Chronological Coltrane

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    gypsy-tail-wind
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    Hab mich jetzt grad durch die ganzen Blakey Sessions gehört – ich glaub zum ersten Mal überhaupt, hab die CD allerdings schon seit 8 Jahren oder so :roll:

    Die Big Band ist ganz in Ordnung, teilweise vielleicht (wegen Blakey?) etwas schwerfällig, aber eine ziemlich schöne Abwechslung von seinen üblichen Messengers Sessions!
    Das Album enthält zudem zwei Stücke im Quintett mit Coltrane und Donald Byrd und der Rhythmusgruppe (Walter Bishop, Wendell Marshall & Blakey). In den Big Band Nummern hört man dann Byrd nicht, dafür alle drei anderen Trompeter (ich wiederhole das von oben, um alles an einem Ort zu haben):

    Midriff – Hardman, Coltrane, Bishop
    Ain’t Life Grand – Copeland, Coltrane, Bishop
    El Toro Valiente – Shihab, Cleveland, Blakey, Shihab
    The Kiss Of No Return – Shihab, Sulieman, Rehak, Cleveland, Shihab
    The Outer World – Coltrane, Sulieman

    Auf „Late Date“ gibt’s keine Soli, auf „Oasis“, dem einzigen Outtake auf CD2, gibt’s ein kurzes Trompetensolo, kann das aber niemandem zuschreiben, könnte wohl jeder der vier sein…

    Coltrane glänzt und sticht ganz deutlich heraus – wenn er mal loslegt, ist kein Halten mehr! Da wünscht man sich dann erst recht einen etwas weniger behäbigen Herrn an den Traps, aber was soll’s… die Sätze und Shout Choruses begleitet Blakey toll! Herausragend übrigens auch Rehak in seinem einen Solo, und Walter Bishop klingt super, beinahe nach Monk! Shihab spielt ein cremiges Lead-Alt, wunderbar, in der grossen Tradition der Big Bands. Seine beiden Feature-Stücke sind toll! Von den Trompetern gefallen mir wohl die beiden Soli von Sulieman am besten, aber Copeland ist auch toll!
    Die Quintett-Stücke sind einerseits der funky Blues „Tippin'“, der problemlos auf ein Messengers-Album gepasst hätte, sowie Coltranes schönes Stück „Pristine“. Diese Session kommt der Vorstellung von Coltrane mit Horace Silvers Jazz Messengers (siehe oben) wohl am nächsten. Nicht schlecht, aber bestimmt nicht essential.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #7658499  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bin wieder an Coltrane dran, nach längerer Pause… David Wild’s Seite wird jetzt als gesperrt („content blocked“) gemeldet.

    Wie auch immer… die Ray Draper-Session hab ich zuletzt im Zusammenhang mit dem Tuba-Jazz-Thread angehört. Heute gefiel sie mir einiges besser. Coltrane ist meist souverän, hie und da scheint er es mit Double-Time und Virtuosität fast etwas zu übertreiben (vielleicht angestachelt durch Drapers arhythmisches Gerumpel?), die Rhythmusgruppe ist Klasse, besonders Pianist Jon Mayer (als „John Maher“, auch auf der „A Tuba Jazz“ ein Jahr später) steuert einige schöne Soli bei! Und auch Draper… arhythmisches Gerumpel hin oder her, irgendwie ist das gar nicht schlecht! Der Sound der Tuba Drapers ist schon sehr toll! Und auch die Tenor-Tuba-Frontline! Hört man ja auch selten (bei Roach dann mit Trompete dazu, aber dafür ohne Piano).
    Zu Jon Mayer/John Maher: allmusic und hier seine Homepage.
    Und wenn ich zur Nov. 1958 Session („A Tuba Jazz“, auf der CD „Like Sonny“ enthalten) komme, werde ich nochmal aus dem „Coltrane Reader“ eine Erinnerung von Mayer zu seiner Freundschaft mit Draper etc abtippen.

    Die Ammons-Session ist hübsch, Coltrane klingt auf dem Alt ganz ok, die Ideen sind dieselben wie auf dem Tenor, der Sound ist wenig eigenständig aber schön. Es glänzen neben Ammons v.a. Jerome Richardson (Flöte) und Pepper Adams (Barisax) und auch Paul Quinichette am Tenor hat ein paar gute Momente – er war eine „last minute addition“ weil man befürchtete, dass Ammons nicht ankomme… als Ammons dann doch kam hat Coltrane sich ein Altsax von Ira Gitler geliehen… Lady Q spielt gemäss Ashley Kahns Liner Notes im „Side Steps“ Set während den arrangierten Passagen nicht mit. Die Musik wurde einmal mehr von Mal Waldron zusammengestellt, komponiert und arrangiert und die Stücke sind wie üblich gelungen (vor allem dieses eine mit dem beinahe Minimal-Music-mässigen Thema!)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #7658501  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hab diesen Post (mal wieder dank Imageshack!) verloren, mag nicht alles nochmal schreiben, kurz:

    Am 2. Januar kam Coltrane zu Miles zurück, der neu ein Sextet leitete (mit Addererley).

    In die Zeit des ersten Gigs (Birdland bis 15.1.) fiel die Session mit Ammons und auch eine der schönsten Prestige-Sessions als Leader, die am 10. Januar mit Donald Byrd, Red Garland, Paul Chambers und Louis Hayes enstand. Byrd war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr der richtige Begleiter für Coltrane, aber auf „Lush Life“, dem Titelstück des gleichnamigen Albums und auch auf „Nakatini Serenade“ von Cal Massey (mehr über ihn hier und in den folgenden Posts) gelingen ihm sehr schöne, lyrische und fliessende Soli.
    Hayes klingt zugleich leichter als Taylor, ist aber irgendwie ähnlich schwerfällig. Gar nicht schlecht, v.a. aber ohne die Tendenz, die Tempi zu beschleunigen.

    Coltrane klingt auf den ersten drei Stücken der Session unglaublich stark, sein Ton wunderschön, sehr hart. Garland liefert ein Cocktail-Piano-Solo (wohl das beste, was er in diesem Kontext hinkriegte? Egal, mir gefällt’s gut!)
    Das zweite Stück ist das erste Original aus McCoy Tyners Feder, das Coltrane aufnahm, „The Believer“. Es ist im 6/4 Takt und weicht leicht von der gängigen Form ab. In der Rhythmusgruppe ist hier nicht alles im Lot, aber das tut dem Vergnügen wenig Abbruch, Coltrane soliert unglaublich stark!
    In „Nakatini Serenade“ fliesst die Musik sehr schön, und Byrd fügt sich schöner ein.
    Dennoch wird zu diesem Zeitpunkt langsam deutlich, dass Coltrane dem Hardbop entwächst, auf dem Weg zu neuen Gefilden ist. Man wünscht sich entsprechend etwas offenere Partner, die ähnlich über den Tellerrand des Hardbop hinauszuschauen in der Lage wären.
    Diese beiden Stücke wurden 1964 (mit einem weiteren mit Freddie Hubbard von Ende 1958) auf dem Album The Believer veröfentlicht.

    Die Session endet mit zwei Standards, „Come Rain Or Come Shine“ im groovenden Midtempo, wieder mit schönem, lyrischem Beitrag von Byrd, und „Lover“, einem Standard in halsbrecherischem Tempo, wie Coltrane das schon auf „Soft Ligths and Sweet Music“ auf Traneing In gemacht hat.
    Diese Stücke erschienen 1965 auf dem „last helping“ von den Prestige Sessions, dem nicht zu unterschätzenden Album The Last Trane.

    (Bilder folgen ev. noch, wenn Imageshack denn wieder läuft, momentan stürzt nur dauernd alles ab… hat jemand einen GUTEN Bild-Service gefunden, der den RS-Forumsregeln entspricht und funktioniert? Ist nicht das erste Mal, das Images-hack alles zum Absturz bringt!)

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    redbeansandrice

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    :-) nicht richtig Zeit für gar nichts – was wolltest du zu Byrd auf dem Titelstück von Lush Life sagen? (ich hab ihn da als enorm stark in Erinnerung…); The Believer war eine von nur zwei Tyner Kompositionen, die Trane aufnahm, oder? (Aisha von Olé die andere… glaub ich mal so gelesen, so stark wie die zwei sind, fragt man sich schon warum nicht mehr… )

    danke für die beiden schönen Posts (und dir und deinem Volk auch für die 12 Punkte gestern…)!

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    #7658505  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Na ja, was die 12 Punkte betrifft: ein SMS hierzulande hätte ja satte 50c gekostet, sowas schenk ich mir… aber verdient war’s wohl schon, in diesem himmeltraurigen Umfeld zumal ein Lichtblick, auch wenn das Liedchen nicht viel hergibt und das Mädchen mal lernen müsste, sich zu bewegen (der Kleinmädchenbonus wird in ein paar Jahren nämlich nicht mehr ziehen, dann reicht schlaksiges Arme-Schlenkern nicht mehr…) [angemerkt sei aber noch, dass Michael von der Heider – der hat 2 Punkte gekriegt aus Georgien oder so, sonst nix – in diesem Rahmen mindestens unter den Top 5 sein müsste, wenn’s denn sowas wie Gerechtigkeit gäbe :-) ]

    Wegen Byrd auf „Lush Life“…den halben Satz hab ich noch fertig gestellt, das kommt vom schnellen neu-tippen des verlorenen Posts, aus dem Gedächtnis. Hatte dazu was längeres geschrieben, bring’s aber nicht mehr zusammen (und bin jetzt schon an Soultrane). Ich hab das mehr allgemein gemeint mit Byrd, eigentlich. Er ist halt sehr im lyrischen Bop und Hardbop daheim – was man ja für Garland letztlich auch sagen kann, wenn der auch sein Ding sicherer durchzieht und ja weiterhin ordentlich spielte mit Coltrane. Bin mal auf Black Pearls gespannt, wo Byrd ja nochmal auftaucht. Danach kommt Wilbur Harden, eigentlich genauso unpassend, aber eben doch ein wunderbarer Musiker! Und dann folgen auch schon die ersten Aufnahmen mit Hubbard…

    Was ich noch geschrieben hatte: Chambers hätte von diesen Leuten noch am ehesten Potential gehabt, aus dem Korsett der Konventionen auszubrechen, leider kann man aber neben Herbie Hancocks tollem Inventions & Dimensions wenig von ihm in diese Richtung hören.

    Und dann war da noch über die „sheets of sound“… Coltrane ist ja im Frühjahr 1958 in dieser Phase – ich glaub ich hab die Definition schon irgendwo zitiert oben?

    Also, nun zu Soultrane – eins der allerschönsten von Coltranes Prestige-Alben. Sein Sound ist wunderbar, er spielt unglaublich rasant und präzis, aber kann auch sehr, sehr lyrisch werden. Garland schlägt sich sehr gut, Chambers ebenso (das gezupfte Solo auf „I Want to Talk About You“ läuft grad in diesem Moment). Das ganze Album scheint mir wie einen halben Gang zurückgenommen, entspannter, eine Spur lyrischer als die anderen Sessions aus dieser Zeit.
    Auf Settin‘ the Pace (meinem allerliebsten Prestige Album?) schaltet das Quartett dann den halben Gang wieder hoch und ist noch besser abgestimmt (dort gibt’s noch eins dieser unglaublich schnellen Standards-Cover mit „Rise’n’Shine“, das erstaunlicherweise als erstes Stück der Session entstand!)

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    gypsy-tail-wind
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    Und gleich noch ein Highlight aus der Prestige Zeit. Dieses Album vereint zum letzten Mal Coltrane und Kenny Burrell, diesmal im Quintett, und mit Tommy Flanagan, Paul Chambers und Jimmy Cobb ist auch eine erstklassige Rhythmusgruppe zur Stelle. Sehr gut gefällt mir schon mal die Frontline hier, Gitarre und Tenorsax – eine zu selten gehörte Kombination! Und von der Textur her passt Coltrane sehr sehr gut (irgendwie besser als Wes Montgomery und Johnny Griffin mit dem Wynton Kelly Trio, find ich!)
    Auf dem Menu stehen Blues und Balladen, ein altes Basie-Stück, und als Opener ein eingängiges Original von Kenny Burrell, „Lyresto“. Burrell spielt wunderbar entspannt, Jimmy Cobb bringt ein völlig neues Rhythmusgefühl rein – er war nie ein grosser neuerer oder ein besonders explosiver Drummer, aber gerade im Vergleich mit Art Taylor (und Louis Hayes, der auf „The Cats“ und der oben besprochenen Januar 1958 Session zu hören ist) wirkt er unheimlich frisch, „cool“, relaxt… und sein Spiel macht grossen Spass und fühlt sich stets gut an!
    Die Nähe Coltranes zu Pres wird hier in Lewis Porters Liner Notes (Interplay Box, p. 16) hervorgehoben – aus dem Kommentar zu „Big Paul“ (Tommy Flanagans Chambers gewidmetem Blues):

    At 4:48 Coltrane develops an idea using the Pres method – he plays a rising line, making it longer each time. The third time it goes way down near the bottom of the horn and back up again. People often write that Coltrane’s sound is light because he stays in the high register, but that is false (and it would be a very strange choice on an instrument that’s already limited in its range). They said the same about Pres. But a light sound can be achieved without playing only high notes. Coltrane used the whole instrument, and created excitement by honking low as much as by screaming high – and remember, Pres was the original honker, the inspiration for Illinois Jacquet and many, perhaps most, of the original rhythm and blues players!

    Neben den Sessions mit Wilbur Harden (Savoy, März, Mai & Juni 1958), den Sessions mit Miles Davis (bis im März 1960) und den Kollaborationen mit Johnny Hartman und Duke Ellington war dies die letzte Sideman-Aufnahme von Coltrane.

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    #7658509  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Wilbur Harden ist einer der unbekannten Grössen, des Hardbop, ein äusserst flüssiger, lyrischer Trompeter, der zu meinen Lieblings „stars of the second (oder wohl eher third) row“ zählt!

    Mit Coltrane hat er im Jahr 1958 sowohl für Savoy als auch für Prestige aufgenommen. Die Savoy-Sessions wurden 1999 in einem schönen 2CD-Set gesammelt neu aufgelegt (davor erschienen sie mehrmals auf LP, zuerst unter Hardens Namen, dann später mit anderen Titeln unter Coltranes).
    Eine Diskographie von Harden findet sich hier:
    http://www.jazzdiscography.com/Artists/Harden/index.html
    Wie Ihr sieht, hat er neben den Sessions mit Coltrane vor allem mit Yusef Lateef aufgenommen, zwei Savoy Sessions und eine lange für Prestige (aus der gleich zwei Alben resultierten). Für Savoy hat er zudem auch noch ein Album in der seltenen Quartett-Besetzung (Trompeter machen das leider eher selten, ohne andere Bläser ein Album aufnehmen, hätt ich gern mehr davon!) „The King and I“ aufgenommen.
    Die Sidemen auf den Sessions mit Coltrane sind teils bekannte Leute, die schon auf früheren Coltrane-Sessions gespielt hatten, aber auch ein paar neue Namen tauchen auf (die sonst nicht in der Coltrane-Diskographie erschienen).
    Die Musik wurde fast ausschliesslich von Harden komponiert – wohl speziell für diese Sessions. Die Stücke wurden auch sonst nie (oder äussert selten) wieder aufgegriffen. Sie sind im Vergleich mit dem üblichen Ausgangsmaterial von solchen 50er Jam-Sessions sehr vorsichtig und mit einem Auge für Details gemacht und müssen wohl auch massgeblich zu unserem lückenhaften Bild von Harden beitragen.
    Aber ob die Alben wirklich so sorgfältig produziert worden sind, wie der Wiki-Eintrag behauptet, wage ich jetzt mal zu bezweifeln. Ozzie Cadenas Approach hat sich meines Wissens nicht allzu stark von jenem von Bob Weinstock unterschieden, und er hat sich auch oft – auch hier – erfrecht, sich selbst als Co-Composer eintragen zu lassen.

    In Loren Schoenbergs Liner Notes zu Harden/Coltrane „The Complete Savoy Sessions“ (1999) heisst es zur Person Hardens:

    Harden himself contributed greatly to the mystery surrounding him. His elusive nature is reflected in recent comments by both of the pianists on these sessions, who are among the very few who recall him from the Fifties. Tommy Flanagan describes him as a „quiet guy who was off the scene most of the time; I don’t remember him having any gigs in New York. He did work back in Detroit though.“ Howard Williams can add only that „Wilbur was a nice guy, not aggressive, just a pure musician. We used to jam a lot in my loft, which was on 6th Avenue, right next to Hall Overton’s. I heard that Wilbur had a nervous breakdown or something, but after that he just vanished.“

    Die erste, längste Session vom 13. März 1958 ist fast eine All-Star Band, Coltrane und Harden mit Tommy Flanagan, Doug Watkins und Louis Hayes. Was ich oben über Donald Byrd angetönt habe trifft auf Harden eigentlich auch zu, aber irgendwie hat Harden doch einiges mehr an Persönlichkeit zu bieten und sein aussergewöhlich schönes Spiel bietet einen guten Kontrast zu Coltrane – jeder der beiden zieht sein Ding durch und es harmoniert erstaunlich gut. Die Luxus-Rhythmusgruppe hilft beträchtlich, und ich staune grad wieder, wieviel das doch ausmacht! Wieder ist Louis Hayes an den Drums, und wie ich oben schon erwähnte: er klingt einerseits leichter – mehr Ride-Cymbal, höher gestimmte Drums? -, andererseits spielt er doch ziemlich schwer – eben zum Beispiel das Ride, das er fast durchwegs auf jeden Schlag bringt, auch die Snare-Einwürfe sind nicht gerade leicht, aber das gibt eben auch ein äusserst solides Fundament, das zu Coltrane sehr gut passt. Und dazu kommt Doug Watkins, auch er ein soliderer, erdigerer Bassist als Chambers, der aber ein ähnlich toller Solist ist (und auf „West 42nd Street“ auch ein kurzes gestrichenes Solo spielt). Flanagan dagegen ist eher leichter, lyrischer als Garland… eigentlich schade, dass Coltrane nicht öfter mit ihm aufnahm und überhaupt nicht öfter mit anderen Rhythmusleuten gearbeitet hat (z.B. Philly Joe Jones, Doug Watkins, Sam Jones, Hank Jones, Jimmy Cobb, Roy Haynes – der eine oder andere von denen taucht ja da oder dort auf, Haynes allerdings erst später).
    Coltrane klingt jedenfalls richtig gut hier, sein Ton ist vielleicht eine Spur weniger schön (bzw. die ganze Aufnahme klingt anders als die atmosphärischen Prestige-Sessions, aber auch diese Savoy-Sessions fanden in Van Gelders Studio statt, seltsam). Curtis Fuller, der andere hier anwesende Bläser (und neben Harden der andere Frontline-Partner in Yusef Lateefs frühem Quintett), gemäss Schoenbergs Liner Notes:

    According to trombonist Curtis Fuller, the other horn on two of the original sessions, Coltrane was there entirely because he wanted to be. He was openly enthusiastic about Harden’s work; as Fuller puts it, „he certainly wasn’t there just for the forty one dollars.“ (To be precise, $41.25 was musicians union scale for a sideman for a three-hour recording session in 1958.) But he also notes that Coltrane’s presence had a down side; Harden was a rather unassertive young man and when he failed to display sufficient decisiveness as leader, the saxophonist stepped in and took charge – which Harden in turn reacted to with some discomfort and even resentment. However, while Coltrane’s appreciation can readily be heard here, the tension that Fuller recalls is not apparent.

    In „Coltrane Reference“ (p. 513) steht, dass die Session von 1-7 p.m. dauerte, mit einer Stunde Pause fürs Nachtessen (nehme an für die meisten anwesenden war’s eher das Frühstück) – es wären also immerhin 80$ gewesen.

    Fuller stösst für die zweite und dritte Session dazu, auf der Art Taylor und Ali Jackson (Bruder von Drummer Oliver – siehe Lateef – und nicht mit Milt Jacksons Bruder, dem Bassisten Alvin Jackson zu verwechseln… alle aus Detroit, wie natürlich auch Flanagan, Watkins und Hayes) Watkins und Hayes ersetzen. Auf der zweiten Session spielt Howard Williams anstelle von Flanagan, der dann für die dritte wieder dabei war. Die Rhythmusgruppe ist ziemlich anders, Jackson ist weniger präsent als Watkins, Taylor leichter, aber eben auch – wie mich jetzt grad auf Take 2 von „B.J.“ dünkt – wieder sehr in Eile. Das scheint jedoch die drei Bläser nicht zu stören, Coltrane klingt hier wieder ganz wunderbar, ebenso Harden, der auch klarer klingt… und Fullers flüssiges, von J.J. Johnson inspiriertes Spiel fügt sich schön ins Ensemble ein (hier scheint alles klarer, schöner aufgenommen als auf der ersten Session woran auch immer das gelegen haben mag).
    Was Harden betrifft, so ist der einzige Standard der Session, „Once in a While“, ganz sicher ein Highlight! Unglaublich schön, sein Ton! Und wie Coltrane dann übernimmt für die Bridge… zauberhaft! Sein Ton ist hier übrigens fast schon so zurückgenommen und sanft wie später auf Ballads.

    Zwischen der ersten und der zweiten Session enstand übrigens ein weiteres Highlight aus der Prestige-Zeit, Settin‘ the Pace (wie ich oben schon erwähnte möglicherweise mein liebstes Prestige-Album von Coltrane). Zwischen der zweite und der dritten Session entstand dann Black Pearls, aber auch die fantastische Miles Davis Session vom 26. Mai 1958 (mit „Love for Sale“ als Highlight… ausgerechnet das Stück hat aber auf „Jazz Track“ gefehlt, war zuerst soweit ich weiss auf Circle in the Round zu hören)

    Trivia: in der Doppel-CD ist auch wieder das einzige grosse Coltrane-Photo (das auch ausschnittweise auf dem Titel drauf ist) dasjenige mit dem Altsax (von Esmond Edwards aufgenommen) – wie schon in der Monk/Coltrane Riverside Doppel-CD. Sehr befremdlich, aber ist ja auch beides von Orrin Keepnews produziert (die Savoy Doppel-CD scheint übrigens dennoch komplett zu sein, manche dieser Ende der 90er zusammengestellten Savoy Reissues hat Keepnews ja irgendwie versaut…

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    redbeansandrice

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    Die Musik wurde fast ausschliesslich von Harden komponiert – wohl speziell für diese Sessions. Die Stücke wurden auch sonst nie (oder äussert selten) wieder aufgegriffen. Sie sind im Vergleich mit dem üblichen Ausgangsmaterial von solchen 50er Jam-Sessions sehr vorsichtig und mit einem Auge für Details gemacht und müssen wohl auch massgeblich zu unserem lückenhaften Bild von Harden beitragen.
    Aber ob die Alben wirklich so sorgfältig produziert worden sind, wie der Wiki-Eintrag behauptet, wage ich jetzt mal zu bezweifeln. Ozzie Cadenas Approach hat sich meines Wissens nicht allzu stark von jenem von Bob Weinstock unterschieden, und er hat sich auch oft – auch hier – erfrecht, sich selbst als Co-Composer eintragen zu lassen.

    ich glaub auch nicht, dass das Album viel anders geworden wäre, wenn es für Prestige entstanden wäre… wer die Ambitionen hatte, konnte zu der Zeit auch bei Prestige „richtige Alben“ mit Eigenkompositionen und/oder Konzept aufnehmen, siehe etwa Ray Draper, Gil Evans, Webster Young, Yusef Lateef, Mal Waldron, Steve Lacy… und der Unterschied zwischen Coltranes Stardust Session und den Harden/Coltrane Sachen auf Savoy ist wohl vor allem daraus entstanden, dass Harden der Leader bei den Savoy Aufnahmen war, und Coltrane bei den Prestige…

    Schoenberg’s Liner Notes zum Harden/Coltrane Set von dessen Homepage

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    redbeansandriceich glaub auch nicht, dass das Album viel anders geworden wäre, wenn es für Prestige entstanden wäre… wer die Ambitionen hatte, konnte zu der Zeit auch bei Prestige „richtige Alben“ mit Eigenkompositionen und/oder Konzept aufnehmen, siehe etwa Ray Draper, Gil Evans, Webster Young, Yusef Lateef, Mal Waldron, Steve Lacy… und der Unterschied zwischen Coltranes Stardust Session und den Harden/Coltrane Sachen auf Savoy ist wohl vor allem daraus entstanden, dass Harden der Leader bei den Savoy Aufnahmen war, und Coltrane bei den Prestige…

    Ja, Coltrane hat ja eigentlich nie besonders tolle Kompositionen hingekriegt… erst in der Atlantic-Zeit fängt das an, aber auch da – seine Stücke sind in vielen Fällen mehr Skizzen oder Stimmungsbilder, die dann die Atmosphäre der Musik sehr stark prägen (was ja auch eine Kunst ist!) als besonders gute Kompositionen (es gibt natürlich Ausnahmen, wie etwa „Equinox“, das wohl zu einem oft-gecoverten Original hätte werden können, oder „Central Park West“).
    Aber dennoch: bei ihm war ja erst dann alles „in place“ als er auch seine eigene Musik zu schreiben begann… Olé Coltrane, die 1961er Vanguard Sessions, irgendwo da ist das wohl anzusiedeln oder? Oder würde man da schon die Atlantic-Zeit einbeziehen? Ich denke eher nicht, auch weil wenige der Stücke vor/bis 1960 sich in seinem Repertoire hielten (Ausnahmen: „My Favorite Things“ natürlich, aber auch die Ballade „I Want to Talk About You“ vom Album Soultrane, das jetzt grad wieder läuft, just Coltranes Solo über dieses Stück – wunderbar!)

    redbeansandriceSchoenberg’s Liner Notes zum Harden/Coltrane Set von dessen Homepage

    Oh, und ich hab natürlich wieder abgetippt…

    Edit: dieser Text auf der Website ist seltsam… die ganze zweite Hälfte über Teachout, Murray etc scheint was völlig anderes zu sein, die erste wohl ein sehr roher Entwurf der letztlich gedruckten Notes!

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    #7658515  | PERMALINK

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    Weiter geht’s… wie schon angetönt ist Settin‘ the Pace, am 26. März mit Garland/Chambers/Taylor aufgenommen, eins meiner allerliebsten unter Coltranes Prestige-Alben. Hier kommt sein neu-entdeckter Lyrizismus fast noch schöner zur Geltung als auf Soultrane, besonders in „I See Your Face Before Me“, wo man Coltrane buchstäblich den Text durch sein Saxophon singen hören kann.

    Das Album erschien erst 1961 (mehr dazu unten), was sicher auch dazu beigetragen hat, dass es in der Wahrnehmung vieler hinter Traneing In und Soultrane zurücksteht.

    Ich möchte eine Passage aus Joe Goldbergs Liner Notes zitieren, die vielleicht hilft, zu erklären, weswegen mir diese Session so gut gefällt (er reflektiert übrigens die seit der Aufnahme verstrichene Zeit, d.h. ich nehme „just beginning…“ bezieht sich auf die Gegenwart 1961):

    One aspect of Coltrane’s work, apparent here, is just beginning to be noticed. He is one of our most lyrical musicians, but it is not a standard form of lyricism – it does not gush and does not cloy – and that quality went unnoticed for a long time when the discussions of his work were primarily concerned with the technical innovations he was making. While Ornette Coleman, in whose playing John is extremely interested, has been concerned with more freedom from what has been termed „the chord barrier,“ Coltrane was pushing to the ultimate harmonic limit. As Cannonball Adderley put it in Jazz Review, „Coltrane knows more about chords than anyone. John knows exactly what he’s doing; he’s gone into the melodic aspects of chords. He may go ‚out of chord,‘ so-called, but not out of the pattern he’s got in his mind.“ That insistence on implicit harmonic effect, coupled with his rhythmic innovations („I found,“ Coltrane wrote in Down Beat, „there were a certain number of chord progressions to play in a given time, and sometimes what I played didn’t work out in eighth notes, 16th notes, or triplets. I had to put the notes in uneven groups like fives and sevens to get them all in.“), resulted in so-called „sheets of sound“ that for a time, blinded people to anything else he was doing.

    But there can be no doubting the lyricism of a performance like „I See Your Face Before Me.“ That, and „If There Is Someone Lovelier Than You,“ are both songs much more closely associated with Frank Sinatra than with the standard jazz repertoire (although Miles Davis has recorded „Face“ beautifully on Prestige 7007, The Musings of Miles). Coltrane, however, is one of those valuable musicians who never feels constricted by what is generally thought to be acceptable, and, as usual, he validates his choices.

    Dieser Lyrizismus, der hier auch durch die dichten, schnellen Passagen durchscheint, beeindruckt mich immer wieder!
    Und auch das letzte Stück, der sehr relaxte, groovende Blues „By the Numbers“ (ursprünglich auf The Last Trane) ist ein Highlight!

    : : . : : . : :

    Black Pearls, ohne viel darüber zu schreiben, hat mir heute auch wieder ein ganzes Stück besser gefallen als beim letzten Hören vor ein paar Monaten. Das Album ist irgendwie düster, ernst… Donald Byrd stösst noch ein letztes Mal dazu und macht sich dieses Mal ziemlich gut. Die nur drei Stücke sind ziemlich lang, am längsten der „Sweet Sapphire Blues“ mit etwas über 18 Minuten. Garland eröffnet die relaxten und doch nie plätschernden Soli – es wird schnell klar, dass man hier zur Sache kommt, dass nicht einfach ausschweifend soliert wird. Coltrane ist auf den allen drei Stücken „an der Arbeit“, man hört förmlich das Zahnwerk arbeiten, das alle Noten anspielen, die möglich sind… das kann ermüdend wirken, aber mich fasziniert es immer stärker!

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    Dann im Juli die Session mit Wilbur Harden, Red Garland, Paul Chambers und Jimmy Cobb. Cobb macht wieder einen Unterschied in der Rhythmusgruppe, aber insgesamt fehlt hier der Kick, alles wirkt ein wenig zu lyrisch, beinahe verschlafen. Coltrane und Harden haben allerdings beide sehr sehr schöne Momente. Aber etwas mehr Pep hätte hier gutgetan. Mir scheint bei den beiden letzten Prestige-Sessions (die hier vom 11. Juli und dann am 28. Dezember diejenige mit Freddie Hubbard) war irgendwie schon wieder die Luft draussen… Coltrane war sich wohl wieder am Sammeln, am Anlauf nehmen für „Giant Steps“. Jedenfalls ist 1957 das „watershed“-Jahr mit einer unglaublichen Menge an Aktivitäten, 1958 wird dann eher konsolidiert, was zuvor erreicht wurde, obgleich sich Coltranes eigenes Spiel durchaus noch weiterentwickelt – man kann ja eine grosse Reifung gegenüber dem Spiel Anfang/Mitte 1957 feststellen, das zweifellos! Aber rundherum ist immer noch dasselbe, Garland/Chambers/Taylor, ab und zu mit Trompete dazu, ab und zu mit anderem Drummer… es wurde wohl endgültig Zeit, dass Coltrane eine eigene Band gründet. Aber er war ja noch an Miles gebunden, mit dem im Frühjahr 1959 der Meilenstein Kind of Blue eingespielt wurde.
    Ja, ausserhalb seiner eigenen Sessions (die ja nach dem Frühjahr 1958 auch viel weniger häufig waren als in den Monaten davor – hatte er nichts mehr zu sagen?) war Coltrane ja durchaus noch auf spannenden Aufnahmen zu hören, so etwa auf Michel Legrands Legrand Jazz (am Tag nach der dritten Wilbur Harden Savoy Session), im April und im September spielte er auch wieder mit Thelonious Monk (die Aufnahme vom 11. September, von Naima aufgenommen, wurden auf Blue Note veröffentlicht – ich wiederhole das mal wieder -, auf einer einzelnen CD mit falscher Geschwindigkeit und zumindest zu Beginn auch mit falschem Line-Up. In der Monk Complete Blue Note 4CD-Box ist die Aufnahme korrekt zu hören und der Line-Up auch richtig als Ahmed Abdul-Malik und Roy Haynes angegeben; „Coltrane Reference“ p. 158: „Johnny Griffin has since acknowledged that Coltrane could have filled in for him one night at the Five Spot.“). Am 12. September, einen Tag nach dem vermuteten Datum der Monk-Aufnahme, wirkte Coltrane dann an einer der Sessions für George Russells New York, NY mit, im Oktober entstand auch die misslungene Aufnahme mit Cecil Taylor, Hard Driving Jazz und irgendwann im November noch die zweite und letzte Aufnahme mit Ray Draper, A Tuba Jazz (Roulette).

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    Coltranes Prestige-Alben und Veröffentlichungsjahr:

    7105 – Coltrane – 1957
    7123 – Traneing In – 1958
    7142 – Soultrane – 1958
    7188 – Lush Life – 1960
    7213 – Settin‘ the Pace – 1961
    7243 – Standard Coltrane – 1962
    7268 – Stardust – 1963
    7292 – The Believer – 1964
    7316 – Black Pearls – 1964
    7353 – Bahia – 1965
    7378 – The Last Trane – 1965

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    Trivia:

    Note: On Easter Sunday, April 6, 1958, Bobby Timmons, Earl Grubbs, and Carl Grubbs visited Coltrane at his home in Manhattan (apartment 2B, a second-floor apartment at 203 West 103rd Street). They held an impromptu practice session in Coltrane’s living room – see the photos in Thomas (1975, photo section following p. 88) and Porter (1998, photo section following p. 174). Bobby Timmons is playing piano, Earl Grubbs is playing alto saxophone, Carl Grubbs is playing clarinet, and Coltrane (in his bathrobe – he had a late concert at Town Hall the night before) is playing tenor saxophone.
    Carl Grubbs recalls that Coltrane played at the Five Spot that night and possibly the next night (Porter, 1998, p. 358); however, an advertisement in the New York Times lists Coltrane as being scheduled to play with Thelonious Monk at the Village Vanguard for the Sunday afternoon matinee (see the followoing entry). The Times ad may be incorrect, or Carl Grubbs may have mixed up the Five Spot and the Village Vanguard. Or all of this may be correct – Coltrane may have played with Monk that Sunday afternoon, then sat in at the Five Spot that night and/or MOnday night (although Coltrane was probably in Cleveland by Monday night […] [Miles Davis Sextet Gig April 7-13 im „Modern Jazz Room“, Cleveland, OH]). On Sunday, April 6, 1958, the Pepper Adams Quintet was at the Five Spot (Pepper Adams, baritone saxophone; Donald Byrd, trumpet; Bobby Timmons, piano; Doug Watkins, bass; Elvin Jones, drums). On Monday, April 7, 1958, pianist Mal Waldron was scheduled at the Five Spot.

    ——————

    Coltrane Sitting In at the Five Spot

    „One night a few years ago Coltrane sat in at the old Five Spot in New York City and improvised about 25 minutes on Woody’n You. It was an awesome performance. Near the end many wondered why his chops didn’t fall off or at least detrioerate into blubber. But he played on and finished the last measures with as much strenght as the first. Then he stepped down, went into the back room, and began to practice!“ (From „John Coltrane: Black Pearls,“ record review by Don Nelsen, Down Beat, Dec. 31, 1964, p. 23.)

    ——————

    ~ Coltrane Reference, p. 149f.

    Note: On Thursday, Septmber 11, 1958, Coltrane wrote a letter to Mr. Dickson Kisai of Ghana, hoping to start a correspondence. Coltrane expressed his desire to visit Africa, and, interestingly, asked about work opportunities and „the chances for small businesses“ in Ghana. This letter was auctioned in February 2005 by Guernsey’s.

    ~ Coltrane Reference, p. 157

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    Die allerletzte Coltrane Session für Prestige entstand Ende Dezember 1958 mit Garland/Chambers/Taylor und auf drei der sechs Titel Freddie Hubbard (seine zweite Session überhaupt, und keine besonders geglückte). Auch hier habe ich wieder den Eindruck (wie bei der Session mit Harden im Juli), dass nichts wirklich spannendes geschieht. Klar, Coltrane… aber sonst ist echt nicht mehr als „more of the same old“ zu hören.
    „Bahia“ macht dann Spass, der Latin-Beat wird auch in den Soli so halbwegs durchgezogen (mit kurzen Wechseln in graden 4/4). Garland spielt toll! Und dann folgt – Überraschun! – noch einmal ein Stück in Trio-Besetzung, „Goldsboro Express“ – sehr schön! Schnelles Tempo, aber nie kommt Hektik auf, und die Fours mit Taylor sind auch toll. Für kurze Momente könnte man hier fast an Rollins denken!
    Diese und die längere Session mit Wilbur Harden wurden übrigens ursprünglich auf den drei Alben Standard Coltrane, Bahia und Stardust veröffentlicht.

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    Als nächstes werde ich mir mal die Monk-Session vom Five Spot vorknöpfen und allenfalls die Sessions mit Miles (Milestones im Frühjahr 1958, die Sextett-Session im Mai, die grösstenteils auf JazzTrack erschien, sowie die Live-Aufnahmen von Newport und Jazz at the Plaza im Herbst und diverse Bootlegs) und die Sachen mit Legrand und Russell.

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    Und weil ich schon an diesem Riesen-Post bin und heute auch nicht mehr zum anhören von Ray Drapers A Tuba Jazz komme, hier vorab schon mal das versprochende Bisschen aus „Coltrane Reference“:

    Pianist John Mayer recalls this session (e-mail to Chris DeVito, Mar. 25, 2005):

    Ray [Draper] and I were best friends and band mates at that time and would do a lot of hanging out. This included Café Bohemia with the Miles band with Trane where I got to meet John. A soft-spoken gentle man.
    When A Tuba Jazz for Jubilee came around, Ray asked Trane to join the session. […] Trane, Ray and myself met at Ray’s family’s apartment on 106 St. and Manhattan Ave. to rehearse just prior to going to record. Trane was interested in soem warm-up exercices I was doing out of a Brahms drill book. So he learned it. Later when he met Wayne [Shorter], they would spend days at Wayne’s house practicing from harp exercice books.
    We three then took a cab from Ray’s house to some midtown studio where Larry Ritchie and Spanky [James „Spanky“ DeBrest] were waiting. It was harrowing for me as a kid to be in this kind of company. My favorite moment is „Angel Eyes“ where I had a chandce to slow it down and play a little intro for Trane.
    I didn’t do any other gigs with John, but I heard him a lot with his Quartet. After his opening night (first time under his name) at Jazz Gallery in 1960, I was compelled to write two tunes based on what I heard that night. I called Trane to tell him of this and he invited me to his house in St. Albans to show him the music. He kindly put the old Webcor [tape recorder] on and got the soprano out and proceeded to put the songs on tape. that was it for those songs until I recorded them myself: „Round Up the Usual Suspects“ and „Ballad for Trane.“

    Jon Mayer continues to perform and record; see his website at www.jonmayer.com/.

    ~ Coltrane Reference, p. 160

    >> Edit: hier noch ein Hinweis auf einen Artikel in JazzTimes über Ray Draper – danke redbeans! << Die beiden 1958er Sessions (Standard Coltrane, Bahia, Stardust) will ich auch möglichst bald noch einmal hören, will sie nicht unfair beurteilen - es sind die Prestige-Sessions, die ich am schlechtesten kenne, da ich die drei Alben nie in ihrer Original Jazz Classics Form besessen habe (ich hatte allerdings diese Carrère CD mit der ganzen Harden-Session, aber auch die war unter den letzten CD mit Sessions aus diesem Zeitraum, die ich gekauft habe) Ich glaub das reicht mal für heute... hoffe in den Zitaten hat's nicht allzu viele Tippfehler!

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    Toll! Mein Dank dafür ist kurz und bündig, aber kommt von Herzen.
    Ich freue mich schon, diese Woche das ein oder andere davon erneut nachhören zu können…:-)

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    #7658519  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Im Herbst 1958 enstanden zwischen den zwei letzten Prestige-Sessions einige weitere Sideman-Aufnahmen von Coltrane.

    Da ist zuerst mal die fantastische Live-Aufnahme vom 11. September 1958, die Coltranes Frau Alice im Five Spot aufnahm, als Monk für Griffin einsprang (siehe oben Zitat aus „Coltrane Reference“ dazu). Unter dem Titel „Discovery!“ erschien die Aufnahme erstmals 1993, in leicht übersetzter Geschwindigkeit. Im Rahmen der 4CD-Ausgabe der „Complete Blue Note Recordings“ von Monk (1994) wurde mit Hilfe von Kenny Washington eine korrigierte Version davon veröffentlicht. In den Liner Notes zu diesem Set lässt sich Bob Blumenthal für einmal richtig gehen:

    On „I Mean You,“ Coltrane begins relatively cautiously, prodding the corners of Monk’s ominous tune; but by the time Monk lays out Coltrane is in full flight, wrestling torrential phraes and jagged cries from his horn. Monk is driven and expansive throughout, and Haynes prods everyone with his polyrhythmic lyricism.

    ~ Bob Blumenthal, Liner Notes von „Thelonious Monk – The Complete Blue Note Recordings“, 1994, p. 34

    Was mit polyrhythmischem Lyrizismus gemeint sein soll, mag dahingestellt bleiben – jedenfalls macht es trotz der mangelhaften Qualität der Aufnahme unglaublichen Spass, zu hören, wie Haynes die Musik antreibt, kommentiert, ergänzt… der hat hier Feuer im Arsch, um es salopp auszudrücken! Ebenso Coltrane – unglaublich, was er hier abliefert! Sicher das Highlight der Monk/Coltrane Kollaboration!

