Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)

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  • #10341077  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windSirius dann ist ein geiles Teil – wo ist @vorgarten denn wieder abgeblieben?

    wo soll ich schon sein… und warum denkst du bei sirius an mich? ich höre auch sehr viel aktuelles gerade, mit ein paar überschneidungen mit dir (wadadas monk-album mag ich auch ganz gerne, das elektrische nicht so, unit[e] von hawkins fängt super an, fasert dann aber meines erachtens zu stark aus, BLUE MAQAMS hat sich nach dem anfangsflirt in eine wirklich heftige liebesbeziehung verwandelt). mal wieder richtig toll finde ich das doppelalbum von william parker, einen riesenspaß macht FLY OR DIE von jamie branch (die wurde hier mal von redbeans vorgestellt, glaube ich), MASS von jason moran, mit graham haynes im trio, ist auch super, und dann könnte ich noch ca. 10 andere nennen. vielleicht in einem jahresrückblick.

    edit: danke für den crump/davis/mcpherson-hinweis, dieses album ist bisher an mir vorbeigegangen.

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    #10341719  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-windSirius dann ist ein geiles Teil – wo ist @vorgarten denn wieder abgeblieben?

    wo soll ich schon sein… und warum denkst du bei sirius an mich?

     
    Nur so spontan … hör mal in die Samples rein.

    Die Hawkins wächst bei mir allmählich. Hast Du die CDs und sind sie auch verkehrt herum beschriftet?

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10341951  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Nur so spontan … hör mal in die Samples rein.

    habe ich ja gemacht, deshalb fage ich ;)

    gypsy-tail-windDie Hawkins wächst bei mir allmählich. Hast Du die CDs und sind sie auch verkehrt herum beschriftet?

    nein, ich habe sie als dl.

    --

    #10342457  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    Nur so spontan … hör mal in die Samples rein.

    habe ich ja gemacht, deshalb fage ich ;)

    War nur so spontan, dachte irgendwie, das könnte etwas für Dich sein. Siehst bzw. hörst Du das nach den Samples anders?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10342637  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    War nur so spontan, dachte irgendwie, das könnte etwas für Dich sein. Siehst bzw. hörst Du das nach den Samples anders?

    man bekommt überhaupt keinen eindruck durch die samples, es klingt alles sehr geheimnisvoll, wie ein hörspiel. da gibt es erstmal nichts, was mich unmittelbar anspricht.

    --

    #10344451  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Vorhin lief die ganz neue Bobby Bradford aus dem kleinen aber feinen Hause DarkTree – Vinnie Golia ist hier der Leader, wir hören sein Wind Quartet mit Bradford (cor), Glenn Ferris (tb), John Carter (cl) und Golia selbst (woodwinds) in zwei Sets, knapp 70 Minuten Musik, aufgenommen in LA 1979. Es gibt erneut einen ausführlichen Text von Mark Weber und ein paar kleinformatige Photos, klanglich ist das ziemlich gut, musikalisch ziemlich schwierig finde ich, aber nach den ersten Minuten durchaus ansprechend. Bradford/Carter spielten ja auch im Duo, so gesehen ist die Klangpalette hier schon ziemlich reich, Ferris ist ja eh ziemlich gut und Golia selbst honkt auch schon mal ganz schön am Barisax los. Lesen muss ich das Booklet noch, aber fest steht auf jeden Fall, dass Bertand Gastaut, der Produzent hinter DarkTree, auch diesmal wieder ein besonderes Album abgeliefert hat.

    Jetzt läuft zum ersten Mal die vorletzte (? – das geht gerade auch sehr schnell, dünkt mich) Veröffentlichung der Pianistin Kris Davis, eine Reihe von Duos mit einer Musikerin (Angelica Sanchez-p) und sieben Musikern (Don Byron-cl, Tim Berne-as, Billy Drummond-d, Bill Frisell-g, Marcus Gilmore-d, Julian Lage-g, Craig Taborn-p). Es gibt zuerst acht Kompositionen und dann acht Improvisationen, letztere in der umgekehrten Reihenfolge, in der Mitte (#8 und #9 – ist also weniger schön symmetrisch als mein grosser BFT neulich ;-) ) stehen zwei Stücke mit Don Byron, darum herum der Reihe nach Tim Berne, Marcus Gilmore, Billy Drummond, Angelica Sanchez, Craig Taborn, Julian Lage und Bill Frisell. Dass jeweils dieselben Instrumente aufeinander folgen (also je zweimal p/g, p/p und p/d, dann as/p, zweimal cl/p, wieder as/p, und wieder zweimal p/d, p/p, p/g(, ist zugleich etwas verwirrend wie faszinierend, denn das Ding fliesst so irgendwie ganz schon ineinander und funktioniert vom ersten Eindruck her auch als Album ziemlich gut. Vermutlich nicht meine liebste Davis-CD (die gibt es allerdings glaube ich noch gar nicht bzw. nur in meinem Kopf), aber durchaus hörenswert. Man kriegt die Scheibe wohl am einfachsten über ihre Bandcamp-Seite (wo auch das jüngste Opus – nur als File-Häufchen – zu kriegen ist, das ich nicht kenne).

    PS: Leider ist die Hülle der Davis-CD mal wieder deppert verleimt, die CD (plus DVD, die auch dabei ist, das Programm ist glaube ich völlig identisch, wohl einfach im Studio auch noch gefilmt) zuweit reingerutscht ist und verklebt … und auch tatsächlich schon ein paar Mal springt. Sehr ärgerlich.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10352491  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Clean Feed, 2017

    Ich habe meine Clean Feed-CDs dieses Jahres gebündelt und will mich durch den Stapel hhören – manches zum ersten Mal, manches von früher im Jahr noch einmal. Die eine, die öfter lief, ist die Trio-CD von Angelica Sanchez, die ich schon in meinen BFT aufgenommen hatte.
     

    Joe McPhee/Pascal Niggenkemper/Stale Liavik Solberg – Imaginary Numbers | Los geht es mit Joe McPhee an der Pocket Trumpet und dem Tenorsaxophon, zusammen mit dem Bassisten Pascal Niggenkemper und dem Drummer Stale Liavik Solberg. Aufgenommen wurde das Trio live im Dezember 2015 in Brooklyn, erschienen ist das Album erst gerade. Drei lange Stücke, das erste über 20, die beiden folgenden um die 10 Minuten. Da werden weite Bögen gebaut, druckvolle „Free Jazz“-Momente wechseln sich mit freien Passagen, in denen Klängen hinterhergelauscht wird, die Trommeln geschabt, die Saiten gekratzt werden, die Trompete kleinen Fragmenten hinterhersteigt, diese dreht und wendet … Niggenkemper schiebt wie üblich Dinge (diese grossen Trichter wohl?) zwischen die Saiten seines Basses, dämpft und verfremdet den Klang. Wenn McPhee zum Tenorsax greift, geht plötzlich eine Welt auf – was für ein Ton! Dass der zweite Track eine Hommage an John Coltranes „A Love Supreme“ ist, scheint mir nicht bloss aufgesetzt sondern das passt irgendwie tatsächlich, auch wenn die Musik dieses Trios auch noch ganz andere Pfade beschreitet. Vom ersten Eindruck her eine sehr schöne Aufnahme – mit Drones und freien Grooves, zupackenden Melodien, komplexen Rhythmen, gebogenen und zerdehnten Tönen … und dann muss natürlich noch McPhees Trompete erwähnt werden: verspielt, dicht, kraftvoll und doch sehr zart.
     

    Tree Ear – Witches Butter | Tree Ear, die drei Spieler in Westernmontur auf dem Cover, das sind: Sebastian Strinning (Tenorsaxophon und Bassklarinette), Manuel Troller (Gitarre) und Gerry Hemingway (Drums und Stimme). Hier wird viel stärker an der klanglichen Ebene gearbeitet, Hemingway spielt of sehr zurückhaltend, Troller und Strinning wechseln zwischen melodischen Passagen – in „Third Man Walking“, das in der Tat in einen tollen „gehenden“ Groove findet wird Strinning an der Bassklarinette fast schon melodieselig, aber bei grösster Zurückhaltung – und klanglichen Experimenten. Vermutlich ist das für mich eher Konzert- denn Stubenmusik, aber die Mischung ist gut, obwohl am Ende nach diesem ersten Durchgang nicht wahnsinnig viel hängen bleibt.


