Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Blind Fold Test #9: Friedrich
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Verflucht, immer will ich mir die Zeit nehmen und ausführliches feedback geben, aber ich komme nicht dazu.
Und ihr schüchtert mich mit euren langen Ausführungen ein. Ich bin auch nicht Jazzexperte genug, um zu allem etwas qualifiziertes zu sagen.Aber falls ich nicht mehr zu Detaillierterem kommen sollte: eine sehr feine Compilation, toll, wie die doch recht verschiedenen Stile miteinander verwoben werden.
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WerbungJanPPVerflucht, immer will ich mir die Zeit nehmen und ausführliches feedback geben, aber ich komme nicht dazu. Und ihr schüchtert mich mit euren langen Ausführungen ein. Ich bin auch nicht Jazzexperte genug, um zu allem etwas qualifiziertes zu sagen.
Aber nein! Also ich bin bestimmt kein Jazzexperte.
Der Reiz ist doch gerade, dass hier jeder seinen Senf dazugeben kann, ganz unabhängig von der jeweiligen Vorbildung. Die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Musik beleuchtet wird, machen die Diskussion ja erst interessant. Würde mich daher freuen, auch von Dir ein paar Meinungen zu lesen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
FriedrichIst Sam Hawkins nicht eine etwas kauzige Figur aus Winnetou?
So ist es, so weit ich weiß – ich weiß gerade nicht, ob ich mich für manche Erinnerung – auch Madonna – schämen soll.
Friedrich
Bei #05 sind Saxofonist und Pianist zwei co-famose Co-Leader.Das meinte ich …
Friedrich
Klamauk wurde diesem Pianisten / Bandleader häufig vorgeworfen, und sicher hat auch Klamauk einen Platz in seiner Musik. Angesichts seines sehr global gefassten musikalischen Konzeptes hat das aber durchaus seine Berechtigung. Er hat inzwischen aber diesen Planeten verlassen und verfolgt die Ereignisse aus interplanetarer Perspektive. Ich glaube hier schlampt er einfach auch ein bisschen.Auch bei mir ist der Zaunpfahl inzwischen eingetroffen. Mit dem Ausbrechen aus dem Klamauk meinte ich aber gerade den Planetenwüstling. Zeit, mich endlich mit ihm zu „beschäftigen“.
FriedrichDie Band überschreibt gewissermaßen die Musik des Leaders von #06.
Ist # 06 das geheime Zentrum Deines bft?
FriedrichMeinst Du mit Madonna jetzt die Mutter Gottes oder den Popstar aus dem vergangenen Jahrhundert? […] Aber hast Du wirklich jemals Madonna gehört?
Das Sternchen und ihre terrestrischen Anwandlungen natürlich, an der Mutter Gottes hätte ich mich entschiedener vergriffen. Selbst wenn man weghört, bekommt man so einiges mit von der Folklore der Supermärkte.
Friedrich
???Es fängt so an wie es weitergeht und aufhört und hat nie etwas anderes versprochen.
FriedrichZitat trifft es auch nicht ganz. Hier setzt aber jemand ganz bewusst gewisse verfügbare Stilmittel ein um einen bestimmten Effekt zu erzeugen. Und nicht zum Spaß.
Dieses Bewusstsein zählt für mich noch zum Zitat – , vielmehr, da fängt es in der Kunst überhaupt erst an, alles andere wäre Abschreiben und Blumenpflücken. Und dass ich das nicht als Spaß sehe …
Friedrich
Der Anfang ist hier das allerbeste! Was da für eine Spannung erzeugt wird! Das muss im Laufe des Stückes dann erst mal aufgelöst werden! Du tust sowohl dem Leader als auch den Solisten (wer spielt das Sopransax?) und dem Komponisten hier wirklich Unrecht!Ja, ich glaube auch, dass ich da Unrecht habe, nachdem ich es nun noch einmal gehört habe. Aber ich höre die Auflösung nicht … Das swingt mir zu sehr, nach diesem Anfang.
Friedrich
Kitschvorwurf! Ich sag es mal so: Wenn schon, dann etwas altmodisches, großes Kino, kein Fernsehen. Man muss sich ein Stück weit darauf einlassen. Und dann funktioniert es für mich auch. Die Streicher verstärken die Wirkung noch. Es ist wirklich nicht Art Pepper (es ist ein Tenor-Sax), der hatte zum Zeitpunkt dieser Aufnahme schon mehr als ein Jahrzehnt zuvor das Zeitliche gesegnet. Wenn man so will, ist auch das Musik über Musik, denn dieses Stück – ein Standard, der hier auch auf Anhieb erkannt wurde – kann man wahrscheinlich auch nicht mehr unvoreingenommen spielen.Da habe ich meine Freude wohl zu sehr verklauseliert. Es ist eben kein Kitsch, gerade auch wegen der Streicher. Meine Pepper-Anspielung rührte vom Album „Winter Moon“, da höre ich sehr Ähnliches – im Aufbau, nicht in den Details. – Standards vergesse ich seltsamerweise immer sofort, deshalb kann ich dazu nichts sagen. – Aber das hier ist eines meiner liebsten Stücke aus dem bft!
Friedrich
Ein hartes Urteil! Sicher ist das hier Mainstream und es wird außerdem demonstrativ eine gewisse Virtuosität und Professionalität ausgespielt, aber der James Last-Vergleich…? Ich bitte Dich! Da verengst Du das Spektrum doch ein wenig zu sehr.
Das mag sein, aber jetzt, beim nächsten Hören, es ist schon wieder diese Unterhaltungsmusik – ich finde es ja auch nicht schlimm, wenn da Profis sitzen … Aber das macht mich ihnen noch nicht geneigt.
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Zu den Streichern will ich noch anfügen, dass ich gerne fünf Dutzend Streicher-Alben kaufen würde, wenn es von DIESEM Arrangeur so viele gäbe! Die Scheibe, von der das Stück stammt, ist eben auch darum so toll, weil der Herr so gut ist und weil es von ihm nicht viel gibt – zugegeben, ich habe mich nie um die Alben gekümmert, die z.B. Allmusic unter seinem Namen listet. Bin mir aber auch nicht sicher, ob die etwas für mich sind… er stand ja vor über fünfeinhalb Jahrzehnten im Gespräch – statt dem ungestreckten hier im BFT! – um für den Zahnarztsohn aus der Stadt des Gateway Arch zu arrangieren… es kam anders und es folgten meines Wissens eher wenige Projekte in die Richtung. Die Scheibe, von der „Angel Eyes“ stammt, legt aber eindrücklich den Beweis vor, dass das ebenso gut geklappt haben dürfte, wie es dann herauskam… möglicherweise anders, kopflastiger vielleicht, weniger romantisch fast sicher… nun ja, es macht ja immer Spass, sich solche Szenarien auszumalen, verpasste oder einfach nicht stattgefundene Abzweigungen der Geschichte, aber es führt am Ende doch zu nichts und wir sollten hier dem Herrn mit Weste, Hut und silbernem Tenorsaxophon danken, dass er diese Scheibe gemacht hat.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaclasjazIst # 06 das geheime Zentrum Deines bft?
Nein. Es gibt im Mix zwei weitere Stücke, die sich mehr oder weniger direkt auf ihn beziehen. Welche das sind, dürfte inzwischen erkennbar sein. Aber auch die sind nur Domino-Steine in einer Reihe.
clasjazDas Sternchen und ihre terrestrischen Anwandlungen natürlich, an der Mutter Gottes hätte ich mich entschiedener vergriffen. Selbst wenn man weghört, bekommt man so einiges mit von der Folklore der Supermärkte.
Der Begriff Folklore der Supermärkte ist super! Merke ich mir.
clasjazDieses Bewusstsein zählt für mich noch zum Zitat – , vielmehr, da fängt es in der Kunst überhaupt erst an, alles andere wäre Abschreiben und Blumenpflücken. Und dass ich das nicht als Spaß sehe … .
Die Themen Zitat, Hommage, Imitat und die Grauzonen dazwischen wurden und werden hier ja bereits diskutiert. Es war ursprünglich gar nicht meine Absicht, aber ich glaube für all das finden sich in meinem BFT Beispiele. „Ein Talent leiht, ein Genie stiehlt.“ (Picasso) und manch einer hat das Ideenklauen sogar bis zur Kunstform entwickelt. Ob und in wie weit das auch hier gilt, ist eine andere Frage.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)gypsy tail windZu den Streichern will ich noch anfügen, dass ich gerne fünf Dutzend Streicher-Alben kaufen würde, wenn es von DIESEM Arrangeur so viele gäbe! Die Scheibe, von der das Stück stammt, ist eben auch darum so toll, weil der Herr so gut ist und weil es von ihm nicht viel gibt – …
… er stand ja vor über fünfeinhalb Jahrzehnten im Gespräch – statt dem ungestreckten hier im BFT! – um für den Zahnarztsohn aus der Stadt des Gateway Arch zu arrangieren… es kam anders und es folgten meines Wissens eher wenige Projekte in die Richtung. Die Scheibe, von der „Angel Eyes“ stammt, legt aber eindrücklich den Beweis vor, dass das ebenso gut geklappt haben dürfte, wie es dann herauskam…
… und wir sollten hier dem Herrn mit Weste, Hut und silbernem Tenorsaxophon danken, dass er diese Scheibe gemacht hat.
Ja, das wollen wir!
Gerade mal nachgelesen: Der Streicher-Arrangeur hat sowohl auf BIRTH OF THE COOL als auch auf PORGY AND BESS French Horn gespielt. War mir gar nicht bewusst. Eine weitere amüsante Querverbindung, die von mir jedoch nicht beabsichtigt war.
Das Album, von dem ANGEL EYES stammt, ist ja fast so etwas wie ein Kessel Buntes aus zumindest einem Teilspektrum der Jazzgeschichte von Ende der 30er bis Mitte der 80er und spannt den Bogen von Ellington über Monk bis zu Ornette Coleman. Ein paar Standards und Originale werden auch noch dazugemischt. Aber Details später.
Ich werde im Laufe der kommenden Woche wohl nach und nach auflösen. Wenn noch jemand kommentieren möchte: This is the Last Call!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Und hier ist die Auflösung, Teil 1:
#01 a – e: Evan Lurie – Soundtrack zu dem Kurzfilm THE CALL OF THE WYLIE (Regie Fisher Stevens) Titel: Fired! / The Call of the Wylie / Mary Melody To The Hollywood Hills / The Class / You Can’t Go Home Anymore
Album: How I Spent My Vacation (1998)
Steve Elson: cl, b-cl, ts; Steven Bernstein: tp; Art Baron: tb, euphonium; Eileen Folsom: cello; Evan Lurie: p; Greg Cohen: b; Douglas Bowne: dr, perc.
Ich weiß nicht mehr, was zuerst da war: Die Idee, diesen BFT mit diesen 5 Tracks zu beginnen, die Absicht einige Tracks einzuflechten, auf denen ein bestimmter Musiker immer wieder auftaucht oder das Thema Filmmusik, dass sich ebenfalls locker durch diesen Mix zieht. Auf jeden Fall schien mir dieser kleine Soundtrack als eine Art kleine Ouvertüre für meinen BFT sehr geeignet. Manche haben dies eine Suite genannt, und irgendwie trifft das auch zu, denn für mich funktioniert das auch ohne Film. Mir gefällt, wie sich diese „Suite“ durch die Stimmungen hangelt, indem verschiedene Stile und Klangfarben eingesetzt werden. Die Inhaltsangabe zu diesem Lo-Budget Film liest sich so: „In Call of the Wylie, a famous Toon star, washed up and run over, seeks salvation in the bottom of a cocktail glass. Beep! Beep!“ Alles klar? Das Album enthält ausschließlich Lo-Budget Soundtracks, die teils sehr unterschiedlich instrumentiert sind, von dieser kleine Jazz-Suite für Septett über Kammermusikalisches mit Violine, Oboe, Cello, Fagott und Trompete bis zu einem Pianosolo und einiges anderes mehr.
#02: Steven Bernstein – Hollywood Diaspora
Album: Diaspora Hollywood (2004)
Steven Bernstein: tp, flh; Pablo Calogero: bs, b-cl, fl; D.J. Bonerbrake: vib; David Pitch: b; Danny Frankel: dr, perc.
Und hier ist auch gleich das zweite Stück mit Beteiligung von Steven Bernstein, wenn auch das einzige mit ihm als Leader. Diaspora Hollywood ist sein drittes in einer Serie von 4 Alben, auf denen er meist traditionelle jüdische Themen verarbeitet, indem er sie in andere Idiome übersetzt oder sie damit versetzt. Auf dem ersten Album Diaspora Soul sind das z.B. eine 5-köpfige Bläserbesetzung, die er sich aus New Orleans abgeguckt haben will, ein schleppender Funk und afro-cubanische Perkussion. „Who loves a cha-cha more than the Jews?“ fragt er dazu in den Liner Notes. Auf Diaspora Hollywood nähert er sich – der Titel verrät es – dem West Coast Jazz. Das schöne ist eigentlich, dass er dabei nicht einfach West Coast à la Chet Baker, Gerry Mulligan, Shelly Manne etc. nachspielt, sondern eher so klingt, als versuche eine Klezmerband West Coast zu spielen, daran aber scheitert und zu einem anderen aber umso originelleren Ergebnis kommt. Der Geist des West Coast zieht aber doch durch das Stück: die melancholische Trompete, die durch Vibrafon und Flöte erzeugten Pastelltöne …
#03: Don Byron – The Dicty Glide
Album: Bug Music (1996)
Don Byron: cl, bs; Steve Wilson: as; Robert DeBellis: ts; Charles Lewis: tp; Steven Bernstein: tp; James Zollar: tp; Craig Harris: tb; Pauk Meyers: bj; Kenny Davis: b; Pheeroan akLaff: dr.
Das dritte Stück, auf dem Steven Bernstein zu hören ist, wenngleich ich nicht beschwören könnte, an welcher Stelle genau. Das Solo am Anfang?
Und wieder haben wir es mit einer Adaptation eines historischen Jazzstiles zu tun. Don Byron widmet sich auf Bug Music dem Jazz der 20er und 30er, indem er Stücke der Bandleader John Kirby, Raymond Scott und in diesem Falle Duke Ellington interpretiert. Teilweise recht kabarettartiges Zeug mit Titeln wie Bounce Of The Sugar Plum Fairies, das sich so ähnlich anhört, wie sich der Titel liest. Im Falle Duke Ellington geht es aber um dessen Jungle Style der Cotton Club-Ära, der sich aus heutiger Perspektive doch sehr fremdartig anhört, so dass man sich erst mal darauf einlassen muss. Aber dann entfaltet sich doch ein ganz eigener Reiz. Über das Für und Wider eines solchen Retro-Ansatzes lässt sich trefflich streiten. Auch anhand des folgenden Stückes.
#04: Kansas City Band – Moten Swing
Album: Kansas City – Original Soundtrack (1996)
Nicholas Payton: tp; James Zollar: ct; Don Byron: cl; James Carter: ts; Jesse Davis: as; David Newman: as; Joshua Redman: ts; Mark Whitfield: g; Geri Allen: p; Christian McBride: b; Victor Lewis: dr.
Kansas City ist „a jazz-scored film that explores themes of love, crime, race, and politics in 1930’s Kansas City“ von Robert Altman. Der Film war kein großer Erfolg, der Soundtrack hingegen schon. Die Filmmusik ist dabei meines Wissens fast ausschließlich Musik, die von einer Band gespielt wird, die im Film auftritt und deren Mitglieder teilweise Musiker aus den 30er Jahren verkörpern: Joshua Redman spielt Lester Young, James Carter spielt Ben Webster, Geri Allen spielt Mary Lou Williams usw., wobei man es mit der Rollenverteilung aber nicht immer so eng sieht. Die Band imitiert dabei hemmungslos den Kansas City Jazz der 30er, soweit, dass die Musiker teils den Ton ihrer jeweiligen Vorbilder nachahmen. Auch wenn die Liner Notes das Solo von James Carter mit Don Bias in Verbindung bringen, meine ich hier eher Ben Webster zu hören. Aber vielleicht nahm man es auch damit nicht so genau. Das ist natürlich alles Theater, Fake und Schummel, aber auf höchstem Niveau. Eigentlich im Jazz ein no go, und in wie weit das gelungen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Diese Platte habe ich mir extra für diesen BFT besorgt. Grund: Steven Bernstein spielt hier zwar nicht mit, ist aber als musical director (ich nehme an Arrangeur …) beteiligt. Bei einem gegenwärtigern Marktwert der Platte auf dem virtuellen Flohmarkt von weniger als € 2,00 war das Risiko tragbar. Ich habe von dieser Platte eigentlich nicht viel erwartet, war dann aber doch angenehm überrascht. Man kann mit dem Album, ein-zwei Bierchen oder hochprozentigeren Getränken durchaus Spaß haben.
Fortsetzung folgt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Auflösung Teil 2
#05: Johnny Hodges & Earl Hines – Rosetta
Album: Stride Right (1966)
Johnny Hodges: as; Earl Hines: p; Kenny Burrell: g; Richard davis: b; Joe Marshall: dr.
Nach all der Panscherei und Produktpiraterie der vorhergehenden Stücke hier etwas Echtes! Johnny Hodges war zum Zeitpunkt dieser Aufnahme 59 Jahre alt, Earl Hines sogar schon 61. Hodges war 1928 Mitglied im Duke Ellington Orchestra geworden und hatte seitdem fast 40 Jahre mit dem Duke gearbeitet. Hines hatte schon ab 1926 mit Louis Armstrong Klassiker aufgenommen, hatte danach eigene Big Bands geleitet, war später von der Bildfläche verschwunden und erst Mitte der 60er wieder aufgetaucht. Hört man es dieser Aufnahme an, dass hier zwei alte Herren bei der Arbeit sind? Ja und nein, würde ich sagen: Einerseits hört man den Geist von mehreren Jahrzehnten Jazzgeschichte und zwei charakteristische individuelle Stimmen, die in einem Stil spielen, der 1966 nicht mehr ganz up to date war. Andererseits spielen sie mit einer solchen Leichtigkeigkeit und Lebhaftigkeit, dass es klingt wie der frische junge Morgen. Johnny Hodges, elegant und beweglich wie immer und wie nie zuvor, und ein quicklebendig mit den Fingern über die Tasten tanzender Earl Hines. Der erheblich jüngere Kenny Burrell- ein bekennender Ellington Verehrer – wirft ein respektvoll zurückhaltendes Solo ein und Bass and Drums laufen dazu wie eine Nähmaschine. In Vinyl gepresste Lebensfreude. Kann man nicht mehr verbessern! Leider ist die Platte kaum noch im Originalcover mit dem Foto der beiden gut gelaunten älteren Herrschaften zu bekommen, sondern nur noch als Bonus-Album einer anderen Aufnahme namens Mess of Blues.
#06: Sun Ra – The Days of Wine and Roses
Album: Blue Delight (1988)
Soli: Al Evans: flh; Sun Ra: p; Marshall Allen: as; John gilmore: ts; Carl Le Blanc: g; Julian Priester: tb. Dazu ein gutes Dutzend anderer Musiker, darunter Tommy Turrentine: tp, John Ore: b und Billy Higgins als einer der beiden Drummer
Auch der Leader dieses Stückes war mit 74 Jahren zum Aufnahmezeitpunkt nicht mehr der jüngste. Angefangen hatte er in Swing Bands, trug danach die Musik bis zu den Sternen, besann sich aber im Alter wieder mehr und mehr auf die Tradition, aus der er einst kroch. Blue Delight ist daher auch ein relativ straightes Swing Album, wenngleich das bei Sun Ra auch manchmal etwas aus den Fugen geraten kann. The Days of Wine and Roses ist ein Song von Henri Mancini, der ursprünglich aus dem gleichnamigen Film, einer Trinkertragödie, stammt. Ich kenne leider weder den einen noch den anderen im Original.
