Die besten Hard Bop Alben

Ansicht von 15 Beiträgen - 91 bis 105 (von insgesamt 187)
  • Autor
    Beiträge
  • #3480655  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Von Walter Bishop als Leader kenne ich nur die „Speak low“, die ich aber schon stark finde. Haynes dazu klingt spannend!

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #3480657  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    redbeansandriceden Walter Bishop/Frank Haynes Track auf Chris Albertsons Blog habt ihr alle mitbekommen, nehm ich an…

    Erst grad endlich gehört, ganz wunderbar! „Days of Wine and Roses“ ist auch ein Standard, den ich sehr gerne mag!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480659  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Charles Persip and the Jazz Statesmen (Bethlehem, 1960) – kennt das jemand? Macht Spass, hab ich inspiriert von diesem Thread hervorgesucht, gehört für mich irgendwie zusammen zum Ronnie Mathews/Harold Alexander twofer von Fantasy (mit Mathews „Doin‘ the Thang“ und Alexanders „Pleasure Bent“).
    Der Line-Up von Charli Persips Leader-Debut: Freddie Hubbard (t), Roland Alexander (ts), Ronnie Mathews (p), Ron Carter (b), und auf dem Stück, das am ehesten die Funk/Soul-Klischees hervorzieht anstelle Hubbards Marcus Belgrave (t), der in jener Zeit mit Ray Charles‘ toller kleiner Band spielte.
    Für Bethlehem-Verhältnisse ein Album mit überdurschnittlich viel Funk… zwei Originals von Mathews („Sevens“ und „Soul March“, eins von der Detroiterin Sarah Cassey (eben die Funk-Nummer mit Belgrave, „Right Down Front“), Dizzy Gillespies „The Champ (A Suite in Six Movements)“, mit fast zehn Minuten der längste Track des Albums, und das alte „The Song Is You“. Alexander spielt stark und sehr erdig, Hubbard virtuos, hoch, schnell, fliegend, wie er das in den ersten Jahren tat. Mathews ist sowieso einer der grossen vergessenen (ein paar Jahre zu jung, wohl?) und er spielt sehr gut hier (hat mich übrigens gefreut, sein „Doin‘ the Thang“ in kathatarsis‘ Liste zu entdecken… es wird demnächst auch wieder angehört!) und Ron Carter war damals anscheinend ohne Fehl und Tadel (ich hab keine Probleme mit seiner Intonation…)

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480661  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Im Januar ging Roland Alexander mit Marcus Belgrave und Ronnie Mathews ins Van Gelder Studio, um sein New Jazz-Album „Pleasure Bent“ aufzunehmen. Das Quintett wurde durch den grossen Sound von Gene Taylor (b) und den Drummer Clarence „Scoby“ Stroman ergänzt. Das Menu bestand aus vier Alexander-Originals sowie den Standards „Melancholy Baby“ und „I’ll Be Around“. Schon im ersten Stück, dem langsamen „Lil’s Blues“, setzt Alexander seine Marke, bläst kraftvoll, mit einem von Rollins geprägten Sound. Belgrave ist ein sehr geeigneter Partner für ihn, zugleich lyrisch aber auch stark. Und wie schon gesagt: Mathews hör ich immer gern, man kann ihn ja auf Aufnahmen aus dieser Zeit nicht allzu häufig hören!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480663  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Das Album entstand im Dezember 1963 im Van Gelder Studio und erschien auf Prestige. Mit dabei sind Freddie Hubbard (t), Charles Davis (bari), Eddie Kahn (b) und Albert „Tootie“ Heath (d). Vier der sechs Stücke stammen von Mathews, eins von Charles und dazu kommt Ellingtons „Prelude to a Kiss“.
    Auch hier wird gleich mit dem ersten Stück, „The Thang“, einem sehr funkigen 5/4 Blues, die Stimmung gesetzt. Das Riff, auf dem es aufbaut scheint Coltranes „Equinox“ entlehnt, Hubbard und Davis verschmelzen sofort zu einer tollen Frontline – der satte Trompetenton und Davis‘ leicht poröses aber kraftvolles Barisax harmonieren sehr gut. „Ichi-Ban“ (Mathews‘ bekanntestes Stück?) und „The Orient“ sind fernöstlich angehaucht – Mathews ging 1963 mit Max Roachs Band auf Tour nach Japan (1966 taucht er auf dem tollen „Drums Unlimited“ auf, ebenfalls mit Hubbard, der im selben Jahr in Graz zu einer wunderbaren Publikumsbeschimpfung ansetzte… kiss my black ass etc etc). Wie auch immer, Mathews spielt mit einem satten, schönen Ton, man merkt, dass er auch klassische Ausbildung genossen hat, aber das hat seiner Funkiness keinerlei Schaden getan. Auf „The Orient“ wird das Zusammenspiel mit „Tootie“ Heath immer intensiver, bis zu kurzen Fours. Überhaupt spielt Heath sehr lebendig und eigen – schade, dass er nicht öfter für solche Sessions gebucht wurde! Das letzte Mathews-Original, „Let’s Get Down“, ist eine schnelle, boppige Nummer, dann folgt eine starke Version von Ellingtons „Prelude to a Kiss“, anfangs mit gestrichenem Bass – Khan war ein „natural“, kein Virtuose, aber sein Sound und sein Time beeindrucken mich immer wieder! Hier steht aber Mathews im Zentrum, der sich das Stück völlig aneignet und in die vollen greift, bevor sich aus dem Rubato ein Walzer schält, der fröhlich aber mit einer leicht bitteren Note dahinschwebt und wieder vom Rubato durchbrochen wird. Das Album endet mit „1239-A“ von Charles Davis, einem weiteren „unsung hero“, sowohl auf dem Tenor als auch auf dem Barisax (er spielt hier ausschliesslich letzteres).

    Hier gibt’s übrigens ein Interview mit den Heath Brothers (Percy, Jimmy und Al) zu lesen.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480665  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Ich glaub sein Name ist hier noch nicht aufgetaucht, und dabei handelt es sich bei ihm doch für mein Empfinden für DEN Hardbop Barisaxer, und einen der grossen auf seinem Instrument überhaupt! Anscheinend gab er sich gerne arrogant und liess ausser Harrey Carney keinen gelten (Mulligan klänge nach Tenor, Chaloff sowieso viel zu weich etc) – kann er sich ja auch erlauben, bei dem schneidenden, kernigen Ton, den er sich erarbeitet hat. Sein Übername war entsprechend „The Knife“.

    Geboren 1930 in Highland Park, IL, liest sich sein Werdegang eindrücklich: er kam als Kind nach Detroit, wo er bis 1956 verwurzelt blieb und dann mit der grossen Welle nach New York kam, hat mit Stank Kenton, Kenny Burrell, Mel Lewis, Maynard Ferguson und Chet Baker gearbeitet, Aufnahmen mit Kenton, Lennie Niehaus, Howard Rumsey, Kenny Clarke, Paul Chambers und Lee Morgan gemacht, bevor er im Juli 1957 sein eigenes erstes Album, „Pepper Adams Quintet“, für das West Coast Label Mode (von VSOP auf CD wiederaufgelegt), einspielen konnte. An seiner Seite ein paar der besten Musiker, die man in jener Zeit in Kalifornien antraf: Stu Williamson (t), Carl Perkins (p), Leroy Vinnegar (b) und Mel Lewis (d). Mögen Williamson und Perkins „typische“ West Coast Jazzer sein, so lag der Sachverhalt bei der Rhythmusgruppe schon ziemlich anders, Vinnegar mit seinem fetten Sound und Lewis sorgen dafür, dass die Musik nie zu sehr abkühlt. Wie immer ist es eine Freude, Carl Perkins zuzuhören! Adams selbst ist auf „Unforgettable“ eher lyrisch und sanft, aber in der schnellen Version von „Baubles, Bangles and Beads“ brennt sein Feuer lichertloh. Die zweite Hälfte des kurzen Albums besteht dann aus zwei seiner Originals, „Freddie Froo“ und dem tollen Closer „Muezzin“, dazwischen die schöne Ballade „My One and Only Love“.

    Im August entstand noch in Kalifornien Adams zweites Album, „Critics Choice“ (World Pacific). Den fast völlig unbekannten Trompeter Lee Katzman traf Adams in der Stan Kenton Big Band, die Rhythmusgruppe war wieder hervorragend besetzt mit Jimmy Rowles (p), dem Detroiter Doug Watkins (b) und Mel Lewis (d), mit dem Adams noch längere Zeit zusammenspielen würde. Die Stücke sind zu einem grösseren Teil aus der Detroiter Szene und wurden von Thad Jones, Tommy Flanagan („Minor Mishap“, das auch auf dem Album „The Cats“ zu finden ist, das Flanagan mit John Coltrane, Idrees Sulieman, Kenny Burrell, Watkins und Louis Hayes im selben Jahr einspielte), Barry Harris und Adams, sowie der Standard „Alone Together“. Die CD (auf dem Mighty Quinn Label erschienen) enthält zudem einen Bonus Track von Pepper Adams, das schöne „Four Funky People“. Funky, ja… Rowles und Watkins bringen eine gehörige Prise Funk ins Geschehen, schon in „Minor Mishap“, aber erst recht im „Blackout Blues“. Wunderbar relaxt spielt hier auch Adams, aber stets mit seinem muskulösen, kernigen Sound. Auf Barry Harris‘ eleganten „High Step“ folgt der Thad Jones-Klassiker „Zec“, dann die Ballade, die Adams völlig in Besitz nimmt. Jones‘ „5021“ ist wieder ein relaxt swingendes Stück mit elegantem Rowles-Solo. Zum Ende dann der funky Bonustrack mit Watkins und Rowles.

    (Im Sinne einer full disclosure: Fresh Sound hat einen zusammengestohlenen – aber in Europa völlig legalen – Twofer mit den beiden kalifornischen Alben herausgegeben. Und wie fast alle Mode-Alben ist „Pepper Adams Quintet“ sehr kurz, etwa 30 Minuten.)

    Ende 1957 entstand dann Adams drittes Album, „The Cool Sound of Pepper Adams“ (zuerst auf Regent, dann auf Savoy).

    Das Album klingt anders, nach Ostküste. George Duvivier ist zwar nicht der grosse Hardbop-Bassist, der Watkins ist, aber mit Elvin und Hank Jones formt er eine tolle, harter swingende Rhythmusgruppe als auf den beiden Alben aus Kalifornien. Dunkler ist auch der Sound der Bläser – Adams und Bernard McKinney am Euphonium, eine Kombination, die ich sonst von nirgends kenne (McKinney hat später als Kiane Zawadi auch mit Freddie Hubbard oder McCoy Tyner aufgenommen). Auch wieder ein kurzes Album, nur vier Stücke, aber sehr hörenswert!

    Im März 1958 nahm Adams mit Jimmy Knepper unter dem Bandnamen „The Pepper-Knepper Quintet“ ein sehr schönes Album für Metrojazz auf. Die Rhythmusgruppe ist erstklassig: Wynton Kelly (p), Doug Watkins (b) und Elvin Jones (d). Ein wunderbares Hardbop-Album mit zwei sehr spannenden Solisten (übrigens beide weiss, was ja im Hardbop schon eher eine Ausnahme war, oder?). Kelly bringt sein stimmungsvolles Spiel schön zur Geltung und auf dem Ellington-Klassiker „I Didn’t Know About You“ spielt er für einmal auch Orgel.
    Im April 1958 brachte Adams seine eigene Band ins Five Spot. Riverside nahm das Quintett auf und gab eins von Adams schönsten Alben heraus: „10 to 4 at the 5 Spot“:

    Mit seinem künftig regelmässigen Partner Donald Byrd an der Trompete und einer tollen Rhythmusgruppe bestehend aus Bobby Timmons (p), dem grossen Doug Watkins (b) und Elvin Jones (d) entstand ein Album, das stark von Detroit geprägt ist: alle Musiker ausser Timmons kamen vor dort, zudem wird neben Adams und Byrds Kompositionen zum Auftakt ein Stück von Thad Jones dargeboten, „‚Tis“. Die Musik swingt wunderbar, Watkins mit seinem grossen Sound und tollen Time (für mich ist er der perfekte Hardbop-Bassist, noch vor Paul Chambers!) steuert auch mal ein gestrichenes Solo bei (auch das konnte er bessern, wenngleich vielleicht weniger intensiv als Chambers), Jones hält sein Spiel wie meist in dieser frühen Zeit leichter und luftiger, als man das von später gewohnt ist. Timmons bedient die Funk- und Soul-Klischees, ohne sich ihnen je ganz auszuliefern, und der lyrische Byrd bietet einen perfekten Kontrapunkt zum hart-swingenden Adams.
    In den folgenden Jahren entstanden von Byrd/Adams sechs Studio-Alben für Blue Note, sowie die schönen Live-Aufnahmen vom Half Note (zwei LPs, für die Doppel-CD-Ausgaben erweitert). Daneben entstanden ein Album für Warwick und mit Kenny Burrell ein All-Star Album für Bethlehem.

    Und zwischen all diesen Aufnahmen und Aktivitäten fand Adams Zeit, mit Curtis Fuller, Quincy Jones, Manny Albam, Frank Wess, Gene Ammons, Benny Goodman, Johnny Griffin, Toots Thielemans, Shorty Rogers, Chet Baker, Charles Mingus, Howard McGhee, Duke Pearson und anderen aufzunehmen.

