Enja Records

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    gypsy-tail-wind
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    So, jetzt hab ich hier einen ersten längeren Post verloren, autsch – aber Forumstraditionen müssen halt Bestand haben bis zum bitteren Ende. Jedenfalls fand nun – noch vor die 2000er-Nummern aufgebraucht waren, eine kleine Cover-Revolution statt: Enja konnte sich nach knapp vier Dutzend Platten den Vierfarbendruck leisten. Das New York Jazz Quartet (Frank Wess, Roland Hanna, George Mraz und Richard Pratt – interessante Personalie – Jimmy Pratt: EDIT: hatte nicht genau hingeguckt, das sind zwei völlig unterschiedliche Drummer, Jimmy Pratt kenne ich u.a. von hier oder von Aufnahmen mit Oscar Pettiford in Europa) nahm „Surge“ auch im Februar 1977 auf, als Horst Weber in NYC war. „Double Image“ entstand dann im Juni in Ludwigsburg, mit David Friedman und Dave Samuels an Marimbas und Vibraphonen mit Harvie Swartz und Michael DiPasqua – letzteres hätte, inkl. Cover, ein paar Jahre später genau so bei ECM erscheinen können, nicht?

    EDIT: New York Jazz Quartet – Surge | Double Image

    Revolutionary Ensemble | Auch beim nächsten Album, das ich dann wieder kenne, ist etwas Farbe im Spiel, wenn auch nur beim Text. Live in Schloss Moosham zwischen Salzburg und Villach, am 18. August 1977, das nächste waschechte Free Jazz-Album im Katalog. Leroy Jenkins spielt Violine und Kalimba, setzt auch mal seine Stimme ein. Sirone spielt den Kontrabass, Leroy Cooper Drums und Piano, Balafon und Chiramiya (keine Ahnung, was das sein könnte, alle Google-Treffer führen nur zu diesem Album) und alle drei spielen auch Flöten. Bei den Infos auf dem Rückcover scheint was schief gelaufen zu sein, Seiten A und B sind vertauscht (oder sie sind halt auf den Labeln vertauscht, keine Ahnung) und die angegebenen Instrumente passen auch nicht (Klavier kommt in „Chicago“ zum Einsatz, dem ersten Stück auf Seite B, das uf meiner CD 11:45 dauert). Wie bei Cecil Taylor gibt es auch hier keine Noten zum Abdrucken, daher ein Statement von Sirone, das die „Alles ist teil von Mutter Naturs harmonischer Musik“-Philosophie des Trios umreisst (hatte ich abgetippt, nicht nochmal, sorry). Jedenfalls ist das offene Musik, räumlich wie zeitlich, oft irgendwelchen Klängen nachhorchend, nichts scheint vorabgesprochen oder geplant zu sein. Keine Musik für alle Tage, aber ich finde das ein sehr feines Album – vielleicht eine Art versteckter Geheimtipp im Katalog?

    Bei mir läuft mal wieder das 24bit Remaster (gab’s 2014 auch in Japan wieder), und da sind die Trackangaben wie folgt (keine Instrumentierungen pro Track, Klavier wurde bei Cooper ganz vergessen):

    1. Clear Spring (Sirone) 5:53
    2. March 4-1 (Cooper) 14:54
    3. Chicago (Jenkins) 11:45
    4. Revolutionary Ensemble (Jenkins/Sirone/Cooper) 10:31

    Die Zeitangaben passen mit maximal 1-2 Sekunden Abweichung auch zu den Tracks auf der CD.

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    #12288045  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Cecil Taylor – Air Above Mountains <Buildings Within> | Ein halbwegs farbiges Naturfoto von Winckelmann auf dem Cover – das gibt es bei Enja von nun an öfter mal. Das CD-Reissue von 1992, das 2002 (meine Ausgabe) nochmal aufgelegt wurde, bot stattdessen ein recht schwaches Faux-Early-Enja-Cover – Giuseppe Pino wieder, vielleicht vom selben Konzert wie das Cover auf „Dark to Themselves“? Taylors Album stammt ebenfalls von einem Auftritt im Schloss Moosham, wurde aber schon im Jahr davor, am 20. August 1976 mitgeschnitten. Für die LP wurden von den 76 Minuten des Konzerts, die auf der CD zu finden sind, 25 weggekürzt. Ein nächstes Highlight für meine Ohren – ein wunderbar kristallin eingefangenes Solo-Set vom Meister, der hier in zwei teilen (44 und 31 Minuten lang) alle Register zieht.

