Re: Blind Fold Test #9: Friedrich

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friedrich

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Auflösung Teil 2

#05: Johnny Hodges & Earl Hines – Rosetta

Album: Stride Right (1966)

Johnny Hodges: as; Earl Hines: p; Kenny Burrell: g; Richard davis: b; Joe Marshall: dr.

Nach all der Panscherei und Produktpiraterie der vorhergehenden Stücke hier etwas Echtes! Johnny Hodges war zum Zeitpunkt dieser Aufnahme 59 Jahre alt, Earl Hines sogar schon 61. Hodges war 1928 Mitglied im Duke Ellington Orchestra geworden und hatte seitdem fast 40 Jahre mit dem Duke gearbeitet. Hines hatte schon ab 1926 mit Louis Armstrong Klassiker aufgenommen, hatte danach eigene Big Bands geleitet, war später von der Bildfläche verschwunden und erst Mitte der 60er wieder aufgetaucht. Hört man es dieser Aufnahme an, dass hier zwei alte Herren bei der Arbeit sind? Ja und nein, würde ich sagen: Einerseits hört man den Geist von mehreren Jahrzehnten Jazzgeschichte und zwei charakteristische individuelle Stimmen, die in einem Stil spielen, der 1966 nicht mehr ganz up to date war. Andererseits spielen sie mit einer solchen Leichtigkeigkeit und Lebhaftigkeit, dass es klingt wie der frische junge Morgen. Johnny Hodges, elegant und beweglich wie immer und wie nie zuvor, und ein quicklebendig mit den Fingern über die Tasten tanzender Earl Hines. Der erheblich jüngere Kenny Burrell- ein bekennender Ellington Verehrer – wirft ein respektvoll zurückhaltendes Solo ein und Bass and Drums laufen dazu wie eine Nähmaschine. In Vinyl gepresste Lebensfreude. Kann man nicht mehr verbessern! Leider ist die Platte kaum noch im Originalcover mit dem Foto der beiden gut gelaunten älteren Herrschaften zu bekommen, sondern nur noch als Bonus-Album einer anderen Aufnahme namens Mess of Blues.

#06: Sun Ra – The Days of Wine and Roses

Album: Blue Delight (1988)

Soli: Al Evans: flh; Sun Ra: p; Marshall Allen: as; John gilmore: ts; Carl Le Blanc: g; Julian Priester: tb. Dazu ein gutes Dutzend anderer Musiker, darunter Tommy Turrentine: tp, John Ore: b und Billy Higgins als einer der beiden Drummer

Auch der Leader dieses Stückes war mit 74 Jahren zum Aufnahmezeitpunkt nicht mehr der jüngste. Angefangen hatte er in Swing Bands, trug danach die Musik bis zu den Sternen, besann sich aber im Alter wieder mehr und mehr auf die Tradition, aus der er einst kroch. Blue Delight ist daher auch ein relativ straightes Swing Album, wenngleich das bei Sun Ra auch manchmal etwas aus den Fugen geraten kann. The Days of Wine and Roses ist ein Song von Henri Mancini, der ursprünglich aus dem gleichnamigen Film, einer Trinkertragödie, stammt. Ich kenne leider weder den einen noch den anderen im Original.

#07a+b: Exploding Star Orchestra – Cosmic Tones for Sleepwalking Lovers, Pt. 1&2

Album: We are all from Somewhere Else (2007)

Rob Mazurek: ct, ld; Nicole Mitchell: fl; Jeb Bishop: tb; Corey Wilkes flh; Josh Berman: ct; Matt Bauder: b-cl, ts; Jeff Parker: g; Jim Baker kb; Jason Adasiewicz: vib; John McEntire: mba, tub-bls; Matthew Lux: b-g; Jason Ajemian ac-b; Mike Reed: dr, perc; John Herndon: dr

Noch eine große Formation, diesmal aber unter der Leadership eines etwas jüngeren Zeitgenossen, falls man Jahrgang 1965 noch als jünger durchgehen lassen will. Er und sein bunter Haufen an Musikern haben sicher einen anderen Zugang zur Tradition als Johnny Hodges, Earl Hines oder Sun Ra, da sie den größten Teil der Jazzgeschichte gar nicht miterlebt sondern erst später aus der Konserve kennen gelernt haben. Und neben Jazz stand da im Regal auch noch so manch anderes: Rock, Electronica, oder – wie man in diesem Falle hören kann – auch Minimal Music à la Steve Reich. Der Name des ESO und auch der Titel des Albums und des Stückes verweisen aber auch offensichtlich auf Sun Ra. In den Liner Notes werden außerdem Ligeti, Satie, Stanislav Lem und so manch anderer erwähnt. Rob Mazurek und das ESO haben offenbar keine Hemmungen, das in verschiedenen Paarungen miteinander zu kombinieren.

#08: Lounge Lizards – Queen of all Ears

Album: Lounge Lizards – Queen of all Ears (1998)

John Lurie: as, ss; Michael Blake: ts, b-cl; Steven Bernstein: tp; David Tronzo: sl-g; Evan Lurie: p, org; Jane Scarpantoni: cello; Erik Sanko: b; Ben Perowsky: perc; Calvin Weston: dr.

Ein etwas kleineres Ensemble aber kaum weniger eklektizistisch. Der Anfang des Stückes wurde hier schon als afrikanisch identifiziert. Juju oder so was, ich kenne mich damit nicht aus und mir war es bis dahin auch nicht aufgefallen. In jedem Fall haben wir es aber mit einer sehr hybriden Musik zu tun, in die offenbar vieles einfließt, von Afrikanischem bis zu diversem aus mehreren Jahrzehnten Jazz (wurde hier nicht sogar Eddie Harris genannt?), das hier manchmal vermischt, manchmal aber auch einfach aneinander gehängt wird. Die Lizards galten oft als Fake-Jazzer und Poser (aber auch das haben sie gut gemacht!), haben sich aber im Laufe ihrer Existenz zu einer wirklich guten Band gemausert. Die einzigen ständigen Mitglieder waren dabei allerdings die Lurie Bros. In diesem Falle begegnen wir aber auch ein letztes Mal in diesem BFT Steven Bernstein wieder, der meines Wissens auch hier als musical director fungiert.

Fortsetzung folgt.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)