur Not war es Tja, und dann diese Offenbarung! „Body Love“ ist für mich eins der besten Elektronikalben überhaupt. Es ist so intensiv und alle drei Songs sind umwerfend. Für den Beischlaf ist es auch geeignet, wie der Name schon andeutet, aber es ist insgesmant wirklich eine Perle der Popgeschichte und wenn man für elektronische Musik nur ein Fünkchen über hat, dann sollte man sich „Body Love“ anschaffen.
Ich bin mir nicht sicher, ob mir nur ein Kraftwerk Album so zusagt wie „Body Love“. Klaus Schulze kommt nun nicht so szenig und cool rüber wie die Düsseldorfer, war aber mit seiner Musik seiner Zeit doch weit voraus (gerade im elektronischen Bereich) und man kann sich in seinen Welten wunderbar verlieren bzw. „eintauchen“.
Wegen Tangerine Dream: Danke für die Tipps. Ich werde da reinhören bzw. nachlesen. Wenn es in Richtung Schulze geht, bin ich dabei.
Ich habe mir mal ein Album von TD geholt, das ich nicht so gut fand (rotes Cover). Gut, es gibt viel nachzuholen. Amon Düühl ist ja auch noch nicht von mir erforscht. Was würdet ihr da als Einstieg empfehlen?Wegen Ian Boddy bzw. Michael Garrison: Das sind Elektronikkünstler der Anfangzeit, die teilweise in der Esoterikecke früher bei Saturn einsortiert wurden. Von Ian Boddy empfehle ich „Living in a ritual“. Ob sie als Krautrock noch bezeichnet werden können, vermag ich nicht zu sagen. Es war für mich grob die Richtung.
Viva von La Düsseldorf gefällt? Ich muss da nochmal nachhören. Auf jeden Fall ist deren 80er Release unterbewertet. Songs wie Sentimental etc. sind sehr gelungen. Klaus vermisst seine Anita wehmütig.
Haha! Das hast du keck beschrieben – Beischlafalbum. Das trifft es in der Tat. Ich habe heute auch nochmal „Blackdance“ von ihm gehört. Auch ein gnadenlos geniales (und teils unterschätztes?) Werk. Aber wie Pete schon richtig ergänzte: Auf dem zweiten Teil geht´s weiter und was ich davon gehört habe war echt phänomenal!
Ich habe Amon Düül II über das „Phallus Dei“ Album kennengelernt, also ihr debut. Von da an bin ich chronologisch weiter und fand die Entwicklung mehr als spannend. „Tanz der Lemminge“ habe ich allerdings vorerst ausgelassen, kommt aber noch dazu. Sehr heiß ist natürlich auch das freak-folkige „Paradieswärts Düül“ von Amon Düül (I). Das hat schamanische Stimmungen, ist aber auch sehr drogengeschwängert. Es beschwört eine intensive Atmosphäre. Sehr mystisch. Ähnlich wie Hapshash and the coloured coat aus UK, aber beseelter.
Boddy und Garrison werde ich mir anhören…--
@bender: Wir sind da unterschiedlicher Auffassung. Du siehst Krautrock eben als ein Einfluss unter vielen Einflüssen, der sich später auf Bands der Postpunk Ära ausgewirkt hat. Das sehe ich eben anders. Meine Argumentation habe ich genügend ausgeführt.
Was beispielsweise aus Bowie ohne Enos Besuch bei Harmonia geworden wäre, ist gar nicht auszudenken. Vielleicht gäbe es die Berlin Alben in der Form gar nicht. Kraftwerk ohne Techno? Das ist schwer vorstellbar.
Wegen „No love lost“: Ein Frühwerk der Band, aber ich meine schon ihren Gesamtsound, der dann folgte. Bei dem Stück ist es nur gerade besonders gut rauszuhören und es klingt fast wie ein Cover von Neu!
Es ist trotzdem angenehm zu hören, dass Du beide Bands schätzt.
