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vorgartenda ming (1980) das erste octet-album: rhythm section mit klavier, dazu 5 bläser (tp/co, as/ts, tb). als schrumpfform der big band, mit der er auch schon seit 1978 experimentiert. für jemanden, der zu beginn vor allem im trio aufgenommen hat, fragt man sich: woher kommt die frühe affinität zu größeren besetzungen? da fehlt vielleicht der tapscott-baustein (seine frühen auftritte in diesem kontext sind leider nicht dokumentiert). aber auch ellington ist natürlich eine referenz (das stück „ming“ beruht auf den harmonien von „melancholia“, weiß stanley crouch in den liner notes). ziemlich lush & lavendish, die arrangements hier, 80er-jahre-mainstream weht erstmals durch murrays konzepte, aber gleichzeitig bleiben loft-jazz und andere formen des kollektiven improvisierens präsent. die besetzung ist spannend: lauter leute aus der 2. generation freejazz, die eine ironische spannung zu den neuen traditionalisten gehabt haben dürften (darüber hinaus ein interessanter mix aus kalifornien & chicago). für crouch ist das murrays geheimnis: ein verständnis von tradition, das weder ayler/coltrane, noch die freie musik danach ausklammmert, im handumdrehen aber eben auch ellington, webster, hawkins aufrufen kann, und blues und geräusch genauso wie sauber artikulierte töne. dreh- und angelpunkt hier ist wieder das klavier, das räume füllt, wovon sich murray aber eben nicht eingezwängt zu fühlen scheint. nebenthema: selbstporträt von ming smith auf dem cover, damals (bis mitte der 80er) mrs ming murray, der gemeinsame sohn heißt mingus.
netter funfact, das zeigt schon die musikalische beeinflussung, ming mag etwas zeitgeistig wirken, gefällt mir aber auf grund der vielschichtigkeit sehr, habe gerade diese beiden durch, wobei ich nicht geglaubt hatte, das flöte und saxofon so gut miteinander funktionieren
und hier wandelt er mehr als deutlich, zumindest für mich, auf aylers spuren, besetzung funktioniert prima, dyani ist für mich eh einer der besten, hätte mir da fast ein wenig mehr solopartien gewünscht, klasse album, werde es wohl auf dem versandweg ordern um es noch besser genießen zu können….
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Werbungclarinet summit, in concert at the public theatre (1981)
das sieht auf dem papier schon sehr interessant aus, aber man reibt sich tatsächlich auch die ohren. farbig und präzise arrangierter tetralog von sehr unterschiedlichen klarinettenzugängen, new orleans und ellington, dazu carters eigenwilliger westküsten-art-jazz. murray auf der bassklarinette hat ein bisschen samt ausgelegt und nur selten bricht er etwas aus aus seiner respektvollen funktionalität. das ist kein einfacher jam, sondern die haben wirklich geprobt und was gefunden.
home (1981)/ murray’s steps (1982)
das octet geht in runde 2 und 3, für mich eine steigerung. nur murray-material, im prinzip das ganze bisherige portfolio, aber völlig anders arrangiert, also doppelte exzellenz-ambition: der komponist und arrangeur kommt hier zum zuge. die neuen voicings gefallen mir eher weniger, die vorherigen versionen waren schärfer, hipper, hier wirken sie manchmal fast verwässert, kriegen aber in MURRAY’S STEPS eine kurve: entspannte grooves, zurückhaltende begleitung, eher getupft als ausgeholt, darüber lange, interessante, eingebundene soli. wilber morris und steve mccall grundieren fantasievoll, abwechslungsreich, gerne auch richtung latin. anthony davis, der pianist der ersten beiden alben, scheint mir manchmal fremd, der versponnenere curtis clark (vom london concert, den muss ich unbedingt weiterverfolgen) passt besser und deutet die begleitung fast nur an. interessanter trompeterwechsel von album 2 zu 3: bobby bradford statt olu dara. lag natürlich nahe, nachdem murray gerade mit john carter gespielt hatte. sehr zuhause sind threadgill und butch morris, auf unterschiedliche art, die posauneneinwürfe werden durch den wechsel von george lewis zu craig harris etwas wilder. MURRAY’S STEPS hat einen entspannten zugang zum mainstream-jazz, es weht etwas staubiger wind durch ein sommerliches new york, scheint mir – aufgenommen wurde das aber im winterlichen mailand. dass sich murrays intervallsprünge und obertonvibrationen jetzt aus relativ konventionellen gerüst lösen, ist auf jeden fall ein neues phänomen hier.
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david murray & low class conspiracy, penthouse jazz / holy siege on intrigue / flowers for albert (1977)
sprung zurück ins jahr 1977 und murrays ersten leader-aufnahmen mit pianisten. vol. 2 hatte ich sehr früh in dieser ausgabe & deshalb noch sehr gut im ohr, leider ging sie mir irgendwann verloren. jetzt habe ich mir die cd mit vol. 2 und der hälfte von vol.1 (heißt: ein track fehlt) besorgt, die unter dem titel „flowers for albert“ bei west wind erschien, ein windiges blobel-produkt also, wobei ich nicht weiß, ob herr kreis (circle records) seinerseits für die beiden original-lps überhaupt honorare gezahlt hat. egal.
diese band, mit mentor crouch hinter den drums, den kumpels hopkins & morris und dem gast pullen, wurde im amsterdamer bimhuis aufgenommen und zusammen zaubern sie erstmal die besten versionen von „flowers for albert“ (unter 4 minuten) und „patricia“ überhaupt hin. zentral steht aber ein freies stück namens „holy siege on intrigue“, das insgesamt über 40 minuten dauert, dabei wahrscheinlich noch vorne abgeschnitten ist (es gibt kein thema), sondern mit einem 17-minütigen pullen-solo anfängt, das einen konzisen bogen schlägt und dabei immer dissonanter wird. das hopkins-solo danach ist nicht weniger schlüssig, und der leader löst die aufgabe danach mit einer kleinen explosion zum start und einem tollen high-energy-dauerlauf im anschluss. crouch begleitet intensiv, von pullen hört man im mix vergleichsweise wenig, meistens störakkorde, morsezeichen, aufreizende cluster. butch morris kommt erst im letzten stück (von vol. 1, also kannte ich das noch nicht, und der kornettist blieb für mich bisher ein ensemble-schatten) zum solieren, und er bleibt wieder vergleichsweise knapp & inside, was ein reizvoller kontrast zu murray ist (mit pullen, der chamäleonhaft dazwischen changiert, in der mitte).
also wieder: eine richtige live-band, kontraste und mikroklimen statt durchgehendem powerplay, und durchaus unterhaltsam. und pullen ist der erste in einer reihe eigenwilliger pianist*innen, die tolle dinge mit murray anstellen (werden).
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hast du zu dieser auch den zweiten teil?
,,,oder hast du die cd compilation?
zuletzt geändert von lotterlotta--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!und diese einspielung der herren aus 1987 gibt es ja auch noch, scheint aber eine studioeinspielung zu sein…..
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!ich hab die kompilation gehört
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vorgarten
es gibt andere aspekte, die mein verständnis von murray erschweren, weil man da nur archäologisch dran kommt und zeitzeug*innen-material auswerten müsste. frage 1: warum war er direkt so erfolgreich, als er in new york ankam? weshalb kam man offenbar nicht daran vorbei, ihn auszuchecken? und das führt zu frage 2: spätestens mitte der 80er gibt es starke kritik an ihm, oft mit wirklich krasser wortwahl (blender, swingt nicht, kann keine changes spielen, spielt unsauber, schlampig, ist total überschätzt usw.) – war das eine gegenreaktion? oder eine frage zur verhältnismäßigkeit des riesigen outputs? oder eine sichtweisee der neotraditionalisten?zu der ersten Frage hab ich keine Antwort, nur das hier, Murrays Rede als ihm 2012 doch noch der Bachelor Titel verliehen wurde, der ihm damals durch seinen Umzug nach New York entgangen war… am Seitenumbruch klingt es so, als habe Murray gewusst, dass er genau jetzt gehen muss, weil man ihn New York jetzt auf ihn wartet und nicht später… was das zweite betrifft, hat sicher eine Rolle gespielt, dass er einfach unfassbar viel aufgenommen hat… da fand ich hier interessant zu lesen, dass er selbst scheinbar bis tief in die 90er keinen CD Player hatte… er hat sich die ganzen Alben bestimmt nicht angehört… was dieses „keine Changes können“ betrifft, fand ich hier die Diskussion auf .org ganz erhellend – in gewissen Grenzen ist das einfach eine generische Beleidigung unter Jazzmusikern, s. das Beispiel dort von Lou DOnaldson, der sagt, Wayne Shorter könne keine Changes… es dürfte viel Neid dabeigewesen sein, und sicher auch Zweifel, ob er jetzt wirklich so gut ist, wie sein sichtbarer Erfolg nahelegt… also, nur weil er etwa doppelt so viele Alben aufgenommen hat wie Sonny Rollins, ist er ja kein doppelt so guter Saxophonist
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.danke fürs anbeißen. ich hatte den gesamten org-faden gelesen, bevor ich die fragen formulierte, weil da ja ein paar paradigmatische diskussionen (fand ich) losbrachen, und ich mich fragte: woher kommt da die intensität in der meinungsbildung? da machen deine ideen sehr viel sinn. heute morgen las ich noch in einem interview mit murray, wie wichtig es ihm war, in new york bei älteren musikern zu lernen, deshalb fand er auch das clarinet summit so wichtig – und er machte sich dort auch über sein eigenes ego lustig, dass er immer noch an die ganzen cds denkt, die er nicht hat aufnehmen können, mindestens 25 tolle, jetzt nicht dokumentierte projekte… was ich ja finde, ist, dass da auch seinen vielen aufnahmen ja oft leute drauf sind, die man sonst nicht so oft auf tonträgern findet, also dass seine cd-schwemme insofern für andere auch sehr hilreich war (butch morris fällt da sofort ein, aber auch burrell, hopkins, dara, wilson, d.d. jackson, curtis clark… und den drummer stanley crouch fand ich auch gar nicht schlecht). aber mal sehen, wann es mir selbst damit zu viel wird – bis jetzt fand ich den trip sehr abwechlungsreich.
mein wichtigstes murray-erlebnis war ein livekonzert im dortmunder domicil (vor dem umzug ins hansaviertel, also ein sehr kleiner, intimer club), mit john hicks und fred hopkins, mir fällt eigenartigerweise der drummer nicht mehr ein (ich glaube,e s war cyrille, könnte aber auch burrage gewesen sein – oder tabbal?), und das domicil listet seine konzertgeschichte aus den 90ern nirgendwo auf. jedenfalls fand ich das ein intensiv arbeitendes quartett, ohne tricks oder vordergründige gimmicks, die sich aneinander berauschten, aber auch wirklich rackern mussten, um in diesen rausch zu kommen. für mich war das damals wie der ideal-, aber auch normalfall einer live-jazz-band: auf gemeinsames material zurückgreifend, sich auf die situation, den sound, die individuellen stimmungen einlassend, aber eben: arbeitend. deswegen war ich erstmal lange zeit nicht darauf gekommen, dass jemand wie murray tatsächlich polarisiert.
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billy bang, outline no.12 (1982) / wilber morris, wilber force (1983)
murray als sideman. bei bang quasi begraben in einem loft-gedenk-ensemble (u.a. mit lowe, tyler, hwang, jamal, wilber morris und sunny murray), bei dem butch morris zwar seine conducted-improvisation-methode ausprobiert, damit aber eigentlich nur zusammenhanglose, zerfahrene prozesse und dynamiken ingang setzt. da merkt man dann schon, dass murray sich mit seinen eigenen projekten schon weiterentwickelt hat.
bei morris im trio bewegt er sich auf bekannterem terrain und wagt darüber hinaus eine ziemlich deutliche verbeugung vor sonny rollins. das ist bereits in morris‘ kompositionen angelegt, die sogar einen calypso zu bieten haben. die session macht großen spaß, ist live an einem „snowy sunday afternoon“ in einer einrichtung namens „kwame“ eingespielt, was angesichts der kinderstimmen nach einem community center klingt. murray ist durchgehend super, ohne zwanghaft den ausbruch zu suchen. allerdings wird der fluss durch die vielen unbegleiteten soli von morris und dem großartigen denis charles immer wieder gestört. aber das ist gewollt – jeder der drei soll ausreichend raum für den individuellen ausdruck bekommen – und dem publikum gefällt es.
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morning song (1983)
eine frühe quartett-aufnahme, die ich noch gar nicht kannte. murray hat zwei veteranen eingeladen, reggie workman & ed blackwell, dazu stößt der großartige john hicks, der anfang der 1980er wohl so heiß spielt wie kein anderer pianist. der kommt mit dem neuen material von murray, mit vielen changes (!) und tempowechseln, super klar, und rollt das ganze himmelwärts, während blackwell sich um besonders unkonventionelle formen der begleitung bemüht. das geht oft fast punkig gut auf, manchmal auch nicht so. aber mich hat erstaunt, wie viel von dem, was ich am 90er-jahre-murray so mag, hier schon präsent ist, inklusive der tollen komposition „off season“ (mit das beste, was er je geschrieben hat, ein großartiges höhepunkt-vehikel). fokussierteüberlegte soli, die was aufbauen, oberton-linien, ein schwerer, muskulöser swing, und ein fuß breit im gospel.
im org-faden hat vor allem diese band viel kritik bekommen, und auch blackwell hat murray irgendwann mal gesagt, dass es ein paar jahre brauchte, bis er mal der rhythm section zugehört und nicht nur fürs publikum gespielt habe (gibt murray selbstkritisch zu). hier hört man das nicht. aber so richtig intensiv arbeitet murray erst ende der 80er in diesem format weiter.
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vorgarten morning song (1983) eine frühe quartett-aufnahme, die ich noch gar nicht kannte. murray hat zwei veteranen eingeladen, reggie workman & ed blackwell, dazu stößt der großartige john hicks, der anfang der 1980er wohl so heiß spielt wie kein anderer pianist. der kommt mit dem neuen material von murray, mit vielen changes (!) und tempowechseln, super klar, und rollt das ganze himmelwärts, während blackwell sich um besonders unkonventionelle formen der begleitung bemüht. das geht oft fast punkig gut auf, manchmal auch nicht so. aber mich hat erstaunt, wie viel von dem, was ich am 90er-jahre-murray so mag, hier schon präsent ist, inklusive der tollen komposition „off season“ (mit das beste, was er je geschrieben hat, ein großartiges höhepunkt-vehikel). fokussierteüberlegte soli, die was aufbauen, oberton-linien, ein schwerer, muskulöser swing, und ein fuß breit im gospel. im org-faden hat vor allem diese band viel kritik bekommen, und auch blackwell hat murray irgendwann mal gesagt, dass es ein paar jahre brauchte, bis er mal der rhythm section zugehört und nicht nur fürs publikum gespielt habe (gibt murray selbstkritisch zu). hier hört man das nicht. aber so richtig intensiv arbeitet murray erst ende der 80er in diesem format weiter.
wow, hätte nicht gedacht, dass dies dich so richtig anspricht, lief eben auch gerade mal wieder! seite eins ist mit den ersten stücken schon der weichere david murray, den ich vor allem in den piano duo alben liebe, das quartet harmoniert fantastisch, man könnte das schon fast als schmalzig(heute wohl eher als perfekte darbietung) abtun. in den 80ern hätte ich das nicht gehört( es musste häufig schräg und derb sein), heute sind die ersten beiden stücke , „morning song“ und „body and soul“ vielleicht der beste einstieg in den tag, funktionierte eben aber auch zum runter kommen nach einem anstrengenden und recht warmen bzw. hier recht schwülem freitag. der klang der black saint lp ist mehr als formidabel, die pressung perfekt. wer sie nicht kennt und als vinyl bekommen kann sollte zuschlagen…..vielleicht beruht die kritik im org faden auf dem zeitgeistigen dieser einspielung, das ist zum teil schon jazz, den man damals tatsächlich auf jeder rolltreppe um die ohren bekam….heutzutage höre ich dies auch mit ganz anderen ohren und entdecke nuancen, die man in den achtzigern nicht wahrnahm…und ja off season ist fantastisch, liegt imo vor allem an blackwell und workman…..kritikpunkt meinerseits , duet, da wäre mehr drin gewesen…..
zuletzt geändert von lotterlotta--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!werde mir zu einem schönen kaltgetränk diese black saint scheibe auf die ohren legen, mit den big band scheiben von murray fremdle ich ein wenig(zu viel, zu gewollt), mal schauen wie diese heute abend funktioniert……live erlebt war es für mich häufig eine reizüberflutung, vor allem wenn murray den kraftbolzen raushängen ließ….
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!Ich hab – ohne hier alles gelesen zu haben (und ohne geguckt zu haben, ob ich drüben bei org hochgestapelt hab … hoffentlich nicht!) nur ne Episode zu den Grabenkämpfen unter den Saxophonisten beizutragen: der Saxlehrer, der in den späten 90ern die Leitung der Big Band meines Gymnasiums übernahm, war wohl so um 1980 herum in Berklee (und hatte da einige Räuberpistolen zu erzählen, z.B.: bei Feueralarm immer in Ruhe alle Instrumente einpacken, denn meistens sei das ein geplanter Instrumentendiebstahl gewesen und kein Feueralarm). Als ich endlich mein Tenorsax hatte und in „Sugar“ von Stanley Turrentine mein einziges kurzes Solo, nahm er mich auch mal beiseite und meinte, ich solle doch nicht mit diesem „dreckigen“ Ton spielen (voluminös, Vibrato, Glissandi und sowas) – er überspielte dann irgendwelche Aufnahmen von Lester Young und den alten Prestige LP-Twofer von Hank Mobley für mich auf zwei 90er-Tapes, um mich zu „erziehen“ – aber das fruchtete nichts, ich war da auch direkt und er hat’s akzeptiert. Mobley kannte und liebte ich da eh schon lange, aber eben auch jemanden wie Johnny Griffin. Selbst Coleman Hawkins lehnte er rundum ab … ich weisss nicht, ob er wenigstens noch die Gnade hatte, ihn als historisch wichtigen Musiker zu betrachten, aber für das Saxophonspiel damals hatte das gefälligst keine Rolle mehr zu spielen: das hatte glatt und elegant, flüssig und mit schlankem Ton zu sein. Er spielte zwar Altsax, aber das klang so à la Mike Brecker … nun ja. Dass Murray in solche Grabenkämpfe gezogen wurde, ist vielleicht weniger überraschend, als dass er auf der „falschen“ Seite landete (nicht, dass er mit den Breckers, Grossmans, Liebmans, LaBarberas in einen Topf geworfen worden wäre, das natürlich nicht, aber zumindest teils dieselben Leute, die diese nicht mochten, scheinen auch ihn abgelehnt zu haben). Das mit dem „playing to the people“ ist vielleicht aber wirklich was … ich hatte ja bei „Lucky Four“ auch wieder Momente der Irritation, manchmal kam mir das alles … etwas zu einfach vor, zu leicht. Ohne dass ich es genauer sagen konnte. Dass das Album bei euch so super angekommen ist, hat mich dann etwas verwundert … aber ich glaub ich bin in meinem Kommentar halbwegs anständig geblieben – und schätze Murray ja eh (live habe ich allerdings bloss das Infinity Quartet mit Saul Williams dreimal erlebt und einmal das Duo mit Aki Takase, mit dem ich zu meiner eigenen Überraschung auf „Sakura“, dem Intakt-Album, super klar komme, aber live ständig Angst hatte, dass die beiden auseinanderfallen, weil sie beide eine so seltsame Konzeption von Time haben und sich die halbe Zeit nicht auf den Beat zu einigen scheinen konnten … scheinen, denn es hat natürlich alles reibungslos geklappt, mich hat einfach ständig was gestört … Stride vor dem Beat und Sax vor dem Beat ist einfach keine so entspannte Kombination – aber auch da war ich wohl relativ allein mit diesem Eindruck, das Publikum liebte die beiden natürlich).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windIch hab – ohne hier alles gelesen zu haben (und ohne geguckt zu haben, ob ich drüben bei org hochgestapelt hab … hoffentlich nicht!) nur ne Episode zu den Grabenkämpfen unter den Saxophonisten beizutragen
du warst da „team überschätzt“, aber so richtig habe ich noch nicht verstanden, was du an murray magst und nicht magst (der thread hier fängt ja auch eher kritisch an), und es ist ja auch völlig verständlich, sich da überhaupt nicht festlegen zu können oder zu wollen. die close-to-kitsch-momente, die spätestens mit LUCKY FOUR kommen, haben ganz viel mit dave burrell zu tun, glaube ich, und dann ist die frage, ob das einfach ist oder sehr sophisticated… aber da bin ich noch nicht. irre im org-faden ist ja die position von allen lowe, der einfach mal sagt, dass er besser ist als murray (im inside/outside-playing) und mitte der 80er aufgehört hat hinzuhören.
das mit der richtigen und der falschen seite ist interessant, aber da fällt mir sofort lovano ein – vom sound her auf der falschen seite, trotzdem everybody’s darling. vielleicht spielt da auch ein rassistisches moment hinein.
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lotterlotta
vorgarten morning song (1983) eine frühe quartett-aufnahme, die ich noch gar nicht kannte. murray hat zwei veteranen eingeladen, reggie workman & ed blackwell, dazu stößt der großartige john hicks, der anfang der 1980er wohl so heiß spielt wie kein anderer pianist. der kommt mit dem neuen material von murray, mit vielen changes (!) und tempowechseln, super klar, und rollt das ganze himmelwärts, während blackwell sich um besonders unkonventionelle formen der begleitung bemüht. das geht oft fast punkig gut auf, manchmal auch nicht so. aber mich hat erstaunt, wie viel von dem, was ich am 90er-jahre-murray so mag, hier schon präsent ist, inklusive der tollen komposition „off season“ (mit das beste, was er je geschrieben hat, ein großartiges höhepunkt-vehikel). fokussierteüberlegte soli, die was aufbauen, oberton-linien, ein schwerer, muskulöser swing, und ein fuß breit im gospel. im org-faden hat vor allem diese band viel kritik bekommen, und auch blackwell hat murray irgendwann mal gesagt, dass es ein paar jahre brauchte, bis er mal der rhythm section zugehört und nicht nur fürs publikum gespielt habe (gibt murray selbstkritisch zu). hier hört man das nicht. aber so richtig intensiv arbeitet murray erst ende der 80er in diesem format weiter.
wow, hätte nicht gedacht, dass dies dich so richtig anspricht, lief eben auch gerade mal wieder! seite eins ist mit den ersten stücken schon der weichere david murray, den ich vor allem in den piano duo alben liebe, das quartet harmoniert fantastisch, man könnte das schon fast als schmalzig(heute wohl eher als perfekte darbietung) abtun. in den 80ern hätte ich das nicht gehört( es musste häufig schräg und derb sein), heute sind die ersten beiden stücke , „morning song“ und „body and soul“ vielleicht der beste einstieg in den tag, funktionierte eben aber auch zum runter kommen nach einem anstrengenden und recht warmen bzw. hier recht schwülem freitag. der klang der black saint lp ist mehr als formidabel, die pressung perfekt. wer sie nicht kennt und als vinyl bekommen kann sollte zuschlagen…..vielleicht beruht die kritik im org faden auf dem zeitgeistigen dieser einspielung, das ist zum teil schon jazz, den man damals tatsächlich auf jeder rolltreppe um die ohren bekam….heutzutage höre ich dies auch mit ganz anderen ohren und entdecke nuancen, die man in den achtzigern nicht wahrnahm…und ja off season ist fantastisch, liegt imo vor allem an blackwell und workman…..kritikpunkt meinerseits , duet, da wäre mehr drin gewesen…..
interessant! auf diesen rolltreppen wäre ich in den 80ern gerne gefahren, wo diese musik gelaufen sein soll… ich glaube nicht daran. der „morning song“ als einstieg ist ja eigentlich ein gospelthema, das immer wieder in einen swingrhythmus kippt, und damit ganz nah am adams/pullen-quartett, das ja zu dieser zeit sehr populär war (und die musiker murray bestens vertraut). seicht, kitschig, schmalzig finde ich das nicht. danach kommt eine ersthafte duo-interpretation (murray/hicks) von „body and soul“, die einfach und schön etwas herausarbeitet, das schon generationen von anderen musikern beschäftigt hat (und hier spielt murray changes!). das ist auch kein schmalz… aber klar, das hat sich zwar angedeutet, aber hier wird es dann wirklich deutlich, dass murray noch was anderes kann als explosionen, intervallsprünge und große sounds.
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Schlagwörter: David Murray, Tenorsax
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