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    #12288073  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Yosuke Yamashita/Adelhard Roidinger – Inner Space | Ich hatte ein Album übersprungen vorhin, das gehört sogar noch vor das des Revolutionary Ensemble. Und noch davor gehörte „Outlaws“ hin, das Duo-Album von Jeremy Steig mit Eddie Gomez, das ich irgendwo haben muss, aber beim besten Willen nicht finden kann. Von „Inner Space“ habe ich die CD von 2014, wie neulich geschrieben ca. 2022 gekauft, aber noch gar nie angehört. Aufgenommen wurde das Album am 24. Juni 1977 im Europa-Sound Studio in Offenbach. Hier liegt Mal Waldron – oder auch das Duo von Walter Norris mit George Mraz – für einmal näher als Cecil Taylor: Das Spiel von Yamashita bleibt relativ konventionell, erst im zweiten Stück bricht er phasenweise in irre schnelle Läufe aus, lässt sich von Roidingers Bass und dem rascheren Tempo anspornen. Im dritten und letzten Stück der A-Seite, dem „Soft Waltz“, spielt Roidinger dann quasi das Waldron-Riff inkl. Fills (und das motivische/akkordische Material erinnert mich an ein anderes Stück, aber ich komme nicht drauf). Die zweite Hälfte des etwas kurzen Album besteht nur aus einem Stück, „Green Wave“, 18 Minuten lang und wie der ganze Rest von Yamashita und Roidinger gemeinsam komponiert. Hier ist mehr Raum, etwas zu entwickeln, aber so viel läuft dann irgendwie doch nicht. Ein paar Wechsel in der Intensität sind schon drin, Verdichtungen und Entspannungen, erst auf halbem Weg bricht Yamashita allmählich aus. Das bleibt insgesamt alles recht brav – und einen so besonderen Touch wie Norris/Mraz höre ich hier leider auch nicht.

    Die Farbvarianten des Cover (Foto wiederum Winckelmann) sind hier ev. nicht intakt/vergilbt sondern Deutschland/Japan? Meine Japan-CD ist die oben, und es scheint, dass schon seit 1978, als die erste japanische Ausgabe herauskam, die Farben dort heller und wärmer waren.

    Marvin „Hannibal“ Peterson – Hannibal in Antibes | Nach dem etwas verhaltenen Duo nun 40 Minuten Ekstase. 20. Juli 1977 live beim Festival in Antibes mit George Adams (ts, fl), Diedre Murray (vc), Steve Neil (b) und Makaya Ntshoko (d), der um die Zeit herum ein halber Enja-Hausdrummer war, wie mir gerade erst bewusst wird. Adams kriegt auf dem Rückcover ein kleines Portrait, statt Noten gibt es da wieder ein Statement von Hannibal, eine Aufforderung „For the musician“, in der auch der Satz steht, „Play so that even the heavens give you just retribution.“ Das farbige Foto auf dem Cover stammt überraschenderweise wieder von Giuseppe Pino. Adams legt im ersten Stück „Ro“ mit einem irren Solo los, über einen Bass-Vamp spielt er sich in die Stratosphäre – und er Bass klingt phantastisch! Wer ist überhaupt dieser Steve Neil, der u.a. auch mit Pharoah Sanders, Sonny Simmons oder etwas später Graham Haynes gespielt hat? Und Ntshoko gefällt mir wieder sehr gut, seine Fills auf der Snare kommen wie aus der Hüfte geschossen. Das Cello ist leider zu tief im Mix vergraben, um neben dem Bass richtig hörbar zu werden (ich hab die 2011er Enja Jazz Classics-CD, die Reihe gilt ja gemeinhin als nicht gut, mal schauen ob ich noch Ersatz auftreiben kann). Hannibal setzt nach einigen Minuten neu an, fast als beginne er nun ein zweites Solo. Die Drums verdichten sich zunehmend, während der Bass in immer dichten Drum-Fills dass Riff für kurze Zeit im doppelten Tempo spielt. Die zweite Seite enthält dann eine noch etwas längere Version des Traditional „Swing Low, Sweet Chariot“. Rubato-Einstieg mit Trompete über gestrichenem Bass und Cello (immer noch zu leise) – spanische Einfärbungen. Nachdem Peterson das Thema unbegleitet vorgestellt hat, beginnt die Rhythmusmaschinerie wieder zu riffen, Ntshoko deutet immer wieder einen Backbeat an – und dann ist plötzlich auch der Bass noch so halb off-mic. Die Unwägbarkeiten von Open-Air-Festivals (das „Air Above Mountains“ auch bei einem solchen mitgeschnitten wurde, würde man echt nicht erahnen). Nach knapp sieben Minuten ist das Trompetensolo durch, gestrichenes Cello tritt etwas in den Vordergrund – und gleich stösst Adams an der Flöte dazu. Dann folgt ein kürzeres Cellosolo, leider auch im Solo leiser im Mix als der Kontrabass, aber doch einigermassen zu hören. Der Leader gönnt sich zum Schluss ein zweites, rauschhaftes Solo und die ganze Band kommt nochmal gemeinsam in Fahrt. Und so, rauschhaft, ist das ganze Album. Ordentlich aufdrehen nicht vergessen!

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    #12288117  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Mal Waldron – Moods | Ich greife ein wenig vor … aber ich habe da eh wieder zwei Lücken: „John Scofield Live“ und „Chartreuse“ von Bob Degen, und ich lasse „Close Encounter“ vom Franco Ambrosetti Quintet mit Bennie Wallace heuer aus, habe ich beschlossen (ich hab die frühen Ambrosetti-Alben alle vor ein paar Jahren gekauft und auch gehört, Favoriten sind da keine dabei, „Tentet“ kommt vielleicht am ehesten in die Nähe). „Moods“ war das zweite Doppelalbum im Katalog, das erste waren Eric Dolphys „The Berlin Concerts“ – die historischen Aufnahmen lasse ich ja ebenfalls weg (kenne sie vergleichsweise eh besser als den restlichen Katalog, was ja keine Überraschung sein dürfte). „Moods“ also: eine LP mit Band, eine solo. In der Band sind mehrere neue Gesichter neben Steve Lacy (ss) und Makaya Ntshoko (d): Terumasa Hino (cor), Hermann Breuer (tb) und Cameron Brown (b). Und das geht mit dem langsamen „Minoat“ schon grossartig los – Hino glänzt, das Thema ist wunderbar, das Arrangement auch super, und Cameron Brown am Bass (sein zweiter Credit nach „Steam“? oder war er noch bei was dabei, was mir fehlt?). Dann Geht das Tempo hoch fürs Viertelstündige „A Case of Plus 4s“. Brown und Waldron riffen, Ntshoko scheppert, Hino spielt wieder das erste Solo, aber dieses Mal mit Punch. Er war am 6. Mai 1978 im Tonstudio Bauer in formidabler Spiellaune, das wird sofort klar – und er bringt gerade wie Cameron Brown etwas Frisches in die Band, das Schoof bei allem Respekt nicht zu bieten hatte, auch wenn Hino manchmal schon sehr nach dem Miles Davis der späten Sechziger klingen mag. Wie Ntshoko hier aufdreht, ist auch wieder grossartig – und die Vermutung liegt nahe, dass das auch mit dem personellen Wechsel von Jimmy Woode zu Cameron Brown zu tun haben könnte. Lacy folgt seinerseits mit einem Solo voller Haken und Wendungen, in der Zeit immer noch gerne mit erweiterten Spieltechniken und im Falsett unterwegs (auf „One-Upmanship“ geht er mal hoch bis an die Grenze des noch Hörbaren, aber stets kontrolliert, das ist schon schwer beeindruckend). Dann hören wir Breuer, auch er eine Bereicherung für die Band. Nach dem Leader kriegt dann auch Ntshoko endlich mal wieder ein Solo.

    Die zweite Hälfte der Band-Platte besteht dann aus „Sieg Haile“ – 19 Minuten lang und damit sogar noch etwas länger als die Version auf dem ersten Enja-Album. Nicht ganz sieben Jahre sind seither vergangen und was das Label in der kurzen Zeit alles gemacht hat, ist wirklich beeindruckend. Lacy ist hier als erster dran und sein Solo sprengt schon ziemlich den Rahmen. Hino folgt und die Ntshoko verdichtet hinter ihm immer mehr – während Brown bei der Kippfigur aus dem Thema bleibt. Breuer übernimmt und muss ich echt nicht verstecken. Auf micht wirkt die Session total stimmig.

    Mit der Solo-Hälfte ist es etwas schwieriger, denn meine CDs haben die wie schon erwähnt zwischen „Moods“ und „One-Upmanship“ aufgeteilt („Moods“ ist einiges über 80 Minuten lang, es hätte also einer Doppel-CD bedürft, was bei Enja auch ziemlich selten ist bzw. damals war, als all die Sachen neu aufgelegt wurden). „Soul Eyes“ ist auf beiden Ausgaben, aber für „Thoughtful“ und „Duquility“ muss ich die andere CD einlegen. Auch „Moods“ wurde völlig umprogrammiert, die vier hier exklusiven Solo-Stücke auch hier um die drei mit Band herum gruppiert, „Soul Eyes“ auf eins der vier am Ende folgend. Aber gut, ich muss nicht alles nochmal un nochmal kaufen, bloss um schlauere Ausgaben zu haben, erst recht nicht, nachdem ich die beiden CDs schon eine Ewigkeit habe (die „Moods“ kam 2006 heraus, von „One-Upmanship“ hab ich die 1998er-Ausgabe).

    Los geht die Solo-Hälfte mit dem kurzen aber sehr schönen „Anxiety“, dann folgt „Thoughtful“ – und schnell wird klar, dass Waldron hier nochmal ganz andere Facetten zeigt als im Trio oder in der Combo. Die Musik klingt farbiger, reicher, auch wenn er sich seinen Grooves annähert vielschichtiger. Ein Highlight ist es auch, Waldron wieder mal in einem Standard zu hören: „I Thought About You“ in sehr langsamem Tempo. Die meisten Solo-Alben bis dahin kenne ich leider gar nicht, von einem oder zweien habe ich mal Kopien gezogen. Und das nächste auf Enja, „Mingus Lives“, fehlt mir leider auch noch. Es fehlen mir daher auch die Vergleichsmöglichkeiten, aber unabhängig davon finde ich diese Solo-Einspielung richtig gut – und zusammen mit der bis dahin vielleicht besten Combo-Session vom Post-Comeback-Waldron ist das Doppelalbum schon teil des erweiterten Favoritenkreises.

    EDIT: Link zu „Chartreuse“ ergänzt.

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    #12288123  | PERMALINK

    vorgarten

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    wahnsinn, es gibt wirklich wenig, was ich davon nicht hören möchte. CHARTREUSE von bob degen habe ich auf vinyl, ist aber leider kein favorit. und das hannibal-album habe ich in meinem pullen/adams-durchmarsch erst entdeckt, das ist wirklich super.

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    #12288131  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten
    und das hannibal-album habe ich in meinem pullen/adams-durchmarsch erst entdeckt, das ist wirklich super.

    Das kenne ich auch noch nicht so lange … gut möglich, dass ich es sogar erst auf Deinen Post im Pullen/Adams-Faden angeschafft habe! Das andere, as ich noch irgendwo habe, ist „Angels of Atlanta“, aber das gehört zu denen, die ich noch nicht hervorgesucht habe. Also eh kein Favorit – aber vielleicht wäre ein Wiederhören doch mal wieder interessant.

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    #12288137  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Cecil McBee – Music from the Source | 2. August 1977 im Sweet Basil … schon lange gab’s kein richtiges Bass-Album mehr bei Enja – und wohl noch gar keins, das so schwarz und so tief geklungen hat. McBees „Agnez (with respect to Roy Haynes)“ füllt mit 19 Minuten die erste Seite, auf der zweiten gibt es das achtminütige „God Spirit“ (McBee) und – wieder mal eine lange LP-Seite – „First Song in the Day“ von Hal Galper, 17 Minuten lang. Cecil McBee ist als „producer“, auf der CD später zusätzlich Weber als „e. producer“ aufgeführt, Bob Cummins hat aufgenommen, David Baker abgemischt. Joe Gardner (t, flh) und Chico Freeman (ts, fl), Dennis Moorman (p), Steve McCall (d) und Don Moye (perc) sind mit dabei. Freeman braucht sich vor Adams in Antibes kaum verstecken, die Musik ist hier aber dunkler, wuchtiger, was sicher mit den zwei Drummern und dem Piano zu tun hat. Der Opener geht jedenfalls schon mal ziemlich durch die Decke! Ein langes Conga-Solo führt irgendwann zurück zum Thema, und dann geht es mit unbegleitetem Piano weiter, bis das Stück ganz still verklingt. McBee nimmt sich den Platz, der ihm als Leader gebührt, im zweiten Stück bleibt es fast durchgängig beim Rubato und McBee lässt seinen Bass im Solo auch mal schnarren, darunter Glocken- und vereinzelt Beckenklänge, hingetupftes Klavier. Eingerahmt wird seine Performance von Gardner, der das Thema vorstellt. Dieser hatte u.a. schon mit Paul Jeffrey und Charles Mingus gespielt, gehörte um den Dreh herum auch zur Big Band von Frank Foster und später zu der von Clifford Jordan. Das dritte Stück ist dann wieder schneller, über einen kreisenden Groove, den erst die beiden Trommler so toll machen, soliert als erstes Chico Freeman mit singendem Ton, und schon nach zwei, drei Minuten kocht das ziemlich. Nach sieben Minuten oder so übernimmt Gardner, tänzelnd, sich mit den unkonventionell rumpelnden Drums verzahnend, dann über diesen schwebend. Das entwickelt einen irren Sog. Danach sind Moorman und zuletzt der Leader an der Reihe – und ich denke schon die ganze Zeit: Wie gerne wäre ich an den Abenden im Sweet Basil dabei gewesen!

    Pianist Dennis Moorman (1940-2002)scheint abgesehen von den beiden bei Enja veröffentlichten McBee-Alben („Compassion“ wurde am Folgetag mitgeschnitten und erschien ein Jahr später, 1979 bei Enja) nur noch zwei Credits von 1982 zu haben: sein Solo-Album „Circles of Destiny“ bei India Navigation und „Destiny’s Dance“ von Chico Freeman auf Contemporary. Letzteres wäre ein Fall für den Faden, der von den Traditionalisten zu den Neocons führt, denn neben dem Leader sind dort u.a. auch Bobby Hutcherson und McBee Seite an Seite mit Wynton Marsalis und Ronnie Burrage zu hören (Moorman spielt nur auf der Hälfte der Tracks, ich kenne das Album bisher nicht).

    Das Coverfoto ist wohl wie schon das von „Moods“ von einem gewissen Gert Chesi.

    Und mal so als Frage: Warum wird so eine Platte von den Spiritual-Jazz-Fans eigentlich nicht abgefeiert? Weil zwei bärtige Deutsche Pfeifenraucher dahinter stecken?

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    #12288157  | PERMALINK

    vorgarten

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    über die bärtigen pfeiferaucher weiß man gar nicht so viel, oder? ganz anders als bei eicher müsste man wohl im engeren umfeld nachfragen, was für typen das waren. ich kenne überhaupt keine aussagen von musiker*innen zu weber und winkelmann, fällt mir gerade auf.

    bobby jones, hill country suite (1974)

    kenne ich schon länger, finde ich super, aber so recht ins herz trifft mich das nicht. klanglich macht mir das großen spaß, was da ohne klavier passiert, aber eigentlich sind die improvisationen und themen eher konservativ, ich höre viele licks und wenig aura bei jones. aber solch einen schönen ton in einem trockenen studio und mit sparsamer begleitung muss man erst mal hinbekommen. wenn das bei jemandem im olymp stünde, würde ich keine freundschaft deswegen abbrechen – es ist schon ein sehr besonderes album. es hatte mich wegen der besetzung gerade an SOUNDS OF JOY (lovano/cox/blackwell) erinnert, das ja auch ein enja-album ist (1991). ob ich jemals da ankomme?

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    #12288163  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bennie Wallace – Fourteen Bar Blues | Ich hab zwar Wallaces ersten Auftritt bei Enja (mit Franco Ambrosetti) übersprungen, aber gerade beschlossen, zwei Sax-Trios, die ich nicht wiederhören wollte, doch noch dazwischen zu schalten. Bennie Wallace zeigt sich hier mit 32 Jahren schon als reife Stimme, er spielt rasante und umherspringende Linien, die an Dolphy erinnern, aber mit einem Ton, der aus der Hawkins/Byas/Webster-Ecke kommt. Ein Klavier ist angesichts dieses Sounds auch nicht wirklich nötig (mein Einstieg war sein Gershwin-Album mit Mulgrew Miller, das ich bis heute sehr mag, und mein Top-Album von Wallace ist das ohne Titel mit Tommy Flanagan, das leider nicht bei Enja sondern bei AudioQuest herausgekommen ist). Und mit Eddie Gomez ist am Bass jemand dabei, der auch ordentlich Raum greifen kann. Eddie Moore hat einige tolle Credits (Dewey Redman! elf Jahre später taucht er dann bei Mal Waldron auf, aber auch nicht für Enja) – aber so richtig zu greifen kriege ich ihn bisher nicht. Als Album wird „The Fourteen Bar Blues“ auf mich immer etwas unfertig, etwas Stückwerk. Vielleicht wollte man zu viel? Selbstproduziert am 23. Januar 1978 im Big Apple Studio in New York, David Baker war wieder der Tonmeister, Gert Chesi hat die apokalyptische Anthropozän-Szenerie auf dem Cover photographiert. Jedenfalls finde ich das noch im selben Jahr aber mit Dannie Richmond entstandene „Live at the Public Theater“ einiges besser. Zum Einstieg gibt es eine schöne Version von „Chelsea Bridge“, dann folgt Monks „Trinkle Tinkle“ und danach fünf Originals, bevor „Flamingo“ das Album beschliesst. Die Stücke sind um die 4-6 Minuten, nur „Green & Yellow“, ein Calypso, ist etwas länger. Den Titeltrack kann man vielleicht als eine Art Update von Mingus‘ Third-Stream-Experimenten der Fünfziger hören, eine modernistische Collage mit gestrichenem Bass und ohne durchgängigen Beat. Schon ein ganz gutes Album, aber bei weitem kein Favorit.

    Die Lücken aufzuzählen geht momentan noch, aber bald werden sie zu zahlreich. Zwischen „Moods“ und „Fourteen Bar Blues“ sind es nur zwei Alben, die ich nicht kenne: das zweite vom New York Jazz Quartet, das in München eingespielte „Blues for Sarka“ nämlich, sowie „Children of the Night“ von Bob Degen.

    EDIT: im letzten Absatz Links hinterlegt

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    #12288169  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenüber die bärtigen pfeiferaucher weiß man gar nicht so viel, oder? ganz anders als bei eicher müsste man wohl im engeren umfeld nachfragen, was für typen das waren. ich kenne überhaupt keine aussagen von musiker*innen zu weber und winkelmann, fällt mir gerade auf.

    Ich hab ja inzwischen bestimmt schon dreimal an die Jazz Podium-Leserschaft hier (also alle ausser ich ;-) ) appelliert – das ist dann wohl die Erklärung, danke. War mir überhaupt nicht bewusst.

    vorgarten
    bobby jones, hill country suite (1974)
    … wenn das bei jemandem im olymp stünde, würde ich keine freundschaft deswegen abbrechen …

    Uff, Glück gehabt :-)

    vorgarten
    . es hatte mich wegen der besetzung gerade an SOUNDS OF JOY (lovano/cox/blackwell) erinnert, das ja auch ein enja-album ist (1991). ob ich jemals da ankomme?

    Damit werd ich nicht warm bis jetzt … und mit dem nächsten Trio-Album auch nicht, aber jetzt mach ich mal Pause für den Moment.

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    #12288189  | PERMALINK

    vorgarten

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    die passt noch:

    dollar brand duo, good news from africa (1974)

    beeindruckendes programm, wie das von den sufi-gesängen in die folk-motive beidreht und dann im blues stecken bleibt. das alles so selbstverständlich hintereinandergesetzt, als hätte ein erzähler kurz geseufzt und dann etwas anderes versucht, was aber wieder ins gleiche mündet. irgendwann in dieser zeit ist ibrahim mal wieder in südafrika gewesen, oder? sehr hellhörig jedenfalls von den pfeiferauchern, die fühler damals gleichzeitig nach japan und nach südafrika auszustrecken.

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    #12288211  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    wegen den Zeitschriften: in dem Land, in dem ich gross wurde, dem westlichen Deutschland der 90er, gab es stolze drei Jazzzeitschriften, Jazz Thing, Jazzthetik und Jazz Podium… Jazz Thing hab ich eine zeitlang gerne gelesen, man war jung, das war in den 90ern eine neue Zeitschrift, mit einem Fokus auf die neue Relevanz des Jazz in der populären Kultur als Überbau von Hip Hop, Post Rock und anderem, es gab Interviews mit den Meistern des Jazz wie Sonny Rollins oder Mal Waldron, einen Austausch mit den grossen deutschen Labels, die damals den Mainstreamjazz umbauten wie ECM, Winter & Winter, Enja, Minor Music, ACT, usw… und ja, Stunt kam auch mal vor oder das Label von Bugge Weseltoft, für die Horizonterweiterung grössere Artikel über Guru, MC Solaar oder Buena Vista Social Club… Jazzthetik sah mir immer sympathisch aus, aber das schien mir immer mehr was für Leute mit Intakt Abo zu sein… nichts falsch mit, ausser dass ichs halt nicht bin… und dann gab es noch Jazz Podium, die Zeitschrift, die die Musiker lesen mussten, weil nur dort im Kleingedruckten der Einsendeschluss für den Förderpreis der deutschen Jazzgesellschaft vermeldet wird, damit er quasi amtlich wird… die Zeitschrift war schon allein optisch irgendwie in den 80ern stehengeblieben, was 1992 wahrscheinlich noch irgendwie ok war, ab 2011 wieder cool, aber 1999 halt gerade genau verkehrt… klar gab es da gelegentlich gute Artikel, mein Saxophonlehrer hatte die, erinnere mich an einen über Jutta Hipp… aber dass zum Beispiel ein Rudi Mahall sich gerade Jazz Podium und nicht Jazz Thing aussucht um gegen den Genderwahn in den Krieg zu ziehen, das überrascht nicht. Aber ich glaub nicht, dass hier im Forum irgendwer Jazz Podium gelesen hat.

