Antwort auf: David Murray

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vorgarten

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clarinet summit, in concert at the public theatre (1981)

das sieht auf dem papier schon sehr interessant aus, aber man reibt sich tatsächlich auch die ohren. farbig und präzise arrangierter tetralog von sehr unterschiedlichen klarinettenzugängen, new orleans und ellington, dazu carters eigenwilliger westküsten-art-jazz. murray auf der bassklarinette hat ein bisschen samt ausgelegt und nur selten bricht er etwas aus aus seiner respektvollen funktionalität. das ist kein einfacher jam, sondern die haben wirklich geprobt und was gefunden.

 

home (1981)/ murray’s steps (1982)

das octet geht in runde 2 und 3, für mich eine steigerung. nur murray-material, im prinzip das ganze bisherige portfolio, aber völlig anders arrangiert, also doppelte exzellenz-ambition: der komponist und arrangeur kommt hier zum zuge. die neuen voicings gefallen mir eher weniger, die vorherigen versionen waren schärfer, hipper, hier wirken sie manchmal fast verwässert, kriegen aber in MURRAY’S STEPS eine kurve: entspannte grooves, zurückhaltende begleitung, eher getupft als ausgeholt, darüber lange, interessante, eingebundene soli. wilber morris und steve mccall grundieren fantasievoll, abwechslungsreich, gerne auch richtung latin. anthony davis, der pianist der ersten beiden alben, scheint mir manchmal fremd, der versponnenere curtis clark (vom london concert, den muss ich unbedingt weiterverfolgen) passt besser und deutet die begleitung fast nur an. interessanter trompeterwechsel von album 2 zu 3: bobby bradford statt olu dara. lag natürlich nahe, nachdem murray gerade mit john carter gespielt hatte. sehr zuhause sind threadgill und butch morris, auf unterschiedliche art, die posauneneinwürfe werden durch den wechsel von george lewis zu craig harris etwas wilder. MURRAY’S STEPS hat einen entspannten zugang zum mainstream-jazz, es weht etwas staubiger wind durch ein sommerliches new york, scheint mir – aufgenommen wurde das aber im winterlichen mailand. dass sich murrays intervallsprünge und obertonvibrationen jetzt aus relativ konventionellen gerüst lösen, ist auf jeden fall ein neues phänomen hier.

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