@ Toshey: Morgen gibt`s u.a. Krautrock auf die Ohren. Von 9-11 Uhr auf www.radioweser.tv
Long live the kraut--
Some Velvet Morning
Aber was sagst du denn jetzt ganz konkret zu Negativland im Vergleich zu No love lost? Das ist doch fast 1:1 der gleich Song, oder? Dir sind doch beide Stück geläufig? Mich würde wirklich SEHR Deine Meinung zu dem konkreten Beispiel interessieren.Muss ich jetzt wohl kaum kommentieren, ob ich beide Stücke kenne, oder…?
Aber, um ganz ehrlich zu sein, so wie Du ständig mit dieser Erkenntnis – und noch viel mehr einer dubiosen Beweisführung, die beinahe schon Allgemeingültigkeit einfordert – des J.D.-ripoffs hausieren gehst, so interessiert mich dies rein inhaltlich gesehen immer weniger. Dein Vergleich ist auch als Grundlage für eine reine stil- und genrerelevante Diskussion eher zu vernachlässigen – und ganz besonders in diesem Thread hier. Diese extrem genreübergreifenden „soundalikes“ gibt es doch wie Sand am Meer – und keiner würde doch wirklich auf die Idee kommen, aufgrund eines einzigen Details, bzw. eines auf ähnliche (sei es nun die zufällige oder die bewusste) Art und Weise gespielten Instrumentes, auf die Idee kommen, die Entstehung eines Genres mutwillig zurückzudatieren. Man darf dabei nie die Inhalte vernachlässigen, bzw. immer auch den „Musik zur Zeit“-Aspekt beleuchten. Reine Zeitlosigkeit kommt in der Musik nur in sehr seltenen Fällen vor – dies mal nebenbei bemerkt (was zu beachten aber immens wichtig wird in Diskussionen wie diesen…).
Was mich viel mehr an Neu!, Kraftwerk & Konsorten und deren möglichen und sicherlich auch offensichtlichen Nachfolgern interessiert, ist die Weiterentwicklung diverser Ideen, was z.B. Technik, Sound und vielleicht auch Visionen angeht. So mochte und möchte ich viel mehr erleben, welche Wege die elektronisch orientierte (populäre) Musik ging und geht. D.h., z.B. die Kette Oskar Sala – Morton Subotnick – Silver Apples – Kraftwerk/Neu!/Harmonia/Cluster – Throbbing Gristle – Human League/O.M.D. – Esplendor Geometrico – Aphex Twin – Boards Of Canada – Console – ? interessiert mich weitaus mehr, als die relativ isolierte Darstellung eines mehr oder weniger repetitiven (möglicherweise Neu! adaptierendes) Getrommel von Stephen Morris auf „No Love Lost“…
Letztlich möchte ich Dir versichern, dass ich Dein Engagement hier sehr schätze und auch anerkenne, jedoch rate ich Dir etwas mehr abzuwägen.
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sadBender RodriguezAb hier muß ich doch mal gehörig dazwischenfunken! Wollen wir jetzt noch J.M. Jarre, Mike Oldfield, Bernard Szajner, gar die gesamten französischen Alt-Elektroniker a la The (Hypothetical) Prophets, vielleicht noch den kunstbeflissenen Dunstkreis zwischen Ur-Wave, Proto-Punk und Avantgarde in die Kraut- und Rübenschublade hinein stopfen? The Residents anyone? Vielleicht auch noch Pere Ubu und Tuxedomoon?
Leute, dieses „Kraut“ vor dem „Rock“ bezeichnet einzig und allein etwas salopp diffamierend das Herkunftsland der damaligen musikalischen Outputs. Dass alleine diese „Genre“-Definition eigentlich nichts taugt, beweisen doch Formationen wie Cluster, Kraftwerk, Tangerine Dream, etc. bestens…
…und darum haben wir die Threadbezeichnung ja auch in Anführungszeichen gesetzt.
Und in der Tat: Genau um solch verzweigt-verschwommene Berührungspunkte muss es bei dem Thema sogar gehen. Mein Impuls war nicht nur, die relevanten Werke aufzuzeigen und auszudiskutieren, sondern ganz im Besonderen auch die brückenschlagenden Einflüsse sichtbar zu machen, denn wie Velvet schon sagt, wird dieser Fakt allzugerne wegdiskutiert, unter den Teppich gekehrt oder schlicht und einfach übersehen. Vielleicht ist es ja mit dem typisch deutschen Kunstselbstverständnis allgemein etwas kritischer, als international. Aber genau diesen Widerspruch einmal mehr ins Licht zu zerren und nach einer Auflösung zu suchen, dazu scheint mir besonders diese Epoche besonders viel dafür herzugeben. Die NDW hatte ja auch ihr ureigenes Selbstwertgefühl, von dem heute niemand mehr spricht. Ich vermisse persönlich ein innerländisches Wertgefühl für diese Dinge. Es scheint ein Teil einer Doktrin zu sein, die völlig unsinnig ist. Warum sollen wir nicht zu gleichen Taten befähigt sein, wie unsere „Nachbarländer“? Oder ist das einfach nur krankhaft-charmante Bescheidenheit?
Und was ist den mit der Faust-Tony Conrad Connection, die den Draht legt von Wümme zu Warhols Factory? Was ist mit Embryo bei denen Mal Waldron, Charlie Mariano (ist der nicht daraufhin sogar komplett hierher übergesiedelt?!) uvm. mitgespielt haben? Froese hatte angeblich Kontakte zu Salvador Dali und nicht zuletzt immer wieder der allseits vergessene Volker Kriegel!
Nimmt er (und auch Embryo) auf seinen frühen Werken nicht zu Teilen das vorneweg, was man später beim Mahavishnu Orchestra oder gar Miles Davis, „popularisiert“ wiederfand. Dieser offene Sound, dieser Gitarrenansatz etc.?
So, und jetzt erinnere sich bitte mal jemand an die Tatsache, dass der Mclaughlin vor seiner Miles-Phase bei Gunter Schuller in good ol´Germany gespielt hat. Mir scheint, er hat da mehr als ein paar kleine Inspirationen aus unserer Szene zu Papa Miles mitgenommen. Und er war der Mann in Miles Band! Er setzte die Impulse.
Ein jeder mag darüber denken was er mag. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass unsere Knospen an anderen Orten kommerziell und künstlerisch aufgebläht worden wären. Wer möchte kann auch gleich noch Frank Farian und die Münchner Discoszene dazutun, wobei die ja immerhin auch selbst kräftig absahnten. Bis dahin ein Novum…
Ich lasse die weltweite Relevanz unserer dahinmüffelnden klassischen Komponisten jetzt mal ganz außen vor. Das wäre ein Thema für einen kompletten Thread. Duke Ellington, Van Dyke Parks, Burt Bacharach, Gil Evans… ich will´s gar nicht wissen…--
Das nenn‘ ich doch mal eine würdige Diskussion für ein Musikforum, dem hier gerne die nötige Kompetenz abgesprochen wird. Für einen relativ Ahnungslosen, was diese Materie angeht, haben sich die letzten Seiten gelesen wie ein guter Krimi – das gilt für alle Diskuttanten. Keep it up!
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?Toshey, mir stößt es auf, wenn du häufiger von „wir“ oder „uns“ sprichst. Wenn das der Impetus ist, dt. Musiker nach vorn zu bringen, weil sie deutsch sind?!?!?
Keiner will hier die Leistungen dt. Musiker in Abrede stellen. Kraftwerk sind nicht ganz meine Musik, aber ich würde sie doch niemals verteufeln oder ihre brillante Ästhetik, auch wenn sie die meine nicht ist, rundweg ablehnen. Ebensowenig die von Can. Für mich die beiden bei besten und einflussreichsten Bands. (Faust habe ich früher mal gehört, ewig nicht mehr, sie mögen dazukommen, oder Cluster.)
Eben habe ich dann doch die beiden Links angeklickt, Negativland und No Love Lost. Da waren sie wieder die Neu!, wie ich sie im Kopf noch hatte. Endlos und selbstverliebt in sich und ihre Sounds. Den Vergleich mit No Love Lost finde ich in keiner Weise gegeben. Joy Division kommen viel eher auf den Punkt (nein, sie kommen überhaupt drauf), das ganze ist stringent, wenn auch das Intro vielleicht etwas lang.
Wenn aber Dingers Drums in Negativland auch nur ansatzweise dem entsprechen sollen, was oben mit dem Four Beat zu beschreiben versucht wurde, so haben wir wirklich ein völlig unterschiedliches Musikverständnis. Er betont wie die meisten anderen auf der zwei, sehr sauber und sehr durchgehend (nein, da gab es sogar Breaks). Die Wirkung resultiert aus der reduzierten Besetzung und daraus, dass Dinger einen guten Punch hat, aber sein Spiel war rhythmisch im Grunde überhaupt nichts Besonderes. Durch die Reduktion vielleicht etwas auffälliger.PS: Habe gerade Can gehört und sag mal (ohne wirklich allzu viel noch zu kennen, das sei konzediert): Mother Sky ist krautrockmäßig das Beste, was deutsche Musiker zustande gebracht haben. Soul Desert mein Fave Track seit ’69, nicht weit dahinter. Mit diesen beiden kann ich gut leben.
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FAVOURITESSome Velvet Morning Iggy Pop schwärmt in den höchsten Tönen von NEU! in der Krautrock Doku. Natürlich kannte er NEU! Bowie nennt sie die wichtigste Band. Und Ian Curtis liebte Bowie…
Nicht zu vergessen: Bowie nudelte zu seiner Berlinphase auch folgende Platte „zu Tode“:
Edgar Froese´s – Epsilon in Malaysian Pale
…und wer die ambienten Bowie-Stücke durchleutet, der wird sofort zugeben müssen, woher das stammte. Eno hat vielleicht mehr die Hardware mitgebracht, aber es war Bowie´s Vision und da oben hört man ihren Ausgangspunkt.
Lustig finde ich auch, das Eno, obwohl ich sein Werk auch sehr liebe, scheinbar gewaltig künstlerisch überschätzt wird. Ich denke nicht, dass er unseren Jungs das Wasser reichen konnte. Während er in Forst mit einem Taschenrechner an der Musikstruktur rumbastelte (!) waren die anderen im Wald spazieren, was Eno für die totale Zeitverschwendung hielt. Er fragte Frau Roedelius was sie denn da täten, im Wald. Sie antwortete: Weißt du, ich glaube sie bringen etwas von dort mit, was sie in die Musik einfließen lassen; was einen Teil ihres kreativen Prozesses ausmacht…
Eno soll den Kopf geschüttelt haben…
Er hat sicher mehr von Cluster/Harmonia profitiert, als umgekehrt. Vielleicht machte sein „Glamour“ sie etwas bekannter, aber sie kamen auch ohne ihn klar…
Und als er danach „Another Green World“ zusammenbastelte, klang das doch deutlich abgespeckter im Vergleich zur hiesigen entstandenen Magie. Ich mag das Album wirklich gerne, aber verstehe auch die Intention hinter den folgenden Worten von Julian Cope:
…Eno was mightily impressed by „Zuckerzeit“ and spent a great deal of time making his next album Another Green World full of similiar short vignettes. But compared to the Cluster technique, his muso-packed eulogy was stilted and unorganic…--
@smv: Die „rote“ Tangerine Dream dürfte die „Tangram“ gewesen sein. Deinem Geschmack nach lagst du mit der einige Jahre zu spät. Ich habe im TD-Thread anfangs versucht, die verschiedenen Phasen der Veröffentlichungen (und Sounds) ein bißchen zu sortieren. Die frühen 80er waren da doch recht anders gelagert als die mittleren oder frühen 70er. Für meinen Geschmack nicht verkehrt, aber doch was anderes. Daher solltest du bei einem Einstieg bzw. Wiedereinstieg in Sachen TD eher bei Rubycon oder Stratosfear anfangen, vielleicht gar noch früher.
