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20. märz 1970. hier ist dann schon grossman dabei, aber die session ist unproduktiv. das funk-stück „sugar ray“ ist nur ein sketch, der drummer ist diesmal lenny white, es gibt zwei okaye soli von miles und grossman, dann macht white etwas sehr verrücktes (er beschleunigt plötzlich, landet dann aber souverän wieder auf der eins), was mclaughlin eventuell aus dem konzept bringt – jedenfalls verhaut er seinen einstieg und miles bricht ab. mehr passiert an diesem tag nicht. angeblich stand noch eine orgel für hancock bereit, aber man hört sie (und ihn) nicht.
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20. märz 1970. (…) mehr passiert an diesem tag nicht. angeblich stand noch eine orgel für hancock bereit, aber man hört sie (und ihn) nicht.Ich lese hier mal nur so diagonal mit. Die kompletten JJ Sessions kenne ich nicht, nur das ursprünglich veröffentlichte Original-Album, bzw. eine später ge-remasterte, ge-re-issuete CD-Ausgabe. Auf einem der beiden Stücke setzt Herbie Hancock da doch irgendwann mitten drin auf der Orgel ein, mit der Tür ins Haus fallend und mit völlig schief sitzenden Akkorden. Atemberaubend! Ich glaube im Booklet der Re-Issue kann man nachlesen, dass HH wohl tatsächlich während der laufenden Session im Studio eintraf, sich an die Orgel setzte und einfach holterdiepolter mit einstieg.
Hätte man so niemals planen können. Aber Miles und Teo hatten die Freiheit, sich solche Dinge zu leisten und auf Band einfangen zu können. Edit: Wir hatten schon darüber gesprochen: Dieser offene Prozess ist wirklich toll, das Ergebnis in weiten Teilen unabsehbar und Dinge, die man in anderem Zusammenhang als Fehler sehen würde, werden hier zum Höhepunkt. Ich denke, es gehört gleichzeitig ein großes Maß an Selbstvertrauen und Sicherheit dazu, so dass man keine Angst haben muss, dass einem aus diesen glücklichen Fehlern ein Strick gedreht wird.
Go Ahead John finde ich auch toll, jedenfalls soweit ich mich erinnern kann. Schon eine Weile her, dass ich das gehört habe.
zuletzt geändert von friedrich--
“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)vorgarten (ich habe die ausgabe mit dem blauen hintergund)
Das blaue ist das Booklet, der Fake-Siebdruck die Papphülle um das Jewel Case.
vorgarten meanwhile on the same stage… habe ich gerade noch mal reingehört, interessant, wie das manchmal galaxienweit entfernt ist und manchmal doch auch nah (zum beispiel in manchen basslinien-konzepten). ob menschen das damals alles synchron gehört haben?
Vermutlich zwangsläufig – Miles trat als Opener auf (was ihm mehr weisse College-Kids als Fans brachte).
An der Stelle danke für Deine Texte – ist zwar seit der betreffenden Nummer von get happy!? her dass ich das alles halbwegs komplett und chronologisch anhörte, doch diese Aufnahmen sind mir alle nah und wichtig. Ich habe damals stets sehnlichst auf die nächste Box gewartet!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaFriedrich
Auf einem der beiden Stücke setzt Herbie Hancock da doch irgendwann mitten drin auf der Orgel ein, mit der Tür ins Haus fallend und mit völlig schief sitzenden Akkorden. Atemberaubend! Ich glaube im Booklet der Re-Issue kann man nachlesen, dass HH wohl tatsächlich während der laufenden Session im Studio eintraf, sich an die Orgel setzte und einfach holterdiepolter mit einstieg.genau, hancock kommt mit einer tüte lebensmittel vorbei, um miles die lp von FAT ALBERT ROTUNDA zu überreichen, miles dirigiert ihn an die farfisa-orgel, mit der hancock keinerlei erfahrung hat, er versucht, einen sound einzustellen, spielt ein solo, gibt miles seine lp und verschwindet aus dem studio. tolle geschichte. ich muss allerdings gestehen, dass mich der orgeleinsatz auf JACK JOHNSON schon immer ziemlich genervt hat
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gypsy tail windDas blaue ist das Booklet, der Fake-Siebdruck die Papphülle um das Jewel Case.
ah, verstehe. komisch, ich habe damals – in cellophan eingeschweißt – nur die cd mit dem blauen booklet bekommen. wahrscheinlich waren die papphüllen alle.
gypsy tail wind
An der Stelle danke für Deine Texte – ist zwar seit der betreffenden Nummer von get happy!? her dass ich das alles halbwegs komplett und chronologisch anhörte, doch diese Aufnahmen sind mir alle nah und wichtig. Ich habe damals stets sehnlichst auf die nächste Box gewartet!chronologisch habe ich das alles wohl noch nie gehört, aber ich will ja in die bereiche, die ich noch nicht so gut kenne (1972-75); die JACK JOHNSON sessions habe ich sehr häufig gehört. interessant ist für mich gerade, dass das ja die gleiche zeit ist wie das, was ich von der ecm-diskografie davor durchgehört habe. man hört die sitar von walcott danach ein bisschen anders und es fällt auch auf, wie sehr so angerockter jazz, der hier bei miles und mclaughlin noch so frisch klingt, ein paar jahre später schon in eigenen formeln ermüdet (bis hin zu metheney usw.).
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7. april 1970. auch wenn die beiden stücke „right off“ und „yesternow“ wieder durch postproduktive maßnahmen maceros entstanden – das material dafür lieferte im wesentlichen eine einzige session (ein anderer materialblock sind die aufnahmen von „willie nelson“, wovon einiges im zweiten stück einmontiert ist – wodurch auch corea, dejohnette, holland und sharrock in dieser musik präsent bleiben). interpreten sehen im veränderten line-up zeitenwechsel und neuorientierung ablesbar, doch scheinen vor allem äußere umstände diese bedingt zu haben. corea und holland nahmen gerade mit barry altschul auf und konnten nicht kommen. also wurde entweder auf tasteninstrumente verzichtet oder – wie beschrieben – der zufällig vorbeischauende hancock kurzerhand für ein solo an die orgel beordert; für holland verpflichtete miles den motown-session-bassisten michael henderson, der von sich aus natürlich das anbot, wozu man holland mehr oder weniger zwingen musste: perfekt und ewig durchgehaltene bass-vamps mit druck, die sich selbst nicht langweilen. jack dejohnette war gerade in tokio (und nahm dort sein leader-debüt auf), also sprang cobham ein, der ja auch vorher schon mal bei miles im wesentlichen triangel gespielt hat…
die ergebnisoffenheit der session ist durch anekdoten belegt. man traf sich am abend zuvor in miles‘ haus, mclaughlin bot ein paar riffs an, die miles wiederum veränderte, man probte ein bisschen und nichts davon wurde am nächsten tag eingespielt. im studio nämlich ergaben sich eben so dinge, dass mclaughlin sich langweilte, vor sich hinspielte, die anderen einstiegen, miles schließlich aus dem studio kam und ein solo darüber legte – stan tonkel hatte längst die aufnahme-taste betätigt. nach einem solchen take wurde das gleiche nochmal gemacht, diesmal für ein grossman-solo oder eben für hancock oder nochmal für mclaughlin. die musik ergibt sich also tatsächlich durch das, was diese „ersatzmannschaft“ anbot – und dadurch veränderte sie sich auch. der abstrakte funk, zu dem dejohnette verdonnert war, wich einem powerhouse rock, wie er cobham liegt. henderson findet dazu ein treibendes, stures bass-riff. mclaughlin ist sowieso total auf dem lifetime-trip. miles und grossman müssen nur noch drüberspielen.
maceros spielerein mit orchesterpassagen, boxer-erzählung und zitat aus „shhh/peaceful“ klebt die lücken zusammen und erzählt wiederum eine black-power-geschichte, die der grundton dieser musik ist (wie ja auch hendrix nicht ohne anti-vietnam-protest erzählt werden kann). es geht um musik, die sich und ihren leuten einen raum freiboxt. und die soli von miles gehören wohl zum strahlendsten und triumphierendsten von allem, was er eingespielt hat.
weitere anekdoten belegen die stiefmütterliche betreuung des albums durch columbia, die viel mehr auf die zusammengeschnittenen live-aufnahmen aus dem fillmore east (juni) setzten, die gleichzeitig herauskamen. JACK JOHNSON blieb erstmal für einige zeit ein nebenwerk, ein soundtrack zu einem obskuren boxer-dokumentarfilm, mit einem cover, das auf die auratische präsenz des leaders verzichtete.
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vorgarten
Friedrich Auf einem der beiden Stücke setzt Herbie Hancock da doch irgendwann mitten drin auf der Orgel ein, mit der Tür ins Haus fallend und mit völlig schief sitzenden Akkorden. Atemberaubend! Ich glaube im Booklet der Re-Issue kann man nachlesen, dass HH wohl tatsächlich während der laufenden Session im Studio eintraf, sich an die Orgel setzte und einfach holterdiepolter mit einstieg.
genau, hancock kommt mit einer tüte lebensmittel vorbei, um miles die lp von FAT ALBERT ROTUNDA zu überreichen, miles dirigiert ihn an die farfisa-orgel, mit der hancock keinerlei erfahrung hat, er versucht, einen sound einzustellen, spielt ein solo, gibt miles seine lp und verschwindet aus dem studio. tolle geschichte. ich muss allerdings gestehen, dass mich der orgeleinsatz auf JACK JOHNSON schon immer ziemlich genervt hat
Pah, Du Spielverderber!
Ich muss jedes mal lachen, wenn HH da mit der Farfisa ins Haus fällt. Ein Höhepunkt von JJ, auf den ich bei jedem mal Hören gespannt warte.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)tja.
9.-12. april 1970. das neue sextett mit grossman statt shorter findet für diesen westküsten-gig wieder zusammen. columbia nimmt alles auf und veröffentlicht dann (nur in japan) ein pseudo-set, das zwar leicht zusammengebaut ist, aber den suiten-charakter behält – ganz anders als in der montage der fillmore-east-auftritte im juni. das ergebnis hier macht großen spaß. grossman darf endlich mal auspacken, was er so kann, aber er bleibt natürlich immer im metrum. die band tut ihm den gefallen und bleibt auch drin (anders als bei shorter), so dass immer erst mit coreas soli die form auseinander fliegt – was er wiederum für spektakuläre gaga-sounds (aber nicht nur das) nutzt. und holland und dejohnette tun natürlich ihr bestes, die festen rhythmen aufzulockern, ohne sie aufzugeben, was BLACK BEAUTY sehr viel anhörbarer für viele macht als das „fegefeuer“ des lost quintets.
irgendwie zieht dann doch das, was die studio-bands gerade machen, in die live-band mit ein. „spanish key“ z.b. ist hier deutlich rockiger als auf dem BITCHES BREW album.
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19. mai 1970. zwei takes von „honky tonk“, zwei von „ali“. die erste von fünf studiosessions zwischen den beiden fillmore-auftritten (west & east) und die letzten studiobesuche in diesem jahr. das programm ist zunächst weiterhin funk- und rocklastig, bevor es mit hermeto pascoal in eine ganz andere richtung geht. eine wichtige personalie fällt direkt am 19. mai auf: keith jarrett sitzt am wahwah-verstärkten e-piano und verstärkt seinerseits die soul&gospel-wärme, die in der pop-formatierten rhythmussektion schon angelegt ist. dejohnette und corea fehlen, dafür sitzt hancock wieder an der orgel. cobham ist wieder drum-ersatz und moreira erweitert die percussion. ohne mclaughlin geht sowieso nichts.
„honky tonk“ ist dann also ein funk, der immer wieder von einem boogaloo-blues-teil abgelöst wird. aus dem ersteren, schneller take wurden später 5 minuten für GET UP WITH IT – macero hat ab dem grossman-solo geschnitten, als die band unsicher wird und mehrfach den wechsel zwischen den teilen verschläft. der viel ruhigere zweite take ist – auf schöne weise – noch chaotischer. miles hat einen neuen trompeteneffekt, einen „octave divider“, der zu jedem ton auch einen artifiziellen eine oktave tiefer spielt. jarrett ist hier noch vergleichweise brav.
„ali“ gründet sich auf einem riff, der vom supertrockenen e-bass von gene perla vorgegeben wird (merwürdiger wechsel von henderson auf perla in der gleichen session). er wird ja später mal mit don alias und steve grossman die jazzrockband „stone alliance“ gründen.
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am 21. mai wird nur das stück „konda“ eingespielt, allerdings in 5 teilen – und es ist auch 16 einhalb minuten lang – auf der box ist nur der (ungekürzte) master take drauf. die band besteht interessanterweise nur aus miles, jarrett, mclaughlin, dejohnette und moreira, ein bassist fehlt. e-piano und eine ungewohnt sanft eingestellte e-gitarre schaffen ein träumerisches setting, in das miles mit oktavtrenner eine endlosmelodie einwirft (klingt wie trompete-tenorsax unisono). diskret mischt sich die berimbau von moreira ein und exotisiert die ohnehin schon schwebende atmosphäre. nach 11 minuten dann der wechsel – dejohnette steigt ein, miles zieht sich zurück, mclaughlin und jarrett rocken kurz los. sanftes ausfasern am ende.
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die letzten drei sessions zusammengefasst.
27. mai 1970. mit dem auftauchen des multiinstrumentalisten hermeto pascoal verändert sich die textur der band nochmal komplett. zwei kurze sketches entstehen, unter drei minuten, die „nem um talvez“ genannt werden. pascoal summt eine kleine melodie, sehr brasilianisch, auf unendliches wiederholen angelegt. miles spielt sie nach, während hancocks orgel, jarretts e-piano und mclaughlin ein bisschen atmosphäre hinzusteuern. henderson und moreira, der mit pascoal bereits in brasilien zusammengespielt hat (ich vermute: so kommt letzterer in eine miles-session) sind auch auf dezente weise dabei. und ein paar substanzen wahrscheinlich auch.
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3. juni 1970. corea, hancock und jarrett in einer session, wow. und ron carter ist wieder dabei. grossman, dejohnette, moreira und pascoal – dafür fehlt mclaughlin. interessanterweise versucht miles, mit „little high people“ (jaja) ohne gitarristen einen soul-beat einzuspielen: herauskommen zwei merkwürdig entspannte groovenummern, in denen dejohnette und carter auf CTI machen, während die drei pianisten störgeräusche hineinschießen, der percussionist entengeräusche auf der kazoo macht und miles (erstmalig?) zum wahwah-effekt greift.danach geht es wieder ins pascoal-terrain, sie nennen es wieder „nem um talvez“, es ist aber eine andere melodie. miles behält das wahwah-gerät an, dazu nur schwebende orgel und ein bisschen percussiongeräusch und ein grundierender e-bass von carter. das stück ist nun völlig entrückt und schwebt für sich. beim nächsten track ist es wieder die melodie vom 27.mai und pascoal summt auch wieder mit. dazu gibt es eigenartige leise drum-einsätze.
letztes stück der session ist „selim“. aber es ist die gleiche melodie. miles (wahwah) und der summende pascoal unisono, carter spielt ein bisschen bass dazu, sonst höre ich nur ganz leise corea an der orgel.
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4. juni 1970. diesmal heißt das erste stück „little church“, es ist eine variation auf „nem um talvez“ bzw. „selim“, die melodie ist etwas komplizierter. man hört nur miles (wahwah), hancock an der orgel, diesmal holland am bass – und pascoal, der im ersten take summt, im zweiten pfeift.dann kommt die komplette studiobesetzung dieser session zum einsatz: miles, grossman, alle drei pianisten, mclaughlin, holland, dejohnette und moreira. ein neues stück in zwei takes: „the mask“, das direkt ins live-repertoire wandert und etwas einbringt, was diesem repertoire tatsächlich bislang fehlte: ein langsamer groove mit walking bass und raum für alle möglichen effekte und individuellen durchflüge. diesen groove finden sie aber erst im zweiten take, der erste ist ein hektischer jam von jarrett, dejohnette und holland, in den corea mit ringmodulator und ganz am ende noch mclaughlin einsteigen. das eigentliche „the mask“ ist nicht recht herleitbar – holland spielt plötzlich wieder akustischen bass und die geheimnisvollen schattensounds, die mclaughlin, jarrett (wahwah-e-piano), hancock (verzerrte orgel) und corea (e-piano mit ringmodulator) einwerfen, hat es so auch noch nicht gegeben. dejohnette ist fast nur auf hi-hat und beckenrand zu hören, moreira nur auf einem shaker. die intensität steigert sich schleichend. die ganze band spielt wie ein gewebe, jeder in die lücken des anderen und in bestimmten situation gemeinsam verdichtend. miles und grossman strukturieren frei schwebende soli, das von miles sitzt wirklich drüber, das von grossman addiert ein bisschen was, mclaughlin löst sich kurz aus der geisterbegleitung. nichts davon wurde bis zum erscheinen der box veröffentlicht. live-versionen kommen aber schon in fillmore east zustande. da ist jarrett dann fest dabei, der platz eines live-gitarristen bleibt (bis auf mclaughlins einstieg im cellar door und eigentlich bis zum auftauchen von cosey & gaumont) unbesetzt, und ins studio geht es nach intensiven live-programmen mit einigen personellen veränderungen und einer krankheitsbedingten pause von miles erst wieder (nach dem eigenartigen zwischenspiel mit dem „red china blues“) zwei jahre später, mit ganz neuen musikern. das projekt heißt dann ON THE CORNER.
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gypsy tail windMiles Davis Bootleg Series Vol. 5 http://www.plosin.com/milesahead/mdNews.html from Sony: „To continue with the year of Miles Davis we have another installment of the successful Bootleg Series set for release on October 14th. Miles Davis Quintet: Freedom Jazz Dance: The Bootleg Series, Vol 5 focuses on the music recorded by the 2nd Great Quintet of Miles Davis from 1965 to 1968. The 3CD set features studio sessions of key tracks from the albums recorded in that time frame and includes dialogue between Miles and the rest of the quintet. Fans will get to experience the evolution of these songs and then hear the master take as well. This year is also the 50th Anniversary of Miles Smiles which makes up a big portion of this release.“ 2nd Great Quintet of Miles Davis: Miles Davis – Trumpet Ron Carter – Bass Herbie Hancock – Piano Wayne Shorter – Saxophone Tony Williams – Drums TRACK LIST Disc 1: 1. Freedom Jazz Dance (session reel) 23:15 2. Freedom Jazz Dance (master take) 7:14 3. Circle (session reel) 11:45 4. Circle (take 5 – closing theme used on master take) 5:23 5. Circle (take 6 – released master take excluding closing theme) 5:48 6. Dolores (session reel) 5:17 7. Dolores (master take) 6:23 Disc 2: 1. Orbits (session reel) 14:44 2. Orbits (master take) 4:41 3. Footprints (session reel) 5:48 4. Footprints (master take) 9:52 5. Gingerbread Boy (session reel) 3:44 6. Gingerbread Boy (master take) 7:45 7. Nefertiti (session reel) 11:05 8. Nefertiti (master take) 8:04 Disc 3: 1. Fall (session reel) 19:44 2. Fall (master take) 6:40 3. Water Babies (session reel) 8:33 4. Water Babies (master take) 5:09 5. Masqualero (alternate take/take 3) 7:59 6. Country Son (rhythm section rehearsal) 7:43 7. Blues In F (My Ding) 7:29 8. Your Eight (Miles Speaks) 0:06 ** All session tracks are previously unreleased**</div>
Jetzt hab ich mich so gefreut auf eine richtige Bootleg-Ausgabe. Und dann kommt so ne „Complete (hier Album einfügen)-Session-Box-Set“-Geschichte.
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Meine Beiträge stellen lediglich meine eigene/persönliche Meinung dar (solange nicht anders beschrieben) und sind nicht zu verallgemeinern.Sieht auf den ersten Blick enttäuschend aus.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.17.-20. juni 1970. mit jarrett ist es nun ein septett, das vier tage lang für laura nyro eröffnet. BITCHES BREW ist mittlerweile erschienen, „voodoo“ und „spanish key“ laufen auf underground-radio-stationen. vier tage live quasi das gleiche programm: eröffnung mit „directions“, dann langsamer spannungsaufbau über das neue „the mask“, mündend in eine schnelle version von „it’s about that time“, dann direkt oder über ein kurzes „sanctuary“/“i fall in love to easily“-zwischenspiel in „bitches brew“ hinein (als quasi-zugaben kommt manchmal noch „spanish key“ oder „willie nelson“).
gegenüber dem fillmore-west-auftritt klingt die band anders, konzeptionell durchdachter. funk und free halten sich in schöner balance (allein schon in der jarrett-corea-kombination), es gibt raum für ruhige, geisterhafte momente, lange bögen, gut vorbereitete höhepunkte und – vor allem in der rythm section – einen umwerfenden kreativen überschuss. über grossman wird meistens hinweggespielt. was nicht stört, da seine sechzehntelketten nach wie vor keinen gewinn darstellen gegenüber allem, was bei miles vorher auf dieser position saß (grossmans damaliger freund und späterer nachfolger dave liebman hat etwas mittleidig davon berichtet, wie laut die band teilweise in den soli von grossman war, der sich auf dem monitor kaum hören konnte; eine merkwürdig isolierte situation, die grossman selbst auch dadurch provoziert habe, dass er immer hinter dem schlagzeug stand und mühsam sich seinen weg nach vorne bahnte, wenn miles abrupt mit seinem solo aufhörte). wenn man genau hinhört, wird allerdings schon deutlich, dass zumindest corea und airto ab und zu auf die impulse von grossman eingehen.
wirklich toll ist der letzte abend, an dem alle nochmal richtig aufdrehen, vor allem miles und airto, und am ende im funk-himmel von „willie nelson“ ankommen. das ist der weg.
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teo maceros supercut der vier abende erschien gleichzeitig mit (und erdrückte dadurch) JACK JOHNSON. versucht wurde sicherlich, auf der BITCHES-BREW-welle weiterzuschwimmen, hier war das live-album dazu zu haben. supercut, ja, aber mit beherzten schnitten. macero löst die ursprünglichen suiten auf, setzt einzelne schnipsel aus den abenden zusammen (die an sich aber chronologisch abgebildet werden, einer pro albumseite), kurze grooves wechseln mit freien tumulten (manchmal aus dem gleichen stück), applaus brandet auf für etwas, das man gar nicht gehört hat, hektisch wirkt das, zumindest zu beginn. der zweite abend ist ein destillat aus weniger stücken, allerdings wurden komplett alle grossman-soli herausgekürzt. der dritte abend enthält einen kompletten suitenzusammenhang aus immerhin vier fast vollständig belassenen stücken. der vierte abend schließlich ist nochmal ein wilder ritt aus den letzten zwei dritteln des sets, zusammengebaut aus den geräuschhaftesten soli, vor allem der keyboarder, wonach der balladenteil gesetzt ist; groove-erlösung bietet erst der hauptteil aus „bitches brew“, „willie nelson“ ist dann auch der höhepunkt, der er im konzert war. und – fast hätte man ihn vergessen – da ist auch steve grossman wieder zu hören. miles‘ soli sind natürlich fast ausnahmslos komplett übernommen.
der sound ist dagegen mehr „live“ als auf der bootleg-ausgabe, der raum wird im hall spürbar, durch den sich miles‘ trompete hindurch schneidet. und natürlich wird die energie, die spannbreite der musikalischen farben, der abwechslungsreichtum in diesem zusammenschnitt komplett erfahrbar.
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18. august 1970. einen monat später. tanglewood, vor santana. miles und keith in muscle shirts. dazwischen ein typ mit backenbart und nickelbrille, im knielangen, ornamental gemusterten hemd. gary bartz ist in der band, ein bereits etablierter saxofonist, mit leader-diskografie (drei milestone-alben). max roach und art blakey waren erste karrieremarken, aber auch mccoy tyner und pharoah sanders – bartz ist gleichzeitig ein intellektueller spieler, ein gut ausgebildeter jazzmusiker, aber eben auch ein hippie. das ergibt eine komplett neue farbe im immer funkiger werdenden miles-live-konzept – nach miles‘ soli geht da plötzlich zwischen dejohnette, jarrett und bartz eine hymnische spiritual-jazz-seligkeit los, die höhepunkte verlagern sich. bartz (der hier, in seinem ersten dokumentierten einsatz, viel applaus bekommt) weiß sichtbar noch nicht so genau, was er dieser musik beisteuern kann, aber er groovt mit, wenn er nicht spielt, behält die ruhe und versucht was – sein solo über „bitches brew“ ist z.b. ziemlich originell, bleibt motivisch, sucht nicht den schnellen höhepunkt. und er geht auch anders mit dem grossman-problem um:
It was so loud sometimes that I’d get so frustrated. I would feel like “nobody can hear me, what am I doing here?” I had never really been in a group with that much electricity associated with it. The speakers would sometimes be 12 feet tall! They’d put two 6-foot speakers on each side of the stage. It was loud.
You were playing arenas and even stadiums occasionally.
Sure. Most of the time we were playing big, big venues. So like I said, I didn’t think I would last too long. But I guess he liked what he heard. So finally I said, “Miles, I can’t hear. It’s too loud.” He said, “Well, tell the sound man!” [LAUGHS] So I told the sound man, and I never had a problem. He made sure I could hear myself. So I began to learn how to deal with sound and being loud or being heard, or how to play, or how to deal with different contexts. If I’m playing in a loud group, you can’t play the same way as you would play in a more acoustic group. So you begin to learn how to play in different settings. That was very helpful to me.
(von hier.)
proben konnte bartz mit der band erst später, als michael henderson in die band kam, der überhaupt keine erfahrung mit dieser art von musik hatte. aber was auf dem video schon zu sehen ist: der groove hört jetzt nicht mehr auf, noch nicht mal mehr in „sanctuary“, das dejohnette, moreira und holland als abstrakten latin gegen miles‘ solo durchspielen. auch toll: hollands freies spiel auf dem akustischen bass im intro zu „the mask“. und der überwältigende applaus am ende.
das tanglewood-konzert ist auf cd in der 40th anniversary serie von BITCHES BREW zu finden.
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