Antwort auf: Enja Records

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Bennie Wallace – Fourteen Bar Blues | Ich hab zwar Wallaces ersten Auftritt bei Enja (mit Franco Ambrosetti) übersprungen, aber gerade beschlossen, zwei Sax-Trios, die ich nicht wiederhören wollte, doch noch dazwischen zu schalten. Bennie Wallace zeigt sich hier mit 32 Jahren schon als reife Stimme, er spielt rasante und umherspringende Linien, die an Dolphy erinnern, aber mit einem Ton, der aus der Hawkins/Byas/Webster-Ecke kommt. Ein Klavier ist angesichts dieses Sounds auch nicht wirklich nötig (mein Einstieg war sein Gershwin-Album mit Mulgrew Miller, das ich bis heute sehr mag, und mein Top-Album von Wallace ist das ohne Titel mit Tommy Flanagan, das leider nicht bei Enja sondern bei AudioQuest herausgekommen ist). Und mit Eddie Gomez ist am Bass jemand dabei, der auch ordentlich Raum greifen kann. Eddie Moore hat einige tolle Credits (Dewey Redman! elf Jahre später taucht er dann bei Mal Waldron auf, aber auch nicht für Enja) – aber so richtig zu greifen kriege ich ihn bisher nicht. Als Album wird „The Fourteen Bar Blues“ auf mich immer etwas unfertig, etwas Stückwerk. Vielleicht wollte man zu viel? Selbstproduziert am 23. Januar 1978 im Big Apple Studio in New York, David Baker war wieder der Tonmeister, Gert Chesi hat die apokalyptische Anthropozän-Szenerie auf dem Cover photographiert. Jedenfalls finde ich das noch im selben Jahr aber mit Dannie Richmond entstandene „Live at the Public Theater“ einiges besser. Zum Einstieg gibt es eine schöne Version von „Chelsea Bridge“, dann folgt Monks „Trinkle Tinkle“ und danach fünf Originals, bevor „Flamingo“ das Album beschliesst. Die Stücke sind um die 4-6 Minuten, nur „Green & Yellow“, ein Calypso, ist etwas länger. Den Titeltrack kann man vielleicht als eine Art Update von Mingus‘ Third-Stream-Experimenten der Fünfziger hören, eine modernistische Collage mit gestrichenem Bass und ohne durchgängigen Beat. Schon ein ganz gutes Album, aber bei weitem kein Favorit.

Die Lücken aufzuzählen geht momentan noch, aber bald werden sie zu zahlreich. Zwischen „Moods“ und „Fourteen Bar Blues“ sind es nur zwei Alben, die ich nicht kenne: das zweite vom New York Jazz Quartet, das in München eingespielte „Blues for Sarka“ nämlich, sowie „Children of the Night“ von Bob Degen.

EDIT: im letzten Absatz Links hinterlegt

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