    Ein Album, das ganz allein der Musik Mingus‘ gewidmet ist, entstand 1963 – mir ist unklar, ob es auf Workshop Jazz oder Jazz Workshop (Mingus‘ Label) erschienen ist. Die CD kam auf Fresh Sound raus. Zum grössten Teil wurde das Album im Quintett eingespielt, mit Thad Jones (t), Hank Jones (p), Paul Chambers (b) und Dannie Richmond (d), drei Stücke entstanden im Oktett mit den zusätzlichen Musikern Benny Powell (tb), Charles McPherson (as), Zoot Sims (ts), sowie Bob Cranshaw anstelle von Chambers. Es scheint, dass Mingus bei der Auswahl der Stücke ein Wort mitgeredet hat, Teddy Charles (mit dem Mingus auch gespielt hatte) hat produziert und auch das Arrangements von „Song with Orange“ beigesteuert. Den Rest der Stücke haben Thad Jones und Pepper Adams arrangiert. Der Musik fehlt dieses ganz spezielle rhythmische Feuer, diese immer hörbare Aussergewöhnlichkeit, die man bei Mingus ab ca. 1954 oder 1955 stets spüren kann, aber das Album ist doch ganz schön. Und natürlich sind die Solisten in Form… Jones hat selber ja mit Mingus 1954 ein paar seiner allerschönsten Aufnahmen gemacht, Adams spielte bei „Blues & Roots“ mit, McPherson war um diese Zeit wohl noch nicht in Mingus‘ Band, stiess aber wenig später für längere Zeit dazu, und Richmond war ja fast immer mit dabei. Hank Jones hat bestimmt auch seit den 40ern immer wieder mit Mingus gespielt, und er mag auf den ersten Blick eine etwas seltsame Wahl sein, aber er spielt aussergewöhnlich gut, sowohl in den Ensembles als auch solistisch. Chambers und Cranshaw übernehmen die schwierige Aufgabe, Mingus zu ersetzen, einigermassen souverän – Mingus selbst hatte ja Doug Watkins als Stellvertreter gewählt für sein Piano-Album „Oh Yeah“ auf Atlantic, aber der war leider im Jahr zuvor verstorben.

    1966 entstand mit Mel Lewis und Thad Jones (sowie Duke Pearson und Ron Carter) das Album „Mean What You Say“. In der folge war Adams der Anker der Sax Section (und ja, der ganzen Band) sowie einer der aufregendsten Solisten der tollen Big Band, die Jones-Lewis gemeinsam gründeteten und für einige Jahre leiteten (später übernahm Jones sie). Er war zudem weiterhin auf vielen Aufnahmen anzutreffen, etwa Blue Note Sessions von Stanley Turrentine, Blue Mitchell und Lou Donaldson, aber auch Alben von Duke Pearson (der manche dieser Blue Notes arrangiert und produziert hatte), Joe Zawinul, oder zwei schönen Alben von Barry Harris („Bull’s Eye“ und „Luminescence!“ – ich hab über diese beiden im Piano-Thread mal kurz geschrieben).
    1968 entstand ein weiteres schönes Album unter dem Namen von Pepper Adams und seinem Co-Leader Zoot Sims, „Encounter!“

    Adams spielte in den späten 60ern und den 70ern u.a. mit Elvin Jones, Aretha Franklin, Mose Allison, Richard Davis, David Amram, Johnny „Hammond“ Smith, Esther Phillips, Lalo Schifrin, und auch weiterhin mit Donald Byrd, Quincy Jones, Stanley Turrentine und dem Jones/Lewis Orchestra.
    1975 nahm er für Enja ein wunderbares Quartett-Album unter dem Titel „Julian“ (gemeint ist Adderley) auf. Begleitet wurde er dabei von Walter Norris (p), George Mraz (b) und Makaya Ntshoko (d). Ein weiteres Highlight!
    1977 enstand unter der Leitung des Kollegen Nick Brignola das Album „Baritone Madness“, 1979 nahm er an einer schönen Aufnahme mit Helen Merrill Teil („Chasin‘ the Bird“, ein Konzept-Album, das Dick Katz für Merrill um die Musik von Charlie Parker und George Gershwin arrangiert hat).
    Adams blieb bis zu seinem Tod 1986 sehr aktiv und nahm auch als Leader noch einige weitere Alben auf, aber ich kenne sie zum grössten Teil noch nicht.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480667  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Ich weiss eigentliich gar nichts über Nicky Hill, ausser, dass er toll spielt, mit einem robusten grossen Sound (aus der Rollins-Ecke wohl). Er gehört zum Chicagoer Jazz und man kann ihn z.B. auf Ira Sullivans Delmark-Album „Nicky’s Tune“ (1958) hören. Am bekanntesten dürfte er für sein Erscheinen auf den Bee Hive Aufnahmen von Clifford Brown/Max Roach (1955) sein. 1957 taucht er auf dem ersten Album von Walter Perkins‘ MJT + 3 auf (die spätere Version dieser Gruppe hat um 1959/60 eine Reihe schöner Alben aufgenommen, Frank Strozier spielte zu diesem Zeitpunkt Sax). Eine weitere Aufnahme entstand am 1962er Parker Memorial Konzert, wieder mit Ira Sullivan – ich kenne sie leider noch nicht.

    Das ist wohl schon in etwa alles, was einigermassen verbreitet ist (AMG hat nur Brown und die Sullivans, MJT ist nicht in den Credits von Hill).

    Vielleicht mag jemand im grösseren Stil suchen, ich wollte Hill nur kurz erwähnen, da wir auch schon u.a. über Frank Haynes geschhrieben haben.

    Ira Sullivan also… er ist der seltene Fall eines Musikers, der sowohl auf Trompete als auch auf diversen Saxophonen daheim ist (mir fällt spontan nur grad Howard Johnson ein, der sich aber auf das „bottom end“ mit Tuba und Barisax spezialisiert hat, man kann ihn hie und da auch an der Trompete hören). Sullivan kann man z.B. als Trompeter auf J.R. Monterose’s Debut-Album auf Blue Note hören, als Tenorist auf dem grossartigen Signal/Savoy-Album von Red Rodney (das oben schon erwähnt wurde – und eine tolle Trompeten-Battle gibt’s natürlich auch auf einem Stück), oder später auch mit Eddie Harris, Philly Joe Jones, Red Garland, Lin Halliday, und wieder mit Rodney in den 80ern.
    Zwei der schönsten Alben unter seinem eigenen Namen passen sehr gut in die erweiterte Hardbop-Diskussion hier (für einen Platz in meiner Lieblingsliste find ich v.a. das zweite nur knapp nicht gut genug):


    Das erste Album ist eben dasjenige mit Nicky Hill. Die Rhythmiker stammen allesamt aus Chicago, Jodie Christian (Eddie Harris) und Wilbur Campbell (Von Freeman) gehören wohl zu den besten und bekanntesten Sidemen der Szene. Sproles tauchte in den 60ern auch mal kurz bei Blue Note auf (etwa auf Lee Morgans „The Rumproller“), er hat einen fetten Sound und pflegt ein flexibles, schwingendes Spiel. Christian spielt dichte, harmonisch üppige Begleitungen und Soli, und Campbell treibt das ganze auf eine eigenartige, scheppernde, aber swingende Art und Weise voran. Sullivan beschränkt sich auf die Trompete und passt bestens zu Hills robustem Spiel.
    Das zweite Album entstand 1959 mit derselben Gruppe aber Johnny Griffin anstelle von Hill. Es gefällt mir noch eine Spur besser, wozu auch die grössere Vielfalt an Klängen beitragen mag: JG spielt neben dem angestammten Tenor auf einem fast 20 Minuten langen Blues auch Alt- und Barisax, Sullivan wechselt zwischen Trompete, Alt- und Barisax sowie dem Tenorhorn („peck horn“). „My Old Flame“ präsentiert Sullivan im Quartett am Barisax, er hat einen grossen, weichen Sound, nutzt aber dennoch das Potential des Instruments, lotet auch mit kernigen Tönen die Tiefe aus.
    Der lange, schnelle Blues beginnt mit einem Piano-Solo, dann folgt ein Barisax-Solo, ziemlich sicher von Griffin. Das erste Altsax-Solo demgemäss vermutlich von Sullivan, zeichnet sich durch einen satten, leicht cremigen Ton aus, bleibt recht nahe beim Vorbild von Parker, aber der Ton und die stellenweise sehr langgedehnten Linien heben es ein wenig ab. Christian/Sproles/Campbell glänzen in der Begleitung… und Sullivan kann grad noch an sich halten und das „Blue Moon“-Zitat umbiegen in ein paar Triller, he he he… sehr schön danach die rhythmisierte Passage und wie Campbell drauf einsteigt. Hm, da nach dem Altsax nahtlos ein Trompetensolo folgt muss wohl das Barisolo von Sullivan und das Altsolo von Griffin sein? Seltsam… dachte, ich hätte im Barisolo ein paar typische Griffin-Licks erkannt… und dass dieses Altsolo von Griffin sein soll erstaunt mich ein wenig! Jedenfalls folgt Griffin dann auf dem Tenor und bläst ein tolles, rasantes Solo. Darauf folgt Sullivan mit seinem Tenorhorn. Der Ton ist dünn und wenig voluminös, klingt an eine Mischung aus Horn und Posaune (und ziemlich wenig nach Euphonium). Und nun folgt also Griffin am Tenor, und ja, das ist er, eindeutig! Erstaunlich, wie nahe sich die Spielweisen der beiden auf den diversen Saxophonen sind! Und dann Sullivan am Altsax… auch er stark von Parker geprägt, mit einem etwas satteren Sound… und in der Tat, wie in seinem Barisax-Solo fällt er immer wieder in diese rasanten Stotter-Linien, wie Griffin sie zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Nach einem kurzen Drum-Solo folgt dann noch das Thema mit Trompete/Tenor – eine überzeugende Darbietung! Zum Ende gibt’s auf der CD noch einen Alternate Take von Campbells Stück „Wilbur’s Tune“, das die CD schon eröffnet hatte. Ein sehr, sehr schönes Album!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480669  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    nur kurz, ein bißchen was zu Hill steht in meinem Stitt Post im Chicago SOund Thread…

