Das Piano-Trio im Jazz

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    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Hal Galper „Inner Journey“ (Mainstream) 1974 …. mit Dave Holland (b) + Bill Goodwin (dr) …. alles was man sich von diesem „Subgenre“ eigentlich wünschen kann aka ein prominent aufgenommer tanzender Bass, hell ziseliertes Schlagzeugzaubern und ein Pianist, welcher Ideenviefalt besitzt, diese aber bei weitem nicht überstrapaziert …. eine jener Scheiben, welche beim aktuellen Wiederhören sehr deutlich an Substanz gewonnen haben …. „on the bubble“ meiner Top20 ….

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    #12570997  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    The John Wright Trio – South Side Soul | South Side Chicago ist natürlich gemeint, obwohl das Album wie vier weitere in Englewood Cliffs, NJ aufgenommen und bei Prestige erschienen ist. Wright ist einer der Pianisten, die in die „soulful“-Ecke gehören. Soulige Blues-Nummern, träge Gospel-Grooves, dunkel schattierte Stimmungen – das hebt ihn von anderen Pianisten aus der Ecke (Gene Harris, Bobby Timmons, in Chicago Ramsey Lewis …) wiederum ab. LeRoi Jones schreibt zum Einstieg der Liner Notes zum Album allerdings von der Migration nach Chicago zwischen 1910 und 1920, „from the cotton fields of the South to the grey cities of the North“. Um die 60’000 Schwarze seien zugezogen, unter ihnen auch viele „blues singers, guitar strummers, and almost any other kind of musician you could name came up also“. Jones nennt u.a. Blind Lemon Jefferson, Roosevelt Sykes, Chippie Hill, Mamma und Jimmy Yancy, Memphis Slim … fast alle landeten in der South Side, wo etwas ähnliches entstanden sei wie in Harlem. Pianist John Wright kam in Louisville, Kentucky zur Welt, lebte aber die meiste Zeit seines Lebens in Chicago, wie der Bassist Wendell Roberts und der Drummer Walter McCants, zu dessen frühen Gigs auch zwei Jahre mit Ramsey Lewis gehörten. Eine formelle Ausbildung genoss Wright nicht, aber praktisch alle in seiner Familie spielten irgendein Instrument und so wurde er zum Tutoren am Midwestern Conservatory und spielte in und um Chicago mit unterschiedlichen Bands, begleitete auch Besucher wie Gene Ammons. Sieben Originals gibt es zu hören, drei von Wright, eins von Roberts, zwei von einem Armond G. Jackson (anscheinend ein 1917 geborener Drummer aus New Orleans, der in den Vierzigern und Fünfzigern mit vielen Bluesern spielte?), das Titelstück hat Esmond Edwards, der Produzent, sich gekrallt … das Ergebnis ist eine Art musikalischer Gottesdienst, dunkel und soulful, hier wird gepredigt, gechantet, jubiliert. Hätte mir in den ersten Jahren meiner Jazz-Erkundungen wenig gesagt … drum hab ich auch nur das Fresh Sound 2-CD-Set mit vier der fünf Alben (eins mit Quartett mit dem Tenorsaxophonisten Eddy „Cat Eye“ Williams, dafür fehlt „Mr. Soul“, das fünfte Prestige-Album, das ich mir dann mal noch aus Japan holte).

    Stan Tracey Trio – The 1959 Sessions | Das mit dem Verfeinern des Hörens ist in der Tat oft faszinierend bei solchen Projekten. Dass hier Monk stärker also in aller Regel Pate stand, hätte ich allerdings auch so bemerkt, aber für viele Feinheiten wird das Ohr tatsächlich gut geeicht, wenn man sich einem Thema so widmet, wie wir es gerade tun. Stan Tracey macht schon 1959 einiges richtig – auf diesen Aufnahmen, die erst 2022 erschienen sind, als die Bänder gefunden wurden, ist das zu hören. Acht kurze Stücke mit Kenny Napper am Bass, die ersten vier (allesamt Standards) mit Tony Crombie, die zweite Hälfte mit Phil Seamen am Schlagzeug (vier Originals). Rhythmisch ist das alles schon noch etwas steif – der Durchbruch für Tracey und damit vielleicht den englischen Jazz überhaupt folgte ja erst ein halbes Jahrzehnt später mit „Under Milk Wood“ (daneben gab es schon Tubby Hayes, klar, und die Einwanderer aus der Karibik – aber die Begleiter von Hayes waren in den früheren Jahren ja auch noch nicht auf dem Level … Crombie, Napper und Seamen gehören alle zu ihnen). In den Balladen, etwa dem Original „Little Girl Sadly“, ist eher Ellington die Referenz. Die Aufnahmen entstanden am 5. und 8. Juni 1959 in den Decca-Studios. Ein kleines Detail aus den Liner Notes (Alyn Shipton): „I wondered whether, by the time he made these 1959 sessions, Stan thought of himself as one of the pianists on the London scene of the time who had consciously led the move towards playing bebop? But his answer was somewhat typically self-deprecating: ‚Not really, I just went along with what was happening. That music was part of the scene, so that’s what I played.“ – Das Level des Klavierspiels ist schon bemerkenswert: mit Elementen von Ellington, Monk und Powell hat Tracey bereits zu dem Zeitpunkt einen ziemlich eigenen Stil gefunden. Und ein wenig Vibraphon spielt er hier auch noch. Er hatte das Instrument ab 1956 ab und zu gespielt, hier tut er es in „Street of Themes“, einem Thema über „Street of Dreams“ von Victor Young – wie Victor Feldman im Trio ohne Klavierbegleitung, was schon auch ziemlich toll ist – wenngleich off topic hier. Ein Schwenker zurück in die Fünfziger, der durchaus lohnenswert ist.

    Daniel Humair, René Urtreger, Pierre Michelot – Hum ! | In Paris war um die Zeit schon mehr los, was daran liegt, dass nach dem zweiten Weltkrieg jazzmässig echt viel los war an der Seine (und vielleicht auch daran, dass die Gewerkschaften weniger protektionistisch waren?). Im September 1960 wird jedenfalls das Trio HUM – Daniel Humair (d), René Urtreger (p) und Pierre Michelot (b) – im Club Saint-Germain live mitschnitten und ein Album erscheint 1982 auf Véga (und 1982 wieder auf Carlyne, dem Label der Schweder von Urtreger, für das das Trio 1979 ein zweites Album eingespielt hat). „Just One of Those Things“ ist der Opener und das ist eng verzahnt, rasant, Humair spielt so super wie Michelot, der Drummer höchst lebendig, mit Besen so souverän wie mit Sticks, der Bassist mit unerschütterlichem Beat … und darüber dann René Urtreger, der ja schon längst mit den Besten mithalten konnte (vgl. sein Debutalbum, von dem wir es hier schon hatten). „Bye Bye Blackbird“ folgt als zweites, dann die Ballade „Ah Moore“ von Al Cohn und „Monsieuur de …“ von Urtreger. Teil 2 öffnet mit Monks „Well, You Needn’t“, gefolgt vom Michelot-Feature „Laura“ und zwei weiteren Jazz-Tunes, „Airegin“ und „C.T.A.“ – letzteres eine Erinnerung daran, dass auch Jimmy Heath in den Fünfzigern mal in Paris war. Das alles ist sehr souverän, bewegt sich zwischen Powell und Garland (die Block-Akkorde in „Blackbird“ kommen eher von da als von Shearing, dünkt mich), zwischen Monk und Jamal (im Monk-Stück – wobei im direkten Vergleich auffällt, dass Urtreger mit dem Monk-Einfluss ganz andere Wege geht als Tracey: bei diesem sind es Ecken, Kanten, es werden Haken geschlagen – während Urtreger das alles irgendwie sublimiert und in die Linien einbaut, die seine rechte Hand spielt).

    Ich höre das Album aus dem 3-CD-Set, das 1999 mit einer dritten Aufnahme des Trios aus demselben Jahr bei Sketch erschienen ist. Unten zudem ein Foto von Urtreger und seiner Schwester Jeanne de Mirbeck mit Miles Davis, 1957 im Club Saint-Germain.

    Und die drei Gallier auf einem Foto von 1959 aus dem Sketch-Booklet:

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    gypsy-tail-wind
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    Chris Anderson Trio – My Romance | Das erste von zwei frühen Trio-Alben, die ich auf einer Fresh Sound-CD habe, wurde im Oktober 1960 in Chicago für Vee Jay aufgenommen und erschien erst mit grosser Verspätung. Bill Lee und Art Taylor sind dabei und das Ergebnis ziemlich einzigartig. Anderson ist daran interessiert, harmonisch eigene Wege zu gehen, klingt oft wie eine virtuose Ausprägung von arranger’s piano, bezieht wohl gerade so viel von Ellington wie von all den Grössen des Jazz-Pianos. Seine Standards-Interpretation sind – auf komplett andere Weise – so eigenwillig wie jene von Herbie Nichols oder Elmo Hope. 1960 hat Herbie Hancock bei Anderson gelernt und später zu Protokoll gegeben, dass dieser „a whole other facet of tools of expression and harmonies“ gefunden habe „that I hand’t heard in Bill Evans“. Eine Parallelgeschichte des Jazzpianos, die hier hätte ihren Ursprung nehmen können, aber hier auch schon wieder geendet hat, mal abgesehen von Anderson eigenen späteren Aufnahmen, die ja leider alles andere als zahlreich sind. Er drückt Stücken mit „So in Love“ (Andrew Hill!) oder „You Stepped Out of a Dream“ seinen Stempel auf, spielt gleich drei Stücke von Richard Rodgers – vor direkt vor „My Romance“ auch „A Fellow Needs a Girl“ und „I Could Write a Book“, und danach als Closer eine tolle, lange Solo-Version von „Love Letters“. Nur gerade „Monica“ von Bill Lee ist ein Original. Das ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig, auch weil Anderson – an der Oberfläche eine Parallele zu Nichols, aber mehr auch nicht – gern in der Höhe spielt. Aber vor allem ist das ganz tolle Musik!

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    #12571041  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    The John Wright Trio – Nice ’n‘ Tasty | Im November 1960 war Wright wieder im Studio von Rudy Van Gelder. Für sein zweites Prestige-Album stellte man ihm Wendell Marshall und J.C. Heard zur Seite. Als Opener ist eine funky Hard Bop-Nummer von Cannonball Adderley zu hören, „Things Are Getting Better“, bevor es mit „The Very Thought of You“ ins Balladenterritorium geht. Der Sound ist luxuriös, Goldregen im Herbst. Durch die Erweiterung um Standards und die mit allen Wassern gewaschenen Sidemen klingt das alles etwas anders, eine Spur weniger funky schon, aber gleichzeitig ermöglicht der Rahmen Wright auch, neue Facetten seines Spiels zu präsentieren.

    Joe Goldberg holt in den Liner Notes sehr weit aus, um zu schreiben, was John Wright alles nicht sei und wird dabei heftig polemisch. Die Musik der Schwarzen Kirchen sei gerade „the most pervasive influence in contemporary American popular music“ und „’soul‘, or ‚funk‘, is the jazz shorthand for the music of the sanctified church“. Im Rhythm and Blues (und daher im Rock’n’Roll), ja selbst im Country and Western, habe die Musik der Schwarzen sich durchgesetzt, mit neuen Etikett „rockabilly“ und Elvis Presley – und weil sich das alles noch nicht im „theatre“ niedergeschlagen habe, „it is possible to find current hit tunes done in the gospel or country manner by people as far from the tradition as Eydie Gorme“. Das alles sei auch eine Reaktion auf „the pallid music of the west coast“ gewesen und selbst innert Kürze zu einem „commercial gimmick“ geworden sei. Die „Helden“ dieser „solemn days of jazz-as-art-and-oh-yes-roots-Lord“ (Hentoff, zitiert von Goldberg) seien meist Pianisten gewesen, und viel von dieser „soul music sounds as though it was written and performed by musicians with no greater acquaintance with gospels than can be acquired by a few hearings of Horace Silver’s ‚The Preacher'“. Und so würden sie alle ähnlich klingen, modernisierte Versionen von Gospel-Stücken schreiben und nicht bemerken, dass die Musik durch diese Modernisierung viel von ihrem Charme verliere. Dabei würden sie „mannerisms of Red Garland, Erroll Garner and Ahmad Jamal“ einstreuen und einen banalen „sentimentality-with-block-chords“ Zugriff pflegen. Und dann nennt Goldberg auch tatsächlich einen Namen: „The most representative of these is undoubtedly Les McCann, who has the bad taste to make mockery of the same music he exploits by shouting ‚Amen‘ after solos, and opens sets by saying things like ‚Once again I would like to welcome you to the East Side Baptist Church of Hollywood.'“ – Auch Victor Feldman kriegt sein Fett weg: er sei in Adderleys Band gerade so effektiv gewesen wie sein Vorgänger Bobby Timmons, aber sein Stil „had quickly disintegrated into a convention, as easily grasped by the professional musician as the cha-cha.“ Und als Gipfel dann noch die deutsche Ingenieurskunst: „Now that it has become a matter of supposedly emotional music being achieved solely through technique, perhaps we will find in a year or so, if the trend persists, that the Germans have learned how to manufacture funky piano players out of old airplane parts.“

    Krass. Ob man sich über solche Liner Notes freuen kann, auch wenn nach zwei Drittel solcher Polemik noch ein Drittel des Lobes über einen folgt? Und klar, ich müsste das hier alles nicht ausgraben, aber ich finde es einen faszinierenden Einblick in ein Scharmützel, das ja lange Zeit nachwehte: Gene Harris – und Les McCann – werden bis heute von der Jazz-Polizei oft nicht ernst genommen: Ramsey Lewis sicher, Bobby Timmons vielleicht auch nicht. Und selbst Ahmad Jamal blieb nicht immer verschont.

