Antwort auf: Enja Records

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Double Image | Leicht wie eine Sommerbrise ist das Album von David Friedman und Dave Samuels mit Harvie Swartz (b) und Michael DiPasqua (d), aufgenommen am 9. Juni 1977 im Studio Bauer. Sechs meist mittellange Stücke auf dem Programm, je zwei von den Vibraphonisten, eins von Swartz und das kurze „Rag – Out“, das von allen vieren improvisiert oder erarbeitet wurde. Klanglich ist das durchaus attraktiv. Die Kombination von Vibraphon und Marimba, wie sie im Opener zu hören ist, gibt es viermal (gleichmässig aufgeteilt), dazu gibt es im zweiten Stück Samuels am Vibraphon und Friedman an Triangel (kein Solo) und Percussion sowie im schon erwähnten „Rag – Out“ Friedman am Marimba und Samuels an indischen Tabla-Trommeln. Vielleicht wünschte ich mir hier einen etwas offeneren Drummer als DiPasqua, der oft etwas gar gradlinig vorgeht und auch gerne mal etwas ins Rockige kippt, aber davon abgesehen ist das schon sehr schön. @vorgarten nannte das ein „Späthippie-Album“ und ich glaube, das passt schon irgendwie – eine Prise Indien, eine Prise Brasilien, eine Prise Rock … den Zauber von „Futures Passed“ entwickelt das jedenfalls nicht, aber es ist schon allein wegen der Klanglandschaften, die die beiden Vibraphonisten aufbauen, sehr hörenswert.

Trivia: Dave Samuels bin ich in den Neunzigern zum ersten Mal begegnet – in einem völlig anderen aber doch gar nicht so fern liegenden Kontext, der Fusion-Band Spyro Gyra nämlich, die sich irgendwo zwischen dem frühen Jazzrock und dem öden Zeug, was in den USA „Adult Contemporary“ heisst (garantiert jugendfrei) eine Nische fand und wohl irgendwie erfolgreich war. Das ist eine Nische, die in Europa meines Wissens nie eine Rolle gespielt hat – aber ein Schulfreund mochte sowas (er liess auch Aufnahmen von den Yellowjackets oder Abe Laboriel kursieren, letzteren hörten wir dann mal im Rahmen einer kleinen freikirchlichen/evangelikalen Veranstaltung in Zürich … kurzes Eintauchen in ein Paralleluniversum, aus dem ich völlig verstört sofort wieder fliehen musste). Die Verbindungen gehen von da in alle Richtungen mit vielen Alleskönner*innen: die Breckers, Sheila E (George Duke, Prince), Santana, Marcus Miller, Steve Gadd, aber eben auch Manolo Badrena von Weather Report, Glen Velez oder sogar Billy Kilson.

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