    --

    .
    #3480671  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    redbeansandricenur kurz, ein bißchen was zu Hill steht in meinem Stitt Post im Chicago SOund Thread…

    Danke für den Hinweis – hier ist der Post.

    Gehe mit Deiner Meinung zu Hills Sound überein (auch wenn ich ihn nur auf dem Tenor kenne). Und auch generell, das wär vielleicht was auch für den Thread hier, mit Deiner Aussage, dass Mut zur Hässlichkeit im Hardbop recht selten sei. Ich würde dem noch anfügen, dass auch eine gewisse, ich will es mal emotionale, offene Lyrizität nennen, ebenso selten ist.

    Was gibt’s denn für erstere (Mut zur Hässlichkeit) noch für Beispiele ausser Nicky Hill? Vielleicht Johnny Griffin bis zu einem gewissen Grad?
    Kann man hier die schlecht/seltsam-intonierenden Altisten einbeziehen? Jackie McLean, Leo Wright, Bunky Green… Clarence Sharpe auch? (Hab ihn schon lange nicht mehr gehört, will ihm nicht unrecht tun!)
    J.R. Monterose würd ich definitiv noch hierzu zählen, mit seinem seltsamen Schluckauf-Spiel. Und streckenweise Yusef Lateef.

    Für die rare, offene lyrische Spielweise würd ich mal Cal Massey ins Rennen schicken. Wilbur Harden könnte man auch noch knapp zählen, aber der klingt im Vergleich schon sehr, sehr geschliffen und poliert. Clarence „Gene“ Shaw wär vielleicht noch ein Name (sein kurzes Balladensolo auf Mingus‘ „Tijuana Moods“, wo er auf halbem Weg noch den Speichel aus der Trompete bläst).
    Dorham hat bestimmt auch solche Momente, aber insgesamt ist er mir im Vergleich zu den genannten auch schon eine Spur zu – ich nenn’s jetzt mal profesionell. Ähnlich Chet Baker, Johnny Coles… aber Tommy Turrentine passt für mich perfekt zu dem, was ich meine (und wenn ich mal den Vergleich von Tommy Turrentine und J.R. Monterose wagen darf, dann schliesst sich irgendwie der Kreis…. macht jedenfalls für mich Sinn).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480673  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Ein sehr schönes Vee Jay Album, aufgenommen am 26. April 1960 in Chicago. Louis Hayes war noch nicht mal ganz 23, als er – schon seit einigen Jahren ein gefragter Sideman und mittlerweile Mitglied im erfolgreichen Quintett von Cannonball Adderley – mit Yusef Lateef (ts) und Cannonballs kleinem Bruder Nat (cor), sowie Barry Harris (p) und Sam Jones (b) ins Studio ging. Jones war natürlich Hayes‘ langjähriger Partner bei Adderley (für mich bilden die beiden eins der feinsten Rhythmus-Gespanne der damaligen Zeit!), Harris war für kurze Zeit der Pianist der Band (er hatte funky Bobby Timmons abgelöst, der sich selbständig machte, passte aber nicht wirklich zu Adderleys Band und wurde bald vom Engländer Victor Feldman ersetzt). Lateef schliesslich sollte ca. Anfang 1962 zu Adderley stossen und die Band zum Sextett wachsen lassen. Im Studio begegneten sich Cannonball und ‚teef zum ersten Mal im August und September 1960 bei den Aufnahmen von Nats Album „That’s Right“.
    Lateef steuert einige Highlights zum Album bei, besonders sein Solo in Barry Harris‘ schöner Ballade „I Need You“, die zu Beginn kurz an Monks „‚Round Midnight“ erinnert. Sonny „Red“ Kyner hat für ihn auch das eingängige Stück „Teef“ komponiert. Zudem öffnet das Album mit seinem Stück „Hazing“. Zu hören sind überdies Cannonballs „Rip De Boom“, Harris‘ „Back Yard“ und Nats „Sassy Ann“ – die Band und Cannonball haben Hayes also kräftig unter die Arme gegriffen! Auf der CD (Collectables COL-CD-7170, 2002) gibt’s von allen Stücken ausser dem einfachen Blues „Back Yard“ einen Alternate Take zu hören.
    Auch dieses Album würde ich wohl nicht grad in meine Bestenliste aufnehmen (ich hab allerdings gar nicht an es gedacht als ich meine Liste zusammenstellte), aber es ist ein schönes, rundum gelungenes Album – und die Anwesenheit Lateefs macht es für mich sowieso zur Pflicht!

