Die besten Blue Note Alben

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    gypsy-tail-wind
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    katharsisStimmt, „Sunburst“ meine ich sehr funkig in Erinnerung zu haben.
    Weil Du Chambers erwähnst: „Mirrors“ kenne ich nicht, aber „The Almoravid“ ist fantastisch!!

    Die besagte Downbeat-Ausgabe stammt übrigens vom März 2009.

    „Mirrors“ ist übrigens in meiner Erinnerung kein wirklich gutes Album, nur so mittelprächtig. Reicht jedenfalls nicht an Chambers grosse Momente heran (etwa „Components“ mit Bobby Hutcherson, auf dem die Hälfte der Kompositionen von Chambers stammte).

    katharsisIch hab‘ das Album ziemlich stark in Erinnerung. Vor allem auch wegen der interessanten Besetzung und der Version von „Catta“, einem meiner Lieblingsstücke.

    DB habe ich mir noch nie gekauft.Die Cover sind wirklich grauenhaft und ich finde nur wenig, was mich zu lesen interessieren würde. In besagter Ausgabe habe ich mal geblätter, auch nur wegen der Lieblingsalben.

    Werd mir „The Almoravid“ mal wieder raussuchen! Ich hab’s so in Erinnerung, dass ich die zwei Stücke mit der ganzen Band recht gut fand, aber den Rest halt etwas „sketchy“ und wenig zwingend.

    Dieses DB-Heft scheine ich nicht zu haben, kann mich aber erinnern, dass Jazz Magazine eine grössere BN-Nummer hatte, vielleicht gab’s dort was ähnliches, werd ich mal gelegentlich raussuchen.

    lotterlotta@gtw:
    Kenny Dorham Sextet
    Kenny Dorham (tp) Charles Davis (bars) Kenny Drew (p) Grant Green (g) Wilbur Ware (b) Kai ??? (d)
    Rudy Van Gelder Studio, Englewood Cliffs, NJ, March 19, 1961

    tk.9 Mason Dixon Line Blue Note rejected
    tk.20 Blues Lament –
    tk.24 Cross „D“ Tracks –
    tk.26 Blue Ching –
    tk.27 Spadesville –
    tk.31 9 1/2 Street –

    müsste sich um Kai Winding handeln!!

    hab mich gerade durch Jackie Mcleans one step beyond gehört, könnte mein favorit von ihm werden, liegt wohl an der enormen ähnlichkeit zu moncurs evolution….

    Nein, Kai Winding spielte Posaune.

    Eigentlich sollte man ja die Fitzgerald KD-Leader-Disko zitieren, nicht die copy-paste-jazzdisco.org… dort sieht der Eintrag so aus:

    Date: March 19, 1961
    Location: Van Gelder Studio, Englewood Cliffs, NJ
    Label: Blue Note

    Kenny Dorham (ldr), Charles Davis (bar), Kenny Dorham (t), Grant Green (g), Kenny Drew, Sr. (p), Wilbur Ware (b), unidentified (d)
    a. tk 9 Mason-Dixon Line – 7:22 (Kenny Dorham)
    b. tk 20 Blue Lament – 5:26 (Kenny Dorham)
    c. tk 24 Cross „D“ Tracks – 6:40 (Kenny Dorham)
    d. tk 26 Blue Ching – 6:18 (Kenny Dorham)
    e. tk 27 Spadesville – 9:16 (Kenny Dorham)
    f. tk 31 9 1/2 Street – 5:41 (Kenny Dorham)

    Cuscuna/Ruppli (1st edition) lists drummer as „poss. Philly Joe Jones“ but Cuscuna/Ruppli (2nd edition) gives drummer as „Kal ?“.

    --

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    #2246941  | PERMALINK

    katharsis

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    „Components“ ist tatsächlich spitze als Komponist. Auch mag ich die ganzen anderen BN-Alben mit ihm als Drummer recht gerne. „Breaking point“, „Contours“, „The all seeing eye“ oder die ganzen Andrew Hill und Hutcherson-Sessions.

    @lotterlotta: „One step beyond“ ist auch aus dem von Dir genannten Grund meine Lieblings McLean-Aufnahme.

    bzgl. KD Sextet. Wer wäre denn noch denkbar? Philly Joe auf jeden Fall. Louis Hayes? Art Taylor? Dave Bailey? oder auch Pete LaRoca?

    --

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    #2246943  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    in Sachen KD Sextett: die Änderung in Cuscuna Rüppli s.o. deutet mir ziemlich klar daraufhin, dass Cuscuna sich die Bänder angehört hat, und dort der Schlagzeuger mit „Kal“ oder „Kai“ angeredet wird – anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären, wie diese Information zustande kommt… (also, nur ein undeutlich gehörter Vorname, der so auch keinen Sinn macht…) was insofern überrascht, als dass es bei Blue Note Studiosessions eigentlich vergleichsweise wenig Überaschungen am Schlagzeug gab, in jenen Jahren, oder? Connie Kay wird es nicht gewesen sein… hab ich schon erwähnt, dass Iron Men als Rhythmusgruppe McBee/Chambers hat…:-)

    wenn ich so in Wilbur Wares Diskografie gucke, der ja um diese Zeit ein kurzes Comeback hatte… bin ich geneigt zu tippen, dass der Name „Al“ sein sollte, as in Albert `Tootie‘ Heath (keine Ahnung, ob der echt ‚Tootie‘ genannt wurde…) oder Al Harewood (wenig wahrscheinlich, da Harewood wohl um die Zeit am ehesten mit Horace Parlan mit BN auftauchte… ohne das nachgeprüft zu haben); aber man weiß es nicht, vielleicht sagt auch nur jemand „kannst du mal die trommel da weg nehmen, Kal?“ und Cuscuna hat vermutet, es handelt sich um den Schlagzeuger… kann aber auch ein Gehilfe sein – pure Spekulation [so wie auf der Clarence Shaw/Shafi Hadi Debut Session, wo offenbar jemand auf dem Band sagt „Haben Sie den Bogen gesehen, Frau Mingus?“ woraus extrapoliert wurde, dass jemand anderes als Mingus selbst am Bass ist…]

    --

    .
    #2246945  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    katharsis@lotterlotta: „One step beyond“ ist auch aus dem von Dir genannten Grund meine Lieblings McLean-Aufnahme.

    Hört euch mal „Destination Out“ an, falls ihr die noch nicht kennt – die find ich sogar noch eine Spur besser (siehe oben)!

    katharsisbzgl. KD Sextet. Wer wäre denn noch denkbar? Philly Joe auf jeden Fall. Louis Hayes? Art Taylor? Dave Bailey? oder auch Pete LaRoca?

    Das sind so in etwa die, die auch sonst um 1961 in der KD-Diskographie auftauchen, ja. Aber ich hab irgendwie das Gefühl, das müsste eher jemand weniger bekanntes sein… zudem würd ich davon ausgehen, dass Cuscuna und andere, die diese Session gehört habe Philly Joe oder LaRoca (und vermutlich auch AT, Heath oder Hayes) ziemlich eindeutig identifizieren hätten können, nicht?
    Kenny Dennis oder irgendsower (passt zwar nicht so ganz zu „Kai“) vielleicht?

    --

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    #2246947  | PERMALINK

    katharsis

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    An Heath hatte ich auch gedacht. Ich würde durchaus vermuten, dass es ein Drummer war, der zu jenen Tagen kein Unbekannter bei BN war. Die übrige Band (bis auf Davis) spricht dafür.
    Vielleicht wurde Cuscuna durch das vermeintliche Kal/Cal fehlgeleitet. Ich weiß auch nicht, ob man das unbedingt heraushören kann. Gut, bei Elvin Jones oder Tony Williams (der war’s dann wohl nicht) vielleicht. Aber bei Heath oder Taylor?

    „Destination out“ ist ein sehr gutes Album. „Love and hate“ ist halt ein Kracher! Trotzdem gefällt mir „One step beyond“ besser. Irgendwie klingt sie frischer, spannender und weniger konventionell. Außerdem entdecke ich immer mehr Tony Williams als ungestüme Granate. Da ist Roy Haynes doch sehr konventionell dagegen. Ich mag das nebulöse an der Session.

