Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

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Junior Mance Trio – At the Village Vanguard | Junior Mance hatte ein paar weitere Stationen hinter sich, als er im Februar 1961 von Riverside/Jazzland im Village Vanguard live aufgenommen wurde – mit Larry Gales und Ben Riley bildete er gerade die Rhythmusgruppe des Tenorsax-Duos Eddie „Lockjaw“ Davis und Johnny Griffin, im Januar 1961 ausführlich im Minton’s dokumentiert (drei Prestige-LPs) und ein paar Tage vor den Vangaurd-Aufnahmen für Riverside im Studio für die Hommage der beiden Saxer an einen anderen Pianisten, „Lookin‘ at Monk“. Gales/Riley spielten natürlich später selbst mit Monk, aber hier bilden sie eine „in the pocket“-Band mit Mance (der ständig mitsummt, aber fast ohne den Ton zu wechseln, eher ein Möhnen als ein Summen). Nach dem rasanten Opener, „Looptown“ von Mance, wird der Pianist im „Letter from Home“ (auch Mance) ziemlich funky, driftet aber nicht in Klischees ab. Lässig und locker wirkt das eher selten auf mich, aber im wiederum schnellen „Girl of My Dreams“ (ein Song aus den Zwanzigern, den Perry Como gesungen hat, komponiert von Sonny oder Sunny Clapp, Mance übernahm es aus dem Repertoire der Gillespie-Band), dem dritten Stück, funktioniert das. Danach ist mit dem „63rd Street Theme“ (Griffin) der langsame Blues dran – und Gales nimmt gleich wieder die aktive Rolle ein, die er schon in „Girl“ hatte. Dem Stück tut es gut, dass Mance für einmal etwas weniger forciert – aber dafür tremoliert er manchmal schon hart am Klischee. Nochmal deutlich entspannter, aber auch recht ähnlich, geht es in Mances „Smokey Blues“ weiter. Es folgt eine Big Band-Nummer, „9:20 Special“ vom Basie-Saxophonisten Earle Warren und hier meldet sich der Basie-Groove vom Debutalbum zurück – doch Mance füllt das alles auf, eigenwillig und gut im Thema. Danach „Bingo Domingo“ aus dem Repertoire der Griff & Lock-Band mit Gales im Lead, und als Closer die Ballade „You Are Too Beautiful“, die mir trotz gar vieler Läufe gut gefällt.

Mit Ben Tucker und Bobby Thomas hatte Mance Ende 1960 für Jazzland schon „The Soulful Piano of Junior Mance“ aufgenommen, wovon ich irgendwo eine LP in miserablem Zustand haben müsste … aber ich bin mit Mance bisher immer nur so halb warm geworden und überspringe das eine oder andere. Das zieht alles so halb an mir vorbei, nervt mich manchmal auch ein klein wenig, auch wenn im Einzelnen wenig falsch ist, ich mag wohl einfach die Entscheidungen von Mance nicht so sehr wie die anderer Pianisten.

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