Re: Chronological Coltrane

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gypsy-tail-wind
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Hab diesen Post (mal wieder dank Imageshack!) verloren, mag nicht alles nochmal schreiben, kurz:

Am 2. Januar kam Coltrane zu Miles zurück, der neu ein Sextet leitete (mit Addererley).

In die Zeit des ersten Gigs (Birdland bis 15.1.) fiel die Session mit Ammons und auch eine der schönsten Prestige-Sessions als Leader, die am 10. Januar mit Donald Byrd, Red Garland, Paul Chambers und Louis Hayes enstand. Byrd war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr der richtige Begleiter für Coltrane, aber auf „Lush Life“, dem Titelstück des gleichnamigen Albums und auch auf „Nakatini Serenade“ von Cal Massey (mehr über ihn hier und in den folgenden Posts) gelingen ihm sehr schöne, lyrische und fliessende Soli.
Hayes klingt zugleich leichter als Taylor, ist aber irgendwie ähnlich schwerfällig. Gar nicht schlecht, v.a. aber ohne die Tendenz, die Tempi zu beschleunigen.

Coltrane klingt auf den ersten drei Stücken der Session unglaublich stark, sein Ton wunderschön, sehr hart. Garland liefert ein Cocktail-Piano-Solo (wohl das beste, was er in diesem Kontext hinkriegte? Egal, mir gefällt’s gut!)
Das zweite Stück ist das erste Original aus McCoy Tyners Feder, das Coltrane aufnahm, „The Believer“. Es ist im 6/4 Takt und weicht leicht von der gängigen Form ab. In der Rhythmusgruppe ist hier nicht alles im Lot, aber das tut dem Vergnügen wenig Abbruch, Coltrane soliert unglaublich stark!
In „Nakatini Serenade“ fliesst die Musik sehr schön, und Byrd fügt sich schöner ein.
Dennoch wird zu diesem Zeitpunkt langsam deutlich, dass Coltrane dem Hardbop entwächst, auf dem Weg zu neuen Gefilden ist. Man wünscht sich entsprechend etwas offenere Partner, die ähnlich über den Tellerrand des Hardbop hinauszuschauen in der Lage wären.
Diese beiden Stücke wurden 1964 (mit einem weiteren mit Freddie Hubbard von Ende 1958) auf dem Album The Believer veröfentlicht.

Die Session endet mit zwei Standards, „Come Rain Or Come Shine“ im groovenden Midtempo, wieder mit schönem, lyrischem Beitrag von Byrd, und „Lover“, einem Standard in halsbrecherischem Tempo, wie Coltrane das schon auf „Soft Ligths and Sweet Music“ auf Traneing In gemacht hat.
Diese Stücke erschienen 1965 auf dem „last helping“ von den Prestige Sessions, dem nicht zu unterschätzenden Album The Last Trane.

(Bilder folgen ev. noch, wenn Imageshack denn wieder läuft, momentan stürzt nur dauernd alles ab… hat jemand einen GUTEN Bild-Service gefunden, der den RS-Forumsregeln entspricht und funktioniert? Ist nicht das erste Mal, das Images-hack alles zum Absturz bringt!)

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