    Der Mix aus Chicago (Vee Jay), Detroit (Lateef, Harris und Hayes) und Florida (Adderley und Jones) ist auch spannend. Und was Vee Jay betrifft haben wir sowieso einiges an tollen Alben unterschlagen (ich hab ja mal eins nominiert, aber von Wynton Kelly, Paul Chambers, Lee Morgan, Wayne Shorter und Walter Perkins‘ MJT + 3 gäb’s da noch einiges mehr zu erwähnen! Auch die frühen Alben von Eddie Harris würde noch knapp ins Schema passen…)

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480675  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,180

    Sehr schön, GTW! Da sind jetzt ein paar Alben dazugekommen, die mich auch interessieren könnten: Ronnie Mathews – Doin‘ the Thang; Charles Persip and the Jazz Statesmen; Louis Hayes

    „The Cool Sound of Pepper Adams“ und das Jordan/Jenkins-Album kenne ich, müsste die mal öfters hören.

    --

    #3480677  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Eigentlich wollte ich die ganze Zeit noch etwas zu Ronnie Mathews sagen. Ich habe mich sehr über die kleinen Exkursionen zu den oben genannten Alben gefreut. Die LP von Roland Alexander steht noch auf meiner Agenda, die „Doin‘ the Thang“ schätze ich dagegen – wie bereits bemerkt – sehr. Trotz seiner unzähligen Aufnahmen mit bekannten Musikern scheint er mir stets etwas unbekannt zu sein, bzw. nicht so prominent zu sein, wie bspw. Barry Harris oder McCoy Tyner. Vielleicht liegt das daran, dass zur Hochphase des modernen Jazz nur ein Soloalbum erschienen ist, bei dem er sich das Rampenlicht dann auch mehr oder weniger mit Hubbard teilt, oder weil sein Begleitstil nicht sehr vordergründig, sondern eher vertrackt, hintergründig ist.
    Herausragend finde ich bspw. seinen Beitrag zu „Cracklin'“ von Roy Haynes und Booker Ervin, so dass ich die LP fast in der Hitliste nachtragen sollte.

    Haynes spielt sehr spannend und erfindungsreich, ohne sich zu sehr in die Frontline drängen zu wollen, in dem er aufs Gas drückt, oder laute Drumrolls von sich gibt, wie es ja zuweilen Blakey sehr prominent macht. Auch mag ich seine Art des Beckenspiels sehr gerne. Booker Ervin gefällt mir auch sehr gut, da er sich in das eigentlich konventionell klingende Setting wunderbar einfügt und entsprechend unterordnet. Bei anderen Aufnahmen klingt er für mich oft ein wenig neben der Spur. Doch die eigentliche „Naht“ liegt in den Händen von Mathews, der wunderbar begleitet und zwischen den Tönen sehr einfallsreich ist. So gefallen mir einerseits die recht breiten, stakkato-artigen und kraftvollen Akkorde wie in „Bad News Blues“ (unter diesem Titel wurde die LP später neu aufgelegt), andererseits aber die melodiösen unerwarteten Linien, wie in „Dorian“. Irgendwie ertappe ich mich immer wieder dabei, eher Mathews zuzuhören, als den anderen beiden Hauptakteuren, aber das macht ja nichts.

    Gibt es eigentlich irgendwo eine komplette Diskographie von Mathews? Ich habe leider keine gefunden.

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #3480679  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    „Cracklin'“ ist in der Tat ein wunderbares Album!
    Eine komplette Diskographie von Matthews kenn ich nicht, aber auf der Seite von Mike Fitzgerald gibt’s eine Leader Diskographie – die ist ziemlich schmal, leider!