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    #12571073  | PERMALINK

    vorgarten

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    mist, chis anderson hatte ich nicht mehr auf dem schirm, weil die frühen alben nur digital besitze. mal schauen, ob ich die nochmal herauskrame.

    evans, gómez, morell, the tokyo concert (1973)

    was macht eigentlich bill evans? sein trio hat er mit marty morell wieder stabil gekriegt, einen neuen labelvertrag (fantasy), er ist in japan unterwegs, wo ihn alle feiern, er spielt ohne druck und ist für seine verhältnisse zum hippie geworden (zeitzeugen berichten von auftritten in einem pinkfarbenen hemd!). und das hört man der musik an, vom material bis zum entspannten zugang. die harmonien sind weicher, offener geworden, morell ist ein eleganter drummer, der nichts dekonstruiert, aber immer wieder mal anzieht, und der bassist nutzt den raum ohne verbissenheit. „my romance“ klingt plötzlich wie auf links gedreht. toll auch sein neues „t.t.t.“, das das zwölftonschema zum tanzen bringt, dabei natürlich nur vordergründig einfach ist. schöner kurzbesuch.

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    #12571079  | PERMALINK

    vorgarten

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    zeitlin, marsh, graves, expansion (1973)

    und dr. zeitlin treibt es weiterhin wild. in den credits steht: piano, electric piano, clavinet, organ, melodica, synthesizer [arp], electronics, idiophone [african thumb pianos], tambourine. wenn das zählte, muss ich auch die ganzen studioalben der necks noch hören. ein wilder ritt, bei dem sich die begleiter nicht abhängen lassen. aufgenommen in berkeley, da ist natürlich der wind für sowas. ich find das schon super, aber es gibt eigentlich kaum momente, in denen ich wirklich aufhorche. die geste reicht. im kern ist das schon ein akustisches jazzpianotrio, aber die erweiterungen wirken so, als sei die basis den musikern mittlerweile etwas peinlich.

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    #12571293  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    John Wright – The Last Amen | Als dritte nahm Wright für Prestige wie erwähnt ein Album mit dem (kaum bekannten) Tenorsaxophonisten Eddy „Cat-Eye“ Williams auf, „Makin‘ Out“, bei dem wieder Wendell Marshall mitwirkte, zudem Roy Brooks am Schlagzeug. Joe Goldberg schrieb erneut die Liner Notes und ordnet das Ergebnis ein als ein Abschied vom „Soul“ bzw. von der Kirche. Die Alben Nummer vier und fünf entstanden dann wieder im Trio, das vierte ist dieses hier, das aber erst 1965 entstand, während das letzte gleich 1962 erschien. „The Last Amen“ präsentiert Wright zurück in der Kirche, mit neuem Bassisten (Eugene Taylor) und altbekanntem Drummer (Walter McCants aus Chicago, auf dem ersten Album dabei). Das Repertoire ist allerdings standards-lastig: „Be My Love“ – mit Cocktail-Piano-Intro – ist von einem Les McCann (haha) gewidmeten Wright-Stück und dem Titelstück (auch von Wright) umrahmt, dann folgen auf Seite 1 noch „Stella By Starlight“ und „But Beautiful“, während Seite 2 mit „‚Deed I Do“ und „More „Than You Know“ beginnt, worauf mit „Sheba“ ein letztes, langes Wright-Stück folgt. Die Liner Notes schrieb John D. Monroe, der die Texte von Goldberg wohl gelesen hat, aber zugleich ignoriert: „The album begins with a tribute to the man who helped pave the way to commercial success for this style of piano playing. John’s original Les I Can’t, named for Les McCann is a good introduction to this kind of music. The gospel opener introduces the trio with a real hard swinger.“

    Horace Parlan – Us Three | Und jetzt endlich das hier nachgeholt – hatte nicht aufgepasst beim Sortieren und nicht gesehen, dass das ja wie das erste Album auch schon von 1960 ist, bereits von April. Hier beginnt die Geschichte eines erstklassigen Trios auf Platte: Horace Parlan, George Tucker und Al Harewood. Die drei hatten gerade mit Lou Donaldson gespielt und auch aufgenommen („Midnight Sun“ kam verspätet heraus und listete dann fälschlich Ben Tucker am Bass). Der Bassist öffnet das Titelstück allein und es wird schnell klar, dass Mingus sein grosses Vorbild ist. Nach dem gezupften Teil greift er zum Bogen, wenn Parlan und Harewood, an den Besen, einsteigen. Dann setzt der Drummer ein schnelles Tempo und das modale Stück, das mit einem einzigen Akkord auskommt, setzt den Ton für das Album: beweglich und funky, soulful und doch sehr offen. Parlan fängt an, in in Drei zu spielen, schafft so eine Spannung, die er dann mit Block-Akkorden auflöst.