    --

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    #2246949  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Taylor ist der, der am Ende immer fast doppelt so schnell ist wie am Anfang :-)

    Ich würd’s mir bei Schlagzeugern mit einiges Ausnahmen (Jones, Williams, Roach, Haynes, Philly Joe, Blakey… vielleicht?) auch nicht zutrauen, aber von Cuscuna oder anderen würd ich da zumindest eine entschiedene Vermutung erwarten, auch bei Heath, Hayes oder Bailey (die ich alle nicht identifizieren könnte, vermute ich)

    Lustig, ich finde irgendwie gerade, dass Hayes „snap“ das McLean Album irgendwie spannender, spritziger macht. Zudem ja: die Kompositionen gefallen mir auch im Schnitt etwas besser als die auf „One Step Beyond“.

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    #2246951  | PERMALINK

    katharsis

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    gypsy tail windTaylor ist der, der am Ende immer fast doppelt so schnell ist wie am Anfang :-)

    Haha! :-)

    gypsy tail windIch würd’s mir bei Schlagzeugern mit einiges Ausnahmen (Jones, Williams, Roach, Haynes, Philly Joe, Blakey… vielleicht?) auch nicht zutrauen, aber von Cuscuna oder anderen würd ich da zumindest eine entschiedene Vermutung erwarten, auch bei Heath, Hayes oder Bailey (die ich alle nicht identifizieren könnte, vermute ich)

    Das würde ich auch erwarten (wollen), aber offenbar scheinen sie ja auch ratlos. Naja, man müsste die Session halt mal hören können.
    Das bringt mich wieder zu der DB-Ausgabe in der jene befragten Musiker von Time, Licks und sonstigen Sachen reden, so dass man als technisch unwissender einfach neidisch wird. Blakey hatte Time, ja! Aber haben das die anderen nicht? Kann man ihn dadurch heraushören?
    Mich fasziniert immer noch das ellenlange Drumsolo auf „Bu’s delight“, bei dem Blakey den Takt mit der Closed Hi-Hat vorgibt und minutenlang trotz aller anderen Sperenzchen hält.

    gypsy tail windLustig, ich finde irgendwie gerade, dass Hayes „snap“ das McLean Album irgendwie spannender, spritziger macht. Zudem ja: die Kompositionen gefallen mir auch im Schnitt etwas besser als die auf „One Step Beyond“.

    Da geht es mir genau andersherum. Ich finde das alles so frisch, McLean klingt wie ausgebrochen und Williams macht allen Feuer unter dem Hintern. „Destination out“ ist da ein etwas kleinerer Bruder. Auch die Kompositionen mag ich auf ersterem lieber.

    --

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    #2246953  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hm, für mich ist wohl eher „One Step“ der Ausbruch, die Eruption (und ja, wie wir vor ein paar Tagen besprachen: die jungen Sidemen haben McLean ein Feuer unterm Hintern gezündet!), „Destination“ dann die reifere in Form gegossene Version, mit „Evolution“ geht’s dann weiter (und das Ensemble wird auch erweitert)… und wenn man Moncur betrachtet (wohl das Schlüssel-Element der Alben?), dann kulminiert das alles in „Some Other Stuff“, wo die lyrische Seite (Hancock! Shorter!) mit der verspielten (Williams!) und weiteren noch faszinierenderen Kompositionen (Moncur!) zusammenkommt… und dazu kriegt man den meiner Meinung nach spannendsten und abenteuerlichsten Bassisten der vier Alben (ja, ich mag Khan auch, ebenso Ridley, aber Cranshaw halte ich generell eher für den Mann, der nie was falsch machte).

    Aber die vier Alben bewegen sich alle auf sehr, sehr hohem Niveau und bilden ein exzellentes musikalisches Ensemble – dass sie auf dem Mosaic Select gebündelt wurden macht daher auch unbedingt Sinn! (Wobei die anderen beiden Sessions dort ziemlich klar abfallen, auch wenn beide nicht schlecht sind… von „‚Bout Soul“ ist allerdings ja nur die Hälfte enthalten.)

    --

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    #2246955  | PERMALINK

    katharsis

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    Du hast vollkomen Recht mit Deinen Ausführungen.
    Vielleicht ist auch „Some other stuff“ das um eine Nuance bessere Album. Bei mir hatten jedoch die „Erstlinge“ einen solchen Impact, so dass sie einfach einen Bonus haben. Der Reiz des Neuen, und so…
    Khan finde ich gerade auch bei „One step beyond“ passend und gut. Cranshaw ist ebenfalls gut, aber vielleicht etwas konservativ für das Setting?

    Ich finde es schade, dass Moncur nicht weiterhin im Rampenlicht stehen durfte, sondern durchaus auch als behäbiger Begleiter durchgereicht wurde. Nichtsdestotrotz sind zwei BN-Alben eine ganze Menge und sie gehören eigentlich beide zu den besten.
    Moncur und Hill hätte ich spannend gefunden. Und – das hatten wir auch schon -ich hätte gerne gehört, was Hubbard anstelle von Morgan auf „Evolution“ angestellt hätte. Oder auch Dorham. Oder Woody Shaw. Vielleicht auch Blue Mitchell? Aber das ist wohl müßig..

    --

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    #2246957  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Und Blakey ist der, der diese Latin Beats nie so recht hinkriegt und immer so einen Stress hat, dass gewisse Synkopen fast wie Viertelstriolen enden… :-)
    Daneben aber ein äusserst kraftvoller und swingender Drummer – kein subtiler, aber ein mitreissender Drummer, uns seine „rolls“ sind unglaublich!

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    #2246959  | PERMALINK

    nail75

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    katharsis
    „Destination out“ ist ein sehr gutes Album. „Love and hate“ ist halt ein Kracher! Trotzdem gefällt mir „One step beyond“ besser. Irgendwie klingt sie frischer, spannender und weniger konventionell. Außerdem entdecke ich immer mehr Tony Williams als ungestüme Granate. Da ist Roy Haynes doch sehr konventionell dagegen. Ich mag das nebulöse an der Session.

    Das sehe ich genauso. Ich schreibe das vor allem, weil ich nicht weiß, ob ich oben genau das Gegenteil behauptet habe, weil ich die Namen der beiden Alben durcheinander gebracht habe. Die Aufnahmen mit Moncur (den ich immer falschschreiben will) gefallen mir von den McLean-Aufnahmen am besten.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2246961  | PERMALINK

    katharsis

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    Stimmt, Blakey zeichnet sich durch die Drumrolls aus.

    --

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    #2246963  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    redbeansandrice

    also… dass das alles in allem ein valider Punkt ist, will ich nicht abstreiten, aber in diesem speziellen Fall greifst du die falschen an… die Enttäuschung von Jarman und Mitchell aus der oben beschriebenen Anekdote war ja direkt nach dem erscheinen von Right Now, also in der Mitte der sechziger Jahre; wenn irgendwelche Künstler mit ihrem Werk dafür stehen, dass fröhliches Durecheinandertröten keine langfristige Lösung ist, dass es gelingen muss die Erkenntnisse des Free Jazz in weniger hitzigem Umfeld weiterzuverbraten – ohne dabei jedoch in Hard-Bop-Seligkeit zurückzufallen – dann sind das die Chicagoer, Mitchell und das AEC, Threadgill, Braxton… und man kann sich das doch ganz gut vorstellen, sie saßen in Chicago, waren Anfang 20, grübelten über das was irgendwann das Art Ensemble of Chicago werden sollte (siehe das was gtw unter „eingereiht“ verlinkt hat)… denen war sehrwohl bewusst, dass Ayler nicht das Ende der Geschichte ist… und es macht auch absolut Sinn, dass sie für diese Unternehmungen auf den progressiveren McLean Alben wichtige Inspirationen fanden… und auf den weniger progressiven – schöne Musik hin oder her – nun mal nicht… das halt ich erstmal für vollkommen legitim…

    Die Diskussion ist inzwischen ganz woanders angekommen, aber dennoch hierzu noch schnell: Ich wollte eigentlich nicht die Musiker kritisieren, die damals nach einem neuen Weg suchten, sondern diejenigen, die heute immer noch alles unter dem Blickwinkel der 60er und eines idealisierten Begriffs der Innovation begreifen. Aber auch den Free Jazzern der 1970er kann man vorwerfen, dass sie in einem Diskurs der Innovation gefangen waren, der selbst den Afro-Amerikanern, ihrem eigentlichen Publikum, egal war, so dass der Jazz schließlich immer mehr und mehr Publikum verlor bis zur heutigen weitgehenden Bedeutungslosigkeit unter Afro-Amerikanern.

    Man kann sich ja mal fragen, wie es dazu kommen konnte, dass die große afro-amerikanische Musik zur Musik weißer Intellektueller werden konnte. Letztlich sind letztere die einzigen, die die Geduld und den Willen aufbrachten, sich dieser komplexen, sperrigen und fordernden Musik zu nähern. Während Jarman und andere sich fragten, warum Hutcherson jetzt nicht den nächsten Schritt ging, verließ das (afro-)amerikanische Publikum sie in Scharen. Dass das Art Ensemble letztlich wirkliche Bekanntheit durch die Aufnahmen für ECM erlangte, ist keine bittere Ironie (außer für Chuck Nessa), sondern Ausdruck der Verlagerung des Publikums. Das war inzwischen europäisch und weiß.

    Die ursprüngliche Idee des Free Jazz war ja die individuelle spirituelle Befreiung (Coltrane), die natürlich im aufgeheizten Klima der 1960er schnell in die politische und gesellschaftliche Befreiung der Afro-Amerikaner münden musste. Das war der Anspruch! Kein Wunder, dass manche afro-amerikanischen Free-Jazzer, die von Weißen ja nur schlechtes erwarten, die Ursache für ihr Scheitern im FBI und diffusen Verschwörungstheorien erblicken. Jemand hatte offensichtlich das Ziel verfolgt, die Befreiung der Afro-Amerikaner zu verhindern. Stattdessen war ihnen einfach nur ihr Publikum davongelaufen. Das war natürlich eine bittere Erkenntnis und ich verstehe, dass manche das nie akzeptieren konnten.

    --

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    #2246965  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    mal so ein leicht anderer Gedanke… es gab ja durchaus bis in die achtziger Jahre hinein noch Musiker die auch mit bescheidenem Erfolg versucht haben, mit „Free Jazz“ oder zumindest Coltrane-basierter Musik in ihren jeweiligen Communities Akzeptanz zu finden, – vielleicht war es so, dass diese Musiker dann aber einfach nicht mehr die Resourcen hatten, auch noch Manfred Eicher (und uns anderen Europäern) nachzusteigen… und wir sie deshalb weniger gut kennen… ich denke an Horace Tapscott in Los Angeles oder auch an Phil Cohran in Chicago, der auch viele Theatersachen etc gemacht hat, und dessen schöne Alben (im Chicago thread hoffentlich bald mehr) lange nicht in Europa zu hören waren… vielleicht kann man die sonderbare Entwicklung von Archie Shepp ja zum Teil auch vor dem Hintergrund besser verstehen (ins blaue gesagt)

    noch ein Gedanke ins blaue: den großen Unterschied machte die weiße Öffentlichkeit in den USA vs die weiße Öffentlichkeit in Europa – für die Musiker letztlich zwei zahlungskräftige Märkte außerhalb ihrer Heimat und der zweite hatte einen Haufen Vorteile…

    zweifellos war so, dass man damals fürs Platten machen nach Europa fuhr… zu ECM, BSSN, Enja… das ist natürlich auch irgendwie symptomatisch, muss es aber nicht sein, ist ja nicht so, dass BSSN zB nicht auch in Amerika verkauft und aufgenommen haben… sooo viele große Jazzlabels kann es nicht geben, warum also nicht welche in Europa…

    gibt noch mehr Artikel wie diese, fairerweise die meisten vor 1973, an denen man find ich ganz gut diese Mission für die Schwarze Tradition (?) von jemandem wie Cohran ablesen kann…
    Negro Digest 1968
    Ebony 1971
    Ebony Jr 1981

    letzteres die Kinderausgabe von Ebony, Phil Cohran und Douglas Ewart darüber wie sie die Instrumente ihrer Vorväter nachbauen…

    (wo ich so drüber nachdenke: Du solltest dir das Dark Tree Buch vielleicht echt kaufen, kann gut sein, dass du damit mehr anfangen kannst als ich, und es ist wirklich billig zur Zeit)

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    #2246967  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    wo wir hier neulich von Tina Brooks sprachen, und auch von Jazzmusikern als Sideman bei Ray Charles, hier kann man sich ein „Tenorbattle“ zwischen David Fathead Newman und Tina Brooks angucken…

    um nochmal auf die Diskussion vom Ende zurückzukommen… ich les grad die Coltrane Biografie von CO Simpkins (mehr dazu anderswo), in der unterschwellig die These vertreten wird, dass zumindest in der zweiten Hälfte der 50er Coltranes Rückhalt grad nicht bei den weißen Kritikern war, sondern bei „seinen Leuten“…

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