Re: "Krautrock" und seine Verwandten

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Registriert seit: 16.02.2007

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otisToshey, mir stößt es auf, wenn du häufiger von „wir“ oder „uns“ sprichst. Wenn das der Impetus ist, dt. Musiker nach vorn zu bringen, weil sie deutsch sind?!?!?

PS: Habe gerade Can gehört und sag mal (ohne wirklich allzu viel noch zu kennen, das sei konzediert): Mother Sky ist krautrockmäßig das Beste, was deutsche Musiker zustande gebracht haben. Soul Desert mein Fave Track seit ’69, nicht weit dahinter. Mit diesen beiden kann ich gut leben.

Es geht hier nicht ausschließlich um die Bedeutung der vergangenen Großtaten, darüber bräuchte ich persönlich ohnehin keine weitgreifende Diskussion. Ich diskutiere auch nicht über Scott Walker, es ist eher eine Art Weltanschauung oder metaphorische Religion. Mein Anliegen war primär die Veranschaulichung und das Sammeln von begeisterten Meinungen, Stimmen, Geheimtips usw. usf.
Ich liebe Musik persönlich zu sehr, als dass ich darüber große Reden schwingen müßte. Wenn es der Sache dienlich ist und lebendig ist, sehr gerne. Aber der reinen Diskussion willen, nein danke!
(grotesker Satz, eigentlich)

Vielmehr sehe ich diese obige Grundhaltung auch besonders in der heutigen Zeit manifestiert und möchte darüberhinaus auch Bezüge in die Gegenwart herstellen. Wenn man dazu diese kreative Hoch-Zeit veranschaulicht, so verspreche ich mir davon, auch für mich selbst, Begeisterung, Mut, Offenheit, Experimentierfreude und das Erschaffen eines allumfassenden Bewußtseins. Auch eines Selbstbewußtseins. Auch einer Kollektivität, an der in jenen seligen Tagen sicher kein Mangel herrschte. Sicherlich gibt es auch heute noch vereinzelt diese Tendenzen, aber der Hang zum isolierten Dasein ist inzwischen schrecklich en vogue. Es ist also auch ein gesamtsoziologisches Thema. Wenn du meine Wahrnehmung überzogen findest und der Meinung bist, dass wir hier im künstlerischen Nirvana leben (sowohl als Künstler als auch als Konsument), dann freue ich mich für dich, aber mit meinem subjektiven Empfinden korrespondiert das leider nicht.
Und solange dieser Kreis nicht geschlossen ist, kann ich mich entweder damit abfinden oder konstruktiv werden. Ich nehme Letzteres, und auch wegen der Leidenschaft für diese Musik, für Musik allgemein natürlich, und auch weil ich glaube, dass UNS ein wenig gesunder (künstlerischer) „Lokalselbstwert“ ganz gut bekommen könnte, wofür diese Vergangenheitsgeschichte als Anreiz gut zu gebrauchen ist. Das Kraut-Thema mag zwar für manchen müffelig anmuten, aber ich spüre meinerseits deutliches Interesse von den verschiedensten Seiten, an dieser nebulöseren und exotischeren Episode einer Musikkultur. Ihre dunkle Faszination ist ungebrochen und nicht totzukriegen. Es gibt scheinbar so unsäglich viele Vorbehalte oder Vorurteile, auch unbewußte. Es ist ja auch sehr einfach, etwas für versponnen zu erklären; aber das wäre in etwa als hätte man später Johann Sebastian Bach wegen seiner Perücken und seines Outfits diskreditiert und wegdiskutiert…
Mir wäre persönlich meine Zeit zu schade, mich in eine begeisterte, enthusiastische Diskussion einzuklinken, zu einem Stil, den ich eigentlich nicht mag, oder sogar verabscheue. Mancher Post vermittelt genau das. Wozu soll das gut sein? Ich gehe auch nicht in den Countrythread und entleere meinen Mageninhalt dort. Ich gönne wirklich jedem seine Neigungen und Interessen, aber der Sinn des „madigmachens“ erschließt sich mir wirklich nicht… Wenn ich hier irgendjemand persönlich beleidige, aufgrund der Verbreitung eines zu positiven und angenehmen Flows, dann tut es mir furchtbar Leid… sorry, aber manchmal scheint es echt so…

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