    „I Want to Be Loved“ hatte Parlan noch daheim in Pittsburgh (wo er 1931 zur Welt kam) für Quartett mit Vibraphon arrangiert. Hier ist Tucker zunächst am Bogen zu hören und das ist ein kleines Detail, das zeigt, wie viel Liebe hier im Detail steckt – und wie schön Parlans Musik ist. Danach gibt es eine groovende Midtempo-Version von „Come Rain or Come Shine“ (das nahmen damals echt viele Pianisten auf) – mit toller Begleitung von Tucker, die da und dort an Mingus erinnert, während der Leader noch „Softly, as in a Morning Sunrise“ streift, zu Beginn seiner Block-Akkord-Passage, und später noch eine Passage spielt, die fast schon „Girl from Ipanema“ vorwegnimmt. Mit Parlans „Wadin'“ endet dann Teil 1, der ersten Version seines vielleicht erfolgreichsten Stückes, einer Art Blues-Adaption von Ellingtons „It Don’t Mean a Thing“, eröffnet mit einem Chorus Walking-Bass. Parlan spielt das Thema zweimal und steigt dann langsam in sein Solo aus, einfache Phrasen, die sie allmählich auseinander entwickeln und viel Raum lassen – auch für Kommentare und Reaktionen des Drummers, während Tucker in beeindruckender Weise durch das ganze Stück walkt.

    Teil 2 beginnt mit „The Lady Is a Tramp“ – inspiriert von der Version des Stückes, die Carl Perkins 1956 für sein einziges Album aufgenommen hatte. Tucker wechselt hier – wie von Paul Chambers in Miles Davis‘ Gruppe bekannt – zwischen Zwei und Vier und spielt dann auch ein starkes Solo. Der Pianist streut zwischen einfache Phrasen immer wieder sich überstürzende Läufe ein, vielleicht auch ein Gruss aus den Fünfzigern, in denen verschiedene Pianisten unterwegs waren, die ihren Stil auf solchen Verdichtungen aufbauten (Marmarosa, Wallington, auch z.T. Freeman oder Joe Albany, den wir hier glaub ich noch gar nicht hatten? Trio hat er erst später gemacht, glaub ich, ich hab was aus den Siebzigern rausgelegt). „Walkin'“ aus dem Repertoire von Miles Davis wird zum funky Blues, Parlan nimmt das Tempo der ersten Einspielung von 1954 – und das ist perfekt für ihn, wie sein überragendes Solo beweist, in dem Tucker auch wieder mit einer hervorragenden Begleitung glänzt, bevor er seine zwei Chorusse spielt. Hareweood kommt hier auch zum Zug, spielt zunächst acht Takte zum Einstieg von ein paar Runden Fours. Das schliesst dann mit „Return Engagement“, dem letzten Parlan-Original. Drum-Intro und sofort swingt das los, um im Lauf des Stückes noch harter zu swingen, bis zu den Fours, die es hier wieder gibt. Der Titel verweist darauf, dass Alfred Lion den Pianisten wieder eingeladen hat, aufzunehmen – und nach diesem hart swingenden Abschluss dieser superben Session wurden die drei natürlich noch einige weitere Male angeheuert.

    Das Trio nahm noch ein Album mit Congas (Ray Barretto) und vor allem mehrere Alben mit Stanley Turrentine auf, teils unter Parlans, teils unter Turrentines Namen, oft mit Tommy Turrentine an der Trompete, aber auch im Quartett oder im Quintett mit Grant Green, ebenso im Quintett mit Booker Ervin und Green, und dann ist da auch noch Dexter Gordons „Doin‘ Alright“ (mit Freddie Hubbard), ein weiterer Blue Note-Klassiker mit „Us Three“ als Erfolgsgarant. Als die Brüder dann zu Max Roach weiterzogen, taucht Parlan dort auch mal noch auf, auf dem einzigen Leader-Album von Tommy Turrentine auf Time, aber mit Bob Boswell und Max Roach natürlich – er ist da dann zu Gast mit dem Roach Quintett, zu dem auch noch Julian Priester gehörte.

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    #12571297  | PERMALINK

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    René Urtreger „Didi’s Bounce“ (Saravah) 1970 …. eine weniger bekannte Episode aus dem Schaffen von René Urtreger, welche vor allem aus programmatischen Gründen an „Grösse“ vorbeischrammt …. denn neben famosen Piano Trio Tracks mit dem Bassisten Gilbert „Bibi“ Rovère wohl auf der Höhe seiner Zeit und der französischen Schlagzeuglegende Jean Louis Viale gibt’s noch ein treffliches Solo Feature des Pianisten auf „Round Midnight“, aber auch mit dem Gitarristen Mimi Lorenzini (welcher zuvor auch in Barney Wilen’s Amazing  Free Rock Band auftauchte) verwässerte Aufnahmen von Beatles Songs etc …. typisch Saravah halt und a bissl altbackener Crossover obendrein …. aber die Piano Trio Aufnahmen sind toll, „we have to settle for what we got“ ….

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    Barry Harris Trio – Preminado | 21. Dezember 1960 und 19. Januar 1961 in den Plaza Sound Studios in New York mit Joe Benjamin und Elvin Jones – und weiterhin mein Lieblingsalbum von Barry Harris. Dieses Album hat einen geradezu klassischen Touch, es gibt pures Bebop-Piano, keine Soul-Anleihen und – obwohl die Liner Notes (Chris Albertson/Orrin Keepnews) erwähnen, dass er schon mit vier in der Kirche der Mutter ein Stück aufgeführt habe – auch keine Kirche. Nach dem Opener, „My Heart Stood Still“, folgt das Titelstück, das eine Art Weiterverarbeitung von „Un poco loco“ zu sein scheint. Eine Kippfigur im Bass, überbordende Latin-Rhythmen von den Drums, darüber ein rasendes Piano. Das mit dem Soul ist vielleicht auch nochmal interessant, weil Joe Goldberg Harris‘ Nachfolger bei Adderley abwatscht: Harris selbst beschloss, die Band zu verlassen, „Harris – who for all his personal modesty, is a musician with a definite and highly individual awareness of his own musical directions – decided that his style did not fully mesh with that of the surging Adderley band, and they came to a friendly parting“ (Albertson/Keepnews). Goldberg hätte Harris auch dazu gratulieren können, aber er verschwieg die Episode lieber und insinuierte, zwischen Timmons und Feldman habe es keinen anderen Pianisten in der Band gegeben.

    Elvin Jones ist zu diesem Zeitpunkt bereits bei Coltrane und hat begonnen, seinen reifen Stil zu entwickeln – solistisch kriegt man ihn im Titelstück sehr toll zu hören, aber auch in der Begleitung ist er super. Harris lässt sich in den Liner Notes zitieren: „Elvin makes me do things that I just can’t get to do with most other drummers“. Auf das Latin-Stück „Preminado“ folgt „I Should Care“, ein fast zartes kurzes Klavier-Solo. In „There Is No One But You“ spielt Benjamin zum Abschluss von Seite 1 ein tolles Solo. Seite 2 öffnet mit dem swingenden Blues „One Down“ von Harris, der ein wenig an die Aufnahmen erinnert, die Bud Powell mit Paul Chambers und Sam Jones für Blue Note machte. Allerdings gibt es davor ein Latin-Intro, und Latin-Beats gibt es auch im tollen Arrangement des Closers wieder, „What Is This Thing Called Love“. Dazwischen stehen noch eine Version von „It’s the Talk of the Town“ im langsamen Tempo und das Original „Play, Carol, Play“, der Tochter des Pianisten gewidmet.

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    gypsy-tail-wind
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    Junior Mance Trio – At the Village Vanguard | Junior Mance hatte ein paar weitere Stationen hinter sich, als er im Februar 1961 von Riverside/Jazzland im Village Vanguard live aufgenommen wurde – mit Larry Gales und Ben Riley bildete er gerade die Rhythmusgruppe des Tenorsax-Duos Eddie „Lockjaw“ Davis und Johnny Griffin, im Januar 1961 ausführlich im Minton’s dokumentiert (drei Prestige-LPs) und ein paar Tage vor den Vangaurd-Aufnahmen für Riverside im Studio für die Hommage der beiden Saxer an einen anderen Pianisten, „Lookin‘ at Monk“. Gales/Riley spielten natürlich später selbst mit Monk, aber hier bilden sie eine „in the pocket“-Band mit Mance (der ständig mitsummt, aber fast ohne den Ton zu wechseln, eher ein Möhnen als ein Summen). Nach dem rasanten Opener, „Looptown“ von Mance, wird der Pianist im „Letter from Home“ (auch Mance) ziemlich funky, driftet aber nicht in Klischees ab. Lässig und locker wirkt das eher selten auf mich, aber im wiederum schnellen „Girl of My Dreams“ (ein Song aus den Zwanzigern, den Perry Como gesungen hat, komponiert von Sonny oder Sunny Clapp, Mance übernahm es aus dem Repertoire der Gillespie-Band), dem dritten Stück, funktioniert das. Danach ist mit dem „63rd Street Theme“ (Griffin) der langsame Blues dran – und Gales nimmt gleich wieder die aktive Rolle ein, die er schon in „Girl“ hatte. Dem Stück tut es gut, dass Mance für einmal etwas weniger forciert – aber dafür tremoliert er manchmal schon hart am Klischee. Nochmal deutlich entspannter, aber auch recht ähnlich, geht es in Mances „Smokey Blues“ weiter. Es folgt eine Big Band-Nummer, „9:20 Special“ vom Basie-Saxophonisten Earle Warren und hier meldet sich der Basie-Groove vom Debutalbum zurück – doch Mance füllt das alles auf, eigenwillig und gut im Thema. Danach „Bingo Domingo“ aus dem Repertoire der Griff & Lock-Band mit Gales im Lead, und als Closer die Ballade „You Are Too Beautiful“, die mir trotz gar vieler Läufe gut gefällt.