    Nachgedanke: eins meiner ersten Jazz Thing Hefte hatte ein langes Interview mit Winkelmann über diverse Aspekte des Labels… zB wie er und Weber den Katalog aufgeteilt haben, Münze werfen, wer anfangen darf (glaub ich), und dann zieht man immer abwechselnd ein Album… wie in der Schule im Sportunterricht… zu schade, dass sie die Reihenfolge nie öffentlich gemacht haben (?) … aber im Interview standen zumindest die zwei Alben, die als ersten gezogen wurden… (wo man es noch sieht sind die beiden Mingus in Wuppertal Alben, wo jeweils eins bei einem der Labels landete…)

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    #12288221  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    vorgarten es hatte mich wegen der besetzung gerade an SOUNDS OF JOY (lovano/cox/blackwell) erinnert, das ja auch ein enja-album ist (1991). ob ich jemals da ankomme?

    und ich muss schon wieder an den Sommer 2006 denken, als „der Harzheim“ und ich uns quasi täglich gegen 16 Uhr bei der „OJC Cds für 3 Euro“ Kiste im Düsseldorfer Zweitaunsendeins trafen… es gab auch ein paar nicht-OJCs, die monatelang in der Ramschkiste klebten, da war das eine von… ich hab ihm schon viele Fragen gestellt damals… aber natürlich nicht die, die ich heute stellen würde… zum Beispiel über Enja… wenn irgendwo George Mraz mitspielte, musste der Harzheim die CD haben, muss anscheinend ein super netter Typ gewesen sein, der ihn [den Harzheim] bei ganz vielen der Amerikaner eingeführt hat… am tollsten fand der Harzheim aber bootleg CDs von Fresh Sound und ähnlichen, die einfach seine Fotos verwendet haben, die wurden direkt gekauft, „für meinen Anwalt“, von Alternativcovern war er immer ein bisschen enttäuscht…

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    #12288269  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten
    dollar brand duo, good news from africa (1974)
    beeindruckendes programm, wie das von den sufi-gesängen in die folk-motive beidreht und dann im blues stecken bleibt. das alles so selbstverständlich hintereinandergesetzt, als hätte ein erzähler kurz geseufzt und dann etwas anderes versucht, was aber wieder ins gleiche mündet. irgendwann in dieser zeit ist ibrahim mal wieder in südafrika gewesen, oder? sehr hellhörig jedenfalls von den pfeiferauchern, die fühler damals gleichzeitig nach japan und nach südafrika auszustrecken.

    Gemäss Wiki war er 1968 schon mal (kurz?) zurück, ab 1971 gibt es dann diverse Aufnahmen (über die ich hier mal einen meiner frühzeitig abbrechenden Threads gestartet habe). Das Land wieder verlassen (ohne die Möglichkweit, jederzeit wieder zurückzukehren) mussten er und Sathima wohl 1976. Wie oft er in der Zwischenzeit dort war und für wie lange ist mir völlig unklar (bei Wikipedia klingt es eher so, als gab es diverse Reisen nach bzw. Besuche in Südafrika).

    Ich hätte jetzt gedacht, dass es in Europa relativ leicht war, so ab 1965 oder so Dollar Brand im Auge zu haben – er war in Zürich, in Paris, in Kopenhagen usw. Es gibt ja echt viele Aufnahmen aus der Zeit, es scheint fast, als hätten ihn alle haben wollen (ebenso selbst irgendwelche Amateure in Bern, die ja die Platte produziert hatten, die Enja dann übernahm – oder die Enja vielleicht von Beginn weg ausserhalb oder sogar auch in der Schweiz vertreiben sollte … keine Ahnung, was da die Abmachung war).

    Soll jetzt keinesfalls schmälern, was Weber und Winckelmann für Ibrahim gemacht haben (und umgekehrt, nehme ich an) – da sind ja schon einige Highlights des ganzen Katalogs dabei … und tiptoe scheint ja auch irgendwie eine Spezialschiene gewesen zu sein? Dann gab’s auch Übernahmen von anderswo, die Kollaboration mit dem parallel gegründeten Eigenlabel Ekapa usw.

