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Barry Harris Trio – Preminado | 21. Dezember 1960 und 19. Januar 1961 in den Plaza Sound Studios in New York mit Joe Benjamin und Elvin Jones – und weiterhin mein Lieblingsalbum von Barry Harris. Dieses Album hat einen geradezu klassischen Touch, es gibt pures Bebop-Piano, keine Soul-Anleihen und – obwohl die Liner Notes (Chris Albertson/Orrin Keepnews) erwähnen, dass er schon mit vier in der Kirche der Mutter ein Stück aufgeführt habe – auch keine Kirche. Nach dem Opener, „My Heart Stood Still“, folgt das Titelstück, das eine Art Weiterverarbeitung von „Un poco loco“ zu sein scheint. Eine Kippfigur im Bass, überbordende Latin-Rhythmen von den Drums, darüber ein rasendes Piano. Das mit dem Soul ist vielleicht auch nochmal interessant, weil Joe Goldberg Harris‘ Nachfolger bei Adderley abwatscht: Harris selbst beschloss, die Band zu verlassen, „Harris – who for all his personal modesty, is a musician with a definite and highly individual awareness of his own musical directions – decided that his style did not fully mesh with that of the surging Adderley band, and they came to a friendly parting“ (Albertson/Keepnews). Goldberg hätte Harris auch dazu gratulieren können, aber er verschwieg die Episode lieber und insinuierte, zwischen Timmons und Feldman habe es keinen anderen Pianisten in der Band gegeben.
Elvin Jones ist zu diesem Zeitpunkt bereits bei Coltrane und hat begonnen, seinen reifen Stil zu entwickeln – solistisch kriegt man ihn im Titelstück sehr toll zu hören, aber auch in der Begleitung ist er super. Harris lässt sich in den Liner Notes zitieren: „Elvin makes me do things that I just can’t get to do with most other drummers“. Auf das Latin-Stück „Preminado“ folgt „I Should Care“, ein fast zartes kurzes Klavier-Solo. In „There Is No One But You“ spielt Benjamin zum Abschluss von Seite 1 ein tolles Solo. Seite 2 öffnet mit dem swingenden Blues „One Down“ von Harris, der ein wenig an die Aufnahmen erinnert, die Bud Powell mit Paul Chambers und Sam Jones für Blue Note machte. Allerdings gibt es davor ein Latin-Intro, und Latin-Beats gibt es auch im tollen Arrangement des Closers wieder, „What Is This Thing Called Love“. Dazwischen stehen noch eine Version von „It’s the Talk of the Town“ im langsamen Tempo und das Original „Play, Carol, Play“, der Tochter des Pianisten gewidmet.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba