Antwort auf: Enja Records

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gypsy-tail-wind
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Dollar Brand Xahuri – African Sketchbook | Inzwischen sind viele meiner seitdem es hier los ging getätigten Bestellungen eingetroffen und ich fange mal von vorne an und höre aber auch auch noch letzte späte Sachen, teils auch neu eingetroffen … dieses frühe Enja-Album, das zehnte, präsentiert Dollar Brand solo, mit einer Aufnahme, die schon vom 16. Mai 1969 stammt, also bevor es Enja überhaupt gab. „Radio Bern“ wird als Aufnahmeort angegeben, „Herr Bohren“ war der Tonmeister, die Session produziert hat Jürg Solothurnmann, einer der langjährigen Jazz-Redakteure des Schweizer Radios (er war noch aktiv in den Neunzigern, als ich stets die wöchentlichen Sendungen mit Live-Aufnahmen von Festivals hörte und sehr oft auch auf K7, später Minidisc, mitschnitt). Mit „Air“ an der Flöte geht es los, danach bilden zwei Versionen von „Salaam – Peace – Hamba Kahle“ den Rahmen um ein knappes Dutzend weiterer Piano-Solo-Stücke, die als Medley präsentiert werden. Schon hier hatte Brand seine bis heute gepflegte Form beisammen. Auch ein paar der Stücke sollten noch Jahre später auftauchen, Klassiker seines Repertoires („African Sun“, „Mamma“), die meisten stammen aber aus der Frühphase, sind auf den ersten Studio-Alben oder dem Live-Mitschnitt aus dem Jazzhus Montmartre vom Januar 1965 zu finden. Die Stücke gehen durch verschiedene Stimmungen, manche sind meditativ, introspektiv, anderswo tauchen die typischen Grooves auf. Heute mag man bei so einem Set schnell denken: „Ach, der Dollar halt“ (so nennen ihn die alten Gefährten wohl auch heute noch … zumindest Irène Schweizer tat es, als ich vor Jahren mal ein Interview mit ihr führte) – aber diese Art von Klavier-Solo-Musik kenne ich sonst bis heute nicht. Nachfolger würde man wohl vielliecht eher unter den New-Age-Leuten finden (wie heissen die, Winston, Einaudi?), im Jazz dünkt mich das bis heute – bis zu „Dream Time“ (Enja, 2019 aufgenommen) oder „Solotude“ (Gearbox, 2020) – einzigartig.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba