Antwort auf: Enja Records

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gypsy-tail-wind
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Schön, danke! Tchicai/Rek kommt bei mir in einigen Tagen zum ersten Mal in den Player (vor ein paar Monaten in Japan bestellt) … die Elvin Jones kenne ich leider nicht, da habe ich neben der historischen aus dem Village Vanguard bisher nur eine eher zufällig dazugekommene hier („When I Was at Aso Mountain“).

Bin jetzt hier, meiner ersten aus den 7000er:

Archie Shepp & Richard Davis – Body and Soul | Das ist könnte eigentlich gerade richtig nach einem langen Abend im Restaurant mit Freunden … aber Shepps Ton ist leider für mich hier ständig auf der Kippe zum „Fingernägel auf Wandtafel“-Effekt, ich sitze quasi ständig auf Nadeln. Die Aufnahme ist am 1. Oktober 1989 im Club Cantare in Boston entstanden. Und gekauft habe ich wohl auch die CD auf Hinweis von @vorgarten hin (oder wegen des Shepp-Fadens oder was weiss ich warum …) – dass ich das bereue möchte ich echt nicht sagen, ich werde mit dem Album sicher bald den nächsten Versuch unternehmen. Mit Davis habe ich übrigens ja eher gar keine Probleme – ich finde ihn hier, gerade im Vergleich mit dem doch oft nicht so guten Bass-Sound auf Enja-Alben der Jahre davor, auch ganz okay aufgenommen (dass der Ton nicht fünf Minuten weiterhallt ist doch kein Manko … aber gut, recht flach klingt die CD schon). Das Arco-Solo von Davis in „Body and Soul“ dringt dann allerdings auch in klangliche Sphären vor, bei denen das mit den Fingernägeln wieder fast zum Thema wird – da ist dann Shepps Einstieg auch wegen Davis‘ Wechsel zurück zum Pizzicato eine echte Wohltat. Andererseits dünkt mich gerade „Body and Soul“ schon eine ziemlich monumentale Angelegenheit, und auch das lange „‚Round Midnight“* – ich höre ja, wie toll die beiden zusammen funktionieren, kann das durchaus irgendwie schätzen und sitze nach einer halben Stunde dann auch nicht mehr ständig auf Nadeln. Fazit: Respekt, aber keine Liebe.

Wenn ich versuchen muss, mein Problem mit Shepps Klang hier zu beschreiben, würde ich es so versuchen: es betrifft nur das höhere oder maximal einen Teil des mittleren und das höhere Register – da schwingt irgendwie etwas mit, was mich eminent stört oder quasi kurz davor ist, mich zu stören. Einfach nur die Fülle an Obertönen ist es nicht, denn die ist ja in den tiefen Lagen eher noch grösser … es ist etwas, was ich als eine Art Druck wahrnehme – obwohl ich ja höre, dass Shepp keineswegs die höheren Töne mit mehr Druck bläst. Besser kann ich es echt nicht erklären – ich glaube, das entzieht sich sowieso einer Erklärung oder Vermittlung … und es ärgert mich ja auch irgendwie selbst, aber aus der Haut kann ich halt auch nicht.

Beim späten Duo mit Waldron ist es dann jenseits, ich weiss nicht, ob ich damit wieder einen Versuch wagen oder besser nochmal zehn Jahre warten soll … vielleicht hilft es ja auch, wenn ich dereinst gewisse Frequenzen nicht mehr so gut höre? Nicht ganz unernst gemeint, es ist ja nicht nur unser Geschmack oder unsere Gewohn(t)heit, die sich verändert, sondern auch das Gehör, so rein anatomisch gesprochen oder wie immer man das nennt.


*) wann lernt[e?] das Musikbusiness eigentlich endlich, den Song korrekt zu benennen, immer überall „Round About Midnight“, ca. zum fünften Mal, seitdem ich mich durch den Enja-Katalog höre.

Als Vorschau auf die 7000er: ich habe danach noch 13 weitere Alben herausgesucht … eins davon ist ein Doppelalbum und kriegte auch eine doppelte Nummer, aber da bei den 700er die ungraden dran sind und in dem Fall die 7021 einfach noch 7022 dazu erhielt, entstand daraus keine Lücke … ein anderes davon ist eine Übernahme von Justin Time aus Kanada (die erste, die ich – ganz neu
– habe; wann das los ging, habe ich nicht zu eruieren versucht) … dazu kommen nochmal ein Tutu-Album und ein erstes Tiptoe-Album, das als Co-Produktion mit Enja entstanden ist und in der „ekapa series“ läuft … unschwer zu erraten, dass es ein Album von Abdullah Ibrahim ist.

Weglassen werde ich dabei:

7005 – Ivo Perelman – The Children of Ibeji (erst neulich gekauft, nicht so super)
7015 – Sathima Bea Benjamin – Southern Touch (schon angehört)
7037 – Abbey Lincoln – Abbey Sings Billie Volume 2 (schon angehört)
7053 – Rabih Abou-Khalil – Blue Camel
7065 – Franco Ambrosetti – Live at the Blue Note
7069 – Michele Rosewoman – Harvest (würd ich gerne, ist aber verschollen)
7083 – Rabih Abou-Khalil – Tarab
7087 – Mike Westbrook Orchestra – The Cortège (Westbrook wär mal ein Hörprojekt für sich)

Von Tutu ca. aus der Zeit:

888 136 – Gordon Lee Quartet – Land Whales In New York (hab ich nicht hervorgesucht)

Erste Tip Toe (Tiptoe, TipToe?) Alben gab es da schon längst (seit 1989 gemäss Discogs) – aber das Label kriege ich überhaupt nicht eingeordnet, für mich war es bis anhin nur in Bezug auf Abdullah Ibrahim von Belang. Ich sehe aber gerade, dass das Album „Square Dance“ vom Intergalactic Maiden Ballet mit John Zorn auch bei Tip Toe erschienen ist … das versuche ich via Japan noch zu kriegen, ist halt schon ein Schweizer Klassiker, den ich aber seit dem Gymnasium (die CD gab’s in der Bibliothek) nicht mehr gehört habe und damals fürchterlich fand (Harald Haerter-g, Jojo Mayer-d, Thomas Jordi-elb, Roland Philipp-sax, Gast: John Zorn-as)

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