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19. mai 1970. zwei takes von „honky tonk“, zwei von „ali“. die erste von fünf studiosessions zwischen den beiden fillmore-auftritten (west & east) und die letzten studiobesuche in diesem jahr. das programm ist zunächst weiterhin funk- und rocklastig, bevor es mit hermeto pascoal in eine ganz andere richtung geht. eine wichtige personalie fällt direkt am 19. mai auf: keith jarrett sitzt am wahwah-verstärkten e-piano und verstärkt seinerseits die soul&gospel-wärme, die in der pop-formatierten rhythmussektion schon angelegt ist. dejohnette und corea fehlen, dafür sitzt hancock wieder an der orgel. cobham ist wieder drum-ersatz und moreira erweitert die percussion. ohne mclaughlin geht sowieso nichts.
„honky tonk“ ist dann also ein funk, der immer wieder von einem boogaloo-blues-teil abgelöst wird. aus dem ersteren, schneller take wurden später 5 minuten für GET UP WITH IT – macero hat ab dem grossman-solo geschnitten, als die band unsicher wird und mehrfach den wechsel zwischen den teilen verschläft. der viel ruhigere zweite take ist – auf schöne weise – noch chaotischer. miles hat einen neuen trompeteneffekt, einen „octave divider“, der zu jedem ton auch einen artifiziellen eine oktave tiefer spielt. jarrett ist hier noch vergleichweise brav.
„ali“ gründet sich auf einem riff, der vom supertrockenen e-bass von gene perla vorgegeben wird (merwürdiger wechsel von henderson auf perla in der gleichen session). er wird ja später mal mit don alias und steve grossman die jazzrockband „stone alliance“ gründen.
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am 21. mai wird nur das stück „konda“ eingespielt, allerdings in 5 teilen – und es ist auch 16 einhalb minuten lang – auf der box ist nur der (ungekürzte) master take drauf. die band besteht interessanterweise nur aus miles, jarrett, mclaughlin, dejohnette und moreira, ein bassist fehlt. e-piano und eine ungewohnt sanft eingestellte e-gitarre schaffen ein träumerisches setting, in das miles mit oktavtrenner eine endlosmelodie einwirft (klingt wie trompete-tenorsax unisono). diskret mischt sich die berimbau von moreira ein und exotisiert die ohnehin schon schwebende atmosphäre. nach 11 minuten dann der wechsel – dejohnette steigt ein, miles zieht sich zurück, mclaughlin und jarrett rocken kurz los. sanftes ausfasern am ende.
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