An den Thread allgemein: Ich habe in den letzten Tagen viel Forumsmüdigkeit verspürt, an vielen Abenden gar keine Lust gehabt zum Reinschauen. Das hier zu „Krautrock“ weckt mich wieder etwas auf. Obwohl diese recht kleine Ecke in meiner Plattensammlung fast eingeschlafen war, bin ich jetzt wieder dran. Und viele Platten scheinen da noch an mir vorbeigegangen zu sein! Cluster & Co sollte ich nachholen, meine alten LPs wieder mal auflegen. Reinhör- und Einkaufsliste sind schon gedanklich neu formiert. :bier:
Some Velvet Morning
@ Toshey: Morgen gibt`s u.a. Krautrock auf die Ohren. Von 9-11 Uhr auf www.radioweser.tv
Long live the krautwelch christliche Zeit für solch kontroverses Klanggut…
Ich möchte abschließend für heute, auch noch mal einen Kniefall für dich, Velvet, zelebrieren!
Mit welch fantastischem Herzblut, unbeirrbarer Energie und hingebungsvollem Glauben, zur Thematik, du hier zu Werke gehst (auch besonders unter kritischstem Beschuss!!!) finde ich einfach nur großartig! Solche Menschen sind selten geworden, die sowohl den Mut als auch die Intelligenz und Empathie besitzen, dem allgemeinen Weltwahnsinn unbeeindruckt entgegenzusehen und sachlich an ihrem Glauben festhalten; respektive Argumentation und imaginativen Gedankenverknüpfungen.
Hats off, mein Lieber!
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otisToshey, mir stößt es auf, wenn du häufiger von „wir“ oder „uns“ sprichst. Wenn das der Impetus ist, dt. Musiker nach vorn zu bringen, weil sie deutsch sind?!?!?
PS: Habe gerade Can gehört und sag mal (ohne wirklich allzu viel noch zu kennen, das sei konzediert): Mother Sky ist krautrockmäßig das Beste, was deutsche Musiker zustande gebracht haben. Soul Desert mein Fave Track seit ’69, nicht weit dahinter. Mit diesen beiden kann ich gut leben.
Es geht hier nicht ausschließlich um die Bedeutung der vergangenen Großtaten, darüber bräuchte ich persönlich ohnehin keine weitgreifende Diskussion. Ich diskutiere auch nicht über Scott Walker, es ist eher eine Art Weltanschauung oder metaphorische Religion. Mein Anliegen war primär die Veranschaulichung und das Sammeln von begeisterten Meinungen, Stimmen, Geheimtips usw. usf.
Ich liebe Musik persönlich zu sehr, als dass ich darüber große Reden schwingen müßte. Wenn es der Sache dienlich ist und lebendig ist, sehr gerne. Aber der reinen Diskussion willen, nein danke!
(grotesker Satz, eigentlich)Vielmehr sehe ich diese obige Grundhaltung auch besonders in der heutigen Zeit manifestiert und möchte darüberhinaus auch Bezüge in die Gegenwart herstellen. Wenn man dazu diese kreative Hoch-Zeit veranschaulicht, so verspreche ich mir davon, auch für mich selbst, Begeisterung, Mut, Offenheit, Experimentierfreude und das Erschaffen eines allumfassenden Bewußtseins. Auch eines Selbstbewußtseins. Auch einer Kollektivität, an der in jenen seligen Tagen sicher kein Mangel herrschte. Sicherlich gibt es auch heute noch vereinzelt diese Tendenzen, aber der Hang zum isolierten Dasein ist inzwischen schrecklich en vogue. Es ist also auch ein gesamtsoziologisches Thema. Wenn du meine Wahrnehmung überzogen findest und der Meinung bist, dass wir hier im künstlerischen Nirvana leben (sowohl als Künstler als auch als Konsument), dann freue ich mich für dich, aber mit meinem subjektiven Empfinden korrespondiert das leider nicht.
