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Schön, danke! Tchicai/Rek kommt bei mir in einigen Tagen zum ersten Mal in den Player (vor ein paar Monaten in Japan bestellt) … die Elvin Jones kenne ich leider nicht, da habe ich neben der historischen aus dem Village Vanguard bisher nur eine eher zufällig dazugekommene hier („When I Was at Aso Mountain“).
Bin jetzt hier, meiner ersten aus den 7000er:
Archie Shepp & Richard Davis – Body and Soul | Das ist könnte eigentlich gerade richtig nach einem langen Abend im Restaurant mit Freunden … aber Shepps Ton ist leider für mich hier ständig auf der Kippe zum „Fingernägel auf Wandtafel“-Effekt, ich sitze quasi ständig auf Nadeln. Die Aufnahme ist am 1. Oktober 1989 im Club Cantare in Boston entstanden. Und gekauft habe ich wohl auch die CD auf Hinweis von @vorgarten hin (oder wegen des Shepp-Fadens oder was weiss ich warum …) – dass ich das bereue möchte ich echt nicht sagen, ich werde mit dem Album sicher bald den nächsten Versuch unternehmen. Mit Davis habe ich übrigens ja eher gar keine Probleme – ich finde ihn hier, gerade im Vergleich mit dem doch oft nicht so guten Bass-Sound auf Enja-Alben der Jahre davor, auch ganz okay aufgenommen (dass der Ton nicht fünf Minuten weiterhallt ist doch kein Manko … aber gut, recht flach klingt die CD schon). Das Arco-Solo von Davis in „Body and Soul“ dringt dann allerdings auch in klangliche Sphären vor, bei denen das mit den Fingernägeln wieder fast zum Thema wird – da ist dann Shepps Einstieg auch wegen Davis‘ Wechsel zurück zum Pizzicato eine echte Wohltat. Andererseits dünkt mich gerade „Body and Soul“ schon eine ziemlich monumentale Angelegenheit, und auch das lange „‚Round Midnight“* – ich höre ja, wie toll die beiden zusammen funktionieren, kann das durchaus irgendwie schätzen und sitze nach einer halben Stunde dann auch nicht mehr ständig auf Nadeln. Fazit: Respekt, aber keine Liebe.
Wenn ich versuchen muss, mein Problem mit Shepps Klang hier zu beschreiben, würde ich es so versuchen: es betrifft nur das höhere oder maximal einen Teil des mittleren und das höhere Register – da schwingt irgendwie etwas mit, was mich eminent stört oder quasi kurz davor ist, mich zu stören. Einfach nur die Fülle an Obertönen ist es nicht, denn die ist ja in den tiefen Lagen eher noch grösser … es ist etwas, was ich als eine Art Druck wahrnehme – obwohl ich ja höre, dass Shepp keineswegs die höheren Töne mit mehr Druck bläst. Besser kann ich es echt nicht erklären – ich glaube, das entzieht sich sowieso einer Erklärung oder Vermittlung … und es ärgert mich ja auch irgendwie selbst, aber aus der Haut kann ich halt auch nicht.
Beim späten Duo mit Waldron ist es dann jenseits, ich weiss nicht, ob ich damit wieder einen Versuch wagen oder besser nochmal zehn Jahre warten soll … vielleicht hilft es ja auch, wenn ich dereinst gewisse Frequenzen nicht mehr so gut höre? Nicht ganz unernst gemeint, es ist ja nicht nur unser Geschmack oder unsere Gewohn(t)heit, die sich verändert, sondern auch das Gehör, so rein anatomisch gesprochen oder wie immer man das nennt.
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*) wann lernt[e?] das Musikbusiness eigentlich endlich, den Song korrekt zu benennen, immer überall „Round About Midnight“, ca. zum fünften Mal, seitdem ich mich durch den Enja-Katalog höre.—
Als Vorschau auf die 7000er: ich habe danach noch 13 weitere Alben herausgesucht … eins davon ist ein Doppelalbum und kriegte auch eine doppelte Nummer, aber da bei den 700er die ungraden dran sind und in dem Fall die 7021 einfach noch 7022 dazu erhielt, entstand daraus keine Lücke … ein anderes davon ist eine Übernahme von Justin Time aus Kanada (die erste, die ich – ganz neu
– habe; wann das los ging, habe ich nicht zu eruieren versucht) … dazu kommen nochmal ein Tutu-Album und ein erstes Tiptoe-Album, das als Co-Produktion mit Enja entstanden ist und in der „ekapa series“ läuft … unschwer zu erraten, dass es ein Album von Abdullah Ibrahim ist.Weglassen werde ich dabei:
7005 – Ivo Perelman – The Children of Ibeji (erst neulich gekauft, nicht so super)
7015 – Sathima Bea Benjamin – Southern Touch (schon angehört)
7037 – Abbey Lincoln – Abbey Sings Billie Volume 2 (schon angehört)
7053 – Rabih Abou-Khalil – Blue Camel
7065 – Franco Ambrosetti – Live at the Blue Note
7069 – Michele Rosewoman – Harvest (würd ich gerne, ist aber verschollen)
7083 – Rabih Abou-Khalil – Tarab
7087 – Mike Westbrook Orchestra – The Cortège (Westbrook wär mal ein Hörprojekt für sich)Von Tutu ca. aus der Zeit:
888 136 – Gordon Lee Quartet – Land Whales In New York (hab ich nicht hervorgesucht)
Erste Tip Toe (Tiptoe, TipToe?) Alben gab es da schon längst (seit 1989 gemäss Discogs) – aber das Label kriege ich überhaupt nicht eingeordnet, für mich war es bis anhin nur in Bezug auf Abdullah Ibrahim von Belang. Ich sehe aber gerade, dass das Album „Square Dance“ vom Intergalactic Maiden Ballet mit John Zorn auch bei Tip Toe erschienen ist … das versuche ich via Japan noch zu kriegen, ist halt schon ein Schweizer Klassiker, den ich aber seit dem Gymnasium (die CD gab’s in der Bibliothek) nicht mehr gehört habe und damals fürchterlich fand (Harald Haerter-g, Jojo Mayer-d, Thomas Jordi-elb, Roland Philipp-sax, Gast: John Zorn-as)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.de„Highlander“– Rockmusik im Schottenrock
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Wenn ich versuchen muss, mein Problem mit Shepps Klang hier zu beschreiben, würde ich es so versuchen: es betrifft nur das höhere oder maximal einen Teil des mittleren und das höhere Register – da schwingt irgendwie etwas mit, was mich eminent stört oder quasi kurz davor ist, mich zu stören. Einfach nur die Fülle an Obertönen ist es nicht, denn die ist ja in den tiefen Lagen eher noch grösser … es ist etwas, was ich als eine Art Druck wahrnehme – obwohl ich ja höre, dass Shepp keineswegs die höheren Töne mit mehr Druck bläst. Besser kann ich es echt nicht erklären – ich glaube, das entzieht sich sowieso einer Erklärung oder Vermittlung … und es ärgert mich ja auch irgendwie selbst, aber aus der Haut kann ich halt auch nicht.danke für den versuch
aber ausgerechnet festgemacht an dem album, auf dem ich shepps ton so vielschichtig und facettenreich finde… aber sowas gibts, bestimmte frequenzen können nerven, und wenn jemand sie vorsätzlich immer wieder einsetzt, will man mit ihm kein bier mehr trinken gehen… ich versuche ja, meine distanz zu richard davis eher emotional zu fassen – bei ihm das ungewöhnliche, um-die-ecke-gedachte zu dieser zeit ja so naturalisiert, dass das gar keine bewusste geste mehr ist, glaube ich – ähnlich wie „chet baker singt ‚my funny valentine'“ oder so schlagzeugstile wie die von sunny murray oder rashied ali – man hört im einzelnen nicht, ob sie einen guten oder schlechten tag haben, ob sie gerade besonders inspiriert oder eher müde sind, da gibt es eine erarbeitete originalität, die den erzeugern womöglich gar nicht mehr auffällt. bei shepp ist das anders. er ist ja in dieses material (round midnight, body and soul, etc.) erst hineingewachsen, mit druck auch (den man immer hört), mit dem unbedingten willen, diese sachen gleichzeitig wie zauberformeln aufzurufen und ihnen etwas neues hinzuzufügen. ich habe das bei ihm bis zuletzt sehr bewundert: nichts ist selbstverständlich, er ist nicht ben webster, der standards im schlaf spielen konnte und bei dem auch ann immer alles sitzt, sondern er jemand mit haltung, die immer wieder auf das material appliziert wird. und manchmal, bei all den technischen problemen, den tages-phasen, der relativ kleinen trickkiste, bleibt nur mehr die haltung übrig, wenn auch als kratzen an der tafel.
gestern noch zwei super alben gehört:
aki takase trio, song for hope (1981)
jazzfestauftritt, ein selbstbewusster flirt mit dem überraschten publikum. takase setzt verschiedene register ein, die ich alle interessant finde – ein langes solostück am anfang, das sehr entschieden anfängt und dann ein bisschen angeberisch und zitathaft wird; das titelstück dann als großartig ausgewalzte spiritual-jazz-nummer, die nach pharoah sanders verlangt, aber eigentlich auch nicht, da wird etwas gemeinsam gefunden und ins epos überführt, ich konnte davon selbst gar nicht genug bekommen. und dann kommen noch ruhige registerfächer dran und ein in einzelenergien zerhacktes free-stück, bei dem dann auch die mitspieler glänzen. ziemlich wow.
murray, burrell, morris, lewis, lucky four (1988)
murray als jemand, der sich material nochmal anders und genausowenig selbstverständlich einverleibt, hier im verspielten modus mit gleichberechtigten, immer etwas unvorhersehbar agierenden partnern, die alle hörbar großen spaß haben. tolles verrücktes zeug haben die da zur playing-grundlage mitgebracht, mich kickt das die ganze zeit, für mich definitv ein highlight aus dieser phase. dave burrell hat hier den richard-davis-part, alles von ihm ist um die ecke gedacht, aber die anderen haben die gleiche tendenz. gut, dass sie hier nicht zwischendurch noch „round midnight“ einstreuen. ich höre solche produktionen (mit neuem, eigenen material) in den 80ern immer auch als kleine kampfansagen gegen den sich institutionalisierenden traditionalismus dieser zeit (shepp natürlich auch).
