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Chris Anderson Trio – My Romance | Das erste von zwei frühen Trio-Alben, die ich auf einer Fresh Sound-CD habe, wurde im Oktober 1960 in Chicago für Vee Jay aufgenommen und erschien erst mit grosser Verspätung. Bill Lee und Art Taylor sind dabei und das Ergebnis ziemlich einzigartig. Anderson ist daran interessiert, harmonisch eigene Wege zu gehen, klingt oft wie eine virtuose Ausprägung von arranger’s piano, bezieht wohl gerade so viel von Ellington wie von all den Grössen des Jazz-Pianos. Seine Standards-Interpretation sind – auf komplett andere Weise – so eigenwillig wie jene von Herbie Nichols oder Elmo Hope. 1960 hat Herbie Hancock bei Anderson gelernt und später zu Protokoll gegeben, dass dieser „a whole other facet of tools of expression and harmonies“ gefunden habe „that I hand’t heard in Bill Evans“. Eine Parallelgeschichte des Jazzpianos, die hier hätte ihren Ursprung nehmen können, aber hier auch schon wieder geendet hat, mal abgesehen von Anderson eigenen späteren Aufnahmen, die ja leider alles andere als zahlreich sind. Er drückt Stücken mit „So in Love“ (Andrew Hill!) oder „You Stepped Out of a Dream“ seinen Stempel auf, spielt gleich drei Stücke von Richard Rodgers – vor direkt vor „My Romance“ auch „A Fellow Needs a Girl“ und „I Could Write a Book“, und danach als Closer eine tolle, lange Solo-Version von „Love Letters“. Nur gerade „Monica“ von Bill Lee ist ein Original. Das ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig, auch weil Anderson – an der Oberfläche eine Parallele zu Nichols, aber mehr auch nicht – gern in der Höhe spielt. Aber vor allem ist das ganz tolle Musik!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba