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Times New Viking – Rip It Off
(Matador Records; VÖ-USA:22.01.08, VÖ-EU:28.04.08)
Erhältlich als 180-Gramm-Vinyl-LP, CD und Download.
Vielleicht erstmal etwas anderes, bevor ich zu „Rip It Off“ komme. Vor vier Jahren habe ich zum ersten Mal einen Geheimtipp gesetzt und jetzt merke ich, dass es eine ganz andere Qualität hat, wenn man solch ein Vorhaben wieder in die Tat umsetzen will. Damals, was man in der Zeitspanne durchaus sagen kann, haben sich diverse Nutzer dieser Plattform auf das verlassen bzw. dem vertraut, was man selbst in seiner Schnellschussanalyse verzapft hat. Als mutiger Käufer wurde man entweder enttäuscht, bestätigt in seinen Vermutungen/Befürchtungen oder hatte gar das Glück, der empfohlenen Platte mehr als nur ein kurzes „Nett“ abzugewinnen. Wenn überhaupt!
Jetzt, ein paar Sorgenfalten und Alterssorgen mehr, kommen myspace und youtube hinzu, was man damals schlichtweg nicht kannte oder nutzte. Für den Leser sicherlich eine feine Sache, dass Gelesene direkt in handfeste Eindrücke umzuwandeln. Auf der andere Seite finde ich es doch relativ schade, dass jeder alles kennt und nicht Wenige sich in einem noch viel gröberen Schnellschussverfahren ihrer Meinung entledigen. Vielleicht macht solch ein Thread (zumindest was Neuerscheinungen betrifft) doch nicht mehr so viel Sinn, wer weiß. Diese kritischen Gedanken wollte ich in jedem Fall mal anbringen.
Der folgende Tipp ist sicherlich auch aus nostalgischen Gefühlen heraus geboren. Aber „Rip It Off“ macht noch viel mehr her, als ich es mir mit Nostalgie hätte schön reden können. Lange Zeit habe ich keine unproduzierten Alben mehr gehört, auf dem ein Schaffensprozess entsprechend in aller Reinheit festgehalten wird. Doch vor kurzem fiel mir ein Soundschnipsel dieser drei-köpfigen Band in die Hände, der mich einfach nur umgehauen hat. Inzwischen habe ich das Album hier liegen, das, wie man oben sieht, hierzulande erst in ein paar Tagen erscheint, und erfreue mich tagtäglich eine weitere Hürde, in diesem anfänglich undurchsichtigen Soundbrei zu meistern. Nicht, dass es wirklich schwer wäre. Man muss sich aber, wenn man dieses Album wirklich zu schätzen lernen will, mit Bedingungen zufrieden geben, die fern gängiger Popproduktionen liegen und sich über die 16 Songs zu keiner Zeit und Gott sei dank einer Besserrung erfreuen. So viel Hoffnung muss schon mal zerstört werden, für den Freund sauberer Produktion.
Die Band selbst setzt auf dem hinteren Plattencover ihr inzwischen nachvollziehbares Statement: „times new viking play pop songs with guitar keyboards drums.“ Die Band, dass sind Jared, Adam und Beth, drei ziemlich jung wirkende Typen aus Ohio, die alle mal das Mikro in der Hand haben dürfen. Was dabei raus kommt, ist nicht immer wirklich verständlich, zu sehr stehen die noise-verzerrten Gitarren im Vordergrund, die einnehmend, minimalistisch gespielt werden. Eine Spielart, die ich immer zu schätzen gewusst habe: locker aus der Hüfte geschossen, die Gitarre als Freund und nicht als verlängerter Arm. Und so wie angekündigt, spielen sie tatsächlich, neben dem Grundgerüst ständiger Erschütterungen, einen verdammt großartigen Pop, der beizeiten an The Velvet Underground erinnert, an die ganze frühen EPs von Pavement, an die Thermals, so wie sie zu Zeiten von „More Parts Per Million“ klangen. Assoziationsketten schicken mich aber vor allen Dingen nach Neuseeland zu Flying Nun Records, deren Bands The Clean oder The Verlaines mit ihrem „high-end pop with a twist“ offensichtlich Pate standen, für diese wunderbaren 30 Minuten von „Rip It Off“.
Die Noise-Verzerrungen sehe ich zu keiner Zeit als nebenbei laufendes Hintergründiges, dass man hätte auch weglassen können, um ein schöneres Ergebnis zu erhalten. In diesem Falle sind diese natürliche Spielweisen auch nicht dazu da, ein harmonisches Etwas zum Einsturz zu bringen, so wie man es immer wieder in blöden Rezensionen liest. Ich sehe darin eher einen künstlerischen Aspekt, den ich zwar Times New Viking nicht unterstellen will, aber der mir beim Hören immer wieder durch den Kopf geht. Das Treibenlassen und Fallenlassen dokumentiert die Band hier auf ganz eindruckvolle Weise. Nicht immer ist das Festhalten von momentanen Gefühlzuständen mit expressiver Palette von Erfolg gekrönt, aber auf „Rip It Off“ ist ein fundamentales Talent spür- und hörbar, so dass die Abstraktionen und die Heftigkeit, mit der die ausdrucksstarke Freude hier dargeboten wird, immer auf etwas treffen, dass sich aus den Sounderuptionen erhebt. Es braucht für mich genau diese herben Erschütterungen, um entsprechend Übereuphorisches, die fantastischen Hooklines und Melodien daraus entwachsen zu lassen. Das Eine kann nicht ohne das Andere. So komme ich letztlich zu dem einen schlichten Ergebnis von zentraler Wichtigkeit: „times new viking play pop songs with guitar keyboards drums.“ Ach ja, please play loud.
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