Re: Zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

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sonic-juice
Moderator

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lathoGute Idee, das mal zu hinterfragen, allerdings natürlich alles nichts Neues, vor allem nicht im Interview. Diese Selbstgefälligkeit, mit der da die Pfründe verteidigt werden, kennt man ja zur Genüge.

Nun ja, das Neue ist (soweit Du nicht nur das Interview, sondern auch meine Ausführungen meintest), dass die öffentlich rechtlichen Anstalten es sich mittlerweile nicht mehr in ihrer gut abgeschotteten und beheizten deutschen Burg bequem machen können, sondern seit Jahren in diversen EU-Regulierungszusammenhängen (jüngst eben bezüglich der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes) zunehmend ihren privilegierten Status rechtfertigen müssen – mittlerweile nicht nur gegenüber den privaten Sendern, sondern auch gegenüber sonstigen Telekommunikations- und IT-Dienstleistern und insbesondere EU-Kommission und Europäischem Gerichtshof (dessen Entscheidungen ja im Konfliktfall über denen des Bundesverfassungsgerichtes stehen). Die neuen Konkurrenten und Gegner von ARD/ZDF heißen nicht RTL und PRO7, sondern Google und Telekom. Von innen und aus sich selbst heraus wird sich das deutsche System sicherlich nicht reformieren.
Der jüngste Vorschlag der EU ist vom 13.11.2007, das ist doch recht frisch. Wenn Deutschland da alleine mit einem Veto steht, wird es die Reform nicht verhindern können. Im Europäischen Parlament ist die Stimmung, soweit ich das bisher überblicken kann (auch bei den deutschen Abgeordneten), deutlich konstruktiver, gelassener und liberaler.

Wenn bislang immer die Kulturvielfalt als Rechtfertigung für das deutsche Sondermodell herhalten musste (von Sicherung eines Vollprogramms steht im EU-Recht bisher meines Wissens nichts), stellt sich natürlich um so dringlicher die Frage, ob auch Rosamunde Pilcher-Verfilmungen und Schlagerparaden, aber auch durchkommerzialisierte Sportereignisse darunter fallen.

Laut FR landet die ARD dieses Jahr noch bei einem Marktanteil von 13,4 Prozent, das ZDF kommt wohl nur noch auf 12,8 Prozent. Die Marktentwicklung wird wohl weiter zu einer Marginalisierung des öffentlich-rechtlichen (bzw. insgesamt des „klassischen“) Fernsehens führen.
Wenn durch die fortschreitende technische Entwicklung und eine weitere Marktöffnung in ein paar Jahren WM und Olympia von Google live übers Internet ausgestrahlt werden sollte, man aktuelle Bildnachrichten hauptsächlich über Spiegel.Online bezieht, TV-Serien direkt von HBO und Filme von anderen Plattformen, dann verschwindet so langsam das Medium Fernsehen als gemeinsames, zeitgleiches Erlebnis der Bürger und macht das betagte und überholte Selbstverständnis, eine „Grundversorgung“ liefern zu müssen – jenseits von „regionalen Schaufenstern“ und Kulturspartenprogrammen -, noch obsoleter, als er wohl schon ist. Mit Floskeln wie „Es ist unsere Aufgabe, durch Informations- und Unterhaltungsprogramme die Gesellschaft zusammenzuhalten„, wird man außerhalb Deutschlands kaum punkten können.

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