The Rolling Stones – 25/11/2012 O2 Arena, London, UK

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  • #8686909  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    Mick67Wir erleben ja im Grunde in der populären Musik eine Entwicklung, die es so noch nicht gegeben hat bzw. nicht geben konnte. In den 60ern glaubte man Beat-Pop-Rock Musik sei nur was für Teenager und mit spätestens 25 ist der Spuk vorbei.

    Interessant finde ich in diesem Zusammenhang folgendes Phänomen: Die Stones (und McCartney, Dylan, Young, Springsteen etc.) sind heute so etwas wie die Sinatras und Armstrongs zu der Zeit, als ich jung war. Und die, so fand man damals, gehörten ohne Frage zum Alteisen. Heute dagegen gibt’s jede Menge junge Leute, die diese alten Säcke von heute cool finden.
    Ich kann mir das nur mit einem erschreckenden Mangel an jungen Identifikationsfiguren mit Minstream-Potenzial erklären und damit, dass die Pop- und Rockrevolution der 60er/70er Jahre offenbar kulturelle Dispositionen gesetzt hat, die noch heute gültig sind. Kurz: Was vor 40 Jahren cool war, geht auch heute noch. Vor 40 Jahren dagegen war es unmöglich, etwas cool zu finden, was da schon 40 Jahre her war.
    Und vielleicht liegt es auch daran, dass durch das Internet und den allgemeinen Historisierungswahn die Vergangenheit in den Medien so allgegenwärtig ist, dass sie in gewisser Weise ohnehin Gegenwart ist.
    Und die Stones waren in all diesen Epochen immer on top.

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    #8686911  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Beiträge: 0

    Wieder zurück aus London. Nur soviel, ich konnte die Proben zumindest durch die Tür hören, mit allen Gästen! Soweit reichte mein VIP-Kärtchen, das ich aus dem näheren Umfeld von Eric Clapton bekommen habe, schon. Die Stones bekam ich nur im Vorbeigehen zu sehen. Charlie hochkonzentriert, Keith wie in Stein gemeißelt und gesellig (Autogramme ohne Ende), Ronnie feixend und voller Vorfreude, sowie Mick, man glaubt es kaum, nervös wie niemand sonst. An Chuck Leavell kommt niemand vorbei! Ernsthaftigkeit aller Orten. Mick Taylor zog sich langsam zu, was leider, leider auch zu hören war. Somit hat er traurigerweise mal wieder eine Chance verpasst. Er war nicht gut, obwohl er sich nach Kräften bemühte, aber sein Talent blitzte nur sporadisch auf, was Mick und Keith sichtbar unheimlich ärgerte; denn sie wollten ihm was Gutes tun, wie man von Charlies Tochter deutlich hören konnte. Er hat es wirklich vermasselt. Was Mick wütend machte und Keith ziemlich sprachlos, war das Auftreten von Jeff Beck, der mir bei den kurzen Proben unglaublich gut erschien, aber während des Konzertes einfach seinen Soloegotrip an der Band vorbei durchzog. Der Mann ist, das größte Manko seiner Laufbahn, einfach nicht teamfähig. Fremdschämen fiel mir bei seinem Auftritt ein, die Gastgeber führt man nicht einfach so vor. Sollte mich wundern, wenn er noch einmal eingeladen wird.
    Ansonsten war das ein berauschender Auftritt. Jagger ist in seinen Bewegungen und seinem Timing mittlerweile ein Phänomen und es bestätigt sich das, was ich schon immer gesagt habe: der Mann ist eigentlich nicht fotogen, weil die Falten sichtbarer sind als in Natura. Der Junge ist von unglaublicher Fitness und bewegungstechnisch viel jünger einzuschätzen.
    Erster unter Gleichen: Ron Wood! Was er spielt ist von brilliantem Timing geprägt und mittlerweile von einer Finesse, die nur die Erfahrung und die Leidenschaft bringt. — Soweit erst mal. Mein liebster Song an dem Abend: Doom and Gloom. Das kam mehr als nur richtig gut! Und Charlie hat eine wirklich nette und überaus freundliche Tochter. Sie hat mir ein paar rührende Dinge über Mick erzählt. Unglaublich das Ganze, aber sie will nicht, dass das sonst noch jemand erfährt. Ehrensache.

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    #8686913  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    Sehr cooler Post, Roland! Thänx! :-)

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    #8686915  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,390

    Vielen Dank für Deinen interessanten Bericht, Bgigli! Deckt sich mit meiner Wahrnehmung was Taylor, Beck, Jagger und Wood betrifft!

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    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #8686917  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,390

    Der HofackerInteressant finde ich in diesem Zusammenhang folgendes Phänomen: Die Stones (und McCartney, Dylan, Young, Springsteen etc.) sind heute so etwas wie die Sinatras und Armstrongs zu der Zeit, als ich jung war. Und die, so fand man damals, gehörten ohne Frage zum Alteisen. Heute dagegen gibt’s jede Menge junge Leute, die diese alten Säcke von heute cool finden.
    Ich kann mir das nur mit einem erschreckenden Mangel an jungen Identifikationsfiguren mit Minstream-Potenzial erklären und damit, dass die Pop- und Rockrevolution der 60er/70er Jahre offenbar kulturelle Dispositionen gesetzt hat, die noch heute gültig sind. Kurz: Was vor 40 Jahren cool war, geht auch heute noch. Vor 40 Jahren dagegen war es unmöglich, etwas cool zu finden, was da schon 40 Jahre her war.
    Und vielleicht liegt es auch daran, dass durch das Internet und den allgemeinen Historisierungswahn die Vergangenheit in den Medien so allgegenwärtig ist, dass sie in gewisser Weise ohnehin Gegenwart ist.
    Und die Stones waren in all diesen Epochen immer on top.

    Ich könnte mir vorstellen, dass die Diskrepanz dessen, was vor 40 Jahren bei der Jugend nicht mehr cool war (Sinatra, Armstrong) und dessen, was heute bei den Kids anscheinend noch geht (Stones, Beatles, Led Zep) dessen geschuldet ist, dass in den 60s tatsächlich eine gesellschaftliche Revolution angestoßen wurde, die die damaligen alten Mainstreamhelden ins Coolness-Aus gekickt hat und eine weitere Revolution in diesem Maße bislang nicht stattgefunden hat. Und man komme mir jetzt bitte nicht mit Punk, das war nur eine Häutung als Reaktion auf zu lange Instrumentalpassagen und zu viele Konzeptalben.

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #8686919  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    j.w.Und man komme mir jetzt bitte nicht mit Punk, das war nur eine Häutung als Reaktion auf zu lange Instrumentalpassagen und zu viele Konzeptalben.

    Quatsch! Punk war eine Wutreaktion darauf, dass Rock fett und tranig geworden war. Viel schlimmer als Instrumentalpassagen und Konzeptalben erschienen den Punks der Pomp und die Prätention, in denen Rock Mitte der Siebziger Jahre sich erging (wobei das allerdings im Grunde auch Synonyme sind, nämlich Instrumentalpassagen und Pomp sowie Konzeptalben und Prätention). Als einzige Ausnahme ragten da The Who heraus, die von den Punks immer respektiert wurden, und dazu passt, dass Pete Townshend gegenüber den Hippies den gleichen Ekel empfand wie sie.

    --

    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8686921  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    j.w.Ich könnte mir vorstellen, dass die Diskrepanz dessen, was vor 40 Jahren bei der Jugend nicht mehr cool war (Sinatra, Armstrong) und dessen, was heute bei den Kids anscheinend noch geht (Stones, Beatles, Led Zep) dessen geschuldet ist, dass in den 60s tatsächlich eine gesellschaftliche Revolution angestoßen wurde, die die damaligen alten Mainstreamhelden ins Coolness-Aus gekickt hat und eine weitere Revolution in diesem Maße bislang nicht stattgefunden hat. Und man komme mir jetzt bitte nicht mit Punk, das war nur eine Häutung als Reaktion auf zu lange Instrumentalpassagen und zu viele Konzeptalben.

    :bier: Seh ich auch so. Und der letzte Satz gilt im Grunde für alles, was den ursprünglichen Rock wieder aufgefrischt hat, also Grunge, Britpop, der ganze Indiewahn der 00er Jahre… Wobei der Einfluss von Punk ja weniger ein musikalischer war als ein kulturästhetischer.
    Ansonsten kann ich mich erinnern, dass es musikalisch für mich als 15-Jährigen (1972/73) keine Musik vor 1955 gab, worum zu kümmern sich gelohnt hätte. Schon Elvis war nicht mehr vertretbar (was natürlich an meiner Ahnungslosigkeit lag). Von der Generation vor Beatles & Stones galt ausschließlich Bogart als akzeptabel. Und der hat Gott sei Dank nicht gesungen.
    Mei, bin ich froh, dass ich nicht mehr 15 bin…

    --

    #8686923  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    Hal CrovesQuatsch! Punk war eine Wutreaktion darauf, dass Rock fett und tranig geworden war. Viel schlimmer als Instrumentalpassagen und Konzeptalben erschienen den Punks der Pomp und die Prätention, in denen Rock Mitte der Siebziger Jahre sich erging (wobei das allerdings im Grunde auch Synonyme sind, nämlich Instrumentalpassagen und Pomp sowie Konzeptalben und Prätention). Als einzige Ausnahme ragten da The Who heraus, die von den Punks immer respektiert wurden, und dazu passt, dass Pete Townshend gegenüber den Hippies den gleichen Ekel empfand wie sie.

    Das mit dem Pomp und der Prätention ist natürlich ein liebgewordener Mythos, und natürlich hatte man seine Feindbilder. Was die Stones angeht, die haben den Punks ja mit Some Girls gezeigt, wie Punk geht.
    Ansonsten aber spielten beim UK-Punk ja auch noch jede Menge andere Dinge eine wichtige und auslösende Rolle, zum Beispiel die soziale und wirtschaftliche Wirklichkeit der mittleren 70er Jahre. Ich denke, die Punks, die es ernst meinten und bis drei zählen konnten, waren weniger zornig auf die Stones und Pink Floyd als auf die Arschlöcher, die ihnen jegliche Lebensperspektive versaut haben sowie die Bullen und das verkrustete und verlogene moralische Gerüst der Gesellschaft jener Tage.
    Ansonsten gab es im Punk entsetzlich viele lausige Musiker. Die paar guten (Clash, die ganze Stiff-Gang, einige aus der Ska-Abtlg. etc.) schauten dann ja auch sehr schnell über den Punktellerrand hinaus und zählten ruckzuck selber zum Pop-Adel.

    --

    #8686925  | PERMALINK

    de64625

    Registriert seit: 22.04.2012

    Beiträge: 2,794

    Hal CrovesSiehste Hofacker, genau das habe ich ja gemeint. Wenn du ständig solches Geblök an den Kopf geschmissen kriegst und trotzdem deiner Musik treu bleibst, dann weißt du wirklich, warum. Deshalb mein Rat: Preise die Stones in einem Punkforum, sonst weißt du nicht wirklich, was du an ihnen hast. Das hier dagegen ist ja der reine Inzest. ;-)

    Übrigens hat mich das, was ich vom Stones-Auftritt in London so mitbekommen habe, doch arg enttäuscht. Früher hatte das Establishment wenigstens noch Stil…

    Auch wenn Dir das egal ist, mit solchen Beiträgen wirst Du mir hier noch richtig
    sympathisch :bier:

    Lenas Musik ist aber trotzdem Mist! :teufel:

    --

    Was nutzt es denn, einem alten Ochsen, der nur ein einziges Sprüchlein draufhat, in's Horn zu kneifen?!
    #8686927  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Der HofackerDas mit dem Pomp und der Prätention ist natürlich ein liebgewordener Mythos, und natürlich hatte man seine Feindbilder. Was die Stones angeht, die haben den Punks ja mit Some Girls gezeigt, wie Punk geht.

    Da die Stones durchaus nicht zu meinen Feindbildern gehören, kann ich über den zweiten Satz lächeln, möchte aber doch auf das Sprichwort verweisen, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. ;-)

    Der HofackerAnsonsten aber spielten beim UK-Punk ja auch noch jede Menge andere Dinge eine wichtige und auslösende Rolle, zum Beispiel die soziale und wirtschaftliche Wirklichkeit der mittleren 70er Jahre. Ich denke, die Punks, die es ernst meinten und bis drei zählen konnten, waren weniger zornig auf die Stones und Pink Floyd als auf die Arschlöcher, die ihnen jegliche Lebensperspektive versaut haben sowie die Bullen und das verkrustete und verlogene moralische Gerüst der Gesellschaft jener Tage.

    Na freilich waren Regierung und Polizei noch viel verhasster als irgendwelche Rockbands, aber da der Mensch nicht vom Brot allein lebt, war es für Punks sehr wohl ein handfester Grund wütend zu werden, wenn in der Popkultur alles nur noch falsch und öde klingt.

    Der HofackerAnsonsten gab es im Punk entsetzlich viele lausige Musiker. Die paar guten (Clash, die ganze Stiff-Gang, einige aus der Ska-Abtlg. etc.) schauten dann ja auch sehr schnell über den Punktellerrand hinaus und zählten ruckzuck selber zum Pop-Adel.

    Hähä. Daraus spricht derselbe herablassende Zynismus, der den ersten Rock’n’Rollern vonseiten des Jazz- und Mainstream-Establishments in den Fünfziger Jahren entgegenschlug. Ohne Punk wäre großen Teilen der Jugend das Leben jedenfalls so unerträglich geworden, wie es zwanzig Jahre zuvor großen Teilen der Jugend ohne Rock’n’Roll geworden wäre. Und der wimmelte auch nur so von „lausigen Musikern“.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8686929  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Der HofackerDas mit dem Pomp und der Prätention ist natürlich ein liebgewordener Mythos, und natürlich hatte man seine Feindbilder. Was die Stones angeht, die haben den Punks ja mit Some Girls gezeigt, wie Punk geht.
    Ansonsten aber spielten beim UK-Punk ja auch noch jede Menge andere Dinge eine wichtige und auslösende Rolle, zum Beispiel die soziale und wirtschaftliche Wirklichkeit der mittleren 70er Jahre. Ich denke, die Punks, die es ernst meinten und bis drei zählen konnten, waren weniger zornig auf die Stones und Pink Floyd als auf die Arschlöcher, die ihnen jegliche Lebensperspektive versaut haben sowie die Bullen und das verkrustete und verlogene moralische Gerüst der Gesellschaft jener Tage.
    Ansonsten gab es im Punk entsetzlich viele lausige Musiker. Die paar guten (Clash, die ganze Stiff-Gang, einige aus der Ska-Abtlg. etc.) schauten dann ja auch sehr schnell über den Punktellerrand hinaus und zählten ruckzuck selber zum Pop-Adel.

    Sehr moderat formuliert, Ernst. Es waren eigentlich nur die gesellschaftlichen Verhältnisse, die auf der Insel den Punk zum Blühen brachten. Den etablierten Rockstars machte man eigentlich nur zum Vorwurf, dass sie diese ignorierten und in ihrer Musik, die ja auch ihren Ursprung in politisch-gesellschaftlichen Missverhältnissen hatte, nichts dergleichen spiegeln wollten.

    --

    #8686931  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,390

    Hal CrovesSiehste Hofacker, genau das habe ich ja gemeint. Wenn du ständig solches Geblök an den Kopf geschmissen kriegst und trotzdem deiner Musik treu bleibst, dann weißt du wirklich, warum. Deshalb mein Rat: Preise die Stones in einem Punkforum, sonst weißt du nicht wirklich, was du an ihnen hast. Das hier dagegen ist ja der reine Inzest. ;-)

    Abgesehen davon, dass Hal Croves Hofacker schreibt, aber Stormy Monday meint, ist das ein hochinteressanter Beitrag.
    Ein „Punkforum“? Würde mich mal interessieren. Punks scheint es ja so gut wie nicht mehr zu geben. Früher hatte selbst jedes Kaff seinen „Dorfpunker“, jede Realschule einer Kreisstadt konnte eine Punk-Clique aufweisen und in den großen Städten waren sie allgegenwärtig. Man sieht immer noch Alt-Punks, aber der Nachwuchs fehlt ja irgendwie. Und klar: Sieht ein 16-jähriger ein Video von Johnny Rotten aus 2012 und vergleicht es mit Jagger in der O2, wird Rotten wohl kaum das attraktivere rolemodel sein. Und es hat den Anschein, dass die jüngste Punkgeneration immer noch die von Green Day sind. Nichts gegen Green Day, aber das ist auch Mainstream. Klar, gibt es auch noch in den Nischen neue, heiße Punkbands. Oder ich sage mal besser: Bestimmt. Denn ich kenne keine. Punk in Deutschland ist Die Ärzte und Die Toten Hosen. Mainstream. Generation 50. Und diese Generation muss erstmal zeigen, wie gut die noch rocken – in zwanzig Jahren!

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #8686933  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,390

    Ach ja, ich vergaß (und das darf man in diesem Forum nicht!):
    Punk ist ja irgendwie auch politisch. :laola0: :lala:

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #8686935  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    Hal Croves
    Hähä. Daraus spricht derselbe herablassende Zynismus, der den ersten Rock’n’Rollern vonseiten des Jazz- und Mainstream-Establishments in den Fünfziger Jahren entgegenschlug. Ohne Punk wäre großen Teilen der Jugend das Leben jedenfalls so unerträglich geworden, wie es zwanzig Jahre zuvor großen Teilen der Jugend ohne Rock’n’Roll geworden wäre. Und der wimmelte auch nur so von „lausigen Musikern“.

    Bei jeder neuen musikalischen Bewegung sind erst mal auch eine Menge Dilettanten unterwegs. Es bleiben allerdings in der Regel nach dem ersten Sturm und Drang diejenigen übrig, die mehr können. Das war schon immer so, im frühen Rock genauso wie beim Punk (der den Dilettantismus ohnehin zum Prinzip erhoben hatte), beim Techno oder sonstwo.
    Das hier festzustellen hat also mit Zynismus oder gar Herablassung nicht das Geringste zu tun.

    --

    #8686937  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    j.w.Abgesehen davon, dass Hal Croves Hofacker schreibt, aber Stormy Monday meint

    Genau hinschauen, Mr. Mod. Ich habe Hofacker angesprochen, aber mit dem „Geblök“ das in meinem von Dir angeführten Beitrag Zitierte gemeint – freilich nur als ein Exempel für eine ganze Gattung von Forumsbeiträgen.

    j.w.Ein „Punkforum“? Würde mich mal interessieren. Punks scheint es ja so gut wie nicht mehr zu geben.

    Ich gebe zu, ich kenne konkret kein Punkforum; das ist aber für mein Argument nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass ich es auf Dauer langweilig finde, wenn musikalisch Gleichgesinnte sich gegenseitig die Eier kraulen (‚tschuldigung, aber ein besserer Ausdruck fällt mir gerade nicht ein), vor allem, wenn es um so einen volletablierten Act wie die Stones geht, vor dem die Journaille sich gewohnheitsmäßig tiefer bückt wie der brave Mann vorm Chef in Degenhardts „Deutscher Sonntag“. Und außerdem gibt es sehr wohl noch eine Menge Leute, die richtigen Punk hören wollen; nie werde ich den grandiosen Jello-Biafra-Gig am 31.7.11 im Bastard Club in Osnabrück vergessen, und da war’s richtig voll und richtig politisch! Sollte es in Deutschland also keine guten Punkbands mehr geben, so gibt es sie immer noch woanders.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
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