Und solange dieser Kreis nicht geschlossen ist, kann ich mich entweder damit abfinden oder konstruktiv werden. Ich nehme Letzteres, und auch wegen der Leidenschaft für diese Musik, für Musik allgemein natürlich, und auch weil ich glaube, dass UNS ein wenig gesunder (künstlerischer) „Lokalselbstwert“ ganz gut bekommen könnte, wofür diese Vergangenheitsgeschichte als Anreiz gut zu gebrauchen ist. Das Kraut-Thema mag zwar für manchen müffelig anmuten, aber ich spüre meinerseits deutliches Interesse von den verschiedensten Seiten, an dieser nebulöseren und exotischeren Episode einer Musikkultur. Ihre dunkle Faszination ist ungebrochen und nicht totzukriegen. Es gibt scheinbar so unsäglich viele Vorbehalte oder Vorurteile, auch unbewußte. Es ist ja auch sehr einfach, etwas für versponnen zu erklären; aber das wäre in etwa als hätte man später Johann Sebastian Bach wegen seiner Perücken und seines Outfits diskreditiert und wegdiskutiert…
Mir wäre persönlich meine Zeit zu schade, mich in eine begeisterte, enthusiastische Diskussion einzuklinken, zu einem Stil, den ich eigentlich nicht mag, oder sogar verabscheue. Mancher Post vermittelt genau das. Wozu soll das gut sein? Ich gehe auch nicht in den Countrythread und entleere meinen Mageninhalt dort. Ich gönne wirklich jedem seine Neigungen und Interessen, aber der Sinn des „madigmachens“ erschließt sich mir wirklich nicht… Wenn ich hier irgendjemand persönlich beleidige, aufgrund der Verbreitung eines zu positiven und angenehmen Flows, dann tut es mir furchtbar Leid… sorry, aber manchmal scheint es echt so…--
Verstehe das, wer will.
Auf das von dir Zitierte gehst du kaum ein, unterstellst mir stattdessen ein Madigmachen. Ich will hier überhaupt nichts madig machen oder gar jemanden beleidigen. Wo sollte das geschehen sein? Aber Fan-Foren gibt es andernorts. Und stimmt, dieser Enthusiasmus für diese Musik geht mir völlig ab, deshalb nehme ich mir jedoch das Recht darüber mitzureden (zumal der eigentliche Ausgangspunkt meines Einklinkens in erster Linie der Herr Stockhausen war).Wollte ich den Krautrock madig machen, würden hier ganz andere Sätze fallen. Immerhin ist mir manches Wenige im Kraut lieber als das allermeiste im Prog aus dem UK der gleichen Zeit. Und das nicht, weil es deutschen Ursprungs ist. Dieser Aspekt müsste doch der unwichtigsten einer sein, wenn man Musik beurteilt.
Dass der Krautrock (jedenfalls die Bands, von denen wir hier sprechen, über den Rest kann man nur den Mantel des beschämten Schweigens breiten), im Vergleich zu jenem Prog insgesamt weitaus innovativer war, ist doch nun wirklich unbestritten, darüber müssen wir nicht diskutieren. Aber Innovation als solches ist noch längst kein Qualitätsmerkmal.
Und du musst nicht denken, ich wüsste nicht wovon ich rede, nur weil ich kaum noch Platten habe. Ich habe Kraftwerk 1970 live gesehen, mit Embryo einen Abend verbracht, auch ein bisschen gejammt, reichlich Konzerte aus der Szene sonst gesehen, wenn die Bands denn halbwegs hätten interessant sein können, ich habe Amon Düüls Lemminge damals in einem Musikseminar zu verteidigen versucht, ich war verantwortlich in der Hochschule für unser Schallarchiv, in dem sowohl die Neu!s wie auch die Cluster-LPs etc. angeschafft und natürlich gehört wurden, z.T. heute sehr rare Sachen. Von den selbst gekauften Platten einmal ganz abgesehen.
Ich war also nicht nur irgendwie Zeitzeuge, sondern zu jener Zeit sehr engagiert. Dennoch maße ich mir nur ein eingeschränktes Urteil an, weil ich wirklich nicht alles kenne und vieles vergessen habe. Und auch heute nicht mehr Drang verspüre, den Rest noch unbedingt kennen lernen oder das Gedächtnis auffrischen zu müssen.
Wenn aber jüngere Fans meinen, sie hätten den Kraut neu erfunden und wüssten musikhistorisch nun alles erst so richtig einzuordnen, dann darf man schon mal Einspruch erheben.
Mag ja sein, dass die Nachwelt manches anders, möglicherweise auch richtiger sieht (ich selbst habe ebendrum das Beispiel aus Kneifs Buch gebracht), aber deshalb können die Dinge doch nicht auf den Kopf (NEU! – Postpunk, Krautrock – Disco) gestellt werden.--
FAVOURITESToshey welch christliche Zeit für solch kontroverses Klanggut…
Voll kontrovers – aber oho…
Kommt mir persönlich zwar etwas seltsam vor, aber wählst Du Deine Musikbeschallung strikt nach Tageszeit aus? Im Übrigen halte ich nicht viel davon, zuerst in überbordendem Maße für eine Sache zu werben, um hinterher mit elitär anmutender Koketterie abzugrenzen.
Aber dies nur am Rande. Was die bisher eigentlich wertvolle Diskussion in diesem Thread konterkariert ist jedoch dieser ärgerliche Zwischenton:
Solche Menschen sind selten geworden, die sowohl den Mut als auch die Intelligenz und Empathie besitzen, dem allgemeinen Weltwahnsinn unbeeindruckt entgegenzusehen und sachlich an ihrem Glauben festhalten
Tja, Stichwort „sachlich“. Sachliche und berechtigte Kritik an nicht haltbaren Phantastereien und Theorien ist also „Weltwahnsinn“? Man soll ergo alles unkommentiert stehen lassen, auch wenn es noch so falsch ist, weil es sonst (D)einen Jubelthread besudelt?
Weitere Ausführungen von Dir sprechen ja eine deutliche Sprache. Von reiner Spiegelfechterei bist Du nur noch eine Handbreit entfernt. Aber wenn es Dir lieber ist, so können wir ja auch Deinen „Kraut“-Stammtisch (manche Formulierung hier lässt diesen Gedanken aufkommen, siehe „unsere Jungs“ – sic!) den reinen Zwangseuphorikern überlassen.Was mir allerdings (ähnlich wie otis) etwas sauer aufstösst, ist dieses permanente Aufrechnen und diese krude Mischung aus Minderwertigkeitsgefühlen und ständiger Beweihräucherung, was die hiesige Musiklandschaft angeht. Kein Mensch hat hier in diesem Thread Pop- oder Rockmusik aus Deutschland per se als minderwertig dargestellt, bzw. ihre Relevanz in Frage gestellt. Unnötig also dieses ständige Herumreiten und pikierte Vergleichen mit der internationalen Konkurrenz. Nervig! In diese Kerbe schlägt ebenso die latente nostalgische Verklärung („selige Tage“).
Dabei dachte ich doch, dass Du Musik persönlich zu sehr liebst, als dass Du darüber große Reden schwingen müsstest…--
I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad -
Schlagwörter: Krautrock
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