    Ich bin jetzt noch beim erwähnten zweiten Trio, mit dem ich nicht warm werden mag:

    Joe Henderson – Barcelona | Das 28minütige Titelstück (in zwei Teilen) wurde am 2. Juni 1977 an der Wichita State University mitgeschnitten, die beiden zusammen zehn Minuten umfassenden letzten Tracks dann am 15. November 1978 in den Trixi Studios. Beide Male waren Wayne Darling (b) und Ed Soph (d) dabei. So frei wie auf „Barcelona“ – dem Titelstück – kriegt man Henderson selten zu hören … und es gibt auch wirklich gute Momente hier, doch packt mich diese Aufnahme einfach nicht so, wie ich es mir bei Trio-Aufnahmen von Henderson eigentlich erhoffe (An Evening with, State of the Tenor, etwas weniger „Standard Joe“).

    Meine Ausgabe ist mal wieder diese hier:

    Ach, nochmal die Lücken zwischen Wallace und Henderson: „Ballads & Blues“ von Tommy Flanagan fehlt mir leier bis heute, ebenso „Rough House“ von John Scofield (das eher ohne leider?) – und von „Synchronicity“ von Walter Norris/Aladár Pege hatte ich es oben bei Norris‘ Album „Drifting“ mit George Mraz kurz: dessen CD-Reissue enthält drei Stücke vom Konzert, bei dem „Synchronicity“ mitgeschnitten wurde, aber nur zwei von den dreien scheinen auf der LP zu finden zu sein. Das Cover-Foto dort stammt wie das von „Barcelona“ von einem Victor Gwiazda – sind das Ausschnitte der Sagrada Familia?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    gypsy-tail-wind
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    redbeansandricewegen den Zeitschriften: in dem Land, in dem ich gross wurde, dem westlichen Deutschland der 90er, gab es stolze drei Jazzzeitschriften, Jazz Thing, Jazzthetik und Jazz Podium… Jazz Thing hab ich eine zeitlang gerne gelesen, man war jung, das war in den 90ern eine neue Zeitschrift, mit einem Fokus auf die neue Relevanz des Jazz in der populären Kultur als Überbau von Hip Hop, Post Rock und anderem, es gab Interviews mit den Meistern des Jazz wie Sonny Rollins oder Mal Waldron, einen Austausch mit den grossen deutschen Labels, die damals den Mainstreamjazz umbauten wie ECM, Winter & Winter, Enja, Minor Music, ACT, usw… und ja, Stunt kam auch mal vor oder das Label von Bugge Weseltoft, für die Horizonterweiterung grössere Artikel über Guru, MC Solaar oder Buena Vista Social Club… Jazzthetik sah mir immer sympathisch aus, aber das schien mir immer mehr was für Leute mit Intakt Abo zu sein… nichts falsch mit, ausser dass ichs halt nicht bin… und dann gab es noch Jazz Podium, die Zeitschrift, die die Musiker lesen mussten, weil nur dort im Kleingedruckten der Einsendeschluss für den Förderpreis der deutschen Jazzgesellschaft vermeldet wird, damit er quasi amtlich wird… die Zeitschrift war schon allein optisch irgendwie in den 80ern stehengeblieben, was 1992 wahrscheinlich noch irgendwie ok war, ab 2011 wieder cool, aber 1999 halt gerade genau verkehrt… klar gab es da gelegentlich gute Artikel, mein Saxophonlehrer hatte die, erinnere mich an einen über Jutta Hipp… aber dass zum Beispiel ein Rudi Mahall sich gerade Jazz Podium und nicht Jazz Thing aussucht um gegen den Genderwahn in den Krieg zu ziehen, das überrascht nicht. Aber ich glaub nicht, dass hier im Forum irgendwer Jazz Podium gelesen hat.
    Nachgedanke: eins meiner ersten Jazz Thing Hefte hatte ein langes Interview mit Winkelmann über diverse Aspekte des Labels… zB wie er und Weber den Katalog aufgeteilt haben, Münze werfen, wer anfangen darf (glaub ich), und dann zieht man immer abwechselnd ein Album… wie in der Schule im Sportunterricht… zu schade, dass sie die Reihenfolge nie öffentlich gemacht haben (?) … aber im Interview standen zumindest die zwei Alben, die als ersten gezogen wurden… (wo man es noch sieht sind die beiden Mingus in Wuppertal Alben, wo jeweils eins bei einem der Labels landete…)

    Danke dafür, von all dem hab ich wirklich gar nichts mitgekriegt – hier begegnete ich nur ab und zu dem Jazz Podium (blätterte mal im Laden drin, die Hefte waren aber viel zu teuer, wenn ich ne CD oder Jazz Podium kaufen konnte, war der Fall immer klar – und das mit dem Layout war ja auch noch).

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