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Ich werde ja mit „Lucky Four“ nicht so recht warm bzw. traue dem Album bisher irgendwie nicht ganz über den Weg. Von Takase hat Enja zumindest zum Teil das falsche in die kleine Box gepackt, die ich hier habe (und die mich nur teils begeistert hat vor ein paar Jahren, drum hab ich sie heute auch gar nicht hervorgesucht … ich hab eh noch um die 80 Alben vor mir, von total 200 um Hören herausgelegten. Allerdings nimmt der Spass allmählich etwas ab, weil der Katalog inzwischen schon deutlich weniger abenteuerlich ist.
Jetzt bin ich aber bei einem ganz schönen Ding, das irgendwie dunkel funkelt und mich grad ziemlich packt – wie jedes Mal, wenn ich e einlege, aber wenn es nicht mehr im Player ist, geht es irgendwie gleich wieder vergessen:
Joe Lovano – Sounds of Joy | 26. Januar 1991 im Audioforce Studio in New York (David Baker), von Karl Berger „supervised“ … neun Stücke im Trio mit Anthony Cox und Ed Blackwell, der Leader am Tenor, aber auch mal am Sopran und der Altklarinette (die Standardversion ist die linke im Bild mit zweien, die dann auch auf dem Foto weiter unten gespielt wird, was Lovano für ein Instrument nutzt, weiss ich nicht, er hatte ja manchmal eher ungewöhnliche Dinge, z.B. ein gestrecktes/gerades Tenorsax). Die Altklarinette kommt in „Bass and Space“ (von Judith Silverman, aka Judi Silvano, Lovanos Ehefrau) zunächst im Duo mit Cox zum Einsatz, in der zweiten Hälfte stösst dann Blackwell dazu. Das Material stammt sonst knapp zur Hälfte von Lovano selbst, je ein Stück stammt von Emil Boyd („who compossed ‚Cedar Avenue Blues‘ in memory of my dad Tony ‚Big T‘ Lovano after his untimely death Jan 8 1987“), Ron Smith („knowing him and his family has been one of the great pleasures of my life“), Paul Motian sowie George Treadwell/Jerry Valentine („I’ll Wait an Pray“, für Sarah Vaughan geschrieben, mit der Treadwell von 1947 bis 1957 verheiratet war, Coltrane hat das Stück bei unsereins bekannt gemacht).
Als Haupt-Liner Notes gibt es einen Text von Michael Hrebeniak aus „Jazz FM“, in dem Lovano eine Art Mater Class erteilt. Und weil ich alle diese Nuancen in der Musik hier höre (im Gegensatz z.B. zu den Aufnahmen mit John Scofield, das betont Lovano anderswo im Text auch: er spielt je nach musikalischem Umfeld anders, sucht andere Lösungen) möchte ich das hier relativ ausführlich wiedergeben:
To miss the beauty in music is a drag. When you hear cats like Joe Henderson, Charles Lloyd, Wayne Shorter and Sonny Rollins, the impact of the beauty in their playing hits you. By the time Coltrane recorded Crescent and Inter-Stellar Space he was meditating when he played. The beauty of his sound came out whether he played loud or soft. I’m trying to play with the sensitivity of a violinist, or a pianist like Keith Jarrett or Bill Evans – someone who brings out the richness in tone from double forte to triple piano with the same intensity.
I approach the harmonic overtone series from the bottom of the horn and try to hear the intervals within those harmonics. It has a lot to do with ear development. You can’t jut „finger this and blow like that to get this sound“. The tenor saxophone has a lot of mysteries in it. I don’t know if it’s just the range of the horn and your approach to sound. At first you try to overblow but as time goes on you start to hold on to your notes and lip a fourth or fifth away through the whole octave. Joe Henderson is a real master of this.
I’m starting to find those things at softer volumes while moving the air through the horn. To play soft you blow the same amount of air as when you play loud. It’s the speed of the air that makes the difference.
My approach is to play with spontaneous harmonic development as I’m improvising. So I’ll take different notes from the melody, move keys around and try to develop a harmonic flow. The sound and groove of the other band members give me ideas to feed off, so I’m not just playing what I already know, but using my knowledge to play the unknown and find some music.
Das mit dem Oberton ohne Überblasen kann man z.B. auf dem gehaltenen Schlusston von „Cedar Avenue Blues“ sehr gut hören. Der ganze Rest ist selbsterklärend und hoffentlich auch für Leute, die nie ein Saxophon in den Händen hielten, nachvollziehbar – drum mache ich mir die Mühe mit dem Abtippen. Ich finde das alles hier in der Musik tatsächlich wieder
Im neuen kurzen eigenen Text heisst es dann u.a.: „Jazz is one of the sounds of joy we know, you can’t play this music unless you truly love it and love the excitement of exploring melody, harmony and rhythm as a unit. Playing with Ed Blackwell and Anthony Cox in a trio format was one of the most creative and enjoyable experiences in my musical history to date. We came together in the studio for the first time and the first piece we played was the title cut ‚Sounds of Joy‘. As we carried on through the session each piece developed as a trio, we played with a sense of exploration and discovery.“ „Sound of Joy“ und „Strength and Courage“ habe er extra für Ed Blackwell für diese Session geschrieben.
Die Freude am Entdecken von Klängen und Stimmungen, die Freude bei Zuhören und gegenseitigen Entwickeln der Musik scheint hier tatsächlich stets greifbar zu sein. Für mich klingt das nach einem völlig offenen Setting, jeder bringt seine beträchtlichen Fähigkeiten und Erfahrungen mit, auf das alles kann wie selbstverständlich zurückgegriffen werden. Der Sound des Trios ist wie gesagt eher dunkel, was viel mit Cox‘ Bass aber durchaus auch mit den Schattierungen und Nuancen von Lovanos Tenosaxophon zu tun hat, das immer wieder eine Art Chiaroscuro-Effekt erzeugt, mit der von ihm selbst geschilderten Klangarbeit auch einen unendlichen Reichtum bietet. Und der Drummer ist natürlich Legende, seine trockenen Rolls auf der Snare, überhaupt die Arbeit an den Trommeln ist echt phantastisch – auch er verfügt da über eine immense Palette innerhalb seines ureigenen Stils. Schön zu hören ist das z.B. im langen Duo mit dem Sopransax in „This One’s for Lacy“, dem zweitletzten Stück, das dann also eindeutig Steve Lacy gewidmet ist (es gibt im Booklet keinen Hinweis; Lovanos Ton ist weicher, nicht unbedingt voller oder runder – es bläst aber schon auch mal ein paar Lacy-mässige „Fischhorn“-Töne). Im letzten Stück, Motians „23rd Street Theme“, spielt dann Cox das erste Solo und zeigt, wie seine Stärke in der Zurückhaltung liegt – er versucht nicht zu glänzen, sein Bass klingt dunkel, er bleibt in der Tiefe – und klingt dabei wirklich toll! Es gibt eine Widmung an einen von Blackwells frühen Bandleader („Ettenro“) und das gibt schon auch etwas die Richtung vor. Die Einflüsse von Rollins, Henderson – und auch von Coltrane, dessen Name nicht fällt, aber mit dem Stück „I’ll Wait and Pray“ eh auch im Raum schwebt – sind anderswo momenteweise zu erahnen, ohne dass hier irgendwie kopiert oder imitiert wird. So frei und offen klingt Lovano für meine Ohren auch mit Paul Motian nicht (dem und auch seinem Kollegen bei Motian, Jim Pepper, dankt er in seinen Liner Notes; aus den Danksagungen dort habe ich auch die Infos zur Smith und Boyd oben, Silverman, seine Mutter Josephine Verzi Lovano und Tante Rose Verzi, Berger und Horst Weber werden alle auch noch verdankt).
Warum ich dieses Album nicht viel häufiger höre, weiss ich auch nicht … es ist wirklich super!
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PS: Lovano und Cox wirkten um die Zeit auch beim Album „Sequestered Days“ von Gust William Tsilis mit – mit Billy Hart und Peter Madsen … das erweckt gerade meine Neugierde – kennt es jemand?
https://www.discogs.com/release/3282132-Gust-William-Tsilis-Sequestered-Days/image/SW1hZ2U6NjA4OTk4MQ==--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHamiet Bluiett – …If You Have To Ask…You Don’t Need To Know | Die durchgehende Grossschreibung bei englischen Titeln killt mich („to“ gehört klein! Es gibt Regeln … klar, alles nicht verpflichtend, aber wir schreiben auch nicht „Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit“, oder?) … das Album ist bisher bei den mir bekannten Bluiett-Alben immer irgendwie hintangestanden („Resolution“, „Birthright“, „Im/possible to Keep“, „Bearer of the Holy Flame“, dreimal „Live at Carlos 1“, „Saying Something for All“ mit Muhal Richard Abrams und „The Calling“ mit D.D. Jackson und Kahil El’Zabar … ganz neu hier ist noch das Nach-Enja-Tutu-Solo-Album „Walkin‘ & Talkin'“) und ich habe gerade Lust, das neu zu Kontextualisieren. Zehn Stücke, Fred Hopkins ist auf allen dabei, Michael Carvin (d) und Okyerema Asante (perc/voc) wechseln sich ständig ab, auf einem der Stücke mit Asante ist zudem Thomas Ebow Ansah (g/lead-voc) mit dabei. Die Aufnahme ist am 18 und 19. Februar 1991 im East Side Sound Recording Studio in New York entstanden, Bluiett und Wiessmüller sind gemeinsam als Produzenten aufgeführt.
Wiessmüller überschreibt seine Liner Notes mit „A Definitive Statement“ und holt dann zunächst mal etwas aus, beschreibt die wichtige Erfahrung mit Mingus nach dem Umzug nach NYC 1969, die Vorbilder („combining Carney’s really big sound with the flowing weightlesness of Mulligan’s phrasing“), das WSQ, die Loft-Szene, die Clarinet Family (kenne ich leider noch immer überhaupt nicht) … mit Hopkins und Carvin spielte Bluiett schon in den späten Siebzigern im Trio. Und dann beschreibt Weissmüller die Stücke des Trios (#1, #3, #5 etc. – eins davon ist „Goodbye Pork Pie Hat“ von Mingus). Und dann erst den Rest des Albums (#2, #4 usw.) mit Okyerema Asante und eben einmal (auf dem „traditional, folkore, African Blues song“ „El Owora Befame-ko [So I’ll Come Back]“) Ebow Ansah, beide aus Westafrika. Asante spielt Congas, Bongos, weitere Trommeln, ein paar Becken, Gongs, Glocken (auch welche, die er um die Knöchel trägt) und einiges mehr, falls das Foto im Booklet ein Hinweis ist, in „The King of Pallenquin“ auch Balafon („Bellaphon“ schreibt Wiessmüller).
Es gibt hier viel schöne Musik, Jazz zwischen Bop und Free – eine ähnliche Traditionspflege wie beim WSQ-Kollegen Blythe – mit Funk-Einflüssen, dazu die ganzen Patterns aus der westafrikanischen Musik (im ersten Stück mit Asante spielt Bluiett eine Altflöte, um die Klangpalette noch etwas zu erweitern), und dann ist das eben noch der afrikanische Folk-Blues. Als Album funktioniert das für mich aber auch heute nur bedingt. Ein lobendes Wort für Fred Hopkins muss ich aber noch einstreuen – wie Bluiett aus dieser etwas verspäteten Generation (Bluiett mit Jahrgang 1940 kam halt zu spät in die richtigen Kreise, Hopkins war Jahrgang 1947) ein Lieblingsmusiker, beide begeistern mich allein schon mit ihrem Sound. Hopkins‘ Präsenz (auch auf fast allen oben genannten Bluiett-Alben) ist für mich stets Garantie, dass mir der Bass eh super gefallen wird. Carvin kriege ich hier weniger zu fassen, kenne ihn sowieso nicht so gut. Sein Spiel ist eher sparsam, trocken, gefällt durchaus, aber dann kommt wieder ein Stück mit dem Percussion-Line-Up und ich falle raus … irgendwie dünkt mich auch die den zwei Drummern zugewiesene Rolle hier oft so, dass sie etwas eingeschränkt sind – manches aus beiden Line-Ups klingt eher wie ein Barisax/Bass-Duo mit etwas Begleitung.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaMax Roach – To the Max! | Klar, wenn man Roach gewinnen konnte, musste es für ein besonderes Projekt sein. 1984 hatte Enja ein Konzert von 1960 unter dem Titel „Long As You’re Living“ veröffentlicht, 1990 eine um zehn Minuten erweiterte CD-Ausgabe davon. 1992 folgte dann eine neue Produktion mit Roach, ein Doppelalbum mit zweimal um die 50 Minuten Spielzeit und unter Mitwirkung des Quartetts (Cecil Bridgewater-t, Odean Pope-ts, Tyrone Brown-b, Max Roach-d), des Uptown String Quartet (Diane Monroe und Lesa Terry-v, Maxine Roach-vla, Eileen Folson-vc), von M’Boom (Roy Brooks, Joe Chambers, Omar Clay, Eli Fountain, Fred King, Ray Mantilla, Francisco Mora, Max Roach, Warren Smith-perc) und des Max Roach Chorus and Orchestra (das Quartett plus die John Motley Singers: fünf Sopranistinnen, zwei Altistinnen, drei Tenöre und vier Bässe, dazu Ronnell Bey als Solistin und George Cables als Pianist). Die Aufnahmen entstanden über sechs Sessions verteilt: Drum-Solos aus Paris vom 15. September 1990 (Rev’O Jazz), das Quartett am 30. November 1990 (Marquee at the Tralf, Buffalo, NY) und 29. April 1991 (The Iron Horse, Northampton, MA), und dann (M’Boom, Chor/Orchester, Doppelquartett und Quartett) bei drei Sessions im Juni in New York: 15. (Chorus & Orchestra in den Clinton Recording Studios), 24. (M’Boom im Master Sound Astoria) und 25. (Doppelquartett und Quartett in der Power Station). Eine richtig grosse Kiste also, die vielleicht etwas Skepsis hervorrufen mag, aber für meine Ohren als eine Art Karriererückblick sehr gut funktioniert und besonders im dreiteiligen, halbstündigen Opener „Ghost Dance“ dem bisherigen Schaffen auch noch etwas neues hinzufügt, in dem Teile 1 und 3 vom Chorus & Orchestra (Roach-Quartett und Chor mit Cables) und Teil 2 von M’Boom kommen. Bei ca. 24:24 in meiner CD-Ausgabe, zwischen Teilen 2 und 3 ist auch noch die Aufnahmen einer Atomexplosion eingestreut („may cause damage to your hearing or your playback speaker if played too loud“, steht im Booklet). Die Vokalsolistin, Ronnell Bey, gehört natürlich zur Bey-Familie und trat in einem Stück auf, für das Roach die Musik geschrieben hatte – so lernte Roach sie kennen. Das ist alles sehr elegant, wie Herb Wong in den Liner Notes festhält, aber auch druckvoll, beeindruckend in der Vielfalt und in der Bestimmtheit, die in dieser Musik steckt. Und ein Streichquartett aus vier Afro-Amerikanerinnen, zwei davon mit Afros (die anderen zwei eigentlich auch, einfach kurz geschnitten), war 1991 wohl noch eine sehr deutlichere Ansage – ist aber auch heute noch die ganz grosse Ausnahme.
Nach dem langen Opener gibt es „A Quiet Place“ von M’Boom mit Marimbas und Steel Drums und dazu leise Wood Blocks, Triangel usw. – eine Art Minimal-Jazz als Überleitung vom „Ghost Dance“ zum Quartett, das mit „The Profit“ und „Tears“ (beide von Roach) folgt, bevor Teil 1 mit einem ersten Schlagzeugsolo, Roachs „Self Portrait“, endet. Das Quartett war zu dem Zeitpunkt längst eine etablierte, perfekt abgestimmte Band, in der Roach sich als Begleiter sehr viel Raum nehmen kann, ohne die Bläser zu stören. Cecil Bridgewater und Odean Pope trugen beide schon starke Soli zu „Ghost Dance“ bei, das kurze „The Profit“ gehört dem Trompeter, in „Tears“ setzt Brown einen 5/4-Groove, über den die Bläser das klagende Thema aus langen Tönen spielen und dann gemeinsam zu improvisieren anfangen. Doch dann ist Pope an der Reihe und spielt ein tolles Solo mit kantigem Ton und immer wieder längeren Pausen zwischen den einzelnen Phrasen. Roach ist auch hier sehr aktiv, kommentiert und punktiert.
Teil zwei ist ähnlich aufgebaut: ein langes Stück, hier mit dem Doppelquartett, eine Überleitung mit M’Boom, zweimal das Quartett und dann zum Abschluss noch ein Roach-Solo. Beim 21minütigen „A Little Booker“ ist der Widmungsträger klar – Bridgewater stellt über den dichten Streichern, dem rasenden Bass von Brown und Roachs tollen Drums das bittersüsse Thema vor, das mehr als ein wenig an an Booker Litte erinnert. Das erste Solo kriegt dann aber Pope, danach wechseln sich die Bläser ab, während das Streichquartett immer wieder Riffs einstreut und Roach einen irre dahinfliegenden Beat spielt, mit Verdichtungen und Akzenten. Irgendwann sind die Bläser zusammen im vollen Flug, die Streicher pausieren, bis eine Bass/Drums-Passage zu ihrem Teil überleitet: eine vermutlich nur teils arrangierte Passage, in der ein dichtes Gewebe an Linien entsteht, während Brown solide weiterwalkt und Roach sich nur in der Lautstärke, nicht in der Dichte seines Spiels zurücknimmt – Dynamik sei eine von jüngeren Musikern oft vernachlässigte Kunst, meint Lovano in den Liner Notes seines Enja-Albums, und was Roach hier macht, ist ein perfektes Beispiel, wie die Alten das im Griff haben. Danach gibt’s Roachs Solo, während dem Brown weiter Walking-Bass-Linien beisteuert … diese prägen das Geschehen, sorgen aber auch für einen gewisse Monotonie, weil sie echt nie aufhören.
M’Boom steuert dann einen laid-back Groove-Blues bei, der Fokus Trommeln, dazu leise Vibraphon-, Marimba- und Steel Drum-Souns. Die melodischen Parts wachsen in kleine Soli aus, die sich aber stets ins Ganze einfügen – der letzte Beitrag klingt wie eine Mischung aus singender Säge (eine Spezialität von Brooks) und Berimbau. Das Quartett gibt dann in einer kurzen Version von Oscar Pettifords „Tricotism“ auch Tyrone Brown mal einen Spot. Wie üblich in Roachs Bands (zumindest nach Art Davis‘ Weggang) spielt er ca. die siebte Geige und überzeugt mich hier auch nicht so recht. Sein Bass klingt nicht gut (aber auf all den Sessions hier ähnlich, also wohl genau, wie er klingen sollte), seine Ideen sind auch nicht grad die brillantesten … aber sein Job war es ja auch, bei all den Ausflügen des Leaders solide Time zu liefen, wie das vor ihm u.a. George Morrow (vor Davis) oder Bob Boswell (in der Band mit den Turrentines, die auf dem erwähnten anderen Enja-Album zu hören ist) getan haben. Davis oder auch Boswells Nachfolger Jymie Merritt waren auf je eigene Weise flexiblere Musiker, Brown nehme ich als sachdienlich wahr. Das Quartett spielt danach Popes „Mwalimu“, sechzehneinhalb Minuten lang und mit einem kreisenden Bass-Riff, das Brown mit Gusto spielt. Ich finde Roachs Musik meist gar nicht sexy – sie hat andere Stärken und nicht wenige davon – aber hier kommt das schon hin, auch sein Beat über das Bass-Riff, wie sie dem Komponisten am Sax hier den Teppich ausrollen … das ist toll! Und nach Pope spielt Brown hier auch ein viel besseres – ja richtig gutes – Solo, von Roach an Besen begleitet. Danach ist Bridgewater dran, und der entspannte Groove tut auch ihm richtig gut: für einmal kein dichtes Hochdrucksolo sondern entspannter, atmender. Und dann natürlich Roach – überraschend für einmal ohne den Bass. Eine richtig tolle Performance, finde ich! Dann nochmal Roach solo, „Drums Unlimited“ – auch das super.
Unterm Strich ist das ein richtig starkes Doppelalbum, an das ich viel zu selten denke, obwohl es schon sehr lange (schätze ca. 1997/8) hier ist. Die Favoriten sind ja in diesen Region des Katalogs eh dünn gesät … dazu gehört das auch nicht, aber in den erweiterten Kreis schon (erste Listenanläufe weisen auf eine entstehende Top 50 hin – mal schauen ob ich so viele Alben in eine Reihenfolge kriegen mag … sowas macht ja auch die Absurdität solcher Unterfangen deutlich).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbainteressant, TO THE MAX! hatte ich mal am anfang meines jazzhörens ausgeliehen und konnte überhaupt nichts damit anfangen. ist aber auch nicht so gewesen, dass ich damals offener und begeisterungsfähiger war als heute. jedenfalls hatte ich völlig vergessen, dass das auch eine enja-produktion aus der zeit ist.
ich bin gerade auch in der ecke des katalogs unterwegs, CRYSTAL FIRE und das sun-ra-album, aber ich will nicht vorpreschen und melde mich, wenn sie an der reihe sind.
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vorgarten
interessant, TO THE MAX! hatte ich mal am anfang meines jazzhörens ausgeliehen und konnte überhaupt nichts damit anfangen. ist aber auch nicht so gewesen, dass ich damals offener und begeisterungsfähiger war als heute. jedenfalls hatte ich völlig vergessen, dass das auch eine enja-produktion aus der zeit ist.Haha – ich hab sie heute Morgen aus dem Roach-Stapel gezogen … hatte ich auch erst beim Listengucken wieder gecheckt. Ich wurde damals mit dem Album auch nicht direkt warm, finde es inzwischen echt gut!
vorgarten
ich bin gerade auch in der ecke des katalogs unterwegs, CRYSTAL FIRE und das sun-ra-album, aber ich will nicht vorpreschen und melde mich, wenn sie an der reihe sind.Ra kenne ich nicht, „Crystal Fire“ ist das nächste nach dem kleinen Alfa-Jazz-Abstecher, der gerade läuft … aber da ich 16 Uhr für fünf Stunden in die Oper gehe, muss „Crystal Fire“ wohl noch etwas warten (bestenfalls nur bis Montag nach Feierabend).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaNat Adderley Quintet – The Old Country | Das nächste Album ist dann wieder eine AlfaJazz-Produktion, die anscheinend in Japan schon 1991 und erst ein Jahr später bei Enja in Deutschland folgte. Ist unerheblich, weil das eh nicht in die Nähe der Favoriten gelangt. Adderley klingt aber auf dem öffnenden Titelstück, das er auch komponiert hat (von den Brüdern war er ja eh der mit den richtig guten Stücken) wahnsinnig elegant, fast so geschmeidig wie Art Farmer, den man bei Enja auch selten mal hören kann – und der in Japan enorm geschätzt wurde. Wie das mit Nat Adderley war, ist mir nicht genauer bekannt, aber schon zu Zeiten des Cannonball Adderley Sextet tourten sie erfolgreich im Land. Den Part von Cannonball übernimmt hier nicht zum ersten oder letzten Mal Vincent Herring am Altsax, der mit einem ähnlich gewichtigen Ton glänzt und auch einige typische Cannonball-Licks drauf hat. Als Rhythmusgruppe wirken Bob Bargad (p), James Genus (b) und Billy Drummond (d) mit – Schwergewichte wohl, aber beim anderen späteren Adderley-Album, das ich kenne, dem ein Jahr früher aufgenommen „We Remember Cannon“ sind zumindest die Bass- und Drum-Posten mit Walter Booker und Jimmy Cobb prominenter und mit Leuten, die schon damals dabei waren, besetzt.
Im Booklet gibt es einen Auszug aus einem Interview aus Cadence mit der Frage, wie es nach Cannonballs Tod weitergegangen sei – dieser starb im August 1975, mehr als fünfzehn Jahre bevor „The Old Country“ am 5. und 6. Dezember 1990 im Clinton Recording Studio aufgenommen wurde. Vincent Herring wird als eine Art Wiedergängen angepriesen, Adderley weist dann allerdings darauf hin, dass Jeff Clayton noch mehr nach Cannonball klingen würde. Das Material stammt zum Teil aus dem alten Repertoire: „Bohemia After Dark“ (Oscar Pettiford), „Jeannine“ (Duke Pearson), „Love for Sale“ und „One for Daddy O“ von „Somethin‘ Else“, „The Chant“ (Victor Feldman) und als Closer „Nippon Soul“ von Cannonball Adderley. Dazwischen sind auch noch ein Stück von Herring („Almost Always“, eine sehr schöne Ballade) und „Stella By Starlight“ zu hören. Das ist eine durchaus schöne Session, die aber ohne irgendwelchen Besonderen Etwasse auskommen muss. Eleganter, sehr clean aufgenommen Hard Bop (Genus klingt tausendmal besser als Brown bei Roach), halt alles recht vorhersehbar. Die dunkel klingende Rhythmusgruppe und die feinen Soli von Bargad (den kenne ich gar nicht, geboren 1962, u.a. bei Kenny Barron als Schüler, 1984 nach New York, Gigs mit älteren Leuten, Sängerinnen, den Harper Brothers und anderen Young Lions, seit 2004 in Europa mit Jobs als Dozent via Regensburg, Wien und Kumpendorf [wo?] nach Klagenfurt kam, wo er am Kärntner Landeskonservatorium landete, das heute Gustav Mahler Privatuniversität für Musik (GMPU) heisst und wo er als Professor weiterhin tätig ist).
(Wiki sagt 1990 auf Alfa, 1992 auf Enja; meine CD sagt (P) 1991 Alfa, (C) 1992 Enja; die Japan-Ausgabe ist auf Discogs undatiert, auf der als Scan vorliegenden Traycard steht (P)(C) 1991 Alfa und keinerlei Hinweis auf Enja.)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbasun ra & his omniverse arkestra, destination unknown (1992)
das ziel ist noch unbekannt, der kapitän des raumschiffs hat sich noch nicht gemeldet. so singt die arkestra-rumpfbesetzung (11 mann) fröhlich auf der letzten europatournee mit ihrem angeschlagenen leader, der schon in multiplizierten universen (omniversum) denkt. ein bisschen kopflos ist dieser auftritt in aarburg, john gilmore fehlt, so richtig explodieren will keiner, aber dennoch findet die tighte und sehr auf den punkt spielende kleine bigband in ihr material und hebt ein bisschen ab. super besetzung eigentlich, mit michael ray & ahmed abdullah, tyrone hill und dem drummer earl „buster“ smith, sun ra und marshall allen sind für die überraschungsmomente da, generische geräuschsamples aus dem synthesizer, ein herzerwärmend übersprudelndes altsaxsolo über „prelude to a kiss“. es gibt ein paar problematische vocals, von wem, wird nicht ganz klar, aber insgesamt funktioniert das doch alles ganz hervorragend. eine letzte chance für horst weber, auch noch ein sun-ra-album herauszubringen, und natürlich passiert hier das gleiche wie überall sonst: die titel sind z.t. falsch, die credits unklar, die diskografen haben etwas zu tun, während das raumschiff schon ziellos weitergedriftet ist.
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also ich muss hier nocheinmal eine lanze für das reissue auf purepleasure brechen, dort klingt der bass für mich so wie ein bass klingen soll, auch scheint mir dort archie nicht so sehr in den höheren frequenzen überdreht abgebildet zu sein, für mich bei den shepp-duo-alben kein abfall gegenüber anderen, wird in meiner top ganz sicher weit oben stehen. beim sound der cd gebe ich euch selbstverständlich recht, in teilen grausam……
hier nach anstrengendem kurztripp odw(fr-23.15h)-hh-odw(so 05:30h) und ein wenig nachgeholtem schlaf
…auch wenn man grafisch an scratch mit what if? anschließt, schneidet letzteres im vergleich ungleich schlechter ab, scratch ist imo ein paradebeispiel für ein gleichberechtigtes interagieren, kein ton zu viel oder zu wenig, quiet times dürfte von mir aus eine ganze seite allein füllen, holland und humair sind traumwandlerisch sicher…..dagegen wirkt what if? unentschlossen, wie ein nebeneinander her ohne dort auch nur ansatzweise in irgend einer weise hervorzustechen, nicht schlecht, wird aber sicher kein album für höhere weihen….
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!archie shepp, steam (1976)
mal wieder einen favoriten eingestreut, ich gestehe: zum sport, aber das passte sehr gut, um zu begreifen, wie verrückt das ist, dass die drei da ihren dritten atem holen, während man selbst langsam eingeht. ich weiß gar nicht, wie das geht, dass beaver harris und cameron brown danach nicht nur nicht unters sauerstoffzelt müssen, sondern nach den unglaublichen ersten 12 minuten in rasendem tempo nochmal aufdrehen, neue ideen entwickeln, ja fast noch den druck erhöhen. danach geht es eigentlich so weiter, es sind standards dabei, balladen, latin grooves, und shepp modeliert, ohne luft zu holen, will eigentlich gar nicht aufhören, kommt von der überholspur nicht mehr runter. und trotzdem ist das kein machosax (wie auf MAGIC OF JU-JU), sondern kommunikation, die partner scheinen durch, kommen zum zug. das ist – auch für shepps verältnisse – ein besonderes dokument, das einfängt, wozu er in der lage war, wenn der moment stimmt. mich versetzt das immer wieder quasi in hypnose.
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…auf „rabih abou khalil- blue camel“ zu verzichten ist imo ein kapitaler fehler, hast du es nicht oder steht dein urteil zu ihm schon so felsenfest? ich habe ja mitbekommen, das dir die alben mit sonny fortune da schon zusagen. diese kommen imo qualitativ und auf emotionaler ebene nicht an das blaue camel heran…..versuch es doch einmal am abend eines anstrengenden tages mit einem sehr guten glas wein dazu…..
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!ich hab den ganzen nachmittag abdullah ibrahim gehört, bin jetzt aber nochmal hier – und, leute, ihr müsst euch das anhören:
wie sie auf diesen beiden akkorden reiten – mehr brauche ich manchmal nicht.
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Das ist umwerfend, das ist auf ihrem 1982er Enja Album
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...atomDas ist umwerfend, das ist auf ihrem 1982er Enja Album
genau, hatte ich gestern gehört und hier vorgestellt. und murrays LUCKY FOUR entwickelt sich auch gerade zu einem top20-kandidaten…
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Schlagwörter: Enja Records, Tiptoe, Tutu Records, yellowbird
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