Re: Blind Fold Test #9: Friedrich

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friedrich

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Auflösung Teil 3

#09: Josh Roseman Unit– Love in Outer Space

Album: Cherry (2000)

Josh Roseman: tb; Lester Bowie: tp; Ben Moder: g; Bob Stewart: tu; John Medeski: kb; Joey Baron: dr.

Ein weiterer Sun Ra-Bezug, diesmal ganz direkt in Form von dessen wohl bekanntester Komposition, dem kosmischen Walzer der außerirdischen Liebe. Wurde hier aber auch bereits mit Beerdigungsmusik in Verbindung gebracht, wenn ich mich nicht irre. Kann man ja auch so hören, denn irgendwo steckt da auch eine Brass Band aus New Orleans mit im Genom. Das Keyboardriff ist fast 1:1 von Sun Ra übernommen. Und dann wird nicht an Mensch und Material gespart: Kesselpauken(?), jede Menge Gebläse und man scheint auch mal Fünfe gerade lassen zu wollen, wenn hier manch einer ein bisschen am anderen vorbeispielt. Josh Roseman lässt auf Cherry auch Stücken von Leiber /Stoller, Led Zeppelin, Bacharach, Marvin Gaye und ein paar Originalen eine ähnliche Behandlung angedeihen. Ernst oder albern? Altmodisch oder Avantgarde? Ich weiß es nicht.

#10: Was (Not Was)– Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are

Album: That’s The Way I Feel Now (1984)

David Was: fl; Don Was: g, synth; Sheila Jordan: voc; Marcus Belgrave: tp; Jervonny Collier: tb; David McMurray: as; Michael Ward: ts; Larry Fratangello: perc; Sweet Pea Atkinson, Harry Bowens, Carol Hall, Donald Ray Mitchell: back voc.

In 2:00 min alles geben, wofür der Urheber der Komposition bei der Ersteinspielung im Jahr 1956 13:00 min brauchte. Es wurden hinter diesem Track schon Duke Ellington und Charles Mingus vermutet. Gar nicht so abwegig, wenn man sich Dukes Jungle Style und Mingusens Oh Yeah! vor Ohren führt. Das Groteske hat hier wie dort seinen Platz und Was (Not Was) treiben es hier auf die Spitze. Mehr geht nicht!

Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are ist das alte Thelonious Monk-Stück, dass sich im Titel auf das wiederum nach dem südamerikanischen Freiheitskämpfer Simon Bolivar benannte Hotel in NYC bezieht, in dem Monks Gönnerin Pannonica de Koenigswarter zu logieren pflegte. Was (Not Was) sind/waren eine etwas subversive Disco Funk-Truppe, die in den 80ern/90ern einigermaßen erfolgreich war, von der ich aber ansonsten so gut wie nichts kenne, und die mich eigentlich auch nicht besonders interessiert. Aber diese 2:00 Minuten sind grandios und damit werden sie mir in Erinnerung bleiben. Auch hier frage ich mich: Ernst oder albern? Altmodisch oder Avantgarde? Ich weiß es nicht.

That’s The Way … war mal eine Monk Tribut-Doppel-LP, die 1984 (also kurze Zeit nach Monks Tod) veröffentlicht wurde. Darauf interpretieren verschiedenste Musiker aus verschiedensten Kontexten Monk-Kompositionen: Dr. John spielt Blue Monk solo auf dem Piano, Steve Lacy spielt ein Duo mit Charlie Rouse und ein weiteres mit Gil Evans, Carla Bley arrangiert eine dramatische Version von Misterioso für Big Band, John Zorn und Eugene Chadbourne zerlegen Monk auf ihre Weise usw. usf. Die CD Re-Issue lässt aber leider etwa ein halbes Dutzend der Stücke aus.

#11: Naked City – Chinatown

Album: Naked City (1989)

John Zorn: as; Wayne Horvitz: kb; Bill Frisell: g; Fred Frith: b; Joey Baron: dr.

Hinter diesem hier irrtümlich auch als Weltraummusik identifizierten Stück verbirgt sich das Thema der Filmmusik zu Chinatown, im Original von Jerry Goldsmith, hier aber gespielt von John Zorns Naked City. Vorgarten erwähnte es bereits: Chinatown ist ein Neo Film Noir von 1974 (Regie: Polanski), der sich an Vorbilder der 40er Jahre anlehnt. Man kann diesen Film als nostalgisches Retro-Kino sehen, man kann ihn aber auch als eine in einer mythischen Vergangenheit angesiedelte überzeitliche Parabel auf Patriarchat, Macht und Kapitalismus, Korruption und Intrige sehen, die in die tiefsten gesellschaftlichen und seelischen Abgründe führt. Das alles höre ich bei diesem Stück natürlich immer etwas mit, und daher haben die Klangflächen, die Bill Frisell am Anfang mit seinem Gitarrensyntheziser ausbreitet, für mich nichts himmlisches, sondern vielmehr etwas sehr unheilschwangeres. Naked City werfen 1989 nicht nur darauf einen Blick zurück: Auf ihrem Debut-Album kombinieren sie dieses Stück mit Stücken aus anderen Filmen, mit einem Ornette Coleman-Cover, mit nur sekundenlangen Noise-Stücken und manch anderem.

Hier ist das Original, man beachte dabei auch die Harfe (oder die Saiten eines Klaviers?) und die Streicher: http://vimeo.com/28225057

Der Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=3aifeXlnoqY

„Sometimes you find the answers to questions that should never be asked.“

Fortsetzung folgt.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)