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Hamiet Bluiett – …If You Have To Ask…You Don’t Need To Know | Die durchgehende Grossschreibung bei englischen Titeln killt mich („to“ gehört klein! Es gibt Regeln … klar, alles nicht verpflichtend, aber wir schreiben auch nicht „Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit“, oder?) … das Album ist bisher bei den mir bekannten Bluiett-Alben immer irgendwie hintangestanden („Resolution“, „Birthright“, „Im/possible to Keep“, „Bearer of the Holy Flame“, dreimal „Live at Carlos 1“, „Saying Something for All“ mit Muhal Richard Abrams und „The Calling“ mit D.D. Jackson und Kahil El’Zabar … ganz neu hier ist noch das Nach-Enja-Tutu-Solo-Album „Walkin‘ & Talkin'“) und ich habe gerade Lust, das neu zu Kontextualisieren. Zehn Stücke, Fred Hopkins ist auf allen dabei, Michael Carvin (d) und Okyerema Asante (perc/voc) wechseln sich ständig ab, auf einem der Stücke mit Asante ist zudem Thomas Ebow Ansah (g/lead-voc) mit dabei. Die Aufnahme ist am 18 und 19. Februar 1991 im East Side Sound Recording Studio in New York entstanden, Bluiett und Wiessmüller sind gemeinsam als Produzenten aufgeführt.
Wiessmüller überschreibt seine Liner Notes mit „A Definitive Statement“ und holt dann zunächst mal etwas aus, beschreibt die wichtige Erfahrung mit Mingus nach dem Umzug nach NYC 1969, die Vorbilder („combining Carney’s really big sound with the flowing weightlesness of Mulligan’s phrasing“), das WSQ, die Loft-Szene, die Clarinet Family (kenne ich leider noch immer überhaupt nicht) … mit Hopkins und Carvin spielte Bluiett schon in den späten Siebzigern im Trio. Und dann beschreibt Weissmüller die Stücke des Trios (#1, #3, #5 etc. – eins davon ist „Goodbye Pork Pie Hat“ von Mingus). Und dann erst den Rest des Albums (#2, #4 usw.) mit Okyerema Asante und eben einmal (auf dem „traditional, folkore, African Blues song“ „El Owora Befame-ko [So I’ll Come Back]“) Ebow Ansah, beide aus Westafrika. Asante spielt Congas, Bongos, weitere Trommeln, ein paar Becken, Gongs, Glocken (auch welche, die er um die Knöchel trägt) und einiges mehr, falls das Foto im Booklet ein Hinweis ist, in „The King of Pallenquin“ auch Balafon („Bellaphon“ schreibt Wiessmüller).
Es gibt hier viel schöne Musik, Jazz zwischen Bop und Free – eine ähnliche Traditionspflege wie beim WSQ-Kollegen Blythe – mit Funk-Einflüssen, dazu die ganzen Patterns aus der westafrikanischen Musik (im ersten Stück mit Asante spielt Bluiett eine Altflöte, um die Klangpalette noch etwas zu erweitern), und dann ist das eben noch der afrikanische Folk-Blues. Als Album funktioniert das für mich aber auch heute nur bedingt. Ein lobendes Wort für Fred Hopkins muss ich aber noch einstreuen – wie Bluiett aus dieser etwas verspäteten Generation (Bluiett mit Jahrgang 1940 kam halt zu spät in die richtigen Kreise, Hopkins war Jahrgang 1947) ein Lieblingsmusiker, beide begeistern mich allein schon mit ihrem Sound. Hopkins‘ Präsenz (auch auf fast allen oben genannten Bluiett-Alben) ist für mich stets Garantie, dass mir der Bass eh super gefallen wird. Carvin kriege ich hier weniger zu fassen, kenne ihn sowieso nicht so gut. Sein Spiel ist eher sparsam, trocken, gefällt durchaus, aber dann kommt wieder ein Stück mit dem Percussion-Line-Up und ich falle raus … irgendwie dünkt mich auch die den zwei Drummern zugewiesene Rolle hier oft so, dass sie etwas eingeschränkt sind – manches aus beiden Line-Ups klingt eher wie ein Barisax/Bass-Duo mit etwas Begleitung.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba