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Wer etwas zur Qualität des deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunks, einschlägigen Enttäuschungen und Erwartungen gegenüber der Programmgestaltung bzw. – verunstaltung oder aber zu Existenzberechtigung, Theorie und Praxis des sagenumwobenen „Grundversorgungsauftrags“ einschließlich gebührenrechtlicher Implikationen (GEZ) sagen möchte: dies ist der richtige Thread.
Ich mache mal einen ersten, etwas längeren Aufschlag aus aktuellem Anlass, to whom it may concern:
Der Wind des Wettbewerbs bläst den Rundfunkanstalten mit zunehmender Kälte und Geschwindigkeit entgegen. Durch die technischen Innovationen der letzten Jahre beschleunigt sich eine Entwicklung drastisch, die wohl mit dem Aufkommen des privaten Rundfunks in den 80er Jahren ihren Anfang genommen hat: einerseits zu mehr Konkurrenz, andererseits zu mehr Rechtfertigungsbedarf in Bezug auf die rechtlich privilegierte Stellung der Rundfunkanstalten – insbesondere des Grundes, der Höhe und der Verwendung von Gebühren (der Europäische Gerichtshof sagt zu Recht „Beihilfe“ dazu).
Unter dem Stichwort „TK Review“ läuft derzeit in medienpolitischen Kreisen Europas eine Debatte über die Frage, wieviel Wettbewerb möglich und wieviel Bestandsschutz für staatlich verordnete und kontrollierte Vollprogramme nötig ist. Anlass ist ein von der EU-Kommission in diesem November vorgeschlagenes Reformpaket zur „Vollendung des Telekommunikations-Binnenmarkts“. Die Frage, was Telekommunkation denn nun mit Fernsehen zu tun hat, führt zum Stichwort „Konvergenz der Medien„: Durch die technische Entwicklung in der Telekommunikation verlieren die klasssischen Übertragungswege für Fernsehen an Bedeutung, TV-Programme lassen sich mittlerweile via PC/Internet empfangen (unabhängig von vorgegebenen Sendezeiten), Youtube und ähnliche Plattformen etablieren sich zu kostenfreien Sammelstellen für Film-, Fernseh- und Privat-Videos, eine weitere Konsumveränderung wird sich wohl bald durch das Handy-Fernsehen (DVB-H) ergeben…Durch diese Entwicklung wird auch die klassische Vormachtstellung der öffentlich-rechtlichen Sender (aber auch in einem weiteren Schritt die Marktdominanz der Privatsender) bedroht. So ist etwa die ARD im Internet nur noch ein Sender von vielen, Nachrichten kann ich mir auch themenbezogen weltweit von anderern Sendern, Mediendiensten (Spiegel.online) oder gar Telekommunikations-Unternehmen (Telekom, Google…) besorgen. Aufgrund seiner milliardenschweren Finanzkraft könnte Google beispielsweise spielend öffentliche wie private TV-Sender beim Bieterkampf um Sportübertragungsrechte übertrumpfen. Vergleichbares gilt auch für Sendefrequenzen (bzw. Belegrechte im Kabel). Wenn beispielsweise Kabel Deutschland sein Angebot nur danach zusammenstellen würde, welches Unternehmen das meiste Geld für die Übertragung seines Kanals zahlt, würde das Angebot von der heutigen Palette wohl deutlich abweichen. Bislang sorgen Übertragungspflichten dafür, dass die Rundfunkanstalten garantierte Abnehmer für ihre Programme finden. Ob die einzelnen Programme und Inhalte tatsächlich immer im öffentlichen Interesse sind und daher in jedem Fall solche Privilegien verdienen, wollen die Anstalten lieber selbst entscheiden, ohne lästiges Rechtfertigungsbedürfnis und Aufsicht durch die EU.
Im Rahmen der von der Kommission vorgeschlagenen Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes fühlen sich die Rundfunkanstalten wie auch die privaten Sender genötigt, um ihre alten Pfründe zu kämpfen und der Kommission möglichst wenig Einfluss auf die Vergabe von Frezquenzen einzuräumen, selbst wenn diese grundsätzlich den Schutz der Kulturvielfalt als Ausnahme vom freien Wettbewerb anerkennt. Wenn sich die öffentlich-rechtlichen Programme nun aber insbesondere auf ihren Beitrag zur Wahrung der Kulturvielfalt und zur Versorgung des Volks mit einem „Vollprogramm“ berufen, provoziert das natürlich wieder mal die Frage, wie genau dieser öffentlichrechtliche Auftrag beschaffen ist und ob er tatsächlich von ARD und ZDF zufriedenstellend erfüllt wird (siehe dazu auch den FR-Artikel „In der ersten Reihe ist noch Platz„). Dieser Auftrag wird leider gerne von den Sendern (und Politikern der großen Volksparteien) als unantastbares, unabänderbares, unhinterfragbares Recht verstanden. Ähnliches kennt man auch, wenn mal kritisch nachgefragt wird, ob eigentlich die GEZ-Gebühren wirklich gut investiert sind, wenn die öffentlichen Sender damit in vielen Bereichen den Privaten themen- und niveaumäßig Konkurrenz machen.
Bezeichnend ist da leider die Selbstgefälligkeit, die oft durch die Äußerung der ARD/ZDF-Repräsentanten durchscheint. Letztes Beispiel das gestrige Interview in der Frankfurter Rundschau mit ZDF-Chefredakteur Brender. Auszüge:
Frankfurter Rundschau v. 18.12.2007 wrote:FR: Das gebührenfinanzierte ZDF hat keinen Grund, sich die Quote zum Maßstab zu nehmen. Warum tun Sie es trotzdem?
Brender: Weil die Quote keine nackte Zahl ist. Sie signalisiert das Zuschauerinteresse. Und dieses Interesse ist Ausweis für die Legitimierung eines Programmes. Dem Chefredakteur Ihrer Zeitung kann es auch nicht egal sein, ob er eine hohe oder eine niedrige Auflage hat.
FR: Der Vergleich mit der Zeitung hinkt. Die FR wird nicht durch Gebühren subventioniert.
Brender: Die Zuschauer zahlen die Gebühren nicht dafür, dass sie nichts sehen wollen – sondern für ein Programm, das ihrem Interesse entsprechen soll. Und das vor allem im Bereich der Information, der Wissenschaft und der Bildung, der Kultur und der Unterhaltung.
…
FR: Was macht den Mehrwert des Öffentlich-Rechtlichen aus?
Brender: Es ist unsere Aufgabe, durch Informations- und Unterhaltungsprogramme die Gesellschaft zusammenzuhalten.
…
FR: Wie steht es mit dem Unterhaltungsangebot: Warum muss ich als Popfan bei Youtube surfen, weil das ZDF lieber Volksmusik als Pop anbietet?
Brender: Auf der einen Seite erwarten Sie von uns ein großes Publikum, auf der anderen Seite verlangen Sie die Ausgestaltung von Minderheitenprogrammen. Die Addition von Minderheitenprogrammen macht noch kein Vollprogramm. Es ist aber eher die Kombination von Programmen für Mehrheiten und für Minderheiten. Den schwierigen Spagat müssen wir schaffen.Tja, Pop ist ein Minderheitenprogramm, Volksmusik offenbar nicht, ob die beiden Bereiche nun bei der ZDF unter „Kultur“ oder „Unterhaltung“ fallen, bleibt offen, mit was wir nach Ansicht von Herrn Brender grundversorgt werden müssen, ist hingegen eindeutig. (Und dass die Erwartung eines großen Publikums nicht von der Interviewerin kam, sondern von Brender selbst postuliert wurde, scheint nicht so wichtig zu sein.)
Die BBC, die m.E. als öffentlichrechtliche Anstalt ein ausgezeichnetes Programm von hohem Niveau abliefert, wird übrigens auch von GEZ-ähnlichen Gebühren finanziert, die mit GEZ-ähnlichen Methoden eingetrieben werden, allerdings wird die Programmgestaltung und -mischung nicht wie in Deutschland politisch-paritätisch gesteuert und überwacht, um den Bürger zu staatlich verordneter Bildung und Unterhaltung zu verpflichten (so wie Staat, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen in Deutschland sie sich vorstellen); vielmehr wird die BBC wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt, das von einem BBC Trust kontrolliert wird, der die Unabhängigkeit (!) des Senders überwacht und die Interessen der Gebührenzahler (!) vertritt. Nach ihrem Selbstverständnis ist die BBC „free from both political and commercial influence and answers only to its viewers and listeners“.
Die Briten mögen die Methoden ihrer „GEZ“ zwar ebensowenig wie die Deutschen, mit der Art, wie ihre Gebühren eingesetzt werden, scheinen sie allerdings deutlich zufriedener. Wer öfter mal BBC gesehen hat, weiß warum.--
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WerbungAch, Sonic, :liebe:, herrliches Thema, mit schönem Aufriss.
Vielleicht sollte man, bevor man die Zukunft diskutiert, zur Gegenwart hinzufügen, dass die jüngste Rechtsprechung im Rahmen zur „Gebührenautomatik” den öffentlich-rechtlichen Grundversorgungsauftrag noch mal ausdrücklich zementiert hat.
Die Richter wollten oder konnten, pointiert gesagt, nicht erkennen, wie sehr die Technik den Rundfunk verändert (hat) – höchst bedauerlich, das, wenig Zutrauen in die Zuschauersouveränität kam da zum Ausdruck, und wettbewerbsverzerrend zugunsten ARD/ZDF war das Urteil zumal. Apropos: Gab es zur Gebührendebatte keinen Thread?
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„Weniger, aber besser.“ D. RamsKai Bargmann Apropos: Gab es zur Gebührendebatte keinen Thread?
Sonic Juice[…] Ob die einzelnen Programme und Inhalte tatsächlich immer im öffentlichen Interesse sind und daher in jedem Fall solche Privilegien verdienen, wollen die Anstalten lieber selbst entscheiden, ohne lästiges Rechtfertigungsbedürfnis und Aufsicht durch die EU.
[…]Zu dem Thema gab es auch einen Thread… Gute Idee, das mal zu hinterfragen, allerdings natürlich alles nichts Neues, vor allem nicht im Interview. Diese Selbstgefälligkeit, mit der da die Pfründe verteidigt werden, kennt man ja zur Genüge.
Mag sein, dass die BBC besser verwaltet und ergo auch ein besseres Programm liefert (bzw. das mag nicht nur so sein, das ist so), aber für mich stellt sich schon die Frage, wie das mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk laufen soll. Die letzten Jahre haben mich da zunehmend ernüchtert und an eine Reform des Systems glaube ich nicht mehr. Vielleicht sollte es eine wirklich unabhängige Kommission geben, die Fernsehsender einfach für ihr Programm belohnt. Und das Geld stammt aus Steuern und nicht von so einem Moloch wie der GEZ.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.@ Pete:
War mir doch so. :bier:
Steht aber leider nicht soviel drin.
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„Weniger, aber besser.“ D. RamslathoGute Idee, das mal zu hinterfragen, allerdings natürlich alles nichts Neues, vor allem nicht im Interview. Diese Selbstgefälligkeit, mit der da die Pfründe verteidigt werden, kennt man ja zur Genüge.
Nun ja, das Neue ist (soweit Du nicht nur das Interview, sondern auch meine Ausführungen meintest), dass die öffentlich rechtlichen Anstalten es sich mittlerweile nicht mehr in ihrer gut abgeschotteten und beheizten deutschen Burg bequem machen können, sondern seit Jahren in diversen EU-Regulierungszusammenhängen (jüngst eben bezüglich der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes) zunehmend ihren privilegierten Status rechtfertigen müssen – mittlerweile nicht nur gegenüber den privaten Sendern, sondern auch gegenüber sonstigen Telekommunikations- und IT-Dienstleistern und insbesondere EU-Kommission und Europäischem Gerichtshof (dessen Entscheidungen ja im Konfliktfall über denen des Bundesverfassungsgerichtes stehen). Die neuen Konkurrenten und Gegner von ARD/ZDF heißen nicht RTL und PRO7, sondern Google und Telekom. Von innen und aus sich selbst heraus wird sich das deutsche System sicherlich nicht reformieren.
Der jüngste Vorschlag der EU ist vom 13.11.2007, das ist doch recht frisch. Wenn Deutschland da alleine mit einem Veto steht, wird es die Reform nicht verhindern können. Im Europäischen Parlament ist die Stimmung, soweit ich das bisher überblicken kann (auch bei den deutschen Abgeordneten), deutlich konstruktiver, gelassener und liberaler.Wenn bislang immer die Kulturvielfalt als Rechtfertigung für das deutsche Sondermodell herhalten musste (von Sicherung eines Vollprogramms steht im EU-Recht bisher meines Wissens nichts), stellt sich natürlich um so dringlicher die Frage, ob auch Rosamunde Pilcher-Verfilmungen und Schlagerparaden, aber auch durchkommerzialisierte Sportereignisse darunter fallen.
Laut FR landet die ARD dieses Jahr noch bei einem Marktanteil von 13,4 Prozent, das ZDF kommt wohl nur noch auf 12,8 Prozent. Die Marktentwicklung wird wohl weiter zu einer Marginalisierung des öffentlich-rechtlichen (bzw. insgesamt des „klassischen“) Fernsehens führen.
Wenn durch die fortschreitende technische Entwicklung und eine weitere Marktöffnung in ein paar Jahren WM und Olympia von Google live übers Internet ausgestrahlt werden sollte, man aktuelle Bildnachrichten hauptsächlich über Spiegel.Online bezieht, TV-Serien direkt von HBO und Filme von anderen Plattformen, dann verschwindet so langsam das Medium Fernsehen als gemeinsames, zeitgleiches Erlebnis der Bürger und macht das betagte und überholte Selbstverständnis, eine „Grundversorgung“ liefern zu müssen – jenseits von „regionalen Schaufenstern“ und Kulturspartenprogrammen -, noch obsoleter, als er wohl schon ist. Mit Floskeln wie „Es ist unsere Aufgabe, durch Informations- und Unterhaltungsprogramme die Gesellschaft zusammenzuhalten„, wird man außerhalb Deutschlands kaum punkten können.--
I like to move it, move it Ya like to (move it)Ein weitere unbequeme Neuheit für die Öffentlichrechtlichen ist der sogeannte „public value„-Test, den sie aufgrund wettbewerbsrechtlicher Auflagen der EU-Kommission für neue Angebote im Internet durchführen muss. Die BBC nimmt hier eine Vobildfunktion ein, während sich ARD/ZDF deutlich schwerer tun mit Transparenz, Dialog und Fremdaufsicht.
Spätestens im April 2009 muss im deutschen Rundfunkstaatsvertrag ein Public-Value-Test verankert sein. Dazu haben sich die Bundesländer im vergangenen Frühjahr gegenüber der Europäischen Kommission verpflichtet, wodurch das gegen sie laufende EU-Beihilfeverfahren zunächst eingestellt wurde. Außer der Präzisierung des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags und einer besseren Finanzkontrolle ihrer kommerziellen Tochterunternehmen sollen ARD und ZDF deshalb demnächst alle neuen oder veränderten digitalen Programmangebote einem dreistufigen Public-Value-Test unterziehen. Aus medienforum.nrw: „Das dreistufige Verfahren des Public-Value-Tests sieht wie folgt aus: Im ersten Schritt muss bei neuen digitalen Angeboten gegenüber den Fernseh- bzw. Rundfunkräten begründet werden, warum diese Projekte der Allgemeinheit nutzen und zum Gemeinwohl beitragen. Anschließend sollen andere Marktteilnehmer angehört werden und darauf hinweisen können, wenn sie angesichts gebührenfinanzierter Angebote privatwirtschaftliche Märkte gefährdet sehen. Im letzten Schritt müssen Fernseh- oder Rundfunkräte das jeweilige Projekt genehmigen oder ablehnen.“
Interessant zu diesem Thema der heutige Artikel auf Spiegel Online: „ARD will Digitalisierung bis zur Marktverstopfung“.
Der Artikel schließt mit der Feststellung:
Im Kern geht es für die das digitale Umfeld darum, ob hierzulande eine effektive Aufsicht über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erstmals überhaupt stattfindet. „Rechtliche Grenzen“, bilanzierte der Rechtswissenschaftler Rolf Schwartmann kürzlich, würden von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bislang „faktisch negiert“.
(Der Fairness halber muss man hinzufügen, dass Spiegel Online natürlich ein der Hauptkonkurrenten gegenüber den gebührenfinanzierten Informationsangeboten der Öffentlichrechtlichen im Internet ist und daher ein eigenes Interesse an möglichst kritischer Berichterstattung hat).
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic JuiceNun ja, das Neue ist (soweit Du nicht nur das Interview, sondern auch meine Ausführungen meintest)[…]
Mit „nicht Neues“ meinte ich das INterview – Dein „Bericht aus Brüssel“ ist sehr interessant.
Sonic Juice
[…], dass die öffentlich rechtlichen Anstalten es sich mittlerweile nicht mehr in ihrer gut abgeschotteten und beheizten deutschen Burg bequem machen können, sondern seit Jahren in diversen EU-Regulierungszusammenhängen (jüngst eben bezüglich der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes) zunehmend ihren privilegierten Status rechtfertigen müssen – mittlerweile nicht nur gegenüber den privaten Sendern, sondern auch gegenüber sonstigen Telekommunikations- und IT-Dienstleistern und insbesondere EU-Kommission und Europäischem Gerichtshof (dessen Entscheidungen ja im Konfliktfall über denen des Bundesverfassungsgerichtes stehen). Die neuen Konkurrenten und Gegner von ARD/ZDF heißen nicht RTL und PRO7, sondern Google und Telekom. Von innen und aus sich selbst heraus wird sich das deutsche System sicherlich nicht reformieren.Nein, sicherlich, dazu fehlt die Kraft. Das wird von außen kommen.
Das mit dem EuGH, der über dem Verfassungsgericht steht, ist inzwischen auch vom BVerG geschluckt. Zu meiner Studienzeit war es noch ein Thema, wie das Verfassungsgericht auf einschneidende Beschlüsse aus Luxemburg reagieren würde, ich habe das aber nicht ehr verfolgt.
Das Selbstverständnis des deutschen Fernsehens („Vollversorgung“) stammt ja noch aus der Zeit, als es keine anderen Freizeitmedien (Kino war tot, Radio schon nebenbei) gab.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Ab und zu kommen auch mal ein paar vernünftige Vorschläge aus Brüssel…
AP –
EU-Parlament will Untertitel für alle öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme
Brüssel (AP) Das Europaparlament will Untertitel für alle Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Die EU-Kommission solle einen entsprechenden Gesetzesvorschlag vorlegen, forderte das Parlament am Mittwoch in einer von 427 der 785 Abgeordneten unterzeichneten Resolution. Zur Begründung erklärte das Parlament, mehr als 83 Millionen EU-Bürger seien schwerhörig oder taub. Dieses Problem werde sich wegen des demographischen Wandels noch verschärfen. Zudem könnten Untertitel auch das Erlernen von Fremdsprachen fördern, heißt es in der rechtlich unverbindlichen Erklärung.Wenn es tatsächlich zu einer Umsetzung dieses frommen Wunsches käme, dann müssten die Spielfilme im öffentlich-rechtlichen TV künftig OmU laufen. Aber es gibt natürlich schon die ersten Befürchtungen, dass damit die Tauben gegenüber den Blinden und Analphabeten bevorzugt würden.
Die Realisierungschance halte ich offen gesagt für gering. Aber immerhin: ein netter Versuch.--
I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic, ist das Problem denn nur in Deutschland so krass oder wie schauts mit den anderen Ländern aus? Die BBC erwähntest du ja schon, gibts da noch mehr? Unser kleiner ORF hat das ganz gut gelöst, würde ich sagen: Blockbuster, Serien, Entertainment auf der 1, Heimatbezogenes, Volksmusik (!), seltener volkstümliche Musik (ich nehme an, dass meintest du weiter oben), Tiere und Trallala auf der 2. Seit geraumer Zeit gibts mit ATV ja auch einen Privaten, allerdings kommt da nur Müll.
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Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block@cleetus: Die englischsprachige Zeitschrift hier gibt immer einen Überblick über sämtliche empfangbaren Programme. Wenn dann mal wieder auf BBC „The Office“ läuft und auf ZDF zeitgleich „Das Frühlingsfest der Volksmusik“ (dort erläutert mit: „German Folk Music“), dann ist das bitter. (ja,ich meinte „volkstümliche Schlagermusik“, die Unterscheidung ist natürlich wichtig).
Das Angebot des ORF finde ich recht sympathisch (kriege ich hier leider nicht). Über belgisches und französisches TV möchte ich nicht urteilen, da schaue ich nur sehr gelegentlich rein. Das niederländische Programm ist insofern erfreulich, als dort die englischen Filme und Serien OmU laufen; wie aber z.B. die Qualität der Nachrichten ist, kann ich nicht beurteilen. Italien dürfte das vorrangige Problem der Berlusconisierung haben.
Da ich aber von keinem staatlichen Rundfunk sonst solch grauenhafte Niveau-Tiefen wie das „Frühlingsfest der Volksmusik“ oder die auf massive Volksverblödung angelegten Heile-Welt-Serien bzw. Buchverfilmungen von Nobelpreisanwärterinen wie Rosamunde Pilcher oder Uta Danella kenne, hat Deutschland aus meiner Sicht schon ein besonderes Qualitätsproblem – für mich ist es einfach nicht zu rechtfertigen, dass solche Produktionen unter dem Deckmäntelchen des Vollprogrammauftrags gebührenfinanziert werden. Vollprogramm, wenn es denn heutzutage überhaupt noch erforderlich sein sollte, heißt m.E. eine gewisse thematische und formatbezogene Breite des Angebots – aber immer unter Wahrung eines nicht zu knappen Grundniveaus -, nicht die Ausschöpfung sämtlicher Niveau- und Qualitätsstufen. Wenn es wirklich so ein großes Publikum für Carmen Nebel und Rosamunde Pilcher gibt, dann wird sich dafür auch ein privater Spartensender finden, der dann in den Werbepausen Rheumadecken und Heilsteine bewerben kann.
Ich erwarte nicht mal, dass die deutschen Sender ständig solche herausragenden Formate wie die BBC entwickeln, es geht mir eher darum, dass man BBC zu jeder Tages- und Nachtzeit einschalten kann und man nie etwas total Stumpfsinniges vorfinden wird. Gegen eine erbauliche, aber zugleich seriöse Aufbereitung von Themen, die sich vornehmlich an die Altenheime der Republik, Tierfans oder Hobbygärtner richten, habe ich nichts, aber es gibt m.E. keinen Grundversorgungsanspruch auf Schund und Schunkeln.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Danke für die Erläuterungen, ich stimme dir, was die Qualität angeht in vollstem Umfang zu (latho und ich hatten das Thema letztens schonmal irgendwo), ebenso die Verfehlung des „Auftrags“. Von mission accomplished kann keine Rede sein. Zur Zeit fallen mir als gute Unterhaltung im ÖR eigentlich nur Polylux, Thadeusz und früher mal das ZDF-Montagskino ein, bevor sie anfingen drittklassige Mystery-Thriller aus Frankreich zu importieren.
cleetit: Diverse Sendungen auf dem BR finde ich auch sehenswert: meistens die Lebenslinien, Bergauf-Bergab, München7 etc.Nochmal zum ORF: Man kann sogar, insofern man digital unterwegs ist, den Ton bei neueren englischsprachigen Serien/Filmen switchen und original schauen. In Schweden ist das ebenso möglich, nur eben mit den Untertiteln, die nicht selten sogar in Deutsch verfügbar waren. Aber die haben eh das beste Programm.
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Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block@cleetus: ich glaube, es war im Feuertornado-Thread.
O-Ton digital dabei – das ist ja toll. Da warte ich ja schon Jahre drauf.
Ansonsten vollste Zustimmung zu dem, was Sonic geschrieben hat. Was öffentlich-rechtlich geboten wird, ist eine Frechheit. Punkt.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.€ 7 Milliarden kassieren die Öffentlich Rechtlichen jährlich an Gebühren. Sind aber der Meinung, das sei nicht genug.
Nicht weil Produktionskosten so hoch sind, sondern weil die Mitarbeiterkosten und Pensionen so hoch seien.Diese Volxmusikgeschichten ( aber auch manche Filmproduktionen ) bringen noch mal extra Geld. Weil die Gemeinden aus Steuergeldern abkassiert werden, wenn dort gedreht wird.
Solche Geschichten wie „Wunderbarer Norden“ sind also wahre Goldesel. Bringen viel und kosten fast nix.Was richtig kostet sind internationale Sportveranstaltungen. Da schicken dann auch die dritten Programme noch eigene Ü-Wagen und eine Horde von Mitarbeitern. Da werden richtig Gebühren verbraten.
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"Schönheit lockt Diebe schneller noch als Geld" William Shakespeare ( 1564 - 1616 )m.c.€ 7 Milliarden kassieren die Öffentlich Rechtlichen jährlich an Gebühren. Sind aber der Meinung, das sei nicht genug.
Nicht weil Produktionskosten so hoch sind, sondern weil die Mitarbeiterkosten und Pensionen so hoch seien.
[…]Ich kann mich täuschen, aber ist das wieder so eine Föderalismus-Geschichte, wo sich jedes Land eigene Rundfunkräte etc hält?
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
Schlagwörter: Radio
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