    Mit Ben Tucker und Bobby Thomas hatte Mance Ende 1960 für Jazzland schon „The Soulful Piano of Junior Mance“ aufgenommen, wovon ich irgendwo eine LP in miserablem Zustand haben müsste … aber ich bin mit Mance bisher immer nur so halb warm geworden und überspringe das eine oder andere. Das zieht alles so halb an mir vorbei, nervt mich manchmal auch ein klein wenig, auch wenn im Einzelnen wenig falsch ist, ich mag wohl einfach die Entscheidungen von Mance nicht so sehr wie die anderer Pianisten.

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    #12571319  | PERMALINK

    vorgarten

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    danke für die schönen texte! hast du von mance denn auch HAPPY TIME rausgelegt? das mag ich ja wirklich gerne –

    mcpartland, leonhart, madison, a delicate balance (1973)

    ist wirklich sehr lange her, dass ich hier einen weiblichen beitrag zur klaviertriogeschichte hatte – aber gerade in den 70ern sind zumindest vier große namen dabei. dieses album von mcpartland, auf ihrem eigenen eisvogel-label veröffentlicht, ist sicher kein klassiker, sowas gibt es ja eigentlich auch nicht von ihr, aber es zeugt natürlich von jahrzehntelanger praxis in diesem format, und es hat auch die eine oder andere besonderheit. die delikate balance, auf die hier angespielt wird, ist die zwischen akustischem und elektrischem klavier, allerdings fährt sie nicht den großen kabelsalat von zeitlin, hancock u.a. auf, sondern spielt auf einem alten wurlitzer e-piano, und das auch schon seit 1958, das ordentlich rauscht und zum durchaus poppigen material (el condor pasa ist dabei, auch lennon/mccartney) eine kratzige wärme anbietet. aber auch alex wilder hat ihr was geschrieben (jazz waltz for a friend) und darf ein bisschen in den liner notes schwärmen, natürlich nicht über „el condor pasa“. das trio ist toll eingespielt und hat durchaus schärfe, es gibt no-bullshit-blues-nummern und eine sexy version vom „freedom jazz dance“. sehr hip, das ganze, ohne es sein zu wollen. am ende gibt es solo „god bless the child“, in aller mcpartlandness.

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    #12571323  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Duke Ellington – Piano in the Foreground | Das mit dem Forcieren ist vielleicht ein ähnlicher Punkt, wie ihn thelonica oben mit „Lässigkeit“ meinte … jedenfalls ist das bei Ellington natürlich kein Thema, der ist lässiger als all die anderen zusammen (Basie ausgenommen), und er kann daraus trotzdem viel Druck entwickeln und gehörig Momentum aufbauen. Nach dem Opener „I Can’t Get Started“ tut er das in „Cong-Go“, gemeinsam mit Aaron Bell geschrieben, dem Bassisten, der hier unablässig ein einfaches Riff aus drei, vier Tönen wiederholt, während Sam Woodyard zeigt, dass er auch für die kleine Formation eine hervorragende Hand hatte. Das Album ist auch sonst voller Juwelen: „So“ etwa, oder das Tonpoem „Fontainebleau Forest“. Die Aufnahmen sind am 1. und 2 März 1961 in den Annex Studios in Los Angeles entstanden und ich gehe davon aus, dass Ellington selbst verantwortlich für alles war, Columbia ihm die Session abkaufte (oder ihn allenfalls damit beauftragte). Jedenfalls erschien das Album 1963 bei Columbia, als Ellington schon zu Frank Sinatras Label Reprise weitergezogen war.

    Joe Goldberg hat auch hier die Liner Notes geschrieben und zitiert aus einer hellsichtigen Kritik, die Whitney Balliett Ende 1962 schrieb, nachdem Ellington erstmals als Solist aufgetreten war, im Museum of Modern Art in New York. Balliett erwähnt die Einflüsse des Harlem Stride Pianos (James P. Johnson, Fats Waller) und schreibt: „He has taken the Harlem style apart and rebuilt it, with Gothic flourishes, into an infinitely more imposing structure. He had replaced the ump-chump of the left hand with startling off-beat chords and generous basso profundo booms. He has added populous dissonances and far-out chords. And into these he has worked crooked arpeggios – directionless, seemingly drunken ones – and handsome upper-register necklaces of notes that poke harmless fun at James P.’s often lacy right-hand garlands. As such, Ellington’s piano style has had a good deal of subtle influence, particularly on Thelonious Monk and Cecil Taylor; it takes iconoclasts to hear one.“

    Ich finde das eine ganz hervorragende Beschreibung von Ellingtons Pianospiel – sie öffnet auch andere Bezüge („gothic“? – klar doch, Ran Blake!) und zeigt, warum ein Album wie „Money Jungle“ eben viel mehr als eine seltsame Produzenten-Idee war. Die Capitol-Trio-Sessions aus den Fünfzigern habe ich auch viel zu lange nicht angehört, vielleicht hole ich die auch mal noch hervor. Das nimmt einfach kein Ende hier …

    Doch nochmal zu „Piano in the Foreground“, denn dazu habe ich eine ganz aktuelle Episode: als Marilyn Crispell vor zwei Wochen hier ihr Solo-Konzert spielte, stellte sich danach der junge Verein vor, der das Werk von Irène Schweizer postum fördern und ihr Andenken bewahren will (die Hot Four-CD auf Intakt ist das erste Produkt davon, die Leute sind natürlich teils dieselben wie beim Label). Crispell sagte also ein paar wenige Sätze über ihre Freundin, die sie seit den Achtzigern kannte. Einmal habe diese in ihrer Wohnung in Zürich eine Art Blindfold Test gemacht und eine Version von „Summertime“ abgespielt (Crispell summte die Melodie, „you know“) – und es seien nur Vermutungen gekommen, Cecil Taylor etwa. Und ihr ahnt es schon: alle waren überrascht von der Auflösung und Schweizer freute sich diebisch.

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    gypsy-tail-wind
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    vorgarten
    danke für die schönen texte! hast du von mance denn auch HAPPY TIME rausgelegt? das mag ich ja wirklich gerne

    Ja, und auch „Big Chief“, das ich vielleicht überspringe … „Happy Time“ gefällt mir bisher auch am besten.

    Danke auch, natürlich, für Deine Texte – ich werde die Siebziger niemals so gründlich durchgehen wie Du – aus Zeitgründen, aber auch weil ich da andere Sachen vorliegen habe, weniger insgesamt, oder weniger relevantes (da zähl ich jetzt sowas wie Walter Bishop oder Junior Mance aus Japan bzw. aus NYC für Japan eben nicht mit).

    In Sachen Frauen, Siebziger: hast Du Dorothy Donegan noch auf dem Zettel? Die gab’s ja schon früher, aber ich finde ein paar Sachen aus den Siebzigern bisher das Beste, was ich da gestreift habe.

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    gypsy-tail-wind Duke Ellington – Piano in the Foreground  … Doch nochmal zu „Piano in the Foreground“, denn dazu habe ich eine ganz aktuelle Episode: als Marilyn Crispell vor zwei Wochen hier ihr Solo-Konzert spielte, stellte sich danach der junge Verein vor, der das Werk von Irène Schweizer postum fördern und ihr Andenken bewahren will (die Hot Four-CD auf Intakt ist das erste Produkt davon, die Leute sind natürlich teils dieselben wie beim Label). Crispell sagte also ein paar wenige Sätze über ihre Freundin, die sie seit den Achtzigern kannte. Einmal habe sie eine Art Blindfold Test gemacht und eine Version von „Summertime“ abgespielt (Crispell summte die Melodie, „you know“) – und es seien nur Vermutungen gekommen, Cecil Taylor etwa. Und ihr ahnt es schon: alle waren überrascht von der Auflösung und Schweizer freute sich diebisch.

    So kann’s laufen ….

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    gypsy-tail-wind
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    Bill Evans Trio – Sunday at the Village Vanguard / Waltz for Debby | Im späten Frühling 1961 ist ja klar, was als nächstes kommt … ich rekonstruiere hier nicht die Alben, die ich vor dem 3-CD-Set unten natürlich auch einzeln hatte, „Sunday“ war mir immer mit etwas Abstand das lieber, aber eigentlich gehören die schon beide in eine Top 20. Hier steht das neue Konzept in voller Blüte, Scott LaFaro findet ständig eigene Wege, auch wenn er zwischendurch tatsächlich mal einen Takt 4-to-the-bar walkt, ist das nie eine reine Begleitung sondern immer ein eigene Statement, eingebettet in ein Ganzes, zu dem auch Drummer Paul Motian, bei aller Zurückhaltung, viel beiträgt. Die Bass-Soli entwickeln sich nahtlos aus der Begleitung, und auch wenn die Rolle des Schlagzeugs nicht annähernd so aktiv definiert ist, wie des Basses: Motian ist immer da, kommentiert, reagiert, passt seine Begleitung ständig an. Auch wenn der der konventionellste der drei ist: dass es ihm auch hier – wie von @vorgarten zu Explorations beobachtet – an Flexibilität mangelt, finde ich nicht, das hatte er in der Zwischenzeit wohl überwunden.

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