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Duke Ellington – Piano in the Foreground | Das mit dem Forcieren ist vielleicht ein ähnlicher Punkt, wie ihn thelonica oben mit „Lässigkeit“ meinte … jedenfalls ist das bei Ellington natürlich kein Thema, der ist lässiger als all die anderen zusammen (Basie ausgenommen), und er kann daraus trotzdem viel Druck entwickeln und gehörig Momentum aufbauen. Nach dem Opener „I Can’t Get Started“ tut er das in „Cong-Go“, gemeinsam mit Aaron Bell geschrieben, dem Bassisten, der hier unablässig ein einfaches Riff aus drei, vier Tönen wiederholt, während Sam Woodyard zeigt, dass er auch für die kleine Formation eine hervorragende Hand hatte. Das Album ist auch sonst voller Juwelen: „So“ etwa, oder das Tonpoem „Fontainebleau Forest“. Die Aufnahmen sind am 1. und 2 März 1961 in den Annex Studios in Los Angeles entstanden und ich gehe davon aus, dass Ellington selbst verantwortlich für alles war, Columbia ihm die Session abkaufte (oder ihn allenfalls damit beauftragte). Jedenfalls erschien das Album 1963 bei Columbia, als Ellington schon zu Frank Sinatras Label Reprise weitergezogen war.
Joe Goldberg hat auch hier die Liner Notes geschrieben und zitiert aus einer hellsichtigen Kritik, die Whitney Balliett Ende 1962 schrieb, nachdem Ellington erstmals als Solist aufgetreten war, im Museum of Modern Art in New York. Balliett erwähnt die Einflüsse des Harlem Stride Pianos (James P. Johnson, Fats Waller) und schreibt: „He has taken the Harlem style apart and rebuilt it, with Gothic flourishes, into an infinitely more imposing structure. He had replaced the ump-chump of the left hand with startling off-beat chords and generous basso profundo booms. He has added populous dissonances and far-out chords. And into these he has worked crooked arpeggios – directionless, seemingly drunken ones – and handsome upper-register necklaces of notes that poke harmless fun at James P.’s often lacy right-hand garlands. As such, Ellington’s piano style has had a good deal of subtle influence, particularly on Thelonious Monk and Cecil Taylor; it takes iconoclasts to hear one.“
Ich finde das eine ganz hervorragende Beschreibung von Ellingtons Pianospiel – sie öffnet auch andere Bezüge („gothic“? – klar doch, Ran Blake!) und zeigt, warum ein Album wie „Money Jungle“ eben viel mehr als eine seltsame Produzenten-Idee war. Die Capitol-Trio-Sessions aus den Fünfzigern habe ich auch viel zu lange nicht angehört, vielleicht hole ich die auch mal noch hervor. Das nimmt einfach kein Ende hier …
Doch nochmal zu „Piano in the Foreground“, denn dazu habe ich eine ganz aktuelle Episode: als Marilyn Crispell vor zwei Wochen hier ihr Solo-Konzert spielte, stellte sich danach der junge Verein vor, der das Werk von Irène Schweizer postum fördern und ihr Andenken bewahren will (die Hot Four-CD auf Intakt ist das erste Produkt davon, die Leute sind natürlich teils dieselben wie beim Label). Crispell sagte also ein paar wenige Sätze über ihre Freundin, die sie seit den Achtzigern kannte. Einmal habe diese in ihrer Wohnung in Zürich eine Art Blindfold Test gemacht und eine Version von „Summertime“ abgespielt (Crispell summte die Melodie, „you know“) – und es seien nur Vermutungen gekommen, Cecil Taylor etwa. Und ihr ahnt es schon: alle waren überrascht von der Auflösung und Schweizer freute sich diebisch.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba