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Die bisherigen aktuellen Geheimtipps:
1. Slowblow – Slowblow (VÖ: 07.06.2004) wowee zowee
2. Desroyer – Streethawk:A Seduction (VÖ: 23.04.2001) observer
3. Fuck – Those Are Not My Bongos (VÖ: 29.01.2004) wowee zowee
4. The New Year – The End Is Near (VÖ: 01.06.2004) wowee zowee
5. The One AM Radio – A Name Writ In Water (VÖ: 27.04.2004) wowee zowee
6. Low – A Lifetime Of Temporary Relief (VÖ: 19.07.2004) wowee zowee
7. B.R. Danielson – Brother:Son (VÖ: 28.06.2004) wowee zowee
8. International Airport – Reunion Of Island Goose (VÖ: 30.08.2004) wowee zowee
9. Kikuchi, Peacock, Motian – Tethered Moon (VÖ: ?) Mark Oliver Everett
10. The Sad Riders – Lay Your Head on the Soft Rock (VÖ: 30.06.2003) Mark Oliver Everett
11. Ricochets – The ghost of our love (VÖ: 04.08.2004) sparch
12. Jason Anderson – New England (VÖ: 22.03.2004) wowee zowee
13. Gravenhurst – Black Holes In The Sand (VÖ: 02.11.2004) wowee zowee
14. Times New Viking – Rip It Off (VÖ-USA:22.01.2008, VÖ-EU:28.04.2008) tugboat captainwowee zowee, 7.6.2004 wrote:Während ich hier mein Dasein im Forum friste, ist mir immer wieder aufgefallen, wieviele Platten hier untergehen. Traurigerweise sind viele dieser Neuerscheinungen einfach zu gut, um in Vergessenheit zu geraten. Ich kann es verstehen, denn hier gibts soviel zu bereden, diskutieren und analysieren, dass da schon mal was unbeobachtet bleiben kann. Auch sind wir das RollingStone-Forum, und Platten die nicht in diesem Heft besprochen werden, finden auch weniger Beachtung im Forum. Das ist alles kein Problem und verständlich.
Ich habe mir nun überlegt, dass man da bisschen Abhilfe schaffen kann, denn es gibt bestimmt genug Forumianer unter euch die Geheimtipps im Hinterkopf haben, die anzupreisen sind. Da Einzelthreads meist schnell in Vergessenheit gerraten, wieso eröffnen wir nicht einen Sammelthread, wo jeder mal seinen aktuellen Platten-Geheimtipp abgeben darf.
Ich weiß auch das es da mit der Differenzierung schwer wird. Ich meine Platten von Newcomern, die keinen Hype-Alarm fabrizieren, Platten die bis jetzt nur über UK/US/Oder-was-weiß-ich-Import zu haben sind, etc. etc etc.. Da wird sich schon einiges finden lassen.
[…]--
detours elsewhereHighlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Legendäre Konzerte: The Concert For Bangladesh 1971
„Kevin allein zu Haus“: Ein Familienfilm ohne Familie
The Beatles: Wie die Aufnahmen zu „Let It Be“ zum Fiasko wurden
Taylor Swift: Alle 274 Songs im Ranking
Stephen King: Die besten Bücher – Plätze 10-01
WerbungSlowblow – Slowblow
(Indigo, VÖ:07.06.04)Slowblow kommen aus Island, und wer vermag nicht bei diesem kleinen symphatischen Ländchen direkt an musikalische (avantgardistische) Größen, wie
Björk oder Sigur Ros denken. Slowblow sind vielleicht oberflächlich gesehen in diesem Kontext zu Hause. Aber während sich Björk so langsam im Nirvana der Arrangments verliert und Sigur Ros mit „( )“ den epischen Bombast liebgewonnen haben, bleiben Slowblow doch eher zu Hause, und das meine ich jetzt wirklich so, wie ich es schreibe.
Slowblow gibt es schon seit 10 Jahren, aber viel zustande gebracht haben sie bisher nicht. Ihr selbstbetiteltes Album, ist nach den Veröffentlichungen „Quicksilver Tuna“(1994) und „Fousque“(1996) erst ihr drittes, wenn man mal von dem Soundtrack zum Film „Nói Albinói“ absieht, der sie aber etwas bekannter gemacht hat, in Europa.
Ihr neues Album ist wunderbar, ich hatte das Glück es schon als Promo-CD vorzuhören. Am Anfang hat man es durchaus schwer in das Album einzusteigen. Trotz der Aufnahme im heimischen Wohnzimmer, gibt es eine Vielzahl von Klängen und Tönen, die so wunderlich erscheinen das man sich Fragen muss, sind das noch Instrumente, und tatsächlich, so manch ein Song wird von einer surrenden Nähmaschine begeleitet. Aber nach mehrmaligen Hören verschwinden dieses obskuren Geräusche und ein Wohlklang stellt sich ein, Gitarre, Orgel, das Scheppern der metalenen Gerätschaften, die Nähmschine, alles verbindet sich langsam. Mag mag an die islänsischen Landschaften denken, oder an Videos von Sigur Ros. Slowblow haben sich der Langsamkeit verschrieben, und so sollte man dieses Album auch „anpacken“, behutsam und viel Zeit geben (Sicherlich werden Freunde von Belle&Sebastian, ihre Freude an Slowblow finden). Denn hinter all den, auf reduzierten Klang basierenden Frickeleien, steckt Bombast, nur kein epischer -Wohnzimmer-Bombast.--
detours elsewhereDestroyer – Streethawk:A Seduction
Weder das Cover noch den Projektnamen finde ich besonders ansprechend oder die Musik repräsentierend und trotzdem ist es eine der besten Platten, die mir im letzten Jahr in die Hände gefallen ist.
Es ist bekannt, dass Daniel Bejar (u.a. auch Mitglied bei den New Pornographer) aus Vancouver hinter diesem Projekt steht. Ich kenne mittlerweile 4 Platten von ihm, aber die „Streethawk“ ist meine liebste. Wundervolles Songwriting, mit vielen Brüchen und überraschenden Wendungen. Er singt wie Bowie Anfang der Siebziger, leicht theatralisch manchmal aber trotzdem einzigartig. Der Sound ist nicht wirklich einer bestimmten Zeit zuordbar, könnte für mich auch in den Siebzigern aufgenommen worden sein. Die Arrangements sind sehr klar und transparent angelegt und häufig durch das Piano geprägt.
Lege ich immer wieder gern auf und ist mir volle 5 Sterne wert.Ein Song vom Album: The Sublimation Hour
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detours elsewhereFuck – Those Are Not My Bongos
(Homesleep, VÖ.: 29.01.04)Ach, was sind die Schmähungen groß, was wird die Band missachtet und vorverurteilt. Fuck. Eine kleine, unterschätzte Band aus San Francisco. Es scheint für viele ein Wagniss, oder gar Selbstüberwindung zu kosten, sich diese Band anzuhören, geschweige denn einen Tonträger in den eigenen Besitz aufzunehmen. Alle Vorbehalte sind verständlich, zu schnell mag man bei dem Bandnamen an Wegwerfcombo’s a la Blink 182 oder Sum 41 denken; die aber nichts mit der Musik der „Motherfuckeroos“ (ein Songtitel dieses Album’s) zu tun haben. Nein, nein, nein – Fuck geben allen, die den Pavement-Split nicht (oder nie) verkraftet haben Obdach und füttern sie sie mit ähnlichen musikalischen Weisen. Doch sie sind keine Kopisten. Fuck gibt es schon seit vielen Jahren, das erste Album „Pretty…slow“ liegt schon acht Jahre zurück und seitdem gab es weitere 5 Veröffentlichungen, die meiner Meinung nach keine wirklichen Schwächen aufkommen lassen. Nun zu ihrem besten Werk. „Those are not my Bongos“, ein Titel den Fans aussuchen durften (abgeschlagen auf Platz 2: „Fuck sings songs Connie Francis is too drunk to“)
Es besticht durch Jazz-Anklänge, der Verwendung leichter und bekömmlicher Elektronik, Harfen, Cello und Kontrabaß. Eine große Auswahl, aber Fuck bleiben auf dem Teppich und die Langsamkeit regiert. Zeitlupenmelodien ziehen sich durch das gesamte Album, und man möge jedem das Herz abschreiben, sollte er nicht mit einem Fünckchen Melancholie und Traurigkeit reagieren.
Was den Fuck’chen Sound und die Texte ausmacht, sind die drei verschiedenen Sänger, die sich auf diesem Album, mehr als jemals zuvor die Klinke in die Hand drücken. Jeder Sänger drückt „seinen“ Songs die Persönlichkeit auf.
Schließen möchte ich nicht mit selbstverfasstem, weil ich jetzt schon merke, dass eine große Sackgasse auf mich zu kommt, aber bitte, wenn ihr die Gelegenheit bekommt, das Album zu hören, schmeißt direkt den letzten Song „The Sandy Man’s name is not Sandy“ an und lasst euch folgende Textzeile durch den Kopf gehen: „Die das Americana-Feld erfüllenden, erweiternden und umschiffenden Songs und Ideen kommen dabei direkt und konzentriert, Beiwerk gibt’s kaum, dafür Kreativität, Herz und fühlbaren Spass zuhauf und in Reinstform“.--
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The New Year – The End Is Near
(Touch & Go, VÖ.: 01.06.04)„This is something you should know, there’s no escape from getting old.“ Das ist wohl der zentrale Satz dieses Albums. Bedrückend ist schon der Album-Titel und wenn man sich das Booklet anschaut, fragt man sich wer denn jetzt hier Musik macht, oder warum – Dunkle, schwarzweiße Foto’s lassen Gedanken an ein düsteres, todtrrauriges Album aufkommen.
The New Year sind eine Band die sich der Richtung Slowcore, Sadcore verschrieben haben. Bis 1998 waren die Gebrüder Kadane, Songschreiber und Gitarristen der Band, genau dasselbe bei der Band Bedhead, die sowas wie die Heroen dieses Genres waren. Hinzu kommt noch der ehemalige Bassist der eher zweitklassigen Saturnine. Und zum krönenden Abschluss der Gitarrenvirtuose Chris Brokaw, der bei anderen großen Slowcore-Bands, wie Codeine und Come (mit Thalia Zedek)gespielt hat; inzwischen ist er meist alleine unterwegs und zeigt seine Gitarrenkunst auf instrumentalen Solo-Alben – Bei „The New Year“ sitzt er „nur“ an den Drums.
Und so ist „The End is near“ eine Bandplatte geworden bei der niemand wirklich einen vorderen Part für sich beansprucht.
Der erste Songs startet mit „The end is not near, it’s here…“. Trotz dieses hoffnungslosen Starts, der umrahmt wird von einer schönen Piano-Gitarren-Ballade im Stile eines frühen Elliott Smith’s, scheint die Aussichtlosigkeit den Brüdern Kadane keine Sorgen zu bereiten; sie feiern, so scheint es zumindest, auf ihren vorbereiteten Gräbern, und gleich mit dem zweiten (fast) Folk-Song „Sinking Ship“ scheint etwas Hoffnung aufzukommen.
„The End is near“ fährt auf der Schiene der Gleichförmigkeit und Monotonie, aber erst eine ruhige Stunde oder gleich eine ruhige Nacht, geben mir die Gelegenheit mich in die Untergangs-Welt von Matt und Bubba Kadane hineinzuverstzen. Die Monotonie ist vergessen und die kleinen Ausbrüche, die aber niemals in ein Gitarrengewitter grenzen, werden zu kleinen Wunderwerken – Dieses Album nachts zu hören, macht diesen Eindruck gleich noch intensiver. Und all das schaffen sie in 33 Minuten. Die relative kurzen Songs münden dann schließlich in den Song „18“ – 8 Minuten, zum größten Teil instrumental und einfach zum Sterben schön, das zumindest wollen sie ja erreichen. Und dann der letzte Song „Stranger to Kindness“ – das traditionelle Bandgefüge wird aufgelöst und dezente Streicher tragen einen zum unausweichlichen Ende. This is something you should know, there’s no escape from getting old--
detours elsewhere[IMg]http://www.level-plane.com/images/release_covers/lp62_150x150.gif
The One AM Radio – A Name Writ In Water
(Level Plane; VÖ:27.04.04)Ein stiller Ozean und ein bewölkter Himmel präsentieren sich auf dem Cover. Man sollte keineswegs einen Rückschluß auf die Musik The One AM Radio ziehen. Denn diese präsentiert sich so warmherzig wie es eben kein Ozean sein kann, vor allem ohne Aussicht auf ein Ufer und die Hoffnungslosigkeit keines zu finden.
The One AM Radio ist ein Zwei-Kopf-Band – Zum einen der Mastermind (Sänger, Gitarrist, Electronics, Arrangements) Hrishikesh Hirway und die Violinistin Jane Yakowitz. „A Name writ in water“ ist ihr zweites Album nach dem Debut „The Hum of the Electric Air!“.
Während sich der Erstling mit poppigeren, hymnischeren Songs beschäftigte und die Violine schnelle Melodien beitragen konnte, verzaubert der Nachfolger mit Langsamkeit, gibt viel Raum für den Hörer und dann doch dem stillen Ozean recht.
„A Name writ in water“ beginnt verhalten, distanziert und Hirway fordert mit zwei disharmonischen Songs gleich zu Anfang den Hörer heraus. Violine ist nicht gefragt, leichte Elektronik und ein unaufdringliches Gitarrenspiel sind das Markenzeichen dieses Album und nur diese zwei Songs bilden eine Ausnahme mit verwirrender Elektronik. „Under thunder and gale“, der 2. Song, läßt gar Dance-Beats den Background bestimmen und einzelne Himmelschöre schaffen es nicht den Beats Einhalt zu gebieten und Harmonie zu verbreiten. Aber mit dem folgenden Kleinod „Drowsy Haze“ scheint alles vergessen. Eine sommerliche Melancholie stellt sich ein und Jane Yakowitz gibt ihr Paradeinstrument zum Besten; ein leises Wispern von beiden und „…deep in my lungs“ huscht über die Lippen der Protagonisten und den Ozean.
Das Album behält seine Ruhe bei und Hirway singt und erzählt Geschichten die eine gewisse Lagerfeuerromantik erzeugen. Seine Texte geben Hoffnung und weisen ein Lebensgefühl auf, das fernab liegt vom Städtischen, vom Streß unseres Alltags und weist eine naturverbundene Spontanität auf.
Wahrscheinlich lebt er wirklich fernab von allem, auf einer kleinen Insel im Ozean und läßt sich betören von Violinenklängen und Wellenrauschen – wo zu hören? – auf „A name writ in water“.--
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Low – A Lifetime Of Temporary Relief
(Chairkickers Music; VÖ.: 19.07.04)Ich erinnere mich noch zu gerne an eine Kritik von Joachim Hentschel oder Jan Wigger (genau weiß ich es nicht mehr, und ich bin auch viel zu faul um rumzustöbern), zu dem Low-Album „Things we lost in the fire“ anno 2000 im RollingStone. Der genau Wortlaut ist mir auch entfallen, aber es wurde geschrieben, dass Menschen mit latentem Hang zur Depression, die Musik von Low eher meiden sollten. Das war der Startschuss für mich. Nichts konnte mich davon abhalten, dieses Album zu besorgen und es war eine Erfüllung. Zum ersten Mal kam ich in Kontakt (man sollte bedenken, dass ich damals 18 war) mit Musik, die langsamer, monotoner, minimalitischer war, als ich es bisher noch nicht gehört hatte. Songs wie „Medicine Magazines“, „Laser Beam“ oder das völlig von-der-Welt-losgelöste „Embrace“, waren so einnehmend das nur eine stille Andachtsstimmung in Frage kam um die Songs geniessen zu können und damit glücklich zu werden. Das Wörtchen Zeitlupe wäre weitaus untertrieben um die Musik von Low ansatzweise zu beschreiben – und wenn es nicht besser geht reiße ich mich gerne mal dazu hin ein anderes Wörtchen – ja, Slowcore – zu benutzen.
In diesem Jahre feiern Low, die sich aus Mimi Parker, Alan Sparhawk und Zak Sally zusammensetzen, ihren zehnten Geburtstag. Zu diesem Anlass wurde ein wundervolles Box-Set, mit Namen „A Lifetime of Temporary Relief“, veröffentlicht. Diese Box enthält 3 CD’s mit 52 Songs, darunter viele B-Seiten, Compilation-Tracks, verlorene 7“-Songs, Cover Versionen (Spaceman3, Soul Coughing, George Harisson, The Smiths, Bob Dylan’s „Blowin in the Wind“, etc.), Demos und noch nie veröffentlichtes Material! Weiterhin gibt’s eine DVD mit Videos
und Aufnahme- und Studiodokumentationen. Abgerundet wird das ganze durch ein schönes Booklet mit Kommentaren zu jedem einzelnen Song. (Es sei noch gesagt, dass die Box sehr günstig ist!).
Diese Box ist eine Juwel und für Fans und Einsteiger gleichermaßen gut. Und sollte jemand doch den latenten Hang zur Depression oder besser gesagt, zu einer gesunden Melancholie haben, so soll er sich dieses Box-Set, oder ein Album von Low kaufen, denn ich kann Hentschel (oder Wigger) in keinster Weise Zustimmung geben :).--
detours elsewhereB.R. Danielson – Brother:Son
(Secretly Canadian; VÖ.: 28.06.04)Dieses Album ist schräg, dass hört man direkt. Die Stimme von B.R. Danielson, der dem fünfköpfigen Klan der Danielson Familie angehört, ist so schmerzlich hoch, dass sie jegliche Gläser in einem Raum platzen lassen würde, wenn denn die Lautstärke entsprechend ist. Ein bisschen erinnert die Stimme an Jad Fair oder auch an Pixies-Frontmann Frank Black im Schreianfall. Dem entgegengesetzt stehen seine Familienmitglieder, die die Backing Vocals geben und das hört sich immer so an, wie mehrere Mütter die ihr schreiendes Kind (in dem Fall B.R.) sanft zum Einschlafen bringen wollen.
Die Danielson Famile gibt es seit 1996; hat inzwischen fünf Alben veröffentlicht und diese allen unter Familiennamen. Dahinter verbirgt sich Frontmann Daniel Smith, mit seiner Sippschaft – ich war anfangs verdutzt gewesen, als ich gemerkt habe, dass das mit der Familie kein Witz ist, sondern das auf „Brother:Son“ wirklich the whole Smith’ens ihre Stimme zum besten geben. Der gedankliche Vergleich zur Kelly Family mag einem in den Sinn kommen, aber der vergeht direkt nach den ersten Tönen dieses schrägen, aber doch so liebevollen Albums.
Ich würde das alles als Psychadelic-Folk bezeichnen, mit einer mehr als starken Hingabe zum Akustischen. Besonders ein Instrument steht hier im Vordergrund – Das Banjo, gespielt von Sufjan Stevens (der auf fast allen Danielson-Alben seinen Einsatz hat).
Smith schafft es auf diesem Album, komplexe Songstrukturen zu entwickeln, die Dank der akustischen Instrumentierung nicht wirklich überfordern, und diese dann mit seiner, mehr als ekstatischen Stimme, zum Einsturz zu bringen – und wenn man meint, der Song findet sein Ende im wilden Gestammel Daniel Smith’s, so kommt die Familie zur Hilfe. und unterstützt oft mit kindlichen, jungenhaften Choreinsatz.
Dieses Album ist nichts für schwache Nerven. Vielleicht für Leute, die diesen ganzen positiven Verrückten wie die Hidden Cameras, Pixies oder auch Poliphonic Spree schätzen.
B.R. Danielsons Komopsitionen mögen manchmal wie Kinderlieder klingen, aber dahinter stecken so clever arrangierte Songs, die Dank des imposanten, verqueren Vocal-Einsatzes, einem Gebet an Niemanden gleich kommen und auf jegliche Konventionen pfeifen.--
detours elsewhereInternational Airport – Reunion of Island Goose
(Geographic/Domino; VÖ.: 30.08.04)Komplexes Schottland. Etwas unfertig klingt der Anfang von „Reunion of Island Goose“, dem zweiten Album von International Airport, nach „Nothing we can Control“. Das Scheppern von Percussions, ein liebliches Glockenspiel, Flöten allerorten und plötzlich fängt die Gitarre an zu spielen und Tom Crossley, der Bandchef, setzt sein Gitarrenspiel und seine Stimme so ein, dass man meinen könnte es wäre wieder 1994 und Pavement spielen ihren „Crooked Rain“ und nochmals „Crooked Rain“. Aber Pavement sind eher für ihre Schluffigkeit bekannt und genau da gehen International Airport etwas „professioneller“ zur Sache. Ausgeklügelte, komplexe Songstrukturen mit vereinzelten Klangexperimenten lassen manchmal an Chicago-Bands und Künstler wie Tortoise, Archer Prewitt und The Sea and Cake denken. Alles kein Wunder, denn der Tortoise-Tausendsassa John McEntire hat hier seine Finger mit im Spiel und verleiht, dem sehr lockeren, federleichten Album seinen ganz besonderen Pop-Appeal.
Dank Gästen wie Alasdair Roberts und seiner Band Appendix:Out und etlichen anderen Musikern, verliert das Album aber nichts von seinen schottischen Wurzeln. Es hört sich eher so an, wie ein schottische Musik-Touristen auf Urlaub; mit allerlei Instrumenten aus dem Heimatland gehts auf die Reise: Dabei entdecken sie die Elektronik und das Glockenspiel aus der „Windy City“; eine liebenswerte Verschrobenheit aus Stockton/California, den Soul aus dem Cafe Blue, oder aus Ihrem Favorite Shop und natürlich sind sie nicht zu faul noch mehr Instrumente auf sich zu laden. Eine krude Mischung, die Zeit brauch – und wer sie ihr geben kann, der merkt, das hier was Großes zusammenwächst. Derweil sind unsere Urlauber in Südamerkia angekommen und ich höre zu, wenn sie „O logo temporário“ zum Besten geben. Auf geht’s zum nächsten International Airport.--
detours elsewhereTethered Moon – Kikuchi, Peacock, Motian
„Die musikalische Welt der Piaf, in der sich das vermeintlich Triviale durch die echte Inbrunst des Vortrags zum Erhabenen verwandelte, musste irgendwann für den Jazz entdeckt werden. Die Intensität, aus der die Piaf lebte und musizierte, erinnert an die Jazz-Maxime „As serious as your life“. Das Münchner Musikerkollektiv MCC erkannte diese jazzverwandte Spiritualität schon vor Jahren, was allerdings ohne Folgen blieb.
Jetzt hat sich Tethered Moon auf Betreiben Stefan Winters, der wiederum einer Anregung des Produzenten George Avakian folgte, mit dem musikalischen Material Edith Piafs beschäftigt und eine tief bewegende Aufnahme eingespielt. Das Trio – Paul Motian, Gary Peacock, Masabumi Kikuchi – ist bekannt für die Art, mit der es im Zusammenspiel das Material auf das Wesentliche reduziert und die aus diesem Prozess gewonnenen Elemente mit großer Inbrunst zu neuen Verbindungen zusammenfügt. Die hier verarbeiteten neun Chansons erfahren durch dieses Verfahren eine Lesart, die die Abgründe der zu trivialen Gassenhauern degradierten Lieder ausleuchtet und ihnen so etwas von der oft verkannten Herzenswürde ihrer Originalinterpretin zurückgibt.“Wunderschönes Album. Erst erkennt man gar nicht, dass Edith Piaf dahinter steckt. Mit der Zeit macht es sich dann bemerkbar und man ist noch viel erstaunter über diesen kleinen Japaner. Masabumi Kikuchi, wer weiss was der mit der Piaf am Hut hat. Auf jedenfall muss er sich intensiv mit ihr beschäftigt haben, denn so schön wurde Piaf wohl noch nie verstanden und bearbeitet. Ein Album das man auch in den Jazz-Thread stellen könnte. Doch finde ich, hat es eben noch mehr an sich. Es ist eine Verbindung von Süss: Piaf, und der Einfachheit und dem Zauber von Kikuchi. Immer knapp an der Grenze zum Kitsch.
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detours elsewhereThe Sad Riders – Lay Your Head on the Soft Rock
„Wer Chris Wicky schon live allein mit seiner Gitarre auf einer Bühne erlebt hat, den wundert dieses Album nicht. Alle andern, die Chris vor allem als Sänger von der Lausanner Rockband Favez kennen, dürften über sein Singer-/Songwriter-Album «Lay your head on the soft rock» überrascht sein. Auf diesem Album huldigt Chris seiner Liebe für traditionelle amerikanische Musik, von Americana über Country bis hin zu Bruce Springsteen. Chris über sein Album: «Ich hatte diese Songs im Kopf. Einsame, Spät-Abends-Songs. Songs über Leute, die was falsch gemacht haben. Leute, die in meiner Strasse rumhingen und auf den Mann, die Frau oder wen auch immer warteten. Ich mochte diese Songs, und dachte, dass zehn davon eine gute Geschichte abgeben würden.» Und dies tun sie. Mit seiner unverkennbaren Stimme erzählt Chris in zehn Songs eine Geschichte, die berührt und die man immer wieder anhören kann. Chris nahm die Songs zusammen mit Gitarrist Greg von Chewy, Bassist Fig von den Magicrays, Schlagzeuger Fabrice und Keyboarder Yvan von Favez auf. Chris: «Wir nahmen die Songs sofort auf. Einfache, sanfte Songs, die wir so sanft und ruhig spielten, wie wir konnten.» Entstanden ist das ultimative Album für alle (Kopf-)Reisenden. Für beste Singer-/Songwriter-Musik muss die Fahrt über den grossen Teich nicht mehr angetreten werden.“
Dem Titel treu, startet das Album mit “The Plans and the high roads“ gleich soft und geschmeidig. Die wunderbare und zerbrechliche Stimme von Chris Wicky streift mit leichter Gitarrenunterstützung durch den Raum und lässt einem träumen. Mit einem zweiten Song ( “Maybe juts on fridays“) erkennt man dann auch den Countryeinfluss und die Liebe Wickys zu traditioneller amerikanischer Musik. Kurz aber heftig drängt sich einem der Name Lovett auf. Doch eben nur kurz, denn mit 2 weiteren Songs finden die traurigen Reiter wieder auf die melancholischere Strasse zurück. (man schaue sich nur diesen Hundeblick auf dem Cover an. Treffender geht’s nicht) Es hebt sich sofort wieder die Stimme von Chris Wicky ab. Wunderbar, und man fragt sich, warum man noch nicht früher von diesem jungen Mann gehört hat. Klar ist Favez dem Schweizer Publikum ein Begriff, doch hat man da eine völlige andere Musik in Erinnerung. Eine solche Klangperle hätte man sich in dem kleinen Land wohl gar nicht mehr zu träumen gewagt. Mit “Ace“ erreicht dann das Debutalbum der Welschschweizer seinen Höhepunkt. Stark, wie der Song mit dem von Piano und Vocal getragen so dahinschlummert und dann schliesslich durch einen leichten Einsatz von Drums und Gitarre, wieder aus dem Halbschlaf gerissen werden kann.
„So I had these songs. And they were late night, solitary songs, songs about people who had done wrong, people I knew, or I knew existed, people who hung around my street waiting for the man, the girl, or whoever felt like coming around. I liked the songs, and I thought the ten of them together told a pretty good story. A story from Lausanne, Switzerland, where I come from, but also, hopefully, one that most people in their late 20’s and early 30’s could relate to.“
Und wie es angefangen hat hört es dann auch auf. Mit “J-M“ (meinem persönlichen Lieblingssong des Albums) geht’s zurück nach Amerika, wo Americana und Country grüssen lassen. Mit den letzten gut 3 Minuten, findet schliesslich auch der Soft Rock, wie in die Sad Riders wohl verstanden haben, wieder seinen Platz und eine wunderbare Platte findet ihren Ausklang. Schon vorbei? Ja, und nicht pberrascht sein, wenn man sie gleich noch einmal auflegt. Mir persönlich hat es jedenfalls sehr gut gefallen, den Kopf immer und immer wieder auf den Soft Rock zu legen.
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detours elsewhere[IMg]http://www.glitterhouse.de/img/covers/ricochetsghost.jpg
Ricochets – The ghost of our love
(Glitterhouse, VÖ: 04.08.2004)Wenn eine Band aus Norwegen kommt, dann scheint das in diesen Tagen fast schon ein Qualitätsmerkmal zu sein. Auch die Ricochets bilden da keine Ausnahme. An Garagenrock der 60er Jahr dachte ich zuerst, wobei der Einsatz der Farfisa sie manchmal verdächtig in die Nähe der Doors rückt, ohne diese freilich zu kopieren. Allerdings erinnert mich das gelegentlich auch ein bißchen an die Wave/Punk Phase der späten 70er. Das Ganze wird dann noch garniert mit norwegischen Einflüssen á la Madrugada oder Motorpsycho und unterm Strich läßt sich das alles sehr simpel zusammenfassen: es rockt wie Sau. Genau das ist es, schon der Opener, das Titelstück, kracht als scheppernder Blues aus den Boxen, bei dem sich der Sänger nahezu die Seele aus dem Leib schreit, und ‚Nobody around‘ rockt dann im Anschluß alles kurz und klein und hat doch eine so eingängige Melodie, Orgelsolo inklusive. Überhaupt ist es die Orgel, die immer wieder Akzente setzt und klassiche Gitarrenriffs ersetzt, so z.B. bei ‚Cheater at heart‘. Wobei die Gitarren hier natürlich nicht zu kurz kommen, man muß sich nur einmal ‚Depressive side of town‘ anhören, bei dem der Schweiß förmlich aus den Boxen tropft. Dabei geht es in den Texten eher um die traurige Seite des Lebens, um gescheiterte Liebesbeziehungen und die Folgen, die musikalische Herangehensweise ist jedoch von einem gewissen Hedonismus geprägt, wie man unschwer hören kann. Selten habe ich in den letzten Jahren eine derart krachige, immer am Anschlag sich befindende Produktion gehört, simpel aber sehr effektiv, schlicht und einfach großartig.
Und weil das alles so schön ist, gibt es als Dreingabe das Debüt ‚Slo-Mo suicide‘ als Bonusdisc inklusive Booklet gleich mit dazu.--
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Jason Anderson – New England
(K Records, VÖ.: 22.03.04)Ich überlege mir die ganze Zeit was das kindliche Cover und die Musik gemeinsam haben. Und es ist eine Menge – die Interpretationen reichen bis Rom und doch ist es kein leichtes Unterfangen die Musik von Jason Anderson auf diesen Nenner zu bringen. Was ich sagen kann, ist das Andersons Texte keine ausformulierten Anleitungen oder ein Wegweiser durch das Leben sind. Er sagt was er denkt, und er tut das in dem Moment der Aufnahme, ungefragt und vorlaut – ein Jugendlicher, ein Kind mit zu grosser Klappe. Aber ein introvertiertes, unsicheres Kind, das kleine, traurige Tiere malt, die mein Kaufanreiz waren.
„New England“ ist Jason Andersons Debüt-Album. Erschienen auf der LoFi-Institution K Records, überrascht das Album mit einer warmen, herzlichen Produktion, und das vom Microphones-Chef Phil Elvrum, dessen Band sich eher ausufernd und ungehalten gibt (besonders wenn die Drums zum Einsatz kommen und ein herber Drone-Rock entsteht). Auf „New England“ ist davon nichts zu hören.Das Piano regiert hier, und Anderson läßt die Songs und sein Piano-Spiel auch erst zum Ende kommen, wenn er meint es sei genug und alle Denkansätze sind raus – all das unterlegt er mit traumhaften Melodien. Anderson trägt seine skizzenhaften Texte vor und läßt immer wieder seinen Gemütszustand verlauten, stellt sich selbst Fragen und versucht sie manchmal für sich selbst zu beantworten; lobt die Mitmusiker und animiert sie zum Mitsingen. Und es sind eine Menge Mitmusiker, die an einigen Stellen im schunkelnden Chor zum Einsatz kommen – in diesem Chor sind niemand anderes vertreten, als die gesamte Belegschaft von K Records. Ein familiäres Gefühl ist allgegenwärtig und begleitet den Hörer von vorne bis hinten.
Eine Vergleich zu „Viva Last Blues“ von Palace Music, halte ich für durchaus angebracht, auch wenn es nicht zu Rock-Songs wie „Work Hard/Play Hard“ kommt und sich der Folk/Country-Anteil in Grenzen hält. Es ist mehr diese Bar-Atmosphäre und die spürbaren, hörbaren Kraftakte, die die Musiker vollziehen, die mich an „Viva Last Blues“ erinnern lassen.
Ein großartiges Debüt von Jason Anderson, von dem man sicherlich noch einiges hören wird. Und wenn er weiterhin solche Cover bereithält, dann bleibe ich sein treuer Kunde.
Sitting in your sister’s Volvo / In the parking lot of a Chinese restaurant / In Salem, New Hampshire / Listening to Elliott Smith on compact disc / His third album sounds pretty good and featuring the inimitably charming line, “This is like one of those awesome dreams / Where you get to hang out with the guys from Fugazi / And you’re so frustrated and angry / That it was just a dream”.--
detours elsewherehttp://www.theunbrokencircle.co.uk/images/sleeves/Gravenhurst-Black_holes_in_the_sand.jpg
Gravenhurst – Black Holes in the Sand
(Warp Records; VÖ.: 02.11.04)Nach nur einem halben Jahr und nach dem Debüt „Flashlight Seasons“ erscheint ein neues Werk von Gravenhurst aka Nick Talbot. Kein vollständges Album, sondern eine Mini-LP mit sechs Songs, die aber mehr in sich haben, als man von einer schlichten EP erwarten kann.
Eine Verwandschaft zu Nick Drake oder Tim Buckley ist nur oberflächlich zu erkennen. Leichte, sanfte Elektronik macht den Unterschied aus, und dass auch zum Erstling. Wabernd und beklemmend untersetzt diese Elektronik den ersten Song, unterstützt durch ein dunkles, bestechendes Pauken- und Talbots fantastischem, akustischem Gitarrenspiel. Wenn man mir einen kurzen Vergleich zu „Flaslight Seasons“ gestattet, dann entdecke ich eine atmosphärische Dichte, die der Erstling nicht großspurig zugelassen hat, da dort die Fixierung auf Talbots Gitarrenspiel stärker vorhanden war.
Das besondere an „Black Holes in the Sand“ sind die nicht enden wollenden Songs. Talbot gibt sich nicht damit zufrieden, nach Ablauf von Strophe-Refrain-Strophe-usw., dem Song ein Ende zu setzen, nein, er läßt Elektronik und Instrumente weiter ihr Spiel spielen, verläßt vielleicht den Raum und fordert auf zur Konzentration, zum Zuhören, zur Hingabe – ein fragmentarisch, höchst anspruchvolles Spiel tritt in den Vordergrund und man ist überrascht, dass man es vorher nicht wahrgenommen hat.Nur der überraschende, kaminfeurige Lofi-Song „Winter Moon“, der dem Titel alle Ehre macht, und die wundervolle Coverversion von Husker Dus „Diana“, treiben einen kleinen Bruch in dieses ganz besondere Kleinod, was bestens in diese Jahreszeit passt und eine Kaufempfehlung ist, solange es noch kalt bleibt.
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detours elsewhereTimes New Viking – Rip It Off
(Matador Records; VÖ-USA:22.01.08, VÖ-EU:28.04.08)Erhältlich als 180-Gramm-Vinyl-LP, CD und Download.
Vielleicht erstmal etwas anderes, bevor ich zu „Rip It Off“ komme. Vor vier Jahren habe ich zum ersten Mal einen Geheimtipp gesetzt und jetzt merke ich, dass es eine ganz andere Qualität hat, wenn man solch ein Vorhaben wieder in die Tat umsetzen will. Damals, was man in der Zeitspanne durchaus sagen kann, haben sich diverse Nutzer dieser Plattform auf das verlassen bzw. dem vertraut, was man selbst in seiner Schnellschussanalyse verzapft hat. Als mutiger Käufer wurde man entweder enttäuscht, bestätigt in seinen Vermutungen/Befürchtungen oder hatte gar das Glück, der empfohlenen Platte mehr als nur ein kurzes „Nett“ abzugewinnen. Wenn überhaupt!
Jetzt, ein paar Sorgenfalten und Alterssorgen mehr, kommen myspace und youtube hinzu, was man damals schlichtweg nicht kannte oder nutzte. Für den Leser sicherlich eine feine Sache, dass Gelesene direkt in handfeste Eindrücke umzuwandeln. Auf der andere Seite finde ich es doch relativ schade, dass jeder alles kennt und nicht Wenige sich in einem noch viel gröberen Schnellschussverfahren ihrer Meinung entledigen. Vielleicht macht solch ein Thread (zumindest was Neuerscheinungen betrifft) doch nicht mehr so viel Sinn, wer weiß. Diese kritischen Gedanken wollte ich in jedem Fall mal anbringen.Der folgende Tipp ist sicherlich auch aus nostalgischen Gefühlen heraus geboren. Aber „Rip It Off“ macht noch viel mehr her, als ich es mir mit Nostalgie hätte schön reden können. Lange Zeit habe ich keine unproduzierten Alben mehr gehört, auf dem ein Schaffensprozess entsprechend in aller Reinheit festgehalten wird. Doch vor kurzem fiel mir ein Soundschnipsel dieser drei-köpfigen Band in die Hände, der mich einfach nur umgehauen hat. Inzwischen habe ich das Album hier liegen, das, wie man oben sieht, hierzulande erst in ein paar Tagen erscheint, und erfreue mich tagtäglich eine weitere Hürde, in diesem anfänglich undurchsichtigen Soundbrei zu meistern. Nicht, dass es wirklich schwer wäre. Man muss sich aber, wenn man dieses Album wirklich zu schätzen lernen will, mit Bedingungen zufrieden geben, die fern gängiger Popproduktionen liegen und sich über die 16 Songs zu keiner Zeit und Gott sei dank einer Besserrung erfreuen. So viel Hoffnung muss schon mal zerstört werden, für den Freund sauberer Produktion.
Die Band selbst setzt auf dem hinteren Plattencover ihr inzwischen nachvollziehbares Statement: „times new viking play pop songs with guitar keyboards drums.“ Die Band, dass sind Jared, Adam und Beth, drei ziemlich jung wirkende Typen aus Ohio, die alle mal das Mikro in der Hand haben dürfen. Was dabei raus kommt, ist nicht immer wirklich verständlich, zu sehr stehen die noise-verzerrten Gitarren im Vordergrund, die einnehmend, minimalistisch gespielt werden. Eine Spielart, die ich immer zu schätzen gewusst habe: locker aus der Hüfte geschossen, die Gitarre als Freund und nicht als verlängerter Arm. Und so wie angekündigt, spielen sie tatsächlich, neben dem Grundgerüst ständiger Erschütterungen, einen verdammt großartigen Pop, der beizeiten an The Velvet Underground erinnert, an die ganze frühen EPs von Pavement, an die Thermals, so wie sie zu Zeiten von „More Parts Per Million“ klangen. Assoziationsketten schicken mich aber vor allen Dingen nach Neuseeland zu Flying Nun Records, deren Bands The Clean oder The Verlaines mit ihrem „high-end pop with a twist“ offensichtlich Pate standen, für diese wunderbaren 30 Minuten von „Rip It Off“.Die Noise-Verzerrungen sehe ich zu keiner Zeit als nebenbei laufendes Hintergründiges, dass man hätte auch weglassen können, um ein schöneres Ergebnis zu erhalten. In diesem Falle sind diese natürliche Spielweisen auch nicht dazu da, ein harmonisches Etwas zum Einsturz zu bringen, so wie man es immer wieder in blöden Rezensionen liest. Ich sehe darin eher einen künstlerischen Aspekt, den ich zwar Times New Viking nicht unterstellen will, aber der mir beim Hören immer wieder durch den Kopf geht. Das Treibenlassen und Fallenlassen dokumentiert die Band hier auf ganz eindruckvolle Weise. Nicht immer ist das Festhalten von momentanen Gefühlzuständen mit expressiver Palette von Erfolg gekrönt, aber auf „Rip It Off“ ist ein fundamentales Talent spür- und hörbar, so dass die Abstraktionen und die Heftigkeit, mit der die ausdrucksstarke Freude hier dargeboten wird, immer auf etwas treffen, dass sich aus den Sounderuptionen erhebt. Es braucht für mich genau diese herben Erschütterungen, um entsprechend Übereuphorisches, die fantastischen Hooklines und Melodien daraus entwachsen zu lassen. Das Eine kann nicht ohne das Andere. So komme ich letztlich zu dem einen schlichten Ergebnis von zentraler Wichtigkeit: „times new viking play pop songs with guitar keyboards drums.“ Ach ja, please play loud.
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