Enja Records

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    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    „Inside“ hebt für meine Ohren nie so richtig ab – auch wenn ich „Sexy M.F.“ (das ist doch recht nah an der Vorlage, die ist auch schon so zickig, zumindest im Bass) schon recht toll finde, wenn der Gesang vom Opener (Aurélie Emery) mal aus dem Weg ist. Koenig finde ich hier ab und an schon sehr toll, aber anderswo verliert sich das alles in einem irgendwie leerlaufenden Aktivismus und langweilt mich irgendwann … oder macht mich nervös. So geht es mir etwa im Stück in der Mitte, „Mantra“, in dem am Ende noch „A Love Supreme“ gechantet wird. Die beiden Klavier-Soli sind wirklich komplett anders und sehr schön, aber ich verstehe nicht, was sie hier zu suchen haben.

    „leerlaufender aktivismus“ ist schön gesagt, das trifft es. das gesangsstück aus der björk-schule fand ich jetzt gar nicht so schlecht, aber man merkt insgesamt, dass braff woanders zuhause ist.

    Das ist ja alles auch irgendwie eigenartig, wenn man bedenkt, dass das eine Eigenproduktion ist (vermutlich mit Vorabsprache, nehme nicht an, dass Braff sich sonst einfach mal für fünf Tage in einem der begehrtesten Studios Europas einmietet … aber ich habe keine Ahnung, vielleicht kann er es sich ja leisten?), dass also an sich Zeug drauf erwartet werden kann, das er drauf haben wollte.

    Er ist Dozent an einer Musikhochschule hier – und da gibt es eine ganz schöne Biographie zu lesen, die auch sein tiefes Verständnis für (west-)afrikanische Musik erklärt:

    Malcolm Braff, in Brasilien geboren, wuchs in Kap Verde und im Senegal auf. Bereits als sechsjähriger startete er mit klassischem Klavierunterricht. 1982 kam er in die Schweiz, wo er bis 1986 an den Musikschulen von Neuchâtel und Genf studierte. Von 1989 bis 1991 studierte er Musikwissenschaft an der Universität Genf und nahm Unterricht bei Thierry Lang, Gaspard Glaus, François Lindemann, Franco D’Andrea und Jacques Demierre.

    1991 gründete er sein erstes Jazztrio (Kwartet mit Pascal Portner und Marcello Giuliani), im Folgejahr erschien sein erstes Album als Bandleader. Seit 1994 trat er regelmässig als Bandmitglied oder Solist beim Montreux Jazz Festival auf. 1997 gründete er das Quintett C.O.M.B.O. (mit Bänz Oester, Olivier Clerc, Yaya Ouattara, Matthieu Michel), mit der er zwei Jahre später das Album Together für Blue Note einspielte.

    Er leitet seitdem mehrere eigene Formationen: das Trio Braff – Oester – Rohrer, mit dem er zwei Alben einspielte, das Malcolm Braff Trio (mit Alex Blake und Yaya Ouattara), mit dem er das Album Yele aufnahm, das 3IO Quartet mit Patrice Moret und Pascal Portner, das BMG Post Music Trio mit Francois Gallix und Francesco Miccolis, das Tentett Malcolm Braff & TNT und Malcolm Braff & Ensemble Contrechamps.

    Weiterhin arbeitet Braff in einem Duo mit Samuel Blaser und ist Mitglied des Erik Truffaz & Malcolm Braff Indian Project, von Andy Scherrers Swiss South African Jazz Quintet, der Band von Lisette Spinnler und von Yarnick Barmans Gruppe Kiku et Veto.

    Steff Rohrbach schreibt in dem Buch „Musiktraumzimmer“ über Malcolm Braff, der sich neben seiner Tätigkeit als Musiker auch als Erfinder von Brettspielen hervorgetan hat, für die er Preise und Auszeichnungen erhielt:

    „Das spielende Malcolm“ – diese knappe, aber sympathische Selbstdefinition trifft ins Schwarze. „Das spielende Malcolm“ drückt aus, was Malcolm Braff zu einem guten Teil wohl ausmacht: das Spiel, das Spielerische, das Spielende. Den Spieler – jedoch nicht im Sinn eines Gamblers oder gar eines Hasardeurs, gemeint ist dann schon eher ein kindliches Spiel, ein auslotendes, ausprobierendes, neugieriges. (…) Ein Spielen oder vielmehr ein Erspielen, durch das Malcolm, wie er sagt, die Musik erst wirklich wahrnimmt und erfährt – viel mehr als durchs Hören, ist er für sich überzeugt.“

    https://www.fhnw.ch/de/personen/malcolm-braff
    (Der letzte Absatz ist dort nicht als Zitat aus dem Buch von Rohrbach markiert, aber scheint eindeutig eins zu sein, drum hab ich nochmal ne Zitatbox drumgemacht.)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #12310253  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Trio M – The Guest House | Ich bin gestern mal in yellowbird-Gebiet gestiegen … vom Trio M habe ich vor ein paar Wochen (nachdem das hier los gegangen ist) das Japan-Reissue gekauft. Myra Melford (p), Mark Dresser (b), Matt Wilson (d) am 13. und 14. Juni 2011 im Firehouse 12 – ein offenes Klaviertrio, das mir vom ersten Eindruck her sehr gut gefällt. Zugleich geht es mir damit so, wie bisher immer bei Melford: ich kriege sie einfach nicht zu fassen, kann ihre Stücke irgendwie total schwer einordnen … macht ja nichts, weil mir ihre Aufnahmen eigentlich immer gefallen (ich hab wohl zwischen einem halben und einem Dutzend von ihnen, aber nie gezielt gesucht und gekauft sondern immer, was sich halt so ergab, zuletzt natürlich die zwei RogueArt-Alben mit dem tollen Fire and Water Quintet, dass ich auch live hören könnte. Mark Dresser finde ich hier wieder einmal hervorragend, Matt Wilson würde ich in dem Rahmen nicht unbedingt erwarten, aber er macht seine Sache doch auch ziemlich gut, zumindest vom ersten Eindruck her. Er ist als Komponist mit vier Stücken vertreten (darunter die einminütige Miniatur „Sat Nam“), Dresser und Melford mit je drei.

    Das Album von Ron Miles kaufte ich im Kontext der zwei Snowy Egret-Alben (das zweite ist bei Firehouse 12 erschienen, nicht mehr bei Enja).

    Ron Miles – Quiver | Ron Miles (t), Bill Frisell (g), Brian Blade (d) – ich hatte nach dem mässig überzeugenden Album von Ambrose Akinmusire in derselben Besetzung etwas die Furcht, dass mich das hier auch nicht packen würde … das war aber unbegründet – schon eher stille Musik, die aber oft einen Zauber entfaltet, auch weil die drei wirklich gut aufeinander abgestimmt sind. Blade ist immer wieder sehr toll und trägt zumindest vom Eindruck vom gestrigen Wiederhören her schon einiges dazu bei, dass das Album nicht in Wohlklang und Nettigkeit dahindümpelt (was mein momentanes Fazit zum Akinmusire Trio ist). Die Aufnahmen sind in Denver, CO, entstanden, im September 2011 in den Mighty Fine Productions und live im Dazzle Jazz Club.

    Mal schauen, ob ich die Alben die Tage nochmal hören mag/kann … die Zeit ist gerade etwas knapper und ich steige dann wohl lieber bei den neu angeschafften früheren Sachen etwas tiefer ein und belasse es hier bei solchen oberflächlichen Hörgängen und Kommentaren. Trio M wird aber in Griffweite bleiben, Melford hören wäre eh mal so ein Projekt …

    Bei Ron Miles würde mich natürlich interessieren, ob es schon Meinungen und Eindrücke zum neuen Blue Note-Album (rec. 2011) des Trios gibt? „Circuit Rider“ habe ich gerade auch noch gekauft, „I Am a Man“ bisher noch nicht … mag jemand die drei yellowbird- oder gleich alle vier Alben einordnen?

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    #12310289  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Left Alone Revisited

    hier geht es langsam weiter… vorhin lief Spontaneous, absolut grossartig, und nun das hier… das ist schon sehr gut, kann ich prima hören… aber ich glaub ich find zB das Shepp/Moran Album und das David Murray / Waldron Album beide nochmal eine Spur stärker… aber das sind Differenzen auf vergleichsweise hohem Niveau… also Shepp/Moran und Murray/Waldron absolute Spitzengruppe, bloss halt nicht auf Enja, dieses hier dann schon in der nächsten Kategorie…

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    #12310331  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-winddie Zeit ist gerade etwas knapper und ich steige dann wohl lieber bei den neu angeschafften früheren Sachen etwas tiefer ein und belasse es hier bei solchen oberflächlichen Hörgängen und Kommentaren. Trio M wird aber in Griffweite bleiben, Melford hören wäre eh mal so ein Projekt …
    Bei Ron Miles würde mich natürlich interessieren, ob es schon Meinungen und Eindrücke zum neuen Blue Note-Album (rec. 2011) des Trios gibt? „Circuit Rider“ habe ich gerade auch noch gekauft, „I Am a Man“ bisher noch nicht … mag jemand die drei yellowbird- oder gleich alle vier Alben einordnen?

    das „neue“ blue-note-album von ron miles habe ich noch nicht gehört. ich konnte mit ihm ja lange nichts anfangen, tatsächlich hat das melford-konzert in berlin und die daraufhin angeschafften snowy-egret-alben abhilfe geschafft. I AM A MAN kannte ich da schon, war nicht begeistert. aber ron miles gehört auf jeden fall zu den leuten, die ich in diesem thread noch vertiefen will.

    interessant, dass myra melford für dich so ungreifbar bleibt. ich verstehe mittlerweile ganz gut, was sie umtreibt, bilde ich mir ein. ich mag auch nicht alles (das von dir geschätzte fire and water quintet z.b. geht an mir vorbei), aber in so kompliziert-verspielten powerplay-settings finde ich sie großartig. à propos, das neue album (co-leaderin ist die drummerin allison miller) erscheint auf enja am 7.6.:

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    #12310765  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

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    ….nachzügler im ersten hördurchgang, lp klingt ein wenig dumpf, was da gespielt wird ist wahrlich nicht schlecht, ob es für die top 50 reicht steht in den sternen, wird noch öfters gehört werden müssen um sich ein urteil erlauben zu können….

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12310917  | PERMALINK

    vorgarten

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    ivo perelman, children of ibeji (1992)

    lange nicht mehr gehört, das ding wird ein- und wieder aussortiert, seit ich es gekauft habe. die beteiligten musiker*innen sprechen für sich, denkt man – und doch funktioniert das nur in kleinen häppchen. perelmans dauerextase ist schwer durchzuhören, aber das hauptproblem ist, dass er scheinbar in einer tiefgarage aufgenommen wurde, im mix dann aber alles dominiert. pullen hört man erst im solo, und je mehr musiker dazukommen, um so undifferenzierter wird das alles. idee ist: candomblé-themen als vorlage, dann aylersches abheben – und irgendwie haben die meisten keine lust darauf. paul bley hatte abgelehnt, sich das ausgangsmaterial vorspielen zu lassen, weshalb sein duo mit perelman vielleicht nur durchs zuhören ganz schön gerät – das kann aber auch an der instrumentenreduktion und der durchhörbarkeit liegen. schon toll zwischendurch. aber nicht das, was man erwarten durfte. (hopkins und cyrille als rhythm section, wie kann das schiefgehen…)

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    #12311087  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das Album ist wirklich … seltsam/enttäuschend. Hab’s ja gleich ausgelassen, als es dran gewesen wäre (aber auch erst vor ein, zwei Jahren gekauft).

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    #12311659  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Dollar Brand Xahuri – African Sketchbook | Inzwischen sind viele meiner seitdem es hier los ging getätigten Bestellungen eingetroffen und ich fange mal von vorne an und höre aber auch auch noch letzte späte Sachen, teils auch neu eingetroffen … dieses frühe Enja-Album, das zehnte, präsentiert Dollar Brand solo, mit einer Aufnahme, die schon vom 16. Mai 1969 stammt, also bevor es Enja überhaupt gab. „Radio Bern“ wird als Aufnahmeort angegeben, „Herr Bohren“ war der Tonmeister, die Session produziert hat Jürg Solothurnmann, einer der langjährigen Jazz-Redakteure des Schweizer Radios (er war noch aktiv in den Neunzigern, als ich stets die wöchentlichen Sendungen mit Live-Aufnahmen von Festivals hörte und sehr oft auch auf K7, später Minidisc, mitschnitt). Mit „Air“ an der Flöte geht es los, danach bilden zwei Versionen von „Salaam – Peace – Hamba Kahle“ den Rahmen um ein knappes Dutzend weiterer Piano-Solo-Stücke, die als Medley präsentiert werden. Schon hier hatte Brand seine bis heute gepflegte Form beisammen. Auch ein paar der Stücke sollten noch Jahre später auftauchen, Klassiker seines Repertoires („African Sun“, „Mamma“), die meisten stammen aber aus der Frühphase, sind auf den ersten Studio-Alben oder dem Live-Mitschnitt aus dem Jazzhus Montmartre vom Januar 1965 zu finden. Die Stücke gehen durch verschiedene Stimmungen, manche sind meditativ, introspektiv, anderswo tauchen die typischen Grooves auf. Heute mag man bei so einem Set schnell denken: „Ach, der Dollar halt“ (so nennen ihn die alten Gefährten wohl auch heute noch … zumindest Irène Schweizer tat es, als ich vor Jahren mal ein Interview mit ihr führte) – aber diese Art von Klavier-Solo-Musik kenne ich sonst bis heute nicht. Nachfolger würde man wohl vielliecht eher unter den New-Age-Leuten finden (wie heissen die, Winston, Einaudi?), im Jazz dünkt mich das bis heute – bis zu „Dream Time“ (Enja, 2019 aufgenommen) oder „Solotude“ (Gearbox, 2020) – einzigartig.

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    #12311665  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    david friedman, futures passed (1977)

    kontrastprogramm. friedman wollte ich nach seinem aktuellen joel-ross-diss ohnehin mal überprüfen, hier präsentiert er ein recht hübsches brasilianisiertes programm, im spirit von return to forever und den burton-alben auf ecm, mit einer interessanten sängerin, die erst den wortlosen flora-purim-part übernimmt, aber im vorletzten stück plötzlich experimentelle wortakrobatik (auf französisch) einsetzt, was gar nicht schlecht funktioniert. danach kommt noch eine friedman-soloperformance über „trinkle-tinkle“. das ist alles nicht unverzichtbar, aber es macht spaß. bruce ditmas ist der drummer, den ich ja immer irgendwie interessant finde, hier raut er alles ein bisschen auf.

    Ich greife das hier dann einfach mal auf … das Album lief gerade zum allerersten Mal („African Sketchbook“ lief die Tage schon ein halbes Dutzend Male) und ich kann mich der Beschreibung von @vorgarten sehr gut anschliessen. Den Gedanken an Return to Forever hatte ich tatsächlich beim Hören auch immer wieder, die Aufrauhungen sind aber auch da – und markieren, dass hier Ähnlichkeiten mit ECM durchaus vorhanden sind, aber eben auch Differenzen. Pat Rebillot finde ich eine überraschende Personalie, die mir erst gestern Beim Auspacken der CD bewusst wurde. Den kenne ich sonst von Soul Jazz-Settings (Frank Foster, David „Fathead“ Newman, Herbie Mann, Jimmy McGriff …). Das funktioniert hier für meine Ohren aber wirklich alles sehr gut – sehr frisch, gut getaktet (nicht zuletzt mit dem gelegentlichen Gesang von Rimona Francis und dem Monk-Solo am Schluss) – ohne so zwingend wie das RTF-Album auf ECM zu sein. Der Leader weiss an Vibraphon und Marimba zu gefallen und Harvie Swartz ist am Kontrabass sowieso ein sicherer Wert – bei weitem kein Lieblingsmusiker von mir, aber in seiner Offenheit und darin, dass er stets für alles zu haben scheint, finde ich ihn wo immer er auftaucht ziemlich gut (nicht zuletzt mit Sheila Jordan).

    Aufgenommen wurde das Album am 29. und 30. Januar 1976 im Downtown Sound Studio in New York.

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    #12311673  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    bob degen, sequoia song (1976)

    große überraschung. ich wollte nur kurz reinhören, als abgleich an den anderen klaviertrios heute (waldron, ibrahim), aber ich finde das phänomenal schön, bis in die bonustracks hinein. mit eckinger und ntshoko, aber viel impressionistischer als gedacht. zweiter nachkauf jetzt nach TARO’S MOOD (und PEACE, aber das war ein blindkauf).

    Ich bediene mich auch hier gerne der Vorlage von @vorgarten, die mich in diesem Fall zum (erfolgreichen) Versuch anregte, die „backorder“-CD in Japan zu bestellen. Und in der Tat – das ist sehr toll! Impressionistisch und im Rubato geht es mit dem Titelstück los, nach drei Minuten verfestigt sich der Beat mit Eckinger und Ntshoko allmählich, bleibt aber frei-schwingend, offen. Die drei finden schnell einen gemeinsamen Atem und ja, das ist „phänomenal schön“! Dass das so super funktioniert hat mit allen dreien zu tun. Eckinger spielt einen tiefen, freien Bass, in „Children of the Night“ (Titelstück von Degens übernächstem Enja-Album, das jetzt auch hier liegt) zum Beispiel völlig ohne durchgehenden Linien, es gibt hier nur Eröffnungen, Satzanfänge, zwischendurch Repetitionen, aber nie von der insistierenden Art, wie er sie bei Mal Waldron zu spielen hatte. Ntshoko ist ja eh ein eher karger, schroffer Drummer – und es ist dieser Mix, der mit dem auch in der Verdichtung weiterhin impressionistischen Klavier so wunderbar funktioniert.

    Es gibt fünf Originals von Degen – nicht unbedingt erinnerungswürdige Stücke, aber perfekte Vorlagen für das Trio, die in einem abwechslungsreichen Programm münden. In „Little Mak“ etwa, neben dem Titelstück das längste und der Opener der B-Seite der LP, langt Ntshoko dann mal richtig zu, kriegt auch früh ein Solo. Das scheint Eckinger zu prägen, während das Klavier luftig bleibt – Degen vollführt auf dem ganzen Album eine Art Balanceakt zwischen luftiger Leichtigkeit, impressionistischem Spiel einerseits und beeindruckender Substanz und Tiefe andererseits. „Little Mak“ geht quasi den umgekehrten Weg als üblich: Es beginnt zupackend, endet offen, eigentlich ohne Schluss, verliert sich in hingetupften Klängen.

    Von Charlie Parker stammt der Closer, „Moose the Mooche“ – tolles Spiel von Ntshoko hier, und interessant, wie Degen sich durch die Changes manövriert, sich manchmal auch von ihnen freizuspielen scheint, indem er in die Reduktion geht. Vom letzten Degen-Tune, dem kurzen und ja: impressionistischen Klaviersolo „Byway“, gibt es auf der CD nochmals einen ersten, etwas längeren Alternate Take zu hören, dann folgt zum Abschluss eine zweite, ebenfalls ein ganzes Stück längere Version vom Titelstück – eine perfekt Abrundung möchte ich sagen, auch wenn das natürlich nicht so geplant war, aber mit dem zweiten Solo (eine schöne Einbettung auch vom Bebop-Anlauf mit den zwei Takes des Solo-Stückes drumrum) und dem Alternate Take von „Sequoia Song“ schliesst das Album auf eine viel harmonischere Art, als wenn es mit „Moose the Mooche“ zu Ende wäre. Aufgenommen wurde „Sequoia Song“ am 24. Februar 1976 im Trixi Studio in München.

    Die Vorbehalte von @redbeansandrice kann ich im Rückblick nachvollziehen: hätte ich dieses Album 1996 gehört, wäre ich dafür ziemlich sicher nicht offen gewesen, zu brav und nett wäre es mir wohl vorgekommen. Heute muss ich sagen: Das Album ist eine echte Entdeckung und gehört definitiv in die erweiterte Favoritenliste!