     
    Ada Rave Trio – „The Sea, the Storm and the Full Moon“ | Im Klappcover ein Gedicht von Rave:

    I’m in the old sea
    moving in the water, fluttering weightless
    the air becoming obscure, wild wind, spirit changes
    suddenly a house on the beach, I’m behind the glass
    doors watching fascinated
    rough raging sea, observing the storm unfolding unreal,
    squirming almighty
    unexpectedly the storm fades away and I can see a
    prominent full moon
    shining through in silence, rising slowly
    immense in my dream
    so real in me

    Vielleicht ist das hier tatsächlich eine Art freie Programmusik? Denn einen Sturm entfaltet die aus Brasilien stammende Ada Rave (Tenorsaxophon, Klarinette, Flöte) gemeinsam mit zwei Musikern aus ihrer Wahlheimat, den Niederlanden – Nicola L. Hein (Gitarre) und Wilbert de Joode (Bass) – tatsächlich. Und auch die plötzliche Ruhe gibt es, auf die jedoch in der Mitte des Albums, im vierten von sieben Tracks, „The journey of the little being“, wieder ein ordentlicher Ausbruch folgt, in dem Rave an der Klarinette glänzt (es ist der einzige Track, in dem sie Klarinette und Flöte spielt). Der ganze Kram drumherum (ist das „little being“ ihr Baby, das zur Zeit der Aufnahme noch im Bauch war?) ist herzlich egal, denn die Musik ist gut! Die Kombination von Tenorsaxophon, präparierter Gitarre und Kontrabass bietet eine breite Klangpalette, Rave hat allen schon eine beeindruckende Bandbreite auf ihrem Saxophon, de Joode ist natürlich ein bestens bekannter Veteran, der einiges zu bieten hat, auch wenn er den Bass mit dem Bogen spielt, und Hein bringt immer wieder Neues in den Mix, seien es liegende, geschichtete Töne oder kurze Einsprengsel und einzelne Klänge. Gefällt mir sehr gut.
     

    Jean-Brice Godet – Lignes de crêtes | Auch hier wieder Programmusik? Die Linien von Bergkämmen am Horizont, ein Text über einen, der durchs Gebirge schreitet, ohne Ziel aber mit Grund, sich die Beine zerkratzt, Geräusche hört, die er nicht zuordnen kann (Füchse, Affen, Schiffe, Wasserfälle) … das Album erschien früher in diesem Jahr und lief auch schon, zündete bisher nur so halb. Godet spielt Klarinetten sowie Radio und Diktaphon, Pascal Niggenkemper ist einmal mehr am Bass dabei, den er wie üblich mit verschiedenen Gegenständen traktiert und präpariert, Sylvain Darrifourcq spielt Schlagzeug, Percussion und an einer Stelle die Zither. Das ergibt Klanglandschaften, zu denen Bilder von zerklüfteten Felsen (und da und dort mal ein steil über viele Dutzend Meter herabfallender Wasserfall) durchaus passen. Da und dort tauchen – meist vom Bass getrieben – Reminiszenzen an Free Jazz auf, an die gute alte europäische freie Improvisation (der ich später heute Nachmittag mit dem Schlippenbach Trio frönen werde, es ist schliesslich Winterreisezeit), aber der Klangstrom, den wir hier hören, ist selten eindeutig, nicht alles lässt sich konkret rückführen auf die drei Musiker bzw. man muss sie – in meinem Fall ist das mit Niggenkemper und Darrifourcq der Fall – gesehen haben, um genauer zu verstehen, was hier alles abläuft. Allerdings muss man das wiederum überhaupt nicht verstehen, um die Musik zu verstehen, die sich ihre Bahn bricht und den Raum füllt … heute scheint sie mich mitzunehmen, das gefällt mir gerade deutlich besser als bei den vormaligen Hörgängen. Aufgenommen wurde der Trip live im „Atelier du Plateau“ in Paris im Mai 2016.
     

    Aalberg/Kullhammar/Zetterberg/Santos Silva – The Basement Sessions Vol. 4 (The Bali Tapes) | Wenn ich den Namen von Jonas Kullhammar lese, des Saxophonisten, dessen Trio mit Espen Alberg (Drums) und Torbjörn Zetterberg (Bass) hinter den „Basement Sessions“ steckt, denke ich stets an druckvollen, energiegeladenen Free Jazz voller Grooves und mit viel Drive. Doch weit gefehlt, hier herrscht eine entspannte Stimmung vor, mit der lyrischen Trompete von Susana Santos Silva (eine meiner schöneren Entdeckungen der letzten Monate – dank Clean Feed) und den Gamelans, die alle vier neben ihren Hauptinstrumenten spielen, werden lockere und oft sehr verführerische Grooves aufgebaut. Das ist kein präzises, durchgeformtes Album, aber es macht grossen Spass – repeat!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10352887  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    James Blood Ulmer with The Thing – Baby Talk. Live at Molde International Jazz Festival 2015 (Trost, 2017) | Noch eine Neuheit der letzten Monate, die seit ein paar Tagen auch auf dem Stapel lag und wartete … packt mich nicht so sehr wie erhofft, Ulmers Ton ist klasse, aber irgendwie haben sich The Thing bei mir wohl etwas ausgelebt. Live waren sie (am Météo in Mulhouse, 2016 mit Joe McPhee) schon sehr eindrücklich, aber auch da schwang am Ende nicht mehr viel nach. Dieser leicht brutalistische und irgendwie recht hedonistische 90er-Jazz scheint bei mir sein Ablaufdatum überschritten zu haben – aber Ulmer, das ist eh längst geplant, muss ich endlich mal etwas intensiver nachsteigen!
     

    Daunik Lazro/Jean-Luc Cappozzo/Didier Lasserre – Garden(s) (Ayler, 2017) | Aufgenommen wurde das Trio mit Cappozzo (Trompete & Flügelhorn), Lazro (Bariton- und Tenorsaxophon) sowie Lasserre (Drums) im Juni 2016 in der Cappozzone in Luzillé, Frankreich – ich nehme an, das ist bei Cappozzo daheim … Los geht es mit „Sophisticated Lady“, es folgen Stücke von Cappozzo, Coltrane (Lonnie’s Lament), Ayler (Angels) und nochmal Ellington zum Ausklang (Hop Head), dazwischen „Garden“ Nummer 1 bis 3, freie Improvisationen des Trios. Das alles fliesst sehr schön zusammen und es entsteht im Verlauf des Albums ein Ganzes, das mal spielerisch verschmitzt, mal laut scheppernd, dann wieder konzentriert und reduziert daherkommt. Lazro ist vor allem am Barisax klasse. Cappozzo sollte längst ein Musiker sein, den man nicht mehr vorzustellen braucht – leider scheint mir das ganz und gar nicht der Fall zu sein … sein Ton gefällt mir sehr gut, er hat oft etwas Spielerisches aber auch den nötigen Ernst, um eine Messagen herüberzubringen. Lassere wiederum schafft es, quasi im Alleingang als Rhythmusgruppe zu fungieren, was schon ziemlich toll ist.
     

    Hans Hassler – wie die zeit hinter mir her (Intakt, 2017) | Als letzte CD heute noch das zweite Solo- und dritte Intakt-Album des Akkordeonisten Hans Hassler – er steht völlig quer in der Landschaft, spielt Volksmusik und improvisierte Musik, „zelebriert“, wie Bert Noglik in den Liner Notes schreibt, „die Kunst des Solospiels in Echtzeit“. Kauzig ist das, klein und gross, beiläufig und kunstvoll. Und immer ist da eine Irritation, die wohl zu tun hat mit der – wieder Noglik, auch bei ihm in Anführungszeichen – „Ursprünglichkeit“, die man eher zu hören annimmt als wirklich zu hören kriegt – denn Hassler scheint immer schon einen Schritt weiter zu sein als der Hörer, Grenzen gibt es keine, sein Blick geht auf die Welt und seine Musik fand und findet Platz in den unterschiedlichsten Kontexten – und das wirkt auch zurück, wenn er ganz alleine spielt. Wunderbar jedenfalls, gar keine Frage!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10353141  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    James Blood Ulmer with The Thing – Baby Talk. Live at Molde International Jazz Festival 2015 (Trost, 2017) | Noch eine Neuheit der letzten Monate, die seit ein paar Tagen auch auf dem Stapel lag und wartete … packt mich nicht so sehr wie erhofft, Ulmers Ton ist klasse, aber irgendwie haben sich The Thing bei mir wohl etwas ausgelebt. Live waren sie (am Météo in Mulhouse, 2016 mit Joe McPhee) schon sehr eindrücklich, aber auch da schwang am Ende nicht mehr viel nach. Dieser leicht brutalistische und irgendwie recht hedonistische 90er-Jazz scheint bei mir sein Ablaufdatum überschritten zu haben – aber Ulmer, das ist eh längst geplant, muss ich endlich mal etwas intensiver nachsteigen!

    das höre ich ein bisschen anders. was auch immer die „methode the thing“ ist (brutalistisch und hedonistisch, ja, das kommt schon hin), nehme ich sie ziemlich ernst in ihrer fortschreibung der colemanschen harmolodics, überhaupt in ihren erkundungen des ornette-kosmos, in dem sich ja ansonsten nicht mehr allzu viele seit seinem tod bewegen. dass das hier auf james blood ulmer trifft, finde ich in beide richtungen interessant: wahrscheinlich ist er ihnen unter allen coleman-mitstreitern am nächsten, sein „baby talk“ gehört ja sowieso zu ihrem standardrepertoire, das musste alles irgendwann mal zum original führen. auf der anderen seite machen the thing etwas, was wiederum ulmer in seinen bands immer gesucht hat – die gelöste, angepunkte rhythmusmaschine als eigenständige schicht, in die er sich aber trotzdem unnachahmlich einzufügen versteht, andererseits den krawallig zu füllenden solistischen freiraum (bei ihm: für murray, blythe, sanders, bluiett oder zorn), der für gustafson natürlich wie gemacht ist.

    da trifft sich also, was meiner ansicht nach zusammen gehört. das kann aber gerade deswegen auch schief gehen. tut es aber meiner ansicht nach nicht, im gegenteil, ich habe ulmer lange nicht mehr so inspiriert gehört. wie ich mich überhaupt freue, dass es mal wieder eine adäquate bühne für sein immer noch unvergleichbares spiel bietet. einziger wehrmutstropfen für mich: unter 30 minuten.

    --

    #10353381  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartendas höre ich ein bisschen anders. was auch immer die „methode the thing“ ist (brutalistisch und hedonistisch, ja, das kommt schon hin), nehme ich sie ziemlich ernst in ihrer fortschreibung der colemanschen harmolodics, überhaupt in ihren erkundungen des ornette-kosmos, in dem sich ja ansonsten nicht mehr allzu viele seit seinem tod bewegen. dass das hier auf james blood ulmer trifft, finde ich in beide richtungen interessant: wahrscheinlich ist er ihnen unter allen coleman-mitstreitern am nächsten, sein „baby talk“ gehört ja sowieso zu ihrem standardrepertoire, das musste alles irgendwann mal zum original führen. auf der anderen seite machen the thing etwas, was wiederum ulmer in seinen bands immer gesucht hat – die gelöste, angepunkte rhythmusmaschine als eigenständige schicht, in die er sich aber trotzdem unnachahmlich einzufügen versteht, andererseits den krawallig zu füllenden solistischen freiraum (bei ihm: für murray, blythe, sanders, bluiett oder zorn), der für gustafson natürlich wie gemacht ist.
    da trifft sich also, was meiner ansicht nach zusammen gehört. das kann aber gerade deswegen auch schief gehen. tut es aber meiner ansicht nach nicht, im gegenteil, ich habe ulmer lange nicht mehr so inspiriert gehört. wie ich mich überhaupt freue, dass es mal wieder eine adäquate bühne für sein immer noch unvergleichbares spiel bietet. einziger wehrmutstropfen für mich: unter 30 minuten.

    Danke für die Rückmeldung! Ich rede hier ja sonst mit einer Wand oder mit selbst …

    Klingt jetzt vielleicht naiv, aber ich habe mir tatsächlich noch nie Gedanken darüber gemacht, woher The Thing eigentlich kommen. Bin im skandinavischen Jazz ja nicht so tief drin, Vieles spricht mich auch einfach nicht so richtig an (z.B. das meiste, was ECM in den letzten 20 Jahren da gebracht hat – Vesala ist ein anderer Fall, das ist klar). Auf The Thing kam ich via Brötzmann (das Trio mit Gustafsson und Vandermark) und McPhee (das zweite Album halt) … und klar, da sind sie ja drauf, Ornette, Cherry, Ulmer, Lowe, McPhee, Ayler (via „Goin‘ Home“) und, äh, PJ Harvey – die ganzen Heroen halt (von denen ich – neben Harvey – wie Du ja weisst Ulmer mit Abstand am schlechtesten kenne). Die Herleitung kann ich natürlich sofort verstehen, das leuchtet auch absolut ein … aber es bleibt halt dabei, dass der Höreindruck jetzt nicht sooo super war. Die Vergleiche mit den jüngeren Sachen Ulmers fehlen mir zudem auch, aber ihn finde ich auf dem Album vom ersten Eindruck her in der Tat am stärksten. Und die Kürze ja … ich finde ja bei vielen jüngeren Alben (bei Clean Feed, aber auch bei Intakt) die Kürze bzw. die Dauer von so um 45 Minuten sehr begrüssenswert, das ist eine gute Menge an Musik, die man irgendwie auch öfter mal einschieben kann, die man auch einfacher aufmerksam und ohne Ablenkung hinkriegt als 75 oder 80 oder noch mehr … aber es gibt halt auch die Fälle, in denen die Kürze mich daran hindert, so richtig reinzufinden. Vielleicht spielt das hier auch mit, denn das Album ist in der Tat zu Ende, kaum hat man mit Hören angefangen.

    Ansonsten: Hast Du die Stephan Crump auf Intakt schon angehört? Die McPhee auf Clean Feed? Beides übrigens auch Live-Mitschnitte, die beide von einer tollen Dramaturgie und Dosierung durchzogen sind … die Crump finde ich total gut. Davis macht ja gerade viel zu viel, als dass ich mithalten kann, gestern lief gerade nochmal die seltsame C&W-CD von Max Johnson auf Clean Feed, zu der ich weiterhin keinen Zugang finden kann … aber ihre „Duopoly“ ist wirklich gut!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10353557  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    gypsy-tail-wind
    Danke für die Rückmeldung! Ich rede hier ja sonst mit einer Wand oder mit selbst …

    wo’s um austausch geht, bin ich natürlich noch dabei. aber das ist hier ja auch ein seltener fall, wo wir das gleiche aktuelle album kennen.

    gypsy-tail-wind … aber es bleibt halt dabei, dass der Höreindruck jetzt nicht sooo super war. Die Vergleiche mit den jüngeren Sachen Ulmers fehlen mir zudem auch, aber ihn finde ich auf dem Album vom ersten Eindruck her in der Tat am stärksten.

    ja. ich bin da wahrscheinlich auch ein bisschen betriebsblind, mir will es gar nicht in den kopf, dass man bei ulmer nicht sofort von seinem sound oder – überhaupt – spielweise in ganz umfassenden sinn beeindruckt (ich würde eigentlich ein stärkeres wort nehmen) ist. es ist auch jazzgeschichtlich sehr, sehr selten, dass jemand auf einer gitarre eine solche einzigartigkeit hinbekommt. und mit the thing gibt es in diesem fall adäquate, aber auch herausfordernde mitspieler.

    gypsy-tail-windAnsonsten: Hast Du die Stephan Crump auf Intakt schon angehört? Die McPhee auf Clean Feed? Beides übrigens auch Live-Mitschnitte, die beide von einer tollen Dramaturgie und Dosierung durchzogen sind … die Crump finde ich total gut. Davis macht ja gerade viel zu viel, als dass ich mithalten kann, gestern lief gerade nochmal die seltsame C&W-CD von Max Johnson auf Clean Feed, zu der ich weiterhin keinen Zugang finden kann … aber ihre „Duopoly“ ist wirklich gut!

    kenne ich alles noch nicht, bei kris davis werde ich den teufel tun, zum komplettisten zu werden, aber mit crump und mcpherson, das kann eigentlich nur toll sein und wird demnächst angeschafft. ansonsten habe ich gerade genug aktuelles zeug, mehr als sonst eigentlich, vielleicht war es aber auch (für mich) einfach ein guter jahrgang.

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    #10353583  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    Danke für die Rückmeldung! Ich rede hier ja sonst mit einer Wand oder mit selbst …

    wo’s um austausch geht, bin ich natürlich noch dabei. aber das ist hier ja auch ein seltener fall, wo wir das gleiche aktuelle album kennen.

    Das freut mich – und ja, ist so, höre ja gerade auch den grossen Stapel neuer CDs durch, Jahreslisten und sowas, ist zwar Blödsinn aber es macht halt (sonst täte ich es ja nicht) doch Spass, dass mal wieder so gebündelt zu tun!

    vorgartenkenne ich alles noch nicht, bei kris davis werde ich den teufel tun, zum komplettisten zu werden, aber mit crump und mcpherson, das kann eigentlich nur toll sein und wird demnächst angeschafft. ansonsten habe ich gerade genug aktuelles zeug, mehr als sonst eigentlich, vielleicht war es aber auch (für mich) einfach ein guter jahrgang.

