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Mir ist da nie Weiteres begegnet @atom (also auch nicht in den Jahren, in denen ich sowas allenfalls bei Dimeadozen mitgekriegt hätte). In dem Fall hatte ich aber auch tatsächlich nie das Bedürfnis nach mehr, weil ich das Album in seiner Perfektheit schlicht für untoppbar halte.
In Sachen Bass, diese seltsamen Blitz-Bässe und was es da sonst noch gab – daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Was ich da neulich interessant fand (hier auch schrieb, glaub ich), dass Swallow schon in den Sechzigern einen Sound hat, der seinem späteren Bassgitarren-Sound sehr nah kommt – aber der war ja wiederum völlig anders als das, was in den Siebzigern oft zu hören war (und Jacos Sound war ja auch wieder vollkommen anders … falls der E-Bass da als Klang-Vorbild diente, nahm man ja eher die schlechten/langweiligen Leute, Jimmy Lewis oder so wen, zum Vorbild, was ich auch irgendwie seltsam fände … aber es ging ja vermutlich weniger um den Klang sondern um den Punch, die Wirkung).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.de9 Regeln, um ein Konzert nicht für andere zu ruinieren
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kendrick, mateen, alexander, we don’t die we multiply (1996)
ich komme jetzt langsam eine generation weiter – kendrick hatte 20 jahre lang bei barry harris studiert, fängt hier mit einem randy-weston-stück an, bevor er zu monk übergeht, den er in den 80ern und 90ern ziemlich frisch aktualisiert hat. es gibt eckige improvisationen und dominante dunkle vamps, tarus mateen spielt hier witzigerweise noch akustikbass (der fast fetischhaft aufgenommen ist). ich glaube, dass diese drei damals die liveband von abbey lincoln waren, von turu alexander hat man danach nichts mehr gehört (oder das ist einer dieser fälle, dass jemand einen großteil des werkes unter anderem namenseintrag stehen hat, „turu“ klingt ja nicht so alltäglich).
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gypsy-tail-windMir ist da nie Weiteres begegnet @atom (also auch nicht in den Jahren, in denen ich sowas allenfalls bei Dimeadozen mitgekriegt hätte). In dem Fall hatte ich aber auch tatsächlich nie das Bedürfnis nach mehr, weil ich das Album in seiner Perfektheit schlicht für untoppbar halte.
Du hast natürlich Recht, das Programm ist in dieser Form eigentlich perfekt. Das klingt auch irgendwie nicht nach Mitschnitten von zwei Tagen.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...@.all: Vielen Dank für diesen großartigen Thread. Ich lese interessiert mit und höre nach.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
Hilton Ruiz Trio – New York Hilton | Auch ich kenne das erste Album von Ruiz nicht, aber dieses hier ist schon lange im Regal und ich mochte es immer recht gerne … Ruiz zum ersten Mal gehört habe ich tatsächlich in so einem typischen 90er-Ding, Nuyorican Soul (Eddie Palmieri, Tito Puente, George Benson oder Roy Ayers tauchen da auch auf), in engerem Jazzkontext dann bei Roland Kirk wieder („Dog Years in the Fourth Ring“). Ruiz bringt ein paar Originals mit, aber auch verschüttete ältere Stücke, von denen „Vierd Lullaby“ von Babs Gonzales besonders schön gelungen ist. „Libertad Ahorra“ von Kiane Zawadi ist der andere, auf der CD als Bonus als drittes noch „Stepping Into Beauty“ von Kirk. Nach dem Debut mit den prominenten Sidemen sind hier Ruiz‘ homies dabei, von denen Bassist Hakan Jami schon ein paar andere Credits gesammelt hatte, während für Drummer Steve Solder aktuelle Tourentätigkeit mit The Drifters erwähnt wird. Die Aufnahme entstand am 8. Februar 1977 bei C.I. Recording in New York, als das Album ein Jahr später erschien, konnte man in den Liner Notes auch lesen, wie Ruiz ähnlich dem elf Jahre älteren Chick Corea via „traditional Latin music“ zum Jazz gefunden habe, im puertoricanisch geprägten Teil von Spanish Harlem aufgewachsen sei, mit fünf angefangen habe, zu einem Ellington-Cartoon am Fernseher am Klavier rumzuspielen, dann einen Job als Organist einer Kirche in New Jersey hatte, mit Latin-Tanzbands spielte, bevor er sich dem Jazz zuwandte und beschloss, bei Mary Lou Williams zu lernen (ihr ist der Opener „Blues or May Lou“ gewidmet), mit den Big Bands von Frank Foster und Cal Massey spielte, mit Jackie McLean, Archie Shepp, Charles Mingus und eben: Roland Kirk. Die Latin-Wurzeln schimmern überall durch, sehr prominent in Ruiz‘ „Midtown Madness“, dem kurzen Stück, mit dem die erste Hälfte des Albums endet. Mit dem Waller-Stück „African Ripples“ beginnt Teil 2, und wie Ruiz hier Stride und Latin vermählt, ist wirklich toll – bei der Frage von @vorgarten, warum das nicht im Trio ging, bin ich eher vorsichtig, denn die letzten Tage liefen ein paar Rag-Nummern in neuem Gewand und da ist die Rolle der Rhythmiker arg begrenzt (wie schon bei legitimen Rag-Pianisten, etwa Ralph Sutton) … im eigentlichen Rag braucht es eigentlich halt einfach nur ein Klavier und der Beat muss extrem stabil sein, damit das funktioniert. Bei Ruiz nun ist der Beat über längere Strecken gerade völlig aufgelöst, und ich denke diese Freiheit geht gerade in Verbindung mit den Rag-Passagen halt auch mit Abstand solo am besten. Der Übergang danach in den eigenwilligen Groove mit „The Sidewinder“-Anleihen von „Libertad Ahorra“ (woher das zweite „r“ kommt, weiss ich nicht – ein blöder Schreibfehler, der kleben blieb?) ist sehr toll, und da rifft Ruiz dann wirklich wie sein Vorbild, das hat Groove und Wucht und dennoch irgendwie Klage-Charakter. Mit dem abschliessenden Titelstück findet das Trio dann nochmal einen klassischen Jazz-Flow, in dem ich neben Corea auch Tyner höre. Ruiz findet Verdichtungen, die nahe legen, dass er auch die Free-Leute im Auge hatte, bleibt aber immer bei sich – das gefällt mir sehr gut. Auf der CD folgt dann noch das Kirk-Stück, eine Ballade, die das Album sehr gut verträgt. Gefällt mir insgesamt wirklich gut.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Freddie Redd – Under Paris Skiesoder vielleicht doch eine Redd Top 5? was den thread ja nochmal toller macht, ist der Index… der mir zB sagt, dass das hier scheinbar noch nicht gehört wurde… aus den zehn Jahren nach dem Ende der Zeit bei Blue Note (1961-1971) hat Redd scheinbar nur einen credit, Orgel auf Carolina in my mind von James Taylor (mit Paul McCartney am Bass und George Harrison als Backgroundsänger no less – hab es gerade durchgehört, ohne Redd gross zu bemerken)… und dann taucht er in Paris auf, das Coverfoto wirkt wie ein Schnappschuss von einem sich orientierenden Touristen… und nimmt mit Didier Levallet (b) und Didier Carlier (dr) dieses Trioalbum auf, das ich ziemlich charmant finde… man weiss ja, dass sich Redd in diesen Jahren in Europa von Stadt zu Stadt durchgeschlagen hat… und irgendwie hat die Musik tatsächlich ein bisschen was von dem, was Leute gerne an diesen öffentlichen Klavieren in Bahnhofshallen spielen – die es damals vermutlich noch nicht gab… viele offene Akkorde und so ein generelles Schwelgen im Schönklang… das für sich genommen ist natürlich noch nicht interessant, aber Levallet ist ein ernstzunehmender Bassist und Redd hat seine Basis immer noch in Bud Powell… und in der Kombination ist das kein perfektes Album geworden, aber doch ein sehr schönes, das auch ein angenehmes Raumklima schafft.
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.soulpope
redbeansandrice
Hampton Hawes – Spanish Steps das scheint mir genau wie Green Leaves of Summer eins der Alben zu sein, bei denen man am besten den ersten Track überspringt… in der Sache nicht zu viel verlangt, aber für eine Umfrage wie hier gibt das Abzüge in der B Note, die den Platz in der Top 20 in der Regel verbauen…Da sind offenbar Scott Yanow und andere Hörer offenbar auf ihren Ohren gesessen
….Allmusic hat ein Review aus Mai 2024 (von Jimmy Mentis) mit 4,5 Sternen. Art Taylor finde ich ziemlich gut beim ersten Track, besonders nach dem Aussetzen um 3:24 als er schnell begreift und gleich wieder voll da ist. Dieses enge Spiel mit tension and release ist sehr wirkungsvoll, bei Al Foster ist es mir ebenfalls schon aufgefallen. Manchmal wirkt es ein bißchen kantig/anstrengend (viel Snare), wenn es sich nicht auflöst, aber Taylor kriegte das hin mit ein paar Crashes und der Bass drum. Das Überspringen von „Veird Blues“ auf dem Contemporary Album kann ich nicht ganz verstehen, wollen jetzt alle den Track weglassen, nur weil da was nicht ganz stimmig (weird) ist?
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Mary Lou Williams – Live at the Keystone Korner | Da passt es, dass ich als nächstes wieder Mary Lou Williams auf dem Stapel habe: ein Live-Mitschnitt aus dem Keystone Korner, der 2002 bei HighNote herauskam. Nach einer sechsminütigen Geschichtslektion („The History of Jazz According to Mary Lou“: Spiritual, Fandagle, Slow Blues, K.C., Boogie und am Schluss ihr „Roll ‚em“) sind dann auch Larry Gales und Eddie Marshall mit dabei. Die Aufnahme stammt vom letzte Tag eines zweiwöchigen Engagements im Club, Sonntag 8. Mai, dem Tag, an dem die Pianistin 67 Jahre alt wurde. Die Liner Notes schreibt Rev. Father F. O’Brien, S.J., der damalige Leiter der ML Williams Foundation (und datiert sie auf den 8. Mai 2002). Er schreibt, wie Williams gesagt habe, sie hätte die ganze Jazzgeschichte durchgemacht: „Others ‚lived through it,‘ sehe said, ‚but I played through it.‘ Just about ten days before opening at the Keystone Korner, Mary Lou had produced and played in a full evening’s concert on the stage at Carnegie Hall in New York, with another formidable pianist and creative musician: Cecil Taylor. That concert for two pianos – duets – took both musicians across a good deal of not only jazz music but of twentieth century music, broadly speaking, as well. At the end of the concert, as she came offstage, dripping with perspiration, to where I was standing in the wings with my face all screwed together in a look of disapproval, she said, ‚Aw man, what’s the matter with you? I played my ass off.‘ One day, not long after that concert, she very quietly said, ‚Now I really can say I played it all.'“*
Im Club in San Francisco tut sie das auch: „St. Louis Blues“, „It Ain’t Necessarily So“, „The Jeep Is Jumpin'“, „A Night in Tunisia“ und weitere Klassiker stehen auf dem Programm. auch ein paar Originals: „Gloria“, „Mary Lou’s Blues“ und „Roll ‚em“ in einer vollen Version. Dazu weitere Songs wie „I Can’t Get Started“, „Stormy Weather“ oder „Surrey with the ringe on Top“ – also auch einige Favorite dabei … eine Stunde dauert das ganze und das Trio ist schnell in der Zone. Gales‘ Bass mit seinen weit ausholenden tiefen Walking-Linien, die Drums oft mit Besen und immer auf den Punkt … und die Pianistin scheint tatsächlich in jedem Augenblick die ganze Jazzgeschichte abrufen zu können. Eine unglaubliche Souveränität spricht aus jeder Phrase, jedem Akkord. Dabei lässt sie sich viel Zeit, öffnet Räume, die dann auch einfach mal stehen bleiben. Eine tolle Ergänzung zum Studio-Album.
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*) Die korrekte Unterstreichung im Zitat unter „played it all“ kriege ich nicht hin … alles versucht, inkl. Test-Post. Theoretisch gibt’s im Visuell-Editor die Möglichkeit, aber die klappt halt nicht.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaredbeansandrice… was den thread ja nochmal toller macht, ist der Index… der mir zB sagt, dass das hier scheinbar noch nicht gehört wurde…
Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn den mal noch wer überprüft, die letzten Tage hab ich immer wieder Lücken bemerkt, die beim Nachführen die letzten Tage entstanden sind (betrifft meistens meine eigenen Posts).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
The Herbie Hancock Trio | Hochglanz-Trio für den Japan-Markt und ein verspäteter Eintrag in die Liste der Klaviertrios. Hancock, Carter (Sound an der Grenze) und Williams am 13. Juli 1977 im Automatt in San Fransciso (Fred Catero). Harte Beats, auskragende Grooves, karge Riffs, perlende Läufe, gehämmerte Akkorde, manchmal ein ganz natürlicher Flow, dann einer, der recht brachial herbeigeführt wird. Toll, das im Kontext neu zu entdecken, denn die sind natürlich absolut mit bei den Leuten, auch wenn Hancock die meiste Zeit ganz anderes machte – V.S.O.P. gab es ein Jahr davor zum ersten Mal in Newport (auf dem gleichnamigen Doppel-Album mit den drei Line-Ups zu hören) und drei Tage später entstand im Greek Theatre auch das Doppel-Album mit dem schwarz/goldenen Logo-Cover und nochmal zehn Tage danach in Tokyo „Tempest at the Colosseum“. Geschäftige Zeiten also … und wenn man das Trio anhört, wie es mühelos durch die Musik navigiert, Haken schlägt, auseinanderstrebt und wieder zusammenfindet, kann man sich schon denken, dass die drei eine neue Vertrautheit gefunden haben. „Speak Like a Child“ kriegen wir nach dem tollen Opener in einer Trio-Version, als Closer dann Miles Davis‘ „Milestones“ – der Rest des Materials stammt von Hancock und ist neu bzw. zuvor nicht eingespielt worden: „Watch It“ heisst der Opener, „Watcha Waitin‘ For“ und „Look (aka ‚Harvest Time‘)“ die zwei ersten Tracks der zweiten Hälfte.
Die andere Hälfte der Session erschien bei Ron Carters damaligem Label Milestone als „Third Plane“ … müsste ich eigentlich anhängen, aber das gefiel mir bisher nie so richtig und ich lasse es heute mal weg.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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thelonica
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….Allmusic hat ein Review aus Mai 2024 (von Jimmy Mentis) mit 4,5 Sternen. Art Taylor finde ich ziemlich gut beim ersten Track, besonders nach dem Aussetzen um 3:24 als er schnell begreift und gleich wieder voll da ist. Dieses enge Spiel mit tension and release ist sehr wirkungsvoll, bei Al Foster ist es mir ebenfalls schon aufgefallen. Manchmal wirkt es ein bißchen kantig/anstrengend (viel Snare), wenn es sich nicht auflöst, aber Taylor kriegte das hin mit ein paar Crashes und der Bass drum ….
Scott Yanow bespricht für Allmusic das mit Bonus/Alternate Tracks toll ausgestattete „Blues for Bud“
https://www.allmusic.com/album/blues-for-bud-mw0000690961
mit „Blues Enough“ als einer der favorisierten Tracks ….
Eine Intention des Geschmacksverstärkers war meinerseits nicht gegeben, sondern Abbildung der eher grossen Bandbreite unterschiedlicher Wahrnehmungen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-wind …. In Sachen Bass, diese seltsamen Blitz-Bässe und was es da sonst noch gab – daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Was ich da neulich interessant fand (hier auch schrieb, glaub ich), dass Swallow schon in den Sechzigern einen Sound hat, der seinem späteren Bassgitarren-Sound sehr nah kommt – aber der war ja wiederum völlig anders als das, was in den Siebzigern oft zu hören war (und Jacos Sound war ja auch wieder vollkommen anders … falls der E-Bass da als Klang-Vorbild diente, nahm man ja eher die schlechten/langweiligen Leute, Jimmy Lewis oder so wen, zum Vorbild, was ich auch irgendwie seltsam fände … aber es ging ja vermutlich weniger um den Klang sondern um den Punch, die Wirkung).
Ja es ging wohl um Zeitgeist/Wirkung, der Klang war dann evidenterweise zweitrangig (zumindest aus heutiger Sicht) ….
Bezüglich Steve Swallow aka die vorsätzliche Selbstbeschneidung des Bassklanges …. die von ihm sehr oft im höheren Register gespielten Bassgitarre (sic !) ist mit einer Funktion des Basses im Jazz kaum kompatibel (=es entsteht quasi der Eindruck als ob kein Bass mitwirken würde) …. ich sage bewusst im Jazz, denn bspws im Crossover des Kip Hanrahan ab den frühen 80ern spielt er im Bassbereich neben mit Jack Bruce und Andy Gonzalez wiederholt gross auf ….
Apropos Andy Gonzalez, er spielte salsatypisch einen Ampeg „Baby Bass“, aber in manchen jazzgeprägten Aufnahmen akustischen Bass …. obwohl Letzterer super klingt (und er ebenso spielt), möchte ich aber auch den „boomenden Ampeg Sound“ nicht missen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
Hank Jones – Arigato | Gerade Post aus Japan gekriegt … drum nochmal rasch in den Oktober 1976, den 28. um genau zu sein. Hank Jones mit Richard Davis und Ronnie Bedford im Downtown Sound Studio in New York, produziert von Gus Statiras für Progressive. Auf einem Stück, „Majorca“, mit dem die B-Seite der LP öffnete, ist dessen Komponist Ray Rivera an der Gitarre dabei. Direkt davor, zwischen die LP-Seiten wurden für spätere Reissues auf CD nochmal drei Stücke eingeschoben, „Recapitulation“ und „Double Deal“ mit Jay Leonhart am Fender Bass (am 27. Dezember aufgenommen), und dazwischen noch ein Stück von und mit Rivera an der Rhythmusgitarre, „Night Flight to Puerto Rico“. Neben dem Bebop-Album auf Muse klingt das alles etwas freier, auch wenn es zum Einstieg mit „Allen’s Alley“ (aka „Wee“) gleich wieder einen Bebop-Klassiker gibt (komponiert von Denzil Best). Danach folgen „I’m Old Fashioned“, „Night Sadness (Notte Trieste)“ (die Amis haben’s echt mit den Schreibefehlern – „Noite triste“ vom Getz/Big Band-Album ist gemeint) von Gary McFarland und Jones‘ eigenes Titelstück. Nach den vier Gitarren- und E-Bass-Stücken rahmen „What Am I Here For“ und „Gerry’s Blues“ von Milt Jackson ein Medley ein: „The Bad and the Beautiful“, „But Beautiful“ und „You Are Too Beautiful“ gibt es da. Mit E-Bass ist Hank Jones natürlich sehr gewöhnungsbedürftig, aber davon mal abgesehen finde ich das vom ersten Eindruck her ganz schöne Aufnahmen.
Das Originalcover:

Ich lasse dann doch mal mehr aus als geplant … also eben doch „A Smooth One“ von Ellis Larkins und wohl auch die Hank Jones Alben auf Black & Blue, wo ich ja grad eine Neuanschaffung von ihm eingeschoben habe.
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Al Haig – Ornithology (Reminiscence) | Seltsam, dass das jüngste Japan-Reissue (das ich habe) traurige Bebop-Friedhof-Cover des US-Reissues von 1990 verwendet und nicht das japanische Originalcover von 1977. Dass Gus Statiras mit Progressive auch gezielt für Japan produziert hat, war mir auch nicht klar bisher. Hier ist eine ehemalige Jamal-Rhythmusgruppe hinter Haig zu hören, Jamil Nasser und Frank Gant (Red Garland kam fünf Jahre später auch in den Genuss) und es gibt vor allem Bebop-Klassiker: „Marmaduke“, „Blues for Alice“ und „Blue Bird“ von Parker, „Shaw ‚Nuff“ von Gillespie/Parker, das Titelstück von Benny Harris/Parker, „Enigma“ von J.J. Johnson, Strayhorns „Day Dream“ (toll!), „Body and Soul“ und als Closer Haigs einziges eigenes Stück, „Line for Lhasa“. Die Aufnahme entstand am 22. Juli 1977 im Downtown Sound Studio in New York. Das wirkt alles kompakt, gar nicht traurig – aber das Cover ist halt schon krass (und das unpersönliche Hochhaus-Bildchen … eben etwas unpersönlich, wobei das „One Way“-Schild ihm auf der Metaebene ja noch eine gewisse Wehmut beigibt – ich hätte auch das mit dem Haig-Foto genommen). Nasser ist als Begleiter und meisten auch als Solist recht okay, letzteres eher in den langsameren Stücken, anderswo walkt er einfach weiter. Gant gibt allerdings gute Impulse, seine Becken klingen hell, er hält auch an der Snare nicht zurück und sorgt für eine gewisse Nervosität, die recht authentisch wirkt. Haig lässt den Flügel auch mal kurz aufheulen, macht aber generell einfach das, was er kann: schöne Linien, interessante Gegenmelodien und Akkorde dazu, er spielt die meiste Zeit das ganze Klavier (wie es die erste Generation der Bebopper ja eh getan hat) – auch wenn dieses nicht so gut klingt (der Bass auch nicht, aber alles im Rahmen). Zum Sound von Progressive generell: der ist weniger Hochglanz als bei Columbia, East Wind, Muse, nicht so kompakt … aber dafür umso lebendiger und dynamischer – und das gefällt mir.

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Don Friedman – Jazz Dancing | Auch Don Friedman nahm für Progressive auf – am 12. September 1977 mit Frank Luther und Ronnie Bedford ein für das Label typisches Programm mit Bop-Klassikern: „Donna Lee“, „Billie’s Bounce“, „“Well You Needn’t“, „Woody’n You“, „Yardbird Suite“, „Half Nelson“, das von den Beboppern geliebte „Just Friends“ sowie sein eigenes Titelstück. Progressiv ist das natürlich nicht, für Friedmans Verhältnisse erst recht nicht. Der Bass klingt leider nicht mehr so trocken wie davor (wobei Nasser zu trocken geraten ist) und darf auf einzelnen Stücken auch etwas gar sehr rumschmieren, aber insgesamt ist der Sound immer noch voller Luft und Raum und Friedman auch in solchem Repertoire ein interessanter Pianist, näher an Flanagan als an Jones, recht schlank, aber mit schönen Klangfarben und natürlich voller Ideen.
Luther machte damals ein paar gute Sachen, u.a. mit Attila Zoller, mit dem er 1976 „Dream Bells“ für Enja eingespielt hatte, und er kehrte 1978 für weitere Friedman-Sessions zu Progressive zurück, bei denen dann Billy Hart am Schlagzeug sass (und die ich zwar herausgelegt habe, aber auch auslassen werde; verwirrende Ausgaben übrigens, ich habe „The Progressive Don Friedman Trio„, „The Don Friedman Trio“ und die US-Compilation „Invitation„, auf der Stücke der Alben „The Don Friedman Trio“ und „The Way We Were“ sowie Alternates zu finden sind, beide LPs und die Outtakes von einer einzigen Session; die erste „The Don Friedman Trio“ ist dabei eine andere LP als die zweite: die erste erschien 1979 in Japan und ist mit Luther/Hart, die zweite dann mit George Mraz/Ronnie Bedford und erst 1981 herausgekommen, damals natürlich auch nur in Japan … ich hab gebraucht, bis ich das gecheckt habe, was nicht einfacher wurde dadurch, dass „The Way We Were“ bei Discogs bei den Friedman-Einträgen nicht angezeigt wird … und seltsam dabei ist, dass auf „Invitation“ zwar ganze sieben Alternate Takes zu finden sind, aber dafür von den 20 Master Takes nur deren acht – es fehlten also eh diverse Stücke und sieben anderen gibt es andere Takes als auf den beiden japanischen LPs.)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Jazz, Piano, Piano Trio
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