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    gypsy-tail-wind
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    New York Jazz Quartet – Surge | Drei Alben gibt es von dieser Combo auf Enja – jedes Mal ist ein anderer Drummer dabei. Das Cover sieht je nach Ausgabe eher grünlich oder blau in unterschiedlichen Farbtönen und Sättigungen aus (die US-Ausgabe auf Inner City ist heller, das rechts ist das Cover der CD-Ausgabe, die ich auftreiben konnte, Enja Weber, 1992). Frank Wess spielt hier zunächst mal Querflöte, in seinem Opener und Titelstück ist es vor allem Roland Hanna, der mit seinem Spiel jenseits aller Kategorien brilliert (Mingus liegt nahe bzw. der Kollege Jaki Byard, der nach Hanna zu des Bassisten Band gehörte). „Placitude“ ist dann eine schöne Ballade (wieder von Wess), mit Hannas „Big Bad Henry“ taucht Enja dann tatsächlich mal kurz in den Soul Jazz ein. Wess ist am Sax zu hören (Tenor – er klingt toll, etwas verschattet, manchmal fast als hätte er ein Varitone-Equipment zugeschaltet), George Mraz spielt ein tolles Solo – überhaupt glänzt er hier zusammen mit Drummer Richard Pratt immer wieder. Hanna ist die Wild Card, der unberechenbare Part, der das alles spannend macht, während Wess der mit allen Wassern gewaschene Profi ist, der mit jeder Situation bestens klarkommt, aber eher im erwartbaren, berechenbaren Bereich des Spektrums bleibt. Im „87th Street Blues“ von Pratt spielt Wess wohl eine Altflöte? Das Stück bleibt recht konventionell. „What, Does It Matter?“ ist dann eine Latin-Nummer aus der Feder von Mraz, mit Wess wieder am Tenorsax – das Stück wird zu einer echten Gruppen-Performance, in der Wess als Bläser keineswegs im Vordergrund steht. Der Closer „Tee Piece“ stammt von Hanna und der öffnet mit einer tollen Klavierimprovisation. Wess steigt erst nach drei Minuten direkt mit seinem Solo ein – wieder am Tenorsax (ich höre hier also verschiedene „flutes“, aber nur eins von den auf dem Cover genannten „saxophones“? Oder gibt es irgendwo noch Altsax?). Das ist ziemlich dicht und schlägt damit auch einen schönen Bogen zum Opener.

    Die Aufnahme entstand am 19. Februar 1977 im Sound Ideas in New York. Und auf Enja hätte ich so ein Album wirklich nicht erwartet – aber denn ist es eben am Ende doch weniger konventionell als man erwarten könnte, das Material ist abwechslungsreich, die Band immer wieder für eine Überraschung gut, und die Produktion sorgfältig – alles andere als „einfach noch ein Hard Bop-Album“ jedenfalls (oder „Mainstream“ statt „Hard Bop“, ja nach bevorzugter Terminologie).

    Trivia: Irgendwie passend, dass im Elitenstaat im Osten Deutschlands die Rhythmusgruppe weggestrichen wurde und das Album statt einer Combo den beiden Musikern an den „Melodieinstrumenten“ zugeschrieben wurde.

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    Double Image | Leicht wie eine Sommerbrise ist das Album von David Friedman und Dave Samuels mit Harvie Swartz (b) und Michael DiPasqua (d), aufgenommen am 9. Juni 1977 im Studio Bauer. Sechs meist mittellange Stücke auf dem Programm, je zwei von den Vibraphonisten, eins von Swartz und das kurze „Rag – Out“, das von allen vieren improvisiert oder erarbeitet wurde. Klanglich ist das durchaus attraktiv. Die Kombination von Vibraphon und Marimba, wie sie im Opener zu hören ist, gibt es viermal (gleichmässig aufgeteilt), dazu gibt es im zweiten Stück Samuels am Vibraphon und Friedman an Triangel (kein Solo) und Percussion sowie im schon erwähnten „Rag – Out“ Friedman am Marimba und Samuels an indischen Tabla-Trommeln. Vielleicht wünschte ich mir hier einen etwas offeneren Drummer als DiPasqua, der oft etwas gar gradlinig vorgeht und auch gerne mal etwas ins Rockige kippt, aber davon abgesehen ist das schon sehr schön. @vorgarten nannte das ein „Späthippie-Album“ und ich glaube, das passt schon irgendwie – eine Prise Indien, eine Prise Brasilien, eine Prise Rock … den Zauber von „Futures Passed“ entwickelt das jedenfalls nicht, aber es ist schon allein wegen der Klanglandschaften, die die beiden Vibraphonisten aufbauen, sehr hörenswert.

    Trivia: Dave Samuels bin ich in den Neunzigern zum ersten Mal begegnet – in einem völlig anderen aber doch gar nicht so fern liegenden Kontext, der Fusion-Band Spyro Gyra nämlich, die sich irgendwo zwischen dem frühen Jazzrock und dem öden Zeug, was in den USA „Adult Contemporary“ heisst (garantiert jugendfrei) eine Nische fand und wohl irgendwie erfolgreich war. Das ist eine Nische, die in Europa meines Wissens nie eine Rolle gespielt hat – aber ein Schulfreund mochte sowas (er liess auch Aufnahmen von den Yellowjackets oder Abe Laboriel kursieren, letzteren hörten wir dann mal im Rahmen einer kleinen freikirchlichen/evangelikalen Veranstaltung in Zürich … kurzes Eintauchen in ein Paralleluniversum, aus dem ich völlig verstört sofort wieder fliehen musste). Die Verbindungen gehen von da in alle Richtungen mit vielen Alleskönner*innen: die Breckers, Sheila E (George Duke, Prince), Santana, Marcus Miller, Steve Gadd, aber eben auch Manolo Badrena von Weather Report, Glen Velez oder sogar Billy Kilson.

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    #12311735  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    New York Jazz Quartet – Blues for Sarka | Am 17. Mai 1978 nahm Enja das New York Jazz Quartet live im Domicile in München auf (Carlos Albrecht vom Tonstudio Bauer war zur Stelle). Frank Wess (fl, ts), Roland Hanna (p), George Mraz (b) und Grady Tate (d) öffnen mit „All Blues“, eine Viertelstunde lang und entsprechend mit viel Raum für Soli. Wess legt am Tenorsax los und spielt ein langes Solo, bevor Hanna übernimmt. Nach dem Bass-Solo rifft die Band gemeinsam. Die erste Hälfte wird von Hannas „Rodney Round Robin“ mit Wess an der Flöte beschlossen (bei Double Image gibt’s „Rodney’s Dream of Fantasy and Self-Fulfillment“ – ein Zufall?) – schnelles Tempo, sehr knackiges Klaviersolo. In der zweiten Hälfte folgen zwei Stücke von Mraz, das schnelle „I’ll Tell You Tonight“ (ts) und dann das sehr schöne langsame Titelstück (fl), bevor wieder eins von Hanna den Abschluss macht, „Smelly Jelly Belly“. Das ist schon alles ziemlich konventionell – aber die Band funktioniert super (ich finde den Drummer-Wechsel aber nicht so toll, Tate setzt weniger Akzente und klingt auch nicht immer so toll, wie ich es bei ihm an sich erwarte). Im Closer gibt’s den Funk, auf den man vom Titel her wartet. Wess spielt ein kerniges Tenor, rhythmisch an Eddie Harris erinnernd. Ranken kann ich die Alben nach diesen ersten Hörgängen nicht – zu echten Favoriten werden sie vermutlich nicht, aber sie bleiben jetzt wie all die Neuanschaffungen erstmal in Griffweite.

    Weber schreibt in seinen Liner Notes (April 1998, für die CD-Ausgabe) je einen Text über Hanna und Wess und am Ende vom ersten spricht er von der „bandleader combination of Roland Hanna and Frank Wess“ – diese retrospektive Äusserung passt zur Haltung von Amiga, als die 1980 ihre Ausgabe von „Surge“ herausbrachten. Am Ende seines Textes meint er dann, Wess‘ „Opus de Jazz“ aus den Fünfzigern sei bei ihm fast täglich gelaufen. „Unfortunately, a woman stole my LP, and I was not able to find this record again. Even now, 40 years later, I would go and buy it if i could get it anywhere.“ – Die Geschichte mag erklären, warum diese Band ausgerechnet bei Enja gelandet ist. Die Gruppe nahm noch ein drittes Enja-Album auf, „Oasis“ (1981), zudem je eins für Sonet („Song of the Black Knight“, 1978) und Bee Hive („The New York Jazz Quartet in Chicago“, 1983). Die erste Veröffentlichung der 1971 gegründeten Band war ein Konzertmitschnitt aus Japan vom Frühling 1975 – da gibt es zwei Alben, von denen das eine wohl aus rechtlichen Gründen zurückgezogen und das zweite erst verspätet veröffentlicht wurde. Oder so ähnlich – die Infos bei Discogs sind wohl nicht in jeder Hinsicht korrekt. Hier die Links zu den Haupt-Releases (?):
    https://www.discogs.com/release/3176556-New-York-Jazz-Quartet-In-Concert-In-Japan
    https://www.discogs.com/release/7247216-The-New-York-Jazz-Quartet-In-Concert-In-Japan-Volume-One

    Die Cover-Fotos der beiden New York Jazz Quartet-Alben stammen übrigens von Josef Werkmeister, das von „Double Image“ von Matthias Winckelmann, das bei Degen von Giuseppe Pino und das bei Friedman von Helmut Loose (dort stammt das Friedman-Portrait auf der Rückseite von Werkmeister).

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    redbeansandrice

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    Abraham Burton – Closest to the sun

    In den Liner Notes zu Cause and Effect erwähnt Burton wie der Wechsel vom Alt zum Tenor dazu führte, dass er plötzlich nicht mehr wie ein McLean Klon klang… (Erinner ich jedenfalls so, hab sie gerade nicht zur Hand) Dieses Album ist von davor, Burton klingt ein bisschen arg noch McLean, was ja an sich nichts schlechtes ist, Eric McPherson ist schon dabei, Marc Cary… Das kann man sich super anhören, irgendwo zwischen klassischem Coltrane Quartett und McLean angesiedelt, ein bisschen lang vielleicht … Aber Cause and Effect bleibt das Album, auf dem alles passt

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    jimmydean

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    gypsy-tail-wind
    Double Image | Leicht wie eine Sommerbrise ist das Album von David Friedman und Dave Samuels mit Harvie Swartz (b) und Michael DiPasqua (d), aufgenommen am 9. Juni 1977 im Studio Bauer. Sechs meist mittellange Stücke auf dem Programm, je zwei von den Vibraphonisten, eins von Swartz und das kurze „Rag – Out“, das von allen vieren improvisiert oder erarbeitet wurde. Klanglich ist das durchaus attraktiv. Die Kombination von Vibraphon und Marimba, wie sie im Opener zu hören ist, gibt es viermal (gleichmässig aufgeteilt), dazu gibt es im zweiten Stück Samuels am Vibraphon und Friedman an Triangel (kein Solo) und Percussion sowie im schon erwähnten „Rag – Out“ Friedman am Marimba und Samuels an indischen Tabla-Trommeln. Vielleicht wünschte ich mir hier einen etwas offeneren Drummer als DiPasqua, der oft etwas gar gradlinig vorgeht und auch gerne mal etwas ins Rockige kippt, aber davon abgesehen ist das schon sehr schön. @vorgarten nannte das ein „Späthippie-Album“ und ich glaube, das passt schon irgendwie – eine Prise Indien, eine Prise Brasilien, eine Prise Rock … den Zauber von „Futures Passed“ entwickelt das jedenfalls nicht, aber es ist schon allein wegen der Klanglandschaften, die die beiden Vibraphonisten aufbauen, sehr hörenswert.
    Trivia: Dave Samuels bin ich in den Neunzigern zum ersten Mal begegnet – in einem völlig anderen aber doch gar nicht so fern liegenden Kontext, der Fusion-Band Spyro Gyra nämlich, die sich irgendwo zwischen dem frühen Jazzrock und dem öden Zeug, was in den USA „Adult Contemporary“ heisst (garantiert jugendfrei) eine Nische fand und wohl irgendwie erfolgreich war. Das ist eine Nische, die in Europa meines Wissens nie eine Rolle gespielt hat – aber ein Schulfreund mochte sowas (er liess auch Aufnahmen von den Yellowjackets oder Abe Laboriel kursieren, letzteren hörten wir dann mal im Rahmen einer kleinen freikirchlichen/evangelikalen Veranstaltung in Zürich … kurzes Eintauchen in ein Paralleluniversum, aus dem ich völlig verstört sofort wieder fliehen musste). Die Verbindungen gehen von da in alle Richtungen mit vielen Alleskönner*innen: die Breckers, Sheila E (George Duke, Prince), Santana, Marcus Miller, Steve Gadd, aber eben auch Manolo Badrena von Weather Report, Glen Velez oder sogar Billy Kilson.

    von double image habe ich „in lands i never saw“… das album war in den achtzigern vor allem in audiophilen kreisen beliebt… es ist zwar gefährlich nah an new age-musik, aber doch auch nicht so schlecht…

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    i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)
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