    Ein verdammt guter bei mir, meine Liste ist riesig und schwache Alben sind kaum dabei …

    vorgarten
    ja. ich bin da wahrscheinlich auch ein bisschen betriebsblind, mir will es gar nicht in den kopf, dass man bei ulmer nicht sofort von seinem sound oder – überhaupt – spielweise in ganz umfassenden sinn beeindruckt (ich würde eigentlich ein stärkeres wort nehmen) ist. es ist auch jazzgeschichtlich sehr, sehr selten, dass jemand auf einer gitarre eine solche einzigartigkeit hinbekommt. und mit the thing gibt es in diesem fall adäquate, aber auch herausfordernde mitspieler.

    Das Teil läuft gerade wieder, bin früh vom Weihnachtsapéro zurück (die zweite Rede der Stadtpräsidentin in zwei Tagen, siehe Konzerte-Thread) und legte gleich nochmal „Baby Talk“ ein – klar ist Ulmers Spiel grossartig … man darf sagen: geil – nicht? Es ist ja für eine Gitarre aussergewöhnlich physisch (ich habe gerade bei lauten, „intensiven“ Rock- oder rockigen Gitarristen immer wieder diese Momente wo ich denke: das ist alles nur Plastic, das ist völlig flach und eigentlich völlig trivial, egal wie rasch der nun seine Finger bewegt – Gewichse halt, um bei den einschlägigen Metaphern zu bleiben). Also ja, wie gesagt, Ulmer ist klasse, der Eindruck verstärkt sich auch beim Wiederhören. Dass The Thing eine adäquate Begleittruppe ist, keine Frage – so gesehen gewinnt das Ding wohl auch knapp gegen das CherryDing, das sich bei mir ja relativ schnell ausgeleiert hatte (wobei einzelne Songs – „Accordion“! – immer noch grossartig sind). Also: als Ulmer-Album mit guter Begleitung finde ich es ziemlich gelungen, wenn ich das so sagen darf, obwohl ich Ulmer ja noch viel zu schlecht kenne. Aber Du merkst schon: ich will das wirklich ändern, denn wo immer ich ihn mal hörte in der letzten Zeit fand ich ihn toll. Bereit liegen v.a. ältere Sachen: „Odyssey“, „Revealing“, „Bad Blood in the City“, das Album mit Ornette ist auch irgendwo (eine Japan-Ausgabe, vor kurzem erst gekauft), und „In the Name of…“ mit dem Music Revelation Ensemble scheine ich auch irgendwo verlegt zu haben, aber das finde ich wieder. Das dürfte mal eine halbwegs vernünftige Grundausstattung sein, hoffe ich.

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    #10354657  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    gypsy-tail-windAlso: als Ulmer-Album mit guter Begleitung finde ich es ziemlich gelungen, wenn ich das so sagen darf, obwohl ich Ulmer ja noch viel zu schlecht kenne. Aber Du merkst schon: ich will das wirklich ändern, denn wo immer ich ihn mal hörte in der letzten Zeit fand ich ihn toll. Bereit liegen v.a. ältere Sachen: „Odyssey“, „Revealing“, „Bad Blood in the City“, das Album mit Ornette ist auch irgendwo (eine Japan-Ausgabe, vor kurzem erst gekauft), und „In the Name of…“ mit dem Music Revelation Ensemble scheine ich auch irgendwo verlegt zu haben, aber das finde ich wieder. Das dürfte mal eine halbwegs vernünftige Grundausstattung sein, hoffe ich.

    @gypsy-tail-wind sorry, ich war vorweihnachtlich abgelenkt. aber das ist eine super auswahl. mir würden da nur die phalanx-alben fehlen (2 mit george adams , rashied ali und sirone, nicht das funk-teil aus moers, mit adams, amin ali und grant calvin weston). und das späte BIRTHRIGHT ist noch sehr toll.

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    #10354941  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Kein Problem @vorgarten, bin die Tage ja auch nicht mehr so regelmässig im Forum bzw. gucke nur mal kurz rein und übersehe schon mal was Neues. Die Phalanx-Alben kriegt man aktuell überhaupt nicht … warum DIW immer so verdammt exklusiv sein will (wollte), habe ich nie begriffen … „Birthright“ ist aber machbar, wie es scheint.

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    vorgarten

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    gypsy-tail-wind Die Phalanx-Alben kriegt man aktuell überhaupt nicht …

    bei discogs gibt es die für kleines geld. würde ich an deiner stelle machen, die müssten dir eigentlich ziemlich gut gefallen.

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