Antwort auf: David Murray

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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danke fürs anbeißen. ich hatte den gesamten org-faden gelesen, bevor ich die fragen formulierte, weil da ja ein paar paradigmatische diskussionen (fand ich) losbrachen, und ich mich fragte:  woher kommt da die intensität in der meinungsbildung? da machen deine ideen sehr viel sinn. heute morgen las ich noch in einem interview mit murray, wie wichtig es ihm war, in new york bei älteren musikern zu lernen, deshalb fand er auch das clarinet summit so wichtig – und er machte sich dort auch über sein eigenes ego lustig, dass er immer noch an die ganzen cds denkt, die er nicht hat aufnehmen können, mindestens 25 tolle, jetzt nicht dokumentierte projekte… was ich ja finde, ist, dass da auch seinen vielen aufnahmen ja oft leute drauf sind, die man sonst nicht so oft auf tonträgern findet, also dass seine cd-schwemme insofern für andere auch sehr hilreich war (butch morris fällt da sofort ein, aber auch burrell, hopkins, dara, wilson, d.d. jackson, curtis clark… und den drummer stanley crouch fand ich auch gar nicht schlecht). aber mal sehen, wann es mir selbst damit zu viel wird – bis jetzt fand ich den trip sehr abwechlungsreich.

mein wichtigstes murray-erlebnis war ein livekonzert im dortmunder domicil (vor dem umzug ins hansaviertel, also ein sehr kleiner, intimer club), mit john hicks und fred hopkins, mir fällt eigenartigerweise der drummer nicht mehr ein (ich glaube,e s war cyrille, könnte aber auch burrage gewesen sein – oder tabbal?), und das domicil listet seine konzertgeschichte aus den 90ern nirgendwo auf. jedenfalls fand ich das ein intensiv arbeitendes quartett, ohne tricks oder vordergründige gimmicks, die sich aneinander berauschten, aber auch wirklich rackern mussten, um in diesen rausch zu kommen. für mich war das damals wie der ideal-, aber auch normalfall einer live-jazz-band: auf gemeinsames material zurückgreifend, sich auf die situation, den sound, die individuellen stimmungen einlassend,  aber eben: arbeitend. deswegen war ich erstmal lange zeit nicht darauf gekommen, dass jemand wie murray tatsächlich polarisiert.

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