#07a+b: Exploding Star Orchestra – Cosmic Tones for Sleepwalking Lovers, Pt. 1&2
Album: We are all from Somewhere Else (2007)
Rob Mazurek: ct, ld; Nicole Mitchell: fl; Jeb Bishop: tb; Corey Wilkes flh; Josh Berman: ct; Matt Bauder: b-cl, ts; Jeff Parker: g; Jim Baker kb; Jason Adasiewicz: vib; John McEntire: mba, tub-bls; Matthew Lux: b-g; Jason Ajemian ac-b; Mike Reed: dr, perc; John Herndon: dr
Noch eine große Formation, diesmal aber unter der Leadership eines etwas jüngeren Zeitgenossen, falls man Jahrgang 1965 noch als jünger durchgehen lassen will. Er und sein bunter Haufen an Musikern haben sicher einen anderen Zugang zur Tradition als Johnny Hodges, Earl Hines oder Sun Ra, da sie den größten Teil der Jazzgeschichte gar nicht miterlebt sondern erst später aus der Konserve kennen gelernt haben. Und neben Jazz stand da im Regal auch noch so manch anderes: Rock, Electronica, oder – wie man in diesem Falle hören kann – auch Minimal Music à la Steve Reich. Der Name des ESO und auch der Titel des Albums und des Stückes verweisen aber auch offensichtlich auf Sun Ra. In den Liner Notes werden außerdem Ligeti, Satie, Stanislav Lem und so manch anderer erwähnt. Rob Mazurek und das ESO haben offenbar keine Hemmungen, das in verschiedenen Paarungen miteinander zu kombinieren.
#08: Lounge Lizards – Queen of all Ears
Album: Lounge Lizards – Queen of all Ears (1998)
John Lurie: as, ss; Michael Blake: ts, b-cl; Steven Bernstein: tp; David Tronzo: sl-g; Evan Lurie: p, org; Jane Scarpantoni: cello; Erik Sanko: b; Ben Perowsky: perc; Calvin Weston: dr.
Ein etwas kleineres Ensemble aber kaum weniger eklektizistisch. Der Anfang des Stückes wurde hier schon als afrikanisch identifiziert. Juju oder so was, ich kenne mich damit nicht aus und mir war es bis dahin auch nicht aufgefallen. In jedem Fall haben wir es aber mit einer sehr hybriden Musik zu tun, in die offenbar vieles einfließt, von Afrikanischem bis zu diversem aus mehreren Jahrzehnten Jazz (wurde hier nicht sogar Eddie Harris genannt?), das hier manchmal vermischt, manchmal aber auch einfach aneinander gehängt wird. Die Lizards galten oft als Fake-Jazzer und Poser (aber auch das haben sie gut gemacht!), haben sich aber im Laufe ihrer Existenz zu einer wirklich guten Band gemausert. Die einzigen ständigen Mitglieder waren dabei allerdings die Lurie Bros. In diesem Falle begegnen wir aber auch ein letztes Mal in diesem BFT Steven Bernstein wieder, der meines Wissens auch hier als musical director fungiert.
Fortsetzung folgt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Auflösung Teil 3
#09: Josh Roseman Unit– Love in Outer Space
Album: Cherry (2000)
Josh Roseman: tb; Lester Bowie: tp; Ben Moder: g; Bob Stewart: tu; John Medeski: kb; Joey Baron: dr.
Ein weiterer Sun Ra-Bezug, diesmal ganz direkt in Form von dessen wohl bekanntester Komposition, dem kosmischen Walzer der außerirdischen Liebe. Wurde hier aber auch bereits mit Beerdigungsmusik in Verbindung gebracht, wenn ich mich nicht irre. Kann man ja auch so hören, denn irgendwo steckt da auch eine Brass Band aus New Orleans mit im Genom. Das Keyboardriff ist fast 1:1 von Sun Ra übernommen. Und dann wird nicht an Mensch und Material gespart: Kesselpauken(?), jede Menge Gebläse und man scheint auch mal Fünfe gerade lassen zu wollen, wenn hier manch einer ein bisschen am anderen vorbeispielt. Josh Roseman lässt auf Cherry auch Stücken von Leiber /Stoller, Led Zeppelin, Bacharach, Marvin Gaye und ein paar Originalen eine ähnliche Behandlung angedeihen. Ernst oder albern? Altmodisch oder Avantgarde? Ich weiß es nicht.
#10: Was (Not Was)– Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are
Album: That’s The Way I Feel Now (1984)
David Was: fl; Don Was: g, synth; Sheila Jordan: voc; Marcus Belgrave: tp; Jervonny Collier: tb; David McMurray: as; Michael Ward: ts; Larry Fratangello: perc; Sweet Pea Atkinson, Harry Bowens, Carol Hall, Donald Ray Mitchell: back voc.
In 2:00 min alles geben, wofür der Urheber der Komposition bei der Ersteinspielung im Jahr 1956 13:00 min brauchte. Es wurden hinter diesem Track schon Duke Ellington und Charles Mingus vermutet. Gar nicht so abwegig, wenn man sich Dukes Jungle Style und Mingusens Oh Yeah! vor Ohren führt. Das Groteske hat hier wie dort seinen Platz und Was (Not Was) treiben es hier auf die Spitze. Mehr geht nicht!
Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are ist das alte Thelonious Monk-Stück, dass sich im Titel auf das wiederum nach dem südamerikanischen Freiheitskämpfer Simon Bolivar benannte Hotel in NYC bezieht, in dem Monks Gönnerin Pannonica de Koenigswarter zu logieren pflegte. Was (Not Was) sind/waren eine etwas subversive Disco Funk-Truppe, die in den 80ern/90ern einigermaßen erfolgreich war, von der ich aber ansonsten so gut wie nichts kenne, und die mich eigentlich auch nicht besonders interessiert. Aber diese 2:00 Minuten sind grandios und damit werden sie mir in Erinnerung bleiben. Auch hier frage ich mich: Ernst oder albern? Altmodisch oder Avantgarde? Ich weiß es nicht.
That’s The Way … war mal eine Monk Tribut-Doppel-LP, die 1984 (also kurze Zeit nach Monks Tod) veröffentlicht wurde. Darauf interpretieren verschiedenste Musiker aus verschiedensten Kontexten Monk-Kompositionen: Dr. John spielt Blue Monk solo auf dem Piano, Steve Lacy spielt ein Duo mit Charlie Rouse und ein weiteres mit Gil Evans, Carla Bley arrangiert eine dramatische Version von Misterioso für Big Band, John Zorn und Eugene Chadbourne zerlegen Monk auf ihre Weise usw. usf. Die CD Re-Issue lässt aber leider etwa ein halbes Dutzend der Stücke aus.
#11: Naked City – Chinatown
Album: Naked City (1989)
John Zorn: as; Wayne Horvitz: kb; Bill Frisell: g; Fred Frith: b; Joey Baron: dr.
Hinter diesem hier irrtümlich auch als Weltraummusik identifizierten Stück verbirgt sich das Thema der Filmmusik zu Chinatown, im Original von Jerry Goldsmith, hier aber gespielt von John Zorns Naked City. Vorgarten erwähnte es bereits: Chinatown ist ein Neo Film Noir von 1974 (Regie: Polanski), der sich an Vorbilder der 40er Jahre anlehnt. Man kann diesen Film als nostalgisches Retro-Kino sehen, man kann ihn aber auch als eine in einer mythischen Vergangenheit angesiedelte überzeitliche Parabel auf Patriarchat, Macht und Kapitalismus, Korruption und Intrige sehen, die in die tiefsten gesellschaftlichen und seelischen Abgründe führt. Das alles höre ich bei diesem Stück natürlich immer etwas mit, und daher haben die Klangflächen, die Bill Frisell am Anfang mit seinem Gitarrensyntheziser ausbreitet, für mich nichts himmlisches, sondern vielmehr etwas sehr unheilschwangeres. Naked City werfen 1989 nicht nur darauf einen Blick zurück: Auf ihrem Debut-Album kombinieren sie dieses Stück mit Stücken aus anderen Filmen, mit einem Ornette Coleman-Cover, mit nur sekundenlangen Noise-Stücken und manch anderem.
Hier ist das Original, man beachte dabei auch die Harfe (oder die Saiten eines Klaviers?) und die Streicher: http://vimeo.com/28225057
Der Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=3aifeXlnoqY
„Sometimes you find the answers to questions that should never be asked.“
Fortsetzung folgt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Auflösung Teil 4
#12: Alex North & His Orchestra – French Quarter
Various: Crime Jazz: Music In The Second Degree (1997)
Ursprünglich stammt das Stück aus dem Soundtrack zum Film A Streetcar Named Desire von 1951 von Elia Kazan nach dem Stück von Tennessee Williams.Besetzung: keine Angaben
Ein weiteres Stück aus einem Filmsoundtrack, diesmal aber in der Originalversion. Ich habe das Stück nur auf einer Kompilation, die diverse jazzige Musik versammelt, die in den 50er und 60er Jahren als Untermalung von vor allem Krimis und Detektivfilmen diente, darunter natürlich eine ganze Reihe reißerische Titelmusiken, u.a. von Quincy Jones, Stan Kenton, Henri Mancini, Lalo Schifrin, Stan Getz und anderen. (Es gibt natürlich auch ein Schwesteralbum mit dem Untertitel Music In The First Degree)
Aus den liner notes: „The material on this disc was never quite seriously regarded as music that made an „art statement“. For jazz fans it may have been all right, but it didn’t place the emphasis on extended soloing to qualify as „jazz“, despite the fact that most of the musicians you’re hearing here are West Coast Jazz leading lights. Instead, it lingered on the sidelines, affixed to movies that would be, in most cases, forgotten soon after release. The crime drama was viewed as something only slightly better than a monster movie (until the French rediscovered it, anyway)“
French Quarter stammt nun ausgerechnet nicht aus einem Krimi, sondern aus einer Literaturverfilmung, in der es aber auch um Sex, Gewalt und Wahnsinn geht. So sehr hier mit Klischees hantiert wird, so großartig sind doch die messerscharfen Arrangements, die oft brillanten Solisten, die Dramaturgie, und die Stimmungen, die damit erzeugt werden. Und dann kamen Louis Malle und Godard und aus Krimi wurde Kunst …
Trailer mit einer anders orchestrierten Fassung der Musik: http://www.youtube.com/watch?v=5vPEs_r5Nts&feature=related
#13: Gil Evans – Straight, No Chaser
Album: Great Jazz Standards (1959)
Gil Evans: p; Johnny Coles, Louis Mucci, Allen Smith: tp; Bill Eaton, Curtis Fuller, Dick Lieb: tb; Bob Northern: flh; Bill Barber: tuba; Steve Lacy: ss; Al Block: reeds; Chuck Wayne: g; Dick Carter: b; Dennis Charles: dr.
Eine weitere Monk-Komposition, wobei das hier eher Zufall ist. Mir kam es bei diesem Stück mehr auf des Arrengement von Gil Evans an: der aufregende Pianotriller am Anfang, die Klangflächen, die dazwischen schneidenden Disharmonien und die Dramatik, die damit erzeugt wird. Das Sopransax spielt übrigens Steve Lacy, der 1959 wohl noch so wenig bekannt war, dass er namentlich nur unter ferner liefen erwähnt wird.
#14: Joe Lovano – Angel Eyes
Album: Rush Hour (1995)
Joe Lovano: ts; James Chirilo: g; Edwin Schuller, Mark Helias: b; George Schuller: dr. Dazu Streicher, Flöte und Harfe unter Gunther Schuller als Arrangeur und Dirigent.
Noch eine große Besetzung, diesmal arrangiert von Gunther Schuller, der – wie ich erst hier erfuhr – aus Birth Of The Cool-Tagen auch Verbindungen zu Gil Evans hat. Der Leader und Solist ist aber Joe Lovano, also einer, der auf diesen Seiten nicht immer den besten Ruf hat. Zu mainstream? Zu konservativ? Zu professionell? Egal, denn wie er hier Sax spielt, zerreißt einem das Herz und – fast hätte ich es so ausgedrückt – Gunther Schuller webt ihm den passenden Soundtrack dazu. So wird großes Kino daraus. Rush Hour versammelt einige Standards (dieser hier, Ellington, Strayhorn, Mingus …) mit einigen Originalen. Teils sehr aufwändig arrangiert, teils aber auch als Duette (auf einem Stück begleitet sich Lovano selbst an den Drums), teils hypernervös (das Titelstück), teils sehr entspannt (Chelsea Bridge) und teils – herzzerreißend. Das Album ist teils auch etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn Lovano sich von der Sopranstimme seiner Ehefrau Judi Silvano begleiten lässt. Aber irgendwie klasse!
#15: Terence Blanchard – The Man With The Golden Arm
Album: Jazz In Film (1999)
Terence Blanchard: tp; Joe Henderson: ts; Kenny Kirkland: p; Reginald Veal: b; Carl Allen: dr. Orchester unter der Leitung von Terence Blanchard.
Terence Blanchard stammt as dem Dunstkreis von Wynton Marsalis. Wenn er keinen Jazz spielt, schreibt er Soundtracks (z.B. für alle Spike Lee Filme seit 1991, für die Doku When the Levees Broke über Hurricane Katrina aber auch zu solch Hollywood Schinken wie Glitter mit Mariah Carey). Auf Jazz In Film interpretiert er ausschließlich Themen aus zumindest von Jazz beeinflussten Soundtracks, darunter A Streetcar …, Chinatown, Anatomy of a Murder, Taxi Driver und hier ein von Elmer Bernstein geschriebenes Thema aus dem Otto Preminger Film The Man With The Golden Arm von 1955 mit Frank Sinatra in einer seiner größten Rollen.
Es ist nicht die Titelmusik sondern stammt aus dieser Szene, in der Sinatra ein Vorspielen als Drummer verpatzt: http://www.youtube.com/watch?v=gjXZ-qqkEfM In der Rolle des blasierten Bandleaders: Shorty Rogers, als Drummer Shelly Manne..
Blanchard rück-übersetzt die Musik aber in einen sehr virtuos, glanzvoll und professionell gespielten Mainstream Jazz, etwas, das hier auch schon mit James Last und Musik für Unterhaltungsshows verglichen wurde. Andere Urteile fielen aber auch deutlich anerkennender aus. Wir hören hier übrigens sowohl Joe Henderson als auch Kenny Kirkland auf ihren jeweils letzten Aufnahmen, glaube ich.
Der original Filmtrailer: http://www.youtube.com/watch?v=Ujgu8C4lN68
Abschließend noch ein kleiner Nachtrag zum Soundtrack von Kansas City:
Der Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=66rtqQ2Q-Wk
Kansas City Band spielt Moten Swing: http://www.youtube.com/watch?v=BU_27g4pi9Y&feature=related
THE END
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)edit
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Zu #3: ja, ich denke das öffnende Solo stammt von Bernstein – bin mir aber auch keinesfalls sicher, das ich Zoller nur sehr schlecht und Lewis überhaupt nicht kenne.
Jungle-Sound ist das nicht so ganz, finde ich… früher Ellington, ja (ca. 1927), durchaus aus der Zeit, als der Jungle-Sound entstand, aber das klang dann doch recht anders. Byrons Version ist für die 90er etwas geglättet.
Black and Tan Fantasy (1927 mit Bubber Miley-tp und Joe „Tricky Sam“ Nanton-tb – ich hoffe, die GEMA lässt Euch das hören!)#1: Evan Lurie… cool! Kenne ihn bisher nur von den Lizards.
Und #2: für mich klingt die Band vor allem sehr, sehr viel zu warm, für dass ich da sofort an West Coast denke… ich höre da eher sowas wie Hollywood via Florida (mit mehr als einer Prise La Habana).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind
Jungle-Sound ist das nicht so ganz, finde ich… früher Ellington, ja (ca. 1927), durchaus aus der Zeit, als der Jungle-Sound entstand, aber das klang dann doch recht anders. Byrons Version ist für die 90er etwas geglättet.
Black and Tan FantasyJa, nicht so ganz. Da habe ich etwas verallgemeinert. Ich habe ja einiges vom Duke im Plattenschrank stehen, darunter natürlich auch Black And Tan Fantasy, wenn auch nicht auf Schelllack. Schönes Video hast Du da auch im Ellington-Thread geposted. „Play me the Black and Tan Fasntasy!“ Großartig!
gypsy tail windUnd #2: für mich klingt die Band vor allem sehr, sehr viel zu warm, für dass ich da sofort an West Coast denke… ich höre da eher sowas wie Hollywood via Florida (mit mehr als einer Prise La Habana).
Ja, West Coast ist natürlich cool! Vielleicht ist West Coast für Bernstein auch nur der Ausgangspunkt und er lässt sich irgendwo anders hintragen. Diaspora Soul (das erste Album) klingt ja auch nicht nach New Orleans oder Kuba. Er vermischt da Vorgefundenes mit Eigenem und heraus kommt ein ganz eigenartiger Hybrid. Auch das ist Teil des Reizes an der Sache. Denn: „Who loves a cha-cha more than the Jews?“
Witzig fand ich ja wie Moten Swing von der Kansas City Band hier aufgenommen wurde: Ein Kandidat, der das nicht zuordnen konnte und daher völlig unvoreingenommen hörte, fand es gut, ein anderer Kandidat, bei dem das „Original“ vor dem geistigen Ohr parallel mitläuft, lehnt es strickt ab. Der Blind Fold Test hat seine eigenen Gesetze! Ich bekenne, dass ich die Platte sogar recht gerne mag – auch ohne Alkohol ;-). Man sollte das wohl auch nicht ernster nehmen als es vermutlich gedacht ist.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)FriedrichJa, nicht so ganz. Da habe ich etwas verallgemeinert. Ich habe ja einiges vom Duke im Plattenschrank stehen, darunter natürlich auch Black And Tan Fantasy, wenn auch nicht auf Schelllack. Schönes Video hast Du da auch im Ellington-Thread geposted. „Play me the Black and Tan Fasntasy!“ Großartig!
Ja! Ich hab das gestern entdeckt (zuerst die 10minütige Version) als ich Links suchte für den Post hier – und ich war… spellbound, hab’s mir zweimal angeschaut, bevor ich die längere Fassung entdeckte! Arthur Whetsol ist einer der recht vielen unterschätzten, zu wenig gewürdigten Ellington-Trompeter und spielt herzzerreissend schön!
Friedrich“Who loves a cha-cha more than the Jews?“
Das war mein gestriger Satz des Tages!
FriedrichWitzig fand ich ja wie Moten Swing von der Kansas City Band hier aufgenommen wurde: Ein Kandidat, der das nicht zuordnen konnte und daher völlig unvoreingenommen hörte, fand es gut, ein anderer Kandidat, bei dem das „Original“ vor dem geistigen Ohr parallel mitläuft, lehnt es strickt ab. Der Blind Fold Test hat seine eigenen Gesetze!
Ja, das fand ich auch interessant. Kann mir auch gut vorstellen, dass ich da etwas überempfindlich reagiere. Ich liebe Pres und Basie und McShann und Bird einfach zu sehr!
FriedrichIch bekenne, dass ich die Platte sogar recht gerne mag – auch ohne Alkohol ;-). Man sollte das wohl auch nicht ernster nehmen als es vermutlich gedacht ist.
:bier:
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windDas war mein gestriger Satz des Tages!
Ich finde diesen Satz auch ganz toll! Fast ein kleiner Aphorismus, der den tragikomischen Eklektizismus der Musik nicht nur Steven Bernstein gut auf den Punkt bringt.
gypsy tail wind
Prost!
Teil 2 der Auflösung steht im Netz!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
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