Antwort auf: Miles Davis

#9901829  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,716

18. august 1970. einen monat später. tanglewood, vor santana. miles und keith in muscle shirts. dazwischen ein typ mit backenbart und nickelbrille, im knielangen, ornamental gemusterten hemd. gary bartz ist in der band, ein bereits etablierter saxofonist, mit leader-diskografie (drei milestone-alben). max roach und art blakey waren erste karrieremarken, aber auch mccoy tyner und pharoah sanders – bartz ist gleichzeitig ein intellektueller spieler, ein gut ausgebildeter jazzmusiker, aber eben auch ein hippie. das ergibt eine komplett neue farbe im immer funkiger werdenden miles-live-konzept – nach miles‘ soli geht da plötzlich zwischen dejohnette, jarrett und bartz eine hymnische spiritual-jazz-seligkeit los, die höhepunkte verlagern sich. bartz (der hier, in seinem ersten dokumentierten einsatz, viel applaus bekommt) weiß sichtbar noch nicht so genau, was er dieser musik beisteuern kann, aber er groovt mit, wenn er nicht spielt, behält die ruhe und versucht was – sein solo über „bitches brew“ ist z.b. ziemlich originell, bleibt motivisch, sucht nicht den schnellen höhepunkt. und er geht auch anders mit dem grossman-problem um:

It was so loud sometimes that I’d get so frustrated.  I would feel like “nobody can hear me, what am I doing here?”  I had never really been in a group with that much electricity associated with it.  The speakers would sometimes be 12 feet tall!  They’d put two 6-foot speakers on each side of the stage.  It was loud.

You were playing arenas and even stadiums occasionally.

Sure.  Most of the time we were playing big, big venues.  So like I said, I didn’t think I would last too long.  But I guess he liked what he heard.  So finally I said, “Miles, I can’t hear.  It’s too loud.”  He said, “Well, tell the sound man!” [LAUGHS] So I told the sound man, and I never had a problem.  He made sure I could hear myself.  So I began to learn how to deal with sound and being loud or being heard, or how to play, or how to deal with different contexts.  If I’m playing in a loud group, you can’t play the same way as you would play in a more acoustic group.  So you begin to learn how to play in different settings.  That was very helpful to me.

 

(von hier.)

proben konnte bartz mit der band erst später, als michael henderson in die band kam, der überhaupt keine erfahrung mit dieser art von musik hatte. aber was auf dem video schon zu sehen ist: der groove hört jetzt nicht mehr auf, noch nicht mal mehr in „sanctuary“, das dejohnette, moreira und holland als abstrakten latin gegen miles‘ solo durchspielen. auch toll: hollands freies spiel auf dem akustischen bass im intro zu „the mask“. und der überwältigende applaus am ende.

das tanglewood-konzert ist auf cd in der 40th anniversary serie von BITCHES BREW zu finden.

--