    Die anderen Prestige-Alben von Haynes sind allesamt auch sehr empfehlenswert, besonders möchte ich für „Just Us“ ein gutes Wort einlegen, mit Richard Wyands ist dort ein weiterer, noch viel weniger bekannter Pianist zu hören (der u.a. mit Oliver Nelson und Eric Dolphy gearbeitet hat, und auf „Mingus in Wonderland“ – mit Ervin! – den damaligen Pianisten von Mingus‘ Quintett, Horace Parlan, vertreten hat).
    „We Three“ mit Phineas Newborn und Paul Chambers ist irgendwie für mich kein wirkliches Hardbop-Album (wegen Newborn, der mir nicht so recht in diees Schublade zu passen scheint). Das vierte, „Cymbalism“, ist wieder im Quartett entstanden, erneut mit Ronnie Mathews, diesmal aber mit Frank Strozier am Altsax und der Flöte, und mit Larry Ridley am Bass.
    Wenn ich ein Haynes-Album wählen müsste wär’s allerdings – vor „Cracklin'“ – das Impulse-Album „Out of the Afternoon“ (das für mich aber auch nicht in die Hardbop-Schublade passt).

    Ervin mag ich sehr, am liebsten allerdings mit Mingus oder auf seinen eigenen Alben – beides würde ich höchstens am Rande als Hardbop betrachten. Auf den eher konventionelleren Alben, etwa denen mit Don Patterson, mag er mich nicht ganz so zu überzeugen.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480681  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Von den früheren Trio-Alben kenn ich nur „We Three“, das von Dir genannte „Just us“ kenn ich nicht. Wyands ist mir durchaus ein Begriff, aus dem Stegreif weiß ich aber nicht, was ich mit ihm kenne.
    „We Three“ schätze ich durchaus, aber ich kann mich mit dem Spiel von Newborn nur bedingt anfreuden. Technisch ist er ein sehr versierter Spieler, der durchaus zu begeistern weiß. Trotzdem perlt vieles an mir ab, vielleicht weil es technisch zu geplant und zu exakt ausgearbeitet klingt. In etwa habe ich das selbe Problem mit Oscar Peterson, die durchaus beide ähnliche Manierismen an den Tag legen. Bezüglich Haynes finde ich das ihn später prägende Spiel noch etwas zu unausgereift und „normal“.
    Als HardBop würde ich die Session auch nicht bezeichnen wollen. Wenn ich böse wäre, dann würde ich sagen, das ist technisch perfekter Salon-Jazz. :)

    „Cymbalism“ steht wegen der recht ähnlichen Besetzung zu „Cracklin“ auf meiner Liste. Habe ich aber leider noch nicht gehört.
    „Out of the Afternoon“ lebt natürlich von Kirk, mit dessen gesamtem Schaffen ich aber nur wenig vertraut bin. Mir gefällt Flanagan am Klavier etwas weniger als Mathews und ich mag die klaren Linien von Booker Ervin lieber. Eigentlich wäre eine Kombination aus Haynes, Mathews, meinetwegen Ridley oder auch Eddie Khan und einem Trompeter großartig. Dizzy Reece vielleicht.

    Wie gesagt, mit Booker Ervin werde ich (noch) nicht so recht warm. Mir gefällt die Konzeption seines Spiels und das Interagieren mit Jaki Byard. Aber oft erscheint mir das Ganze etwas ziellos und dafür oft recht „konventionell“. Ich habe aber schon länger vor, mich Ervin mehr zu widmen, da er einen sehr eigenen Stil hat und zusammen mit Byard und seiner Hausrhythmusgruppe tolle Alben geschaffen hat. Seine Arbeiten mit Horace Parlan dagegen erscheinen mir dagegen oft als etwas unaussagekräftig, routiniert.

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #3480683  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Aber nein! Grad das Candid-Album (und auch dasjenige auf Savoy, wo noch Richard Williams, ein weiterer unterschätzter Hardbop-Heroe, dazustösst) sind hervorragend! Und ich glaub die passen beide auch perfekt in die Hardbop-Schublade (ich hab oben für diesen Zeitraum um 1960 nur an die Mingus-Alben gedacht, die Prestige-Alben so ab 1963 halte ich dann für etwas avancierter, freier, als dass ich sie noch unter Hardbop ablegen würde).

    Ach ja, und was Newborn betrifft sind wir uns wohl im grossen ganzen einig. Allerdings mag ich seinen Groove durchaus. Peterson mag ich seit eineinhalb Jahren, hab meine Meinung über ihn komplett geändert…

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Ansicht von 15 Beiträgen - 91 bis 105 (von insgesamt 187)

Schlagwörter: , ,

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.