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vorgartendas höre ich ein bisschen anders. was auch immer die „methode the thing“ ist (brutalistisch und hedonistisch, ja, das kommt schon hin), nehme ich sie ziemlich ernst in ihrer fortschreibung der colemanschen harmolodics, überhaupt in ihren erkundungen des ornette-kosmos, in dem sich ja ansonsten nicht mehr allzu viele seit seinem tod bewegen. dass das hier auf james blood ulmer trifft, finde ich in beide richtungen interessant: wahrscheinlich ist er ihnen unter allen coleman-mitstreitern am nächsten, sein „baby talk“ gehört ja sowieso zu ihrem standardrepertoire, das musste alles irgendwann mal zum original führen. auf der anderen seite machen the thing etwas, was wiederum ulmer in seinen bands immer gesucht hat – die gelöste, angepunkte rhythmusmaschine als eigenständige schicht, in die er sich aber trotzdem unnachahmlich einzufügen versteht, andererseits den krawallig zu füllenden solistischen freiraum (bei ihm: für murray, blythe, sanders, bluiett oder zorn), der für gustafson natürlich wie gemacht ist.
da trifft sich also, was meiner ansicht nach zusammen gehört. das kann aber gerade deswegen auch schief gehen. tut es aber meiner ansicht nach nicht, im gegenteil, ich habe ulmer lange nicht mehr so inspiriert gehört. wie ich mich überhaupt freue, dass es mal wieder eine adäquate bühne für sein immer noch unvergleichbares spiel bietet. einziger wehrmutstropfen für mich: unter 30 minuten.
Danke für die Rückmeldung! Ich rede hier ja sonst mit einer Wand oder mit selbst …
Klingt jetzt vielleicht naiv, aber ich habe mir tatsächlich noch nie Gedanken darüber gemacht, woher The Thing eigentlich kommen. Bin im skandinavischen Jazz ja nicht so tief drin, Vieles spricht mich auch einfach nicht so richtig an (z.B. das meiste, was ECM in den letzten 20 Jahren da gebracht hat – Vesala ist ein anderer Fall, das ist klar). Auf The Thing kam ich via Brötzmann (das Trio mit Gustafsson und Vandermark) und McPhee (das zweite Album halt) … und klar, da sind sie ja drauf, Ornette, Cherry, Ulmer, Lowe, McPhee, Ayler (via „Goin‘ Home“) und, äh, PJ Harvey – die ganzen Heroen halt (von denen ich – neben Harvey – wie Du ja weisst Ulmer mit Abstand am schlechtesten kenne). Die Herleitung kann ich natürlich sofort verstehen, das leuchtet auch absolut ein … aber es bleibt halt dabei, dass der Höreindruck jetzt nicht sooo super war. Die Vergleiche mit den jüngeren Sachen Ulmers fehlen mir zudem auch, aber ihn finde ich auf dem Album vom ersten Eindruck her in der Tat am stärksten. Und die Kürze ja … ich finde ja bei vielen jüngeren Alben (bei Clean Feed, aber auch bei Intakt) die Kürze bzw. die Dauer von so um 45 Minuten sehr begrüssenswert, das ist eine gute Menge an Musik, die man irgendwie auch öfter mal einschieben kann, die man auch einfacher aufmerksam und ohne Ablenkung hinkriegt als 75 oder 80 oder noch mehr … aber es gibt halt auch die Fälle, in denen die Kürze mich daran hindert, so richtig reinzufinden. Vielleicht spielt das hier auch mit, denn das Album ist in der Tat zu Ende, kaum hat man mit Hören angefangen.
Ansonsten: Hast Du die Stephan Crump auf Intakt schon angehört? Die McPhee auf Clean Feed? Beides übrigens auch Live-Mitschnitte, die beide von einer tollen Dramaturgie und Dosierung durchzogen sind … die Crump finde ich total gut. Davis macht ja gerade viel zu viel, als dass ich mithalten kann, gestern lief gerade nochmal die seltsame C&W-CD von Max Johnson auf Clean Feed, zu der ich weiterhin keinen Zugang finden kann … aber ihre „Duopoly“ ist wirklich gut!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba