Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Al Haig – Ornithology (Reminiscence) | Seltsam, dass das jüngste Japan-Reissue (das ich habe) traurige Bebop-Friedhof-Cover des US-Reissues von 1990 verwendet und nicht das japanische Originalcover von 1977. Dass Gus Statiras mit Progressive auch gezielt für Japan produziert hat, war mir auch nicht klar bisher. Hier ist eine ehemalige Jamal-Rhythmusgruppe hinter Haig zu hören, Jamil Nasser und Frank Gant (Red Garland kam fünf Jahre später auch in den Genuss) und es gibt vor allem Bebop-Klassiker: „Marmaduke“, „Blues for Alice“ und „Blue Bird“ von Parker, „Shaw ‚Nuff“ von Gillespie/Parker, das Titelstück von Benny Harris/Parker, „Enigma“ von J.J. Johnson, Strayhorns „Day Dream“ (toll!), „Body and Soul“ und als Closer Haigs einziges eigenes Stück, „Line for Lhasa“. Die Aufnahme entstand am 22. Juli 1977 im Downtown Sound Studio in New York. Das wirkt alles kompakt, gar nicht traurig – aber das Cover ist halt schon krass (und das unpersönliche Hochhaus-Bildchen … eben etwas unpersönlich, wobei das „One Way“-Schild ihm auf der Metaebene ja noch eine gewisse Wehmut beigibt – ich hätte auch das mit dem Haig-Foto genommen). Nasser ist als Begleiter und meisten auch als Solist recht okay, letzteres eher in den langsameren Stücken, anderswo walkt er einfach weiter. Gant gibt allerdings gute Impulse, seine Becken klingen hell, er hält auch an der Snare nicht zurück und sorgt für eine gewisse Nervosität, die recht authentisch wirkt. Haig lässt den Flügel auch mal kurz aufheulen, macht aber generell einfach das, was er kann: schöne Linien, interessante Gegenmelodien und Akkorde dazu, er spielt die meiste Zeit das ganze Klavier (wie es die erste Generation der Bebopper ja eh getan hat) – auch wenn dieses nicht so gut klingt (der Bass auch nicht, aber alles im Rahmen). Zum Sound von Progressive generell: der ist weniger Hochglanz als bei Columbia, East Wind, Muse, nicht so kompakt … aber dafür umso lebendiger und dynamischer – und das gefällt mir.

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