Antwort auf: Miles Davis

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vorgarten

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17.-20. juni 1970. mit jarrett ist es nun ein septett, das vier tage lang für laura nyro eröffnet. BITCHES BREW ist mittlerweile erschienen, „voodoo“ und „spanish key“ laufen auf underground-radio-stationen. vier tage live quasi das gleiche programm: eröffnung mit „directions“, dann langsamer spannungsaufbau über das neue „the mask“, mündend in eine schnelle version von „it’s about that time“, dann direkt oder über ein kurzes „sanctuary“/“i fall in love to easily“-zwischenspiel in „bitches brew“ hinein (als quasi-zugaben kommt manchmal noch „spanish key“ oder „willie nelson“).

gegenüber dem fillmore-west-auftritt klingt die band anders, konzeptionell durchdachter. funk und free halten sich in schöner balance (allein schon in der jarrett-corea-kombination), es gibt raum für ruhige, geisterhafte momente, lange bögen, gut vorbereitete höhepunkte und – vor allem in der rythm section – einen umwerfenden kreativen überschuss. über grossman wird meistens hinweggespielt. was nicht stört, da seine sechzehntelketten nach wie vor keinen gewinn darstellen gegenüber allem, was bei miles vorher auf dieser position saß (grossmans damaliger freund und späterer nachfolger dave liebman hat etwas mittleidig davon berichtet, wie laut die band teilweise in den soli von grossman war, der sich auf dem monitor kaum hören konnte; eine merkwürdig isolierte situation, die grossman selbst auch dadurch provoziert habe, dass er immer hinter dem schlagzeug stand und mühsam sich seinen weg nach vorne bahnte, wenn miles abrupt mit seinem solo aufhörte). wenn man genau hinhört, wird allerdings schon deutlich, dass zumindest corea und airto ab und zu auf die impulse von grossman eingehen.

wirklich toll ist der letzte abend, an dem alle nochmal richtig aufdrehen, vor allem miles und airto, und am ende im funk-himmel von „willie nelson“ ankommen. das ist der weg.

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