    Am 13. Oktober nahm Coltrane dann für United Artists an der Cecil Taylor Session für „Hard Driving Jazz“ (später unter Coltranes Name as „Coltrane Jazz“) teil. Eine äusserst seltsame Band: Kenny Dorham (t), Coltrane (ts), Taylor (p), Chuck Israels (b), Louis Hayes (d). Beim heutigen Wiederhören fand ich das Album nicht mehr ganz so missglückt, wie ich’s in Erinnerung hatte. Dorham spielt einige sehr schöne Soli, die allerdings quer in der Landschaft stehen, Israels spielt sehr gut, aber Louis Hayes ist hier ziemlich am Ende seines Lateins. Coltrane und Taylor harmonieren auch nur mässig, aber irgendwie ist das doch im Vergleich zu „Jazz Advance“ oder „Love for Sale“ nicht komplett anders (ausser eben der Drummer…). Selber hören um eine Meinung zu bilden! Ganz für die Katz ist das jedenfalls nicht!

    Dann im November fand die zweite Session mit Ray Draper statt – dazu auch oben schon eine längere Passage aus „Coltrane Reference“. Gefällt mir wohl von den drei Draper-Alben aus dieser Zeit (das dritte wurde mit McLean und ohne Coltrane für Prestige aufgenommen) das schönste. Der Moment auf „Angel Eyes“, auf den sich Mayer bezieht ist in der Tat schön, das Stück wird allerdings v.a. von Draper getragen. Klanglich ist das sehr attraktiv und speziell, und Draper scheint langsam mehr Kontrolle über sein unförmiges Instrument zu haben. Ganz schön auch die beiden Rollins-Stücke „Doxy“ und „Oleo“, und auch der Opener, „Essii’s Dance“.
    Edit: obiges Cover ist von der CD, auf der Drapers „A Tuba Jazz“, eben das dritte Album (bzw. das zweite mit Coltrane) enthalten ist… bin etwas schludrig heute :-)

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    gypsy-tail-wind
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    Ganz zu Beginn des Jahres stiess Coltrane wieder zu Miles Davis‘ Gruppe:

    2.-15. Januar 1958: Miles Davis Sextet, Birdland, NYC (mit Adderley, Garland, Chambers, Philly Joe)

    From the New Yorker (Jan. 11, 1958, p. 8): „Birdland, 1678 Broadway, at 52nd St.: Miles Davis, a great man when he doesn’t get lost in the stars, is leading a new-era quintet [sextet] into action, and Johnny Richards‘ orchestra is also on the lot. On Thursday, Jan. 16, a considerable change of scene – Kai Winding’s septet and Machito’s band, largely hot-blooded Cuban in attitude. Mondays are made loud by guest practitioners.“
    Coltrane rejoined Miles Davis for this gig, creating a sextet with Cannonball Adderley. Coltrane was at the Five Spot until January 1, 1958, with Red Garland replacing Thelonious Monk, and Garland and Coltrane probably rejoined Davis after completing the Five Spot gig.

    ~ Coltrane Reference, p. 147

    Im Oktober 1957 wurde Miles‘ Quintett mit Bobby Jaspar, Tommy Flanagan, Chambers und Philly Joe in einem AFRS Broadcast vom Birdland festgehalten, von Ende November bis im Dezember war Miles dann in Europa, mit einer „Stars of Birdland“ Tournee, u.a. mit Lester Young, dem Modern Jazz Quartet und dem Trio von René Urtreger. Das Konzert vom 8.12. in Amsterdam wurde schon früh auf Bootleg veröffentlicht (bis heute jedoch laufen die offiziellen Versionen in einer falschen Geschwindigkeit, auch die neuste Ausgabe bei Lonehill).

    3. Januar 1958: Coltrane nimmt mit Gene Ammons auf (siehe oben)
    10. Januar 1958: Prestige-Session (siehe oben)

    21.-26. Januar 1958: Miles Davis Sextet, The Continental, NYC (gleiches Sextett wie oben)

    Am 31. Januar 1958 hat Coltrane im Main Ballroom, Chateau Gardens, NYC, an einer Jam Session mit Lee Morgan (t), Billy Smith (unbek. instr.), Lou Donaldson (as), Wynton Kelly (p), Tommy Potter (b), Philly Joe (d) und Faron Taylor (voc) teilgenommen.

    4. Februar 1958: die erste Session für das grandiose Milestone Album findet statt, auf „Straight No Chaser“ liefert Coltrane eins der eindrücklichsten sheets of sounds-Soli ab. Auch Miles und Adderley, aber auch Red Garland sind in Höchstform. Die Anwesenheit von Philly Joe Jones hebt die Aufnahme sofort von den Prestige-Sessions mit Art Taylor ab – Jones ist schlicht um vieles besser! (Das war er allerdings auch im Konsum von Drogen… auch bei Davis wurde er zeitenweise von Taylor ersetzt.)
    In dieser Session beginnt auch die Beschäftigung mit „modalem“ Jazz wieder Früchte zu tragen. Bob Blumenthal schreibt in den Liner Notes zum 6CD Set mit den gesammelten Miles/Coltrane Columbia Sessions:

    Davis cites the Milestonss sessions, and the title track in particular, as „Where I really started to write in the modal form… When you play this way, you can go on forever. You don’t have to worry about changs… The challenge… is to see how inventive you can become melodically.“ His first classic exploration of these ideas was called „Miles“ on the original album, perhaps to distinguish it from the John Lewis composition „Milestones“ heard on Davis‘ 1947 Savoy session. Given the change in modes that creates the tune’s 40-bar AABBA structure, the soloists can’t literally „go on forever“ as they might on a later modal piece like „Teo.“ Still, the reduction in harmonic motion is liberating, and leads the soloists on contrasting paths. Adderley balances hi fluent technique and sophisticated ear even more keenly, Davis further distills his lyricism, and Coltrane finds that modes allow him to stack still more chords within the expanded tonal space.“

    ~ Bob Blumenthal, Liner Notes von „Miles Davis & John Coltrane – The Complete Columbia Recordings 1955-1961“, 2000, p. 69

    Hier beginnt also schon der Weg zur neuen Klarheit und strukturellen Einfachkeit – einige Zeit, vor Coltrane mit „Giant Steps“ die Komplexität der Struktur auf den Gipfel treiben wird.

    7. Februar 1958: Prestige-Session (siehe oben)

    10.-15. Februar 1958: Miles Davis Sextet, Lenny Litman’s Copa, Pittsburgh, PA (wieder dasselbe Sextett)

    16. Februar 1958: Sunday 8 p.m.: „Cavalcade of Jazz“, Town Hall, Phiadelphia, PA (u.a. mit Dakota Staton, Horace Silver, Lee Morgan, Sonny Stitt, Pauline Ott feat. Red Rodney…)

    4. März 1958: die zweite Session für Milestones findet statt. Die Dinge sind diesmal chaotischer… „Sid’s Ahead“ ist wohl das Highlight, ein Stück, das schon 1954 als „Weirdo“ aufgenommen wurde und stark an „Walkin'“ erinnert. Hier spielt Miles Piano, weil Garland zu spät kam.
    Auf Jackie McLeans „Little Melonae“ spielen nur Davis (t), Coltrane, Chambers und Philly Joe. Das Thema deutet schon an, was Davis und Adderley ein paar Tage später mit dem Titelstück von Adderleys Blue Note Album Somethin‘ Else machen sollten: die Phrasen abwechselnd zu spielen. Die Aufnahme ist klasse und wirkt durch die Abwesenheit vom Piano umso dramatischer. (Das Stück wurde schon 1955 im Rahmen der allerersten Columbia-Session eingespielt.)
    Das dritte und letzt Stück ist „Dr. Jackle“, ein weiteres Original von McLean. Hier ist das ganze Sextett anwesend. Diesen Titel hat Davis 1955 für Prestige aufgenommen auf dem Album mit Milt Jackson, McLean und Ray Bryant. Diese Aufnahme sollte Red Garlands letzte mit Davis bleiben. Adderley und Coltrane klingen im Wechsel von schnellen Blues-Chorussen streckenweise sehr ähnlich.

    7. März 1958: Coltrane nimmt mit Kenny Burrell auf (siehe oben)
    13. März 1958: die erste der Savoy-Sessions mit Wilbur Harden (siehe oben)

    17.-22. März 1958: Miles Davis Sextet, Pep’s, Philadelphia, PA (Sextett, anfangs vermutlich mit Garland, am letzten oder den beiden letzten Tage vermutlich mit Bill Evans)

    This is believed to be Bill Evans‘ first gig as a member of the Miles Davis Sextet. According to Evans, „Miles called me to do a weekend in Phila. at ‚Peps.‘ During that engagement he asked me to join the band. No rehearsals“ (letter to David Wild, Dec. 1, 1976).

    ~ „Coltrane Reference“, p. 149

    26. März 1958: Prestige-Session (siehe oben)

    5. April 1958: Miles Davis Sextet, Town Hall, NYC

    Whitney Balliett schrieb für den New Yorker (Apr. 12, 1958, pp. 73-74):

    „The Miles Davis quintet […] plus John Coltrane, tenor saxophone, ran through six lengthy numbers that were notable for Jones‘ Big Bertha drumming, some extraordinarily facile but meaningless runs from Coltrane, and, in a couple of blues, some thoughtful statements by Davis, which were, however, marred by some disastrous lunges into the upper register.“ Balliett lists Red Garland on piano; this may have been a mistake, or Garland might ahve made a few more gigs before being replaced by Bill Evans (see the Mar. 17-22, 1958 entry).

    ~ „Coltrane Reference“, p. 149

    Dann kommt die lustige Oster-Sonntag-Story mit den Grubbs Brüdern und Bobby Timmons (s.o. – 6. April 1958)

    6. April 1958: Thelonious Monk Quartet, Village Vanguard, NYC (mit unbekanntem Bassisten/Drummer)

    7.-13. April 1958: Miles Davis Sextet, Modern Jazz Room, Cleveland, OH (mit Bill Evans, poss. Henri Grimes anstelle von Chambers für einige Tage)
    (vor Miles spielte das Jo Jones Trio mit Ray Bryand, danach Dizzy Gillespie. Im Casa Nova Supper Club spielte derweil das Joe Alexander Quartet mit John Lathan – Coltrane hatte mit Lathan 1952 in Gay Crosses Band gespielt) (gemäss „Coltrane Reference“, 151)

    15.-20. April 1958: Miles Davis Sextet, Clarence’s Blue Bird Inn, Detroit, MI (das reguläre Sextett: Davis, Adderley, Coltrane, Evans, Chambers, Philly Joe)

    (die Joe Brasil Tapes mit Coltrane stammen ev. von diesem Datum und/oder vom 23.-28. September, als Miles‘ Band erneut im Blue Bird Inn spielte – „Coltrane Refernce“, p. 151f.)

    25. April-4. Mai 1958: Miles Davis Sextet, Café Bohemia, NYC

    The New Yorker notice (May 3, 1958, pp. 8,11) begins with a reference to the frequent last-minute changes in the club’s schedule: „CAFÉ BOHEMIA, 15 Barrow St.: Easy ocme, easy go is the rule of thumb here. The current timetable, which may or may not be worth the paper it’s printed on, calls for Jimmy Giuffre’s trio (Bob Brookmeyer helps this one a lot), whose message is in general a resignation from the world and its temptations, plus the sextet run by Miles Davis, an enigmatic young man with a horn and a truant from several schools of music. Sundays are early days, from vie until midnight. Closed Tuesdays.“
    Radio broadcasts on Saturday, May 3, 1958; a recording exists […]. Adderley is not present on the broadcast.
    This gig has previously been listed as running continuously until May 18, 1958, but based on listings in the New Yorker and Down Beat, it appears that the Miles Davis Sextet was in Boston the week of May 5-11, 1958 (see the following entries).
    „Philly“ Joe Jones was fired at the end of this gig; a financial dispute caused Jones to refuse to make the following gig in Boston, which proved to be the last straw, and Davis fired Jones and hired Jimmy Cobb (see Kahn, 2000, pp. 78-79).

    ~ „Coltrane Reference“, p. 152

    5.-11. Mai 1958: Miles Davis Sextet, Storyville, Boston, PA (Davis, Adderley, Coltrane, Evans, Chambers, Cobb)

    (Bei Kahn kann man nachlesen, wie Cobb in letzter Minute für diesen Gig gebucht wurde – das ist das Buch über „Kind of Blue“, das ich zwar nicht bahnbrechend fand, aber doch sehr lesenswert, da alles zusammengetragen wurde, was es an Infos über diese Zeit in Miles‘ Karriere – ca. 1958/59 – gibt… wo’s Sinn macht holt Kahn durchaus auch weiter aus.)

    12.-18. Mai 1958: Miles Davis Sextet, Café Bohemia, NYC

    From the New Yorker: CAFÉ BOHEMIA, 15 Barrow St.: Any resemblance between this small planet and the one the rest of us live on is coincidental. At the moment, Jimmmy Giuffre’s vanguardist trio (Bob Brookmeyer is part of it), which takes life and modern music ever so seriously, and the quartet of Phineas Newborn, Jr., a pianist of note, should be around. Miles Davis, his horn, his Brooks Brothers jacket, and his sextet will replace the Giuffres on Monday, May 12″ (May 10, 1958, p. 8); and „CAFÉ BOHEMIA, 15 Barrow St.: The on-with-the-new musicians who ebb and flow through these portals wait for no man, but it’s roughly even money that the sextet of Miles Davis, an eminent leader of the whither-jazz contingent, willb e on hand through Sunday, May 18, the day Gigi Gryce brings his quintet to town. On MOnday, May 19, Eddie Costa’s trio arrives“ (May 17, 1958, p. 8).
    Radio broadcasts on Saturday, May 17, 1958; recording exists […]. Adderley is not present for the broadcast.

    ~ „Coltrane Reference“, p. 153

    13. Mai 1958: zweite Savoy-Session mit Wilbur Harden

    20.-25. Mai 1958: Miles Davis Sextet, Red Hill Inn, Pennsauken, NJ

    26. Mai 1958: Columbia-Session mit Miles Davis

    Diese Session sollte die erste im Studio mit Bill Evans und Jimmy Cobb sein, und leider erschien sie nur in zerstückelter Fassung… das beste Stück, „Love for Sale“, fehlte auf dem Album Jazz Track, dessen andere Hälfte in der US-Veröffentlichung des 1957er Film-Soundtracks von Louis Malles Ascenseur pour l’echafaud bestand (4./5. Dezember 1957, mit Barney Wilen und dem Trio von René Urtreger, das aus Pierre Michelot und Kenny Clarke bestand).
    Evans hatte zu diesem Zeitpunkt erst ein eigenes Album veröffentlicht, aber auch beeindruckenden Alben mit George Russell und Charles Mingus aufgenommen. Seine Präsenz ist sofort zu spüren… auf „Fran Dance“ spielen Miles und Adderley wunderbare Soli. „Stella By Starlight“ entstand ohne Adderley, „Love for Sale“ wurde möglicherweise wegen des tollen Adderley Blue Note-Albums mit Miles zurückgehalten? Chamber/Cobb können hier endlich loslegen, und Evanns spielt ein grossarties Solo, das an Garland, aber auch an Monk und Tristano erinnert!

    10.-15. Juni 1958: Miles Davis Sextet, Spotlite, Washington, DC

    Am 15. Juni entstand August Blumes Interview mit Coltrane, in Blumes Haus in Baltimore.

    Ca. 20.-22. Juni 1958: Miles Davis Sextet, Black Pearl, NYC

    24. Juni 1958: dritte und letzte Savoy-Session mit Wilbur Harden (und Curtis Fuller als Co-Leader)

    24.-29. Juni 1958: Miles Davis Sextet, Smalls‘ Paradise, NYC
    (in den New York Amsterdam News wurde Miles in einem Ad als „Sweetest Trumpet This Side of Heaven“ beschrieben, vor Miles spielte J.J. Johnson, nach ihm Jimmy Smith im Smalls‘ – „Coltrane Reference“, p. 154)

    25. Juni 1958: Michel Legrand Session (für Legrand Jazz, u.a. auch mit Miles und Bill Evans)

    3. Juli 1958: Miles Davis Sextet, Newport Jazz Festival

    This 40-minute set by the Miles Davis Sextet was recorded and (eventually) released by Columbia […]. The music is powerful and at times intense, especially the explosive playing of Coltrane and Jimmy Cobb – on „Two Bass Hit“ their playing looks ahead to the Coltrane-Elvin Jones duets of the 1960s. Don Gold, reviewing the set in Down Beat (Aug. 7, 1958, p. 16) dismissed (or maybe just dissed) Coltrane as an „angry young tenor,“ referred to Cobb’s drumming as „oppressive,“ and was generally bothered and bewildered. Rob Reisner reviewing the festival for the Village Voice (July 23, 1958, p. 5), offered a different perspective:

    [INDENT]On Thursday evening, July 3, Rex Stewart and a group kicked it off. The program was dedicated to Ellington, and all the performers with the exception of Miles Davis played his tunes. It was an exceptionally long program lasting 5 hours and 10 minutes, heavily weighted on the side of the tradition. Inspirational spots were scarce, and I overheard someone say: „This jazz is only fit for Europeans.“
    The good stuff was furnished by the Miles Davis [Sextet], the Dave Brubeck Quartet, and Mahalia [Jackson], Ellington’s orchestra played interminably, every individual had a feature number, and I was afraid he would get to the band boy.

    ~ „Coltrane Reference“, p. 154

    11. Juli 1958: Prestige-Session (siehe oben)

    22. Juli-3. August 1958: Miles Davis Sextet, Village Vanguard, NYC

    poss. ca. August-October 1958: All-Star Jam mit Lee Morgan, Wayne Shorter

    5.-10. August 1958: Miles Davis Sextet, Spotlite, Washington, DC
    („Recording exists, attributed to a radio broadcast on Saturday, August 9, 1958“ – „Coltrane Reference, p. 155)

    12.-17. August 1958: Miles Davis Sextet, Comedy Club, Baltimore, MD

    23. August 1958: Miles Davis Sextet, Third Annual New York Jazz Festival, Randall’s Island, NYC

    Coltrane appeared twice at this festival; first with the Miles Davis Sextet, then with the N.Y. Jazz Festival Orchestra (an all-star group). Bud Freeman and Jimmy McPartland opened the concert, followed by Art Blakey, Thelonious Monk, the Modern Jazz Quartet, the Jimmy Giuffre Trio, the Miles Davis Sextet, Chico Hamilton, Dave Brubeck, and finally the N.Y. Jazz Festival Orchestra. Reviewed by Dom Cerulli (Down Beat, Oct. 2, 1958, p. 54):
    [INDENT]Miles Davis and his group drew huge initial response and earned it with a good set, which included Straight – No Chaser and Put Your Little Foot Right In [aka „Fran Dance“ – gtw]. John Coltrane particularly seems to be achieving the goal he is after. His solos tend to be like ribbons of continuing sound rather than a succession of notes. Miles played with command. […]
    The festival orchestra clsoed the concert. In the chairs were Lee Morgan, Herb Pomeroy, Ray Copeland, and Ernie Royal, trumpets; Curtis Fuller, [Bob] Brookmeyer, Jimmy Cleveland, and Frank Rehak, trombones; Julian (Cannonball) Adderley, [John] Coltrane, [Jimmy] Giuffre, [Bud] Shank, and Charlie Rouse, reeds; Gunther Schuller, French horn; Bill Evans, piano; Paul Chambers, bass; Chico Hamilton, drums.
    The band opened with a medium-tempo [Ernie] Wilkins original with some striking solo work by trumpeter Morgan, who showed a lot of wit, imagination, and a big sound. Other soloists included Pomeroy, Coltrane, Rouse, and Chambers. The reeds hat little section blend, and the ending of the tune was rough.
    Every member of the band got a solo spot (except Schuller) on a long, long blues. Bill Evans almost had somethign interesting going when the parade of soloists started. The final piece, as 2 a.m. approached, was Wilkins‘ Dancers on Drums from the Victor Drum Suite LP. The tempo changes here were more noticeable.

    ~ „Coltrane Reference“, p. 156

    1.-6. September 1958: Miles Davis Sextet, Showboat, Philadelphia, PA

    9. September 1958: Miles Davis Sextet, Persian Room, Plaza Hotel, NYC

    An diesem Konzert entstand das Album Jazz at the Plaza, Vol. 1. Aus Anlass einer Columbia-Party für die Presse spielte neben Miles‘ Band auch Ellington mit seiner Big Band, sowie Billie Holiday, Buck Clayton und Jimmy Rushing. Zudem: „Coltrane reportedly participated in an afternoon jam session with Lee Morgan (trumpet), Billy Strayhorn (piano), Jimmy Woode (bass), Sam Jones (bass), and ‚Philly‘ Joe Jones (or, more likely, Jimmy Cobb) (drums), but it wasn’t recorded (information from Jimmy Woode via Mitsuo Johfu).“ („Coltrane Reference“, p. 157)

    Am 11. September schrieb Coltrane den oben bereits erwähnten Brief, in dem er sich nach „chances for small businesses“ in Ghana erkundigt.

    11. September 1958: Thelonious Monk Quartet, Five Spot, NYC
    (siehe oben)

    12. September 1958: George Russell Session (für New York, NY)

    15.-21. September 1958: Miles Davis Sextet, Modern Jazz Room, Cleveland, OH
    (vor Miles spielte George Shearing, nachher Chet Baker)

    23.-28. September 1958: Miles Davis Sextet, Clarence’s Blue Inn, Detroit, MI
    (am 25.9.1958 enstand die bekannte Jam-Session-Aufnahme mit Joe Brasil, auf der neben Brasil und Trane auch Sonny Red und Joe Henderson zu hören wären, wenn die Aufnahme denn etwas hören liesse… sie klingt grausam schlecht, leider! In der Rhythmusgruppe sassen Yusef Lateefs Pianist und Bassist Hugh Lawson und Ernie Farrow, Drums spielte Roy Brooks, Trompete spielte ein Donald Towns, Brasil und Kyner spielten Alt, Coltrane und Henderson Tenor, zudem war ein weiterer Tenorsaxophonist anwesend, zu dem’s in „Coltrane Reference“ heisst, er „doesn’t sound highly professional“, p. 539)

    Oct-Dec 1958 hat Coltrane möglicherweise im Hi Hat in Boston gespielt (Coltrane Reference, p. 158 – mit wem er dort gespielt hat, dafür scheint’s keine Anhaltspunkte zu geben)

    Fall 1958 oder Winter or Spring 1959 hat Phil Pastras Coltrane mit dem Miles Davis Sextet in Newark, NJ im Hour Glass gesehen.

    13. Oktober 1958: Session mit Cecil Taylor: Hard Driving Jazz (siehe oben)

    Mitte Oktober hat Bill Evans die Gruppe von Miles verlassen, er zog sich zu seinen Eltern nach Florida zurück. Am 30. Oktober schrieb er an Coltrane, er sei „away from the piano and city life for about 2 1/2 weeks now“ („Coltrane Reference, p. 159).

    17.-23. Oktober 1958: Miles Davis Sextet, Apollo Theatre, NYC (vermutlich Red Garland statt Evans)

    29. Oktober-2. November 1958: Miles Davis Sextet, Spotlite, Washington, DC (ab hier Garland statt Evans)
    (es gibt eine Radio-Aufnahme vom 1. Nov.)

    4.-16. November 1958: Miles Davis Sextet, Village Vanguard, NYC

    November 1958: Ray Draper Session: A Tuba Jazz (siehe oben)

    28. November 1958: Miles Davis Sextet, Town Hall, NYC (mit Cobb oder Philly Joe Jones)

    29. November 1958: Miles Davis Sextet, Mosque Theatre, Newark, NJ (TV Show) (mit Cobb oder Philly Joe Jones)
    (auch „on the bill“: Barry Miles, Horace Silver, Chris Connor – „Coltrane Reference“, p. 161)

    12.-18. Dezember 1958: Miles Davis Sextet, Howard Theatre, Washington, DC (mit Cobb oder Philly Joe Jones)
    (auch: Horace Silver Quintet, Jimmy Smith Trio, Bill Henderson, Betty Carter, The Jazz Dancers)

    26. Dezember 1958: letzte Prestige-Session von Coltrane (siehe oben)

    27. Dezember 1958: Miles Davis Sextet, Town Hall, NYC (mit Cobb oder Philly Joe Jones)
    (auch: Sonny Rollins & His Trio, J.J. Johnson & His New Quintet, Art Blakey & His Jazz Messengers, Lee Morgan-Benny Golson, Anita O’Day)

    Die Daten habe ich alle aus „Coltrane Reference“, p. 143-1961.

    Das war also ein ziemlich hektisches Jahr, in dem v.a. die Arbeit milt Miles Davis im Zentrum stand. Da verwundert es wenig, wenn auf den verstreuten Prestige-Sessions nicht immer volle Konzentration zu hören ist und nicht immer grosse musikalische Sprünge gemacht werden!

    1959 geht ähnlich weiter (nein, das werd ich nicht auch noch abtippen – ich hab übrigens auch bei 1958 v.a. was Zeitungs-Auschnitte betrifft schon ziemlich viele „ads“ weggelassen), aber Coltrane tritt vermehrt unter eigenem Namen auf zwischen Engagements mit Miles – und das Jahr beginnt auch am 15. Januar mit der ersten Atlantic-Session mit Milt Jackson (nachdem Coltrane vom 1.-14. Januar mit Miles im Birdland gespielt hatte – wo Garland erneut gefeuert worden und durch Wynton Kelly ersetzt worden war).

    Bemerkenswert auch, dass Coltrane „poss. ca. late March 1959“ mit Kenny Dorham (und Cedar Walton, Spanky DeBrest und Lex Humphries) im Armory in Harlem, NYC, aufgetreten ist („Coltrane Reference“, p. 168).

    Am 2. April enstand die WCBS-TV Aufnahme, in der das Miles Quintet (ohne Adderley) mit Gil Evans‘ Orchester „So What“ (mit kurzem Big Band-Intro) und drei Big Band-Stücke aufnahm (auf diversen DVD-Veröffentlichungen zu finden).

    Am 9. April hat Coltrane dann einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Atlantic abgeschlossen.

    Trivia:

    Note: Drummer Art Taylor told Yasuhiro Fujioka (interview at the Rococo, New York City, Sept. 19, 1992) tha the had a tape of Taylor and Coltrane practicing „Countdown“ (about 15 minutes long), recorded at his mother’s house in Harlem, New York City, around late April or May 1959. Taylor later confirmed the tape’s existence to Phil Schaap and Lewis Porter; however, the tape has never been found. Art Taylor died on February 6, 1995, and the tape may no longer exist.

    […]

    Coltrane had more of his ongoing dental problems around this time. According to Russ Wilson (Oakland Tribute, June 4, 1959; reprinted in Simpkins, 1989, pp. 89-90), Coltrane „had to get an eight-tooth upper front bridge in Chicago a few weeks ago.“ […]

    ~ „Coltrane Reference“, p. 170

    May 29-June 21, 1959 […]. Blackhawk, San Francisco, CA […].
    Ralph J. Gleason reviewed the gig in the San Francisco Sunday Chronicle, June 7, 1959 („The Miles Davis Sextet All Play Miles‘ Way,“ Datebook, p. 23), and discussed „All Blues“: „‚All Blues,‘ a remarkable waltz written by Davis, took almost six months to compose slowly, part by part, at the piano at Davis‘ home in new York. Finally, when he had it, he brought it to Gil Evans, his close friend with whom he has collaborated on several LPs, to get it ready for recording. ‚I wrote it in 4/4,‘ Miles says, ‚but when we got it to the studio, it hit me that it should be 3/4. I hadn’t thought of it like that before but it was exactly right.'“

    […]

    Coltrane, meanwhile, made good use of his afternoons: „When [Coltrane] was with Miles Davis at the Black Hawk [in 1959], he spent his free time during the day practicing in the empty club“ („John Coltrane Here – A Major Artist,“ Ralph J. Gleason, San Francisco Chronicle, Thursday, Sept. 15, 1960, p. 33).

    ~ „Coltrane Reference“, p. 171

    Von Ralph J. Gleason (einem der coolsten Jazz-Kritiker überhaupt! Seine „Jazz Casual“ TV-Show ist fantastisch, er hat auch Bitches Brew sofort begriffen… hat wohl auch was von all dem Zeug abgekriegt, dass in jenen Jahren in San Francisco so zu haben war… im TV raucht er auch dauernd…) stammt auch die erste Mitteilung (23. Mai 1959), dass Coltrane Miles verlassen wolle („Coltrane Reference“, p. 171). Er sollte ja dann bis im April 1960 bleiben – am Ende stand eine Europa-Tournee mit fantastischen Konzerten (die auch – besonders in Paris – grosse Kontroversen um Coltrane auslösten – dazu später mehr).

    Für kurze Zeit im Sommer 1959 hat Jimmy Heath den Platz Coltranes eingenommen. Heath durfte jedoch (er war auf Bewährung) Philadelphia nicht verlassen… und nach etwa einem Monat war Coltrane wieder zurück.

    Dann hier ein spannendes Interview mit dem R&B (vor das Reime & Schläge – was u.a. bei Rihanna ja nicht gut rauskam – hiess) Saxophonisten Jimmie Maddin, der damals den Klbu „Sundown“ in Los Angeles besass, in dem Coltrane als Leader auftrat:
    Juke Joint Jive: Jimmie Maddin on the L.A. scene circa the ’40s & ’50s, by John Payne, LA Music Week, June 25-July 1, 1999
    (es werden neben Coltrane auch Dolphy, Cannonball und andere erwähnt)

    Ab dem 13. August (bis 26. August im Birdland, NYC) war Coltrane wieder Teil des Miles Davis Sextets (noch immer mit Cannonball, Kelly, Chambers, Cobb).
    Am 26. kam’s zu einem Zwischenfalls:
    „After the recording [AFRS „Treasury of Music“, ausgestrahlt am 16. September 1969], Miles Davis was beaten and arrested while standing outside Birdland. The band still had one day left on its scheduled gig at Birdland, with Davis presumably out of commission.“ („Coltrane Reference“, p. 175).
    Möglicherweise hat die Gruppe dann noch eine Woche (oder ein paar Tage) angehängt, während der Nat Adderley für Miles eingesprungen ist (ibid).

    Im August (poss. 17. oder 24.) hat Coltrane im Birdland gespielt, mit Freddie Hubbard (t), Wayne Shorter (ts), Tommy Flanagan und Cedar Walton (p – abwechselnd), George Tucker und Ahmed Abdul-Malik (b – abwechselnd), Elvin Jones (d).

    Wayne Shorter recalls this gig as being legendary (Coryell and Friedman, 1978, pp. 258-259):

    I met Coltrane at Birdland. He had heard me play somewhere and he said, „Hey, you’re playing that funny stuff, like me. Come on over to my house.“ I used to go over, and he’d play the piano for me while I played the tenor. Then we would take turns – I’d play the piano for him, and he’d play tenor. He’d say, „Play anything you want to play – go anywhere…“ And he would just go to different places and meet me around the corner, as it were. I noticed that what he was playing was consistently was the thing that led him to „Giant Steps“ – those chords (we called them augmented thirds) kept going round and round. […]
    Then he called me to work with him one night at Birdland. We had a rehearsal at his house, and that night we were playing. Opposite us was Cannonball and his brother Nat. […] Elvin Jones was on drums that night. It was historic; everybody realized it – we tore that place up. Ten years later, when I went to California, people were still taking about it – „Yeah, we heard about it here – that memorable Monday night at Birdland.

    ~ „Coltrane Reference“, p. 176

    (das fehlende Schlusszeichen und der setlsame Satz „was playing consistently was the thing that…“ sind genau so im „Coltrane Reference“)

    Ab dem September 1959 war Miles‘ Gruppe wieder ein Quintett – Adderley war mit seiner eigenen Band unterwegs.

    Faszinierend ein Eintrag „ca. October 1959“ an der Universität Chicago: Coltrane Quinet mit Ira Sullivan (t and/or as or ts), Jodie Christian (p), Wilbur Ware (b), Phil Thomas (d) („Coltrane Reference“, p. 178 – belegt in Down Beat, Dec. 10, 1959, p. 67)

    Ebenso „ca. December 1959“ mit dem Teddy Kotick Trio (TK,b; Don Friedman,p; Nick Stabulas,d) in Tottenville Beach, Staten Island, NYC (belegt durch Don Friedman, Interview mit Lewis Porter, „Coltrane Reference“, p. 181).

    Das reicht jetzt endgültig für heute! Hab in der Zwischenzeit auch noch die Live-Aufnahmen von Newport und Jazz at the Plaza gehört – grossartig wie jedesmal! Cobb hat einen leichteren Groove als Philly Joe, kann aber genauso gut „bombs“ fallen lassen, die Temperatur zum steigen bringen… in seiner Leichtigkeit nimmt er stellenweise fast schon gewisse Elemente vorweg, die dann im „second quintet“ mit Tony Williams zur Blüte kamen, dieses fliessende Metrum!

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    Amazon.com hat derzeit ziemlich gut Preise (Marketplace noch besser):
    Fearless Leader
    Interplay
    Side Steps
    Heavyweight Champion

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    Nachdem 1958 ein eher verschlafenes Jahr (na ja, bei Miles rumgehängt sicher nicht mehr so viel gelernt wie bei Monk, aber anscheinend – wie immer – geübt wie besessen) war, ist 1959 wohl wieder eine Art Schlüsseljahr.

    Am 15. Januar 1959 ist Coltrane zum ersten Mal an einer Atlantic Session beteiligt. Unter Leitung von Milt Jackson und mit Hank Jones, Paul Chamber und Connie Kay entsteht das Album Bags & Trane (Atlantic 1368, Rel. Dec. 1961), sowie drei weitere Stücke, die als Seite B von The Coltrane Legacy (Atlantic 1553) erstmals im April 1970 veröffentlicht wurden.
    Die Session beginnt etwas verhalten mit „Stairway to the Stars“ (1553), es folgt der schöne „The Late Late Blues“, und die Session steigert sich langsam. Chambers trägt die Hauptlast in der Rhythmusgruppe, Connie Kay wacht erst langsam auf, spielt auf den ersten Stücken fast so zurückhalten, als wäre das MJQ grad neben im Schönheitsschlaf oder so… anyway, „Blues Legacy“ und „Centerpiece“ (beide auch auf Atlantic 1553) sind klasse!
    Und überhaupt, Coltrane klingt hier sehr schön, seine Soli sind teilweise sehr eindrücklich – man könnte wohl sagen eine letzte Bestandesaufnahme (vor der Sackgasse und dem modalen Jazz ;-) ).

    Am 3. Februar 1959 entstand in Chicago ein Mercury-Album unter Cannonball Adderleys Leitung – mit dabei die Gruppe von Miles ohne ihren Leader: Cannonball (as), Coltrane (ts), Wynton Kelly (p), Chambers (b), Jimmy Cobb (d).
    Das Album gefällt mir sehr, sehr gut. Ich vermute auch, dass Cannonball insgesamt von Coltrane ziemlich stark profitieren konnte. Hier sind sie auf jedenfalls Augenhöhe.

    Am 26. März 1959, zwischen den beiden Sessions für Miles Davis‘ Klassiker Kind of Blue, ensteht Coltranes erste eigene Session für Atlantic, in der die Stücke „Giant Steps“, „Naima“ und „Like Sonny“ zum ersten Mal eingespielt werden. Mit von der Partie sind Cedar Walton (p), Chambers (b) und Lex Humphries (d). Diese Session wurde erstmals im Januar 1975 auf Alternate Takes (Atlantic 1668) veröffentlicht (zusammen mit Giant Steps Alternate Takes von „Syeeda’s Song Flut“, „Cousin Mary“, „Countdown“, dem Coltrane Jazz Alternate Take „I’ll Wait and Pray“, sowie einem Alternate von „Body and Soul“ von Coltrane Sound)
    Von dieser Session ist auf der Bonus-CD (#7) in der Atlantic Box einiges an Outtakes zu hören – das ganze „Session Reel“ (ohne die Master Takes).

    Mehr Trivia zu „Giant Steps“ (teilw. im Widerspruch zu denjenigen oben):

    The earlier version of „Giant Steps“ moves at a pace of 253 beats per minute, somewhat slower than the originally issued recording. At the slower tempo Coltrane sounds more relaxed and more lyrical. Still, he does not invite Cedar Walton to solo on this difficult piece. (Walton is concentrating hard just to accompany Coltrane correctly.) The little fills that Walton plays during the second half of the theme were developed in the studio. Before the penultimate take, we can hear Coltrane instruct Walton to play those. On May 5, Coltrane recorded the originally issued version of „Giant Steps,“ the title piece of his first Atlantic album as a leader. Here [Joel] Dorn [Produzent des „Heavyweight Champion“ Box-Sets] has managed to locate a take that preceded the issued take, and the one that followed it! Tommy Flanagan is a superb musician, and it is no discredit to him that he found it difficult to solo on this daunting piece. (On the last unissued take he just soloed in chords.) Apparently, Coltrane had the sense to give a lead sheet (melody line and chords) to Flanagan before the recording session. But he did not mention the style, so Flanagan had assumed it was to be played at a slow or medium tempo!

    ~ Lewis Porter, John Coltrane: The Atlantic Years, im Booklet zu „John Coltrane – The Heavyweight Champion: The Compelte Atlantic Recordings“, p. 13

    Zu „Like Sonny“:

    With that reel in hand and in the ear, we now know more about Coltrane’s working habits. Every member of the rhythm section has a very specific part to play. On „Like Sonny,“ he instructs Cedar Walton to play in unison with the bass until the saxophone enters with the theme. Coltrane worked for several takes on the complicated Latin rhythm that underpins the theme, and on making the transition from that to a more standard jazz swing feeling. The Latin rhythm shows Coltrane’s interest in African and Latin elements even this early. It is an indication of Coltrane’s genius for composition that this entire piece was developed from a little turning figure that his friend Sonny Rollins liked to use – thus the title „Like Sonny.“ (Joe Goldberg pointed out one place that Rollins may be heard playing this lick: his solo on „My Old Flame“ from Kenny Dorham’s Jazz Contrasts album, May 1957.) Coltrane’s own music manuscripts of this tune and others – 12 pages in all – were reproduced in Coltrane: A Biography by C. O. Simpkins (1975, reprinted in 1989 by Black Classic Press). These important documents deserve to be studied closely.
    „Like Sonny“ was constantly developing. In its next incarnation, in December 1959, you can hear that the rhythm has become a ind of bossa nova. A third version was recorded for Roulette Records in September 1960, with Billy Higgins on drums. In this incarnation it was called „Simple Like“ – perhaps short for „Simple Like Sonny“ – and the rhythm has become more free. (Once it was issued as „Simple Life,“ which is suggestive because that is an expression that his cousin Mary likes to use.)

    ~ Lewis Porter, ibid, p. 11

    Um die Chronologie rasch herzustellen:

    2. März: erste (von zwei) Sessions für Miles Davis‘ Kind of Blue
    1. April: erste Atlantic Session mit Walton, Chambers, Humphries (s.o.)
    2. April: „The Robert Herridge Theater Show“ (Miles Davis Quintet – ohne Adderley – und Gil Evans Orchestra – eine noch bessere Version von „So What“!)
    6. April: zweite Session for Miles‘ Kind of Blue
    4. & 5. Mai: Sessions für Giant Steps

    und:

    Coltrane was, of course, a regular member of the Miles Davis group at this time. During the spring and summer of 1959, the Davis group performed at the Apollo in Harlem – sharing the bill with Monk and Ruth Brown – for a week beginning in March 13, at the Blackhawk in San Francisco, and then went back to Birdland in Manhattan. They played at the Randall’s Island festival (off of Manhattan) on August 23; at a benefit for the NAACP at Hunter College on October 4; and from October 23 to 29 at the Brooklyn Paramount theater, sharing the bill with the Count Basie band and others. But Coltrane’s band mates were going off and becoming leaders in their own right. Bill Evans had already left, and Julian „Cannonball“ Adderley hat left around the time of the Brooklyn concert.
    For a long time, Coltrane had been considering starting his own band. When Davis wasn’t working, Coltrane would perform with pickup groups, mostly in New York and Philadelphia. At some point around May or June of 1959, he led a quartet at Town Hall in Manhattan, on a bill with other groups [Coltrane Reference, p. 180 gibt 28.11.1959 als Datum des Town Hall Konzertes]. Meanwhile, Davis‘ group, now billed as a quintet, played a dance concert (Tito Puente’s band was there too) at the St. Nicholas Arena in Manhattan on November 27. The played Christmas week of 1959 in Chicago. The quintet was back at the Apollo for a week beginning January 15, 1960. Finally, they performed all over Europe from March 21 through April 10.

    ~ Lewis Porter, ibid, p. 14

    Mehr mag ich zu all diesen tollen Alben nicht schreiben… selber hören, glücklich werden! :dance:

    Falls mir zu Coltrane Jazz (rec. Nov. 24 und Dec. 2, 1959 – von der zweiten Session stammt übrigens „Naima“ auf Giant Steps) noch was einfällt, melde ich mich wieder :-)

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